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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag03.02.2010 14:16
Afrikanischer Lebenstraum
von BlueNote
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Afrikanischer Lebenstraum (in 3 Teilen)

Teil 1

Tagelang dieser Regen. Er weichte die Erde auf und ließ die Häuser der Kollegen im Schlamm regelrecht davon schwimmen, bis als letztes nur noch meine eigene Hütte übrig blieb. Sie überstand den Erdrutsch, der sich vor einer Woche in jener Katastrophennacht ereignete, ohne auch nur den geringsten Schaden zu nehmen. Die übrigen Unterkünfte dagegen wurden ausnahmslos zerstört. Zwar handelte es sich lediglich um schnell hochgezogene Holzhütten. Trotzdem waren sie für jeden einzelnen in den vergangenen Monaten zu so etwas wie ein Zuhause geworden. Man hatte es sich hier häuslich eingerichtet. Einige Bewohner stapelten zwar einen Teil ihrer Habseligkeiten immer noch in Kisten, andere dagegen verstanden es, sich selbst mit einfachsten Mitteln eine wohnliche Atmosphäre zu schaffen. Dennoch war im Lager alles, was die Lebensumstände betraf, von sehr provisorischer Natur. Die Mannschaft wurde immer wieder ausgetauscht und so wechselte sich der Einsatzort für jeden einzelnen relativ oft. Es hatte keinen Sinn, sich an irgendwelche Umstände zu gewöhnen. Menschen kamen, Menschen gingen. Wenn das  Team erweitert wurde, holzte man einfach ein paar weitere Bäume ab und errichtete in Windeseile eine neue Unterkunft. Holz gibt es hier im Überfluss. Die edelsten Tropenhölzer, beispielsweise Mahagoni, wurden verbaut wie billigstes Kiefernholz.

Nach endlosen Regenschauern setzte sich in jener Nacht das gesamte Erdreich oberhalb der kleinen Siedlung in Bewegung und der  ganze Hang kam mit all dem Dreck und Geröll herunter. Unsanft wurden die Bewohner durch laute Geräusche aus dem Schlaf gerissen. Mit großen Lampen leuchteten sie das Gelände ab, so dass schnell klar wurde, was geschehen war. Die Hütten, sowie das gesamte Areal mussten schnellstmöglich geräumt werden, so dass für niemanden mehr die Möglichkeit bestand, die wichtigsten Gegenstände aus den Hütten zu retten. Manche der kleinen Häuser wurden an Hindernissen buchstäblich zerrieben, Bretter splitterten, Wände und Dächer wurden einfach zerdrückt. Einige Unterkünfte fielen wie ein Kartenhaus in sich zusammen, andere dagegen erreichten, wie man am nächsten Tage feststellen konnte, fast unbeschadet das Meer. Sie glitten langsam auf einer Bahn aus Schlick und Lehm den Abhang hinunter, bis sie unten am Strand zum Stehen kamen. Es sah so aus, als ob ein geheimnisvoller, riesiger Buschgeist sie dort mit leichter Hand hingesetzt hätte. Als letzte Zufluchtsstelle blieb den Kollegen meine Hütte. Sie liegt etwas abseits und war wie durch ein Wunder trotz des Erdrutsches vollkommen intakt geblieben. Mit Absicht hatte ich damals diese Unterkunft gewählt, um von dem Treiben möglichst wenig mitzubekommen, das sich im Allgemeinen zwischen den Wohnhütten abzuspielen pflegt. Fast jeden Abend zelebrierte man dann auch eine ausdauernde, nachbarschaftliche Kommunikation, indem man sich stundenlang irgendwelche Belanglosigkeiten zurief. Was gab es nach einem anstrengenden Arbeitstag mit den Kollegen noch zu bereden, fragte ich mich? Mir war meine Ruhe wichtiger, als jeden Abend Kontakte zu pflegen, die sich doch bald wieder zerschlagen würden. Zwar nahm ich gerne an den zahlreichen Feierlichkeiten unten am Strand teil. Fast wehmütig denke ich an unsere ausgelassenen Abende am Meer. Trotzdem war ich  froh, wenn ich mich anschließend wieder in meinen eigenen Bereich zurückziehen konnte. Seit einem halben Jahr wohnte ich allerdings nicht mehr alleine, sondern mit einer Freundin zusammen. Die Momente des Alleinseins wurden seltener und kostbarer. Silvia blieb meistens länger am Strand als ich. Niemand nahm es mir übel, wenn ich früher mein Haus aufsuchte als die anderen. Man konnte es als eine Besonderheit betrachten, dass Frauen in unserem Lager überhaupt zugelassen waren. Sie arbeiteten nicht wie die Männer, sie hielten sich hier lediglich zu ihrem eigenen Vergnügen und das ihres jeweiligen Partners auf. Trotzdem mussten sie natürlich Opfer bringen und allerlei Verzicht üben, denn in der afrikanischen Wildnis waren viele der gewohnten Annehmlichkeiten nicht vorhanden, die sie von ihrem früheren Leben kannten. Aber offensichtlich erschien den Frauen der Aufenthalt hier fremdartig und exotisch genug, so dass sie bereit waren, die Freundschaft zu ihrem jeweiligen Partner zu einer Art Liebe auszuweiten. Anfangs kam ihnen der Aufenthalt sicherlich wie eine Urlaubsreise vor, schließlich befand man sich in einer sagenhaft schönen Landschaft, von der andere nur träumen konnten. Der erste Eindruck vom afrikanischen Regenwald und die Sicht auf das Meer mit seinen heiteren, hellen Farben war für jeden Neuankömmling überwältigend. Das kleine Idyll wurde jedoch mit einem Schlage zerstört, als die Gerölllawine unser Paradies in einen Ort der Verwüstung verwandelte. Auf meiner kleinen, überdachten Terrasse standen die Kollegen, die Frauen und ich fassungslos zusammen und mussten tatenlos mit ansehen, wie sich die Zerstörung Schritt für Schritt  vollzog. Alle redeten aufgeregt durcheinander und zählten die Gegenstände auf, die sie in diesem Augenblick für immer verloren hatten.

Am nächsten Morgen konnte man sich ein Bild von der entstandenen Verwüstung machen. Überall lag gesplittertes Holz, Geröll und Schlamm, dazwischen die Habseligkeiten der Campbewohner. Ein paar Tage herrschte große Aufregung und ein heilloses Durcheinander. Alles drängte sich in meiner Hütte. In der Nacht schliefen sie auf dem Holzboden und am Tage rannten sie auf der Terrasse wie gereizte Tiger in ihren Käfigen hin und her. Die Männer telefonierten ununterbrochen mit der Einsatzleitung und fragten gereizt, wie es denn nun weiter gehen sollte. Dann waren plötzlich alle fort. Der Regen hörte auf und auch die letzten Nebelschwaden zogen allmählich davon und gaben die Sicht frei auf den ganzen Hügel, der nach dem Unglück kaum wiederzuerkennen war. Noch immer befindet sich auf fast dem gesamten Wohn- und Arbeitsbereich eine alles überdeckende  Schlammschicht. Einzig in der unmittelbaren Umgebung meines Hauses ist die einst überall herrschende paradiesische Welt noch intakt. Die Bäume stehen da wie immer, mein Holztisch und die dazugehörenden Stühle befinden sich auf meiner Terrasse, so als ob nichts geschehen sei. Nur die vielen Menschen belagern jetzt nicht mehr mein Haus. Auch ich telefoniere immer wieder mit meiner Firma. Sie werden sich bald bei mir melden und weitere Instruktionen erteilen, beruhigen sie mich. Alleine kann ich nicht viel ausrichten. Die Büros wurden ebenso von der Schlammlawine weggeschwemmt. In all dem Durcheinander suche ich nach erhalten gebliebenen Plänen, Computern, Aufzeichnungen. Die meisten Unterlagen sind aber im Schlamm begraben und nicht mehr zu retten. Die einheimische Wachmannschaft hat sich nach dem Erdrutsch offenbar ebenfalls davongeschlichen. Somit bin ich jetzt völlig allein und schutzlos an diesem verlassenen Ort mitten in Afrika  und warte darauf, dass jemand in der Zentrale, tausende Meilen entfernt, die notwendigen Entscheidungen für mich trifft.

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Herbert Blaser
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 58
Beiträge: 313
Wohnort: Basel


Beitrag03.02.2010 18:08

von Herbert Blaser
Antworten mit Zitat

Ein spannende Erzählung. Würde mir Dialoge als Einschübe und Storydriver wünschen. VLG Herbert

_________________
Wie haben wir den Mut in einer Welt zu leben, in der die Liebe durch eine Lüge provoziert wird, die aus dem Bedürfnis besteht, unsere Leiden von denen mildern zu lassen, die uns zum Leiden brachten?

