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Teil 27


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 00:15
Teil 27
von Lyrika
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Ich bekam den Mund nicht mehr zu, ließ aus lauter Verblüffung meine Hände auf meinen Kleidern ruhen und erstarrte zur Salzsäule.
Matthias kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu und wollte mich auch gleich in den Arm schließen. Er hatte ja keine Ahnung, was kurz zuvor zwischen Vivek und mir vorgefallen war. Es drehte sich alles in meinem Kopf und der Gedanke, Matthias wäre fünf Minuten früher auf der Bildfläche erschienen, gab meinem Gedankensalat noch das nötige Dressing. Ich hasse Dressing! Mir wurde klar, ich rutschte geradewegs in ein Dilemma. Ein Dilemma, ist eine Wahl zwischen zwei unangenehmen Dingen zu treffen. Das eine war, Matthias reinen Wein einzuschenken, ihn zu verlieren und das andere, mich auf Vivek einzulassen und nicht zu wissen, wohin mich das führen würde.
Die Erstarrung überwand ich schnell, nicht aber, den Gefühlssalat, der sich zu dem Gedankensalat gesellte. Meine Gegner wurden immer mehr. Wie eine Gärtnerin in ihren Beeten verglich ich meine Gefühle zu Matthias und Vivek. Matthias, deren Gefühle in voller Blüte standen und langsam begannen zu verblühen und Vivek, deren Gefühle, die langsam zu keimen begannen. Und ich hasse auch Beete! Es zeriß mich fast vor Mitleid, als Matthias vor mir zum stehen kam. Spielte ich ihm doch die liebende Freundin vor.
„Süße, wie geht´s dir?“, fragte er und hatte mich auch schon in seine Arme geschlossen. Mit lautem Geräusch landete ein Küßchen auf meiner Wange. Sein Blick war voller Sorge um mich. Mir stiegen die Salate heiß die Kehle hoch, die ich in dieser Situation bitter schlucken mußte. Das tat meinem Kreislauf gar nicht gut und die Rache war ein aufkommender Schwindel. Schwindel! Alles was ich ab jetzt mit Matthias tat oder redete, würde Schwindel sein. Salate, Beete, Schwindel und sorgenvolle Blicke erzeugten bei mir ein Ekel, der sich in meinem Körper als Abwehr gegen Matthias fokussierte. Vivek stand unbeteiligt schauend neben uns, bemerkte aber auf unsichtbare Weise meine ablehnenden Schwingungen gegen meinen Freund.
„Was machst du hier?“, knurrte ich ihn wütend an und entwand mich ruckartig aus seiner Umarmung. „Warum rennst du mir ständig nach?“ Er bekam den ganzen Frust ab, der sich jetzt in mir befand. Es war kein Frust; es war Enttäuschung. Enttäuschung über mich selber, da ich immer dachte, Gefühle ließen sich halten. Hätte mich Matthias vor zwei Wochen gefragt, ob ich seine Frau werden möchte, ich hätte ohne mit der Wimper zu zucken ´Ja´ gesagt. Und nun? Nein, ich könnte diese Frage nicht mehr so deutlich beantworten. Sollte ich Gefühle absterben lassen und die anderen von der Keimung bis zur Blüte treiben? Was würde ich verlieren, was würde ich gewinnen? Vivek riß mich aus meinen Gedanken.
„Wir sehen uns in einer Stunde in der Mensa.“, sagte er, nickte Matthias zu und lief den Gang entlang. Man hörte seine Schritte auf der Treppe hallen. Stand ich vor zehn Minuten mit Vivek allein im Gang, stand ich nun mit Matthias allein. Er schaute Vivek nach und drehte sich wieder zu mir herum.
„Wer war das und warum will er dich treffen?“, forschte er nach, ohne einen Funken der Ahnung zu haben, daß er dem Mann begegnet war, der meine Gefühle zu ihm absterben ließen.
