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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Der Tag, an dem ich brannt


 
 
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Affront
Geschlecht:männlichErklärbär
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Beiträge: 2



A
Beitrag15.01.2010 00:24
Der Tag, an dem ich brannt
von Affront
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo. Bin vor einigen Wochen mit meinem Erstlingswerk angefangen. Eigentlich bin ich eher Texter für eine Band. Naja. Hier ist der Anfang. Hoffe hilfreiche Tipps. Ahja falls ihr irgendwann nicht mehr lesen wollt, dann lasst es und schreibt euren Endruck bis zum dem Teil an dem ihr wart. Dank! wink





Es war ein Gefühl, das man nie vergisst. Voller Anspannung und Erlösung. Voller Angst und Mut. Als sei alles vergessen, was man tat um so zu werden, wie man ist. So müssen sich Legenden fühlen, bevor sie etwas Großes tun. Bevor alles zusammenbricht, um wieder aufzuerstehen. Wie der Phönix aus der Asche. Als läge etwas in der Luft. Etwas unerwartetes, was alles zum zittern bringt und jede Faser anspannen lässt. Eine Euphorie, die alles offenbart und jede Sehnsucht stillt. Es ist wie eine Kraft, die einen nicht loslässt und einem das Gefühl gibt unsterblich zu sein. Als würde man brennen! Ein Feuer der Seele, entfacht von Träumen und Hoffnungen, die Wahrheit werden. Wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.
Bin ich der Einzige der das Alles kennt? Bin ich wirklich damit alleine? „Feuer“, sagen sie „Feuer zerstört! Nimmt dir alles. Raubt dir deine Reserven. Es ist nicht gut. Nie!“. Wie sie unrecht haben. Wie sie lügen und mich nicht verstehen. Ich bleibe stumm und glücklich. Ich brenne...



„Mach schon! Ich dachte du schaffst das!“
Ich setzte mich und starrte in den blauen Himmel. So früh und so warm. Keuchend fächerte ich mir Luft zu, um mir wenigstens ein bisschen Abkühlung zu verschaffen. Meine Füße taten weh, Schweiß drückte sich aus jeder Pore, mein Mund war staubtrocken und jeder Muskel schrie nach einer Pause.
„Ich dachte du kannst das? Du meintest du schaffst das mit links und jetzt das! Du hast mir es versprochen! Ich lauf gleich ohne dich weiter!“
Ich liebte ihre Augen. Wie braun-grüne Kristallkugeln die jede Zukunft vorwegzunehmen schienen und jede Wahrheit erfassten. Passend dazu fielen ihre schwarzen, leicht gelockten Haare, die sie noch mysteriöser erschienen ließen.
Bevor ich weiter schwärmen konnte; lief sie schon weiter. Sie hatte einfach zu viel Energie.
„Sophie, warte! Ich komm ja schon! Aber bitte langsamer.“
„Ja, ja. Los“
Ich hatte versprochen mit ihr joggen zu gehen. Sie kritisierte sich einfach zu gerne. Und so schleppte ich mich, an diesem heißen Sommermorgen, Kilometer für Kilometer hinterher, in der Hoffnung, dass es bei einer einmaligen Sache bleiben würde, ohne zu ahnen was wirklich in der Luft lag.

Am 19. Oktober änderten vier Minuten alles. Der Beginn einer Kettenreaktion, die das Leben eines jeden ändert, der sie erkennt. So unscheinbar diese vier Minuten auch waren, sie trafen mich am härtesten. Diese Veränderung kam an diesem Tag an jedem Ort zu einer anderen Zeit. Unauffällig und heimlich, wie ein Schatten der langsam über ein Land zieht.
Um Punkt 14 Uhr 32 Ortszeit kam der Schatten auch über mich. An diesem Herbsttag, in meinem letzten Schuljahr, saß ich nun an meinem Computer und schrieb an einem Referat. Ich wälzte mich durch Bücher und das Internet, als durch ein kurzes und leises klicken mein Unheil angekündigt wurde. Klick.
Ein Blick auf den Bildschirm meines Computers prophezeite mir die Bedeutung: Offline
Wie unauffällig doch die größten Ereignisse sein können, wenn man sie von nahem betrachtet. Ohne zu wissen, warum das Internet nicht funktionierte, ging ich jedes Kabel und jeden Stecker durch, der eventuell gezogen sein könnte. Nichts. In mir stieg der Ärger und die Angst den knappen Zeitplan nicht einzuhalten. Warum passiert so etwas gerade in solchen Momenten? Warum nicht vorher? Nach dem ich kein Fehler entdecken konnte, versuchte ich Sophie anzurufen, um mich etwas abzulenken. Es half nichts: auch das Festnetz war tot. Ein Schaden in der Telefonleitung? Also nahm ich das Handy zur Hand. Doch auch das Display brachte Ernüchterung: Kein Netz. Nichts. Keine Verbindung nach außen. Doch bevor ich weiter nach dem Fehler suchen konnte, blinkte um 14 Uhr 36 Ortszeit das Display: Online. Gleichzeitig piepte das Handy fröhliche und zeugte von dem Ende der kurzzeitigen Abschottung. Doch es blieb Verwirrung. War das alles Zufall? Seltsam, seltsam.
So sah also der Beginn aus. Ein leises klicken und darauf ein kurzes piepen und blinken. Nicht gerade das was man kennt. Wo bleibt der Schuss? Wo bleibt die Explosion? Wo bleibt Hollywood? Doch ich konnte es einfach nicht ahnen. Zu unscheinbar schien dieses Ereignis. So war die letzte Frage die ich mir in Bezug auf diese vier Minuten stellte auch nicht: „Warum überkommt es mich gerade jetzt?“, sondern „ Wie teuer das wohl für die Telefongesellschaft wird?“. Ich machte einfach weiter mit dem was wichtig war: Lena, Freunde und auch die Schule.

