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Ricci
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 46
Beiträge: 27
Wohnort: Panama


Beitrag10.12.2009 16:26
Neue Heimat Vancouver
von Ricci
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem einzigen Schritt.
 Lao-tse

                             1
Das folgende Bekenntnis zum Leben, wurde im Gepäck eines kanadischen Soldaten gefunden, der an einem Dezembertag 1943 bei Ortona in
Oberitalien gefallen ist: "Ein Vogel hatte für mich gesungen. Ich habe
heute am starken Stamm eines lebendes Baumes gelehnt. Heute ist mir eine kleine Eidechse über die Hand gelaufen. Also bin ich nicht allein. Wenn ich wieder nach Kanada komme, will ich mich dessen erinnern. Ich will alles Leben lieben, denn alles Leben ist in Wahrheit eins. Ich will nie mehr zerstören, wenn auch der Mensch zerstörerisch ist. Dies ist mein Traum, dass wir Menschen lernen, in Harmonie zu leben, nicht nur
miteinander, sondern mit allem, was lebt."

                             2

In loving memory of our mother, who came here to enjoy the people and the sunsets!
(In liebevoller Erinnerung an unsere Mutter, die hierher kam, um die Leute und die Sonnenuntergänge zu genießen)

Einer meiner Lieblingsplätze in Vancouver ist der Jericho Beach Park im Stadtbezirk Kitsilano. Dort, mitten im Park, umgeben von Grün, auf
einer Wölbung befindet sich eine Bank mit dieser eingravierten Inschrift. Auf eben dieser, wo ich nur allzu gern Platz nehme, zum Buch greife oder
die Leute beobachte, genieße ich den vor mir liegenden Anblick. Das weite blaue Meer, dahinter den Stanley Park und North Vancouver. Im
Hintergrund die durch die Wolken mystisch aussehenden Berge und zu meiner Rechten der unvergleichlich schöne Blick auf die Skyline. Auf
diesen Anblick werfen die goldenen Sonnenstrahlen ihr Licht und tauchen alles in ein schönes, warmes, dunkles Rot. Sonnenuntergang in Vancouver. Die Sonne versinkt im Meer zwischen der UBC-Halbinsel
und den Bergen im Norden.

                             3

Hier bin ich, Ricci, mit meinem weinenden Geldbeutel, den ein Flug nach Vancouver mit sich bringt. Frisch gelandet auf kanadischen Boden,
ist der Flughafen, gesäumt mit einem Teppich und geschmückt mit einem Wasserfall, sehr hübsch anzuschauen. Schon eine Legende im Kindergarten, wird es nun Zeit, zum Volk zu sprechen. Frisch geduscht,
rasiert und eingecremt bette ich mich ins frisch bezogene Bett. Stell den Wecker auf Acht und  steh dann doch um Elf auf. Bei der Zufuhr meines
morgendlichen Cappuccinos frage ich mich, warum meine Motivation unbekleidet und mit einem Cocktail in der Hand durch den Park läuft,
wo die Zeit geblieben ist und wie ich meine Träume verwirklichen kann. Ich besitze die Fähigkeit, in den ungünstigsten Momenten, das
unpassendste zu sagen, welches nur noch durch mein Talent der verrückten Einfälle übertroffen wird. Ansonsten versuche ich Menschen, Tiere und Natur keinen Schaden zuzufügen. Ich habe die Dokumentation Earthlings gesehen und esse nichts was ein Gesicht hat, ausgenommen Fisch. Wenn Manu und ich uns streiten gibt es immer zwei Standpunkte, meinen und den falschen.
In einem englischsprachigen Land ist die Kommunikation nicht mehr ganz so einfach wie in Good Old Germany. Während sich mein Gesprächspartner in einem Redeschwall erbricht, denke ich immer nur so.....hä! Es ist ja nicht so, als würde ich nicht zuhören, es ist nur so, dass
ich nichts verstehe! Also stehe ich da und grinse blöd. Wenn er nicht die Flucht ergreift, versucht er es mit einem anderen Gesprächsthema. Doch
inzwischen habe ich mir zusammengereimt, was er davor gesagt haben könnte und antworte ein Gemisch aus unpassenden Wörtern mit nicht
zusammenhängenden Sätzen, was etwas völlig idiotisches ergibt und ihm plötzlich einfällt, dass er einen wichtigen Termin hat und sich aus dem
Staub macht. Aber die Sprache lernt man am besten im Land
selbst, womit ich das Wort an Domi übergebe, während ich mir einen Gesprächspartner suche, den ich blöd angrinsen und etwas idiotisches
erzählen kann. Wie ich Dich vom Aussehen beschreiben
würde...! Puhhh, das ist gar nicht so einfach. Den Charakter zu beschreiben wäre da schon etwas einfacher. Auf jeden Fall bist Du ein Engel. Allerdings hat wohl jeder eine andere Vorstellung wie ein Engel aussieht. Manche sagen, Du hättest eine gewisse Ähnlichkeit mit Sandra Bullock. Auf jeden Fall bist Du sexy, sowohl elegant als auch sportlich, charmant und fröhlich (was zwar innere Werte sind, diese sich aber stark auf das Äußere übertragen), dynamisch,... hmmm...unbeschreiblich!
Du hast braune Augen und wunderschöne braune Haare. Du brauchst kein Makeup um gut auszusehen, Du hast eine natürliche Schönheit.
Ich hab die Haare schön, Ich hab die Haare schön.....!
                              
