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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Das Eismeer


 
 
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Reimer
Geschlecht:männlichLeseratte
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Alter: 33
Beiträge: 136



R
Beitrag06.12.2009 21:28
Das Eismeer
von Reimer
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Idee basiert auf einem Bild von Caspar David Friedrich.
http://www.lpg.musin.de/kusem/lk/kompana/petri/neu/Das%20Eismeer.jpg


Ich erwachte aus einem tiefen Schlaf, die Augen noch geschlossen wunderte ich mich, was mich geweckt hatte, wunderte ich mich was mich aus diesem schönen Traum gerissen hatte. Ein Traum über die Heimat in der sie auf mich warteten.
Es war kalt, Eiskalt. Mein Körper fühlte sich taub an. Als ich nun die Augen öffnete, wusste ich endlich wieder wo ich mich befand. Mein Kopf lehnte an Holz und mein Körper lag zusammengerollt wie in einem Fass. Und es sah schließlich auch aus wie ein halbes Fass. Meine Glieder waren steif und ich wünschte mich zurück in den Traum und die Erinnerung. Ich befand mich auf dem Ausguck und war eingeschlafen während ich Wache halte musste. Aber es war alles ruhig, niemand da der mich für meinen Fehler tadelte. Langsam schob ich mich hoch, blicke dabei in den Himmel, es war bereits Tag, die Luft war klar und Blau, nur eine dünne Wolkenschicht lag über mir. Obwohl die Sonne von irgendwo seitlich schien, war es unglaublich kalt.
Mich noch etwas schlaftrunken am Rand abstützend blickte ich hinaus auf das Meer. Völlig ruhig lag es da. Ich wollte mich gerade wieder zurück sinken lassen, da realisierte ich erst wie ruhig es war und alle Müdigkeit wurde aus mir heraus gesaugt. Erst jetzt viel mir auch auf, dass das Schiff sich nicht im Wellengang bewegte. Ausdruckslos blickte ich auf das Szenario das sich mir bot. Das Meer war eingefroren und bot sich als glatte, matt glänzende Fläche dar. Für einen Moment stand ich genauso starr, wie das von Eis umgebene Schiff, dann hievte ich meinen Körper über den Rand und kletterte langsam hinunter, so als ob er etwas Wert wäre. Und nur um festzustellen, dass das Schiff leer war, das Bett des Kapitäns war leer. Genauso leer wie ich auch die Schlafmatten der anderen Männer.
Alleine stand ich am Bug und blickte in die endlose Weite. Meiner Fantasie waren keine Grenzen gesetzt, doch meinem Auge bot sich nichts als ein kaltes Weiß. Ich konnte nicht dagegen auf begehren, war nicht in der Lage meine Situation zu ändern. Gefangen vom Schicksal dem Zufall ausgeliefert.
Ohne zu wissen was ich anderes tun sollte, oder vielleicht in der Hoffnung durch das Eis zu fallen und zu ertrinken, kletterte ich an einem Seil von Bord. Doch der Boden, in dem sich der Himmel spiegelte, gab nicht unter mir nach. Er hielt mich und zeigte keine Reaktion.
Kein Geräusch drang aus dieser Erde und kein Leben lag darin. Mir war danach zu schreien um die Stille zu brechen, doch wie in einem Traum waren meine Lippen versiegelt.
Ziellos begannen meine Füße mich über den zweiten Himmel unter mir zu tragen. In seinem immer gleichen Blau, das sonst so entspannend wirkte, lag nun etwas erdrückendes. Mit gesenktem Kopf sah ich die Wolken an mir vorüberziehen. Sie strömten an mir vorbei, sie hatten ein Ziel.
So, mit den Wolken als einzigen Orientierungspunkt drehte ich mich um und blickte zurück, dabei stellte ich zweierlei fest: Ahnungslos über Zeit und Raum hatte ich mich bereits weit vom Schiff entfernt und das Ziel der Wolken war mein Ursprung.
Aus allen Richtungen flossen sie über dem Mast Zusammen an dem ich noch vor kurzem, oder war es doch schon länger her, geschlafen hatte.
Alles konzentrierte sich auf den Ort meines Traumes, auf die Zeit meines Traumes. Die Zeit in der noch alles gut war, die Zeit in der alles war wie es sein sollte. Die Trauer stieg in mir auf und jetzt hätte ich nicht einmal schweigen können, wenn ich es gewollt hätte. Ein Schluchzen brach aus mir heraus. Ich stampfte auf den Boden um eine Regung aus ihm zu pressen und als meine Träne das Eis berührte vermochte es das zu erreichen wozu Gewalt nicht in der Lage war. Das Eis brach, lange Risse bildeten sich und um mich herum stürzte die Welt in Chaos.
Der Boden drückte sich zusammen und warf sich in die Höhe, das Schiff wurde mitgerissen und zerfetzt. Stäbe aus Metall schossen aus dem Eis gen Himmel und bogen sich über mir zusammen. Ranken wuchsen wie im Zeitraffer daran entlang und immer noch änderten auch die Stäbe ihre Form. Die Stille war ersetzt von einem Rauschen, Knacken und Rascheln. Die Bewegungslosigkeit war ersetzt durch ein Hetzten, Drängen und Wallen.
Es bildete sich ein farbiges Bild aus diesem Spektakel. Auf dem neu gewachsenen Firmament zeigte sich mir das Bild meiner Eltern. Voller Freude und Hoffnung blickte ich hinauf. Doch im Gegensatz zur Einsamkeit wollte dies nicht halten. Die Farbigen Blüten und Ranken verrotten und zerfielen. Nicht nur die Farben änderten sich ins Grau, auch das Bild schien sich zu ändern und für einen Moment sah ich ein Grab, dann brach alles zusammen. Metall und Kraut zerfielen zu Asche und wehten davon. Zeigten mir wieder den Himmel der kalten Realität.
Doch ein einziges Blütenblatt fing meinen Blick, es tanzte in der Luft hin und her, segelte hinab und landete schließlich in meiner ausgestreckten Hand.