Als ich am nächsten Morgen in die Schule kam war ich sichtlich übernächtigt. Zu lange saß ich noch an diesem einem Referat, dass mir nur Zeit und Nerven kostete.
„Na, wer ist denn über dich drübergefahren? Oh man, dich könnte man echt ins Leichenschauhaus legen. Heftig!“ Grinsend sprang mir Luca vor mein Gesicht und zog eine Grimasse, als ob er sich selbst ins Leichenschauhaus legen wollte. „Man, dir könnte man könnte dir drei Liter Kaffee spritzen und du würdest noch immer so aussehen. Sag an: was is` los?“  Ich stupste ihn zur Seite, um durch den Haupteingang zu gehen. „Referat“ murmelte ich und öffnete die Tür. Schnell schlängelte der seinen dünnen Körper durch die Tür und sah mich, noch immer grinsend, an. „Bei Meyer? Tja, Arschkarte gezogen, würde ich mal so sagen. Aber das du deswegen so müde bist! Guck mal über dich! Der Adler kreist über das Land und suchen nach Beute“ Er nickte mit seinem Kopf in Richtung Decke. Wie Augen und unsichtbaren Wächtern, suchten zwei Überwachungskameras den Flur ab. Sie müssen über Nacht angebracht worden sein, denn ich konnte mich nicht entsinnen sie zuvor gesehen zu haben.
„Die haben Angst. Vor irgendwelchen imaginären Terroristen oder Kleinkriminellen.“ versuchte ich das ganze zu begründen, ohne große Lust zu verspüren mich auf eine Diskussion einzulassen. Ich wollte nur in mein Bett. „Genau!“, rief er und fuchtelte mit seinen Armen in der Luft herum, als wolle er die Kameras verscheuchen „Sie wollen nur spielen! Diese Armen! Sie müssen den ganzen Tag Langeweile haben!“ Er liebte es Dinge schlecht zumachen. So ein fröhlicher Mensch er auch war. „Man, die wollen uns ausspionieren!Ganz taktisch, nach Plan!“ Ich wusste nur eins: Ich hatte keinen Nerv auf Verschwörungstheorien und schüttelte nur den Kopf, um mich vorsichtig davon zu schleichen. „Na toll! Renn` weg! Aber wundere dich, wenn der Adler kommt und dich mit nimmt!“ Langsam reichte es mir.
„Du nervst! Ich hab` wirklich andere Probleme!“
„Ja Ja! Meyer. Aber irgendwann trifft dich auch das Problem und zack!“
„Genau! Der Adler! Fast hätte ich es vergessen! Mensch, Danke! Aber jetzt geh ich dann mal wirklich...“
„OK! Und behalt` die Augen offen“
„Mhh...“
Und so ging ich davon. Der Tag plätscherte vor sich hin, wie einer kleiner Fluss der sich ruhig durch das Land schlängelte. Man braucht ihn zum leben, aber wehe er tritt über seine Ufer! So ließ ich mich, wie auf einem Floß, von diesem Tag treiben, mit der Hoffnung das dieser nicht zu einem reisenden Strom wird. Auf dieser Reise hielt ich meine Augen offen und sah, dass der Adler an jeder Ecke auf mich lauerte, ohne dass er seine friedfertige Miene verlor. Kalt glänzten seine Augen. Starr war sein Blick. Ich fürchtete mich nicht, obwohl seine Anwesenheit mir, wie frischer Wind, eine Gänsehaut brachte, die jedes noch so kleine Haar aufstellen ließ. Ich hielt mich für paranoid und dachte, dass ich nur auf die blinde Angst von Luca reingefallen war. Dennoch fühlte ich wie der Adler näher kam und mich nicht aus den Augen ließ. Zu stark war seine Aura, die seine ganze Macht zum Ausdruck brachte und meinen Atem beben ließ. Alle die neben mir auf dem Fluss trieben schienen geblendet durch eine Sicherheit, die er ihnen vermittelte. Wie eine stolze Mutter brütete er jene Kinder aus, welche den Fluss zum überlaufen bringen lassen werden. Hatte ich nun wirklich recht? Oder war der Adler eine Illusion, eine Fata Morgana, die ich mir wünschte, damit der Fluss in seinem Lauf an Geschwindigkeit zunahm?
Mit dieser Frage, pochend hinter meiner Stirn, ließ ich mich weiter treiben, in der Hoffnung jeden Gedanken an ihn zu verlieren, der mich weiter, bei jedem Schritt, beobachtete.