Marcel Proust
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Gast







Beitrag03.02.2010 19:53

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo BlueNote,

die Idee hat einen Hauch von Abenteuer und könnte sich ansprechend entwickeln. Allerdings solltest du den roten Faden straffen und die die Konzentration um einiges steigern. Wurde die Geschichte überarbeitet? Wenn ja, bist du mit hoher Gewissheit über die Zeilen hinweg geflogen, weil du zu Wissen geglaubt hast, was dort geschrieben steht. Auch das bitte ändern. Nun ins Detail:

Zitat:
Tagelang dieser Regen. Er weichte die Erde auf und ließ die Häuser der Kollegen im Schlamm regelrecht davon schwimmen, bis als letztes nur noch meine eigene Hütte übrig blieb. Sie überstand den Erdrutsch, der sich vor einer Woche in jener Katastrophennacht ereignete, ohne auch nur den geringsten Schaden zu nehmen. Die übrigen Unterkünfte dagegen wurden ausnahmslos zerstört. Zwar handelte es sich lediglich um schnell hochgezogene Holzhütten. Trotzdem waren sie für jeden einzelnen in den vergangenen Monaten zu so etwas wie ein Zuhause geworden. Man hatte es sich hier häuslich eingerichtet. Einige Bewohner stapelten zwar einen Teil ihrer Habseligkeiten immer noch in Kisten, andere dagegen verstanden es, sich selbst mit einfachsten Mitteln eine wohnliche Atmosphäre zu schaffen. Dennoch war im Lager alles, was die Lebensumstände betraf, von sehr provisorischer Natur. Die Mannschaft wurde immer wieder ausgetauscht und so wechselte sich der Einsatzort für jeden einzelnen relativ oft. Es hatte keinen Sinn, sich an irgendwelche Umstände zu gewöhnen. Menschen kamen, Menschen gingen. Wenn das Team erweitert wurde, holzte man einfach ein paar weitere Bäume ab und errichtete in Windeseile eine neue Unterkunft. Holz gibt es hier im Überfluss. Die edelsten Tropenhölzer, beispielsweise Mahagoni, wurden verbaut wie billigstes Kiefernholz.


Der Einstieg geht vermeintlich direkt in die Handlung. Was schon mal gut ist. Endet aber dann in einer statischen Vorschau, die zu Anfangs des nächsten Absatzes leider deckungsgleich, nur umformuliert noch mal aufgenommen wird. Der Hand, der Regen, der Erdrutsch. Besser, du beseitigst diese Schleife, denn die ersten beiden Sätze fassen die kommende Geschichte in Gänze zusammen.

Will sagen, wer bis zu dem Satz liest: (…) eigene Hütte übrig blieb!". ist über das kommende umfassend informiert.

Die Schilderung der Gewohnheiten und Möglichkeiten Einheimischer habe ich als bleichschweren Mühlstein für die Geschichte empfunden. Auch die Kernaussage: Zwar nur Holzhütten – für die Bewohner aber alles“, ließe sich mit etwas Fantasie als realere Empfindung bzw. intensive Beobachtung vermitteln.

Zitat:
Nach endlosen Regenschauern setzte sich in jener Nacht das gesamte Erdreich oberhalb der kleinen Siedlung in Bewegung und der ganze Hang kam mit all dem Dreck und Geröll herunter. Unsanft wurden die Bewohner durch laute Geräusche aus dem Schlaf gerissen. Mit großen Lampen leuchteten sie das Gelände ab, so dass schnell klar wurde, was geschehen war. Die Hütten, sowie das gesamte Areal mussten schnellstmöglich geräumt werden, so dass für niemanden mehr die Möglichkeit bestand, die wichtigsten Gegenstände aus den Hütten zu retten. Manche der kleinen Häuser wurden an Hindernissen buchstäblich zerrieben, Bretter splitterten, Wände und Dächer wurden einfach zerdrückt. Einige Unterkünfte fielen wie ein Kartenhaus in sich zusammen, andere dagegen erreichten, wie man am nächsten Tage feststellen konnte, fast unbeschadet das Meer. Sie glitten langsam auf einer Bahn aus Schlick und Lehm den Abhang hinunter, bis sie unten am Strand zum Stehen kamen. Es sah so aus, als ob ein geheimnisvoller, riesiger Buschgeist sie dort mit leichter Hand hingesetzt hätte. Als letzte Zufluchtsstelle blieb den Kollegen meine Hütte. Sie liegt etwas abseits und war wie durch ein Wunder trotz des Erdrutsches vollkommen intakt geblieben.


Vergleichst du den Beginn dieses Absatzes mit dem des ersten, wird klarer, was ich mit Schleife gemeint habe. Du Wiederholst dich. Zudem hat sich hier Präsens eingeschlichen. Siehe: „Sie liegt etwas abseits (…)
Die Schilderung des Erdrutsches ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und kommt lieblos und zu unpräzise rüber. Nicht der Menge an Worten, sondern der Worte selbst wegen. Unpräzise und distanziert. Der Buschgeist war leider auch kein Glücksgriff. Er setzt m.E.  voraus, dass es keine sichtbare Erklärung für den Vorgang gibt. (wie von Geisterhand) Da der Vergleich sich auf die Bewegung der Hütten bezieht, ist er unpassend. Zudem schwächt die Verniedlichung eines solchen Vorganges die Intensität. Krachen, knirschen, bersten, zermalmen usw. wären die Schlagworte für brachiale Zerstörungsgewalt.


Zitat:
Mit Absicht hatte ich damals diese Unterkunft gewählt, um von dem Treiben möglichst wenig mitzubekommen, das sich im Allgemeinen zwischen den Wohnhütten abzuspielen pflegt. Fast jeden Abend zelebrierte man dann auch eine ausdauernde, nachbarschaftliche Kommunikation, indem man sich stundenlang irgendwelche Belanglosigkeiten zurief.


Der obere Absatz beschäftigt sich ausschließlich mit der Entscheidung des Bauplatzes. Ist er an diesem Ort von Belang? Wird Menschenscheu zum Retter? Platzierung und Formulierung hätten kühler und anteilsloser nicht sein können. Damit bleibt die eigentlich zu erwartende Dramatik auf der Strecke.  

Zitat:
Was gab es nach einem anstrengenden Arbeitstag mit den Kollegen noch zu bereden, fragte ich mich? Mir war meine Ruhe wichtiger, als jeden Abend Kontakte zu pflegen, die sich doch bald wieder zerschlagen würden. Zwar nahm ich gerne an den zahlreichen Feierlichkeiten unten am Strand teil. Fast wehmütig denke ich an unsere ausgelassenen Abende am Meer.


Im Umfeld verlieren Menschen ihr Hab und Gut sowie ihr Heim und der Erzähler sinniert über den tieferen Sinn seiner gesellschaftlichen Isolierung?! Ein schwerer Schlag für: Handlung, Spannung, Gefühl und Dramatik.

Zitat:
Trotzdem war ich froh, wenn ich mich anschließend wieder in meinen eigenen Bereich zurückziehen konnte. Seit einem halben Jahr wohnte ich allerdings nicht mehr alleine, sondern mit einer Freundin zusammen. Die Momente des Alleinseins wurden seltener und kostbarer. Silvia blieb meistens länger am Strand als ich. Niemand nahm es mir übel, wenn ich früher mein Haus aufsuchte als die anderen. Man konnte es als eine Besonderheit betrachten, dass Frauen in unserem Lager überhaupt zugelassen waren. Sie arbeiteten nicht wie die Männer, sie hielten sich hier lediglich zu ihrem eigenen Vergnügen und das ihres jeweiligen Partners auf. Trotzdem mussten sie natürlich Opfer bringen und allerlei Verzicht üben, denn in der afrikanischen Wildnis waren viele der gewohnten Annehmlichkeiten nicht vorhanden, die sie von ihrem früheren Leben kannten. Aber offensichtlich erschien den Frauen der Aufenthalt hier fremdartig und exotisch genug, so dass sie bereit waren, die Freundschaft zu ihrem jeweiligen Partner zu einer Art Liebe auszuweiten. Anfangs kam ihnen der Aufenthalt sicherlich wie eine Urlaubsreise vor, schließlich befand man sich in einer sagenhaft schönen Landschaft, von der andere nur träumen konnten. Der erste Eindruck vom afrikanischen Regenwald und die Sicht auf das Meer mit seinen heiteren, hellen Farben war für jeden Neuankömmling überwältigend. Das kleine Idyll wurde jedoch mit einem Schlage zerstört, als die Gerölllawine unser Paradies in einen Ort der Verwüstung verwandelte. Auf meiner kleinen, überdachten Terrasse standen die Kollegen, die Frauen und ich fassungslos zusammen und mussten tatenlos mit ansehen, wie sich die Zerstörung Schritt für Schritt vollzog. Alle redeten aufgeregt durcheinander und zählten die Gegenstände auf, die sie in diesem Augenblick für immer verloren hatten.


hier bist du in beispielhafter Manier über die Dörfer gezogen und hast dem Geschehen dem Geschehen und der Geschichte den Todesstoß versetzt. Ein richtiger kleiner Supar-Gau:  Freundin, Urlaubsreise, schöne Landschaft, Idyll. Alles Leichengräber der Spannung und m. E. im höchsten Maße fehlplatziert. Selbst als du zur Handlung zurück kehrst, fühle ich deine emotionale Abwesenheit. Ist das nun ein Rückblick? Wenn ja, wie stehst um das PQP?

Auch dieser Satz: „Alle redeten aufgeregt durcheinander und zählte die Gegenstände auf, die sie in diesem Augenblick für immer verloren hatten.“

Alle – der Erzähler lebt dort seit Jahren und kennt die Nachbarn nicht beim Namen? Der Hang ist abgegangen, Häuser, Habseligkeiten und vielleicht aus Leben sind verloren gegangen und alles was geschieht ist, die Leute zählen auf was sie besessen haben? Leider nicht glaubwürdig.
Geschrei, Gejammer, aus Not und oder Furcht, Panik, Durcheinander. Menschen suchen ihre Angehörigen, ihre Habe. Das sie beisammen stehen und Verluste aufzählen, glaube ich nicht.

Zitat:
Am nächsten Morgen konnte man sich ein Bild von der entstandenen Verwüstung machen. Überall lag gesplittertes Holz, Geröll und Schlamm, dazwischen die Habseligkeiten der Campbewohner. Ein paar Tage herrschte große Aufregung und ein heilloses Durcheinander.


