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erste Schreibversuche, Kritik erwünscht

 
 
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Lejonina
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 41
Beiträge: 80
Wohnort: Volos, Griechenland


Beitrag12.07.2010 13:05
erste Schreibversuche, Kritik erwünscht
von Lejonina
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Als ich wieder aufwachte, war ich tot. Diese Tatsache allein schreckte mich nicht so sehr, sie war zu erwarten gewesen. Vielmehr entsetzte mich der Umstand, dass ich in der Lage war darüber nachzudenken, statt einfach in Frieden zu ruhen und nicht weiter über irgendetwas nachdenken zu müssen. Das dieses Ende nicht das wirkliche Ende bedeutete, schockierte mich so sehr, dass ich am liebsten in Ohnmacht gefallen wäre, um dieser unfassbaren Situation wieder zu entkommen. Fast hätte ich erwartet, mein Herz etwas schneller schlagen zu hören. Faszinierend, selbst im Tod gab es so etwas wie Einbildungskraft. Ich hätte erwartet, dass man sich mit dem Eintritt des Todes nicht mehr selbst belügt.

Mich umgab eine grau-weiße Farbensuppe in der vereinzelt rote und grüne Lichter aufblitzten. Auch diese Gegebenheit verwirrte mich. Aber was hatte ich erwartet, eine idyllische Blumenwiese, ein wütendes Flammenmeer? Unerwartet schob sich etwas direkt in mein Sichtfeld. War das ein Gesicht? Verschwommen nahm ich zwei engstehende braune Augen und eine Knubbelnase wahr. Was hatte das Gesicht in meiner Todes-Realität zu suchen? Der Tod schien also doch keine so einsame Angelegenheit zu sein, wie oft angenommen. Die verkniffenen Lippen bewegten sich. Nur undeutlich drang das eben Gesagte in meine Gedanken. „H..rr Müll..r, hör.. .ie mi..?“.

Dieses fremde Wesen war allwissend. Es kannte meinen Namen. Ob es so etwas wie Bürokratie nach dem Tod gab und alle Todesfälle registriert wurden? Ich suchte nach Erklärungsmöglichkeiten und war absolut ratlos. „Woher kennen Sie meinen Namen?“, wollte ich entgegnen, aber mein Mund bewegte sich nicht. Meine Verwirrung wich einem Gefühl der Beklemmung. Ich konnte mich nicht verständlich machen. Das Gesicht verschwand aus meinem Blickfeld. Mein Kopf wollte dem Gesicht folgen, aber mein Körper reagierte nicht auf meine Befehle. Auch meine Arme und Beine bewegten sich keinen Milimeter. Blankes Entsetzen machte sich in mir breit. Ich war komplett bewegungsunfähig und nicht in der Lage zu kommunizieren. Was passierte hier, war ich doch nicht tot oder war dies die Hölle? Langsam sickerte die qualvolle Erkenntnis zu mir durch. Als ich meine Augen schloss, wünschte ich, ich wäre wirklich tot.
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Scritoressa
Geschlecht:weiblichGraue Hexe

Alter: 29
Beiträge: 686



Beitrag12.07.2010 15:51

von Scritoressa
Antworten mit Zitat

das ist dir echt gelungen, Kompliment.

Vor allem weil du zuerst KLischees aus Todesszenen nimmst und den Prota dann doch nicht tot sein lässt. Einzig die idee mit der Bürokratie finde ich etwas bremsend...was wäre mit einem Empfangkomitee oder so?

lg Scrito


_________________
Better to have loved and lost but to have never loved at all.
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Maria
Geschlecht:weiblichEvolutionsbremse

Alter: 52
Beiträge: 6000

DSFo-Sponsor Ei 1
Ei 4


Beitrag12.07.2010 16:36

von Maria
Antworten mit Zitat

fein.
Die leichte Ironie, tragisches Ende, das mir beinahe die Mundwinkel nach unten zog. Mensch, warum jetzt kein Lacher? Weil das Leben so nicht ist, ich weiß.

Zitat:
Vielmehr entsetzte mich der Umstand, dass ich in der Lage war darüber nachzudenken, statt einfach in Frieden zu ruhen und nicht weiter über irgendetwas nachdenken zu müssen.

Laughing
schreckliche Vorstellung, absolut. Da denkt man, man hätte endlich sei' Ruh' und wieder muss man nachdenken!

Scritoressas Bürokratie-Vorschlag find ich gut. Die Bürokratie hat mich auch für eine Millisekunde aufgehalten, beinahe umgeleitet.

