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femme-fatale233 Füßchen
Alter: 31 Beiträge: 1913 Wohnort: München
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14.02.2010 14:56 Mixer von femme-fatale233
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Dies sind Erinnerungen an eine Party, die es wirklich in ähnlicher Form gegeben hat. Nichts literarisch Anspruchsvolles, sonder eher etwas Unterhaltsames...
Mixer
Meine Freundin Helena hat sich einen Mixer gekauft. Aber nicht irgendeinen Mixer – sondern den Supersmart 3000 mit Turboantrieb, vier Jahren Garantie und dem wohl dekorativsten babyblauen Zapfhahn, den die Haushaltswarenindustrie je gesehen hat. Gratis mit dazu gab es dann auch noch ein praktisches Rezeptbuch mit dem Titel „78 leckere Smoothies zum Selbermachen“. Smoothie ist das neue Wort für Shake, weil das angeblich cooler klingt als Schüttelgetränk. Ich kann mich trotzdem nicht daran erinnern, dass James Bond je gesagt hätte: „Martini – gesmootht nicht gerührt.“
Um ihre Begeisterung über die neue Errungenschaft mit uns zu teilen, hat Helena uns nun zu einem Smoothie-Nachmittag eingeladen. In meinen Gedanken werden Erinnerungen an das letzte Event dieser Art wach – der französische Nachmittag, den sie zu Ehren ihres neuen Crêpe-Makers von ALDI veranstaltet hatte. Leider hielt die Freude über französischen Pfannkuchen nicht lange an, denn das Ding war nach nur zwei Stunden kaputt – Umtausch ausgeschlossen. Doch dieses Mal soll alles anders werden, Helena hat sich schließlich gründlich beraten lassen – Mit dem Wundermixer kann man auch den „Mocca Chai Latte“ von Starbucks zubereiten, erfahre ich im Vorfeld. Ich habe keine Ahnung was das ist, was wohl daran liegen könnte, dass ich nach drei Jahren Kaffeehauskettenterrorismus immer noch nicht weiß, wie man dort einen ganz einfachen Kaffee ohne alles bestellt.
An besagtem großen Nachmittag gibt es zu Beginn erst mal einen Prosecco zum Anstoßen – der Supersmart 3000 muss doch gebührend gefeiert werden. Ich sehe mich um und finde mich selbst in einem Meer von Plastikboxen wieder, in denen Äpfel, Bananen und Blaubeeren als Zutaten für mögliche Smoothies lagern. Für eine kurze Zeit keimt der Gedanke in mir auf ich könnte auf einer geheimen Betriebsversammlung des Tupperkonzerns gelandet sein; ich verwerfe den Gedanken schnell wieder.
Aber bevor es richtig losgehen kann mit dem Trinkvergnügen, müssen – wie es sich gehört – ein paar Fotos geschossen werden: der Mixer von Vorne, der Mixer von oben, Helena mit dem Mixer, Helena, die eine Erdbeere in den Mixer gibt, wir alle mit dem Mixer.
Dann ist der große Moment gekommen: Der erste Smoothie soll das Licht der Welt erblicken. Vorsichtig werden Ananasringe, Birnen und Pfirsiche in kleine Würfel zerschnitten und in den durchsichtigen Plastikbehälter gegeben. Dazu kommen ein paar Ice Cubes. Deckel drauf, Knopf an – der Moment der Wahrheit.
Es spritzt in alle Richtungen. Innerhalb von drei Sekunden ist Helena zu ihrer Mischmaschine gestürzt und hat sie ausgeschaltet, um den Schaden in Grenzen zu halten. Wie sich rausstellt hat sie den Deckel nicht richtig zugemacht – kurzer Hand wird alles wieder saubergemacht und ein zweiter Versuch gestartet.
Keine zwanzig Sekunden später ist der erste Smoothie nun endlich fertig – Helena selbst nennt ihre Kreation „Summerdream“ und reicht das Gebräu zum Vorkosten an ihre beste Freundin Lilly weiter. Diese probiert und zeigt sich entzückt: „Das ist wirklich ein Sommertraum!“
Nach und nach erhält jeder von uns seinen eigenen Smoothie – extra auf unsere Persönlichkeit abgestimmt. Meiner heißt passenderweise „femme fatale“ und bei meinem ersten Schluck weiß ich: Wenn die Farbe pink einen Geschmack hätte, dann wäre es der dieses Gesöffs. Jedoch versuche ich mir nichts anmerken zu lassen, lächle und erkläre allen, wie vorzüglich ich diesen Smoothie finde. Vielleicht sollte ich eine PR-Kampagane für Fruchtsaftunternehmen starten: Vor der Kamera trinken und grinsen, hinter der Kamera kotzen – das wäre perfekt.
Zwei Mal bekomme ich an diesem Nachmittag noch nachgeschenkt und auf einmal fangen meine Lippen an entsetzlich zu brennen. Auf meine vorsichtige Frage, was im „femme fatale“ so alles drin ist, eröffnet Helena mir, dass sie Haselnüsse, Himbeeren, Erdbeeren und Bananen reingemixt hat – also so ziemlich alles worauf ich allergisch reagiere.