                                  4

Manu, meine bessere Hälfte, ebenfalls mit mir angekommen, hat Schwierigkeiten die zwei überfüllten Rollwagen durch das Flughafengebäude zu schieben. Auf dem ersten sind unsere fünf Koffer kreuz und quer gestapelt. Manus Technik, den kleinsten als Fundament
nach unten und den größten nach oben zu legen, will mir nicht ganz einleuchten. Allerdings bin ich klug genug, die Strategie nicht anzuzweifeln, um den Weltfrieden nicht zu gefährden.
Schätzelein, wie wärs mit einem Kurztrip übers Wochenende?
Warte, ich pack nur schnell meine drei Koffer.
So war es gewesen und nun wird mir beim Anblick dieser fünf Koffer bewusst, wie wenig Sachen wir tatsächlich dabei haben. Alles was
uns noch geblieben ist, befindet sich in diesen Koffern, auf diesem Rollwagen. Was immer wir besessen haben, haben wir verkauft, verschenkt oder weggeschmissen. Was meine Klamotten angeht, so habe ich versucht soviel wie möglich in die Koffer zu quetschen, der Grund, warum einer aufgeplatzt zu sein scheint. Aber es ist egal, wieviel ich dabei habe, schaue ich in meinem Kleiderschrank, dann finde ich sowieso nichts zum Anziehen und wenn doch, haben sich diese kleinen Tierchen, genannt Kalorien, über Nacht an meinen Sachen zu schaffen gemacht und sie enger genäht.
Warum muss meine Freundin zwei Koffer voller Bücher von Deutschland nach Kanada transportieren?
fragt Manu fluchend.
Neben meinen Klamotten habe ich noch so viele Bücher wie möglich mitgenommen.
Weil die Freundin hier eine deutsche Buchhandlung eröffnen möchte.
sage ich und lasse ein süffisantes Lächeln, welches meinen Worten Lüge straft, auf meinen Lippen erscheinen,.
<<Genau>>
Wenn ich ein Buch lese, tauche ich ein, in eine andere Welt. Ich werde zum Teil der Geschichte und lerne die Menschen kennen, lache und weine
mit ihnen und wenn sich das Buch dem Ende neigt, fällt es mir schwer wieder Abschied zu nehmen, doch so habe ich sie immer bei mir.
Auf dem zweiten Rollkoffer befinden sich unsere beiden Tierboxen. Mit uns haben diese große Abenteuerreise angetreten: Leila, vom Stamm der
Golden Retrieverinnen und Idi, vom Stamm der rothaarigen Hauskatzen. Nuffel, unseren etwas größer geratenen und schwarz-weiß gefleckten
Kater, haben wir bei lieben Freunden untergebracht. Aufgrund der höheren Umstände (die Regeln der Fluggesellschaft, die nur ein Tier
pro Passagier erlauben), wird er uns etwas später mit dem ersten Besuch heimsuchen.
Ich hoffe, Du hast auch Klamotten von mir dabei?
fragt Manu.
Ja eine Unterhose von Dir müsste sich zwischen der Seite 100 und der Seite 101 im Harry Potter Buch - Der Halbblutprinz, befinden.
Ich lächle ihn an! Gedanken an seine, auf der Wäscheleine baumelnden, Sachen kommen mir in den Sinn. Jetzt weiß ich wieder, was ich
vergessen habe. Doch, bin ich mir sicher, das Problem mit einer Shoppingtour, die mit Manu vergleichbar ist, mit einem Kampf gegen einen
Haifisch, aus der Welt zu schaffen. Manu ist Umkippen, Runterwerfen, Umrennen, Stolpern, Gegenlaufen und Vergesslich:
Schätzelein, hast Du meinen Schlüssel gesehen?
Schätzelein, weißt Du wo mein Portemonnaie ist?
Schätzelein, ich glaube ich kann mein Gehirn nicht finden. Sag mal, hatte ich schon jemals eins?
Manu sagt NEIN zum Alkohol und Zigaretten aber die hören ihm einfach nie zu. Er ist 1,83 m groß und als er noch jung war, hieß das Happy Meal
noch Juniortüte. Auf seinem Kopf wächst ein wilder Wuchs von rotem Haar und er ist der Inbegriff des Traums von grünen Augen.
                              