Am Nachmittag schleppte ich mich zu Sophie. Mir schien es, als kroch ich die letzten Stufen zu ihrer Tür hoch. Das Klingelzeichen, als erlösendes Signal, dass mich von der Last befreit und aus dem tiefen Meer der Müdigkeit befreit. Immer schaffte sie es mich durch ihre kindliche Art auf Trab und bei Laune zu halten. Zu schwer war es ihr zu widerstehen und leider auch ihr zu widersprechen. Das Zwinkern ihrer Augen reichte, damit man ihr jeden Wunsch erfüllen will.
Es summte, als sie den Türöffner bediente und mich so in ihr Schloss ein lies. Von oben herab lugte ihr Blick die Treppe hinunter. Gebannt auf das Gesicht, welches sie zu erwarten hoffte.
„Na? Auch mal da?“ Ein Vorwurf den sie mir jedes mal vor die Nase hielt. Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Frage, gestellt von einer Frau beim Erscheinen ihres Verehrers, diesen Gefügig macht, bis dieser wieder ihr Haus verlässt. Und so konnte ich auf diese Frage, wie unzählige Male zuvor, nur durch ein Brummen beantworten.
Vorsichtig schlich ich mich nach oben, um dort einen Kuss zu Empfangen der jede Mühe vergessen macht.
„Und weswegen bist du jetzt zu spät?“ fragte sie.
„Ich bin nicht zu spät!“
„Nein guck doch mal auf die Uhr! Wir haben es viertel vor vier. Du wolltest aber um halb drei da sein!“
„Nein, ich wollte so zwischen halb drei und vier Uhr da sein!“
„Ne, da kannst du mir erzählen was du willst! Aber jetzt ist es egal. Es ist eh immer das gleiche!“
Ich verdrehte die Augen und folgte ihr in ihr Zimmer. Auch sie verdiente, als Auszubildende, nicht genug, um sich eine eigene Wohnung zu leisten. Und so lebte sie bei ihren Eltern, die Versuchten lässig und Entspannt zu wirken, während sie sich vor dem Tag fürchteten an dem ihre geliebte Tochter das Haus verlässt.
Sophie versuchte so auf 48 m² ihrem kreativen Wahn freien Lauf zu lassen. Die gesamten Wände, eingeschlossen die Tür und sogar die Decke, waren von Bildern und Zeichnungen übersät, die nur erahnen ließen, welche kreative Ader sich durch ihr Herz zieht. Zudem standen in jeder Ecke Kerzen, Räucherstäbchenhalterungen und mystisch wirkende Gegenstände aller Art. Das Zentrum des ganzen bildetet ihr großes, in rotem Stoff gehülltes, Bett. Bedeckt mit Kissen lud es jedes mal ein dieses als Sitz- oder Liegegelegenheit zu verwenden.
So tapste ich nun Sophie hinterher und ließ mich auf das Bett fallen, von welchem ich eine künstlich angelegte Blumenwiese an der Decke betrachtete. Sophie ließ sich neben mich fallen und betrachtete mein Gesicht.
„Und wie war der Vortrag?“
„Ach ja, wohl gut!“
„Ist ja schön. Weißt du schon was du nächste Woche am Freitag vorhast“
„Nö, warum?“
„Lena hat angerufen. Alex und sie wollen etwas mit uns machen. Kino oder so.“, erklärte sie mir. Lena war Sophies beste Freundin. Sie redeten über alles. Lena`s Blick sagte mir oft genug, dass sie Unannehmlichkeiten wusste, die nur, wenn überhaupt, für Sophies Ohren bestimmt waren. Alex war Lena`s Freund und ein ruhiger, kumpelhafter Typ. „Wir können ja noch Luca fragen. Vielleicht will er ja auch mit“
„OK, warum nicht.“
„ Na ja, wir könnten ja erst zusammen Pizza essen gehen und danach zusammen ins Kino. Ich hab gehört der neue Film, von dem Typen den ich so süß finde, soll gut sein. Und das beste ist....“ Und so redete und redete sie. Genau der richtige Zeitpunkt um kurz weg zuhören und ausgiebig weiter die Decke zu begutachten. Im Hintergrund plätscherte der Fernseher vor sich hin „wichtige Änderungen...neues Gesetz...Fortschritt in Puncto Sicherheit...“
„psst..sei mal eben kurz leise“, unterbrach ich Sophie. Sie war sichtlich genervt.
„Was denn!Ich hoffe für dich, es ist wichtig!“
„Im Fernsehen. Die Nachrichten“ antwortete ich abwesend und hört der Sprecherin weiter zu.
„...neuen Veränderungen haben selbst Oppositionelle überrascht. So Oppositionsführer  Tobias Ruf: `Wir werden dieses neue Gesetz nicht hinnehmen! Man hat sich die einfache Mehrheit zu Nutze gemacht, um sich an der Freiheit eines jeden einzelnen zu bedienen! Man darf nicht jede Person behandeln, als wäre sie kriminell. Die Ergänzung von §119 zeigt nur wiedereinmal, wie sich die Regierung die Angst zu nutze macht um die eigene Macht zu verstärken. Aber wir werden uns zu wehren wissen! Zunächst prüfen wir, inwiefern dieses Gesetz der Verfassung widerspricht. Sollten wir Recht behalten werden wir vor dem Obersten Senatsausschusses des Zentralgerichts Klage einreichen und ein Misstrauensvotum aussprechen!`  während der Podiumsdiskussion, erstmals nach dem Inkrafttreten eines Gesetztes, verließen alle Oppositionellen geschlossen die Aula des Parlaments, als Bastian Frey, Sprecher des Oppositionspartei PFM, das Mikrofon abgestellt wurde. Dieser beklagte sich in seiner Rede darüber, dass der Ausschuss für Innenpolitik, ohne Einverständnis der Aula, ein Gesetz verabschiedet hat. Dies sei eine Untergrabung der freien Demokratie.
Staatspräsident Dr. Jürgen Durno wehrt sich gegen solche Vorwürfe `Ich verstehe den Unmut nicht. Es ist wiedermal der Beweis dafür, dass die Opposition versucht unsere Regierung schlecht darstellen zu lasse. Zudem besaß des innenpolitische Ausschuss die Berechtigung ein Gesetz zu verabschieden, da es für die innenpolitische Sicherheit von immenser Bedeutung ist. So sollten wir uns vor Augen führen, welche Gefahr von radikalen Kräften ausgeht, die unsere demokratische Grundordnung zerstören wollen. Wir mussten so präventiv Maßnahmen ergreifen, welche unumgänglich waren. Das Verabschieden von §119 ist so ein zukunftsweisender Schritt für die Sicherheit und die gesamte innerstaatliche Politik. So wird der innenpolitische Ausschuss sich am Donnerstag zu einer Sondertagung zusammenschließen, in der über eine Ausweitung von §119 und einem möglichen neuem Gesetz gesprochen wird. Wir sind sicher, dass jeder Bürger von diesem Gesetz profitieren wird, zumal es Sicherheit für die Zukunft schafft. Wir sollten an diesem Punkt an unsere Kinder denken!`
So bleibt abzuwarten, inwieweit die Bürger dieses Gesetz annehmen. Über die auffälligste Veränderung, der Installation von `Orwell WM451` Überwachungskameras im ganzen Land, gibt es derweil fast nur positive Resonanz. Man ist überzeugt, dass durch diese Veränderung viele Kriminelle, aber auch die feindliche Kraft, abgeschreckt wird. Nach einer neusten Umfrage gaben 83% der Befragen an, dass sie sich durch die Kameras viel sicherer fühlen. Besonders ältere Personen und Frauen schätzen dieser Veränderung. So bleibt zu hoffen, dass sich §119 weiterhin bewähren kann und, dass auch die weiteren Maßnahmen auf so fruchtbaren Boden im Volk treffen.
Auch im Sport gibt es große Veränderungen. So kündigte heute Fußballtrainer Rainer Wolf auf einer Pressekonferenz an, dass der bisherige...“
Es glühte in mir. Irgendwie kalt und weit von mir entfernt. So unscheinbar, wie ein Windhauch, der einem vorsichtig an einem Herbstmorgen durch den Nacken streicht. Ich kam mir vor, wie ein Pyromäne, dem zum ersten mal der Duft des Feuer und der warmen Asche in die Nase steigt. Und während man die erste aufsteigende wärme spürt sieht man vor seinen Augen, klar und deutlich,  einen Abgrund der sich selbst zu verschlingen scheint, als kündige er den Anfang des Endes an. Doch das glimmen war zu schwach, um die Bilder lange aufrecht zu erhalten. Zu schnell erlosch es und hinterließ nur Rauch, der mir die Sinne benebelte und kurzzeitig mich blind vor alle dem machte. Stumm, blind und unfähig zu handeln. Doch ich wusste, dass dieses Glühen wieder kommt, ohne zu wissen wann und warum. Ich war verloren.

