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Teil 34


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 00:24
Teil 34
von Lyrika
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„Ist aber nicht mehr viel drauf.“, hörte ich sie noch sagen, ehe ich mir den Weg zurück zum Eingang bannte. Wieder hielt mir Henry die Tür auf. Etwas abseits der draußen stehenden Gäste tippte ich die Handynummer von Kim ein. Es tutete einmal, zweimal. Kim, bitte geh ran, flehte ich innerlich und fing an, auf und ab zu laufen. Mit meiner freien Hand knibbelte ich mir an den Lippen herum. Ein drittes Tuten, ein viertes. Da, es wurde abgehoben.
„Kim? Kim du mußt mir helfen.“, quäkte ich aufgeregt ins Handy.
„Sara? Wo bist du? Was ist denn los?“, hatte jetzt Kim die Möglichkeit zu fragen. „Kim, du mußt mich abholen! Nein, warte,…ähm, du mußt zu mir, also, nicht zu mir nach Hause, sondern…“ Durch meine Aufregung und Erleichterung über Kims Stimme, bekam ich keinen anständigen Satz zusammen.
„Langsam, langsam! Was ist?“, hörte ich ein genervten Gesprächspartner und faßte meine Situation in kurzen Sätzen zusammen. War ja klar, daß Kim wie gewohnt ihr `Was` laut und langgezogen in das Handy schrie.
„Aua, brüll doch nicht wieder so laut.“, lachte ich und lauschte, was sie vorschlug. Ich bestätigte mit einigen `Hm´s` und legte auf.
Henry, charmant wie immer, hielt mir abermals die Tür auf, ich wieder durch die Menge, Handyübergabe an Marie, wieder zum Eingang und nun stand ich vor der Disco und wartete auf Kim.

„Wie kann man nur so bescheuert sein?“ Dies und ähnliche Fragen ließ ich schuldbewußt über mich ergehen, da ich froh war, daß Kim überhaupt gekommen war. Sie hatte mich vor der Disco abgeholt. Wir gingen den Weg zurück zu der Wohnung der Zwillinge.
„Und wie stellst du dir das jetzt vor? Ich steh Schmiere und du holst deine Tasche?“ Sie stoppte und schaute mich von der Seite an. „Was habt ihr da eigentlich gemacht?“
„Nichts.“, gab ich stur zurück und lief weiter. Sie trippelte schnell hinter mir her und packte mich am Arm.
„Ihr habt doch nicht etwa…?“
„Hach, nein, was denkst du denn von mir? Also wirklich!“ Empört drehte ich mich herum und lief mit Kim im Schlepptau weiter. Sie ließ sich schleifen und fragte nicht weiter nach.
Einige Straßen weiter standen wir geschützt durch einen Baum vor dem Haus der Zwillinge. Ratlos blickten wir und an.
„Und nun?“ Kim zeigte auf das Haus und erwartete von mir eine Antwort. Ich kam mir wie in einem schlechten Krimi vor. Zwei Frauen, die in dunkler Nacht hinter einem Baum ein Haus beobachteten.
„Du kannst ja nicht gehen, weil du nicht weißt, wo der Pfeiler ist. Also, muß ich gehen. Du stehst Schmiere.“, befahl ich. Kim zog eine Flappe.
„Ja, so wie ich es vorhin gesagt hatte. Toll, und was mach ich, wenn einer kommt?“
„Dir wird schon was einfallen.“, sagte ich, gab ihr ein Küßchen auf die Wange und huschte los. Mit schnellen Schritten war ich an der Haustür angelangt und stellte mich vor das Klingelbrett. Zur Sicherheit drehte ich mich nach Kim um. Sie gab mir mit hektischen Handbewegungen zu verstehen, daß ich mich beeilen sollte. Ok, wie in einem langsam besser werdenden Krimi studierte ich das Klingelbrett und laß mir zur Tarnung einige Namen durch. Bei dem Namen `Shetty` zuckte es heftig in meinem Magen und ich spürte seine Hände auf meiner Haut. Imaginär zog sein seifiger Geruch an mir vorbei.
„Sara!“, keifte der Baum gefährlich scharf daran erinnernd, daß ich mich zu beeilen hatte. Ich schüttelte mich, um einen freien Kopf zu bekommen. Keine Sentimentalitäten jetzt, ermahnte ich mich und drückte langsam die Klinke der Haustür herunter. Sie war nicht verschlossen. Mit dem Daumen in die Luft haltend, zeigte ich Kim mein Glück an. Sie hingegen klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn und wedelte wieder mit ihren Händen herum.
„Ja, ich mach ja schon.“, flüsterte ich und schob mich vorsichtig in den Hausflur. Ich machte kein Licht und tapste auf Zehenspitzen den Weg lang, der mir in Erinnerung geblieben war. Hoffentlich ist die zweite Tür auch offen, betete ich innerlich und tastete im Dunkeln mit ausgestreckten Armen nach der Klinke. Ein Geräusch aus einer der Wohnungen ließ mich zusammenfahren. Ich erstarrte und horchte. Als es wieder ruhig war, tastete ich mich weiter mit ausgestreckten Armen an die zweite Tür.
Und jetzt ging alles ganz schnell. Ein Arm packte mich plötzlich an meinem Arm und riß mich herum. Ich war so geschockt, daß mein Schrei im Keim erstickt wurde. Es gab ein Klacken und der Hausflur wurde beleuchtet. Ich starrte meinem Gegenüber, zitternd am ganzen Körper in die Augen. Er ließ mich los und schaute mich fragend an.
„Sara?“ Ich war zu keiner Antwort fähig, da der Schock mir so tief in den Knochen saß.
„Aber ja, Sara, die fauchende Frau aus dem Krankenhaus.“, gab mein Gegenüber mir zu verstehen, daß er mich erkannt hatte. Ich nickte nur stumm.
„Vivek hat mir von dir erzählt, aber ich wußte ja nicht, daß er dich meinte. Ich hab im Krankenhaus täglich Menschen mit deiner Verletzung zu behandeln. Aber das es ausgerechnet du bist. Was für ein Zufall. Und…aber na klar, du warst das vorhin, die wie ein geölter Blitz durch die Tür geschossen ist. Ich konnte dich nicht erkennen, so schnell warst du. Aber was machst du denn noch hier?“ Ich glotzte ihn an und begriff kriechend, daß es nicht Vivek war, sondern Zayed.
„Zayed?“, fragte ich unsicher. Er nickte und lächelte mich an.
„Jetzt kann ich Vivek verstehen.“, sagte er und faßte nach meiner Hand. Ich zog sie instinktiv zurück, schaute ihm in die warmen Augen und gab ihm meine Hand im Vertrauen. „Keine Sorge, ich will mir nur deine Schiene ansehen. Tut es noch sehr weh?“
„Boah, seht ihr euch ähnlich.“, war das Einzige, was ich flüstern konnte, während Zayed meine Hand untersuchte.