Der obere Absatz transportiert dieselbe Ruhe, wie das Geschehen selbst und nennt, was bereits genannt wurde, in gleicher Abwesenheit der Dramatik. Gesplittertes Holz usw. Jetzt, viele Stunden später herrschte große Aufregung? Eher große wie auch immer gelagerte Geschäftigkeit. Zu unpräzise und der Situation nicht angemessen.


Zitat:
Alles drängte sich in meiner Hütte. In der Nacht schliefen sie auf dem Holzboden und am Tage rannten sie auf der Terrasse wie gereizte Tiger in ihren Käfigen hin und her. Die Männer telefonierten ununterbrochen mit der Einsatzleitung und fragten gereizt, wie es denn nun weiter gehen sollte. Dann waren plötzlich alle fort. Der Regen hörte auf und auch die letzten Nebelschwaden zogen allmählich davon und gaben die Sicht frei auf den ganzen Hügel, der nach dem Unglück kaum wiederzuerkennen war. Noch immer befindet sich auf fast dem gesamten Wohn- und Arbeitsbereich eine alles überdeckende Schlammschicht. Einzig in der unmittelbaren Umgebung meines Hauses ist die einst überall herrschende paradiesische Welt noch intakt. Die Bäume stehen da wie immer, mein Holztisch und die dazugehörenden Stühle befinden sich auf meiner Terrasse, so als ob nichts geschehen sei. Nur die vielen Menschen belagern jetzt nicht mehr mein Haus. Auch ich telefoniere immer wieder mit meiner Firma. Sie werden sich bald bei mir melden und weitere Instruktionen erteilen, beruhigen sie mich. Alleine kann ich nicht viel ausrichten. Die Büros wurden ebenso von der Schlammlawine weggeschwemmt.


Alles drängte sich. Kühl, unpräzise und unpersönlich. Geradezu distanziert. Wer ist "Alles"? Nachbarn, Hilfesuchende etwa? Der Erzähler berichtet gelangweilt. Arme Menschen mit gar nichts, telefonieren den ganzen Tag? Aus einer Zelle? Von welcher Einsatzleitung ist die Rede?
Mit dem Reizatz. Der Regen hörte auf (…) beginnst du den Kreislauf erneut und scheint zu beabsichtigen noch einmal ein paar Tage zurück zu kehren. Hat es tagelang ununterbrochen geregnet, ohne das es genannt wurde, und ohne dass sich was ereignete? Achte auf die Zeit. Abermals ins Präsens gerutscht. Mal ist alles (wiederholt) intakt, dann ist doch einiges der eigenen Ausrüstung weg. Das wird Tage nach dem eigentlichen Vorfall eingebracht.

Zitat:
In all dem Durcheinander suche ich nach erhalten gebliebenen Plänen, Computern, Aufzeichnungen. Die meisten Unterlagen sind aber im Schlamm begraben und nicht mehr zu retten. Die einheimische Wachmannschaft hat sich nach dem Erdrutsch offenbar ebenfalls davongeschlichen. Somit bin ich jetzt völlig allein und schutzlos an diesem verlassenen Ort mitten in Afrika und warte darauf, dass jemand in der Zentrale, tausende Meilen entfernt, die notwendigen Entscheidungen für mich trifft.


Dieser Absatz impliziert, dass die Menschen, die den Erzähler umgeben gefährlich sind, und das die Unterlagen ihm wichtiger als die Menschen seiner Umgebung. Das macht ihn zum hemmungslosen und menschenverachtenden Egomanen. Was das gewollt?

Wie eingangs geschrieben. Die Idee ist gut, nur die Umsetzung passt leider so gar nicht. Zu viele Schnitzer und kein chronologisch und emotional stimmiges Bild. Mein Tipp wäre:

Steige etwas vor dem Erdrutsch ein. Positioniere dich als Erzähler unabänderlich. Greife NICHT vorweg und versetzte dich intensiver in die Vorgänge eine solchen Unglücks.

Schildere knappt und präzise, wiederhole dich nicht. Emotionen und Anteilnahme sind bessere Statisten, als kühle Berechnung und ein sich im Kreise „drehender“ Schockfroster. (Zeitschleife)

Bring die Geschichte in Bewegung und verharre unter keinen Umständen, bis die Erde zur Ruhe gekommen ist und dass erzählt wurde, was sich normaler Weise währen und nach eines solchen Unglücks abspielt.  

Und ganz wichtig? In dir schlummert ein Verräter! Du neigst dazu dem Kommenden vorweg zu greifen.

Grüße
Bobbi
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag03.02.2010 23:52

von BlueNote
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Hallo Herbert und Bobbi,

zunächst einmal Dankeschön, dass ihr euch die Mühe gemacht habt, die Geschichte zu lesen und dass ihr eueren Kommentar geschrieben habt.

@Bobbi

Ich bin natürlich dabei, deine ganzen Tipps zu prüfen und habe sie in jedem Fall sogrfältig gelesen. Deine Kritik geht allerdings von zwei Irrtümern aus:
1. Es soll eine spannende Geschichte erzählt werden
2. Die verschiedenen Zeiten (Präsens und Imperfekt) wären ein Versehen

Ich habe beim Schreiben auch einmal überlegt, ob ich beispielsweise durch wörtliche Rede die Einleitung spannender machen sollte, fand es aber dann wegen der beabsichtigten Textaussage unangemessen. Diese kühle, distanzierte (1 Woche nach dem Geschehen stattfindende!) Betrachtung des Protagonisten, der ja ein großer Einzelgänger ist, würde dem nicht entsprechen. Ihr dürft nicht immer davon ausgehen, dass alle Geschichten spannend erzählt werden wollen oder dass man sie auf Biegen und Brechen so umschreibt, dass sie spannend werden (wenn sie denn nicht spannend sind).

Zitat:

die Idee hat einen Hauch von Abenteuer

Die Erzählweise soll verhindern, dass der Eindruck entsteht, dass hier ein Abenteuer erzählt wird.
Zitat:

Allerdings solltest du den roten Faden straffen und die die Konzentration um einiges steigern.

Möglicherweise hast du recht - die Situation ist aber folgende, dass der Protagonist sich tagelang völlig alleine im Urwald Gedanken macht und das Geschehen reflektiert. Darin liegt überhaupt keine Spannung.
Zitat:

Wurde die Geschichte überarbeitet?

Da bin ich jetzt beleidigt!
Zitat:

Besser, du beseitigst diese Schleife

OK, davon könnte ich mich überzeugen lassen - obwohl es vielleicht nachvollziehbar ist, dass genau dieses Geschehen immer wieder in den Gedanken des Protagonisten auftaucht.
Zitat:

Die Schilderung der Gewohnheiten und Möglichkeiten Einheimischer habe ich als bleichschweren Mühlstein für die Geschichte empfunden.

Das verstehe ich nicht. Von Einheimischen war nie die Rede.
Zitat:

Zwar nur Holzhütten – für die Bewohner aber alles“, ließe sich mit etwas Fantasie als realere Empfindung bzw. intensive Beobachtung vermitteln.

Dieser Text verzichtet eben gerade auf emotionale Äußerungen der anderen Bewohner - was am Wesen des Protagonisten liegt.
Zitat:

Die Schilderung des Erdrutsches ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte

Der Erdrutsch ist eigentlich nicht der Mittelpunkt der Geschichte, aber das wird erst später deutlich. Es geht bei diesem Text auch nicht um das Erzählen einer "Handlung", deswegen wird auch von diesem Erdrutsch in relativ "statischer" Weise erzählt.
Zitat:

Unpräzise und distanziert.

Der Protagonist "ist" distanziert und wird im Laufe der Geschichte eher seine eigene Situation beleuchten als das Geschehen.
Zitat:

Zudem hat sich hier Präsens eingeschlichen.

Der Präsens hat sich nicht eingeschlichen. Der Protagonist erzählt in der Zeit 1 Woche nach dem Unglück (und danach) = Präsens und sieht zurück auf das Ereignis vor einer Woche = Imperfekt. Die Hütte liegt also immer noch abseits des Erdrutsches.
Zitat:

Der Buschgeist war leider auch kein Glücksgriff.

Darauf könnte ich verzichten. Wie von Geisterhand dann halt eben ... Wär halt ein bisschen afrikanisch gewesen.
Zitat:

Da der Vergleich sich auf die Bewegung der Hütten bezieht, ist er unpassend.

Warum? In der Nacht wird beobachtet, wie die Häuser sich fort bewegen. Am nächsten Morgen liegen sie plötzlich wie von Geisterhand am Strand. Ist doch seltsam, oder? In der Nacht war dies jedenfalls nicht vollständig zu beobachten.
Zitat:

Der obere Absatz beschäftigt sich ausschließlich mit der Entscheidung des Bauplatzes. Ist er an diesem Ort von Belang? Wird Menschenscheu zum Retter? Platzierung und Formulierung hätten kühler und anteilsloser nicht sein können. Damit bleibt die eigentlich zu erwartende Dramatik auf der Strecke.

Mit diesem ständigen Einfordern von Dramatik fühle ich mich sehr unwohl. Die Charakterstudie des Protagonisten ist hier wichtig und nicht die Dramatik des Erdrutsches. Hoffentlich wird das deutlicher, wenn erkennbar wird, worauf die Geschichte hinaus will. An dieser Stelle ist es einfach nicht möglich, falsche Erwartungen (Dramatik) zu erfüllen.
Zitat:

Im Umfeld verlieren Menschen ihr Hab und Gut sowie ihr Heim und der Erzähler sinniert über den tieferen Sinn seiner gesellschaftlichen Isolierung?! Ein schwerer Schlag für: Handlung, Spannung, Gefühl und Dramatik.