                              5

Unsere erste Amtshandlung ist die Abholung unseres Leihautos, welches wir über das Internet in Auftrag gegeben haben. Am Schalter
angekommen, bekommen wir die Autoschlüssel für unseren Dodge ausgehändigt. Unser Auto, welches uns im Parkhaus noch riesig erscheint,
verliert auf den kanadischen Straßen an Größe. Links, rechts, neben, sowie hinter uns fahren Autos, auf deren Anhänger wir problemlos
einparken könnten. Wir befinden uns auf den Weg zu unserer neuen Wohnung. Über das Internet - craigslists - haben wir eine Wohnung in
Richmond, einem Stadtteil außerhalb von Vancouver, gefunden. Es war nicht leicht eine Wohnung zu finden, wenn man nicht vor Ort ist
und einen großen Hund besitzt. Nach einigen Absagen hatten wir unsere Suche außerhalb von Van ausgedehnt und waren fündig geworden. Wir
treffen in Richmond ein und fühlen uns wie in Little Asien. Auf der einen Straßenseite befinden sich eine asiatische Bank mit asiatischen
Schriftzeichen, sowie ein Werbeschild für All you can eat Sushi. Auf der anderen Seite schmücken asiatische Friseure und Geschäfte die Straßen.
Einfach super! Wir, zwei hellhäutigen Langnasen, sind im Schlitzaugenland gelandet.
Jetzt hilft nur noch eins. Autofahlen verlelnen und kein R mehl splechen. Und immel schön lächeln
Sag mal Schatz, wenn Asiaten Fernseh schauen, sind sie dann Telekinesen?
Wir lachen, als wir von der Hauptstraße in die Nebenstraße einbiegen und sich uns endlich die typisch amerikanischen Häuser offenbaren.
Klassisch amerikanische Häuser unterscheiden sich von den Deutschen durch die typischen Schiebefenster und der verwinkelten
Dachlandschaft, was den Häusern ein einmaliges Flair verleiht. Ein weiteres Merkmal ist die überdachte Veranda an der Vorderfront des
Hauses. In Amerika und Kanada lebt man zur Straße hin und genießt den Abend in einer Hollywoodschaukel mit Freunden oder einem Buch. Dabei ist es den Amerikanern vollkommen egal, wie sie oder ihr Haus von hinten aussehen! Laut der Hausnummer stehen wir vor unserem
neuem Haus und sehen eine beeindruckende Vorderseite mit einer überdachten Veranda und einem gepflegten Garten. Wir treffen auf unsere
neue Vermieterin namens Anala.
Unser Haus hat zwei Etagen, die untere werden wir bewohnen und Anala die obere. Hinter dem Haus befindet sich ein weiterer Garten mit einer
Partyzone und unserem Eingang. Beim Betreten unserer Wohnung stehen wir direkt in der Küche und sind vom Anblick erst einmal geschockt. Ich
hatte schon gehört, dass Einbauküchen in Kanada älterer Natur wären. Allerdings musste diese hier noch vor dem Krieg entworfen worden
sein, was auch die enorme Größe erklären würde.
Ohne Probleme könnte man in diesem Kühlschrank einen Menschen verstecken, mit Ausnahme der Asiaten, die überall hinein passen.

