18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Biografisches
Feierlaune

 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
kairos
Geschlecht:weiblichErklärbär
K


Beiträge: 2



K
Beitrag24.08.2007 17:37
Feierlaune
von kairos
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Eigentlich, so richtig gefreut habe ich mich nicht auf diese Jahrgangsfeier. Man kennt das schon, allgemeine Fröhlichkeit ist angesagt, Sprüche werden geklopft, die Damen kichern oder bewachen die Kichernden streng und die männliche Hälfte ist am Hahnenkämpfen oder voll des Weines oder beides zugleich. Aber immerhin, wir waren zu viert, das Kleeblatt, vierzig Jahre jung und kein bißchen müde: Hansi die Schöne, Cristina die Schnelle, Brigitte die Lebenserfahrene und ich

Angefangen hat der Tag für uns im Hinblick auf diese Feier denkbar ungeeignet. Wir vier mußten samstags in die Schule. Außerdem war Schuljahresende und wir hatten viel in wichtige Dokumente einzuschreiben. Dies nannte man damals 'analytische Urteile' und davon hatte ich mit fast 200 Schülern eben fast 200 analytische Urteile in 200 Schülerbögen von meinem Professorenregister in die Schülerbögen 'in bella' zu übertragen, die anderen ebenso, bis auf Brigitte, die sich dafür aber im Sekretariat unserer Schule umtat und die sogenannten 'Globalurteile' des Klassenrates in die Schülerbögen übertrug. Wie gesagt, denkbar ungünstige Umstände. Die anderen Vierzigjährigen posierten derweil vor dem Dorffotografen und machten anschließend einen Ausflug.

Wir vier kannten unsere Jahrgangskollegen kaum, waren alle nicht aus dem Ort, drei davon Lehrerinnen, zumindest also bekannt, vielleicht auch gefürchtet. Wir machten uns gegenseitig Mut, den ersten Auftritt in diesem Kreise trotzdem zu meistern, schließlich waren wir zu viert und somit unschlagbar. Wir wollten abends zu den anderen Feiernden stoßen, die in einem Ausflugslokal im Ort den Tag beschließen wollten.

Am Nachmittag absolvierten wir das Große Badeprogramm: Duschen, Haare waschen, dieselben balsamieren, ölbaden, eincremen des Körpers, Haare festigen, fönen, sprayen, Maniküre, Pediküre, Make up, Auswählen der Garderobe, Anrufe bei und von Hansi, was wir wohl anziehen werden und das abstimmende endgültige Entscheiden, parfümieren. Aufräumen des Chaos’ im Schlafzimmer und im Bade. Wir wollten uns nicht lumpen lassen! Und doch gelassen bleiben. Ich ging erstaunlicherweile meiner Familie mit der von ihr für mich diagnostizierten Schwellenangst auf die Nerven, man nahm mich mit wissenden und deshalb leidenden Augen zur Kenntnis und hielt mich aus. Doch dieses ihr "Ist schon gut…" hielt ich wiederum nicht aus und ich mußte ihnen deshalb noch eine meiner von ihnen gefürchteten Grundsatzmonologe über Familie und so halten.
 
