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Teil 61


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 01:20
Teil 61
von Lyrika
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„Vivek, du bist nicht mehr länger der Mann meiner Träume!“ Verwirrt ging er auf Sara zu. Sie wollte wegrennen, aber er packte sie am Arm.
„Warum nicht? Was ist passiert? Nur wegen dem Brief?“, brüllte er sie an. Wütend drehte sie sich zu ihm herum.
„Ja, wegen diesem verdammten Brief. Du feiger Hund hast ja noch nicht mal gefragt, ob ich schwanger bin.“ Ihr Finger kreiste nahe seiner Nase und ihre Augen funkelten wild. Er stieß sie weg.
„Dann geh doch! Geh zu ihm und werde glücklich.“ Das ließ sich nicht zweimal sagen und rannte aus dem Stand los. Verwundert über ihre Reaktion wußte er im ersten Moment nicht, was er tun sollte.
„Scheiße!“, rief er und spurte hinter ihr her. Er hätte nicht vermutet, daß sie so schnell rennen konnte.
Sara rannte keuchend durch Straßen, die er nicht kannte. Dann war sie plötzlich in seinem Hinterhof. Er brauchte noch drei, vier große Schritte, bis er sie endlich eingeholt hatte. Abrupt blieb sie stehen, drehte sich um und lief rückwärts weiter.
„Was soll die Scheiße? Warum rennst du weg?“, brachte er japsend hervor, nachdem er wieder ein wenig zu Atem gekommen war. Sie sagte nichts, lief nur rückwärts weiter. „Himmel, bleib doch mal stehen!“ Er lief ihr nach. „Sara, da kommt gleich die Mauer. Bleib stehen!“, rief er ihr zu. Sie fixierte ihn und behielt ihren Kurs rückwärts gehend bei. Nun packte ihn die Wut und er setzte zu einem kurzen Spurt an. Derweilen hatte Sara die Mauer erreicht und lehnte sich mit dem Rücken an sie. Vivek kam vor Sara zum stehen und rammte seine Faust laut krachen neben ihrem Kopf an die Mauer.
„Hörst du mir jetzt endlich zu!“, befahl er ihr. Sie lächelte ihn nur an. „Was soll das denn Sara?“, zischte er durch seine Zähne und rammte die andere Faust neben ihren Kopf an die Wand. Sara grinste still vor sich hin. Es kochte ihn ihm und er wurde seiner Gefühle nicht mehr Herr. Ein brennender Schmerz stieg ihn ihm auf.
„Verdammt, ich hab dich so vermißt.“, keuchte er, packte ihr Gesicht zwischen seine Hände und küßte sie voller Leidenschaft. Er schrie auf, da er bemerkte, wie sich ihre Fingernägel in seinen Rücken bohrten. Mit einem festen Griff fuhr er ihr in die Haare und riß ihren Kopf zärtlich nach hinten. Seine Küsse trafen hart auf ihren Hals. Sara stöhnte auf.
„Sara, verzeih mir. Ich war so blind gewesen. Ich liebe dich. Nur dich.“, hauchte er zwischen den Küssen, die er abwechselnd auf ihren Lippen und Hals verteilte. Er hielt kurz inne, schaute ihr in die Augen und erkannte, was er nie wieder missen wollte. Seine Hand, noch immer in ihren Haaren verharrend, zog er sie sanft nach unten. Sara hatte kein Wort mehr gesagt.
„Und du?“, wollte er wissen, während er anfing seine Hand unter ihrem T-Shirt kreisen zu lassen. Sie öffnete den Mund und sagte: „Sehr geehrte Fluggäste! Wir werden in zirka einer Stunde unseren Zielflughafen erreichen. Bitte stellen Sie das Rauchen ein und schnallen Sie sich an.“ Vivek starrte sie an.
„Sara?“
„Vivek?“
„Sara?“
„Nein, Delia. Vivek?“ Sara lächelte und löste sich langsam in einen Nebel auf.