                             6

Als ich 16 war, musste ich mich einmal in einem Kleiderschrank verstecken. Ich war zu Gast bei meinem damaligen Freund, der in einem
Jugendheim wohnte, in dem die Besuchszeiten streng festgelegt waren, wovon wir uns aber nicht beeindrucken ließen. Der Betreuer, der mich
nicht hatte rausgehen sehen, wollte nachschauen, ob ich auch gegangen war. Also versteckte ich mich in Tims Kleiderschrank. Tims Mitbewohner, neugierig ob das Szenario klappen würde, nahmen im Zimmer
Platz und so fand der Betreuer eine lustige Männerrunde vor. Als er sich gerade zum Gehen wenden wollte, musste ich niesen. Den Rücken
schon zu uns gedreht, wünschte er frei in den Raum hinein:
Gute Besserung.
und frei aus dem Raum schallt es von jedem
Danke schön.
Verblüfft drehte er sich herum und fragte
Wer hat denn jetzt geniest?
Alle antworteten
Ich!
                              7

Links von der Küche befindet sich ein Raum ohne Heizung, dafür aber mit einem begehbaren Kleiderschrank. Diese Dinger sind echt
wunderbar. Total Raumplatz-sparend, bieten sie eine Menge Platz um haufenweise Klamotten unterzubringen und trotzdem nichts zum
anziehen zu finden. Rechts von der Küche befindet sich ein weiterer Raum, den wir als Wohnzimmer nutzen werden. In diesem Zimmer
existiert dann auch die vermisste Heizung, in Form eines Lüftungsschachts, durch den die warme Luft in den Raum geblasen wird. Die Toilette ist vorhanden, zwischen dem Wohnzimmer und unserer Küche und scheint aus dem selben Jahrhundert wie die Küche zu
stammen.
                             8

Der Flug war ruhig verlaufen, denn es war mir gelungen keine Panik auszulösen. Auf dem Flug von New York nach Frankfurt war mir einmal ein
kleines Missgeschick passiert. Es war mein erster Nachtflug und ich war dabei aus dem winzigen Bullauge zu schauen, als ich ein rotes
Licht am Flügel aufleuchten sah. Sofort unterrichtete ich den Teil der Passagiere, die sich unmittelbar in meiner Nähe befanden, dass es
aussah als würde der Flügel brennen. Diese Neuigkeit machte wirklich schnell die Runde. Kurze Zeit danach hatte das gesamte Flugzeug
davon Kenntnis genommen und war in Panik geraten. Im nächsten Moment bemerkte ich meinen Fehler. Es brannte keinesfalls, es
handelte sich lediglich um das Licht des Flügels, welches bei Nacht angeschaltet wurde. Die Stewardessen hatten alle Hände voll zu tun, die
Passagiere zu beruhigen. Ich verschwand auf der Toilette, um dem Lärm zu entkommen und fasste ins Auge mich bei der Fluggesellschaft zu
beschweren.
Diesmal war ich froh in meinen Sitz zu fallen. Kaum oben angekommen schwelgte ich schon in den tiefsten Träumen. Die letzten zwei Tage
hatten wir damit zugebracht unsere Wohnung aufzulösen und unsere Abschiedsparty zu feiern. Beides hatte uns konsequent am Schlafen
gehindert. Dazu kam die Traurigkeit, all die lieben Menschen zurück zu lassen, die wir eine längere Zeit nicht sehen würden.

