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Teil 33


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 00:23
Teil 33
von Lyrika
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Schweigend aßen sie die letzten Stücke der Pizzen. Kim wischte sich den Mund ab und ließ sich prustend nach hinten in den Sessel fallen.
„Ich kann nicht mehr. Gleich platz ich.“, stöhnte sie und nestelte an ihrer Hose herum. Mit einem leisen ´Plopp´ öffnete sich der Knopf. Sie zog den Reißverschluß ein wenig herunter und legte ihr T-Shirt über die geöffnete Hose. Matthias grinste kauend und nahm einen Schluck von seiner Cola.
„Das ist aber auch echt die leckerste Pizza der Stadt.“, stellte er zwischen zwei Bissen fest. Nachdem er auch den Rest von Kims Pizza verzehrt hatte, stand er auf und entfernte die Pappschachteln. Dann setzte er sich Kim gegenüber auf das Sofa. Mit verklärtem Blick trank er seine Cola und schaute sie an.
„Wie war’s im Eiscafe?“ Er beobachtete jede ihrer Regungen. Kim atmete tief ein. Hatte sie doch gewußt, daß er sie danach fragen würde. Sie wollte keinem von beiden in den Rücken fallen. Sie mußte versuchen, diplomatisch zu bleiben.
„Matthias, ich will mich da nicht reinmischen.“ Sie kam mit dem Oberkörper hoch und griff nach ihrem Glas Wasser.
„Ne, ist schon klar.“, bemerkte er beleidigt.
„Mach es mir doch nicht so schwer. Ihr seid beide meine engsten Freunde und ich kann…“ Er unterbrach sie mit einer Handbewegung, die bedeuten sollte, daß er ihr Anliegen verstanden hatte. Er stand auf, ging zum Fenster herüber und schaute hinaus. Wie friedlich dieser abend war, angesichts der Menschen auf der Straße, die ausgelassen miteinander lachten oder sprachen. Nur über seinem Kopf zogen die Gewitterwolken auf, dachte er.
„Kim, ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Kümmere ich mich um sie, dann treib ich sie noch weiter weg von mir und kümmere ich mich nicht, denkt sie, sie sei mir egal.“, sprach er mit dem Rücken zu ihr stehend und stützte sich mit den Armen an der Fensterbank ab. Er schlurzte auf, was Kim veranlaßte aufzustehen und zu ihm zu gehen. Sanft streichelte sie ihm über den Rücken.
„Hey, ist doch gut.“, redete sie ihm Mut zu. Matthias drehte sich so plötzlich herum, daß Kim mit ausgestrecktem Arm in der Luft verharrend da stand und ihn fragend anblickte. Er faßte nach ihrer Hand und drückte ihr den Arm sachte herunter.
„Ich weiß, daß ich dir viel zuviel zumute, aber Kim, ich bin nicht blöde. Du bist hier und Sara? Ihr wolltet ins Eiscafe. Sie hat es mir selber gesagt.“, sagte er mit ernster Stimme. „Und ich möchte auch nicht, daß du dich zwischen uns stellen mußt. Ich will dich nicht als Freundin verlieren. Aber wenn du noch mal mit ihr reden könntest?“ Verzweiflung sprach aus seinen Augen. Hin und her gerissen von ihren Gefühlen, nickte Kim schließlich und drückte Matthias Hand zärtlich, die immer noch in ihrer ruhte.
„Ich rede mit ihr, kann dir aber nichts versprechen.“, willigte sie in seine Bitte ein.
„Sag ihr aber nichts davon, daß ich weiß, daß sie in diesem Moment mit ihm zusammen ist.“ Kim glotzte ihn verdattert an und wußte nicht, was sie ihm antworten könnte. Verunsichert suchte sie an ihm einen Punkt, der außerhalb seines Blickfeldes lag. Mit sicherer Hand faßte er sie unter ihr Kinn und zog sie nach oben. Lange schauten sie sich in die Augen.
„Oh, Matthias, es tut mir so leid.“, brachte sie mit tränenerstickender Stimme hervor. Er schüttelte den Kopf.
