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Wirbi Eselsohr
Alter: 41 Beiträge: 232 Wohnort: Dinslaken
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01.08.2010 11:29 Wie "verbissen" seid ihr beim Schreiben? von Wirbi
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Ich sitze mal wieder vor meinem Manuskript und wie es immer so ist - alles andere erscheint plötzlich viel interessanter und schon schreibt man wieder was ins Forum, obwohl man eigentlich an seinem MS arbeiten sollte
Da stell ich mir die Frage: Wie handhabt ihr das? Zwingt ihr euch zu schreiben, auch wenn ihr keine Lust habt? Sollte man dieser Unlust nachgeben oder sich da durch beißen?
Im Grunde hab ich gar keinen Grund, mich zu drücken. Handlung ist komplett durchgeplant. Sie muss nur noch abgearbeitet werden. Und ich finde die Story wirklich gut, daran liegts auch nicht.
Und gleichzeitig mit dieser mangelnden Motivation drängt sich mir noch ein weiteres Problem auf. Ich habe das Gefühl, dass der zweite Roman eine größere Hürde ist als der erste. Bilde ich mir das nur ein? Bei meinem ersten Werk hatte ich nicht so große Probleme mit der Disziplin. Ich hatte eigentlich gedacht, das Schreiben würde einem leichter von der Hand gehen, je mehr man in Übung ist. Aber Pustekuchen - ich find es wird immer schwieriger! Da ist dieser Druck, den man sich macht, weil man immer denkt: Ich kann an die Leistung vom letzten Mal nicht anknüpfen. Das verstärkt Problem Nr. 1 natürlich noch mehr.
Kennt ihr das auch?
Grüßli
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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01.08.2010 11:38
von EdgarAllanPoe
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Ich mache mir keinen Druck.
Entweder es klappt oder nicht.
Wenn es das tut, ist es in Ordnung. Falls nicht, ist es das aber auch.
Ich schreibe nach Lust und Inspiration. Wenn beides vorhanden ist, ist alles optimal. Wenn aber nur eins von beiden fehlt, kann ich vorerst nichts daran ändern und muss warten.
Zwingen tue ich mich nicht.
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Zitkalasa Reißwolf
Z
Beiträge: 1088
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Z 01.08.2010 14:07
von Zitkalasa
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Wirbi, du kennst meinen Tagesablauf, gut, den halben, quetschen wir noch die Uni rein und dann passt das ...
Wenn ich durch's Schreiben eins gelernt habe, dann ist es das, dass man nie damit aufhören sollte. Du rostest einfach ein, glaub mir - und am Ende steckst du in einer tiefen, tiefen und ganz, ganz bösen Schreibblockade. Ich kämpfe grad dagegen an.
Bei mir fing es damit an, dass ich den Druck von mir nahm. Entweder ich schreibe oder ich schreibe nicht, egal ob gut oder schlecht. Nja, und dann habe ich mich gehen lassen: Ach, heute habe ich keine Lust; Morgen ist Wochenende, da habe ich genug Zeit; Ich muss die Hausarbeit schreiben; In zwei Wochen ist Matheprüfung, ich muss lernen; Heute bin ich zu K.O. von der Exkursion, will schlafen; etc.
Nach und nach nahm mir die Uni ganz schleichend die Zeit für's Schreiben und letztlich habe ich nur noch in Foren und Literatur zum Schreiben gelesen (oder geplottet). Selbst Worte in den yWriter oder Word oder Open Office oder, oder gehackt? Nope. Nur ganz, ganz selten. Das ging ein Jahr so, dann habe ich das gemerkt, mich beim WriYe (Write Year) angemeldet und mir ein Ziel von 200k Wörtern für 2010 gesetzt, um dieser Schreiblosigkeit Einhalt zu gebieten - und wo steh ich jetzt? Bei 16.938 Worten - so viel zum guten Vorsatz ... Ich habe im letzten halben Jahr den Spagat zwischen Uni und Schreiben nicht geschafft.
Die Rechnung für die letzten anderthalb Jahre habe ich dafür jetzt: Alles, was ich schreibe, ist Müll, klingt wie die Fantasien einer Achtjährigen. Jedes Wort fällt mir schwer. Einen Stil kann ich nicht über einer Seite halten. Ich krieg nichteinmal die einfachsten "lyrischen" Bilder hin; und wenn doch, dann ist mein Kopf danach leer. Schreiben ist eine Qual geworden. Aber das kann's ja wohl nicht sein, darum kämpfe ich.