„Setzen sie sich!“
Er sah mir lächelnd in die Augen und zeigte auf den Stuhl, der zu meiner rechten in der Ecke des Raumes stand. Unsicher schlich ich vorsichtig in seine Richtung, ohne ihn aus den Augen zu verlieren. Er war gefürchtet. Nicht nur bei denen, die seinen Bekanntschaft gemacht haben, sondern auch bei denen, die ihnen nur aus der Ferne betrachteten. In seiner Stimme hallte eine unterschwellige Aggression mit, die sich, wie das zischen der Schlange, auf die Suche nach Opfern macht.
„Du weißt warum du hier bist.  Ich erkenne dein Potential. Diese feine und ausgeklügelte Rhetorik. Du hast nur ein einziges Problem.“
Franken. Herr Dr. Franken. Mein Deutschlehrer und gleichsam mein Feind. Ich bebte aus Angst, während er mich ruhig betrachtete und zum nächstem Schachzug ansetzte.
„Dein Ausdruck, dein Gedankenbild: PRIMITIV UND VULGÄR!“
Er stand auf und lief um den Tisch, der zwischen uns stand, als wolle er einen Regentanz veranstalten. Ruhig schaute er mir in die Augen und beugte sich zu mir runter.
„Herr Noh, sie haben nur eine Möglichkeit aus ihrer Lage herauszukommen. NEHME SIE BESINNUNG AN!“
Speichel landete auf meiner Nase. Wild taumelnd ging er ein Schritt zurück.
„Was denken sie eigentlich, wer sie sind? Nur weil sie meinen eine eigene Meinung zu besitzen und einiger Maßen intelligent zu sein scheinen, um ganze Sätze zu bilden, heißt das nicht, dass sie das Recht haben einem Lehrer gegenüber solche Dinge zu sagen!“
Franken atmete laut aus und zupfte seine Krawatte zurecht, währen er es sich wieder auf dem Stuhl gegenüber bequem machte.
„Die Obrigkeit angreifen. Sie haben damit gegen ein ungeschriebenes Gesetz verstoßen. Ein Naturgesetz um genau zu sein. Sie sollten lernen wählerische und umsichtiger mit ihren Worten zu sein. Diese Worte sind wie ein Schwert. Sie besitzen eine solche große Macht, dass wir diese zu oft unterschätzen. Sie können positive und negative Ereignisse hervorrufen. Mit ihrem kleinen Ausrutscher, gegenüber mir, haben sie das Schwert zu nahe an ihren Körper herangeführt. Noch eine kleine Bewegung und sie haben es geschafft, sich mit ihren eigen Worten zu Grunde zu richten. Und jetzt hören sie mir gut zu:
Sie haben eine einzige Chance. In der nächsten Klausur möchte ich von ihnen, dass sie ihre Rhetorik mal zu ihrem Vorteil einsetzen. Sollten sie meinen Rat nicht befolgen, werde ich die Person sein, die ihr Schwert zum letzten Schlag verhilft. Haben wir uns verstanden?“
Ich nickte vorsichtig. Gerade soviel das er es sehen konnte. Widerstand war zwecklos, da gab es nichts was dies ändern könnte. Er lächelte zufrieden und zeigte auf die Tür. Ich erhob mich und ging in Richtung Tür. Als ich gerade den Türgriff umklammerte sah er noch einmal zu mir.
„Ihre letzte Chance ist nur Morgen. Kein anderer Tag kann so bedeutend für sie sein.“
Ich sah stumm zu Boden und wartete kurz ab. Dann verließ ich den Raum.
Ich wusste nicht was ich machen sollte. Es ging darum, dass ich in der letzten Erörterung bei ihm nicht seine Meinung vertreten habe und es ihm deutlich gemacht habe. Es ging um das Militär. Franken liebte solche Themen. Ich lehnte es ab und versuchte meine Meinung vehement zu verteidigen. Er aber war hatte Jahre lang vor Kadetten unterrichtet, bevor er auf unsere Schule kam. So sanftmütig sein Blick auch war, so brutal war seine Ideologie. So kam es auch, dass er nicht nach dem Schreibstil, sondern nach der Meinung des Schülers benotete. Alle anderen waren gleich. Sie trauten sich nicht, waren eingeschüchtert.
Nun stand ich da, draußen auf dem Flur und fragte mich, wie ich bei der nächsten Klausur reagieren würde. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Soll ich nicht nur einmal schreiben was er will, damit ich meine Noten retten kann? Oder soll man Widerstand leisten, um vor sich noch Achtung zu bewahren? Es zerriss meinen Kopf. Eine so einfache Frage brachte mich fast um den Verstand.
Es surrte. Mit einem Schlag wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, bis ich merkte, was los war. Der Adler der über mir kreiste schaute mich mit seinen gläsernen Augen an. Er hatte sich bewegt und tat alles daran sein neu erlangte Territorium zu sichern. Ich wusste genau, dass ich beobachtet wurde, und ich wusste nicht wer es war und warum er es tat. Man kommt sich in solchen Momenten unwirklich vor. Als wäre man in einem kleinen, seltsamen Albtraum gefangen, der lauter obskure Ereignisse für einen bereit hält. In solchen Situation gibt es nur ein Mittel, dass zumindest im Kopf wirkt. Die Flucht. Und so lief ich los und versuchte aus dem Sichtfeld des Adlers zu fliehen. Doch es surrte weiter. Ich lief schneller und schneller, bis ich eine kleine Nische fand, die für einen Moment Ruhe versprach.
So schloss ich die Augen und atmete einmal tief ein. Und tief wieder aus. Es war die beste Entspannung nach diesem Stress und dieser Paranoia. Wovor hatte ich Angst? Ich war nicht in Gefahr. Dennoch hatte das Auge etwas bedrohendes. Eine ungeahnte Kraft, die jeden Moment aus der Luft auf eine einschlagen könnte.
Ich atmete wieder tief ein. Und Tief aus.
„Was macht du denn hier?!“
Ich zuckte zusammen. Meine Knie wurden weich. Luca legte mir seine Hand freundschaftlich auf die Schulter.
„War es hart? Puh! Also wer es mit Franken aufnehmen kann, der hat keine Probleme.“ Er grinste mich an, als erwarte er eine Antwort.
„Nun ja“, redete er weiter „wenn ich bei dir im Kurs wäre, hätte ich was gesagt. Nicht so wie die anderen. Man du tatst mir echt Leid. Wie Franken dich zum Direktor gezogen hat! Er hat gekocht. Staatsverrat. Pah. Der hat sie nicht alle! Der hat kein Licht am Fahrrad. Man sollte ihn langsam echt mal in die Klappse einweisen lassen. Aber du bist ein harter Knochen, dich bekommt so schnell keiner weich.“
Ich nickte kurz und sah ihn dann nachdenklich an.
„Meinst du“, begann ich „, dass die Kameras wirklich nicht nur dafür sind um gegen Verbrechen vorzugehen? Ich mein...Sie sind so aufdringlich.“
Er lachte kurz auf. Seine dünnen Lippen zogen sich nach oben.
„Manchmal denkst du wirklich langsamer, als ich es dir zutraue. Natürlich sind sie aufdringlich. Eben genau wie die Adler. Sie suchen gezielt, aus dem Hinterhalt, nach Beute, um dann, wenn man es nicht ahnt, zuzuschlagen. Ich meine, dass ist doch unlogisch. Sie geben schon seit Jahren an, wie stark die Kriminalitätsrate zurückgegangen ist, seit sie regieren. Warum sollten sie dann gerade jetzt Kameras installieren? Ich sage dir, die wollen mehr. Mehr als wir uns das jetzt vielleicht denken mögen. Einfach mehr. Alles spricht irgendwie dafür, so traurig es auch ist. Sie Opposition ist schwach geworden. Immer, wenn sie irgendwelche mysteriösen Machenschaften entdeckt, werden sie von der Regierung verhöhnt und als Spinner dargestellt. Die Regierung hat Angst um ihre Macht. Aber sie hat Mittel und Wege gefunden dem entgegenzuwirken. Wir werden durch das Fernsehen abgelenkt. Man setzt uns blindem Hass aus. Wir sollen alles hassen, was die Regierung macht. Und die meisten sind auf dem besten Weg dahin dem nachzulaufen. Weißt du noch vor einem Jahr. Es war Krieg. Weit weg. Und die Opfer suchten Hilfe in der Demokratie. Sie wollten Asyl um zu überleben. Die Regierung wusste, dass jeder vernünftige Bürger sie aufgenommen hätte. Doch das passte ihnen nicht. Und so warf man den armen Asylanten vor Heuchler zu sein. Sie seien nur auf unser Geld aus und wollen den Krieg in unser Land tragen. Völliger Schwachsinn. Doch die Wut brachte viele dazu unmenschliche Meinungen anzunehmen. Die Asylanten mussten zurück. Ich will nicht wissen wie viele gestorben sind. Aber merk dir eines: Sobald der Hass der Motor für die Menschen ist, geht jede Moral verloren und mit ihr jede Freiheit!“