„Mach dir nicht mal nicht so viele Gedanken. Ich hab es zwar nicht sehen wollen, aber in der Uni hat er sie auf dem Campus bei den Armen gefaßt und sie schauten sich so intensiv an. Ich denke mal, es wird sehr schwer werden, sie zurückzugewinnen. Wenn es nicht schon zu spät ist.“

„Zayed?“, fragte ich leicht verunsichert, nachdem Vivek seinem Bruder beauftragt hatte uns aus unserer Lage zu befreien. Vivek wollte meine Hand fassen, aber ich zog sie zurück.
„Was ist los?“. Seine Stimme hatte einen besorgten Ton angenommen und er kam einen Schritt auf mich zu. Plötzlich durchzuckte mich ein Gedanke, der mir einen eisigen Schauer über den Rücken liefen ließ. Hatte ich mich auf ein Spiel eingelassen? Hatte Kim zum Schluß doch recht mit ihrer Behauptung, daß sich die Zwillinge Frauen teilten? War ich so geblendet von seiner Männlichkeit und Ausstrahlung, daß ich jetzt das nächste Opfer werden sollte? Und ich war auf ihr Spiel eingegangen. Ich bin ihm wie ferngesteuert auf den Hinterhof gefolgt. Fragen und Antworten wirbelten in meinem Kopf herum, setzten sich zusammen, gingen auseinander, sortierten sich neu und machten mich fast schwindelig.
„Jetzt weiß ich auch, wer die Person vorhin an den Mülltonnen war. Es war Zayed, der dann mit Absicht die Tür verschlossen hat, damit wir auf seine Hilfe angewiesen sind. Na klar, er schließt uns auf, du bittest mich nach oben und dort werdet ihr bestimmt die Rollen tauschen. Nicht mit mir.“, knallte ich ihm unvorbereitet ins Gesicht, das inzwischen erleuchtet war durch das Licht, welches Zayed im Hausflur angeknipst hatte. Ich wich weiter von ihm zurück und wurde fast panisch, weil niemand wußte, wo ich mich in diesem Moment aufhielt.
„Sara, ich…“ Vivek kam auf mich zu und wollte mich am Arm fassen.
„Nein.“, kreischte ich und schlug nach seiner Hand. Völlig perplex zog er seine Hand zurück.
„Sara, was ist passiert?“, fragte er langsam mit fester Stimme. „Du glaubst doch nicht, was Kim behauptet hat?“ Mit aller Macht versuchte ich meine aufsteigende Panik zu unterdrücken. Sie hinterließ leider die Nebenwirkung meine Gedanken noch einmal ordentlich durcheinander zu wirbeln.
„Nein, doch…nein, ich weiß nicht….es paßt aber…“, stotterte ich und hörte im nächsten Moment Schritte im Hausflur. Wir fuhren beide herum. Vivek wartete, bis sein Bruder die Tür aufgeschlossen hatte. Mein Adrenalinspiegel hatte einen gefährlich hohen Stand erreicht, der mich zu der nächsten Handlung trieb. Kaum war die Tür einen Spalt weit offen, quetschte ich mich in Windeseile hindurch, spurtete durch den Hausflur und hatte Glück: die Haustür war offen. In blinder Angst zog ich sie auf und rannte die Straße entlang, bog um die Ecke, rannte die nächste Straße herunter und stellte mich geschützt in einen anderen Hauseingang. Stechend meldete sich meine Lunge, die scharf die Luft einzog. Mein Herz raste und der Schweiß rann mir über den Rücken. Die Straßen waren durch die Sonne aufgeheizt und gaben sie flirrend wieder. Ich spürte meinen Puls am Hals schlagen und beugte mich ein wenig herunter, um besser Luft zu bekommen. Mein Eindruck vermittelte mir, daß ich mit einem blauen Auge aus der Sache herausgekommen war. Wie konnte ich nur so unüberlegt sein vor Leidenschaft. Mein Körper beruhigte sich gemächlich von der spontanen Aktion und ich ließ mich auf den Stufen des Hauseinganges nieder.