Sehr gern gelesen!
LG


_________________
Give me sweet lies, and keep your bitter truths.
Tyrion Lannister
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Lejonina
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 41
Beiträge: 80
Wohnort: Volos, Griechenland


Beitrag14.07.2010 11:03

von Lejonina
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr Beiden, vielen Dank für Eure Kommentare!

Ja, die Stelle mit der Bürokratie ist etwas eigenwillig. Ob man den Satz einfach weglässt?

Dann würde es so klingen:
Dieses fremde Wesen war allwissend. Es kannte meinen Namen. Ich suchte nach Erklärungsmöglichkeiten und war absolut ratlos.

Was meint ihr?

Liebe Grüße, Lejo
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Freak83
Gänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 16



Beitrag14.07.2010 13:06

von Freak83
Antworten mit Zitat

Hallo Lejo,

Ich bin eher verwirrt darüber, dass man im Tod so entsetzt und verwirrt ist.  Wink  Ich hätte nach den ersten Zeilen eher eine friedlichere Atmosphäre erwartet. Vielleicht eine gewisse Resignation des Protagonisten.

Ok, ich bin tot. Das war zu erwarten. Hey, was ist das? Nicht das Ende? Und das mir, als Atheist? Ja, okay - wenn das so ist. Immerhin brauch ich mich nicht mehr mit Steuererklärungen herumärgern.

Was ich damit sagen will: Ich finde, in den ersten zwei Sätzen klingt es noch recht entspannt. Er ist tot, das ist in Ordnung. Danach kommt viel Panik- für meinen Geschmack ist der Protagonist etwas zu entsetzt und schockiert.
Der Satz mit dem schneller schlagenden Herz ist mir unklar.
Zitat:
Fast hätte ich erwartet, mein Herz etwas schneller schlagen zu hören

Vermutlich hört er doch sein Herz schneller schlagen, weil er ja anscheinend nicht tot ist. Das erklärt auch, warum er es auf Einbildung schiebt. Dazu passt aber nicht: fast hätte ich erwartet.
Vielleicht eher: Mir kam es vor, als ob ... oder so ähnlich.

Ich finde, dass du im ersten Absatz zu viel Konjunktiv verwendest. "in Ohnmacht gefallen wäre." "Hätte erwartet" hast du gar zwei Mal hintereinander. Besonders in dem oben zitierten Satz passt es für mich gar nicht.

Ich finde, du schaffst es gut, das Interesse des Lesers gleich zu Beginn einzufangen.  
Der Text lässt sich gut lesen.

Wie gehts weiter?

LG
Freak
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Lejonina
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 41
Beiträge: 80
Wohnort: Volos, Griechenland


Beitrag31.07.2010 17:29

von Lejonina
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hej Freak,

vielen Dank für Deine Anmerkungen. Ich bin bisher noch nicht dazu gekommen, mir Gedanken dazu zu machen, weil ich im Urlaub war.

Ja, die Verwirrung ist vielleicht schon ein erstes Indiz dafür, dass er gar nicht tot ist. Den Tod stelle ich mir persönlich auch etwas friedlicher vor.

Das mit dem schlagenden Herzen soll dann natürlich in die Richtung weisen, dass er gar nicht tot ist. Allerdings hat er scheinbar eine Situation erlebt, von der er denkt, sie nicht überlebt zu haben. Deshalb die Verwirrung und Panik.

Ich glaube ich habe den Konjunktiv gewählt, weil ich darstellen wollte, wie er reagieren würde, wenn er nicht tot wäre (was er ja auch gar nicht ist). Mmh, schwierig. Kann man das auch im Präsens darstellen?

Eine Fortsetzung überlasse ich der Fantasie des Lesers... Ich wäre eher nicht für ein Happy End.  Wink

LG Lejo
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MagicMushroomTea
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 34
Beiträge: 525
Wohnort: München


Beitrag31.07.2010 22:51

von MagicMushroomTea
Antworten mit Zitat

Hallo Lejonina!

Ich finde deine Geschichte sehr gelungen und wie Scritoressa bereits angemerkt hat: Den Satz mit der Bürokratie würde ich einfach wegfallen lassen. Der hemmt nur den Lesefluss und im Endeffekt passt er nicht wirklich in diese Szene.
Vor meinem geistigen Auge ist ein Querschnittsgelähmter im Krankenbett aufgetaucht.
Ich kann mir vorstellen, dass sich oben besagter Herr Müller lieber wünschen würde tot zu sein als fortan sein Leben lang auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.

Liebe Grüße,
MMT


_________________
"The story of life is quicker than the wink of an eye.
The story of life is 'Hello' and 'Goodbye' until we meet again."­
Jimi Hendrix
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