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Teil 11


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag14.08.2010 23:51
Teil 11
von Lyrika
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Erschrocken schaute ich ihn an. Zum Glück hatte ich mit der rechten Hand zugeschlagen, sonst hätte ich ihm anscheinend die Schiene in das Auge gehauen. Adrenalin durchflutete meinen Körper und ließ mich trotz der Hitze zittern. Meine Augen waren auf ihn gerichtet und ich wußte nicht, was mich erwarten würde. Die umstehenden Gäste waren Zeuge des Schauspiels. Einige grinsten, glaubten sie doch, wir wären ein Paar, das sich gestritten hatte, andere warteten, wie ich, gespannt auf die Fortsetzung der Szene. Wie ich es haßte, im Mittelpunkt zu stehen! Aber an diesem Zustand war ich ganz alleine Schuld. Die Zeit schien still zu stehen. Marie hatte mitbekommen, was ich mir selber nie zugetraut hätte und kam auf mich zu.
„Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Was machst du denn? Das wird dich den Job kosten!“, zischte sie mir ins Ohr und nahm mir das Glas aus der Hand. „Entschuldige dich sofort!“, befahl sie mir, ging zurück zur Spüle und nahm weiter die Bestellungen auf. Ich war zu keiner Handlung fähig. Ich bewegte mich nicht und sagte nichts. Ich starrte ihn nur an. Dieses Verhalten wirkte wohl gelangweilt auf die Gäste, die Zeugen waren und so nahmen sie wieder am Geschehen der Nacht teil. Wir starrten uns an. Sekunden, Minuten, Stunden, Jahre. So kam es mir jedenfalls vor. Es gab einen Ruck ihn ihm und er deutet mir an, das ich ihm folgen sollte. Er zeigte auf den Eingang. Oh nein, dachte ich, dort liegt das Büro vom Chef. Es ist aus! Er wird sich über mich beschweren und ich hab keinen Job mehr. Wie sollte ich nun an Geld für die Wohnung und das Studium kommen?
Wenn ich ihn vor dem Büro abfangen könnte, dann würde ich ihm alles erklären und vielleicht würde er sich nicht beschweren. Ob ich wollte oder nicht, ich mußte mit ihm reden. Er stand auf und verschwand in dem Gewühl der Besucher. Schnell drehte ich mich um, ging zu Marie und erklärte ihr in kurzen Worten mein Vorhaben. Sie nickte stumm und deutet mit einer Kopfbewegung, daß ich ihm folgen sollte. Ich band mir die Schürze ab und lief ebenfalls durch das Gewühl der Disco bis zum Eingang. Kurz vor dem Büro des Chefs kam ich zum stehen. Hektisch suchend schaute ich mich um. Wo war er? War er schon beim Chef drin und beschwerte sich? Ich schaute links, ich schaute rechts und da sah ich ihn. Er kam auf mich zu, packte meinen Arm und zog mich wortlos aus der Disco ins Freie. Der Griff schmerzte, aber ich wagte nicht, mich zu befreien. Im Gegenteil! Irgendwie löste die gewollte Härte von ihm ein leichtes Kribbeln in mir aus. Ich ließ mich bis zu einer schummrig beleuchteten Ecke von ihm mitschleifen. Er hatte bis jetzt nicht ein Wort gesprochen. Er stoppte abrupt und zog mich am Arm mit einer halben Drehung zu sich herum, so daß ich jetzt vor ihm stand. Das schummrige Licht der Laterne hüllte sein Gesicht ein und gab ihm einen Ausdruck unwiderstehlicher Männlichkeit. Wir standen schweigend, uns in die Augen schauend, voreinander. Er sagte nichts und verzog keine Miene. Meinen Arm hatte er noch fest in seiner Gewalt. Plötzlich ließ er ihn los, umrahmte mit seinen Händen mein Gesicht und küßte mich. Erst zärtlich, dann fordernder. Bis heute weiß ich nicht, warum ich es zuließ, aber ich gab mich ihm hin. Ich erwiderte seinen Kuß. Es war ein leidenschaftlicher Kuß. Voller Wärme und Vertrauen. Seine Hände wanderten von meinem Gesicht über meinen Rücken und er zog mich fester an sich heran. Meine Arme schlangen sich um seine Hüften. Er vergrub eine Hand in meinen Haaren. Der Kuß raubte mir den Atem und erzeugte in meinem Körper ein wahres Feuerwerk.
Das Gefühl zog sich von meinem Kopf bis zur Sohle und erstickte jeden rationalen Gedanken in mir. Ich wollte ihn nur küssen. Küssen bis an das Ende meiner Tage. Und so plötzlich wie er mich geküßt hatte, hörte er auch wieder auf. Er drückte mich ein wenig von sich, um mir in die Augen schauen zu können. Er sagte nichts, er verzog keine Miene. Verunsichert ließ ich meine Arme auf seinen Hüften ruhen. Er schaute mich weiter an, löste sich aus meiner Umarmung und trat ein Schritt zurück.
„I love you!“, sagte er mit fester Stimme, drehte sich um, lief los und ließ mich unter der Laterne stehen. Er lief, ohne sich umzudrehen, die Straße herunter.
Wie vom Donner gerührt stand ich solange da, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Warum? Was war hier ebend passiert?
Bis ich zu mir kam, verging eine ganze Weile und mir fiel mit Schrecken ein, das Marie alleine hinter dem Tresen war. Mit schnellen Schritten betrat ich die Disco, drängelte mich wieder an den Gästen vorbei, schlüpfte hinter den Tresen und winkte Marie zu. Sie verdrehte die Augen und schob gerade ein Glas über den Tresen. Dann kam sie auf mich zu.
„Und, hast du die Angelegenheit klären können? Anscheint schon, da du ja noch hier bist. Was hat der Chef gesagt?“, fragte sich mich zwischen zwei Cocktails, die sie mixte.
„Er sagte, er liebt mich.“, antworte ich ihr ohne Emotionen, da ich noch völlig durch den Wind war. Marie verschüttete augenblicklich einen der beiden Cocktails und glotzte mich an.
„Was? Er liebt dich? Sara?“, fragte sie ungläubig und wischte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum, da ich träumend, in eine Richtung starrend da stand.
„Er liebt mich!“, stammelte ich und schüttelte leicht den Kopf. Marie wischte derweilen den verschütteten Cocktail auf.
„Hätte der Chef das zu mir gesagt, ich wäre auch geschockt.“, sagte sie lachend und schmiß den Spüllappen zurück in das Wasser.

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