In dieser Geschichte soll es keine Handlung, keine Spannung und keine Dramatik geben. Dies ist keine Abenteuergeschichte, sondern eher ein sozialkritischer bzw. in gewissem Ausmaße auch ein politischer Text. Deswegen ist für mich die geforderte "Spannung" völlig fehl am Platze.
Zitat:

Alles Leichengräber der Spannung und m. E. im höchsten Maße fehlplatziert.

Gibs zu, du willst mich foltern! Ich sag jetzt nichts mehr zu der Spannung ...
Zitat:

Selbst als du zur Handlung zurück kehrst, fühle ich deine emotionale Abwesenheit.

Es gibt keine Handlung - die emotionale Abwesenheit sollst du auch spüren!
Zitat:

Alle – der Erzähler lebt dort seit Jahren und kennt die Nachbarn nicht beim Namen?

Namen interessieren ihn nicht sonderlich - weil ja alle Bekanntschaften nur vorrübergehend sind. Die Beziehungslosigkeit (und als Vorgriff: die Heimatlosigkeit) ist ein großer Bestandteil dieser Geschichte
Zitat:

in gleicher Abwesenheit der Dramatik.
Alles drängte sich. Kühl, unpräzise und unpersönlich. Geradezu distanziert.

Du schreibst das immer wieder. Warum willst du den Text unbedingt anders haben, als er angelegt ist?
Zitat:

telefonieren den ganzen Tag? Aus einer Zelle?

Handy, steht im Text!
Zitat:

Von welcher Einsatzleitung ist die Rede?

Dass die Einsatzleitung als relativ anonyme "Macht" dargestellt wird, gehört zur Geschichte.
Zitat:

Der Regen hörte auf (…) beginnst du den Kreislauf erneut und scheint zu beabsichtigen noch einmal ein paar Tage zurück zu kehren. Hat es tagelang ununterbrochen geregnet, ohne das es genannt wurde, und ohne dass sich was ereignete?

Natürlich hat es tagelang geregnet und natürlich hat sich nichts ereignet. Der Protagonist sitzt fest und an dem Zustand hat sich eine Woche lang nichts geändert. Außerdem wird es im allerersten Satz genannt: "Tagelang dieser Regen", d.h. es regnet in der Jetztzeit des Erzählers. Dieser Regen hört in der Jetztzeit des Erzählers auf. Daran ist nichts falsch!
Zitat:

Mal ist alles (wiederholt) intakt, dann ist doch einiges der eigenen Ausrüstung weg.

Die Hütte des Protagonisten ist intakt (weil sie sich abseits der anderen Hütten befunden hat), alles andere, die Büros z.B. ist zerstört.
Zitat:

Dieser Absatz impliziert, dass die Menschen, die den Erzähler umgeben gefährlich sind, und das die Unterlagen ihm wichtiger als die Menschen seiner Umgebung. Das macht ihn zum hemmungslosen und menschenverachtenden Egomanen. Was das gewollt?

Der Protagonist befindet sich seit mehreren Tagen alleine im Urwald und macht sich nach dem Regen auf die Suche nach den Unterlagen.
Zitat:

Zu viele Schnitzer und kein chronologisch und emotional stimmiges Bild.

Die Chronologie (Präsens) wird von der Erinnerung (Imperfekt) unterbrochen. Ist doch nichts besonderes.
Zitat:

Greife NICHT vorweg und versetzte dich intensiver in die Vorgänge eine solchen Unglücks.

Es wird nichts vorweg erzält, sondern der Protagonist erinnert sich an die Vergangenheit, während seine Zeit weiter geht. Eine emotionalere Erzählweise würde nicht dem Wesen des Protagonisten entsprechen (und auch nicht der Thematik der Geschichte).
Zitat:

Bring die Geschichte in Bewegung

Das erscheint mir wie der Versuch, aus einem Bild einen Film zu machen. Ich wollte aber ein Bild malen.
Zitat:

Und ganz wichtig? In dir schlummert ein Verräter! Du neigst dazu dem Kommenden vorweg zu greifen.

Ich glaube, das ist ein Missverständnis, das darauf beruht, dass du die zwei Zeitebenen als einen Fehler angesehen hast.


Schade, dass das Wesen dieser Geschichte so gründlich missverstanden wurde.

BN
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yt
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Beitrag04.02.2010 05:44

von yt
Antworten mit Zitat

Moin moin Blue Note,

ich dachte ich les mal hier rein in deine Geschichte, aber das fällt echt schwer da rein zu lesen.

Zitat:
Wenn das Team erweitert wurde, holzte man einfach ein paar weitere Bäume ab und errichtete in Windeseile eine neue Unterkunft. Holz gibt es hier im Überfluss. Die edelsten Tropenhölzer, beispielsweise Mahagoni, wurden verbaut wie billigstes Kiefernholz.


Also, ich würde meinen du hast zum einen Zeitsprünge in deiner Geschichte, und, beispielsweise Mahagoni, liest sich als würde ich grad im Baumarkt beraten werden.
Und wer dort unten lebt, kennt der überhaupt billiges Kiefernholz?
Ganz unabhängig von dem Material, ist es nicht eher so, dass wenn ich in einem System lebe, dieses nicht auch als Maßstab heranziehe?

Jetzt hab ich mal in Bobbis Anmerkungen geguckt, und stimme in nicht wenigen Punkten überein. Sehe dazu deinen Kommentar und möchte dazu nur noch eins zu bedenken geben.

Wenn du die Geschichte nicht ausschließlich für dich geschrieben hast,
solltest du die Worte ernster nehmen. Was auch immer du dir dabei gedacht hast, kann der Leser nicht wissen, es sticht nicht hervor und ich würde vermuten, wenn der nächste Ahnungslose in die gleiche Falle tappt ist das Qualitativ aussagekräftig. Will sagen, deine Geschichte funktioniert bei mir auch nicht so wie von dir gedacht.

Ich denke du weist was ich meine, ... ist fies zu hören, wenn das Kartenhaus weg gespült wird. Es hilft nicht alles hin erklären zu wollen. Diese Chance bekommst du in keinem Buch, es sei denn du willst in einem ermüdenden Prolog dem Leser vor wegnehmen wie er zu denken hat.

Also nicht nur, dass sie keinerlei Emotionale Wirkung hatte die mit dem Inhalt zu tun hatte, erzeugte der Schreibstil so etwas wie Verwunderung über dich. Da hatte ich deutlich mehr erwartet.

Tut mir leid  Embarassed

Mit kaffeeziösen Grüßen,
Prost
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BlueNote
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Beitrag04.02.2010 08:26

von BlueNote
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Hi lupus,

ihr macht mich echt fertig! Der Vorwurf, doch Kritik bitte ernster zu nehmen, ist ein Killerargument. Darauf kann man eigentlich gar nichts mehr sagen.
Zitat:

Also, ich würde meinen du hast zum einen Zeitsprünge in deiner Geschichte

Ich finde das naheliegend, dass eine Person, die 1 Woche alleine im Urwald ist an das Vergangene zurückdenkt. Und um nichts anderes geht es ja hier.
Zitat:

und, beispielsweise Mahagoni, liest sich als würde ich grad im Baumarkt beraten werden.

Das ist eben der Job des Protagonisten.
Zitat:

Und wer dort unten lebt, kennt der überhaupt billiges Kiefernholz?

Er "lebt" ja nicht dort sondern macht hier nur seinen Job - und hier kommen wir langsam auf den (vorweggenommenen) Punkt, der wesentlich ist.
Zitat:

Ganz unabhängig von dem Material, ist es nicht eher so, dass wenn ich in einem System lebe, dieses nicht auch als Maßstab heranziehe?

Das System, in dem die Arbeiter leben, eignet sich nicht zur Identifikation (Kern der Geschichte).
Zitat:

Jetzt hab ich mal in Bobbis Anmerkungen geguckt, und stimme in nicht wenigen Punkten überein.

Ich hoffe, dass Bobbi meine Wertschätzung gegenüber seinen Kommentar schon deswegen erkennt, da ich so viel auf seine Vorschläge geantwortet und mich lange damit auseinandergesetzt habe. Dennoch bin ich der Meinung, dass man zuerst herausfinden muss, was die Geschichte will, um sie dann daran zu messen und nicht, was ich als Leser von der Geschichte haben möchte und ihr dann ein anderes Erzählmuster aufzudrängen (Abenteuergeschichte).
Zitat:

Will sagen, deine Geschichte funktioniert bei mir auch nicht so wie von dir gedacht.

Das ärgert mich dann!
Zitat:

Da hatte ich deutlich mehr erwartet.

Das ist ja auch nur das erste Drittel der Geschichte.

Wie soll ich jetzt noch die Lust aufbringen, Teil 3 zu überarbeiten?
Zitat:

Tut mir leid  

Hmmm ...
Und ich hab jetzt die Nase voll - das liegt aber am Schnupfen.

Aber gestehe mir bitte zu, dass ich die Konstruktion der Geschichte verteidige, so lange ich noch kann und jetzt nicht unbedingt einsehe, dass sie emotionaler bzw. wie eine Abenteuerstory erzählt werden müsste.

