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elis Gänsefüßchen
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Beiträge: 19
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E 15.06.2010 17:18 Annas Entführung von elis
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Ich werde mich - wie vorgeschlagen - erst mal etwas intensiver mit den Grundlagen beschäftigen, möchte aber noch, bevor ich mich vorübergehend zurückziehe, meine Idee für ein Jugendbuch vorstellen. Ich wüsste gerne, ob die Handlung schlüssig erscheint oder zu viele Klischees bedient.
Bei meinem Jugendbuchprojekt „Annas Entführung“ (Arbeitstitel) geht es unter anderem um die Rollen, die den Kindern innerhalb von Familien zugewiesen werden. Eltern behaupten zwar, alle Kinder gleich zu lieben und keine Unterschiede zu machen, aber da Kinder eben unterschiedlich sind, werden die Ursachen für unterschiedliche Verhaltensweisen der Eltern oft dem Kind angelastet, das im Vergleich mit den Geschwistern schlechter abschneidet. Weitere Aspekte sind die Gewalt an Schulen und das Entstehen von Gruppen und Gangs, die andere schikanieren, einschüchtern und abziehen, die Unterschiede zwischen denen, die beherrschen wollen und sich beherrschen lassen und andererseits denen, die Unterwürfigkeit und Gewalt ablehnen, aber auch nicht herrschen wollen.
Vor diesem Hintergrund erzähle ich die Geschichte der am Anfang 15- oder 16-jährigen Anna. Sie hat einen anderhalb Jahre älteren Bruder, der der Liebling der Eltern ist, weil er angepasst und strebsam ist, während Anna aufmüpfig erscheint und das schwarze Schaf ist. Eines Tages erhält Anna nach der Schule eine SMS vom Handy ihres Bruders, der sich auf dem Heimweg mit ihr treffen will. Kurz vor dem Treffpunkt, an dem sie ihren Bruder zu sehen glaubt, wird sie von einem ihr unbekannten Jugendlichen überwältigt und weggeschleppt. Ihr geschieht nichts, und nach etwa 24 Stunden kann sie sich befreien und nach Hause flüchten.
Kurz darauf kommt der Verdacht auf, dass Anna ihre Entführung inszeniert hat, um sich wichtig zu machen. Der Bruder behauptet, er hätte ihr keine SMS geschickt, und die Mutter ist davon überzeugt, dass Anna ihr Handy nicht mit hatte, denn am Tag der Entführung ist der Bruder pünktlich nach Hause gekommen und Annas Handy lag in ihrem Zimmer, als die Mutter danach suchte. Da Anna glaubt, ein gutes Verhältnis zu ihrem Bruder zu haben, weil sie ihn auch manchmal unterstützt hat, wenn er den Eltern etwas verheimlichen wollte, weiß sie nicht mehr, was sie glauben soll. Ihre Eltern machen ihr laufend Vorwürfe, wie unehrlich und undankbar sie doch ist. Sie wird wegen Vortäuschung einer Straftat vor Gericht gestellt und muss Sozialstunden ableisten. Da die Eltern subjektiv meinen, zwischen ihren Kindern keinen Unterschied zu machen und alles für ihre Kinder zu tun, haben sie sogar eine Anwältin zur Verteidigung engagiert, die im Gegensatz zu den Eltern von Annas Unschuld überzeugt ist, aber nichts beweisen kann.
Dann sieht Anna eines Tages, dass ihr Bruder mit einigen Jugendlichen zusammen ist, die in der Schule andere Mitschüler schikanieren. Von früher weiß sie, dass ihr Bruder oft Angst hatte, in die Schule zu gehen, weil er gemobbt wurde; jetzt scheint er aber dazu zu gehören.
Einer von den Jungs ist kurz vor ihrer Entführung von der Schule geflogen, weil er jüngere Mitschüler schikaniert hat. Anna ist diejenige, die das dem Vertrauenslehrer gemeldet hat, weil die Betroffenen selbst Angst hatten. Anna stellt ihren Bruder zur Rede, äußert den Verdacht, dass er sich den Schlägern als nützlich erweisen muss oder erwiesen hat, damit die ihn nicht quälen, und dass die Entführung mit seiner Mitwirkung und dem Ziel inszeniert wurde, sie als unzuverlässig und unehrlich darzustellen. Deshalb hat man ihr auch kein Haar gekrümmt, damit es keine Verletzungen gibt, die ihre Glaubwürdigkeit untermauern könnten. Als sie das ihrem Bruder auf den Kopf zusagt, streitet der merkwürdigerweise nichts ab, sagt ihr aber, sie könne nichts beweisen. Da sie das vorhergesehen hat, hat sie das Gespräch mit ihrem Handy heimlich aufgezeichnet.
