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Teil 38


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 00:50
Teil 38
von Lyrika
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Der Urlaub war die reinste Erholung. Mit Marie hatte ich viel Spaß. Wir machten lange Spaziergänge, unterhielten uns, gingen bummeln und ließen am Strand die Seele baumeln. Meine Gedanken ordneten sich und ich wurde mir immer sicherer, mit Vivek den Mann meines Lebens gefunden zu haben. Wenn ich an ihn dachte, dann zuckte es in meinem Magen und ein Lächeln entwich meinem Gesicht.
„Warum lächelst du denn immer so?“, wollte Marie den einen Tag wissen.
„Weil ich glücklich bin.“ Und lächelte weiter. In schillernden Farben malte ich mir die Zukunft mit Vivek aus und kam mir wie auf rosa Wolken vor. Alles schien so einfach mit ihm an meiner Seite und das wollte ich nie wieder missen. Ich hatte für die perfekte Erholung mein Handy zu Hause gelassen und die Telefonnummer des Hotels auch nur meinen Eltern gegeben.
Wenn ich am Strand alleine war und auf das Meer hinausschaute, mußte ich an Matthias denken. Er hatte es nicht verdient, von mir so behandelt zu werden. Ich wußte, es würde auch für mich nicht leicht sein, ihm das Ende unserer Beziehung zu beichten. Aber ich konnte nichts gegen meine Gefühle zu Vivek machen; sie waren einfach stärker. Vielleicht waren Matthias und ich nie füreinander bestimmt gewesen, dachte ich und ließ die ankommenden Wellen des Meeres um meine Beine streichen. Er tat mir leid und ich würde ihn nicht verlieren wollen. Aber konnte aus einer ehemaligen Liebe Freundschaft werden? Würde Matthias mir jemals verzeihen können? Ich wünschte mir nichts sehnlicher, daß er glücklich werden würde. Nur konnte er an meiner Seite nicht glücklich werden, weil ich ihn nicht mehr das geben konnte, was er dazu bräuchte. Ich atmete die salzig warme Luft ein und lief ein Stück den Strand herunter. Die Briese des Meeres spielte mit meinen Haaren. Die Dämmerung setzte ein und langsam füllte sich der Strand mit Pärchen. Wie gerne würde ich jetzt hier mit Vivek sitzen. Seufzend machte ich mich auf den Rückweg ins Hotel.

Der Rückflug lief ohne Problem ab und beim auschecken sah ich Kim schon von weitem winken. Mit fröhlicher Geste winkte ich zurück, konnte das Gefühl aber nicht abschütteln, daß Kim verändert aussah. Nachdem wir die Koffer bekommen hatten, lief Marie voraus, begrüßte Kim kurz, die sich aber Marie schnell vom Leib schob und auf mich zukam.
„Hallo Kimimaus. Na, wie geht’s dir?“, plapperte ich gleich los und blickte sie an. Was war denn mit ihr los? Hatte sie geweint?
„Sara, es tut mir leid. Es tut mir so leid.“ Sie brach in Tränen aus und ich nahm sie verwirrt in den Arm.
„Was ist denn passiert?“ Eisige Kälte durchfuhr mich. Sie schlurzte auf und stammelte: „Matthias, er hatte…er ist…er liegt im Krankenhaus.“ Meine Gedanken überschlugen sich und ich drückte Kim von mir weg, um ihr in die Augen schauen zu können.
„Was ist mit ihm?“ Meine Stimme vibrierte und meine Knie fingen zu zittern an.
„Er wollte mit dem Fahrrad zur Uni und ist dabei gestürzt.“, berichtete mir Kim unter Schlurzen.
„Kim, was ist mit ihm? Laß dir nicht alles aus der Nase ziehen!“, keifte ich sie an. Die Panik schnürte mir die Luft ab.
„Ihm ist zum Glück nicht viel passiert.“
„Erzähl doch!“, fauchte ich und hätte ihr fast eine Ohrfeige verpaßt.
„Dann unterbrich mich nicht andauernd!“, fauchte sie zurück und blickte mich gleich darauf entschuldigend an. Ich nickte stumm und ließ sie ausreden.
„Er ist so unglücklich gestürzt, daß er sich sein Bein gebrochen hat. Es war ein offener Bruch und Bakterien sind eingedrungen. Sie haben ihn operiert, aber die Bakterien sind noch nicht aus seinem Knochen draußen und nun…“ Sie wimmerte auf und wischte sich eine Träne von der Wange.
„Was und nun?“ Ich hatte Kim zwar zugehört, aber nicht so richtig kapiert, was mit Matthias geschehen war.
„Zur Zeit sieht es so aus, als wenn Matthias sein Bein verlieren könnte, wenn die Ärzte die Bakterien nicht in den Griff bekommen. Soweit geht es ihm gut.“ Ich mußte mich setzen und die Nachricht erst einmal verdauen.
„Ich will zu ihm.“, sagte ich tonlos und stand auf.
Marie hatte sich verabschiedet und zeigte Verständnis. Sie bot mir noch an, meine Schichten zu übernehmen, wenn ich Zeit bräuchte. Dankend küßte ich sie auf die Wange.

Meine Gedanken rasten in meinem Kopf hin und her. Matthias würde sein Bein verlieren? Mir schossen die Tränen in die Augen, als ich mich in das Taxi setzte, daß uns direkt ins Krankenhaus brachte. Im Taxi schneuzte ich mich und sah Kim an.
„Ich habe ihn jeden Tag besucht. Es geht ihm ganz gut.“, sagte sie und nahm meine Hand. „Aber Sara, ich muß dir etwas sagen.“ Sie knetete meine Hand und wich meinem Blick aus.
„Was denn noch?“ Ich war auf alles gefaßt und hielt die Luft kurz an.
„Er will dich nicht sehen.“, sagte sie so leise, daß ich im ersten Moment dachte, ich hätte mich verhört.
„Wie, er will mich nicht sehen?“
„Er hat mir gesagt, er möchte, daß ich dir sage, was passiert ist, aber erst dann, wenn du wieder zu Hause bist. Und, daß er nicht will, daß du ihn besuchen kommst.“ Sie ließ meine Hand los und blickte mich unsicher an. Jetzt, genau jetzt hätte ich Kim eine herunter hauen wollen. Aber sie wäre die Falsche gewesen, für meine Enttäuschung über Matthias Entscheidung.
„Das kann ich nicht glauben. Er hat dir gesagt, daß er…“ Ich brach mitten im Satz ab, drehte mich zum Fenstern hin und schaute der Stadt zu, die an mir vorbeizog. Warum sollte ich denn noch ins Krankenhaus fahren?
„Halten Sie bitte hier an.“, beauftragte ich den Taxifahrer. Er fuhr an den Straßenrand und stellte den Motor aus. Ohne ein weiteres Wort bezahlte ich, nahm meinen Koffer und setzte mich auf eine Bank, die dort zufällig stand. Kim hatte meiner Handlung freien Lauf gelassen, folgte mir und saß nun neben mir auf der Bank.
„Und nun?“, fragte ich sie und trat meinem Koffer aus lauter Wut in die Seite.

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