„Vivek, aufwachen!“ Jetzt wurde ihm bewußt, daß es Delia war, die ihn sanft an der Schulter ruckelte. „Vivek, du hast geträumt und immer leise `Sara` gerufen.“, hörte er sie sagen. Was für ein verrückter Traum, dachte er und lächelte zufrieden mit noch geschlossen Augen vor sich hin.


„Ich gestehe es mir zwar nicht gerne ein, aber du hast mir gefehlt:“ Zayed schaute seinen Zwilling an und grinste herausfordernd. Er hatte schon zirka zwei Stunden vor Viveks Ankunft auf dem Flughafengelände verbracht. Immer wieder gingen ihm Gedanken durch den Kopf. Was sollte er Vivek von Heike erzählen? Was wollte er wissen? Und wichtiger noch: Sollte er Vivek seine Begegnung mit Sara beichten?
Um sich abzulenken ging Zayed auf die Aussichtsplattform des Flughafens von der man aus die Maschinen beim Landen und Starten beobachten konnte. Hier durfte auch geraucht werden. Zayed ging zu der Brüstung, stemmte ein Bein locker auf eine der unteren Verstrebungen und zog ein Päckchen Zigaretten aus seiner Hosentasche. Mit der einen Hand bildete er einen kleinen Windschutz, um sich die Zigarette zu entzünden. Tief sog er den Rauch ein, der von dem herrschenden Wind auf der Aussichtsplattform davongetragen wurde. Das eine Bein immer noch in der Stellung verharrend, legte er seine Unterarme auf die oberste Verstrebung und sah dem Treiben auf der Rollbahn zu. Dabei rauchte er in aller Ruhe seine Zigarette und hing seinen Gedanken nach. Ob es vielleicht doch nicht die schlechteste Lösung war, die Vivek für sich gefunden hatte: Einfach abhauen! Den Dingen davonzurennen? Würde man so seinen Frieden finden? Außer ein paar E-Mails hatte er mit Vivek keinen Kontakt mehr gehabt. Die Anrufe nach Indien waren nicht die Billigsten und das Internet war die günstigere Alternative. Anhand der Worte, die sein Bruder wählte, konnte Zayed herauslesen, das er sich auch in Indien, weit entfernt von allem, nicht wohl fühlte. Das ohrenbetäubende Dröhnen einer zum Start bereiten Maschine zerriß seinen Gedankenfluß. Wie um alles in der Welt kommt so`n Vogel in die Luft, dachte Zayed und beobachtete faszinierend, wie sich die Turbinen, mit dem Auge nicht mehr greifbar, immer schneller drehten. Die Maschine rollte in Position, beschleunigte und hob sich in die Luft. Er sah ihr nach. Anstatt Medizin zu studieren, hätte ich es mal mit Maschinenbau Spezialgebiet Flugzeuge versuchen sollen, murmelte er zynisch und dachte dabei, so wäre mir Sara vielleicht nie über den Weg gelaufen. Ein Blick auf seine Uhr zeigte ihm an, daß Viveks Maschine in einer halben Stunde landen würde. Und nun stand er ihm gegenüber.
„Du Lügner!“ Lachend zog Vivek seinen jüngeren Bruder an sich und drückte ihm ein Küßchen auf die Wange.
„Vivek! Was sollen die Leute denken?“, sagte Zayed und befreite sich aus der Umarmung.
„Och, nun sein nicht so! Wir haben uns ein paar Wochen nicht mehr gesehen, da darf ich dich doch abküssen?“ Vivek wartete nicht auf eine Antwort, sondern schmiß Zayed seine Tasche vor die Füße. „So, das haste nun davon. Jetzt trag mal schön.“ Zayed rollte mir den Augen und fügte sich.
Als die Tasche im Kofferraum verstaut war und beide auf der Autobahn Richtung nach Hause fuhren, berichtete Vivek, wie es ihren Eltern ging, was die weitere Verwandtschaft tat und wie es sich in Mumbai verändert hatte. Gedankenlos und zuhörend zündete sich Zayed wie selbstverständlich eine Zigarette an. Augenblicklich verstummte Vivek.
„Was? Erzähl weiter! Wie geht es Onkel Raj?“, wollte Zayed wissen und blies den Rauch aus dem halbgeöffneten Autofenster.
