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Rike Eselsohr
Alter: 45 Beiträge: 254
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15.03.2010 06:03 Aus deinem Haar quillt Frühling von Rike
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Aus deinem Haar quillt Frühling
Dein Unschuldsweiß ist längst ergraut,
doch deine Glieder beharren starr
auf ihren unbefleckten Stolz
und du verweigerst jede Spur von Grün
auf deiner Haut.
Noch zierst du dich.
Aber zwischen deinen Schenkeln
sehe ich Schneeglöckchen sprießen
und aus deinem Haar quillt Frühling.
Bald wird auch die Kirsche wieder knospen,
denke ich und starre auf deine Brüste,
wie sie sich im stummen Protest
dem warmen Dunst meines Atems
entgegenrecken.
Gleich,
wenn ich über deine Blässe streichle,
wirst du tauen.
Deine Äste werden Früchte treiben,
deine Säfte werden an Süße gewinnen.
Und wenn mir von deinen Lippen
ein Hauch von frischen Erdbeeren entgegenweht,
werde ich nicht scheuen, davon zu kosten.
_________________ Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit (R. M. Rilke) |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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15.03.2010 08:28
von BlueNote
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Guten Morgen Rike,
manchmal ist es nur eine einzige Verszeile, die ein Gedicht zum Kippen bringt. Das hier ist eindeutig zu viel:
Zitat: |
Aber zwischen deinen Schenkeln
sehe ich Schneeglöckchen sprießen
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Der Titel war gut, bei den Knospen in Zusammenhang mit den Brüsten musste ich noch schmunzeln, aber die Schneeglöckchen, die aus den Schenkeln sprießen ...
Außerdem stellt sich mir die Frage, wer denn dein Angesprochener eigentlich ist: Der Winter kann es nicht sein ... Vielleicht das Jahr? Kann auch nicht sein: Die Benannte hat Brüste und ist weiblich. Hattest du denn bildlich überhaupt jemanden vor dir, den du in deinem Gedicht ansprachst?
Außerdem ist mir ein bisschen zu viel das Wort "dein" verwendet.
Vielleicht gelingt es dir ja, das Gedicht zu entfetten und dass trotzdem noch originelle Elemente enthalten sind. Denn die Thematik ist eine althergebrachte, da braucht es schon etwas Originalität - so wie im Titel.
BN
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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15.03.2010 08:53
von anuphti
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Guten Morgen Rike!
Die Überschrift ist ja schon der Wahnsinn an sich! Solche Bilder fallen mir überhaupt nicht ein
Ich habe sofort an die Erde gedacht, schneebedeckt, Taumatsch zu Beginn, Eisestarre, dann kam das Bild eines Baumes, mit den Wurzeln, zwischen denen Schneegköckchen die Erde durchstossen, und das erste helle Grün an den Ästen.
Ich bin dann eigentlich erst über die Brüste gestolpert, da habe ich nicht mehr gewusst ,was Du meinst...
Danach war ich wieder bei der Erde...
Sprachlich finde ich es wunderschön, ich mag Deine Vergleiche mit der Natur sehr!
LG
Anuphti
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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Maria Evolutionsbremse
Alter: 52 Beiträge: 5998
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15.03.2010 11:04
von Maria
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Hallo Rike,
hab wegen des Titels geklickt.
Das ist schön und ich wünschte mir würde auch der Frühling aus den Haaren quellen.
Ich denke hierbei an die Sonne, die die Erde anspricht. Küsst. Streichelt.
Zitat: | Dein Unschuldsweiß ist längst ergraut,
doch deine Glieder beharren starr
auf ihren unbefleckten Stolz
und du verweigerst jede Spur von Grün
auf deiner Haut. |
Der schnee der wegtaut und nur Dreck und Rollsplitt übrig lässt. Und noch passiert garnix, Natur immer noch in Schockstarre. Von Gras oder Blattgrün noch keine Spur. Quasi die Bestandsaufnahme, bevor sich die Sonne zum ersten mal mit etwas Kraft blicken lässt.
Zitat: | Aber zwischen deinen Schenkeln
sehe ich Schneeglöckchen sprießen
und aus deinem Haar quillt Frühling. |
Die Starre löst sich sofort mit den ersten Strahlen und zack - Schneeglöckchen, erste Gräser, erstes Leben. Mit Mühe kriege ich auch die Schneeglöckchen zwischen den Schenkeln ausgeblendet.
