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Teil 40


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 00:52
Teil 40
von Lyrika
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„Was ist los? Warum sollte ich hierher kommen?“ Sorgenvoll blickte Vivek seinen Bruder an, der in seinem Dienstzimmer auf und ab lief, sich immer wieder mit einer Hand durch das Gesicht fuhr und bis jetzt kein Wort, nach Viveks Ankunft, gesagt hatte. Gleich hätte er den Teppich durchgelaufen, dachte Vivek und rutschte auf seinem Stuhl tiefer, um bequemer zu sitzen. Er streckte sich und verschränkte seine Hände hinter seinem Nacken ineinander, sodaß seine Ellenbogen seitlich über seinem Kopf abstanden. Mit ärgerlich werdender Miene schaute er Zayed an.
„Brüderchen, du rufst mich an, bestellst mich hierher und redest nun kein Wort mit mir? Ich spüre doch, daß irgendwas mit dir ist. Also raus mit der Sprache.“ Zayed lief unbeirrt weiter auf und ab. Seine Miene nahm einen sorgenvollen Zug an.
„Hast du ne Zigarette für mich?“, fragte er Vivek und wanderte weiter. Vivek nahm ganz langsam die Arme herunter, stand ebenso langsam auf und ging auf seinen Bruder zu. Auch wenn er das Gefühl der Angst selten gespürt hatte, jetzt kroch es an ihm hoch und packte ihn im Nacken. Sein Herz nahm an Schlägen zu. Er hatte seinen Bruder erreicht und stellte ihm sich in den Weg. Die Zwillinge schauten sich an. Vivek packte seinen Bruder an den Armen und drückte zu.
„Verdammt, was ist los? Zayed, du rauchst seit 15 Jahren nicht mehr und nun willst du eine Zigarette haben? Ist was mit…mit unseren Eltern?“ Viveks Atem ging schneller, konnte er doch die veränderte Art seines Bruders nicht deuten.
„Nein, mit unseren Eltern ist alles in Ordnung.“, sagte Zayed, wandte sich aus der Umfesselung seines Bruders und drehte sich zum Fenster hin. Nun stand er mit dem Rücken zu Vivek und atmete tief durch.
„Meine Güte, Zayed, sag doch endlich was los ist!“ Genervt packte er Zayed an den Schultern und drehte ihn zu sich herum. Erschrocken ging er ein wenig zurück. Sein Bruder hatte Tränen in den Augen. Verwirrt legte Vivek seinen Kopf schief.
„Ich hatte heute eine Begegnung mit einem Patienten, dem es schlecht geht. Ich weiß, das du…“ Vivek verlor an Gesichtsfarbe und unterbrach seinen Bruder.
„Du hattest Dienst in der Rettungsstelle. Nicht Sara, sag nicht Sara.“ Sie war ja schon aus ihrem Urlaub zurückgekehrt, hatte sich aber noch nicht bei ihm gemeldet. Soviel wußte er. Panisch schüttelte er Zayed an den Schultern.
„Nein, es geht nicht um Sara, nicht direkt.“, versuchte Zayed Vivek zu beruhigen und nahm die Hände von seinen Schultern.
„Setz dich, ich will dir alles in Ruhe erklären.“ Sanft schob er Vivek auf den Stuhl und plazierte sich vor ihn. Vivek hörte seinem Bruder aufmerksam zu, nickte und war nach dem Gespräch erleichterter.
„Ich dachte schon, Sara wäre was passiert. Aber nachdem was du mir erzählt hast, geht es mir auch nicht besser. Und wenn ich ehrlich bin, irgendwie glaube ich dir es nicht.“, sagte Vivek und schaute verlegen zu Boden. Zayed hatte sich in der Zwischenzeit auf den Schreibtisch gesetzt.
„Ja, das hab ich mir fast gedacht. Ich weiß zwar nicht warum, aber es ist so. Warum glaubst du mir nicht?“ Abwartend blickte er auf seinen Bruder. Kannte er ihn doch bessere, als er sich selber.
„Weil…weil ich denke, daß du im Sinne der Moral handelst und es dir nicht gefällt, daß meinetwegen eine Beziehung in die Brüche geht. Aber ich werde…“
„Du wirst gar nichts! Und jetzt ist Schluß. Komm, steh auf!“ Zayed wedelte mit seiner Hand vor Vivek herum, um seinem Befehl Nachdruck zu verleihen, daß er es ernst meinte. Verdutzt und unsicher stand Vivek auf, da er wußte, bei diesem Tonfall meinte sein Bruder es so, wie er es sagte. Zayed zog seinen Arztkittel aus und hielt ihm Vivek hin. Kopfschüttelnd und fragend starrte Vivek auf den Arztkittel, nahm ihn dann langsam an sich und zog ihn an. Er verstand ohne Worte, was sein Bruder vorhatte.
„So, und nun bist du ich. Geh auf Station, geh zu ihm ins Zimmer und frag ihn.“, befahl Zayed seinem Bruder.
„Ich kann mich doch nicht als Arzt ausgeben.“, erwiderte Vivek und wollte sich gerade den Arztkittel wieder ausziehen. Zayed stoppte ihn und sagte: „Schau in den Spiegel! Und nun bist du Dr. Shetty. Geh und frag ihn, dann wirst du mir glauben.“
Sie traten beide aus dem Dienstzimmer und gingen zu den Fahrstühlen.
„Ich hab meinen Pieper bei, wenn was ist, rufst du die Nummer an. Ich bleib hier im Dienstzimmer. Geh auf Station 29, hinteres Zimmer links, das Bett am Fenster. Er wird dich erkennen.“, informierte er Vivek und drückte ihn an sich. „Danach kommst du gleich wieder zu mir.“ Die Fahrstuhltür schloß sich und Vivek fuhr in der vertauschten Rolle in die fünfte Ebene. Zayed schaute ihm nach, schloß seine Augen, atmete tief durch und legte den Kopf in den Nacken. Was er Vivek nicht erzählt hatte, das er durch Matthias wußte, daß Sara schwanger ist. Das sollte Vivek von Matthias selber erfahren.