BN
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lupus
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Beitrag04.02.2010 08:46

von lupus
Antworten mit Zitat

BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Hi lupus,



 Question  Question
Sag, hast du eine Glaskugel im Schrank?
Ich wollte zwar unbedingt was schreiben zu deinem Text, aber bis jetzt war ich ganz still Wink  Smile

Ich meld mich noch

lgl


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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yt
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Beitrag04.02.2010 08:53

von yt
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Huhu,

Zitat:
Aber gestehe mir bitte zu, dass ich die Konstruktion der Geschichte verteidige, so lange ich noch kann und jetzt nicht unbedingt einsehe, dass sie emotionaler bzw. wie eine Abenteuerstory erzählt werden müsste.


Das habe ich nicht gesagt. Es gibt verschiedenste Erzählungen und Berichte. Die Konstruktion, wie du sie nennst ist dann das Problem. Egal welches Konstrukt du wählst, der Leser sollte es auf Anhieb verstehen und als solches Erkennen, oder zumindest eine ansprechende Form sehen die er begreifen kann.

Das Killerargument, ...  
Ich glaube jeder hier im Forum kennt dass, wenn man sich auf etwas eingeschossen hat, und steif und fest behauptet, man schießt ins Schwarze. Man sieht das Schwarze ja auch deutlich vor sich. Ich kenn dass auch nur zu gut.

Man muss aber erst Abstand gewinnen, weg vom Gewehr und die Einschüsse objektiv beurteilen, um zu sehen das man gar nicht auf die Scheibe, sondern auf etwas das so ähnlich aussieht. Oder vielleicht auf die Scheibe seines Kontrahenten.
In dem Moment wo man los schießt, hat man eine eingeschränkte Sicht.

Ich bin mir sicher das ist hier im Moment der Fall.
Dein Ziel mag ja richtig sein, "keine Abenteuerstory" daraus zu machen, aber ich seh noch keine Treffer. Und das ist schwer zu erklären wenn du dich derart defensiv in einen Schützengraben zurückziehst.

Ich hoffe einen Vergleich gefunden zu haben der dir mein Sicht auf deine Geschichte und diesen Thread verständlicher macht und die Kritik erkennen laesst.

Gute Genesung, ich selbst hab soooooon Hals *hust*,
yours truly
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yt
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Beitrag04.02.2010 08:54

von yt
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lupus hat Folgendes geschrieben:
BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Hi lupus,



 Question  Question
Sag, hast du eine Glaskugel im Schrank?
Ich wollte zwar unbedingt was schreiben zu deinem Text, aber bis jetzt war ich ganz still Wink  Smile

Ich meld mich noch

lgl


Das wird der Rotz gewesen sein ... Rückstoß und so... hehe

lg
yt
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BlueNote
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Beitrag04.02.2010 08:57

von BlueNote
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lupus hat Folgendes geschrieben:
BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Hi lupus,



 Question  Question
Sag, hast du eine Glaskugel im Schrank?
Ich wollte zwar unbedingt was schreiben zu deinem Text, aber bis jetzt war ich ganz still Wink  Smile

Ich meld mich noch

lgl


Oh! Tschuldigung ... yt! (Ist ja auch ein sehr komplizierter Name).
Luspus: Lass dich aber von meinem "engagierten" Tonfall bei der Antwort nicht abschrecken. Da müssen wir jetzt durch! Und bedenke: Es geht im weiteren Verlauf des Textes eher um Entfremdung und um das Anprangern von "Geschäftsmethoden" als darum, dass jemand im Dschungel ein Abenteuer erlebt.

BN
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BlueNote
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Beitrag04.02.2010 09:06

von BlueNote
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Hi YT,

du hast recht, der Abstand zu einer Geschichte ist wichtig - den habe ich zur Zeit noch nicht. Problematisch ist hier aber auch die Drittelung des Textes.
Die Geschichte erfährt dadurch eine "Steigerung", dass die Persönlichkeitsstruktur des Protagonisten im Laufe der Erzählung immer mehr an Facetten gewinnt - und man am Anfang über ihn noch gar nicht so genau Bescheid weiß.

So, jetzt verrenne ich mich mal in meine Arbeit.
Ich danke euch untertänigst für das Mitteilen euerer Meinung und für die Einschüsse, die ich mit dem nötigen Abstand sicherlich neu beurteilen werde.
DANKE!
(Aua!)

BN
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Biggi
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Beitrag04.02.2010 12:14

von Biggi
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Hi BN,
normalerweise schalte ich mich bei angekündigten Mehrteiler nicht dazwischen, außer um zu trommeln, wo denn die Fortsetzung nun bleibt.
Trotzdem also: ich habe den ersten Teil so gelesen, dass dieser Mensch unter Schock steht. Immer und immer wieder das durchleben muss, was da geschehen ist. Mit Fassungslosigkeit.
Der Eindruck ist tatsächlich erst bei der dritten Erwähnung der nahezu gleichen Geschehnisse entstanden. Da war dann plötzlich das Gefühl da, dass es Absicht von Dir gewesen sein muss und nicht, weil Du "vergessen" haben könntest, die verschiedenen Varianten eines Textstücks zu löschen...
Mach mal weiter. - (Embarassed, da war er doch wieder, der übliche Kommentar) -

Gruß,
Biggi
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Beitrag04.02.2010 14:51

von BlueNote
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Hi Biggi,

da ich mich gerade in einer Phase der Läuterung befinde, denke ich, ich muss die Geschichte doch ein wenig anders aufziehen. Wahrscheinlich war die rationale Erzählart doch nicht so richtig. "Fassungslosigkeit", ja, das wär´s. Den Anfang müsste ich anders ordnen.
Ich poste jetzt mal den 2. Teil, damit erkenntlich wird, wo ich hin wollte. Gut, ich weiß jetzt, dass man emotionaler erzählen muss. Und streichen kann man wohl auch einiges.

BN
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BlueNote
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Beitrag04.02.2010 14:53

von BlueNote
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Teil 2

Silivia, meine Lebensabschnittsgefährtin, hat sich ebenfalls aus dem Staub gemacht. Diese Tatsache kam für mich weniger überraschend als ich es zunächst wahrhaben wollte. In letzter Zeit hatte ich häufiger den Eindruck, dass sie nach einem Grund suchte, diesen fremdartigen, aber mit der Zeit doch auch immer eintöniger werdenden Ort  zu verlassen. Im Grunde handelte es sich hier um nichts weiter als eine Arbeitersiedlung mit angeschlossenem Feierabendparadies. Anfänglich fand sie es natürlich chic, im Kreise der anderen Frauen anregende Kaffeenachmittage abzuhalten und sich hier im Dschungel die Zeit zu vertreiben, während die Männer in den Büros saßen oder sich bei den Rodungen landeinwärts befanden. Sie flanierte mit den anderen am Meer auf und ab und genoss die großartige Aussicht auf das leuchtende Blau des endlosen Ozeans. An Männermangel litten die Damen an diesem abgeschotteten Fleck der Erde jedenfalls nicht. Hier nahm man es nicht so genau, wer sich gerade mit wem vergnügte. Jeder wusste von den Bedürfnissen der anderen, weil es die gleichen Bedürfnissen waren, die man selbst hatte. Und so war der gelegentliche Wunsch nach Abwechslung für jeden nur allzu verständlich. Man machte nicht viel Aufhebens darum, was diese Art von Vergnügungen betraf. So wurden die freien Nachmittage, die jedem Mitarbeiter im Wechsel mit den übrigen Kollegen zustanden, rege genutzt, das eigene Liebesleben möglichst vielfältig zu gestalten. Eifersuchtsszenen waren nicht zu befürchten. Jeder wusste über diese Dinge Bescheid. Die Einsatzleitung achtete zudem sehr genau drauf, dass diese Frauengeschichten, die ja nur stillschweigend geduldet wurden, die Arbeitsleistung der Männer nicht beeinträchtigten. Wäre dies der Fall gewesen, hätte die Leitung den Aufenthalt der Frauen im Camp sicherlich umgehend unterbunden. Darum war jeder im Camp daran interessiert, nach außen hin den Anschein einer vollkommenen Harmonie zu erwecken. Mit der Zeit wurde den Frauen aber selbst dieses Paradies zu langweilig. Nach und nach reisten immer wieder einige von ihnen ab. Dann kamen irgendwann neue Besucherinnen und niemand fragte danach, bei welcher Gelegenheit oder an welchem Ort in der Welt sie aufgegabelt wurden. Für uns Männer hatte die Tätigkeit im afrikanischen Regenwald allerdings wenig mit Urlaub zu tun. Wir verrichteten einfach unseren Job. Die Ingenieure und Arbeiter konzentrierten sich auf ihre Projekte und Aufgaben und hatten wenig Zeit sich zu überlegen, wie sie ihre Freizeit gestalten wollten. Das überließen sie gerne den Freundinnen.