Also, Schreiben ist wie jede andere Fertigkeit. Wie Fahrradfahren verlernt man es nicht, nach Jahren auf dem Rad, kann man aber nicht sofort wieder an der Tour de France teilnehmen.
Besser du erkennst die Zeichen einer aufkeimenden Blockade jetzt als nie. Zwing dich einfach zu schreiben - und wenn es nur fünf Sätze sind. Irgendwann wirst du mehr schreiben und am nächsten Tag noch mehr und dann noch mehr und dann musst du dich wieder zurück halten, dass das Schreiben nicht dein ganzes Leben einnimmt.
(Zumindest treibt mich diese Hoffnung an.)
Wirbi hat Folgendes geschrieben: | Ich habe das Gefühl, dass der zweite Roman eine größere Hürde ist als der erste. Bilde ich mir das nur ein? |
Und dann kommt der Dritte und dann der Vierte, Fünfte, Sechste ... Die Hürde ist es, kontinuierlich neue Romane zu schreiben. *g* Vll. sollest du dich anders unter Druck setzen; vll. solltest du eher daran denken das Ding fertig zu kriegen. Besonders dann, wenn du schon die nächste Geschichte am Start hast - und nicht eher damit anfängst bis du dein momentanes Projekt fertig hast. *g*
_________________ "Heutigentags sagen und schreiben viele Gelehrte mehr als sie wissen. In den alten Zeiten wussten einige mehr als sie schrieben." Matthias Claudius
"Hieve-ho, thieves and beggars, never shall we die" PotC - aWE |
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DasProjekt Exposéadler
Beiträge: 2904 Wohnort: Ørbæk, Nyborg, Dänemark
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01.08.2010 14:20
von DasProjekt
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Siehe Signatur.
Das hat mit Verbissenheit nichts zu tun. Wer rastet, der rostet, auch beim Schreiben.
_________________ 25. Mai 2017 - Kim Henry "Be Mine Forever" |
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Myrine Eselsohr
Alter: 35 Beiträge: 478 Wohnort: München
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01.08.2010 14:46
von Myrine
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Also ich kenne das sehr gut, was du beschreibst. Ich schreibe tatsächlich z.B. unter dem Semester wenig, fast nichts. Wenn ich den Kopf nicht frei habe, hat das für mich keinen Sinn. Oft fehlt dann auch einfach die Zeit.
Ich muss aber sagen, dass ich das gar nicht so dramatisch sehe. Wenn es halt gerade nicht geht, geht es nicht. Ich zwinge mich dann auch nicht unbedingt.
Was anderes ist es, wenn ich die Zeit hätte, die Ideen eigentlich auch und trotzdem immer wieder abschweife. Mir hilft dann oft Bewegung - eine Runde an der frischen Luft, danach geht es oft besser. (Die Angewohnheit hat mir neulich drei Spaziergänge an einem Tag eingetragen...). Wenn ich schon Zeit habe, versuche ich auch mich jeden Tag ein paar Stündchen hinzusetzen. Das war am Anfang schwierig, bis ich irgendwann gelernt habe, nicht immer auf die große Inspiration zu warten, sondern die Geschichte einfach dort wieder aufzunehmen, wo ich aufgehört hatte.
Mein größeres Problem ist es im Moment, mich von der Protagonistin meines abgeschlossenen Romans zu verabschieden...Ich habe vier Jahre daran geschrieben und jetzt fällt es mir schwer in den Blickwinkel anderer Figuren einzutauchen. Aber auch da erzwinge ich nichts. Dann dauert es jetzt eben länger, bis ich mit einem neuen Projekt richtig warm werde.
Wichtig ist denke ich mit dem Schreiben nicht komplett aufzuhören - und wenn man nur "im Kopf" weiterschreibt und sich Gedanken macht, Formulierungen überlegt etc.
Auch dein zweites Problem kenne ich. Ich denke je länger man schreibt, umso genauer achtet man auf Feinheiten und auch auf seine Schwächen. Da wird das Schreiben dann oft zum Kampf...