„Du rauchst wieder?“, fragte Vivek verwundert und zündete sich selber eine Zigarette an. Jetzt erst bemerkte Zayed seine Nachlässigkeit und die sich schon wieder eingestellte Selbstverständlichkeit, nach einer Zigarette zu greifen.
„Ach so, ja, das….Na, so eine Zigarette zwischendurch ist doch was Herrliches.“, versuchte er unsicher zu überspielen, in der Hoffnung, Vivek würde nicht nach dem Grund fragen, der ihn wieder rauchen ließ.
„Und warum rauchst du wieder?“ Mit der Frage hatte Vivek Zayeds Hoffnung zerschlagen. Der Wagen raste mit 80 km/h über den Asphalt. Zayed zwang sich zur Ruhe und steuerte auf die nächste Ausfahrt zu.
„Warum fährst du hier lang?“ Vivek blickte zu seinem Bruder herüber.
„Die bauen heute abend an einem Stück Autobahn.“, log Zayed und war froh, das der Wagen für seinen Zustand jetzt 50 km/h betrug. Die Ampeln, vor denen sie halten mußten, boten ihm ein Zusätzliches an Ruhe, da ein Zittern durch seine Hände fuhr.
„Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“, machte ihn Vivek aufmerksam. Zayed nahm so einen kräftigen Zug von der Zigarette, daß die Glut knisternd den Tabak abbrannte. Hoffentlich sah Vivek nicht das Zittern seiner Hände, dachte Zayed und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus.
„Was ist nun?“, forderte ihn Vivek auf, was ein heftiges Zucken in Zayeds Magen verursachte.
„Ich…also, das mit…“, stotterte Zayed vor sich hin.
„Nein, du sollst nicht meine Frage beantworten. Fahr lieber, es ist grün.“, lachte Vivek, wurde aber gleich wieder ernst. „Ehrlich, Brüderchen, was ist mit dir los?“ Zayed trat auf das Gaspedal und zwang sich, es nicht durchzutreten.
„Vivek, ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll.“, versuchte Zayed seinem Bruder auf eine schlechte Nachricht einzustimmen. Er steckte sich eine zweite Zigarette an. „Es ist komplizierter. Viel komplizierter, als du ahnst.“
„Da ist wohl was dran. Umsonst würdest du nach 15 Jahren nicht wieder rauchen.“ Oh Gott, gleich kommt die Wahrheit ans Licht und ich bin an allem Schuld, dachte Zayed, blickte seinen Bruder an und sagte: „Vivek, ich muß dir was beichten.“
Sein Zwilling streckte sich auf dem Beifahrersitz, drückte seine Zigarette ebenfalls im Aschenbecher aus und lächelte. „Mein Bruderherz! Mit was willst du mich denn schocken? Du rufst mich in Indien an und sagst mir, daß Heike wieder da ist. Das war schon Schock genug. Was ist das, was du mir beichten willst? Vielleicht hast du mir verschwiegen, das sie verheiratet ist und nen Kind hat?“ Vivek warf seinen Kopf nach hinten und lachte aus vollem Halse. „Brüderchen, selbst das wäre kein Schock mehr. Es sind fünf Jahre vergangen und das so was passiert bei ihrer Amsemie, ist doch nur verständlich. Und deswegen rauchst du wieder?“
„Ja, ich war so erschrocken über Heikes Auftauchen und was ihr widerfahren ist, daß ich eine rauchen mußte. Du kennst das ja. Aus einer wird dann die zweite und ehe man es sich versieht, raucht man wieder richtig. Und du hast recht; sie hat Mann und Kind.“, nahm Zayed die Spekulation von Vivek als Wink des Schicksals auf. Es sollte nicht sein, redete sich Zayed ein und lächelte jetzt Vivek an. „Überrings: Das heißt Amnesie.“ Der Wagen bog auf den Parkplatz vor dem Krankenhaus ein.
„Nanu, ins Krankenhaus?“, fragte Vivek, während Zayed den Motor abstellte.
„Ja, ungewöhnlich, ich weiß. Komm, ich erzähl dir auf dem Weg zu ihr, warum.“

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