                             9

Es ist vier Uhr morgens, als wir senkrecht und hellwach im Bett sitzen und aus dem Fenster in absolute Dunkelheit schauen. Wir beginnen uns
anzuziehen und unseren ersten Erkundungstrip durch Richmond zu starten. Bei Starbucks, unserem Dealer, schnappen wir uns einen Cafe
und fahren weiter zum Stadtkern, bei dem wir positiv durch die Fülle an Geschäften überrascht werden. Allerdings haben auch Geschäfte in
Kanada nicht nachts auf, um durch Jetlag geplagte Kunden Unterhaltung zu bieten, weshalb wir weiter zum Strand fahren und das erste Mal das Meer in Vancouver genießen.
                             
                            10

Soweit ich meinen Recherchen trauen kann, entstand Vancouver im Jahre 1860 durch eine große Anzahl von Menschen, die sich niederließen um nach Gold zu suchen. Aufgrund der hohen Preise, die mich nach Luft schnappen assen, wenn ich sie mit dem von uns mitgenommenen Geldbetrag vergleiche, der rapide abzunehmen scheint, hat es den
Anschein, als wären einige fündig geworden!
Ganz zu schweigen von dem Drittel Millionäre, die hier leben. Aber wer möchte auch nicht an der schönen Westküste von Kanada wohnen, an der
das Klima mild und der Regen ein Dauerabo zu haben scheint. Wäre da nur noch mein Problem mit dem ständigen Abhandenkommen meines
Regenschirmes in den Griff zu bekommen.
Entweder ich vergesse ihn zu Hause oder ich lasse ihn irgendwo liegen. Letzteres passiert andauernd. Sollte ich mal zu einem Vermögen
kommen, würde es sich nach und nach in Regenschirme verflüchtigten.
Das alles wollte ich in Kauf nehmen, als ich mich für Vancouver entschieden hatte, denn nach Los Angeles und New York ist diese Stadt der drittwichtigste Standort der nordamerikanischen
Filmindustrie und wird als Hollywood North bezeichnet.

