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ZYS Wortedrechsler
Alter: 31 Beiträge: 99
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03.05.2010 19:32 Alles verloren? von ZYS
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Noch vor wenigen Monaten hätte Andi seinen Kamin mit Geldscheinen füttern können. Heute sollte er für jeden trockenen Ast diese Qualen erleiden.
Das Wasser stand Andi bis zu den Knien, als hätte selbst Gott die letzten Wochen nichts Besseres zu tun gehabt, als auf sein Leben zu pissen. Er zitterte und die Härchen an seinen Armen stellten sich auf. Wenigstens konnte die kühle Luft seine Übelkeit einsperren. Andi lächelte und rammte den Wanderstock in die Wiese. Noch ein Schritt und er würde auf einer der wenigen Inseln stehen, die noch aus diesem Meer hervorragten. Das Gras peitschte dort im Wind hin und her, als wolle es Andi vertreiben.
Etwas blitzte in seinem Augenwinkel auf. Früher hätte Andi so etwas nicht bemerkt, doch heute drehte er sich um und fischte es aus dem Wasser. Ein Knopf, beinahe vom Rost zersetzt. Andi rieb das Metall an seiner Weste und betrachtete es erneut. Ein Wunder! Dünne Linien bildeten Formen und Zeichen, die Andi anfunkelten, als würden sie ein Geheimnis verbergen.
Vielleicht gehört der Knopf zu einem Schatz aus alter Zeit, schoss es Andi durch den Kopf und er grinste. Dann könnte er endlich aus diesem Leben fliehen und in die Vergangenheit zurückkehren! Andi legte die Stirn in Falten und zog seine kleine Axt aus dem Gürtel. Voller Aufregung rieb er mit der Klinge den Rost von dem Knopf.
Irgendwo zwitscherte ein Vogel. In seinen Ohren klang es wie Gelächter.
Die Adern traten an seinem Gesicht hervor. Andi ballte die Hand zur Faust und schloss den Knopf darin ein. Er würde sich nie an diese neue Welt gewöhnen können. Mit aller Kraft schleuderte Andi den Knopf gegen den Wind.
„Nur die Marke einer Firma,“ murmelte er und schlug sich die Hand an den Kopf. Er hätte sich gut an seiner Weste gemacht.
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3415 Wohnort: Heidelberg
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03.05.2010 19:55
von Eredor
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Mysteriös. Mysteriös, aber irgendwie toll. Ich wäre für ne 7.
_________________ "vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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halcyonzocalo Einsamer Trancer
Alter: 34 Beiträge: 1202 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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03.05.2010 20:01
von halcyonzocalo
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Diese Geschichte hat mir ziemlich gut gefallen. Ein interessantes Thema, sprachlich sehr gelungen und ein nachdenklich stimmendes Ende. Auch das Thema wurde hier sehr gut verarbeitet in meinen Augen.
Insgesamt also eine in meinen Augen ziemlich überzeugende Leistung.
7 Federn
_________________ Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum. |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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03.05.2010 21:15
von Alogius
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Hallo,
da hat einer aber Pech! Das Foto als Auslöser einer Metapher? Das Wasser fast bis zum Hals stehend?
So oder so:
Lustiger Ansatz, und der Andi ist echt ne arme Sau...^^
Es wird nicht ganz klar, was genau los ist. Ist ein Kritikpunkt, weil der Text doch sehr unmetaphorisch wirkt, trotz meiner Vermutung, es könnte die Umsetzung einer solchen sein.
Sprachlich okay, nicht überragend.
Lg
Tom
(Ich werte, weil Wettbewerb, etwas strenger als sonst. Der Kommentar ist relativ kurz gehalten, und meine Federung setzt sich zusammen aus: Sprache und Stil, Inhalt, Umsetzung der Aufgabe, eventuelle Fehler. Falls später Fragen sind, kommentiere ich gern ausführlicher.)
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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03.05.2010 22:55
von anuphti
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Mmmm, diesen Text verstehe ich nicht.
Sprachlich auch nicht soo originell.
4 Federn
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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Dienstwerk Reißwolf
Alter: 55 Beiträge: 1254 Wohnort: Gera/Markkleeberg
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03.05.2010 23:06
von Dienstwerk
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Tja, wie sagte schon Großmutter?
"Wer den Heller nicht ehrt, ist den Taler nicht wert."
