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Angst Scheinheiliger
A Alter: 33 Beiträge: 1571
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A 08.02.2010 00:44
von Angst
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Freut mich, dass unsere Rezensionen doch nicht auf ganz taube Ohren stossen. Das mit der Individualität ist so eine Sache: Wenn man im Stil zu individuell wird, läuft man Gefahr, unverständlich zu werden. Deshalb suche ich die Individualität eher im Inhalt. (Da kann man natürlich anderer Meinung sein.)
Meine Kritik war übrigens nicht grundsätzlich gegen deinen Stil gerichtet. Klar ist, dass es Leser gibt, denen dies zusagt. Wenn du so schreiben willst, bitte. Trotzdem bin ich der Meinung, dass auch innerhalb dieses Stils Handlungsbedarf besteht. Er ist noch nicht ausgereift genug.
Liebe Grüsse,
Scheinheilige
_________________ »Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48. |
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*Gast* Klammeraffe
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Beiträge: 504 Wohnort: Rheinland-Pfalz
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* 08.02.2010 09:01
von *Gast*
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Hallo Suchender,
jetzt hinterlasse ich zur Verdeutlichung doch noch mal einen Kommentar.
Einen Auszug Deines Werkes hast Du in einem anderen Thema mit „Der zum Tod geweihte Fremde“ betitelt. Nun ist es so, dass jeder Mensch dem Tod geweiht ist, aber jemand zum Priester geweiht wird. Willst Du also ausdrücken, dass der Fremde zu einer Verkörperung des Gevatters wird, ist die Überschrift korrekt. Willst Du allerdings sagen, dass sein Tod unaufhaltsam ist, sollte sie lauten: Der dem Tod geweihte Fremde.
Zitat: | Eisige Böen rauschten und huschten (rauschen ist gut, passt; huschen und Böen, da stimmt das Bild nicht, eine Böe ist kräftig und stark, nicht schwach und verhuscht; mit nur einem Verb würde es ohnehin besser klingen) durch die leergefegten Gassen, während einzelne (vielleicht vereinzelte) Laternenlichter (besser Laternen, weil gleich schon Lichtbündel kommen) ihre zaghaften Lichtbündel auf die allerorts verstreuten Pfützen und Regenlachen (was ist der Unterschied zwischen einer Pfütze und einer Regenlache, das zweite ist überflüssig, weil es nichts Neues sagt) warfen und farbenprächtig flackernde Strahlen mit reizsamen (das Wort ist kaum noch jemandem bekannt) Tänzchen den seidengleichen, in den Einbuchtungen angesammelten (in welchen Einbuchtungen? Der Einschub ist nicht nur überflüssig, sondern ergibt auch ein schiefes Bild ein Guss sammelt sich nicht an) , Regenguss durchdrangen. Die Lichtstrahlen tänzelten und glitten geradezu über das hauchzarte Häutchen (Bei dieser Beschreibung muss der Leser erst dahin finden, dass Du die Oberfläche der Pfütze meinst, wobei ich die Oberflächenspannung mit einem Häutchen durchaus gut beschrieben sehe) der Lache, berührten mit äußerster Zärtlichkeit dieses zerbrechliche Element heiligen Lebens, liebkosten mit erdenklich innigster Erregtheit (diese Erregtheit ist mir persönlich etwas viel des Guten und löst eher einen Lachreiz aus) das in Wallung zuckende Nass. Wasser und Licht, beides war eins. Man wähnte Gott gleichsam beim Werken (vielleicht besser Wirken?) in jenen (jener, weil es die Finsternis ist) sich in den Straßen niedergelassenen Finsternis zu erspähen, in welchen (welcher) scheinbar wie von Geisterhand alles schwieg und ruhte (eines der Verben könnte schadlos wegfallen), und hier und dort der erfrischende orphische Odem des Wehens in dumpf säuselnden Klängen ihrem (welcher sie? vom Satzbau her müssten sich die Klänge auf den Odem beziehen, also „seinem“) lieblichem Gesang Gehör zu verschaffen suchte. |
Zitat: | Während sich aber allerhand Solches zutrug, (Der erste Teilsatz klingt sehr gewollt. Manchmal ist weniger mehr: Während sich Solches zutrug, ...) sich hier und da zahlreiche Gewalten und Substanzen (Substanzen ist ein schlecht gewähltes Fremdwort, suggeriert es doch, dass das Licht ein Ding wäre; wenn überhaupt zwei Nomen, dann besser Elemente) augenscheinlich neckten und zärtlichst aneinander rieben, strolchte zum Unzählbarsten, (zum Unzählbarsten klingt verhunzt, da gibt es bestimmt eine bessere Möglichkeit) ein sichtlich finstrer Herr bleiernen Schrittes über den durchtränkten (ist der Asphalt ein Schwamm, oder wie kann er durchtränkt sein?) Asphalt, in dessen Seelensphäre dergestaltige Spannungskräfte in vervielfachter Wuchtigkeit (mit den angehängten Silben verliert die Wucht an Gewalt) aufeinander prallten. Diese köstliche (köstlich ist im Vergleich zu balsamisch ziemlich nichtssagend, könnte einfach entfallen) und balsamische Duftwolke in vollen Zügen einzuatmen und im Dunste der Entfremdung sich seinem unleidlichen Selbst zu entfremden (brrr, Entfremdung, entfremden, Selbst, da hagelt es geradezu mit der Innenschau, sagt dem Leser nicht wirklich etwas) galt seine vollste Aufmerksamkeit. Er labte die kühle Brise (Er labte oder labte er sich an der kühlen Brise?), öffnete die Pforten von Geist und Verstand, und hieß die Gewalten in sein inneres