Die Eltern glauben ihr kein Wort. Sie spielt ihnen im Beisein des Bruders die Aufnahme vor, in der der Bruder alles zu gibt, aber die Eltern sehen nur einen erneuten Beweis ihrer Boshaftigkeit, weil sie die heimliche Aufnahme gemacht hat. Der Bruder, den die Eltern befragen, schafft es, sich als armes reumütiges Opfer darzustellen, das sich nicht anders zu helfen wusste, und die Eltern verlangen von Anna, dass sie ihm verzeiht und die Angelegenheit abhakt. Anna sucht ihre Anwältin auf und erzählt ihr, was geschehen ist. Die Anwältin rät zum Wiederaufnahmeverfahren, aber der Bruder hat auf Geheiß der Eltern die Aufnahme vom Handy gelöscht und die Familie droht, alles abzustreiten und sie erneut als Lügnerin darzustellen. Anna, die so etwas befürchtet hat, ist es aber gelungen, die verbotene Bandaufnahme per SMS (oder wie immer) weiterzuschicken (unklar an wen).
Ich tendiere dazu, Anna begreifen zu lassen, dass ihr Bruder immer schwach sein wird, dass ihre Eltern ihn immer in Schutz nehmen werden und dass sie nie begreifen werden, dass sie ihre Kinder unterschiedlich akzeptiert und unterschiedlich behandelt haben. Deshalb verzichtet sie auch auf ein Wiederaufnahmeverfahren, zumal sie weiß, dass der Eintrag ins Erziehungsregister nach Volljährigkeit nicht ins Führungszeugnis kommt und weil sie während ihrer Sozialstunden positive Erfahrungen gemacht hat. Möglicherweise nutzt sie die noch vorhandene Aufnahme, um ihre Eltern zu dem Zugeständnis zu bringen, dass sie mit 18 eine kleine Wohnung beziehen darf und die Eltern Miete und Unterhalt zahlen werden (oder denkt zumindest über diese Nutzung nach).
Ich weiß noch nicht genau, welche Perspektiven ich für Anna ins Auge fassen werde – also Kontakte, Berufspläne oder ähnliches. Ich will nicht eine zuckersüße Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung entstehen lassen, in der das Gute am Ende siegt und der Held immer belohnt wird, aber ich will auch nicht auf den pessimistischen Du-hast-sowieso-keine-Chance-Trip. Ich will aber erzählen, dass es keinen Sinn hat, sein Leben lang etwas nachzulaufen, was man ohnehin niemals bekommen wird.
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Alexander Hill Wortedrechsler
A Alter: 60 Beiträge: 59
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A 15.06.2010 17:44
von Alexander Hill
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Hallo elis
Zitat: | ...bevor ich mich vorübergehend zurückziehe,... |
Ich würde dir vorschlagen, statt eines Rückzuges hier im Forum andere Texte zu rezensieren, zu kritisieren und dir darüber Gedanken zu machen. Ich für meinen Teil habe sehr viel daraus gelernt.
Dein Entwurf für eine Story hört sich erst mal gut durchdacht an. Allerdings ist zu dem Zeitpunkt, an dem Annas Handy zu Hause auftaucht, schon klar, wer der Entführer war. Ich denke mal, dass du in der Story sehr vorsichtig mit solchen Andeutungen sein musst, um nicht zu viel zu verraten.
Ebenso finde ich es schwierig (und ein wenig uglaubwürdig), dass die Eltern voll auf der Seite des Jungen stehen sollen, bei der Beweislast, die Anna aufbringt. Aber schwierig heißt nicht unmöglich.
Alex
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derSibirier Reißwolf
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Beiträge: 1250
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D 15.06.2010 17:50
von derSibirier
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Hallo elis
Mir gefällt deine Idee, daraus kannst du sicher etwas machen. Ich denke, dass erste Liebeserfahrungen Annas mit einem Jungen unbedingt mit in die Story gehören. Deine Zielgruppe für diesen Plot sind Teenager, und bei Teenagern dreht sich doch so viel um das erste Verliebtsein und natürlich sollte sie ein Hobby haben, für das sie alles tun würde.