Was das angeht habe ich mir angewöhnt, die kritischen Stimmen auszublenden oder mir zu sagen "es ist die erste Fassung, du kannst das alles überarbeiten". Funktioniert meistens ganz gut.
Liebe Grüße,
Myrine
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Wirbi Eselsohr
Alter: 41 Beiträge: 232 Wohnort: Dinslaken
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01.08.2010 15:05
von Wirbi
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Bei meinem ersten Projekt habe ich mich tatsächlich jeden Tag hingesetzt und wenigstens 2-3 Normseiten getippt. Das hat auch ganz gut funktioniert, selbst wenn ich keine Lust hatte. Da bin ich einfach immer im Fluss gewesen.
Ich glaube, dann kam der große Fehler... Als ich endlich fertig war - das Exposé war verschickt und der Druck plötzlich weg - habe ich "Schreiburlaub" gemacht. Ganze 2 Monate lang bin ich diesbezüglich faul gewesen. Tja und jetzt sitz ich am ersten Kapitel der Fortsetzung und nix geht mehr. Verdammt! Ich schreibe etwas und habe das Gefühl, das kommt qualitativ einfach nicht mehr an Teil eins ran. Es ist zum verrückt werden. Kann man wirklich so einrosten?
Wahrscheinlich muss mir jetzt gehörig in den Hintern treten, um die Routine wieder reinzukriegen. Nützt wohl nix. Also heißt die Devise: Kampf der Unlust!
Gibt es nicht irgendwo Maulkörbe für Schweinehunde zu kaufen?
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Schatten Eselsohr
Alter: 44 Beiträge: 426 Wohnort: Dort wo der Vogel Phoenix sich zum sterben niederlegt
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02.08.2010 21:43
von Schatten
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Wirbi hat Folgendes geschrieben: | Gibt es nicht irgendwo Maulkörbe für Schweinehunde zu kaufen? |
Schau mal im "Fressnapf" nach, die haben so ziemlich alles
O.k. Scherz beiseite. Auch meine Wenigkeit kämpft gegen Unlust und Schreibblockade an, doch im Gegensatz zu "DasProjekt" und "Zitkalasa" denke ich, dass jeder verschieden drauf ist und kaum einer mit der "Hau-drauf"-Methode zurecht kommt. Manche können unter hohem Druck arbeiten, andere brechen zusammen. Zu welcher Sorte gehörst du?
Ich für meinen Teil halte es mit der Vergleichsmöglichkeit: Wenn du etwas verloren hast, suche nicht verbissen danach, denn es könnte dich in eine falsche Richtung führen, aus der du das verlorene nie wieder siehst. Suche statt dessen entspannt etwas anderes, so dass dich dein Instinkt praktisch von selbst dorthin zurück führt.
Mit anderen Worten: Du kannst nicht schreiben? Deine Unlust ist stärker als dein Wille, die Geschichte zuende zu bringen? Gut!... Dann mach etwas, was dich in den Anfängen deiner Schreiberei zum schreiben animierte. Bzw. gehe entspannt an etwas heran, was deine Kreativität in Wallung bringt, aber nichts mit schreiben zu tun hat - allein um den Motor in Gang zu halten, um später in den "Schreib"-Gang zurück zu schalten.
Hoffe mal, diese aufmunternden Worte waren hilfreich.
_________________ Wir haben genau eine Gehirnzelle die wir uns alle teilen.
Keine Ahnung wer sie Heute hat.
Zitat: Evil Jarred / Bloodhoundgang |
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sali Eselsohr
Alter: 35 Beiträge: 313
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03.08.2010 00:01
von sali
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Ich schaffs auch net mehr als 1-2 Stunden durchzuschreiben... Wenns nicht mehr geht Poker ich nebenher und denke dabei über meinen Text nach, fällt mir was neues ein, so füge ich es gleich hinzu. Ansonsten ne Runde raus gehen, eine Banane essen und rauchen ^^
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Theresa87 Klammeraffe
Beiträge: 527 Wohnort: bei Berlin
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03.08.2010 01:19
von Theresa87
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Jaa, das Gefühl kenn ich ... mein aktuelles Werk habe ich Ende Dezember angefangen und wollte jede Woche 5.000 Wörter schreiben. Hat auch drei Monate lang gut geklappt. Bis, ja, bis ich meinen Freund kennengelernt habe und plötzlich wieder etwas anderes zu tun hatte, wenn ich nicht mit Geldverdienen beschäftigt war ...
