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Zweizeiler: ... durch Flachmann


 
 
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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag09.06.2008 15:24
Zweizeiler: ... durch Flachmann
von Harald
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... durch Flachmann

Mittags am Kiosk galt er nur als Fachmann,
vier Stunden später lallte er durch Flachmann!

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intertec
Gast






Beitrag09.06.2008 16:20

von intertec
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Ha, ha smile Beim zweiten Mal lesen habe ich es dann kapiert.
Grüsse, Martin
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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag09.06.2008 16:59

von Harald
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Martin,

dann schau mal nach, ein paar Minuten vorher hatte ich noch nen Zweizeiler und nen Limerick ( Schweinischer L.. )

LG

Harald
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag27.06.2010 01:00

von Nihil
Antworten mit Zitat

Hallo Harald,
da du mich gebeten hast, dieses Gedicht von dir zu rezensieren, komme ich deiner Bitte auch gerne nach. :)
__________________________________________

Du beschreibst in deinem Gedicht einen mutmaßlichen Alkoholiker an einem Kiosk und stellst einen Kontrast zwischen seinem eigentlichen Intellekt und seiner Sucht her, indem du ihn zu zwei verschiedenen Zeiten beschreibst. Seine Fachkenntnis nützt ihm nach einigen tiefen Blicken ins Glas auch nichts mehr. Du wahrst bei deiner Schilderung einen neutralen Ton und schilderst nichts weiter als die äußere Handlung, behältst Werturteile und Gedanken außen vor. Dennoch kann man deuten, dass du durch den Kontrast, den du hier herstellst, die Folgen des Alkoholismus verdeutlichen und so Kritik an einer bestimmten Gesellschaftsschicht üben wolltest.

Doch auch wenn sich deine Intention deutlich herauslesen lässt und du ein relevantes Thema gewählt hast, ist die Umsetzung doch sehr substanzlos. Wegen der Kürze des Gedichtes lässt du einen tieferen Einblick in das Leben dieses Mannes vermissen, seine Schilderung wirkt oberflächlich und nicht eindringlich. Du hättest auch beim Leser eine stärkere Wirkung entfalten können, indem du Gefühle, Familie und Arbeit des Mannes mehr in den Vordergrund gestellt hättest, anstatt die Situation in nur einem Satz zusammen zu fassen.

Aber wie hast du diesen Inhalt formal gegliedert? Wie schon gesagt, besteht das Gedicht eigentlich nur aus einem Satz, beziehungsweise einer Strophe aus zwei Versen. Der erste wird von einem vierhebigen Daktylus (am Ende zu einer weiblichen Kadenz verkürzt) gebildet, während der zweite aus einem Daktylus und vier Trochäen besteht.

Zitat:
Mittags am Kiosk galt er nur als Fachmann,
vier Stunden später lallte er durch Flachmann!


Dieser Bruch sieht allerdings nicht gewollt aus, da man keinen Bezug zum Inhalt herstellen kann. Der Trochäus wirkt nach dem tänzelnden Daktylus wie der exakte Stechschritt von Soldaten, taucht aber an genau der Stelle auf, an der der Protagonist zu lallen (und wahrscheinlich zu torkeln) beginnt - ist demnach unpassend. Wäre das genau anders herum passiert, wäre das ein schönes Stilmittel gewesen, so aber muss ich von einem ungenauen Ohr ausgehen. Weiterhin ist sehr störend, dass du dieses ohnehin unmotiviert gebrochene Metrum noch durch gekünstelte/falsche Sprache erzwingst. "Vier Stunden später lallte er durch (den) Flachmann." hätte es höchstens heißen können. Diese Aussparung wirkt leider sehr unbeholfen und wird noch dadurch verstärkt, dass du sogar durch den Titel des Gedichtes noch einmal darauf hinweist. Hier hätte ein bisschen mehr Genauigkeit gut getan. Leider kommst du nicht einmal ohne Füllwörter aus, denn das "nur" im ersten Vers hätte es sicher nicht gebraucht. Außerdem bleibst du dem Leser schuldig, für was der Mann denn überhaupt ein Fachmann ist? Mit dieser schwammigen Beschreibung, kann man noch nicht einmal zwischen Ironie und Ernst unterscheiden.

Gut finde ich hingegen den Rhythmus des Gedichtes. Einschnitte kann man hier erkennen:
Zitat:
Mittags | am Kiosk | galt er nur als Fachmann,
vier Stunden später | lallte er durch Flachmann!

So wird die Szene im ersten Vers mit allen nötigen Informationen beschrieben und im zweiten Vers kann man sogar schon eine leise Vorausdeutung heraushören, wenn man will.
Ein weiteres Problem habe ich hingegen mit den Reimen. Der Endreim "Fachmann - Flachmann" scheint den Inhalt des Gedichtes vorgegeben zu haben, da beide die einzigen Reimpartner sind, wenn man Ingeborg Bachmann mal außen vor lässt. Mir scheint, die Reduktion des Gedichtes auf diesen Reim allein würde den Inhalt genau so gut transportieren. Zudem verwendest du noch einen Binnenreim, der allerdings sehr verwaschen aussieht. Denn "lallte er" und "galt er" reimen sich nicht richtig, die Silbenzahl ist zu unterschiedlich. Selbst eine Assonanz kann man hier nur mit gutem Willen feststellen.