Vivek stand mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube im Fahrstuhl. Was sollte er den Saras Freund fragen? Zayed hatte ihm ja eigentlich schon alles erzählt. Und warum sollte ihn sein Bruder anlügen? Sicher, dachte Vivek, er hat seine Prinzipien, aber würde er deswegen sein eigen Fleisch und Blut eine solche Lüge auftischen? Nein, Zayed war ehrlich zu ihm gewesen. Und dieses Vorhaben hier, ist die reinste Schnapsidee, murmelte er vor sich hin und schaute zu der Anzeigetafel im Fahrstuhl, da der Fahrstuhl seine Fahrt unterbrach. Es ertönte ein Gong, die Anzeigetafel zeigte die erste Ebene an und die Fahrstuhltüren öffneten sich. Bitte laß es kein Kollege von Zayed sein, betete Vivek innerlich, senkte seinen Kopf und drehte ihn etwas zur Seite. Eine Person betrat den Fahrstuhl, drückte einen Kopf und die Fahrstuhltüren schlossen sich. Vivek versuchte so unbeteiligt zu tun, wie es ihm mit einem erhöhten Pulsschlag möglich war. Scheiße, wenn das rauskommt, daß ich nicht Zayed bin, dann ist er seinen Job los, fluchte er im Gedanken verloren und zuckte zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte.
„Zayed?“, fragte die Person unsicher und nahm die Hand von seiner Schulter. Viveks Herz setzte für Sekunden aus, um dann gleich wie von Sinnen höher zu schlagen.
„Sara.“ Er blickte auf und konnte nicht glauben, daß er mit ihr ihm Fahrstuhl stand. Er starrte sie an und brachte kein Wort heraus. Sara schaute ihn an und grinste leicht.
„Du hast heute Dienst?“ Abwartend zog sie ihre Tasche auf die Schulter zurück und legte ihre Stirn leicht in Falten.
„Hallo Sara.“, grüßte er Sara zurück und verstand im ersten Moment nicht, warum sie ihn mit Zayed ansprach. Der Spiegel im Fahrstuhl, auf den er jetzt blickte, gab ihm die eindeutige Antwort. An dem Arztkittel hing das Namenschild von Zayed. Vivek glotzte in den Spiegel und erschrak sich selber, wie ähnlich er doch Zayed sah. Er schenkte seinem Spiegelbild ein Lächeln und drehte sich zu ihr herum. Er hätte ihr spätestens in diesem Moment sagen sollen, daß er nicht Zayed ist, sondern Vivek. Aus einem ihm unerfindlichen Grund ließ er sich aber auf das falsche Spiel ein.
„Ja, ich habe heute Dienst. Und du? Was machst du hier? Ich denke, du bist im Urlaub.“
„Ich bin heute wiedergekommen und will meinen Freund besuchen. Er liegt hier mit einem gebrochen Bein.“ Es schien ihr unangenehm zu sein, da sie versuchte seinem Blick auszuweichen.

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