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Autor |
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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03.05.2010 13:47 Punkt von Mr. Curiosity
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Punkt
Die schnellen Tage kopierten das Blau
blass als Briefpapier in die Nacht.
Wir schreiben uns gegen die Einsamkeit.
Dein Lächeln in dunklen Ladenfenstern war
ein Chiasmus im Metrum der Lust,
ein Zeugma mit schwachem Verb
war unser Tanz im Spiegelkugelschein
des Schnees aus den Laternen.
Bald würden die Muscheln im Schreibtischmeer
(als wären darin uns're schneeigen Rufe,
zu Regen zerfallene Fahrten in Tunneln,
finales Schweigen, das gähnende Funkloch
zwischen den Frühstücksschüsseln) leer
an unseren Ohren rauschen.
Doch mit Kommata erstachen wir Ängste.
Sie liegen in Klammern begraben.
Punkte stachen wir mit weißer Tinte.
Langsam flossen aus allem die Farben.
Auf dem Papier sind wir einander Metaphern.
Und die Semikola zwischen gestern und heute
radier'n wir nun für Punkte aus, aus
der Zeit.
Lag vorher in der Talentschmiede, wollte es löschen und überarbeitet wieder reinstellen. Ging leider nicht. Daher der Doppelpost.
aufnahme_334185_1.mp3 (223.3 KB)
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_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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Rosanna Richter und Henker
Alter: 30 Beiträge: 1055
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04.05.2010 21:21
von Rosanna
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JUBEL!! Es ist wieder da!!!
Habe es jetzt auch unter Semikolon entdeckt- weiß nicht, warum mir das nicht angezeigt wurde, aber jetzt kann ich ja! Schön!
Also
Zitat: | Dein Lächeln in dunklen Ladenfenstern war
ein Chiasmus im Metrum der Lust,
ein Zeugma mit schwachem Verb
war unser Tanz im Spiegelkugelschein
des Schnees aus den Laternen.
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Eindeutig meine Lieblingsstrophe- perfekte Verknüpfung von Form und Inhalt- einfach wunderschön und lebendig
Zitat: | als wären darin uns're schneeigen Rufe, |
Naja- das "schneeigen" gefällt mir nicht so, es klingt merkwürdig abgehackt durch dieses e-ig...allerdings träfe "eisig" hier wohl nicht deine Intention, ginge nicht "schneebedeckt "oder..ach, verdammt, mir fällt nichts ein, das ist ja mal ein toller Beitrag, aber "schneeig" klingt einfach nicht...
Zitat: | Punkte stachen wir mit weißer Tinte. |
"erstachen" wäre besser.
Zitat: | Auf dem Papier sind wir Metaphern der Stunden. |
Wieder wunderschön...seufz.
Ach, ich machs mir jetzt einfach und geb dir neun Federn- punktum .
_________________ nahtannahtnähtnathannähte
nähtnathannahtannahtnahtnathans
nadelihremendepunkt |
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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04.05.2010 21:37
von Mr. Curiosity
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Wow. Da bedanke ich mich natürlich ganz herzlich
"Schneeige Rufe".. stimmt schon, dass das klanglich nicht so überragend ist. "Eisig" ginge hier aber auch nicht. Mir ging es hier um dieses Bild des Zerfalls, des Verstummens, Verblassens in der Erinnerung. Ich hatte dabei einen Fernseher mit Bildstörung im Kopf. Vielleicht wäre "Schneerufe" besser (?), wobei das auch wieder statischer wirkt.
Zitat: | Zitat:
Punkte stachen wir mit weißer Tinte.
"erstachen" wäre besser. |
Das würde den Sinn verändern.
Danke für den Kommentar!
_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 31 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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12.05.2010 18:53
von EdgarAllanPoe
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Bildgewaltig, beinahe schon exzessiv in seinen Verschnörkelungen, drängt sich mir dein Gedicht nahezu als eines der besten auf, die ich je hier in diesem Forum und wenn überhaupt gelesen habe.
Eine Beziehung steht so sehr auf dem Spiel, dass selbst stille Satzzeichen sie beenden können. Darauf weist der Titel schon hin.
Das Gedicht gefällt mir insofern so gut, weil du hier deine Metapher durchziehst.
Bis zum bitteren Ende.
Neun Federn und nominiert.
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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12.05.2010 21:58
von Mr. Curiosity
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Wow. Da weiß ich gar nicht, was ich sagen soll. Vielen Dank!
Wobei es in dem Gedicht eher um eine Art One-Night-Stand gehen sollte, als um eine Beziehung. Dieses leblose, künstlische wollte ich hervorheben, ausgedrückt durch die Sprachmetaphern. Das Gedicht hat somit nicht nur das Thema ,,Liebe" sondern auch das Thema ,,Sprache".
Nochmals danke für das Lob. Sowas ist neben Kritik auch mal sehr motivierend ^^
LG David
_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 31 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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13.05.2010 09:28
von EdgarAllanPoe
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Bitteschön.
Deine Vertonung hat sich für mich übrigens so angehört, als kämst du von irgendwo bei mir aus der Nähe - kann mich da aber auch täuschen. ^^
Eddie
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
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Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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13.05.2010 12:22
von Mr. Curiosity
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,,Aus der Nähe" würde ich es nicht nennen ^^ Ich komme aus Kerpen, in der Nähe von Köln.
_________________
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Schmierfink Lyroholiker
Alter: 34 Beiträge: 1172
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13.05.2010 17:33
von Schmierfink
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Das ich deinen Stil sehr schätze habe ich dir schonmal gesagt und auch wenn es dir wohl wenig bedeutet, auch hier bin ich begeistert, mein einziger Trost ist das du schon um einige Zeit länger schreibst als ich.
Was mich brennend interessieren würde, welche Lyriker empfiehlst du, auch bestimmte theoretische Schriften? Mich würde interessieren wie man einen so doch sehr eigenen Stil entwickeln kann, du hast es wirklich drauf muss ein Schmierfink sagen...
lg ein
um Unklarheit
der Worte
ringender Schmierfink
_________________ "Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen."
Heinrich Heine
"Ich gebe Zeichen von mir, Signale . . . Ich schreie aus Angst, ich singe im Dschungel der Unsagbarkeiten"
Max Frisch
"Die Leute gehen ins Feuer, wenn's von einer brennenden Punschbowle kommt!"
Georg Büchner |
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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01.06.2010 21:30
von ELsa
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Hallo David,
Respekt! Das ist ein richtig richtig gutes Gedicht!
Federn sind dir gewiss!
Liebe Grüße
ELsa
_________________ --
schreiben ist atmen |
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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01.06.2010 21:55
von Mr. Curiosity
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Vielen Dank!
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Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
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MrPink Lyromane
Alter: 53 Beiträge: 2431 Wohnort: Oberbayern
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01.06.2010 22:02
von MrPink
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Mr.Curiousity hat Folgendes geschrieben: |
"Schneeige Rufe".. stimmt schon, dass das klanglich nicht so überragend ist. "Eisig" ginge hier aber auch nicht. Mir ging es hier um dieses Bild des Zerfalls, des Verstummens, Verblassens in der Erinnerung. Ich hatte dabei einen Fernseher mit Bildstörung im Kopf. Vielleicht wäre "Schneerufe" besser (?), wobei das auch wieder statischer wirkt. |
verschneite Rufe?
ausgesprochen gern gelesen
ganz starkes gedicht
andi
_________________ „Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk) |
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