                             11

Es war Anfang des Jahres 2008. Mein großes Ziel, seit ich mich von den Windeln losgesagt hatte und durch Plappern meiner Familie den ganzen
Tag auf die Nerven ging, war, dass ich Schauspielerin werden wollte. Natürlich wird solches Gerede von den Eltern nie oder nur in den seltensten Fällen ernst genommen oder noch schlimmer, darauf hingewiesen, dass es sich um einen nicht sicheren Beruf handelt und man
lieber etwas langweiliges und sicheres wie Jura studieren sollte. Für jedes Kind absolut verständlich. Mittlerweile war ich 29 Jahre, benötigte immer noch keine Windeln und verfügte immer noch über das Talent, Leute mit
meinem Gequatsche zu nerven. Ich hatte einen noch langweiligeren Studiengang, den der Informatik, gewählt und nebenher eine
Ausbildung in der Schauspielereikunst absolviert. Ansonsten hatte sich noch nichts getan und das wollte ich ändern. Ich fasste den Entschluss nach Hollywood zu gehen um das im Leben zu tun, wovon ich immer geträumt hatte. Meinen Alltag mit Jobs, wegen dem Geldes zu
fristen, wollte ich den großen Leuten überlassen. Als Manu an diesem Abend nach Hause kam, platzte ich mit der Neuigkeit heraus.
Ich will nach Hollywood gehen und Schauspielerin werden.
Klar, und ich in den Weltraum, Astronaut.
Nein, ich meine es ernst.
Ich auch.
In den nächsten Wochen sah er mich im Internet recherchieren, indem ich Informationen zusammen trug, was alles notwendig war, um in
die Vereinigten Staaten von Amerika einzureisen. Ihm kam der Verdacht, dass ich es ernst meinte und ihm wurde übel.
Ich finde wir sollten reden.
Fing er an!
Du bist auf einmal so blass, geht es Dir nicht gut?
Himmelherrgott, wir können doch nicht einfach nach Los Angeles gehen.
Das stimmt, das wäre ein bisschen, WEIT, - aber wir können fliegen.
Fliegen! Wir können da auch nicht hinfliegen. Ich bin mitten im Studium, vielleicht in zwei oder drei Jahren. Wir kennen da keinen und die Stadt ist so groß.
Du brauchst doch nur noch Deine Diplomarbeit und die kannst Du auch dort absolvieren.
Lass uns erst einmal Informationen einholen und dann sehen wir weiter.
Ich hole jeden Tag Informationen ein.
Ich werde nicht mitkommen. Ich kann das nicht.
platzte es aus Manu heraus.
Das traf mich ganz schön hart und die nächsten Tage ließ ich meine Recherchen sein. Doch mein Traum hatte Gestalt angenommen und um
glücklich werden zu können musste ich gehen, wenn nötig auch allein. Ich unterrichtete Manu von meiner Entscheidung und widmete mich
wieder meinen Recherchen. Nach einer Woche bemerkte er.
Ich kann Dich nicht allein gehen lassen. Ich möchte mit Dir alt werden und wenn Du das nur in Los Angeles kannst, dann gehen wir halt
dorthin.
Trotz allem fand er nie wieder zu seiner normalen Gesichtsfarbe zurück. Er ließ sich dazu motivieren, mit mir zusammen Recherchen
anzustellen und Bewerbungen loszuschicken. Jedoch hegte er im Stillen die Hoffnung, nicht genommen zu werden und kein Visa zu bekommen. Manus Hoffnungen wurden erfüllt. Nach einem halben Jahr unendlich vieler
Bewerbungen hatten wir nicht eine Zusage und ohne eine Zusage, gab es kein Arbeitsvisa. Ich musste einsehen, dass es wohl einfacher war,
aus dem früheren Hochsicherheitstrakt Alcatraz auszubrechen, als ein Visa für die Vereinigten Staaten zu bekommen. Doch mein Traum hatte
sich manifestiert und ich fing an mein Ziel weiter auszudehnen. Ich stolperte über Informationen von Kanada und ein zweiter jahrelanger Traum tauchte vor meinem Auge auf. Es dauerte 6 Wochen und wir hatten unsere Arbeitserlaubnis. Als ich das erste Mal über Vancouver las, überfiel mich ein Kribbeln am Körper und ich wusste, das würde unsere neue Heimat sein. Als ich mehr Erkundigungen einholte, erfuhr ich von
Hollywood North. Ich hatte es also geschafft, ich war nach Hollywood gekommen und hatte gelernt, dass man nie aufgeben darf, für seine
Ziele und Träume zu kämpfen.
                     
http://neueheimatvancouver.ricarda-peter.com/

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Nordlicht
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Beitrag10.12.2009 18:51

von Nordlicht
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Ich glaube, Dein Text passt eher in den Bereich Biografisches und Sonstiges als hierher.
Vom Konzept her hast Du eine wirklich interessante Idee, finde ich.

Woran es dabei für mich hakt: Du springst vielleicht etwas zu oft, in zu kurzen Abschnitten hin und her. Irgendwo in der Mitte war es mir dann zu mühsam zu folgen und den Rest habe ich nur quer gelesen.
Ich würde einiges von den Fakten und Einzelheiten (wie das mit den ganzen Stadtteilbezeichnungen) weglassen oder allgemeiner beschreiben. So wie der Text ist, passte er irgendwie nicht zusammen. Ein paar Teile sind wie aus einem Reiseführer, dann wieder was wie aus einem Tagebuch, und noch was anderes wie aus einer Kurzgeschichte. Das läßt mich stolpern beim lesen.