Jetzt muss ich mich aber langsam wirklich wieder in die Geschichte zurückzwingen, damit ich wieder eintauche ... will sie doch dieses Jahr fertigstellen, zumindest die erste Rohfassung.
_________________ Sprache ist mehr als nur Worte, Sprache ist Magie. |
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sali Eselsohr
Alter: 35 Beiträge: 313
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03.08.2010 04:44
von sali
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Ui Ui.
Ich kämpfe mich grade voran. Seit 23 Uhr schreibe ich. Der Fernseher läuft nebenbei - Eine Reportage natürlich - und hält mich bei Laune. Mittilerweile habe ich 2141 Wörter zu Papier gebracht. Einerseits zwinge ich mich zum Weitermachen, andererseits bin ich hochmotiviert und möchte noch einiges schaffen.
Nach langer Schreibblockade läuft es endlich wieder
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Wirbi Eselsohr
Alter: 41 Beiträge: 232 Wohnort: Dinslaken
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03.08.2010 10:08
von Wirbi
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Bei mir ist es meist eine Gratwanderung zwischen zu viel und zu wenig (selbstgemachtem) Druck. Wenn ich zu lasch mit meinem Schweinehund umgehe (ich denke, es wird Zeit, dass er endlich in die Hundeschule geht *g*) dann bringe ich nichts zustande, weil dann finde ich immer neue Ausreden, nicht zu schreiben.
Wenn ich mich allerdings zu sehr zwinge, bringe ich nur Müll zustande. Das ist wirklich keine leichte Aufgabe, die Balance zu finden. Es gibt natürlich auch Tage, da bin ich motiviert und da fällts mir leicht, klar. Aber wenn ich darauf immer warten würde, wäre mein Roman in 10 Jahren noch nicht fertig.
Pausen muss ich grundsätzlich machen. Länger als eine Stunde hält meine Konzentration sowieso nicht.
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sali Eselsohr
Alter: 35 Beiträge: 313
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03.08.2010 17:40
von sali
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Haste nenn Laptop? Wenn ja, nimm ihn und geh mit ihm irgendwo hin, wo dich nichts so leicht ablenken kann und wo es kein internet gibt
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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03.08.2010 18:10
von Mr. Curiosity
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Ich stecke selbst bei meinem Roman in einer tiefen Schreibkrise, obwohl es nur noch das letzte Drittel ist.
Es ist elementar wichtig, insbesondere, wenn man längere Werke schreibt, eine klare Vorstellung davon zu haben, worauf es hinauslaufen soll und über welche Stationen man dort hingelangt. Bis jetzt hatte ich eine klare Struktur und alles lief wie am Schnürchen. Für den Endspurt hatte ich mir noch keine gemacht und jetzt habe ich ein Problem.
Ob es soviel bringt, drauflos zu schreiben, ohne einen Plan und Lust zu haben, halte ich für sehr fragwürdig. Vielleicht sollte man sich besser ein Lesepensum verordnen. Interessante Bücher finden sich immer. Da tankt man dann sein Stilrepertoire wieder auf und wird selbst motivierter, weiterzumachen.
_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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Wirbi Eselsohr
Alter: 41 Beiträge: 232 Wohnort: Dinslaken
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03.08.2010 19:53
von Wirbi
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Bei meinem ersten Roman war es genau andersrum: Da hatte ich für die erste Hälfte keinen Plan und habe mir nur über das Ende Gedanken gemacht. Das war genauso schlecht, denn hinterher hatte ich Logikfehler drin. Resultat: Musste den ganzen Anfang neu schreiben.
Mittlerweile fange ich ohne kompletten Plan überhaupt nicht mehr an. Natürlich verändert sich noch viel während des Schreibens, aber wenigstens habe ich etwas, an das ich mich erstmal halten kann.
Trotzdem wird die Schreibkrise dadurch nicht unbedingt besser. Spreche da aus Erfahrung. Auch wenn man zuviel plant, kann man sich alles kaputt machen. Denn dann wird das Hirn "denkfaul" und hat keine Lust, die Vorgaben abzuarbeiten ohne kreativ sein zu dürfen.