Mensch, hier im Forum haben wir einige sehr kluge Mädels, scrito und dancing und wie sie alle heißen, die braucht es hier, die wissen, was für einen Leser oder eine Leserin in diesem Alter interessant ist.
Ich hol Verstärkung am Brunnen.
derSibirier grüßt
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Feya Schneckenpost
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Beiträge: 10
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F 15.06.2010 18:11
von Feya
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Hallo Elis,
ich finde die Idee toll:) Auch fände ich es keineswegs schlimm, dass das Handy zu Hause gewesen sein soll. Es geht ja im Endeffekt nicht darum, einen Krimi zu schreiben, sondern die Beziehungen stehen im Vordergrund.
Den Vorschlag mit dem verliebt sein usw. finde ich nicht schlecht, aber nicht unbedingt nötig.
Fände es schön, wenn du, falls du diese Idee ausarbeitest, mir mal ein bisschen was schicken würdest, dann könnte ich dir als "Jugend" sagen, was ich davon halte. Aber alles in allem eine seeeeehr schöne Idee, die zumindest mich, auf alle Fälle anspricht:)
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elis Gänsefüßchen
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Beiträge: 19
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E 15.06.2010 18:21
von elis
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Danke für die Rückmeldungen. ich stelle mir das so vor, dass Anna wegen des Handys zwar stark vermutet, dass ihr Bruder irgendwie involviert ist und der Leser ebenso wie Anna weiß, dass sie die Wahrheit sagt. Dass die Eltern am Ende trotz erdrückender Beweislast auf Seiten des Bruders sind, müsste sich stimmig darstellen lassen: Anna wird gesagt, sie solle doch mal überlegen, wieso man ihr nicht geglaubt hat, denn von nichts käme ja nichts (unschlagbar in diesem Zusammenhang sind abstrakte Präzedenzfälle, bei denen schon die Frage, wann das gewesen sein soll, als neue Unverschämtheit gewertet wird), während in Bezug auf den Bruder, der reumütig in sich geht und seine Beteiligung offen legt, ein Anspruch auf Verzeihung vertreten wird.
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Azura Leseratte
A Alter: 30 Beiträge: 113 Wohnort: Freiburg
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A 15.06.2010 18:24
von Azura
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Die Grundidee finde ich gut, auch interessant, da dieses Thema noch nicht allzu oft aufgegriffen wurde. Ich sehe auch Probleme bei der Darstellung der Eltern, warum stehen sie bis zuletzt auf der Seite des Bruders? Aber es ist sicher möglich, das glaubhaft rüber zu bringen.
Ansonsten - für mich klingt es nach einem typischen Jugendbuch. (Weshalb es mich persönlich nicht so sehr anspricht, ich mag typische Jugendbücher nicht, aber das ist nur und ausschließlich mein Geschmack.)
Ein bisschen Verliebtsein gehört da, finde ich, einfach rein - Vielleicht ein glückliches Ende der Liebesgeschichte? Dadurch hast du mehr Spielraum bei der Geschichte mit den Eltern, es ist nicht ganz so schlimm, wenn es schlecht ausgeht.
Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6380 Wohnort: USA
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15.06.2010 18:30
von Murmel
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ich bin zwar dem teenager Alter schon lange entfleucht, habe aber zwei Kinder, die zwar diesem so langsam entwachsen sind, aber noch gute Erinnerungen daran.
Beide Themen: Tierschutzversuche und ungerechtes Elternverhalten sind meines Erachtens zu heavy für die Altersgruppen, die du im Visier hast. Ich würde hier einfach möglichst viele Mitglieder dieser Altergruppe befragen, die sonst am liebsten Biss Romane, Thriller und High Fantasy in sich hineinziehen - aber ich kann mich auch täuschen. Vielleicht schreibt man das heute für die Jugend, und ist auch wahrscheinlich der Grund, warum die meisten Jugendlichen, die ich kenne, so etwas nicht lesen und lieber in der Erwachsenenecke suchen.
Daher hier noch einmal meine Idee, sich im nächsten Buchladen die neuesten Publikationen für die Altersgruppe anschauen.