Aber es hat was - ich würde versuchen, es recht radikal umzuschreiben, dass es was Ganzes wird, nicht so zerstückelt ist - also ruhig die verschiedenen Abschnitte und Perspektiven behalten, aber daran feilen, so dass der Leser eine Ahnung bekommt, was Du damit eigentlich sagen willst.

Und lass es Dir nicht zu nass da unten werden!


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Ricci
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Beitrag10.12.2009 19:00
Hi
von Ricci
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Vielen lieben Dank fuer Deine ausfuehrliche Antwort und die vielen wichtigen Anmerkungen. Leider werde ich es nicht mehr umschreiben koennen, haette es wohl vorher posten sollen - denn ich habe einen Verlag gefunden dem es gefaellt und der es im naechsten Fruehjahr heraus bringt:-)

Aber da ich gerade die Fortsetzung schreibe, werde ich mir Deine Ratschlaege gut durch den Kopf gehen lassen und sie im neuen Buch vielleicht anwenden.

Ansonsten ist das Hin- und Herspringen mein Schreibstil - also es ist so gewollt!!

Vielen dank und zur Zeit befinde ich mich in Panama - lach - es ist gott sei Dank warm anstatt nass:-)
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Nordlicht
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Beitrag10.12.2009 20:48

von Nordlicht
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Hey cool! Dann drück ich Dir mal ganz kräftig die Daumen für das Buch (auch wenn es sich so schwerer tippen läßt)!
Ist das nächste dann "Neue Heimat Panama"?  Laughing


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Beitrag11.12.2009 00:17
Hi
von Ricci
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Ja darueber habe ich auch schon nachgedacht:-)

Aber erst einmal gibt es einen Abendteuerroman ueber die Fahrt von Canada nach Panama in einem Ford Winstar:-)
Glaub mir wenn ich sage, dass naechste Mal fliegen wir:-)

Lebst Du auch gerade in Canada?
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Nordlicht
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Beitrag11.12.2009 00:41

von Nordlicht
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*grins* Aber über einen Flug liesse sich dann nicht so viel schreiben  Laughing  

Ja, ich bin vor 15 Jahren ausgewandert, bin da oben in der BC-Yukon-Alaska-Ecke.


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Beitrag11.12.2009 01:19

von Ricci
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*grins* ausser man stuerzt ab und ueberlebt es:-)

wow solange schon aber Canada ist auch unglaublich schoen, besonders das Gebiet wo Du dort wohnst.

Alaska wuerde mich auch total reizen - aber erst einmal muss ich noch ein bischen Sonne tanken, denn nach Vancouver haben wir zwei Monate in Saskatoon gelebt, nicht nur das es verdammt kalt war, es war auch weniger schoen.
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Beitrag15.12.2009 18:59

von Ricci
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Mein Buch befindet sich gerade im Lektoriat und nach Aussagen des Verlages, gab es bereits in den ersten Tagen ein halbes Dutzend Vorbestellungen.

Ich freue mich ja so und bin so aufgeregt. (Es ist mein erstes Buch)

Die neue und formatierte Leseprobe befindet sich nun auf der Website in der Kategorie Leseprobe.

http://neueheimatvancouver.ricardachaos.com/
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Beitrag16.12.2009 17:22

von Ricci
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In "Neue Heimat Vancouver" erzählt die deutsche Auswanderin Ricci Peter mit Augenzwinkern und einer gehörigen Portion Humor davon, wie sie sich an der kanadischen Westküste eingelebt hat.
Auch ihrem Traum, Schauspielerin zu werden, ist sie ein großes Stück näher gekommen. Im so genannten Hollywood North, der größten Traumfabrik in Kanada, stand sie unter anderm schon mit Halle Berry vor der Kamera. Doch auch abseits ihrer vielfältigen Jobs als Schauspielerin und Model findet sie Zeit genug, Land und Leute kennen zu lernen. Dabei erweist sie sich als gute Beobachterin der Eigenarten und liebevollen Schrulligkeiten der Kanadier.
Eine liebevoll Hommage an das nordamerikanische Land und seine Bewohner.
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Beitrag17.12.2009 23:24

von BlueNote
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Hi Ricci,

wenn dein Buch bereits im Lektorat ist, brauche ich es ja nicht mehr korrigieren. Ich hätte schon einiges zu deiner Textprobe sagen können, aber da der Text sowieso schon abgeschlossen ist, bringt das wohl nicht mehr viel. Deswegen nur eines: Deine Sprache ist frisch und angenehm zu lesen.
Was aus dem armen Freund bzw. Begleiter wird, würde mich ja schon interessieren. Sagst du's?