Er sah mich nachdenklich an und kniff dabei die Augen zusammen, während wir langsam über den Flur gingen. Ich verstand was er meinte und verstand das Glühen, dass ich vor dem Fernseher verspürt hatte. Das war der Motor den ich gewählt hatte. Die treibende Kraft, die über alles Entscheiden sollte.
„Ich glaube du hast recht. Ich glaube, dass etwas getan werden muss. Ich glaube, dass wir im Vorteil sind. Ich will nicht zu voreilig sein, aber das Auge über uns kann nur sehen, nicht greifen. Sie können ja nicht alles ändern, ohne das jemand es mitbekommt. Sie müssen sich an die gleichen Regeln halten wie wir. Und keine Angst, ich werde vorsichtig sein, mit dem was sie sagen. Sie können den anderen ihre Meinung Einflüstern. Meine bekommen sie nicht. Ich lasse mir doch nicht meine Gedanken nehmen!“, dachte ich laut.
Luca zwinkerte mir ermutigend zu.
„Gut,gut!“
Er klopfte mir auf die Schulter und wir gingen hinaus, in den kalten Herbstnachmittag. Die Blätter segelten sanft durch die Lüfte, als ob die tief stehende Sonne sie vorsichtig zu Boden trug, um ihnen dort ein Bett für den Winter zu bereiten. Ein Winter der sich schon durch kalte Winde ankündigte und mir zu zurufen schien, als würde er nur auf mich warten. Es war ein wirklich schöner Tag. Hinter mir der Adler. Neben mir ein Freund.


„Jetzt schon da? Wolltest du nicht eigentlich später kommen?“
Ich lächelte sie an und gab ihr einen Kuss.
„Nette Begrüßung. Mir geht’s auch gut.“
Sophie streckte mir die Zunge raus und ließ mich rein. Langsam trottete sie durch den Flur in ihr Zimmer. Der Fernseher flackerte und tünchte das Zimmer in ein blau-weißes Farbenmeer, das sich immer weiter ausbreitete, um nachdem allem zu fassen, was sich ihm in den Weg stellt.
Zum ersten mal sah ich das alles mit anderen Augen. Es war nicht mehr nur die Ablenkung die man nach einem langen Tag sucht, sondern eine Maschine. Gesteuert von Menschen die ich nicht kenne und von denen ich mir nicht auszumalen will wer sie sind und warum sie es tun. Eine Maschine die nur drauf hinaus ist ihre Opfer mit sanften Talkshows und billigen Spielfilmen anzulocken, um sie danach genüsslich und ruhig mit neuem Irrsinn zu füttern. Das alles wird sie mürbe machen, sie werden aufgeben und sich den Informationen hingeben. Getarnt als Nachrichten saugen sie eine neue Meinung auf, ohne auch nur einmal nachzudenken. Politik auf der höchsten Ebene. Politik als Metaphysik. Nicht ist grausamer als die Wahrheit. Und ihr blickte ich zum ersten mal ins Gesicht. Auge um Auge. Zahn um Zahn.
„Hast du dich eigentlich schon mal gefragt“, platze ich in die Nachrichten rein „ ,ob das alles wahr ist was die da erzählen?“
Sie schien sichtlich verwirrt und runzelte die Stirn.
„Wie kommst du denn da drauf?“
„Ich habe nachgedacht. Das passt doch alles nicht mehr zusammen was sie reden. Sie reden davon, was für einen guten Job sie machen um gleichzeitig zu sagen wie schlecht es um unser Land steht. Sie wollen uns immer öfter sagen, was wir denken sollen. Unser Land lieben, alles andere hassten. Das ist doch nicht normal? Das ist dir doch als erstes aufgefallen. Nur weil Alex nicht in ihr Bild passt wurde er auf offener Straße beleidigt. Du hast den Passanten angeschrien er solle zu Vernunft kommen. Er hat genau das gesagt, was die Regierung vorgesagt hat. Durno redet nur noch davon die Feinde zu zerstören. Seit neuestem gehört sogar die Opposition dazu. Und was ist die Demokratie, die von ihnen so gelobt wird, ohne eine Opposition? Das ist doch alles Schwachsinn. Und jetzt überall diese Kameras. Das Auge des Adlers. An jeder Ecke. Ich weiß nicht, wie oft sie gebraucht wird um Verbrechen aufzudecken. Ich weiß nur das sie hundert prozentig nicht nur dafür da sind. Jeder sagt, das alles normal ist. Demokratie! Das ist es doch nicht mehr. Irgendwie. Und das Fernsehen“ Ich schüttelte den Kopf „Das Fernsehen zeigt nur noch Sendungen, die das sagen was die Regierung sagt. Denk doch an die Soap. Der böse wählt die Opposition und ist, wie Alex, einer der Anderen.“
Stille. Lange sah sie mich an, ohne ein Wort zu sagen. Ob sie nicht wusste, was zu sagen ist, oder ob sie nachdachte; ich wusste es nicht. Doch mit jeder schweigsamen Sekunde sah sie mir tiefer und tiefer in die Augen. Mit der Zeit bildete sich ein Meer. Es wurde größer uns größer. Mit leichten Wellen die ihren Körper durchfuhren kündigte sich ein Sturm an, der Erlösung bringen sollte. Sanft wiegte sie sich in den Wellen, während sie mehr und mehr in meinen Augen versank. Ich war der Leuchtturm, der ihr half den Sturm zu überstehen, der sie nicht an einem Riff zerschlagen ließ. Doch irgendwann war alles nicht mehr aufzuhalten, nicht mehr zu stoppen. Ohne einen Ton, ohne ein Geräusch, brauch der Sturm los. Sie fiel in meine Arme und das Meer suchte sich seinen Weg über mich. Ein Fluss der uns beide mitriss und uns in seinen Bann zog.
Vorsichtig wiegte ich sie in meinen Armen. Hin. Zurück. Hin. Zurück.

Auf dem Weg nach Hause spürte ich den kalten Wind, wie er sich vorsichtig um meinen Körper legte. Ein seltsames Tuscheln der Bäume füllte die Nacht, die von einem Teppich aus Sternen bedeckt wurde. Mit jedem Windstoß klammerte ich mich fester an mein Lenker, der mir das Gefühl von Geborgenheit gab.
Wären es um mich herum kälter und kälter wurde, spürte ich, wie das Glimmen mich noch wärmte. Stunden später, nachdem es entzündet worden war, gab es mir das Gefühl lebendig zu sein.
Es ist seltsam. Dann wenn alles perfekt ist sollte man voller Energie sprudeln. Man sollte lebendig sein wie nie. Nichts kann einen aufhalten. Doch die Wahrheit ist anders. Umso mehr eine Sache verhindert, dass andere oder man selbst glücklich sein kann, umso mehr  Kraft bekommt man. Man widmet sich nur noch diesem Problem. Man ist lebendig.
Genauso ging es mir. Nur war es ein Feuer, dass mich vorantrieb. Ein Feuer, dass nicht zu löschen ist.