Zitat: | Bald wird auch die Kirsche wieder knospen,
denke ich und starre auf deine Brüste,
wie sie sich im stummen Protest
dem warmen Dunst meines Atems
entgegenrecken. |
Das mit den Brüsten... sinds die Kirschen selbst, die in meinen Augen eher wie kleine Knackärsche aussehen. Wohl eher nicht. stummer Protest, sie werden rot? Ich lasse es und vielleicht lüftest Du das Geheimnis selbst.
Zitat: | Gleich,
wenn ich über deine Blässe streichle,
wirst du tauen.
Deine Äste werden Früchte treiben,
deine Säfte werden an Süße gewinnen.
Und wenn mir von deinen Lippen
ein Hauch von frischen Erdbeeren entgegenweht,
werde ich nicht scheuen, davon zu kosten. |
Ich war natürlich gedanklich schon bei den Kirschen und nun kommt nochmal der Tau? Bin wohl doch falsch abgebogen irgendwann. Oder waren die Zeilen zuvor eine Aussicht und jetzt, gleich wird sie über die Blässe streicheln, die Sonne?
Sehr gerne gelesen, die erste Strophe und danach das 'Noch zierst Du Dich', find ich wunderbar.
Die Schenkel mit den Schneeglöckchen, das hat für mich einen Beigeschmack, dieses ... Bild war sofort vor meinem geistigen Auge, auch die Assoziation damit, weiter will ichs garnicht ausführen. Das mag albern sein, aber es entsteht nun mal, obwohl ich in einer anderen Stimmung war. Verdorben ists mir trotzdem nicht, denn dieser Titelsatz der folgt ist einfach nur schön.
Den Frühling konntest Du mir nicht bringen, aber mich einstimmen auf jeden Fall.
LG
Maria
_________________ Give me sweet lies, and keep your bitter truths.
Tyrion Lannister |
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Tiefgang Reißwolf
Alter: 43 Beiträge: 1139 Wohnort: Hamburg
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15.03.2010 13:09 Re: Aus deinem Haar quillt Frühling von Tiefgang
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Moin Rike,
vorweg, mein Eindruck zu deinem Gedicht fällt nicht besonders positiv aus. Ich lese obenstehend ein Werk, mit dem du die natürliche Erotik der Natur mit der natürlichen Erotik der menschlichen Natur in Verbindung setzten wolltest. Okay, das war jetzt geschwollen, aber das ist das Gedicht eben in meinen Augen noch viel mehr.
Schon der Einstieg verdeutlicht, was ich daran nicht mag:
Rike hat Folgendes geschrieben: | Dein Unschuldsweiß ist längst ergraut,
doch deine Glieder beharren starr
auf ihren unbefleckten Stolz
und du verweigerst jede Spur von Grün
auf deiner Haut. |
Schon der erste Absatz strotzt nur so von Bildern (Unschuld, starre Glieder, Stolz, Spuren, Haut und dann noch überall eine Farbe dazu bzw. keine bei unbefleckt). Er quillt, ja, er quillt über. Allerdings für mich nicht in der lyrischen Frische, die du schon gezeigt hast, sondern eher in der Art eines Bouquets, das von einem Discount-Blumenladen gebunden wurde. Nicht, weil es "billig" oder gar schlecht wirkt, sondern weil es sich anschickt durch möglichst viele Wortblumen glänzen zu wollen. Der erreichte Effekt ist allerdings ein anderer: die inhaltliche/sprachliche Kapazität wird gesprengt.
Das zieht sich m.M. eigentlich durch das ganze Gedicht durch.
Dazu gefällt es mir auch gesprochen nicht sonderlich gut. Es fehlt der Sprachrhythmus. Okay, mir fehlt er, sollte es richtig heißen.
Aber - und das mag ich an der Lyrik so -, man sieht ja an Maria's Rückmeldung, dass dieser Text wohlgleich sehr gut ankommen kann. Geschmackssache bleibt Geschmackssache, Lyrik bleibt Lyrik. Insofern, nimm meine Anmerkungen nicht als Verriss hin, sondern nur als Mitteilung meines Eindruckes beim Lesen. Was wäre ein Forum, in dem nur positive Meinungen kursieren, was ein Forum ohne Kritk...
_________________ DOPLPACK Verlag
- schreiben & bleiben - |
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Rike Eselsohr
Alter: 45 Beiträge: 254
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17.03.2010 00:10
von Rike
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Hallo zusammen,
ich fange mal von hinten an:
@ Gerold ...
... entschuldige dich doch nicht für einen Verriss! Verreiss mich ruhig, wenn du es so empfindest. Dafür ist doch dieses Forum da. Nur durch Kritik kann ich mich weiterentwickeln. Wenn ich nur positive Kritik haben wollte, würde ich all meine Werke meiner Oma vorlegen. Die hält mich sowieso für die Tollste.
