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Autor |
Nachricht |
halcyonzocalo
Einsamer Trancer
 Alter: 33 Beiträge: 1251 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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 06.02.2010 19:10 Wir laufen durch die Nacht von halcyonzocalo
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Wir laufen durch die Nacht
Freude und Zorn,
Glück und Verzweiflung,
Liebe und Schmerz,
Hoffnung und Leid.
Wenn die Finsternis sich anschleicht,
die Freiheit in kaltes Pechschwarz taucht
und unheimliche Schatten huschen;
dann ist all dies verloren.
Wir entfliehen der Geborgenheit
und tragen nur ihr Licht in uns,
wenn wir vorsichtig unsere Füße
auf den kahlen Geisterboden setzen.
Schritt für Schritt tasten wir uns voran,
hören den Atem der Anderen
und spüren den warmen Hauch,
der durch die Leere weht.
Plötzlich ein Blitz,
Donnersterne zucken!
Wir hören dich schreien -
und der Tag bricht an.
Du bist verschwunden.
Die Strahlen der Morgensonne
können nicht verdecken,
dass wir dich verloren haben.
Wir gehen blind in die Zukunft,
doch sie ist unser größter Feind.
Unberechenbar und mächtig,
einschüchternd und erschreckend.
Wir reiten auf Wellen
in stürmischer See
und können manchmal nicht verhindern,
dass einer von uns versinkt.
Versinkt
in der Ewigkeit.
Weitere Werke von halcyonzocalo:
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Enfant Terrible
alte Motzbirne
 Alter: 29 Beiträge: 10245 Wohnort: München

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 07.02.2010 20:33
von Enfant Terrible
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Prinzipiell finde ich die Idee, die Stimmung dieses Gedichts gut und ausbaufähig. Dieses Aneinanderdrängen in der Dunkelheit, diese gemeinsame Einsamkeit und Sehnsucht hat viel Potenzial; allerdings störe ich mich an der Umsetzung - sie ist sprachlich schön und von den Bildern her auf den ersten Blick befriedigend, entpuppt sich aber als recht oberflächlich und unpersönlich, wenn man tiefer geht. Du benutzt zu oft abgedroschene Metaphern und nichtssagende Wörter, die die tiefe Emotion nicht zu transportieren vermögen: Finsternis, Geborgenheit, unheimlich, Schatten ... Alles Stichwörter, die aber nicht auf Knopfdruck Atmosphäre erzeugen. Insgesamt ist das Gedicht nicht auf den Punkt gebracht; es gibt viel Ballast und leere Bilder, die nicht wirken. Das sprachlcihe Handwerkzeug hast du auf jeden Fall; ich würde die wertvolle Kernidee aufgreifen und versuchen, für diese Stimmung eigene Wörter zu finden. Viel Glück!
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halcyonzocalo
Einsamer Trancer
 Alter: 33 Beiträge: 1251 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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 07.02.2010 22:01
von halcyonzocalo
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Hey du!
Vielen Dank für deine hilfreiche Kritik.
Normalerweise bin ich nicht der große Dichter. Gedichte sind für mich ein Mittel, traurige oder schlimme Erlebnisse in meinem Leben zu verarbeiten. Sie haben also oftmals eine autobiographische Note, zeigen einen kleinen Einblick in mein Inneres. So ist es auch hier der Fall. Du magst Recht haben, wenn du sagst, dass meine Bilder "gewöhnlich" sind und deswegen die Wirkung, die eigentlich beabsichtigt werden soll, abgeschwächt wird. Ich glaube, mir fehlt noch die richtige Balance zwischen originellen und ungewöhnlichen Bildern und Verständnis für den Leser.
Danke, dass du aber Potenzial bei mir siehst (ich bin mir da nämlich nicht so sicher. )
Gruß
halcyonzocalo
(Sebastian)
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Jocelyn Bernsteinzimmer
 Alter: 58 Beiträge: 2655 Wohnort: Königstein im Taunus

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 07.02.2010 22:58
von Jocelyn
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Hallo Sebastian!
