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Autor |
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versbrecher Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 350 Wohnort: Düsseldorf
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26.05.2010 14:36 geschenkpapier (Hilde Domin gewidmet) von versbrecher
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ich schenke dir
ein wort
das ich nicht weiß
noch bin ich
auf der suche nach ihm
allein für dich
wird es gemacht sein
dieses unbekannte wort
wenn ich es
finde jenseits der sprache
hinter allen stimmen
dann
schreibe ich es für dich auf
geschenkpapier
© 2009 versbrecher
Weitere Werke von versbrecher:
_________________ lg
der versbrecher |
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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26.05.2010 15:49
von jim-knopf
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ja
erinnert an hilde domin
(übrigens für mich die wahrscheinlich größte Lyrikerin deutscher Sprache überhaupt )
auch von der wortwahl und der thematik her
find ich auch diesmal gelungen
daumen hoch
gruß
roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Schmierfink Lyroholiker
Alter: 34 Beiträge: 1172
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26.05.2010 17:51
von Schmierfink
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Gefällt mir wirklich sehr gut!
Vorallem, der einzige Kritikpunkt den ich ich an dich hätte bei anderen Werken, deine oft sehr "hakenartige" Methode Enjambements zu setzen, ist hier nicht mal im Ansatz gegeben. Ist aber natürlich auch mein persönlicher Geschmack, aber viele Leute im Undergroundbereich haben da schon oft sehr übertrieben finde ich.
Für mich ist der Text wirklich gelungen.
lg
Schmierfink
_________________ "Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen."
Heinrich Heine
"Ich gebe Zeichen von mir, Signale . . . Ich schreie aus Angst, ich singe im Dschungel der Unsagbarkeiten"
Max Frisch
"Die Leute gehen ins Feuer, wenn's von einer brennenden Punschbowle kommt!"
Georg Büchner |
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versbrecher Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 350 Wohnort: Düsseldorf
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27.05.2010 08:11
von versbrecher
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Hallo ihr 2, & vielen lieben Dank für eure Beiträge.
Hallo roman,
Hilde Domin ist tatsächlich eine außergewöhnliche Lyrikerin; besonders liebe ich ihren ruhigbestimmten (?) Stil. Dieser Text ist enttanden, nachdem ich im TV die Dokumentation "Ich will dich - Begegnungen mit Hilde Domin" gesehen & mir direkt im Anschluß die DVD besorgt habe. Wobei natürlich solche Dichterinnen wie Rose Ausländer, Nelly Sachs, Marie Luise Kaschnitz, Mascha Kaléko & die von dir in deiner Signatur zitierte Else Lasker-Schüler von nicht geringerem Stellenwert sind.
***
Hallo Schmierfink,
das Spiel mit Enjambements ist voller Tücken; wobei ich dir recht gebe, daß in einigen meiner Werke zumindest gewöhnungsbedürftige Hakeleien zu finden sind. Ich bemühe mich allerdings zunehmend, Metrik & Enjambement unter einen Hut zu bekommen. Persönlicher Geschmack spielt dabei natürlich auch eine nicht unerhebliche Rolle.
Es freut mich, daß dieses Gedicht auf eure Zustimmung gestoßen ist.
Bis bald &
_________________ lg
der versbrecher |
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2517 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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27.05.2010 10:09
von Berni
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Gefällt auch mir sehr gut. Wie Roman schon sagte, erinnert der Text in der Tat an die große Hilde Domin, die ich sehr schätze. Habe übrigens auch die DVD!
Ciao,
Bernd
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versbrecher Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 350 Wohnort: Düsseldorf
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27.05.2010 10:30
von versbrecher
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Hallo Berni,
freut mich, daß dir meine kurze Hommage an die große Hilde Domin gefällt.
Ich hoffe, du bist nicht so´n Weichkeks wie Meinereiner, aber bei mir bildet sich zum Schluß der DVD stets ein Kloß im Hals
_________________ lg
der versbrecher |
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2517 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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27.05.2010 11:34
von Berni
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Zitat: | Ich hoffe, du bist nicht so´n Weichkeks wie Meinereiner, aber bei mir bildet sich zum Schluß der DVD stets ein Kloß im Hals |
Kenn ich.
Ciao,
Bernd
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prophet Klammeraffe
Beiträge: 515 Wohnort: überall
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27.05.2010 16:08
von prophet
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Gott zum Gruße,
wenn sich ein humpelnder Vers-Fabulierer ein Wort erlauben darf, finde das Gedicht ebenfalls sehr schön. Dieses eine Wort, jenseits der Sprache, die ja nur zerstückelt und teilt, beinhaltet alles, das Eine, die Einheit von allem. Das Wort, welches am Anfang war! Dieses Wort zu finden? Vielleicht unser Lebenssinn.Denke gerade an "Sounds of Silence", von Simon & Garfunkel.
Meine bescheidene Interpretation.