Irgendwann wurde bei den Frauen allerdings die Erinnerung an das Zuhause so übermächtig, dass sie nur noch an die Möglichkeiten denken konnten, die ihnen dieser abgelegene Platz nicht bot. Auch Silivia sprach in letzter Zeit häufiger davon, dass sie gerne wieder einmal richtig Einkaufen wollte. Kleidung aus den Katalogen herauszusuchen machte ihr wenig Spaß. Sie stellte sich vor, im festlichen Kleid ins Theater oder wenigstens ins Kino zu gehen. Hier in Afrika gab es meilenweit keine größere Stadt. Die kleinen Orte waren sumpfige Drecklöcher, die wenig von der Urbanität aufwiesen, die die Frauen offensichtlich herbeisehnten. Hier gab es als einzige Attraktion nur die überwältigend schöne Natur, der wir allerdings Tag für Tag ein Stückchen mehr zu Leibe rückten. Wir würden telefonisch in Kontakt bleiben, war Silvias Vorschlag bei unserem kurzen Abschied. Es ging alles sehr schnell. Plötzlich hatte sie einen Koffer in der Hand und stand bei der Gruppe, die als nächstes von den Jeeps abgeholt werden sollte. Aus München hat sie dann noch einmal angerufen und gesagt, dass sie angekommen sei. Sie könnte erst einmal bei ihrem alten Freund Dieter bleiben, bis sie etwas Neues gefunden hätte. Die Frage, warum sie nicht einfach wieder in unsere kleine Wohnung am Stadtrand ziehen würde, konnte sie nicht beantworten. Sie müsste sich erst wieder neu sortieren, war die lapidare Antwort. Dieter kümmerte sich um alles. Ich sagte „Gut!“ und wir legten auf. Danach saß ich längere Zeit auf meinem Terrassenstuhl und dachte darüber nach, ob dies nun auch das Ende unsere Beziehung bedeutete. Dieter kenne ich nicht, mich wundert nur, dass Silvia alles so schnell und unkompliziert mit diesem Mann organisieren konnte. Zwischen Silvia und mir gab es keinen Streit, ich erinnerte mich an keine Auseinandersetzungen mit ihr. Alles, was sich in letzter Zeit geändert hatte, war die Routine, die sich in unsere Beziehung schlich. Ich fragte mich, wie nun alles weitergehen sollte? Ob ich Silvia nach meinem Heimflug besuchte? Etwa bei jenem Dieter? Machte es Sinn, Silvia hinterherzulaufen? Vielleicht passten wir gar nicht zusammen? Ließen sich Beruf und Liebe überhaupt miteinander vereinbaren?

Noch immer grüble ich jeden Tag vor mich hin und komme schließlich zu der elementaren Frage, was ich denn in meinem Leben überhaupt noch erreichen will. Andere Männer in meinem Alter haben längst eine Familie gegründet und alle Weichen für die Zukunft gestellt. Ich wollte niemals Kinder haben, sie erschienen mir stets als lästig. Meine Firma verlangt große Flexibilität von ihren Mitarbeitern. Bei der Notwendigkeit, das Einsatzgebiet immer wieder nach wenigen Jahren zu wechseln, ist eine Familie nur hinderlich. Und wie sieht es mit der großen Liebe aus? Im afrikanischen Dschungel zu leben oder an einem anderen Ort mitten im Tropenwald war für Freundinnen jedes Mal nur kurze Zeit attraktiv gewesen. Nie ergaben sich längere Beziehungen. Weder bei mir, noch bei meinen Kollegen. Zu Beginn waren diese Beziehungen immer prächtig. Die Nächte am Strand und die vielen Partys am Meer fanden alle exotisch und aufregend. Spätestens nach einem halben Jahr reisten die Frauen aber meistens wieder ab. Vielleicht hofften sie, dass das rastlose Leben ihres Partners irgendwann ein Ende finden würde. Aber ein Ende war nicht vorgesehen. Wir alle sind bei einem internationalen Konzern beschäftigt, der uns zu Einsatzgebieten in der ganzen Welt schickt. Eine Beschäftigung innerhalb Europas ist dabei eher die Ausnahme. Eine Bewerbung bei einer anderen Firma im tausende Kilometer entfernten Deutschland lässt sich schwer organisieren. Geld gibt es bei dieser Art Job im Überfluss. Man kann es nur nicht ausgeben. Und das merkten irgendwann auch die Frauen. Wir Männer sind immer abrufbereit. Jeder Zeit kann es soweit sein, dass wir unsere Zelte abbrechen müssen und sie am anderen Ende der Welt wieder aufbauen, um dort den gleichen Raubbau an der Natur zu verrichten. Ganz klar, es handelt sich hier um nichts anderes als die Ausbeutung des afrikanischen Regenwaldes! Organisationen wie Greenpeace haben lange Zeit versucht zu verhindern, dass für dieses Gebiet Holzschlaglizenzen vergeben werden. Nachdem aber eine politische Stabilisierung des Landes stattgefunden hat, rissen sich internationale Konzerne regelrecht darum, hier tätig sein zu dürfen. Mein Unternehmen hat den Zuschlag bekommen, natürlich nur mit der entsprechenden  Korruption, wie es hierzulande nun einmal üblich ist. Auch ich verdiene mit dem Holzabbau mein Geld. Andere Ingenieure bauen Bomben, die viel mehr Leid über die Menschheit bringen. Ich rode den Urwald, weil es für alle ein Geschäft ist. Jeder profitiert davon. Für die Urwaldtiere gibt es einen Nationalpark, irgendwo in der Nähe der Grenze.
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Gast







Beitrag04.02.2010 15:30

von Gast
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Hallo BlueNote,

keine Angst, es kommt keine Kritik mehr. Nur der Versuch ein paar Denkprozesse in Gange zu setzen, indem ich rhetorisch zu wertende Fragen dran hänge. Antworten sind eher dich, als für mich vom Interesse, daher nicht erforderlich.   


Zitat:
Die Erzählweise soll verhindern, dass der Eindruck entsteht, dass hier ein Abenteuer erzählt wird.


Um was zu erreichen?



Zitat:
die Situation ist aber folgende, dass der Protagonist sich tagelang völlig alleine im Urwald Gedanken macht und das Geschehen reflektiert. Darin liegt überhaupt keine Spannung.


warum, wann muss man eine bereits niedergeschriebene Situation erklären? Wie ist „der Prota macht sich ALLEIN im Urwald Gedanken“?

Zitat:
Das verstehe ich nicht. Von Einheimischen war nie die Rede.


Siehe dazu folgenden Satz:

Einige Bewohner stapelten zwar einen Teil ihrer Habseligkeiten immer noch in Kisten,

Wie identifiziere ich die „Bewohner“?


Zitat:
Der Erdrutsch ist eigentlich nicht der Mittelpunkt der Geschichte, aber das wird erst später deutlich. Es geht bei diesem Text auch nicht um das Erzählen einer "Handlung", deswegen wird auch von diesem Erdrutsch in relativ "statischer" Weise erzählt.


Ich muss ihn wohl für den Auslöser der Handlung gehalten haben. Aber wenn es keine gibt...?
 

Zitat:
Der Präsens hat sich nicht eingeschlichen. Der Protagonist erzählt in der Zeit 1 Woche nach dem Unglück (und danach) = Präsens und sieht zurück auf das Ereignis vor einer Woche = Imperfekt. Die Hütte liegt also immer noch abseits des Erdrutsches.



Wann wird die Position des Erzählers klar gestellt? Sieh dazu auch den nächsten Absatz:

Zitat:
Tagelang dieser Regen. Er weichte die Erde auf und ließ die Häuser der Kollegen im Schlamm regelrecht davon schwimmen, bis als letztes nur noch meine eigene Hütte übrig blieb.


Wird der obige Satz dem Rückblick eines „Ich-Erzählers“ gerecht?

Zitat:
Darauf könnte ich verzichten. Wie von Geisterhand dann halt eben ... Wär halt ein bisschen afrikanisch gewesen.


Bist du sicher, dass du meinen Hinweis darauf, warum der Buschgeist ein Missgriff war, gelesen hast?

Zitat:
Warum? In der Nacht wird beobachtet, wie die Häuser sich fort bewegen. Am nächsten Morgen liegen sie plötzlich wie von Geisterhand am Strand. Ist doch seltsam, oder? In der Nacht war dies jedenfalls nicht vollständig zu beobachten.


Das ist in der Tat seltsam. Hieße das nicht, dass ein Erdrutsch den Bewohnern, wer immer die sind, zu gewöhnlich erscheint, als dass man ihn zum Zeitpunkt des Geschehens als das wahrnimmt, was er tatsächlich ist? Eine dem Erdbeben gleiche, geräuschvolle Katastrophe.


Zitat:
In dieser Geschichte soll es keine Handlung, keine Spannung und keine Dramatik geben. Dies ist keine Abenteuergeschichte, sondern eher ein sozialkritischer bzw. in gewissem Ausmaße auch ein politischer Text. Deswegen ist für mich die geforderte "Spannung" völlig fehl am Platze.


Ich fasse zusammen: Es soll in der Geschichte weder Abenteuer,   noch Spannung, noch Handlung oder Dramatik geben.


Zitat:
Es gibt keine Handlung - die emotionale Abwesenheit sollst du auch spüren!


...Oh! Emotionen auch nicht!


Zitat:
Dass die Einsatzleitung als relativ anonyme "Macht" dargestellt wird, gehört zur Geschichte.


Eine erste Zutat, die Anonymität? Immerhin ist sie nicht relativ, sondern rundum perfekt.


Zitat:
Die Chronologie (Präsens) wird von der Erinnerung (Imperfekt) unterbrochen. Ist doch nichts besonderes.


Auch dann nicht, wenn der „Ich-Erzähler sich erinnert?


Zitat:
Es wird nichts vorweg erzält, sondern der Protagonist erinnert sich an die Vergangenheit, während seine Zeit weiter geht. Eine emotionalere Erzählweise würde nicht dem Wesen des Protagonisten entsprechen (und auch nicht der Thematik der Geschichte).



Siehe dazu folgende Sätze:

Zitat:
Einstiegssätze.
Tagelang dieser Regen. Er weichte die Erde auf und ließ die Häuser der Kollegen im Schlamm regelrecht davon schwimmen, bis als letztes nur noch meine eigene Hütte übrig blieb. Sie überstand den Erdrutsch, der sich vor einer Woche in jener Katastrophennacht



Zitat:
Dann folgt der zweite Absatz:
Nach endlosen Regenschauern setzte sich in jener Nacht das gesamte Erdreich oberhalb der kleinen Siedlung in Bewegung und der ganze Hang kam mit all dem Dreck und Geröll herunter.