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Guerillero Eselsohr
Beiträge: 413 Wohnort: In einem kleinen Dorf
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03.08.2010 22:05
von Guerillero
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Ich denke, dass es auf Deine Fragen keine gemeingültigen Antworten gibt, denn wir Menschen sind mit dem Zusatzmodul "Individualismus" ausgestattet. Es ist in erster Linie eine Mentalitätssache.
In zweiter Linie könnte es eine Organisationsfrage sein. Dazu müsste man wissen, wie Du schreibst und wie Du Deine Arbeit organisierst. Es gibt nämlich eigentlich immer etwas an einem Manuskript zu tun, egal, ob man nun gerade in einer Kreativitätspause steckt oder nicht.
Meist geht der Schreibprozess ja in mehreren Ebenen, oder in mehreren Schüben vonstatten. Es gibt Phasen, wo es mehr auf Kreativität und auf Inspiration, Ideen und bildliche Vorstellung ankommt. Dann aber gibt es den riesigen Berg Arbeit, wo man sich mit Formulierung, Plausibilität, Spannungsverläufen - halt dem ganzen "technischen" Kram beschäftigen muss. Wenn man den Plot frühzeitig entwickelt hat, wenn man genau weiß, was man will, dann kann man hier eigentlich keine Schreibblockade haben.
Mir hilft es z.B., eine gewisse Regelmäßigkeit in meinen Tagesablauf zu bringen. Ich habe für mich persönlich herausgefunden, dass es mir meine Arbeit erleichtert, wenn ich mich jeden Tag von x Uhr fünfzig bis y Uhr dreißig an meinen Computer setzen und das aktuelle Projekt auf den Bildschirm hole. Manchmal sitze ich dann eine Weile herum und fange an, Kommata zu überprüfen. Ist okay, muss auch gemacht werden.
Dann wieder sprudeln die Ideen nur so und ich fühle mich in meinem Haus/Garten zu sehr abgelenkt. Wenn das Wetter gut ist, setze ich mich dann auf mein Fahrrad - Diktiergerät in der Hand - und gurke ein paar Stunden in der Landschaft herum. Danach habe ich wieder tagelang damit zu tun, die Notizen in mein Manuskript einzuarbeiten.
Mit anderen Worten: Ich versuche meinen Schreibprozess so zu organisieren, dass ich in jeder Gemütslage, bei jedem zur Verfügung stehenden Zeitkontingent und in jeder Phase meines Schaffens, die optimalen Voraussetzungen schaffe.
Es gibt natürlich auch richtige Schreibblockaden, bei denen einem nichts mehr einfällt, bei denen man sich an seine Tastatur quält, bei denen einen der Gedanke an das Schreiben schon den Schweiß auf die Stirn treibt. Ich denke, dass ich mir in solch einer Situation eine andere sinnvolle Beschäftigung suchen, und nichts übers Knie brechen würde.
Liebe Grüße
Guerillero
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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03.08.2010 22:31
von Mr. Curiosity
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Routine ist sicherlich gut. Ich denke aber der Aspekt, selbst zu lesen, sollte nicht so ohne weiteres beiseite geschoben werden.
Wie gesagt, man lässt sich stilistisch inspirieren, vielleicht gibt der Handlungsaufbau Anregungen etc. .
Ich hatte z.B. mal eine lyrische Schreibblockade. Dann habe ich den "Club der toten Dichter" im Fernsehen gesehen und danach frossen die Ideen wieder wie in Strömen
Das mag bei jedem anders sein. Aber Routine und Struktur helfen alles nichts ohne diesen "göttlichen Funken" der irgendwo rüberspringen muss. Der springt bestimmt nicht über, wenn man auf Plotstrukturen starrt oder verbissen um x Uhr denkt "jetzt muss ich irgendetwas schreiben".
Wie bist du denn auf die Romanidee gekommen? Back to the roots.. was dich damals inspiriert hat, wird dich evtl. auch ein zweites Mal inspirieren. Wenn du zurück zum Urspung des ganzen gehst, wirst du auch wieder den Sinn hinter all dem erkennen.