„Sara, du bist ja so ein dummes Huhn.“, murmelte ich vor mich hin und wollte mir mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn wischen. Wie gewohnt, griff ich an die Stelle, wo meine Tasche hängen sollte. Doch ich griff ins Leere. Suchend schaute ich auf der anderen Seite meiner Hüfte nach und erschrak. Auch dort gähnende Leere.
„Scheiße, wo ist meine Tasche?“, stellte ich mir selber die Frage und gab mir im gleichen Moment auch die Antwort: Sie lag auf dem Pfeiler, auf den mich Vivek gesetzt hatte. Ich hatte sie dort abgestreift.

Ich schloß meine Augen, öffnete sie wieder und hatte mich eigenartigerweise schnell im Griff. Nein, ich gehe auf keinen Fall zurück, sagte ich mir. Ein Gelächter ergoß sich in meinem Inneren und machte mich darauf aufmerksam, daß mein Schlüssel, sämtliche Papiere, Geld und Handy nun mutterseelenallein verstaut in der Tasche auf dem Pfeiler standen. Oh doch, du gehst zurück meldete sich eine mir unbekannte Stimme in meinem Kopf.
„Ja super, streitet euch doch noch“, fluchte ich laut vor mich hin und ein paar vorbei laufende Leute sahen mich verblüfft an. Ich sah sie an und grinste schief. Aber na klar, die Leute waren meine Rettung. Ich stand auf und ging in die entgegengesetzte Richtung, aus der sie kamen. Einige Straßen weiter war doch die Disco, in der ich meinen Nebenjob hatte. Marie! Ja, sie müßte heute Dienst haben und sie könnte mir auch helfen.
Vor der Disco war der übliche Trubel. Gäste kamen, Gäste gingen und einige standen vor der Disco und unterhielten sich leise. Ich lief an ihnen vorbei, erklomm die Treppen und stellte mich an. Die Warteschlage rückte dem Eingang zu. Nach einer Weile war ich an der Reihe.
„Hallo Sara.“, begrüßte mich Henry, der Türsteher. „Hast du heute Dienst?“
„Nein, aber ist Marie da?“, fragte ich und reckte meinen Kopf in die Höhe, um in die Disco sehen zu können.
„Ja, sie ist wie immer an der großen Bar. Soll ich sie holen oder willst du zu ihr?“
„Henry, du Schatz, ich muß rein, um mit ihr zu sprechen.“, sagte ich unruhig.
„Na dann, rein mit dir.“ Er öffnete die Tür ganz, damit ich in die Disco kam. Eine Wand aus Wärme, Schweiß, Parfüm und Schallwellen dröhnender Musik kam mir entgegen. Ich drängelte mich durch die Masse der Menschen und erreichte völlig durchgeschwitzt die große Bar, an der Marie mit routinierten Händen die Gäste bediente. Ein kleiner Spalt zwischen den Gästen ermöglichte mir, daß ich an den Tresen kam. Marie kam auf mich zu, ohne den Kopf zu heben und fragte mich, was ich zu trinken haben wolle.
„´Nen Telefon wäre mir lieber.“, rief ich gegen die Musik. Jetzt erst schaute sie hoch und lächelte.
„Sara, was machst du denn hier? Du hast doch keinen Dienst.“, rief sie mir entgegen und wischte bei der Gelegenheit mit dem Lappen über den Tresen. Marie und ihr Tresen. Ich lächelte und wußte doch, sie würde nur den Mann heiraten, der einen Tresen in seiner Wohnung zu stehen hat. Und natürlich viele Lappen, schob ich den Nebensatz noch hinterher und setzte zu dem erneuerten Spiel `Wer versteht mich bei trotz dröhnender Musik?` an.
„Marie, kannst du mir dein Handy leihen? Ich muß echt dringend telefonieren.“, erklärte ich ihr mein plötzliches Erscheinen. Sie ist einer der Menschen, der, wenn sie einen kennt, kaum nachfragt. Mit einem Schulterzucken fuhr sie sich an ihre hintere Hosentasche, zog ihr Handy raus und reichte es mir über den Tresen.

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