Zitat:
Das erscheint mir wie der Versuch, aus einem Bild einen Film zu machen. Ich wollte aber ein Bild malen.


Nicht schlecht! Ich hatte tatsächlich versucht das Kopfkino anzuwerfen.

Zitat:
Ich glaube, das ist ein Missverständnis, das darauf beruht, dass du die zwei Zeitebenen als einen Fehler angesehen hast.


Schätze, damit haben wir das eigene Problem analysiert.

Zitat:
Ich hoffe, dass Bobbi meine Wertschätzung gegenüber seinen Kommentar schon deswegen erkennt, da ich so viel auf seine Vorschläge geantwortet und mich lange damit auseinandergesetzt habe. Dennoch bin ich der Meinung, dass man zuerst herausfinden muss, was die Geschichte will, um sie dann daran zu messen und nicht, was ich als Leser von der Geschichte haben möchte und ihr dann ein anderes Erzählmuster aufzudrängen (Abenteuergeschichte).


Hat er! Ich hätte mir beim Lesen einfach mehr Mühe geben müssen. Meine Hinweise waren offensichtlich übereilt.

Grüße

Bobbi
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Murmel
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Beitrag04.02.2010 16:20

von Murmel
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Hallo BN,

Sag mal, hast du die Zeilenumbrüche verloren? Weiß! Weiß! Mehr Weiß! ist der Ruf der Lektoren. Das übersetzt sich in Augenfreundlichkeit. Das überfliegen von Abschnitten ist die Folge von solchen Buchstabenwänden.

Ich kann leider nur wenig mit dem Text anfangen. Er ist weder Fisch noch Fleisch und das ist schade, denn aus dem Thema könntest du Hervorragendes stricken. Du kannst das, das weiß ich.

Sorry, dass ich dir keine bessere Kritik schreiben kann.

Murmel.


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BlueNote
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Beitrag04.02.2010 16:42

von BlueNote
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Hi!

Ich schiebe den 3. Teil jetzt noch nach, ehe ich (heute Abend wahrscheinlich) auf die Antworten eingehe.
Der Text ist verfasst wie ein Bericht und das gefällt mir jetzt auch nicht mehr so recht. Wahrscheinlich nehme ich irgend wann die Motive und mache etwas Neues daraus. Die monotone Erzählweise war eine Sackgasse. Besser wäre es wohl, weniger zu beschreiben und mehr Szenen mit wörtlicher Rede zu bringen (also doch ein Film).

BN
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Beitrag04.02.2010 16:43

von BlueNote
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Teil 3

Auch in den nächsten Tagen erteilt mir die Zentrale keine konkreten Instruktionen, so dass ich noch immer hier sitze und viel zu viel Zeit habe, über mein Leben nachzudenken. Ich verbringe den Tag auf meiner Terrasse, gehe am Strand entlang oder liege in meinem Bett. Fern von irgendeiner Art von Heimat frage ich mich, wo sich denn eigentlich mein  Lebensmittelpunkt befindet. Gibt es überhaupt einen Lebensmittelpunkt für mich? Meine Eltern sind sehr früh verstorben. Vater raffte der Lungenkrebs dahin, an dem er den Erzählungen nach sehr qualvoll starb. Ich weiß noch, wie Mutter mich anrufen wollte, als sich sein Zustand ständig weiter verschlechterte und es sich abzeichnete, dass er bald sterben würde. Sie konnte mich hier in Afrika nicht erreichen. Manchmal waren wir tagelang von der Umwelt abgeschnitten und kein einziges Handy funktionierte. Vater begruben sie ohne mich. Ein halbes Jahr später starb auch Mutter. Nierenversagen. Wahrscheinlich schluckte sie einfach zu viele Tabletten. Ich flog nach Hause und regelte die notwendigen Angelegenheiten. Das Haus verkaufte ich sehr schnell. Alle Formalitäten erledigte ein Makler zuverlässig und  unkompliziert für mich. Inzwischen denke ich mir, dass ich das elterlich Haus besser behalten hätte sollen. Die Schwestern wären ausbezahlt worden und ich hätte in das Elternhaus  einziehen können.  Es war so ein herrlicher Platz, an dem ich in den Jahren vor dem Tod meiner Eltern immer sehr gerne zurückkehrte. In dem Haus gab es wenigstens Menschen, die auf einen warteten und: es war vor allem ein Ort voller Erinnerungen. Ich schmunzele, wenn ich an ein paar jener Geschichten denke, die sich dort ereignet hatten. Damals, als ich ein kleiner Junge war. Meine Eltern erzählten mir diese Anekdoten bei meinen kurzen Besuchen immer wieder aus Neue. An die vielen Obstbäume in unserem Garten erinnere ich mich noch genau. Sie eigneten sich hervorragend für meine ersten Kletterversuche. Dann waren da noch die Zeltlager, die ich mit den Jungs aus der Nachbarschaft veranstaltete. Oder die mechanische Handpumpe, die das Wasser aus einem tiefen Brunnen nach oben holte. Diese Pumpe befand sich ebenfalls in unserem Garten und war für mich immer ein großes technisches Geheimnis gewesen. Und dann gab es da natürlich die Begegnungen mit der ganzen Familie. Wir waren eine sehr große Familie gewesen und die Geburtstage wurden regelmäßig und gern in meinem Elternhaus gefeiert. Der Kontakt zu meinen Geschwistern und deren Familien ist aber inzwischen vollkommen abgebrochen. Nachdem wir die Angelegenheiten bezüglich unserer Eltern geklärt hatten, gab es für uns nichts mehr zu bereden und wir wussten am Telefon nicht einmal mehr, was wir überhaupt noch miteinander sprechen sollten. Darüberhinaus waren Auslandsgespräche ausgesprochen teuer, so dass ich stets versuchte, mich nur auf die wichtigsten Telefongespräche zu beschränken. Ich selbst besitze im Süden Bayerns eine Eigentumswohnung, in der ich mich aufhalte, wenn ich meinen Heimaturlaub verbringe. Diese Wohnung aber kann man nicht vergleichen mit dem Haus meiner Eltern. Dort finden  selten Begegnungen statt, alles ist wie hier an meiner Arbeitsstelle nur vorübergehend. Ich lebe dort nicht sehr viel anders als in Afrika. Ich verbringe die Tage meistens sehr zurückgezogen für mich oder eben in letzter Zeit zusammen mit Silvia. Aber das ist jetzt wohl Vergangenheit. Silvia werde ich wohl besser vergessen. Sie möchte sich in der Wohnung nicht mehr aufhalten, sagt sie. Ein Hausmeister kümmert sich um das Wichtigste. Er kauft auch für mich, wenn mein Heimflug einmal aufs Wochenende fallen sollte.  

Einen Traum, so sagt man, braucht man im Leben. Und während meiner einsamen Tage hier im Westen Afrikas, so beschließe ich, baue ich ihn mir zusammen. Gerne würde ich einmal aufs Land ziehen, in die Nähe der Berge. Mir ein riesiges Grundstück kaufen und darauf jede Menge Bäume pflanzen. Sie sollen mich alle überleben. Vielleicht schaffe ich mir einen Hund an. Er soll mein treuer Begleiter sein. Von einer eignen Familie würde ich wohl weiterhin nur träumen. Den Gedanken, dass ich mir doch Kinder wünschen würde, schob ich in der Vergangenheit stets ganz weit weg von mir. So ein kleines Wesen neben sich aufwachsen zu sehen, war die größte Erfüllung für all diejenigen, die es miterlebt haben. Wahrscheinlich bin ich inzwischen schon zu kauzig geworden, als dass ich mir diesbezüglich noch allzu große Hoffnungen machen sollte. Für meine Schwestern waren die Kinder die größte Erfüllung und der Lebensmittelpunkt. Das kann ich auch verstehen, denn die kleinen Racker waren alle ganz besonders süß, zumindest als sie noch klein waren. Bin ich nicht sogar der Patenonkel von Dominik, dem Sohn meiner Schwester Claudia? Stimmt, ich erinnere mich. Was bin ich nur für ein schlechter Patenonkel! Das Verschicken von Geschenken habe ich irgendwann eingestellt, nachdem ich von dem Jungen keine Reaktion mehr auf meine alljährlichen Päckchen erhalten habe. Falls sich für mich gegen allen Erwartungen doch eine Frau finden ließe, so denke ich nach, dann müsste sie sehr jung sein, damit Kinder noch möglich waren. Dieser Gedanke erscheint mir jedoch aussichtslos, verdränge ich ihn und versuche, mich mehr auf die Planung meines Hauses zu konzentrieren, das ich mir von all meinem Geld einmal kaufen möchte. Am besten mit Blick auf die Berge. Und im Winter gäbe es jede Menge Schnee. Viele Tiere möchte ich mir anschaffen. Ein paar Katzen vielleicht und selbstverständlich einen treuen Hund. Womöglich noch ein Chamäleon? Ich schmunzle. Echsen aller Art gibt es hier in Afrika überall, sogar an den Wänden in meinem Schlafzimmer krabbeln sie herum. Ich seufze.  Es ist so schön, von einer Zukunft zu träumen.

Irgendwann werde ich mit dem Herumbasteln an meinem Traum zu Ende sein. Doch wann, so frage ich mich, kommt die Zeit, da dieser Traum zur Realität werden kann?