Heiligtum (vielleicht: in seinem inneren) willkommen. War es zwar exakt dies, was ihn entzückte, so war es ebenso dies, was ihn rasend machte. (Dies und dies, das geht besser. Vielleicht: Was ihn daran entzückte, war exakt dasselbe, was ihn rasend machte) Dieses Weder- Noch in jeder Facette des Seins, dieses sich weder zum gänzlich Ästhetischen noch Grässlichen hingegebene (hingebende?) Etwas, diese sonderbare und ungeheuerliche Zweiheit in jedweder Einheit, machte ihn (ihm) zu schaffen, weil brennend und glühend am innigsten Er, wie keine andere Menschenseele, diese groteske Wirklichkeit zu verstehen vermochte, und deshalb am ärgsten litt. (Diesen Satz empfinde ich beim Lesen als Zumutung. Zumal in den Beschreibungen zuvor das Grässliche gar nicht zum Ausdruck kam.) |
Abgesehen von den Fehlern hast Du Deinen ersten Absatz der Beschreibung des Wetters gewidmet. Sehr ausdrucksstark in den Bildern, aber nicht geeignet, einen Leser neugierig zu machen. Trotzdem denke ich, dass der Absatz, sofern überarbeitet, flüssig zu lesen wäre. Allerdings sollte der Autor dann überlegen, diese Beschreibung weiter hinten im Text zu bringen, und überhaupt die dreizehn Absätze vor der eigentlichen Handlung radikal zu kürzen. Der Leser muss den Charakter nicht bis in alle Einzelheiten verstehen, bevor dieser sich in der Geschichte bewegen darf. Der angeführte E.T.A. stieg mit seinen „blumigen“ Sätzen auch direkt in die Erzählung ein.
Gruß
Sabine
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5335 Wohnort: NRW
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08.02.2010 12:28
von Bananenfischin
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Liebe Sabine!
Wow!
Ich finde es unglaublich toll, dass du dich des Textes noch einmal, noch dazu so ausführlich, angenommen hast! Das muss ich jetzt einfach mal eben sagen ...
Deine Kommentare verdeutlichen im Detail, dass auf Individualität zu pochen zwar schön und gut ist, dass ein wie auch immer gearteter Stil natürlich Geschmackssache ist, ABER: Dass es eben auch "Schnitzer" wie Redundanzen und schiefe Bilder etc. gibt, ohne die ein Text ganz eindeutig besser wäre. Dass es dem Text nicht nützt, wenn man sich selbstverliebt in seinen Formulierungen verliert und diese durch gekränkte Herabsetzung der Leser zu verteidigen versucht, so sehr die Gekränktheit auch nachvollziehbar sein mag.
Also: Danke!
Hallo der Suchende!
Mir persönlich gefällt dein Stil im Prinzip gut, und es spricht natürlich nichts dagegen, ihn beizubehalten und eben mit Hilfe von Ratschlägen wie den im Thread gegebenen zu verfeinern. Das Pochen auf Individualität ist aber natürlich ein Totschlagargument. Natürlich kannst du letztlich machen, was du willst, aber solange man noch auf der Suche ist (Und sind wir das nicht alle?), wie dein Nick impliziert, ist es doch wichtig, offen für das zu sein, was einem begegnet.
Bin auf die Überarbeitung gespannt!
Liebe Grüße
Bananenfischin
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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Uranus16 Erklärbär
U
Beiträge: 1
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U 11.02.2010 03:39
von Uranus16
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Es wäre leichtfertig zu glauben, ich könne als Neuling schon eine Kritik verfassen. Aber ich tue es mal dennoch :
Nachdem ich mich mit seinem Text befasst hatte, sah ich, dass der Arme einiges an Kritik einstecken musste. Aber dass hat er auch ein wenig verdient.
Ich finde seinen Schreibstil gar nicht mal so schlecht. Es ist sein erster Versuch gewesen, soweit ich das verstanden habe. Demzufolge ist es doch akzeptabel. Ich schließe mich der angeführten Meinung an, dass er weniger Adjektive hätte verwenden müssen, denn so wirkt der Text tatsächlich sehr überladen. Und es wird tatsächlich spannender, ja sogar rührend.
Du musst an dir arbeiten und die Kritik, die an dich gerichtet ist nicht übel nehmen, da nur auf diese Weise ein Entwicklungsprozess in die Wege geleitet werden kann.
,,Balsam der Natur,, war ein Geniestreich Da hätte ich auch drauf kommen müssen. Die Idee merke ich mir
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18344
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16.02.2010 16:25
von MosesBob
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Tach!
Uranus16 hat Folgendes geschrieben: | Ich finde seinen Schreibstil gar nicht mal so schlecht. Es ist sein erster Versuch gewesen, soweit ich das verstanden habe. Demzufolge ist es doch akzeptabel. Ich schließe mich der angeführten Meinung an, dass er weniger Adjektive hätte verwenden müssen, denn so wirkt der Text tatsächlich sehr überladen. Und es wird tatsächlich spannender, ja sogar rührend.
Du musst an dir arbeiten und die Kritik, die an dich gerichtet ist nicht übel nehmen, da nur auf diese Weise ein Entwicklungsprozess in die Wege geleitet werden kann. |
Nach so einer Einschätzung verteilt man aber nicht die volle Punktzahl in Höhe von 9 Federn, Uranus. Ich habe deine Bewertung daher gelöscht.
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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