LG, Ana
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Sir Charles Blackwood Gast
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04.05.2010 09:29
von Sir Charles Blackwood
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Tja, wie sang schon Harald Junke so treffend: "Barfuß oder Lackschuh, Alles oder Nichts..."
Liebe Grüße
Sir Charles Blackwood
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*Gast* Klammeraffe
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Beiträge: 504 Wohnort: Rheinland-Pfalz
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* 04.05.2010 18:32
von *Gast*
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Eine Wiederholung der Sintflut? Inhaltlich bleibt mir die Geschichte etwas fremd. Geschrieben ist sie schön, besonders die Beschreibung des Fundes. Am Anfang irritiert mich dieser Satz:
Zitat: | Heute sollte er für jeden trockenen Ast diese Qualen erleiden. | Welche Qualen? Das Waten durchs Wasser? Und was hat das mit dem Geld zu tun, das er im Kamin hätte verbrennen können? Ohne den ersten Absatz hätte mir persönlich die Geschichte besser gefallen.
LG
Sabine
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Tamar Leseratte
Beiträge: 123
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04.05.2010 19:13
von Tamar
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Die Geschichte gefällt mir nicht. Zum einen kann ich Andis Hintergrund nicht einordnen. Weiß also nicht, wo er herkommt, und was er überhaupt in dem Wasser macht. Entsprechend verstehe ich auch die Dramatik nicht, warum er es schlimm findet, dass es kein Knopf, sondern eine Firmenmarke ist.
Sorry, aber da komm ich nicht ran.
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Gabi Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1216 Wohnort: Köln
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04.05.2010 19:20
von Gabi
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Die Wortwahl in diesem Text bringt Andis Stimmung richtig zur Geltung. Mein Vorschläg wäre es jedoch, Andi öfters mal durch er, oder ihn zu ersetzen.
Zitat: | Die Adern traten an seinem Gesicht hervor. |
Abgesehen davon, dass der Satz nicht in die Perspektive passt, ist er auch falsch ausgedrückt.
An seinen Schläfen traten die Adern hervor.
L.G.
Gabi
_________________ "Das hier ist mein Dach und mein Tag!" (Oma Thea macht die Fliege) |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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04.05.2010 21:33
von BlueNote
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Gefällt mir!
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pripri Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 281 Wohnort: Schweiz (Zürich)
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05.05.2010 12:39
von pripri
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Ganz nach dem Motto: "Wie das Leben so spielt."
Die Stimmung hast Du gut eingefangen. Gefällt mir
lg pripri
_________________ -Das Herz des Sternenbringers - März 2014 (Thienemann)
-Die Herrscher von Dhaleth/Der Feueropal - August 2014 (Thienemann)
-TBN - Frühjahr 2017 (Droemer/Knaur) |
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mondblume Reißwolf
Alter: 45 Beiträge: 1138 Wohnort: Costa Brava
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05.05.2010 22:26
von mondblume
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Berührt mich leider nicht sonderlich, diese Geschichte. Andi ist mir nicht sehr sympathisch und irgendwie ist es mir auch völlig egal, warum er plötzlich durch's Wasser waten muss, anstatt dem Leben eines Superreichen zu frönen.
Zitat: | Heute sollte er für jeden trockenen Ast diese Qualen erleiden. |
Das liest sich so, als wäre das Füttern des Kamins mit Geldscheinen eine Qual gewesen (für den Kamin), und jetzt muss er diese Qualen selber erleiden.
Zitat: | Das Wasser stand Andi bis zu den Knien, |
Zitat: | Andi lächelte und rammte den Wanderstock in die Wiese. |
gerade eben stand er doch knietief im Wasser? Bei Wiese denke ich an Gras, aber bestimmt nicht an knietiefes Wasser.
Sprachlich ok, aber haut mich nicht vom Hocker.
_________________ Die Frau des Spatzen
Die Spanien-Saga:
Wir sind für die Ewigkeit - Hoffnung
Wir sind für die Ewigkeit - Erinnerung
Wir sind für die Ewigkeit - Berührung
Dort, wo die Feuer brennen (Tolino Media Newcomerpreis 2022) |
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3913 Wohnort: wien
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06.05.2010 12:50
von lupus
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hm,
Heute sollte er für jeden trockenen Ast diese Qualen erleiden. ? Was hrißt das?
neue Welt? - in wie fern
MArke einer Firma? - was'n das? ein Knopf? Eine Metapher? Wofür? Und was is an einer Marke schlecht, was is gut? Is was schlecht/gut?
