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Teil 13


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag14.08.2010 23:53
Teil 13
von Lyrika
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Sie saßen in der Küche und tranken Tee.
Vivek erzählte, was ihm im Laufe des Tages passiert war. Zayed hörte ihm aufmerksam zu. Ab und an nippte er an seinem Tee und gab zum Verständnis ein paar brummende Laute von sich.
Sie sprachen Hindi, ihrer Muttersprache. Damit sie sie nicht verlernten, redeten sie so oft wie sei ging Hindi. Sie sind die einzigen Kinder ihrer Eltern und kamen im Alter von vier Jahren nach Deutschland. Ihr Vater hatte zur damaligen Zeit einen gutbezahlten Job als Ingenieur in Berlin angenommen. Sie besuchten den Kindergarten, die Schule, machten beide eine Lehre und studierten im Anschluß. Zayed wurde Unfallarzt im Krankenhaus und Vivek unterricht an der Universität. Er hatte keine feste Anstellung. Er wurde von den Universitäten zu bestimmten Seminaren gebucht. Diese Arbeitseinteilung ließ ihm viel Freiheit.
Ja, ihrer Eltern hatten sich auf sie beide konzentriert und hielten viel von Bildung. Es kam der Tag, da gingen ihre Eltern nach Indien zurück. Die Entscheidung war lange beschlossen worden, verursachte aber, daß sich auf allen Herzen der kleinen Familie ein Pflaster mehr dazugesellte. Zayed und Vivek blieben in Berlin. Manchmal ist es nur ein kleines Pflaster auf dem Herzen, daß von alleine abfällt, wenn die Wunde verheilt ist. Aber können denn wirklich alle Wunden heilen?
Zayed schüttete sich eine zweite Tasse Tee ein und lächelte seinen Bruder an. Der hielt seine Tasse Tee zwischen beiden Händen und drehte sie leicht hin und her.
„Und sie hat dir einfach eine runtergehauen? Einfach so?“, fragte er und tat sich Zucker in den Tee.
Vivek schaute geistesabwesend den Taten seines Bruders zu, nippte dann an seinem Tee und atmete tief ein.
„Ja, sie hat mir eine Ohrfeige verpaßt, obwohl ich...aber nein, ich war vielleicht selber daran schuld. Damit sie sich zu mir herüberbeugt, hab ich Hindi gesprochen. Sie hat sich natürlich über die Theke gelehnt. Und ich konnte nicht widerstehen und, ja und dann hab ich sie geküßt. Sie war ja schon bei unserem Zusammenstoß auf der Straße so… so unwiderstehlich süß!“ Bei der Aussage wurde er noch nicht einmal rot. Ja, sie hatte ihn von Anfang an gefallen.
Zayed rührte immer noch in seinem Tee, obwohl der Zucker sich längst aufgelöst hatte. Leise an den Rand des Glases klirrend gab der Löffel seine Arbeit zum Ausdruck.
„Du bist aber auch unverbesserlich! Mußt du den bei den Frauen mit der Tür ins Haus fallen? Kein Wunder, daß du dir Ohrfeigen einfängst. Sei froh, daß es bei dieser blieb. Na, wenn’s denn mal schlimmer kommen sollte, dein Bruder ist ja Unfallarzt. Du bist also in guten Händen, mein Ha…“, brach er das letzt Wort ab, weil er es nicht für die Situation passend hielt.
Das wäre zuviel Ironie, dachte sich Zayed und schaute seinen Bruder fragend an. Der hielt das Glas weiter in den Händen. Vivek hob den Kopf und schaute in die Augen seines Zwillings. Nicht nur das sie das Aussehen teilten, auch ihre Seelen waren eng miteinander verbunden. Wortlos zuckte Vivek mit den Schultern. Zayed nickte stumm mit dem Kopf. Eine Weile schwiegen sie und tranken die Kanne Tee aus.
„Was ist dann passiert?“, unterbrach Zayed die Stille.
„Ich gab ihr zu verstehen, daß sie mir nach draußen folgen sollte. Sie tat es. Und als wir beide draußen standen, wurde aus dem Küßchen in der Disco ein richtiger Kuß.“
Zayed nahm eine leichte Unsicherheit an seinem Bruder wahr. Er konnte es nicht deuten, noch nicht, aber diesmal war es anders. Wenn Vivek Frauen den Hof machte, hatte er steht’s eine Strategie verfolgt. Er umgarnte die Frauen, flirtete hemmungslos und bevor es ernster wurde, schob er einen Riegel vor. So war er. Nein, so ist er erst geworden. Ja, so ist er erst geworden, nachdem im das Schicksal…
„Zayed? Hörst du mir noch zu?“, hallte es in der Küche. Aus seinen Gedanken gerissen zuckte Zayed zusammen, setzte sich aufrechter hin und blickte zu Vivek.
„Oh, ja, entschuldige. Was hast du gesagt?“
„Bei welchen weiblichen Wesen hast du den wieder gehangen?“, lachte Vivek und stand auf. Patzig schüttelte Zayed seinen Kopf und stöhnte: „Hast du denn nur Frauen im Kopf?“
Vivek wurde ernst und beugte sich zu seinem Bruder über den Tisch herunter. „Nein, nicht Frauen. Nur noch die eine. Nur noch dieses eine Frau.“ Zayed wußte in diesem Moment, auch die tiefste Wunde eines Herzen könnte heilen.

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