„Den hat mir Hempel aufgebrummt. Und anscheinend nimmt der seine Aufgabe sehr ernst.“, sagte ich und dachte, zu ernst. Matthias schüttelte den Kopf und schaute noch einmal den Gang entlang und wieder zu mir. Dann hob er den einen Zeigefinger und wies auf Hempels Tür.
„Der gehört zu Hempel? Den hab ich hier noch nie gesehen. Student oder Dozent?“
„Dozent. Er soll mir bei einigen Teilen der Betriebswirtschaft helfen. Echt scheiße, wo ich doch bald mit Kim verreise.“, versuchte ich das Thema zu wechseln. Es schien zu klappen.
„Ach ja, apropos Kim, die hat mir gesagt, wo ich dich finde.“ Merke, Kim in Griechenland nachts mit geöffnetem Fenster und strahlendem Licht im Zimmer nackt gefesselt auf dem Bett liegen lassen. Die Mücken sollten sie stechen bis sie aussehen würde wie ein Streuselkuchen. Ich faßte Matthias beim Arm und ging dann in Richtung Treppe. Die Hitze unter dem Dach war unerträglich geworden.
Als wir am Treppenabsatz angekommen waren, ging Matthias vor und stellte sich auf die nächste Treppe nach unten. Nun waren wir durch diesen Unterschied auf einer Höhe. Er schaute mich an und wollte mich küssen. Zu meiner Tarnung ließ ich es zu, unterbrach den Kuß aber schnell. Das gewisse Etwas fehlte plötzlich. Zu allem Übel kam der Vergleich zwischen den Küssen von Vivek hinzu. Das gewisse Etwas hatte die Fronten gewechselt. Seufzend atmete ich aus. Er blickte mich liebevoll an und streichelte mir über die Wange.
„Ist ok, Süße. Ich kann ja verstehen, daß ihr euch erst kennenlernen müßt. Es ist ja auch keine leichte Entscheidung. Schließlich ist sie für´s Leben. Das sollte gut überlegt sein. Und ich werde dir helfen wo ich kann. Bin ja auch mit Schuld daran.“, sagte er sanft. Eine riesige Faust rammte sich mir in den Magen. Hatte er etwa gesehen, daß Vivek und ich uns geküßt hatten? Ich nahm seine Hand von meiner Wange und fing an sie nervös durchzukneten.
„Hast du was gesehen?“ Ich war jetzt auf alles gefaßt und wollte mich der Wahrheit stellen.
„Ja, ich hab alles gesehen und ich bin so glücklich darüber, aber ich will dir die Entscheidung überlassen, wann du es mir offiziell sagst. Sonst ist es doch keine Überraschung mehr.“, sagte er und knetete seinerseits meine Hand. Er blickte auf den Boden und lief leicht rot an. Ich starrte auf seine Haare. Der Mann hat doch echt ´nen Knall, freut sich über die Nachricht, daß seine Freundin einen anderen küßt, dachte ich und faßte ihn unter sein Kinn.
„Du freust dich?“, fragte ich ungläubig.
„Ja, und wie. Ich freue mich auf das…“
„Sara?“ Mein Name schallte durch das Treppenhaus und schwenkte Matthias Aufmerksamkeit auf die Störung unserer Unterhaltung.
„Klasse, gerade jetzt.“, brummte er und ließ meine Hand los. Ich setzte zum Schritt an und gab ihm somit zu verstehen, daß das Gespräch einen anderen Zeitpunkt seine Fortsetzung finden mußte.
„Kim, ich bin hier. Warte, ich komme.“, rief ich ins Treppenhaus. Gemeinsam gingen wir ins Erdgeschoß. Matthias strich mir durch die Haare und sagte:
„Na gut, ich will dann mal nicht stören. Wir sehen uns heute abend.“ Als er aus Sichtweite war, beugte ich mich zu Kim herum und verdrehte meine Augen. Sie lächelte schief.
„Was denn los?“, erkundigte sie sich.
„Komm, wir gehen wieder zur Bank. Ich muß dir was erzählen, das du mir nie glauben wirst.“

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