Fragen über Fragen, auf die ich keine Antworten finde. Anders: ich versteh den Text nicht. für mich bleibt er oberflächlich, wenig durchdacht. Oder zu durchdacht, dann hast du beim Niederschreiben einige Denkschritte ausgelassen. ZU viele für mich.
_________________ lg Wolfgang
gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben
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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi |
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derSibirier Reißwolf
D
Beiträge: 1250
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D 06.05.2010 18:34
von derSibirier
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Hm, ist so eine Geschichte, die mir nicht viel sagt. Geschrieben- nicht schlecht.
derSibirier
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Andrea F. Leseratte
A
Beiträge: 154 Wohnort: München
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5336 Wohnort: NRW
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06.05.2010 21:04
von Bananenfischin
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An diesem Text gefällt mir das Ende am besten. Schön die Einsicht, die zu spät kommt.
Der Einstieg ist aus meiner Sicht leider verpatzt:
Zitat: | Noch vor wenigen Monaten hätte Andi seinen Kamin mit Geldscheinen füttern können. Heute sollte er für jeden trockenen Ast diese Qualen erleiden.
Das Wasser stand Andi bis zu den Knien, als hätte selbst Gott die letzten Wochen nichts Besseres zu tun gehabt, als auf sein Leben zu pissen. |
"diese Qualen" liest man natürlich rückbezüglich zum ersten Satz, in Wahrheit bezieht es sich aber auf den nächsten.
Unlogisch auch, dass der Knopf "aufblitzen" kann, obgleich er Zitat: | beinahe vom Rost zersetzt | ist. Stilistisch insgesamt nicht so mein Fall.
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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Michael Lüttke Cholyriker
M Alter: 60 Beiträge: 621 Wohnort: Duisburg
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M 06.05.2010 21:14
von Michael Lüttke
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Nett geschrieben, aber die Aussage ist mir trotzdem zu schwach.
aber ich gebe 6 Federn, weil ich endlich mal wieder einen Text lesenswert fand
_________________
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Gast
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07.05.2010 21:42
von Gast
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Hallo lieber Wettbewerbsteilnehmer,
aus Gründen der Übersichtlichkeit gibt's von mir dieses Mal auch ein Bewertungsschema, allerdings ohne Angabe der Federnanzahl - die ändere ich erfahrungsgemäß garantiert noch ein paarmal...
Stil und Sprache: Orthographisch sauber. Ein paar ungewöhnliche Formulierungen, die ich recht interessant finde. Gefällt mir.
Idee: Kapier' ich nicht. Wieder mal. Ich würde gerne mehr schreiben, aber... Ist dieser Andi ein Zeitreisender? Was für eine "Marke einer Firma"? Wieso "an der Weste"? Hmpf.
Fazit: Ja, inhaltlich kann ich mal wieder nix Großartiges dazu sagen, außer dass für mich nicht so wirklich klar ist, was da mit diesem Andi abgeht. Sprachlich gefällt mir das ganz gut.
LG,
Soraya
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Biggi Klammeraffe
Alter: 52 Beiträge: 782 Wohnort: BY
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07.05.2010 22:06
von Biggi
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Liebe(r) Autor(in),
die Geschichte über einen auf dem absteigenden Ast, der in seiner aufkeimenden Verzweiflung seine ganze Hoffnung an einem kleinen Knopf festmachen möchte. An sich eine originelle Idee.
Sprachlich nicht immer sicher. Schon allein die Namenswahl tut mir weh.
Gefühle konnte der Text bei mir leider keine wecken.
Gruß,
Biggi
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Hoody Exposéadler
Beiträge: 2273 Wohnort: Alpen
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08.05.2010 10:06
von Hoody
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Aus mangelnder Zeit verschiebe ich das Kommentieren der Texte auf nächste Woche.
_________________ Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D
Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.
"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant
"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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08.05.2010 11:16
von EdgarAllanPoe
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Lieber Autor!
Die Vorlage ist gut eingebunden. Schöne, lebendige Bilder, nicht zu viel, nicht zu wenig.
Auch die Verzweiflung Andis ist gelungen dargestellt. Er klammert sich an alles, was er findet, um seiner Armut zu entkommen - dabei erlebt er eine Enttäuschung nach der anderen.
Für diesen kurzweiligen, spannenden Text gebe ich gerne acht Federn.
Liebe Grüße,
Eddie
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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