Um zur Sprache zu kommen: Der Grammatikfehler (Auslassung des Artikels) zerschlägt dein ganzes Gedicht, eben weil es so kurz ist und gerade bei kurzen Gedichten jedes Wort sitzen muss. Rechtschreibfehler gibt es immerhin keine. Ansonsten ist zu deinem Sprachstil zu sagen, dass du eine neutrale Sprechweise verwendest, aber keine bevorzugten Wortgruppen, glücklicherweise auch keine Klischee-Formeln. Originelle Wendungen, eigene Ideen für Stilmittel, die den Inhalt weiter unterstützen und ausbauen, bleiben allerdings ebenso auf der Strecke. Der Ton klingt eher nach Prosa als nach lyrisch-musikalischer Sprache (bis auf den Grammatikfehler). So bleibt deine Erzählweise weitestgehend störfrei, aber auch langweilig, weil du wenig Interessantes bietest. Um ehrlich zu sein: Ein Stilmittel verwendest du schon, nämlich eine Antithese. Dem klugen Fachmann stellst du den unzurechnungsfähigen Besoffenen gegenüber. Doch da dies, wie weiter oben schon geschrieben, nur oberflächlich geschieht, ohne die Gegensätze auf ihre äußerste Spitze zu treiben, bleibt auch dieser Aspekt flach.

Deswegen kommt auch deine gesellschafts- bzw. personenkritische Aussage nicht so richtig an. Dein Gedicht ist komprimiert, aber nicht verdichtet. Dichte heißt, dass es viel auf wenig Raum gibt. Deswegen werden eben auch sprachliche und formale Mittel dazu verwendet, etwas zu sagen, wofür eine bloße Beschreibung länger bräuchte. Form und Sprache erschließen hier aber bedauerlicher Weise keine neuen Dimensionen, sondern werden kaum beachtet. Man muss sie selbstverständlich nicht immer verwenden, aber gerade bei einem Gedicht, das so kurz und knackig daher kommen möchte wie dieses, wäre das ratsam gewesen. Auf den Kern reduziert bleibt leider nicht einmal ein Aphorismus zurück, dafür fehlt der Aussage die Schärfe. Eigentlich ist es sogar nur eine Allerweltsweisheit: Alkohol macht dumm.

Das Thema an sich bietet sicher viel Potenzial, das sich auszuschöpfen lohnt. Auch finde ich es gut, dass du das Gedicht als Medium für Gesellschaftskritik genutzt hast. Die Umsetzung ist dir jedoch überhaupt nicht gelungen.

Ich hoffe, dass das trotz der überwiegend negativen Kritik die Rezension war, die du dir gewünscht hast.

Genieß die Nacht,
nıhıl
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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag27.06.2010 12:59

von Harald
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nihil hat Folgendes geschrieben:


Gut finde ich hingegen den Rhythmus des Gedichtes. Einschnitte kann man hier erkennen:
Zitat:
Mittags | am Kiosk | galt er nur als Fachmann,
vier Stunden später | lallte er durch Flachmann!

So wird die Szene im ersten Vers mit allen nötigen Informationen beschrieben und im zweiten Vers kann man sogar schon eine leise Vorausdeutung heraushören, wenn man will.
Ein weiteres Problem habe ich hingegen mit den Reimen. Der Endreim "Fachmann - Flachmann" scheint den Inhalt des Gedichtes vorgegeben zu haben, da beide die einzigen Reimpartner sind, wenn man Ingeborg Bachmann mal außen vor lässt. Mir scheint, die Reduktion des Gedichtes auf diesen Reim allein würde den Inhalt genau so gut transportieren. Zudem verwendest du noch einen Binnenreim, der allerdings sehr verwaschen aussieht. Denn "lallte er" und "galt er" reimen sich nicht richtig, die Silbenzahl ist zu unterschiedlich. Selbst eine Assonanz kann man hier nur mit gutem Willen feststellen.

nıhıl


Hallo Nihil,

zuerst mal vielen Dank für die Mühe, die du dir gegeben hast, diesess Teil grundlegend zu sezieren.

Zu dem obigen Abschnitt folgendes:

Dieser Zweizeiler ist das Ergebnis langer Umstellungen, Neuformierungen usw.

Natürrlich sind die Kernpunkte Endungsgleichunge, Lautmalerei, der versuch, mit Lauten zu spielen, sie zu gleichen Reihen zu formen.

Das dies so nicht hundertprozentig hinhauen konnte war mir klar, das Ergebnis lässt ja auch zu wünschen übrig, aber dies>>

Zitat:
Mittags | am Kiosk | galt er nur als Fachmann,
vier Stunden später | lallte er durch Flachmann!


annährend gleich
zwei Füllsilben
fast identisch

war zur Zeit der Erstellung für mich in Ordnung.

Heute würde ich, (werde ich bei Übernahme in mein neues Buch) einige Kleinigkeiten ändern, das Klangbild noch etwas vervollständigen. Ob das dann besser wird, das sei dahingestellt.

Neue Fassung, angedacht:

Mittags, am Kiosk, galt er nur als Fachmann,
ein wenig später lallt er durch acht Flachmann.

Dabei sind >>

 galt er nur als Fachmann,
und
 lallt er durch acht Flachmann

lautmalerisch (fast) identisch.

Ich bitte um deine/eure Meinungen dazu.

LG

Harald


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Harald

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Nihil
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Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag27.06.2010 13:15

von Nihil
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Zitat:
Mittags, am Kiosk, galt er nur als Fachmann,
ein wenig später lallt er durch acht Flachmann.


Das ist genau so grammatikalisch falsch, weil es hier eigentlich "acht Flachmänner" heißen müsste. Außerdem finde ich ganz ehrlich, dass das Gedicht größere Schwächen hat als die nicht ganz gleich klingenden beiden Verse.
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SylviaB
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Beiträge: 6332
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Beitrag27.06.2010 18:06

von SylviaB
Antworten mit Zitat

So nett diese Zeilen und die darauf folgende Rezenion ist, ich verschiebe in den Trash.

Lieben Gruß
Sylvia


_________________
Scheint dat Sönnsche dir aufs Hirn,
hassu wohl ne offne Stirn. wink
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