Unverholen gegutachten wir uns auf dem Parkplatz im Dorf wo wir uns abends trafen. Nur wer diese gnadenlose Hürde der besten Freundinnen übersteht, kann sich stellen. Aber alle vier waren perfekt geschniegelt und gestriegelt. Duftwolken umgaben uns und unser ästhetisches Empfinden schnellte bei unserem Anblick in die Höhe. Mehr war nicht mehr herauszuholen. Grandes Dames im Dorf! So gestärkt fuhren wir zu dem vereinbarten Gasthaus und je näher wir kamen, desto leiser wurde der Lautpegel im Auto. Hansi`s Gesicht und Gebaren wurden divaähnlich, was ihr aber immer ungeheuer gut steht. Brigitte bekam ihren von uns gefürchteten Galgenhumor, nur Cristina hielt uns mit ihrem Schwung bei Laune. Kaum angekommen, hüpfte sie leichtfüßig aus dem Auto und begrüßte leutselig einige der Jahrgangskollegen, sie schien alle zu kennen. Ich kam mir etwas fehl am Platze vor. Wie schön wäre es gewesen, in diesem outfit mit den drei Damen in einem Lokal unserer Wahl zu dinieren, welch herrlicher Anblick wären wir doch dort gewesen, mit welchen Spaß hätten wir uns über die hungrigen Augen der Herren lustig machen können, Biester, die wir allesamt sind. Doch nun waren wir da und ich schaute mich recht unbehaglich um. Manche der Anwesenden waren mir wohlbekannt, die meisten hatte ich aber noch nie gesehen. Kann man denn einfach so auf die Jungs und Mädels zugehen und sich vorstellen? Ich schaffte dies nicht gut, aber im Gefolge der anderen Damen erschienen wir im Gasthaus, grüßten in einige bekannte und unbekannte Gesichter, bekamen einen Platz zugewiesen und konversierten.

Musik wurde gemacht, zwei Herren mühten sich redlich, sich selbst und uns in Schwung zu bringen, was angesichts der bereits vom Ausflug gelösten Herrschaften nicht schwer war. Der Musikstil war weniger mein Fall, Hummdaddamusik! Brigitte nahm tiefe Züge aus ihrer Zigarette und begutachtete mit dem ihr ganz eigenen Blick (Kopf zurück, eine Augenbraue in der Höhe, beide Mundwinkel tief) diese Runde. Wir verstanden uns augenblicklich. Hansi war noch Diva, nur Cristina hatte es natürlich schon geschafft. Wie macht sie das nur, sie hatte doch auch Unterricht, zuhause vier Kinder und einen Ehemann? Es schleppte sich, und das schon zu Beginn. Zudem war der Wein nicht mein Gusto. Und ich entdeckte Stefan, den ich aus meiner ehemaligen Schule kannte, wo er mit einer verheirateten Kollegin ein ewiges Techtelmechtel hatte und gleichzeitig über sie herzog. Erstaunlich, wie gut der sich gehalten hatte, nicht zu glauben, dass auch er noch so jung aussah, hinterlassen doch solche Geschichten bekanntermaßen Spuren im Gesicht. Trotzdem, das merkte ich gleich,  konnte ich ihn immer noch nicht leiden. Und wie der sich aufführte, immer noch der Jungspund vom Dienst. Na ja, nach dem Essen kann man vielleicht doch mit den Damen noch woanders hingehen.

Der junge Mann neben Stefan, der mich schon die ganze Zeit recht unverschämt begutachtete, erhob sich und kam zu unserem Tisch. Je näher er kam, desto genauer entdeckten meine unbebrillten und deshalb recht kurzsichtigen Augen ein bekanntes Gesicht, das ich nicht einzuordnen wußte. Und je näher er kam, desto mehr strahlte er mich an, das fand ich zumindest sehr unangemessen. Was erlaubte der sich! Und als er am Tisch ankam, drehte ich mich weg. …..


Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rennschnitzel
Geschlecht:männlichFestmahl

Alter: 33
Beiträge: 1010
Wohnort: Württemberg


Sir Winterblast
Beitrag26.08.2007 03:35

von Rennschnitzel
Antworten mit Zitat

so... ich hab mir mal die zeit genommen, deinen text durchzulesen.

du bist ein freund von ungewöhnlichen formulierungen, oder?

Zitat:
und die männliche Hälfte ist am Hahnenkämpfen


Zitat:
Unverholen gegutachten wir uns auf dem Parkplatz


Zitat:
Brigitte nahm tiefe Züge aus ihrer Zigarette


der text ist gut geschrieben. aber vor allem diese drei zeilen tun mir in den ohren weh...

wie wäre es denn anstatt dieser formulierungen damit?