Als ich am nächsten Morgen aufstand musste ich Dr. Franken recht geben. Dieser Tag sollte entscheiden für mich sein. Nur auf eine andere Art.
Es war ein schöner Herbstmorgen. Die Sonne schien auf all das bunte Laub, dass von den Bäumen gefallen war und sich jetzt vor der Haustür stapelte. Die Sonnenstrahlen strahlten so durch das noch übrig gebliebene Laub an den Bäumen, dass es so wirkte, als würden sie, Scheinwerfern gleich, eine Bühne beleuchten. Und dass taten sie auch.
Eine imaginäre Bühne, die Schauplatzes meines Siegs oder meines Verlustes werden sollte. Es gab nur diese eine Chance, die zeigen konnte auf welcher Seite ich stehe. Und diese Chance sollte auch genutzt werden. Wieder und wieder dachte ich über meine Entscheidung nach und wäge ab, ob ich das richtige tat. Aber es war so. Ich konnte mich nicht selbst verraten. Und keiner konnte mir diese Entscheidung abnehmen. Weder Sophie, noch Luca oder Alex.
Alex. Er war es für den es sich zu kämpfen lohnt. Nicht das uns innige Freundschaft verbannt. Nein. Er war vielmehr der personifizierte Ausdruck der neuen Ungerechtigkeit. Alex war ein unscheinbarer Typ. Er war bescheiden und fiel nur dadurch auf, dass er meistens gute Laune hatte und bemüht war die Nerven zu behalten. Das er ein Anderer war merkt man nicht. Wie auch? Er sprach nicht darüber, nur wenn er darauf angesprochen wurde. Nur in letzter Zeit machte ihm dies zu schaffen. Er wurde verachtet, beleidigt und angegriffen. Es begann langsam und unscheinbar. Erst wurden die Verbrecher die zu den Anderen gehören besonders hervorgehoben. Die Anderen wurden vernachlässigt. Wenn Alex an einer Kasse stand wurde er weg geschoben, als herauskam das er nicht einer von ihnen war. Dann wurde in Gesprächen immer öfters die Gruppe der Anderen beleidigt, danach jeder einzelne. Wenn die Leute ihn sahen wechselten sie die Straßenseite oder ignorierten ihn wenn er sie ansprach. Sie beleidigten ihn, wobei das Wort „Anderer“ allein schon eine Beleidigung war. Nachts wurde er öfters angegriffen, ohne Grund. Man wollte nicht sein Geld, sondern seine Würde.
Doch woran erkennt man die Anderen? Was unterscheidet sie von allen andern? Etwas äußerliches? Schon möglich. Ihr Verhalten? Schon möglich. In Wirklichkeit trennt sie von allen anderen, dass die „Normalen“ sich abheben wollen. Ein großer Hass aus tiefsten Herzen bringt sie dazu eine Elite schaffen zu wollen. Die Anderen sollen ihr Negativ sein. Ein Sündenbock, denn die Elite macht keinen Fehler.
So funktioniert das alles. Die Gesellschaft ist ein Bild. Gemalt aus nur zwei Farben: Schwarz und Weiß. Man kann nichts dagegen machen, denn wenn man denen hilft die zur „falschen“ Seite gehören, dann ist man ein Teil von ihnen und ein Feind des Staates. Also drücken sich die meisten, egal ob sie sich selbst verraten oder nicht.
Aber ich wollte nicht einer von denen sein, die sich um alles herumdrücken. Es gab eine Wahrheit und die durfte nicht verschwiegen werden. Das war mein Ziel und ich hatte keine Angst auch an mein Ziel zu gelangen, denn: Man hat nie vor einer Sache selbst Angst, sonder nur vor dem Gedanken der mit der Sache kommt.
Der Gedanke war einfach: Was ist wenn ich was falsches mache? Wenn ich ausgeschlossen werde? All das bringt uns dazu mit einer Sache aufzuhören bevor sie begonnen hat.
Also machte ich mich an jenem Morgen mit der Erwartung auf dem Weg etwas Gutes zu tun. Für die Anderen, aber auch für mich und mein Gewissen. Das ist ja nicht verwerflich. Ich wusste genau was Dr. Franken geplant hat. Der Aufsatz sollte sich nur um ein Thema drehen: Die Veränderung, die man an jeder Ecke spüren konnte. Er nannte das ganze gerne den „modernen Weg“, der jeden dazu bringt „seine persönlichen Stärken voll und ganz für unsere Gesellschaft  einzubringen“ und „das prädestinierte geistige Wesen eines jeden in höhere Spähren zu bringen“. Komisch nicht? Man erinnere sich: Ein Anderer hat (im „modernen Weg“) keine Stärken. Er kann nichts für die Gesellschaft tun und ist verbannt. Aber es stimmt das geistige Wesen der Anderen ist prädestiniert: Dafür verbannt zu sein, und so sind die „höheren Sphären“ nichts anderes als die Verbannung selbst. Man soll mich nicht falsch verstehen, aber all diese neuen Ideen kommen mir bekannt vor. Man erzähl den Leuten, dass was sie hören wollen. Dann finde man einen Sündenbock und forme alles in komische, wohlklingende und abstrakte Worte. „Höhere Spähren“ „prädestinierte Wesen“. Jeder weiß was das alles heißt, traut sich aber nicht es auszusprechen, weil dann zu Tage kommt was wirklich hinter all dem steckt. Oder warum sagt man nicht gleich: „Durch mehr Überwachung und eventuell Gewalt sorgen wir dafür, dass es den Anderen schlecht geht, weil sie Schuld an allem sind. Dafür geht es euch gut und wir tun wir so alles wärt ihr die größten Genies die es je gegeben hat. (Auch wenn das nicht so ist, weil ihr Unschuldige verbannt) Und wir versprechen unserem Volk unendliches Leben und weiterbestehen der Rasse, wenn ihr uns in Ruhe lasst. Wenn doch habt ihr ein Problem. Bla bla bla...“ Ja so ist das. So war das.
Also gingt ich mit der Erwartung zur Schule, dass Franken eben genau diese Thematik aufgreifen wird. Ich wusste was ich dann schreiben werde. Ich wollte auf keinen Fall ihm den Gefallen tun und alles so hinnehmen wie es ist. Das konnte ich einfach nicht.
Ich glaube ich habe mich noch nie so fest entschlossen Gefühlt, wie an diesem Morgen. Es gab mir neue Energie, die ich schon längst verloren geglaubt habe.

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Dienstwerk
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Beitrag15.01.2010 01:19

von Dienstwerk
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Starker Auftakt, im ersten Drittel gutes Tempo, die Jogging-Szene gefällt, der Dialog mit Luca nervt etwas, im weiteren Verlauf flacht der Text ab, der Monolog von Luca wirkt langweilig (straffen).
Mittendrin mal wieder etwas mehr Tempo. Dann schöne poetische Bilder, wenn er (wie heißt er eigentlich, Herr Noh?) nachdenkt, aber passt das wirklich zu dieser Geschichte?
Zum Ende hin merkt man, dass Du schnell fertig werden willst, Du fängst an zu schludern (Tippfehler und Wiederholungen häufen sich).
Das Ende enttäuscht.
Mir fehlt ein Spannungsbogen und eine knackige Aussage.
Gut, wir werden überwacht, na und? Wenn ich mit diesem Gefühl aus Deiner Geschichte rausgehe (die übrigens unnötig lang ist), dann stimmt was nicht.

Auf den Punkt gebracht: zu viel Philosohpie, zuwenig Handlung.

Allerdings kannst Du definitiv gut schreiben, sehr gut sogar!

Zitat:
Hinter mir der Adler. Neben mir ein Freund.

