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Teil 08


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag14.08.2010 23:45
Teil 08
von Lyrika
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Was hatte ich mir auch erhofft? Das er vor mir kniend darum bittet, Matthias zu verlassen? Ich seine große Liebe sei? Innerlich baute sich ein Spiel auf, das im Volksmund als Tennis bezeichnet wird. Der Ball wurde von der Phantasie abgespielt, die Vernunft nahm ihn an und spielte ihn wieder zurück. Die Realität saß am Spielfeldrand und mimte den Schiedsrichter. Die Zuschauer bestanden aus der Liebe und klatschten je nach Spiel, Satz und Sieg. Ob ich das Spiel gewinnen könnte? Und wann und wie würde es ausgehen? Ich blieb stehen und entwand mich aus Kims Arm.
„Kim, sei mir bitte nicht böse, aber ich möchte gerne alleine nach Hause gehen.“ sagte ich zu ihr und hob die Hand, um ihren Einwand im Keim zu ersticken. „Ja, es geht mir gut und ich rufe dich an, sobald ich zu Hause bin. Danke für alles.“ Ich drückte sie fest an mich und lief los. Leise hörte ich sie seufzten. Sie wußte, wann mir eine Sache ernst war und das dann Einwände keine Wirkung mehr zeigten. Die Universität war ja nicht weit entfernt, so hätte ich mein Fahrrad holen können, daß dort auf mich wartete, aber ich entschied mich zu Fuß zu gehen. Ich mußte meine Gedanken und Gefühle ordnen.
Der pochende Schmerz in meinem kleinen Finger hatte nachgelassen, war aber dafür an eine andere Stelle gewandert. Und das paßte mir gar nicht. Mich überkam das Gefühl, daß etwas auf mich zukam, aber ich konnte nicht nach diesem Gefühl greifen. Es war wie ein Lichtblitz, der auch schon wieder verschwunden war. Ich grinste in mich hinein und dachte, ja Sara, daß haben Blitze auch so an sich, kurz aufzuflackern und dann sofort wieder zu verschwinden. Versunken in meiner Gedankenwelt lief ich die Straße herunter, vorbei an der Universität. Es war inzwischen 16 Uhr durch und die Sonne stand am Himmel, der wolkenlos war. Ein Schritt nach dem anderen bog ich um die Ecke und nahm das Geschehen um mich herum nicht wahr. Ich befand mich in mir selber. Ich ließ meine Gedanken kreisen. Wie hatte die Krankenschwester ihn genannt, Zayed? Ja, sie nannte ihn Zayed. Woher dieser Name wohl stammen mag? Er hatte schwarze Haare, tiefschwarze Augen und dunklere Haut. Eindeutig südländischer Abstammung, murmelte ich. Vielleicht Italiener oder Grieche? Und er hat so verdammt gut gerochen. Verträumt lief ich die Straße weiter und malte mir aus, wie er mich in den Arm nahm und ich mich an ihn schmiegte, seinen Duft tief einatmete und…..Es gab ein lautes Quietschen, einen Ruck an meinem Arm und ich wurde auf den Bordstein zurückgezogen. Mit aufgerissenen Augen starrte ich auf das Auto, daß vor mir zu stehen gekommen war. Der Autofahrer zeigte mir einen Vogel und fuhr einfach weiter.
„Sara, warum tust du das immer? Wenn du doch nur einmal die Augen und Ohren offen halten würdest! Nein, ich kann dich nicht einen Tag alleine lassen.“ Ich drehte mich immer noch geschockt herum und schaute geradewegs in die blauen Augen von Matthias.
„Matthias, das Auto dort….das hätte…..das wäre fast….“ stammelte ich und umarmte ihn im nächsten Moment. Es tat so gut ihn zu spüren und es löste in mir all die Spannung, die sich in den letzten Stunden in mir aufgebaut hatte. Ich fing an zu weinen und es hörte nicht mehr auf. Das Weinen entwickelte sich zu einem Krampf, der mich ein paar Minuten in Anspruch nahm. Matthias streichelte mir über den Kopf und redete leise auf mich ein. Nach einer Weile drückte er mich von sich und versuchte mich anzuschauen.
„Sara, was ist denn los? So kenne ich dich gar nicht. Kim hat mich über ihr Handy angerufen und mir erzählt, was passiert ist. Ich wollte dir auf halben Wege entgegenkommen und gut, daß ich das getan habe. Denken wir nicht darüber nach.“ sagte er in sanfter Stimme zu mir, faßte mich unter mein Kinn und zog es hoch. Ich schaute ihn an und weinte gleich wieder los. Ich wollte ihn nicht anschauen. Nicht nach diesen Gefühlen, die in mir immer noch Tennis spielten.
„Komm laß uns zu dir gehen. Ich koche etwas für uns und du erzählst mir in aller Ruhe, was geschehen ist.“ bestimmte er und ließ mich auf seinen Vorschlag ein.

Die tiefschwarzen Augen kamen auf mich zu. Es hatte angefangen zu regnen. Leise prasselten die Tropfen auf das Autodach und hinterließen eine Melodie. Mit geschlossen Augen saß ich in dem Auto, was mich kurz vorher von meinem Fahrrad gerissen hatte. Die Melodie wurde lauter, der Regen stärker. Es wurde wärmer. Die Wärme stammte nicht von dem Sommer, er brachte sie mit. Er, in dessen Auto ich saß. Ich hielt inne, als ich spürte, wie er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht über mein Ohr strich. Seine Wärme mischte sich mit dem Duft frischer Seife und löste in mir ein Verlangen nach ihm aus. Seine Hand wanderte über meinen Hals, hinüber zu meiner Schulter und kam dort zum ruhen. Langsam, ganz langsam, streichelte er mich. Ich gab mich dem Gefühl hin und flüsterte: Zayed, oh Zayed, wer bist du? Er streichelte mich weiter und rief: Sara, Sara, wer oder was ist Zayed? Ich öffnete langsam die Augen, weil sein Streicheln in ein Rütteln übergegangen war. Sara, rief er mit geschlossenem Mund. Meine Augen waren nun geöffnet und ich erkannte ein mir bekanntes Gesicht, ganz nahe an meinem. Bis ich zu mir kam dauerte es eine Weile und ich erkannte Matthias, wie er seine Hand an meiner Schulter hatte und mich vorsichtig schüttelte.
„Sara, wach auf, du hast geträumt.“ sprach mich Matthias leise an. Ich rappelte mich hoch und sah mich verwirrt in meiner eigenen Wohnung um. Bis ich begriff, wo ich war, dauerte es noch einmal eine Weile. Dann schaute ich Matthias an.
„Geträumt? Oh, ich war so müde. Entschuldige, daß ich dir in der Küche nicht geholfen habe. Aber ich wollte mich nur kurz hinsetzen und dann….“
„Ist schon gut. Es war ja auch aufregend genug gewesen. Wie geht es deinem Finger?“
„Der ist zum Glück gerade mal ruhig. Hab ich gesprochen?“ fragte ich verunsichert.
„Ja, du spricht doch jetzt mit mir.“ lachte Matthias, genau wissend, daß ich nicht diesen Moment meinte. Ich boxte ihn leicht auf den Arm. Er rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Stelle am Arm. Ich schwang meine Beine vom Sofa, stand auf, verdrehte scherzhaft meine Augen und war schon aus dem Zimmer, als er mir nachrief: „Nein, du hast nicht gesprochen, aber wer oder was ist Zayed?“ fragte er rufend hinter mir her. In meinem Magen zuckte es wie wild, als er Zayed aussprach.

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