Zitat:
und die männliche hälfte trägt hahnenkämpfe aus


oder

Zitat:
unverhohlen begutachteten wir den parkplatz


und ganz sicher

Zitat:
brigitte nahm tiefe züge aus ihrem weinglas / brigitte nahm tiefe züge von ihrer zigarette


abgesehen davon ist der text sehr intelligent und unterhaltsam geschrieben. er macht direkt lust auf mehr. weiter so. Daumen hoch


_________________
You can be watching TV and see Coca-Cola, and you know that the President drinks Coke, Liz Taylor drinks Coke, and just think, you can drink Coke, too. A Coke is a Coke and no amount of money can get you a better Coke than the one the bum on the corner is drinking. All the Cokes are the same and all the Cokes are good. Liz Taylor knows it, the President knows it, the bum knows it, and you know it.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hektograf
Eselsohr


Beiträge: 221



Beitrag27.08.2007 02:01

von Hektograf
Antworten mit Zitat

Laughing Na dann hoffe mal, Rennschnitzel, dass Du nicht gerade den Aufsatz Deiner Deutschlehrerin korrigiert hast.

Gruss
H
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rennschnitzel
Geschlecht:männlichFestmahl

Alter: 33
Beiträge: 1010
Wohnort: Württemberg


Sir Winterblast
Beitrag27.08.2007 09:26

von Rennschnitzel
Antworten mit Zitat

keine angst... ich bin aufm bk2, da spielt es nur eine periphere rolle, ob die lehrer einen wirklich leiden können...

_________________
You can be watching TV and see Coca-Cola, and you know that the President drinks Coke, Liz Taylor drinks Coke, and just think, you can drink Coke, too. A Coke is a Coke and no amount of money can get you a better Coke than the one the bum on the corner is drinking. All the Cokes are the same and all the Cokes are good. Liz Taylor knows it, the President knows it, the bum knows it, and you know it.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kairos
Geschlecht:weiblichErklärbär
K


Beiträge: 2



K
Beitrag01.09.2007 14:40

von kairos
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Rennschnitzel, und wenn du mein Schüler wärst ... was denken  denn Nichtlehrer über Lehrer?? ...  ich danke dir ...

wir selbst haben UNS unverhohlen auf dem Parkplatz angeschaut , der Parkplatz war total uninteressant für uns ... die anderen Bezeichnungen sind ... wirklich gut von dir gefühlt ... recht süddeutsch...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rennschnitzel
Geschlecht:männlichFestmahl

Alter: 33
Beiträge: 1010
Wohnort: Württemberg


Sir Winterblast
Beitrag01.09.2007 15:20

von Rennschnitzel
Antworten mit Zitat

kairos hat Folgendes geschrieben:
Hallo Rennschnitzel, und wenn du mein Schüler wärst ... was denken  denn Nichtlehrer über Lehrer?? ...  ich danke dir ...

wir selbst haben UNS unverhohlen auf dem Parkplatz angeschaut , der Parkplatz war total uninteressant für uns ... die anderen Bezeichnungen sind ... wirklich gut von dir gefühlt ... recht süddeutsch...


was heißt "recht süddeutsch"? gottes größte gabe ist der schwabe, aber ich bin geborenes nordlicht und somit beides.

okay - ihr habt euch angestarrt. dann wäre doch

Zitat:
Unverholen begutachteten wir uns auf dem Parkplatz


sinnvoller, vor allem, da der text nicht im präsens sondern im präteritum geschrieben ist.

(nochmal der vergleich)

Zitat:
Unverholen gegutachten wir uns auf dem Parkplatz im Dorf wo wir uns abends trafen.


_________________
You can be watching TV and see Coca-Cola, and you know that the President drinks Coke, Liz Taylor drinks Coke, and just think, you can drink Coke, too. A Coke is a Coke and no amount of money can get you a better Coke than the one the bum on the corner is drinking. All the Cokes are the same and all the Cokes are good. Liz Taylor knows it, the President knows it, the bum knows it, and you know it.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Biografisches
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuch

von Franziska

von Ralphie

von LightVersionXX

von Beka

von Beka

von firstoffertio

von EdgarAllanPoe

von Münsch

von Einar Inperson

von hexsaa

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!