Schade, dass ich gestern nicht meinen Tipp abgegeben habe. Dieser klare abgeklärte Stil hat mich tatsächlich auf dich schließen lassen.
Mir sind die Wertungen hier zu offen. Das Gedicht leidet unter einem rechthaberisch-pädagogischen Touch. Dadurch fehlt ihm das Gefühl.
Auch wenn objektiv alles richtig scheint, liegen die Dinge nicht so einfach.
Zitat: | Freude und Zorn,
Glück und Verzweiflung,
Liebe und Schmerz,
Hoffnung und Leid.
Wenn die Finsternis sich anschleicht,
die Freiheit in kaltes Pechschwarz taucht
und unheimliche Schatten huschen;
dann ist all dies verloren. |
Das ist unlogisch, da du weiter oben mit Gegensätzen arbeitest.
(was nur der offensichtliche Grund ist, der mich nicht zustimmen lässt)
Besonders wenig hat mir diese Strophe gefallen:
Zitat: | Wir reiten auf Wellen
in stürmischer See
und können manchmal nicht verhindern,
dass einer von uns versinkt. |
Klingt für mich nach Tierwelt, nach Darwin.
Der Nachsatz mit der Ewigkeit wird dadurch unecht.
Das Wort passt nicht mehr.
Handwerklich habe ich nichts zu mäkeln.
Aber sonst beeindruckt dein Werk (eben in seiner Klarheit, die ich nochmal loben will), ohne dass ich viel Echtes mitnehmen kann.
So habe ich fast den Eindruck, dass du dich thematisch übernommen hast.
Liebe Grüße, Jocelyn
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Angst
Scheinheiliger
A Alter: 33 Beiträge: 1692
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A 08.02.2010 14:06
von Angst
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Hallo,
Sprachlich ist das Gedicht solide, nur metaphorisch bleibt es zu alltäglich. (Licht/Schatten, Nacht/Morgen, Wellen, …) Was mir gar nicht gefällt, ist die erste Strophe: Sie ist eine blosse Aufzählung, all diese Substantive tragen überhaupt kein Gefühl in sich.
halcyonzocalo hat Folgendes geschrieben: | einschüchternd und erschreckend. |
Ich glaube nicht, dass hier beide Partizipien nötigt sind.
Ansonsten schliesse ich mich gerne Jocelyn an: Die Klarheit gefällt mir.
Liebe Grüsse,
Scheinheilige
_________________ »Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48. |
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halcyonzocalo
Einsamer Trancer
 Alter: 33 Beiträge: 1251 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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 09.02.2010 20:13
von halcyonzocalo
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Hey ihr beiden.
Danke für eure hilfreichen Kritiken und Tipps. Jocelyn (ich könnte schwören, dass du früher anders gehießen hast), du recht, dass nach der Aufzählung in der ersten Strophe die Phrase "dann ist all dies verloren" das gerade Gesagte etwas unlogisch erscheinen lässt. Die Aufzählung an sich mit den gegensätzlichen Begriffen war aber bewusst zu Beginn von mir so gewählt, aber wie mir scheint, kommt dies wohl nicht so gut an wie ich mir das erhofft habe (sprachlicher sowie inhaltlicher Bruch der ersten Strophe zur nächsten und der dadurch entstehende Kontrast zwischen dem normalen Lebensablauf und einer Gefahrensituation).
Zu den "gewöhnlichen Bildern" kann ich nur wiederholend sagen, dass ich mich irgendwie davor sträube, so ausgefallen Begriffe und Metaphern zu verwenden, da ich Angst habe, dass das Gedicht ansonsten zu kryptisch wird und den Leser gar nicht anspricht.
Andererseits kann man gerade bei autobiographischen Texten mehr Risiko eingehen, was die sprachliche und stilistische Gestaltung eines Gedichts angeht, da ich in meinem Fall zum Beispiel das Gedicht in erster Linie für mich selbst schreibe.
Naja, mal sehen, wie (und ob überhaupt ) ich mich weiterentwickele.
Danke euch nochmal.
Gruß
halcyonzocalo
(Sebastian)
_________________ Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum. |
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