(Hurra! Ende!)
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lupus
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Beitrag04.02.2010 16:54

von lupus
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Hi!

Ich schiebe den 3. Teil jetzt noch nach, ehe ich (heute Abend wahrscheinlich) auf die Antworten eingehe.
Der Text ist verfasst wie ein Bericht und das gefällt mir jetzt auch nicht mehr so recht. Wahrscheinlich nehme ich irgend wann die Motive und mache etwas Neues daraus. Die monotone Erzählweise war eine Sackgasse. Besser wäre es wohl, weniger zu beschreiben und mehr Szenen mit wörtlicher Rede zu bringen (also doch ein Film).

BN


Yep. Zu Beginn war ich eigentlich noch recht interssiert an dm Text, weil mir doch schient, dass du viele deiner Zielsetzungen rüber gebracht hast. Die Wiederholungen häufen sich aber auch in der Folge, wenn über die Frauen schwadroniert wird. Und das wird dann - gleich wie die berichtartige Sprache - dann doch ein bisserl langatmig. Für solche sachen gäbe es ja so Sätze wie 'immer wieder die selben Gedanken'. Wink

hatte zu Beginn gar keine Probleme, das als Rückblick zu rekennen, auch schien mir das alles durchaus logisch zu sein. Dass es eine Art Arbeitslager ist, kommtmE durchaus klar rüber. Ich hätte aber auch nie an Einheimische gedacht, aber irgendeine Info woher zumindest 'er' ursprünglich kommt, hätt' ich mir gewünscht.

Und der unterschwellige Vorwurf ans Abholzen von Edelhölzern kam mir zu unvermittelt, folglich zu plakativ rüber, schien mir irgendwie der Versuch zu sein, den kritischen aspekt aufflackern zu lassen, aber bei solchen Dingen gehört dann mE irgendwie auch eine Meinung präsentiert.

Ich vermute mit ein bisserlmehr KOnzentartion aufs Wesentliche und ein paar eingeschobenen echten Gedanken ließe sich viel daraus machen. Irgendwann wird der ja auch mit wem geredet haben, auch daran könnte er sich erinnen.

leider kann ich nicht viel mehr dazu sagen, außer vielleicht noch, dass im ersten Teil das Wort 'Kollege' gefühlte 25 Mal und im zweiten das Wort 'Frau' gefühlte 16 MAl vokommt. Wink

Also,nix für ungut
lgl


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lg Wolfgang

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Beitrag04.02.2010 21:40

von BlueNote
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Guten Abend zusammen!

Ich mach das jetzt mal von hinten wink

@lupus
Zitat:

Dass es eine Art Arbeitslager ist, kommtmE durchaus klar rüber. Ich hätte aber auch nie an Einheimische gedacht

Arbeitslager aber nicht im Sinne von Sträflingen. Einheimische kommen ja nicht vor (wie du gesagt hast).

Zitat:

Und der unterschwellige Vorwurf ans Abholzen von Edelhölzern kam mir zu unvermittelt, folglich zu plakativ rüber

Dann muss das alles geändert werden, denn neben der Tatsache, dass das Privatleben des Protagonisten auf der Strecke bleibt, wäre das das zweitwichtigste Thema.
Zitat:

Ich vermute mit ein bisserlmehr KOnzentartion aufs Wesentliche und ein paar eingeschobenen echten Gedanken ließe sich viel daraus machen.

Ich hoffe auch, dass ich da noch etwas machen lässt, weil ich die einzelnen Motive interessant finde.

@Murmel
Zitat:

Sag mal, hast du die Zeilenumbrüche verloren?

Beim nächsten Mal dann. Der Text ist nicht nur schwer zu lesen, er war auch schwer zu schreiben.
Zitat:

Sag mal, hast du die Zeilenumbrüche verloren? Weiß! Weiß! Mehr Weiß!

Der Text ist ein bisschen wie ein Zeitungsbericht. Davon müsste ich wegkommen.

@Bobbi
Ich werde deine Anregungen verwenden, um den Text in naher oder ferner Zukunft umzuschreiben. Ich habe meine Lektion gelernt: Man darf den Leser nicht quälen. Das mit den Denkprozessen hast du übrigens schön gesagt.

BN
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Biggi
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Beitrag05.02.2010 23:20

von Biggi
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Hi BN,

kein Film, nein. Irgendwann auf dem Weg durch diesen Fluss aus Erinnerungen hatte ich das Gefühl, jetzt greift der Mann zur Pistole oder zum Strick und es würde mich nicht wundern.

Die Gedanken Deines Protagonisten gehen von äußeren Bedingungen (die ihn existenziell betreffen müssten, wenn er sich nicht wohnraumtechnisch frühzeitig "abgegrenzt" hätte von den anderen) über das Ende seiner Beziehung, das seiner eigenen Familie und seiner sozialen Kontakte bis hin zu seinem Traum, den er konsequenterweise auch begraben müsste. Nur ist er noch nicht bereit dazu. Ein winziges Fünkchen Hoffnung hat er noch, wovon auch immer es sich nährt.

Wenn ich mir vorstelle, dass es solche Jobs wirklich gibt und sich kein an Profit oder Forschungsergebnissen orientierter Chef Gedanken macht, wie das Privatleben eines Menschen aussieht dadurch, wird es mir schon anders. Egal ob auf einer Ölplattform mitten im Meer, in einem Atom-U-Boot, auf der Polarstation im (noch) ewigen Eis oder, oder...
Ein Soldat hat die Hoffnung, dass der Krieg eines Tages aus ist und er dann hoffentlich geistig und körperlich unversehrt heimkehrt. Eine Tour zum Himalaya macht man fürs Adrenalin, wenn es denn unbedingt sein muss, und dann eher zum Vergnügen und für das Album des Lebens.

Und dann gibt es die anderen, die sich einen Traum erfüllen wollten und irgendwann merken, dass die ganzen Sonderzulagen nichts helfen, wenn die Felle davongeschwommen sind.

Ich kannte einen Ingenieur, der vor langer Zeit hochdotiert in Kuwait gearbeitet hat. Sein Leben? Eine geschiedene Frau, eine Tochter, zu der er keinen Kontakt mehr hatte. Auffällig, weil er - wieder "Daheim" angekommen - all das an Kommunikation nachholen wollte, was er versäumt hatte. Dem Wortursprung nach hätte er dabei durchaus auch die anderen einmal zu Wort kommen lassen können...

Genau so kam mir also Dein Protagonist vor, der sich nicht mehr großartig aufbäumt (nur an manchen Stellen ein klein wenig), ansonsten erschreckend leidenschaftslos und resigniert resümiert, was aus ihm und seinem Leben geworden ist.
Warum nur hat ihn sein Traum getäuscht und wieso schafft er es nicht zu gehen... Ja, wohin denn, wenn es daheim auch nicht besser wäre.
A weng schad ist es schon um ihn. Er sollte vielleicht anfangen zu fotografieren... Unberührten Urwald oder Akt. Wäre beides Natur.

Ich war grad in der Stimmung mitzugehen. Da haben mich auch die eine oder andere Wiederholung und ein paar fehlende Buchstaben im Text nicht gestört. Vielleicht hat er ja was getrunken, Dein Erzähler... Ein Mann, sein Schicksal und irgendwie vorstellbar.
Nicht an jedem Abend, aber einem wie diesem heute durchaus gern gelesen! Weil in Afrika nämlich nicht alles so hektisch ist wie bei uns...
Danke Dir,
Biggi
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Beitrag06.02.2010 00:56

von BlueNote
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Hi Biggi,

schön, wie du einer Geschichte immer auf den Grund gehen kannst und darin immer zielsicher das Wesentliche entdeckst. Dieses Dilemma, dass sich eine Organisation zu viel Leben nimmt von einem Menschen, das genau wollte ich schildern.
Das Problem deutest du an:
Zitat:

Nicht an jedem Abend, aber einem wie diesem heute durchaus gern gelesen!

Ich habe festgestellt (und da war Bobbi sicherlich nicht ganz unschuldig daran), dass ich in meinen Texten wegkommen muss von diesen inneren Monologen und den bloßen Reflektionen hin zu Dingen, die einem Leser Spaß machen - auch wenn das Thema noch so traurig ist. Inzwischen stört mich das Eintönige des Erzählens bei dieser Geschichte gewaltig. Die ganze Problematik kann man z.B. auch dadurch schildern, dass man im Dialog der Männer deren Einzelschicksal zur Sprache bringt und so sieht, dass sich deren Lebensläufe alle gleichen.

Übrigens: Deine letzte Geschichte - die jetzt irgendwie verschwunden ist - habe ich im ersten Teil regelrecht verschlungen (die in der S-Bahn). Den zweiten Teil habe ich nur überflogen und mir scheint, dass du dort genauso wie ich bei diesem Text ein bisschen zu sehr den inneren Monolog bedienst. Es kam mir so vor, als ob Teil 1 und Teil 2 völlig unterschiedliche Geschichten waren.

Wegen deiner Kritik habe ich mich sehr gefreut, da du ein die Ideen gewürdigt hast, die hinter der Geschichte stecken - denn schließlich liegt darin auch jede Menge Arbeit, was man gerne übersieht, wenn die Ausführung mal weniger gelungen ist.

Deine Idee mit dem Fotografieren des Urwaldes gefällt mir übrigens. So  könnte der Protagonist doch noch in Kommunikation mit der Welt treten und alles könnte gut ausgehen. Ja, das hat was!

Weißt du was? Zukünftig denken wir uns Geschichten aus und Alogius soll sie dann schreiben wink

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