Hier finde ich es besonders wichtig, weil ich eigentlich recht zufrieden war, mit meinem Werk und dank dir nun doch Schwachstellen entdecke. Besonders was den Sprechrhythmus betrifft, muss ich dir recht geben.
@ anuphti, Maria, Blue Note
Schön, dass euch der Titel gefällt. Es war diese Zeile, die mir im Kopf herumgespukt ist und der Rest hat sich irgendwie drumrum gefunden.
Im Grunde habt ihr den Inhalt auch wirklich gut erfasst. Und die ungereimten Stellen versuche ich mal zu erklären.
Es geht, wie Maria richtig erkannt hat, um die Sonne, die mit der Erde/Natur spricht - wie ein Werbender mit seiner Angebeteten. Daher hat auch Gerold recht. Ich versuche das Bemühen der Sonne, die Erde zu Erwecken, mit dem Werben eines Mannes um seine Angebetete zu vergleichen - was mir scheinbar nicht sooo dolle geglückt ist, da es euch eher negativ aufgestoßen ist.
Zitat: | Dein Unschuldsweiß ist längst ergraut,
doch deine Glieder beharren starr
auf ihren unbefleckten Stolz
und du verweigerst jede Spur von Grün
auf deiner Haut.
Noch zierst du dich. |
Hier geht es darum, dass die Erde unter der schmelzenden Schneeschicht noch gefroren ist und sich weigeret, auf die Verlockungen der Sonne zu reagieren. Wie ein nicht mehr ganz so junges Mädchen sich vor den Annäherungsversuchen eines Vereheres ziert.
Zitat: | Aber zwischen deinen Schenkeln
sehe ich Schneeglöckchen sprießen
und aus deinem Haar quillt Frühling. |
Die Schneeglöckchen sprießen zwischen den Schenkeln und nicht aus den Schenkeln.
Die Erde ist noch jungfreulich (Schneeglöckchen) aber die Fruchtbarkeit ist da (zwischen den Schenkeln= zwischen Wurzeln), es gedeiht bereits etwas, was verrät, dass die Sonne weiß, dass die Erde ihr nicht widerstehen kann/wird. Ebenso spürt der Vereherer, dass das Mädchen sich ihm auf Dauer nicht entziehen wird. Denn sie macht sich schön für ihn (aus deinem Haar quillt Frühling).
Zitat: | Bald wird auch die Kirsche wieder knospen,
denke ich und starre auf deine Brüste,
wie sie sich im stummen Protest
dem warmen Dunst meines Atems
entgegenrecken. |
Die Erde beginnt durch den von der Sonne erwärmten Wind zum Leben zu erwachen(knospen/Brüste=Busen der Natur), ob sie will oder nicht (stummer Protest). Knospende Brüste stehen übertragen auch für die sich aufrichtenden Brustwarzen, die die erregung des Mädchens symbolisieren. Im Sinne von: ihr Geist protestiert noch aber ihr Körper sendet eindeutige Signale.
Zitat: | Gleich,
wenn ich über deine Blässe streichle,
wirst du tauen. |
Wenn der warme Wind die Graue Erde/Natur streichelt, wird die Erde/der Boden beginnen aufzutauen. Es ist nicht der Tau gemeint, sondern das Auftauen.
Wenn der Junge das Mädchen berührt, wird sie ihre Stanhaftigkeit verlieren, wird sie weich werden.
Zitat: | Deine Äste werden Früchte treiben,
deine Säfte werden an Süße gewinnen.
Und wenn mir von deinen Lippen
ein Hauch von frischen Erdbeeren entgegenweht,
werde ich nicht scheuen, davon zu kosten. |
Die Sonne beschreibt der Erde, was mit ihr passieren wird, wie sie sich unter ihrem Einfluss entwickeln wird und macht ihr gleichzeitig klar, dass es kein Entkommen gibt. Die Sonne wird nicht davor zurückschrecken, ihr Werk zu vollenden, ihre Aufgabe zu erfüllen.
Ebenso macht der Junge dem Mädchen klar, dass ihr Körper langsam zum Leben erwacht und er beim nächsten Zeichen (Erdbeergeschmack auf den Lippen), dass er erhält nicht scheuen wird, sie zu erobern.
Okay es ist wohl wirklich etwas geschwollen und der Vergleich nicht wirklich erfrischend umgesetzt. Ich versuche mal zu überarbeiten. Brauche dafür aber ein bisschen Abstand von dem Ganzen, sonst dreh ich mich nur im Kreis.
Danke euch für eure Rückmeldungen
Grüße
Rike
_________________ Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit (R. M. Rilke) |
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