LG David
_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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sali Eselsohr
Alter: 35 Beiträge: 313
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03.08.2010 22:45
von sali
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Zitat: | Bei meinem ersten Roman war es genau andersrum: Da hatte ich für die erste Hälfte keinen Plan und habe mir nur über das Ende Gedanken gemacht. Das war genauso schlecht, denn hinterher hatte ich Logikfehler drin. Resultat: Musste den ganzen Anfang neu schreiben.
Mittlerweile fange ich ohne kompletten Plan überhaupt nicht mehr an. |
Also bei mir isses ganz anders, wie ich feststellen musste. Habe die ersten 7 Kapitel ohne eine Gesamtübersicht vom Ablauf geschrieben. Dann hab ich mir von euch sagen lassen, dass es ohne nicht geht. Nun gut. Hab mir dann eine Gesamtübersicht erstellt mit dem kompletten Inhalten und Kapitelkurzbeschreibungen.
Aber irgendwie ist der Plan schon nach drei Kapiteln aus den Fugen geraten, weil mir einfach bessere Abschnitte eingefallen sind, es sind wieder sehr viele Ideen dazugekommen und ich komme bessere zurecht, nicht weiter als drei Kapitel (ca. 40 Taschenbuchseiten) vorauszudenken (Also, den groben Plan für die Bücher habe ich im Kopf, aber keine Einzelheiten).
Es gibt halt immer wieder kleinere Stellen, wo es stockt, aber es sind alles lösbare Probleme (Das größte Problem hab ich allerdings nach wie vor mit der zeitlichen Komponente, weil die drei Handlungsstränge parallel laufen.) So nun erstma weiter machen.
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Theresa87 Klammeraffe
Beiträge: 527 Wohnort: bei Berlin
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03.08.2010 23:28
von Theresa87
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Ähm ... Vorausplanung? Ganz ehrlich? Meinen aktuellen Roman habe ich mit einem einzigen Satz angefangen, ohne zu wissen, worum es gehen wird und wie die Protagonistin überhaupt heißt.
Und was soll ich sagen, die Ideen kommen beim Schreiben und ich habe schon 50.000 Wörter geschrieben.
_________________ Sprache ist mehr als nur Worte, Sprache ist Magie. |
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Wirbi Eselsohr
Alter: 41 Beiträge: 232 Wohnort: Dinslaken
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04.08.2010 08:37
von Wirbi
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Das habe ich anfangs auch so gemacht, aber nach 300-400 Seiten gemerkt: so gehts nicht...
Meine Geschichte war einfach viel zu komplex, mehrere Handlungsfäden, Intrigen, Verwirrungen. Das war einfach absoluter Mist ohne Planung.
Und da ich dazu neige, grundsätzlich so komplexe Plots zu entwerfen, werd ich mich auf das Abenteuer "planlos" nie wieder einlassen.
Ich verändere beim Schreiben auch eine ganze Menge, aber dann kann ich sofort überprüfen, ob es noch ins restliche Gefüge passt und ggf. die Anpassungen vornehmen, bevor es zu spät ist.
Da hat wohl jeder seine eigene Methode, und das ist auch gut so. Jeder machts eben so, wie er/sie es am besten kann
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Guerillero Eselsohr
Beiträge: 413 Wohnort: In einem kleinen Dorf
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04.08.2010 09:38
von Guerillero
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Selbstverständlich habe ich nicht um x Uhr 30 meine Inspirationen und natürlich halte ich nicht starr an solchen Regeln fest. Es ist ein Beispiel dafür, wie ich mein Schreiben, also meine Arbeit, durch eine vorgegebene Regelmäßigkeit diszipliniere. Das ist mein persönliches Hilfsmittel, um wichtige Dinge nicht von einen Tag auf den nächsten zu schieben.
Ich meine auch, dass es schwierig ist, ohne Konzept darauf los zu schreiben. Meist merkt man das solchen Büchern an. Das soll selbstverständlich nicht heißen, dass das Schreiben mit dem Ausfüllen eines Malbuches vergleichbar wäre. Natürlich entwickelt sich das Buch während der Arbeit daran und ohne Inspiration, neue Ideen, die in das Manuskript einfließen, und ständige Veränderung, wird sicherlich kein einziges Buch geschrieben.
Aber, wie ich anfänglich schrieb, ist alles eine Einstellungs- und Mentalitätssache. Jeder Schriftsteller muss den für ihn richtigen und effektiven Weg finden.
Liebe Grüße
Guerillero
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