Schallend gab der Hausflur Zayeds Lachen wieder. Mit geübtem Blick drehte er meine Hand hin und her, legte seine Stirn in Falten und ließ sie dann los.
„Ja, das haben eineiige Zwillinge so meistens an sich.“, klärte er mich auf und drückte erneuert auf den Lichtschalter.
„Äh?“, entfuhr es mir.
„Na, das mit dem ähnlich sehen, meinte ich.“, erinnerte er mich. „Warum bist du zurückgekommen?“ Abwartend lehnte er sich mit dem Rücken an die Wand, plazierte einen Fuß lässig an die Wand und schaute mich mit verschränkten Armen an. Mir sackte bei diesem Anblick das Herz in die Hose. Diese Gesten, Mimiken, die Tonlage; es hätte auch Vivek sein können.
„Was machst du denn auch hier unten?“ Frech stemmte ich meinen Arm in meine Hüfte und blickte ihn angriffslustig an.
„Vielleicht weil ich hier wohne?!“ Er grinste über sein ganzes Gesicht und deutete mit seiner Hand in die Luft, um seine Aussage zu unterstreichen.
„Das gibt dir noch lange nicht das Recht, mich hier am Arm zu packen und mir nen Schrecken einzujagen.“ Was redete ich denn das für dummes Zeug? Warum hilft mir den mein Männchen in meiner Schaltzentrale nicht? Ein Blick in mein Inneres und ich verstand, warum mir keiner zu Hilfe eilte. Das Männchen hatte an die Tür meiner Schaltzentrale ein Schild mit Öffnungszeiten angebracht, auf dem deutlich zu lesen war: Geöffnet von 08.00-18.00 Uhr. Ich glaubte es nicht. Was für eine Frechheit, aber dem werde ich noch was husten!
„Und außerdem hab ich meine Tasche vergessen. Da ist es doch wohl erlaubt, sie mir wieder zu holen.“, blaffte ich Zayed an. Oh je, ich war ja ohne Männchen hilflos auf weiter Flur. Er nahm die Hand  die er zum Deuten in der Luft geschwungen hatte und deutete auf die Hintertür.
„Sie ist offen.“ Ohne einen Kommentar öffnete ich die Tür und ging in den Hinterhof. Der Pfeiler lag dunkel gelegen. Mit sicheren Schritten erreichte ich ihn, tastete ein paar Mal hin und her, bis ich meine Tasche in der hand hielt. Ohne Zeit zu verlieren, ging ich den Weg zurück und schlüpfte wieder durch die Tür. Zayed drückte abermals den Lichtschalter. Er blickte mich mit ernster Miene an. Unsicher schwang ich mir meine Tasche über meine Schulter und wollte an ihm vorbei. Er stellte sich mir in den Weg und sah mir tief in die Augen. Ein Gedanke schoß mir durch den Kopf. Was ist, wenn sie in der Zeit die Rollen getauscht hatten? Aber nein, das wäre zu kurz für einen Tausch gewesen, beruhigte ich mich selber und wollte an ihm seitlich vorbei gehen. Er gewährte mir mein Tun.
„Sara, er ist oben.“, rief mir Zayed hinterher. Seine Worte jagten mir mit Lichtgeschwindigkeit durch mein Herz. Ich blieb stehen, drehte mich aber nicht um. Nervös und zur Ablenkung zog ich meine Tasche höher auf die Schulter. Mein Herz raste und der Schwindel ließ den Flur langsam tanzen.

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