BlueNote
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Ricci
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Beitrag21.12.2009 01:23

von Ricci
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Hallo Blue Note,

ich kann Dir sagen, dieser elende Fehlerteufel, der schleicht sich immer heimlich ein und ist so stur und schwer wieder loszuwerden. Deswegen habe ich ein paar Fachmaenner damit beauftragt und nach anfaenglichen Schwierigkeiten, kommen sie gut voran  Laughing

Auf meiner Website gibt es jetzt, nach erfolgreicher Austreibung des Fehlerdaemons, die neue veraenderte Leseprobe.

http://neueheimatvancouver.ricardachaos.com/

Aber ich danke Dir vielmals und ich habe mich sehr gefreut, dass Dir meine Schreibweise gefaellt.

Ja mein armer Begleiter geniesst nun erst einmal, nach diesem anstrengenden Jahr in Canada und der danach folgenden Tour durch Mittelamerika, bei der er haarscharf von einer gefaehrlichen Situation zur naechsten schlitterte, zusammen mit mir einen Urlaub oder einen neuen Anfang in Panama.

Ich wuensche Dir ein schoenes Weihnachtsfest.
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Gast







Beitrag02.02.2010 16:45

von Gast
Antworten mit Zitat

Ich bin ja selbst ausgewandert, und deshalb sage ich mal einfach so: Dein Text reist mich nicht vom Hocker. Mehr Schulaufsatz als ein "humorvoller Reiseroman". Zumindest die Auszüge entsprechen nicht im mindesten den Versprechungen des Klappentextes.

Aber Auswanderergeschichten verkaufen sich glaube ich noch immer gut, deshalb hast Du jetzt wohl auch einen Verlag gefunden (wenn es nicht wieder so einer ist wie der erste), und ich wünsche Dir viel Erfolg. Ich werde das Buch wohl eher nicht lesen.  Wink
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Pütchen
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Beitrag03.02.2010 05:48

von Pütchen
Antworten mit Zitat

Hallo Ricci,

na, da verbindet uns doch so das ein oder andere ... lol2

Wo bist du denn momentan in Panama? Vielleicht gar nicht so weit weg von mir? Ich bin gerade von der Atlantik- auf die Pazifikseite gewechselt ... smile

Schön, dass du dein Buch unterbringen konntest smile extra Herzlichen Glückwunsch! Ich drücke dir die Daumen smile


Zu deinem Text:

Dein Humor und die lockere Art gefallen mir ganz gut Daumen hoch
Und inhaltlich interessieren mich Auswanderungs-Berichte und die Erfahrungen anderer immer  Very Happy
Wie sich der Tagebuch-Stil durch ein komplettes Buch hindurch lesen lässt, kann ich so allerdings schwerlich sagen. Bleibt dies so?
Auch stimme ich Nordlicht zu, dass sich eine Erzählung sicherlich flüssiger und packender liest. Vielleicht für die Fortsetzung?

Die Unterbringung im Biografischen finde ich auch passend. Wenn du magst, verschiebe ich es dir gerne smile

Noch etwas zur Formatierung:
Im Text sind einige Zeilenumbrüche, die nicht dorthin gehören und machen manchmal das Lesen etwas schwierig. Einfach im Fließtext schreiben, bevor du es reinkopierst.


Ansonsten bin ich sehr gespannt, wie es weitergeht ... smile extra.

Ich wünsch dir für deine weiteren Pläne und die Buchvermarktung alles Gute!

Liebe Grüße,

Pütchen


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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)

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