LG
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Nina Dichterin
Beiträge: 4948 Wohnort: Berlin
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27.05.2010 16:16
von Nina
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mir gefällt dein gedicht auch sehr. und auch mich hat die doku über hilde domin sehr berührt. den kloß im hals hatte ich auch. obwohl es schon eine weile (ein jahr) her ist, dass ich die doku sah, habe ich immer noch ganze sequenzen davon im kopf.
zum beispiel, als sie im auto sitzen und hilde domin sagt: geh weg mit der kamera. ich bin eine alte frau (und ich glaube, sie ist mit ihrer frisur nicht einverstanden - oder meine phantasie mischt das hier hinzu), oder als hilde domin über den friedhof geht und das grab sucht und es nicht findet. oder als sie telefoniert und feststellt, dass immer mehr von den menschen sterben, die ihr mal wichtig waren. oder wie sie durch die wohnung geht, in der küche steht und blumen in die vasen stellt. und die fotos von ihrem mann, der auch immer eine blume bekommt von ihr. und dann der moment, in dem sie sich hinsetzt und das gedicht mit dem wunder schreibt, dass mir so sehr gefällt.
nicht müde werden
sondern dem wunder
leise
wie einem vogel
die hand hinhalten.
und überhaupt ihre aufrichtige, ehrliche und zum teil witzige art zu antworten. wann schreibt man ein gedicht? wenn die worte zu einem kommen wollen. usw.
die doku hat mir auch wirklich sehr gut gefallen. vielleicht sollte ich sie mir zum geburtstag wünschen.
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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versbrecher Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 350 Wohnort: Düsseldorf
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28.05.2010 10:03
von versbrecher
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Hallo prophet,
deine Interpretation gefällt mir sehr gut. Ob es je gelingen wird, Das (sic!) Wort zu finden? Oder ist es damit wie mit der Wahrheit, von der es ja für beinahe jeden Geschmack eine eigene gibt?
"Sounds Of Silence".. . ja, könnte ich mir als Soundtrack zu dem kleinen Text sehr gut vorstellen
***
Hallo Nina,
die Dokumentation (oder ist es nicht eher eine Liebeserklärung?) ist eine Ansammlung erinnernswerter Eindrücke. Mir persönlich am eindringlichsten im Gedächtnis haften geblieben ist, neben der Schlußsequenz, die Einstellung der alten Dame zu der jungen Filmemacherin. Die Liebe, die sich entwickelt, ohne darüber unkritisch gegenüber dem Anderen zu werden; sich mit dessen Eigenarten abzufinden, ohne sie ständig auf´s Tapet zu bringen.
Ich danke euch beiden ganz herzlich für eure Rückmeldung.
Bis bald &
_________________ lg
der versbrecher |
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Nina Dichterin
Beiträge: 4948 Wohnort: Berlin
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28.05.2010 14:59
von Nina
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versbrecher hat Folgendes geschrieben: | Hallo Nina,
die Dokumentation (oder ist es nicht eher eine Liebeserklärung?) ist eine Ansammlung erinnernswerter Eindrücke. Mir persönlich am eindringlichsten im Gedächtnis haften geblieben ist, neben der Schlußsequenz, die Einstellung der alten Dame zu der jungen Filmemacherin. Die Liebe, die sich entwickelt, ohne darüber unkritisch gegenüber dem Anderen zu werden; sich mit dessen Eigenarten abzufinden, ohne sie ständig auf´s Tapet zu bringen. |
Hallo versbrecher,
ja, sicherlich, auch. Während des Drehs, während der Zeit, die die beiden miteinander zu tun hatten, ist ihre Zuneigung füreinander deutlich geworden und gewachsen. Die beiden haben gut miteinander harmoniert, auch wenn es zwischendurch unterschiedliche Ansichten gab. Damit kann nicht jeder umgehen, bei den beiden passte es, und das ist spürbar, auch im "Resultat", dem Film, der sicherlich, so wie Du es auch empfindest, stellvertretend für ihre Bindung zueinander steht.
LG
Nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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28.05.2010 15:54
von Jocelyn
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Hallo versbrecher,
dein Gedicht ist in seiner Tiefe sehr schön.
Schenken, etwas Unbekanntes schenken wollen, etwas Einzigartiges, so einzig, wie es ein Gedicht sein kann, das als bisher noch nie Erklungenes gehört wird.
Das Gedicht wird zum Geschenkpapier.
Dann kann wirklich gesagt werden: Ich schenke dir.
Du füllst diesen Satz für mich neu auf.
Sehr schön, Jocelyn
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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versbrecher Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 350 Wohnort: Düsseldorf
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28.05.2010 22:32
von versbrecher
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Hallo Jocelyn,
und ich darf sagen, daß du mit deiner Interpretation dem Gedicht zusätzliches Leben einhauchst.
Vielen lieben Dank für deine gefühlvollen Anmerkungen.
_________________ lg
der versbrecher |
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