Dieser Satz ist hängengeblieben. Mehr davon!

Es gab noch mehr schöne Passagen, aber um die wiederzufinden, müsste ich den ellenlangen Text nochmal durchgehen...

So, das war erst mal meine bescheidene Meinung zu Deinem Erstling.
Andere mögen anderer Meinung sein.  Wink

LG, Ana
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Affront
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A
Beitrag15.01.2010 01:28

von Affront
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Schonmal vielen, vielen Dank für die Bewertung! Ich werde mich an den "Schluss" nochmal dransetzen wink

Aber zur Information:

Es ist der Anfang eines Buches. Die Aussage ist noch nicht klar rauskristallisiert. Das Buch wird zeri Teile besitzen. Im ersten ist Liam (Hauptfigur) auf der Suche nach dem was passiert. Als er der Wahrheit zu nahe kommt kommt er ins Gefängniss und ist dem Staat und sich selbst ausgesetzt. Das Gefängnis ist dann Teil 2. Es ist einfach nur schwer gewesen die Monologe auf die "reale" Situation anzupassen. Aber Danke für den Tip wink

Ich hoffe auf nochmehr Tipps. Sollte ich mit allem fertig sein (was bis Sommer dauern kann) werde ich euch Bescheid geben. wink  Sollte kein VErlag zu finden sein, veröffentliche ich es on-demand.

Und nochmal danke für das Lob!

Gruß  Jens
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Dienstwerk
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Beitrag15.01.2010 01:36

von Dienstwerk
Antworten mit Zitat

Ah, der Auftakt zu einem Roman...

Alles klar, habe ich irgendwie verdrängt, ändert aber nichts an meiner Aussage, dass der Text zu viele Längen hat.

LG, Ana
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Ruthi
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Beiträge: 218



Beitrag15.01.2010 16:03

von Ruthi
Antworten mit Zitat

Also dann mal Schritt für Schritt:
Zitat:
Es war ein Gefühl, das man nie vergisst. Voller Anspannung und Erlösung. Voller Angst und Mut. Als sei alles vergessen, was man tat um so zu werden, wie man ist. So müssen sich Legenden fühlen, bevor sie etwas Großes tun. Bevor alles zusammenbricht, um wieder aufzuerstehen. Wie der Phönix aus der Asche. Als läge etwas in der Luft. Etwas unerwartetes, was alles zum zittern bringt und jede Faser anspannen lässt. Eine Euphorie, die alles offenbart und jede Sehnsucht stillt.

Die vielen Gegensätze machen den ersten Teil für mich nichtssagend, es ist schwer für mich zu folgen und die Botschaft daraus zu erkennen. Viel wirkungsvoller hätte ich es gefunden, wenn du entweder direkt in die Szene einsteigen würdest, oder mit einem Abschnitt wie diesem beginnst:

Zitat:
Am 19. Oktober änderten vier Minuten alles. Der Beginn einer Kettenreaktion, die das Leben eines jeden ändert, der sie erkennt. So unscheinbar diese vier Minuten auch waren, sie trafen mich am härtesten. Diese Veränderung kam an diesem Tag an jedem Ort zu einer anderen Zeit. Unauffällig und heimlich, wie ein Schatten der langsam über ein Land zieht.


In Verbindung mit folgenden Sätzen:
Zitat:
ohne zu ahnen was wirklich in der Luft lag.

Zitat:
als durch ein kurzes und leises klicken mein Unheil angekündigt wurde. Klick.

Durch diese vielen Vorab-hinweise auf ein drohendes Unglück schürst du bei mir als Leser eigentlich schon nicht zu erfüllende Erwartungen. An dieser Stelle ist weniger oft mehr, ein Hinweis reicht vollkommen.

Die Joggingszene gefällt mir auch gut, schade, dass man so schnell in eine andere Szene geschmissen wird.

Zitat:
Ohne zu wissen, warum das Internet nicht funktionierte
der Satz ist überflüssig wenn du danach die Suche nach der Ursache beschreibst, es erklärt sich von selbst.

Zitat:
So sah also der Beginn aus. Ein leises klicken und darauf ein kurzes piepen und blinken. Nicht gerade das was man kennt. Wo bleibt der Schuss? Wo bleibt die Explosion? Wo bleibt Hollywood? Doch ich konnte es einfach nicht ahnen. Zu unscheinbar schien dieses Ereignis. So war die letzte Frage die ich mir in Bezug auf diese vier Minuten stellte auch nicht

Hier schon wieder der HInweis darauf, dass diese Minuten so bedeutungsvoll sein werden. Dieser Teil ist überflüssig, es wirkt viel besser wenn der Leser noch nicht weiß, wie bedeutsam dieser Zeitraum sein wird. Je öfter du darauf hinweist, das etwas passiert umso größer wird die Erwartung...Und das kann schnell in Entäuschung umschlagen.

An der Stelle, wo der Adler ins Spiel kommt verliert die Geschichte schlagartig an Tempo. Ich hätte es vollkommen ausreichen gefunden, wenn du die komplette Schulszene streichst und nur in ein, zwei Erinnerungssätzen den Hinweis des Freundes auf den Adler erwähnst.

Zitat:
Auch sie verdiente, als Auszubildende, nicht genug, um sich eine eigene Wohnung zu leisten.
An der Stelle wurde ich erstmal gründlich verwirrt. Hab ich etwas überlesen? Ich dachte, die beiden wären Schüler? So wie du die Situation des Referatschreibens beschreibst schätze ich irgendwas zwischen 9. und 13. Klasse, aber man macht für gewöhnlich erst NACH der Schule die Ausbildung...Oder meinst du die berufsschule?

Den nächste Teil habe ich dann nur noch überflogen. Ich will dir deine Geschichte nicht mies machen, aber ich werde beim Lesen dieses "Komm mal zum Punkt!"-Gefühl nicht los. Wie auch schon andere geschrieben haben, beginnst du im rasanten Tempo, dass dann zu rasch nachlässt.
Durch die Erwähnung schicksalhafter Ereignisse lässt sich das Interesse leider nicht künstlich aufrecht erhalten.

Die Ansätze sind sehr gut, wenn du den Text nochmal deutlich straffen würdest, könnte man als Leser vieleicht auch besser folgen und den ganzen Text genussvoll lesen. Frag dich wirklich bei jedem Satz, ob er wirklich absolut notwendig ist, um das Geschehen voran zu treiben.

Ich hoffe du kannst mit meiner Kritik etwas anfangen smile
Du darfst dich gerne auch an meiner Geschichte "austoben" wink

LG Ruthi


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mondblume
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Wohnort: Costa Brava


Beitrag15.01.2010 17:09

von mondblume
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Hallo Affront,

Dein Text in an und für sich nicht schlecht geschrieben, auch wenn hier und da noch ein paar Orthografie- und Rechtschreibefehler vorhanden sind.
Allerdings, und das haben die Kommentare vor mir schon erwähnt, braucht der Text eine ordentliche Straffung. Man fängt sehr schnell an, nur noch querzulesen.

