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glutenhitze


 
 
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Liluye
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 32
Beiträge: 24
Wohnort: NRW


Beitrag19.07.2010 23:46
glutenhitze
von Liluye
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

du bist unwandelbar. wie man ein leichtes
tuch um die schultern schlägt im sommersirren,
glühst du im gras. dem dunkelnden verirren
bist du ein bloßes dunkles unerreichtes.

die uhr schweigt knöchern. eines brunnens sprudeln
ergießt sich stumm. die glutumlohten lichter
sind traummohnschwer und schwelende gesichter
ziehn, wie ein sarg in maelstromhaften strudeln

hinabsinkt und mit seegebrüll verschwindet,
durchs steppengras. der wind heult serenaden
vom schädelpfad; von tränkenden kaskaden
am ufer singt der tod, der kränze windet.



_________________
"Ein weißes Schloß in weißer Einsamkeit.
In blanken Sälen schleichen leise Schauer.
Todkrank krallt das Gerank sich an die Mauer,
und alle Wege weltwärts sind verschneit.

Darüber hängt der Himmel brach und breit.
Es blinkt das Schloß. Und längs den weißen Wänden
hilft sich die Sehnsucht fort mit irren Händen ...
Die Uhren stehn im Schloß: es starb die Zeit."

-Rilke
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag20.07.2010 10:21

von EdgarAllanPoe
Antworten mit Zitat

Hallo Liluye!

Wieder ein wunderschönes, jedoch bedrückendes Gedicht von dir. Die Reime fallen da kaum ins Gewicht, aber deine Sprache drückt dennoch ganz gewaltig auf den Magen, eben weil sie so düster ist. Das ist aber auch gleichzeitig die Stärke dieses Kleinods - die Atmosphäre. Und: Ich habe den Eindruck, es kristallisiert sich ein eigener Stil heraus. Weiter weg von Rilke, hin zu deinen eigenen Worten.
Was mir an diesem hier so gefällt, ist, dass es sich niemals ganz öffnet. Man kann es schon fast als hermetisch bezeichnen. Wer ist als "du" bezeichnet? Eine Geliebte des LIs, das hier irgendwo abseits steht und die Szenerie beobachtet? - Man weiß es nicht. Das ist vielleicht auch besser so, denn dadurch behält das Gedicht seinen Geheimnischarakter. Es könnte sich auch um eine surreale Naturbeobachtung handeln - wer weiß?
Ich mag diese Ungewissheit, in der du deine Leser hier lässt. So hat man selbst eine Chance, die Lücken, die bleiben, mit eigenen Gedanken aufzufüllen.

Liebe Grüße,

Eddie


_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Azura
Geschlecht:weiblichLeseratte
A

Alter: 30
Beiträge: 113
Wohnort: Freiburg


A
Beitrag20.07.2010 10:24

von Azura
Antworten mit Zitat

Ein wunderschönes Gedicht.

Bei der Zeile "bist du ein bloßes dunkles unerreichtes" musste ich irgendwie an Rilke denken. Im Gegensatz zu vielen anderen Gedichten finde ich hier, dass es sich zum Ende hin steigert. Die erste Strophe habe ich zum "Einfinden" in das Gedicht gebraucht, die letzten beiden waren umwerfend. Wunderschöner Rhythmus. Mir gefällt es sehr gut. smile
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Liluye
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 32
Beiträge: 24
Wohnort: NRW


Beitrag21.07.2010 10:48

von Liluye
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr Beiden,
vielen Dank für die Antworten und das Lob! Es freut mich, wenn in meiner Dichtung etwas von Rilke nachklingt (er war einer der großartigsten und musikalischsten Lyriker überhaupt, meiner unmaßgeblichen Meinung nach Mr. Green ), aber es ist noch schöner, zu hören, dass ich mich vom bloßen Plagiat hin zu einer eigenen Sprache bewege. Von meiner eigenen Warte aus gesehen ist das immer schwierig zu beurteilen, vor allem, da ich eh notorisch unzufrieden mit meinen Gedichten bin.
Die Kleinschreibung trägt vielleicht ihren Teil zu dem "hermetischen" Eindruck bei, ich werde sie auf jeden Fall beibehalten. Sie macht das Gedicht zu einem geschlossenen rechtsfreien Raum, grenzt es ab von Prosa und Wirklichkeit und lässt es ganz für sich stehen. Das gefällt mir.
Die Ungewissheit möchte ich auch nicht auflösen, jeder soll in das Gedicht hineintragen, was ihm richtig erscheint. Celan hatte schon ganz Recht mit dem, was er sagte. wink

Liebe Grüße,
L.


_________________
"Ein weißes Schloß in weißer Einsamkeit.
In blanken Sälen schleichen leise Schauer.
Todkrank krallt das Gerank sich an die Mauer,
und alle Wege weltwärts sind verschneit.

Darüber hängt der Himmel brach und breit.
Es blinkt das Schloß. Und längs den weißen Wänden
hilft sich die Sehnsucht fort mit irren Händen ...
Die Uhren stehn im Schloß: es starb die Zeit."

-Rilke
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versgerber
Geschlecht:männlichEselsohr
V

Alter: 32
Beiträge: 425
Wohnort: Berlin
Der Bronzene Wegweiser


V
Beitrag21.07.2010 11:21

von versgerber
Antworten mit Zitat

Du hast ein hervorragendes Gefühl fürs Reimen. Bei vielen Texten kommt es vor, dass das Metrum stimmt und auch die Reime eigentlich nicht die schlechtesten sind, aber der Text trotzdem gestelzt und auf den Rhythmus geschnitten wirkt.
Deiner wirkt natürlich. Auch die Zäsuren und Enjambements passen gut, beim Lesen fließts.
 Daumen hoch


_________________
Lachen kann so leicht sein, wenn man genügend oder gar keine Gründe hat
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