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elis Gänsefüßchen
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Beiträge: 19
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E 15.06.2010 19:50
von elis
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Für mich stellt sich die Frage, ob das, was in der Welt, in der Kinder und Jugendliche leben, geschieht - unter Umständen in deren unmittelbarem Umfeld , nicht auch thematisiert werden könnte und müsste. Kinder erleben es, dass ihre geliebten Tiere verschwinden, sie hören auch von Tierdiebstählen, auch wenn ihnen im Zweifel eingeredet wird, es handele sich um Tierliebhaber, die das wunderschöne Tier unbedingt hätten haben wollen und es gut behandeln würden. Es gibt Kinder, die so tun, als ob sie es glauben, um den Eltern ihre Hoffnung nicht zu zerstören. Ebenso erleben Kinder und Jugendliche, dass sie ungerecht behandelt werden und man ihnen einredet, dass es ausschließlich an ihnen liegt, wenn sie in der Familie ausgegrenzt werden.
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Gast
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16.06.2010 07:25
von Gast
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Es gibt ein Problem.
die verleugnete SMS. Es ist für die Polizei überhaupt kein Problem ihre Existenz über den Provider zu beweisen. Der Bruder würde am Abend des ersten Tages in Verdacht geraten Drahtzieher der Entführung gewesen zu sein. Wer immer sie gesendet hat, hinterlies eine üble Visitenkarte.
Als leichter Krimi könnte die Geschichte abgeändert funktionieren. Am ehesten, wenn die Leser etwas miträtseln können und die Gesellschaftskritik nicht all zu sehr dominiert. Wichtig ist, dass du die Indizienkette wasserdicht gestaltest und kontrolliert verabreichst.
Alles steht und fällt mit Annas Geschichte von der Entführung. Kann sie eine glaubwürdige Story erzählen, die plausible Fragen lässt?
Grüße
Bobbi
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elis Gänsefüßchen
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Beiträge: 19
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Gast
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16.06.2010 08:02
von Gast
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Nicht der Ort, sondern das Gerät, von dem die SMS versendet wurde, ist entscheidend. Ist es einer Person zuzuordnen, wird diese Person im Handumdrehen ermittelt. Möglich wäre ein öffentlicher PC, z.B. Internetcafe. Ein Schulcomputer taugt nicht, der Nutzer zur Zeit der Versendung wäre zu ermitteln.
Mit Annas Geschichte habe ich übrigens den eigentlichenTathergang gemeint. Recherchiere halt ein bisschen, dann wirst du schon einen Weg finden. Wie wäre es mit der Möglichkeit der unmerklichen Nutzung? Wo war der Bruder während der Zeit der Versendung und wer hätte unbemerkt Zugriff auf sein Handy nehmen können? Konstruiere was. Je eindeutiger es zu Anfangs scheint, desto besser.
Grüße
Bobbi
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Gast2 Eselsohr
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Beiträge: 459
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G 16.06.2010 09:29 .. von Gast2
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Hallo Elis,
zieh dich hier bloß nicht zurück, deien Geschichten sind spannend. Davon mag ich sehr gerne mehr lesen.
Meiner Meinung nach ist diese Geschichte für Jugendliche nicht zu schlimm. In dem Alter wissen sie doch von sozialen Problemen.
Mir würde es gefallen, wenn du Annas Schmerz hineinbringst, der ist riesengroß, wenn sie derart von den Eltern abgelehnt wird.
Vielleicht könnte ihr da Sibis Liebesgeschichte darüber weghelfen?
Liebe Grüße
Heidi
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Feya Schneckenpost
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Beiträge: 10
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elis Gänsefüßchen
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Beiträge: 19
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Rheinsberg écrivaine émigrée
Alter: 64 Beiträge: 2251 NaNoWriMo: 35000 Wohnort: Amman
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17.06.2010 04:39
von Rheinsberg
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Elis, dann vielleicht mal ein Tipp vorab: es gibt Jugendbücher zu ähnlichen Themen bei der rororo-Rotfuchs-Reihe. Kenne ich noch von meinen Kindern .
Und ich denke, solange es nicht für Kinder unter 10 ist, sind die froh, ein bisschen was Reales geboten zu kriegen, und nicht nur Weichzeichner.
_________________ "Write what should not be forgotten…" Isabel Allende
"Books are written with blood, tears, laughter and kisses. " - Isabel Allende
"Die größte Gefahr ist die Selbstzensur. Dass ich Texte zu bestimmten Themen gar nicht schreibe, weil ich ahnen kann, welche Reaktionen sie hervorrufen." - Ingrid Brodnig |
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