Nach einer weiteren Stunde sind meine Lippen auf ihre doppelte Größe angeschwollen und während meine Freunde immer noch ihre helle Freude am Supersmart 3000 haben (Er kann auch alkoholische Cocktails mixen!), reibe ich mit Eiswürfeln über meinen Mund, damit die Schwellung zurück geht – klar, dass davon sofort ein Foto gemacht wird, weil das ja „sooooo lustig“ aussieht. Es wird nach Ende dieser Party keine zwei Stunden dauern, bis sämtliche meiner Freunde das Desaster auf Facebook zu Gesicht bekommen. Ich könnte kotzen.
Das tue ich wenig später tatsächlich auch, weil inzwischen nicht nur meine Lippen sondern auch mein Magen gegen den Smoothie rebelliert.
Den Rest der Party verbringe ich blässlich kauernd in einem Sessel mit einem Glas stillen Wasser in der Hand und beobachte die anderen. Dass die Freude über ein Mixgerät so groß sein kann, werde ich wohl nie begreifen. Aber ich kann ja auch mit Pizzaöfen, Nudelteigmaschinen und elektrischen Zitronenpressen nichts anfangen – meine Welt ist die der Mikrowelle.
Nach ganzen fünf Stunden hat sich die neue Generation der Smoothieziegen an dem süßen Batz satt getrunken und verabschiedet sich – jedoch nicht ohne vorher auszumachen, dass man sowas „uuuunbedingt“ wiederholen muss und wir beim nächsten Mal (passend zur Weihnachtszeit) eine Plätzchenparty machen. In Gedanken türmen sich schon Berge von Backmischungsverpackungen vor mir auf. Oh du fröhliche.
Weitere Werke von femme-fatale233:
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Gast
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14.02.2010 19:42
von Gast
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Hallo Caro,
damit hast du mich ja jetzt sehr erheitert! Zur Feier eines Küchengeräts wurde ich zum Glück noch nie eingeladen, aber so stelle ich mir das in meinen schlimmsten Fantasien vor. Du hast die Geschichte ja schon ganz richtig mit "Horror" gekennzeichnet.
Schön gespickt mit Ironie und trockenem Humor, hast du mich also ganz hervorragend unterhalten.
Zitat: | Ich habe keine Ahnung was das ist, was wohl daran liegen könnte, dass ich nach drei Jahren Kaffeehauskettenterrorismus immer noch nicht weiß, wie man dort einen ganz einfachen Kaffee ohne alles bestellt. |
Volle Zustimmung!
Zitat: | Vor der Kamera trinken und grinsen, hinter der Kamera kotzen – das wäre perfekt. |
Wie im wahren Leben...
Ein paar fehlende Kommas habe ich, ähm, nun, nicht gesichtet, denn sie waren ja nicht da. Ansonsten sehr schön und locker-flockig geschrieben - und wirklich witzig. Einziger Kritikpunkt: Warum steht das im Trash? Wäre unter "Biografisches & Sonstiges" in meinen Augen besser aufgehoben. Da darf's ja ruhig auch mal witzig werden.
Sehr schön gemacht!
LG
Soraya
EDIT: Und erst danach geschnallt, dass es auch eine Vertonung gibt. Angehört - und wieder gelacht. Auch die ist dir gut gelungen!
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femme-fatale233 Füßchen
Alter: 31 Beiträge: 1913 Wohnort: München
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14.02.2010 22:11
von femme-fatale233
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Hallo Soraya!
Freut mich, dass es dir so gut gefallen hat - ich hatte erst gedacht, dass wäre stellenweise zu sehr Klamauk.
Im Trash steht es deshalb, weil es diese Party zwar gab, aber ich ein bisschen übertrieben habe (z.B. bei der Sache mit dem Kotzen...). Aber von der Grundstimmung her war es wirklich so....
Liebe Grüße,
Caro
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3914 Wohnort: wien
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15.02.2010 13:16
von lupus
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Hi femme,
tadellos, locker vom Hocker, perfekte Unterhaltung, hab's sehr genossen.
Ich kenn sowas ja nur von Kettensägen-Parties, Sitzrasenmäher-Rennen und Wett-Drimmer-Treffen
na, echt toll gemacht.
Und: perfekt gelesen, ausnehmend angenehme Stimme, wunderbar moduliert.
Nur: mir scheint, dass du nicht viel vom Konjunktiv in der indirekten Rede hältst Für diesen Text jetzt nicht schlimm, abe ansonsten halt..
lgl
_________________ lg Wolfgang
gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben
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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi |
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femme-fatale233 Füßchen
Alter: 31 Beiträge: 1913 Wohnort: München
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16.02.2010 23:02
von femme-fatale233
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Hallo lieber lupus!
Freut mich, dass Dir mein Text so gut gefallen hat.
liebe Grüße,
Caro
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