Auch den Einstieg finde ich nicht sehr geglückt.
Zitat:
Es war ein Gefühl, das man nie vergisst. Voller Anspannung und Erlösung. Voller Angst und Mut. Als sei alles vergessen, was man tat um so zu werden, wie man ist. So müssen sich Legenden fühlen, bevor sie etwas Großes tun. Bevor alles zusammenbricht, um wieder aufzuerstehen.[...]

Den ganzen ersten Absatz würde ich entweder streichen, oder an einer anderen Stelle bringen. Für den Anfang ist er zu abschreckend.

Die Joggingszene ist zwar ganz nett, allerdings sehe ich keinen Zusammenhang zwischen dieser Szene und dem Rest der Geschichte. Sie scheint im Sommer stattzufinden, die ominösen vier Minuten erst im Oktober. Ich würde ihn streichen. Sophie musst du dann halt zu einem anderen Zeitpunkt einführen und beschreiben.

Dann der 19. Oktober ... Du erwähnst wiederholt, wie wichtig diese vier Minuten seien, aber konkret erfährt der Leser nach diesem Absatz nie wieder etwas davon. Ich nehme jetzt einfach mal an, dass der Staat diese Minuten gebraucht hat, um seine Überwachungssysteme aufzufahren? Ansonsten wüsste ich nicht, warum diese vier Minuten so wichtig sein sollten. Daher - unbedingt noch einmal etwas dazu erwähnen! Im Stil von "plötzlich kamen ihm wieder die vier Minuten vom Vortag in den Sinn, in denen alle Leitungen ohne Grund den Geist aufgegeben hatte. Konnten die zwei Ereignisse miteinander zusammenhängen?"
Könntest du zum Beispiel nach der Nachrichtensendung einfügen.

Von anderen schon erwähnt: der Dialog mit Luca (der schon beinahe ein Monolog ist) ist zu langwierig. Straffen.
Auch der anschliessende Absatz ab
Zitat:
Und so ging ich davon. Der Tag plätscherte vor sich hin, wie einer kleiner Fluss der sich ruhig durch das Land schlängelte. Man braucht ihn zum leben, aber wehe er tritt über seine Ufer![...]

ist langatmig und du trittst irgendwie an der Stelle. Einige der Aussagen, die er über den Adler macht, sind sich sehr ähnlich und können zusammengestrichen werden.

Der Dialog mit Sophie hingegen ist relativ leicht geschrieben, was eine angenehme Abwechslung bietet.
Zitat:
„...neuen Veränderungen haben selbst Oppositionelle überrascht. So Oppositionsführer Tobias Ruf: `Wir werden dieses neue Gesetz nicht hinnehmen! Man hat sich die einfache Mehrheit zu Nutze gemacht, um sich an der Freiheit eines jeden einzelnen zu bedienen! Man darf nicht jede Person behandeln, als wäre sie kriminell. [...]

Der ganze Absatz über den Nachrichtenbeitrag ist auch wieder sehr lang. Ich verstehe, dass du das Ereignis erklären möchtest, denke aber, dass du dies auch mit der Hälfte der Wörter zustande bringst.

Im Absatz über das Zusammentreffen zwischen Lehrer und Schüler spricht der Lehrer den Schüler einmal mit "Sie" und später mit "Du" an. Da wirst du dich auf eines der beiden einigen müssen. Dem angenommenen Alter des Schülers (der hiesse dann wohl Liam Noh?) entsprechend, würde ich beim "Sie" bleiben. Grossgeschrieben, da Höflichkeitsform.

Zitat:
NEHMEN SIE BESINNUNG AN!“
N fehlt. Ausserdem wird Grossschrift eher ungerne gesehen, daher lieber in kursiv. Falls überhaupt nötig. Gilt auch für den Satz kurz davor, "Primitiv und vulgär"

Zitat:
Wild taumelnd ging er ein Schritt zurück.

Das will mir einfach nicht passen. Nach deiner ersten Beschreibung stelle ich mir den Dr. Franken als sehr beherrscht vor, einer, der sein Opfer umgarnt und dann gnadenlos zustösst. Aber wild taumelnd? Ich weiss nicht ...

Zitat:
„Was macht du denn hier?!“

Vor diesem Satz würde ich eine Leerzeile einfügen.
Der darauffolgende Dialog mit Luca ist auch hier wieder zu langatmig. Der Leser hat in der Zwischenzeit begriffen, dass Luca ziemlich paranoide Gedanken hat, du brauchst das also nicht jedesmal aufs Neue derart genau auszuführen.

Zitat:
Er sah mich nachdenklich an und kniff dabei die Augen zusammen, während wir langsam über den Flur gingen.

Die Leerzeile vor diesem Absatz würde ich allerdings wegmachen. Gehört ja inhaltlich zu dem vorangehenden.

Zitat:
Getarnt als Nachrichten saugen sie eine neue Meinung auf, ohne auch nur einmal nachzudenken. Politik auf der höchsten Ebene. Politik als Metaphysik. Nicht ist grausamer als die Wahrheit. Und ihr blickte ich zum ersten mal ins Gesicht. Auge um Auge. Zahn um Zahn.

Dieser Satz macht meiner Meinung nach hier keinen Sinn.

Zitat:
Stille. Lange sah sie mich an, ohne ein Wort zu sagen. Ob sie nicht wusste, was zu sagen ist, oder ob sie nachdachte; ich wusste es nicht. Doch mit jeder schweigsamen Sekunde sah sie mir tiefer und tiefer in die Augen. Mit der Zeit bildete sich ein Meer. Es wurde größer uns größer. Mit leichten Wellen die ihren Körper durchfuhren kündigte sich ein Sturm an, der Erlösung bringen sollte. Sanft wiegte sie sich in den Wellen, während sie mehr und mehr in meinen Augen versank. Ich war der Leuchtturm, der ihr half den Sturm zu überstehen, der sie nicht an einem Riff zerschlagen ließ. Doch irgendwann war alles nicht mehr aufzuhalten, nicht mehr zu stoppen. Ohne einen Ton, ohne ein Geräusch, brauch der Sturm los. Sie fiel in meine Arme und das Meer suchte sich seinen Weg über mich. Ein Fluss der uns beide mitriss und uns in seinen Bann zog.
Vorsichtig wiegte ich sie in meinen Armen. Hin. Zurück. Hin. Zurück.

Ist die arme Sophie so hin und weg von der Enthüllung, dass sie gleich zusammenbricht, oder was soll dieser Absatz?

Auch der letzte Absatz - zu viel des Guten. Der Text liest sich eher wie eine philosophische Abhandlung zum Thema Überwachungsstaat.

Alles in allem geht es mir auch etwas zu schnell - erst die vier Minuten, am nächsten Tag hängen überall Kameras und am selben Tag noch regt sich in ihm schon der Widerstand gegen den Staat, sieht er plötzlich hinter die Kulissen, ist Alex wie aus dem Nichts ein "Anderer", ein "Böser", weil er die Opposition wählt? Habe ich das richtig verstanden?

Ich hoffe, du nimmst mir das Auseinandernehmen deines Textes nicht allzu übel. Das Thema an sich ist ja auch nicht neu, wird aber immer gerne wieder gelesen. Allerdings ist das Ganze schon noch ein wenig arg durcheinander und bedarf, wie schon erwähnt, einiges an Straffung.


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