_________________
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag06.12.2009 21:52

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hi Reimer,

bei deinem Text schwanke ich in meinem Urteil noch zwischen schöne Sprache/gute Beschreibungen und alles etwas zu fett. An der Stelle, an der du mit einer Steigerung der Lesegeschwindigkeit Dramatik in deine Beschreibung bringen wolltest, irritierte mich das plötzliche Kippen ins Hektische - vor allem wegen der sprachlichen Mittel, die du einsetzt. In dem Text befinden sich übrigens viele Rechtschreib-/Komma- und Groß/Kleinschreibungsfehler.
In deinem Vortrag lässt du Worte so oft ausklingen. Das könntest du vielleicht etwas weniger oft so machen.

Mein Eindruck ist aber überwiegend positiv. Das Eismeer hast du wirklich gut beschrieben. Passt gut zu Caspar David Friedrich, den Romantiker.

BN
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Hoody
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2273
Wohnort: Alpen


Beitrag06.12.2009 22:09

von Hoody
Antworten mit Zitat

Habe mir bis jetzt nur den Vortrag angehört. Super. Wirklich, hat mir gefallen.
Den Text werde ich morgen lesen und dann, wenn es was zu kritisieren gibt, kritisieren.

Positive: Du hast einen schönen Stil. Man merkt das du einfach schreibst und dir keinen Kopf darüber machst - ist die Wortwiederholung angebracht oder nicht? Ich finde es gut.

lg Hubi


_________________
Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D

Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.

"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
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"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
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Locard
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 36
Beiträge: 697
Wohnort: Münster


Beitrag10.12.2009 01:06

von Locard
Antworten mit Zitat

N'abend Reimer Wink

Mir gefällt im Grunde die Idee, Realität und Traum irgendwie mit einander zu verwerben und eine surreale Welt zu erschaffen. Nur leider ist das nicht ganz so einfach. Ich behaupte sogar, dass es weit aus schwieriger ist, so etwas zu schreiben, als eine Geschichte, die in der Wirklichkeit spielt. Denn im Surrealen sind doch eben unsere grundfesten Größen wie Raum, Zeit, Logik und andere Fixpunkte außer Kraft gesetzt. Es herrscht das Absurde, das Fantastische und das Unbewusste.

Das Eismeer zeigt sicherlich gute Ansätze, die besonders im Schluss deutlich werden, als die Figur das Schiff verlässt. Allerdings kann dein Text dieser Kontinuität keine Folge leisten. Er tut sich unheimlich schwer damit, diese surreale Welt in geeignete Worte zu fassen. Fast schwerlich, im gleichen Zug aber auch zu unpoetisch kommt er herüber. Das merkt man deutlich, als das Schiff "zerfetzt" wird und "Stäbe aus Metall gen Himmel [schießen]".

Anders als Jarda finde ich, dass du gerade mehr auf deine Sprache hättest achten müssen. Rhetorisches Können wird hier dem Autor abverlangt, denn um dieses Gefühl der Schwerelosigkeit, des Absurden und Phantastischen zu erzeugen, ist die Sprache noch viel wichtiger. Jedes Wort muss sitzen, sonst wird dem Leser die Illusion geraubt und der Boden unter seinen Füßen eingerissen.

Die Unmenge an Komma-Fehlern wurde ja bereits angesprochen. Hier musst du unbedingt arbeiten! In unserem Leitfaden (klick ihn, er ist ein Link!) wirst du fündig.

Den Vortrag finde ich nicht gelungen. Du liest zu schnodderig und einfach zu unauthentisch. Mach daraus keinen Staatsakt, sondern lies den Text vor: langsam, laut und lustvoll. Nicht übertrieben, um irgendeine besondere Stimmung dem LEser aufzwängen zu wollen. Natürlich kannst du mit deiner Stimme spielen. Aber weniger ist manchmal mehr Wink

Wenn du noch an deinem Text arbeiten möchtest, empfehle ich dir, ihn in die Talentschmiede verschieben zu lassen. Da wird er sicherlich besser aufgehoben sein!

In diesem Sinne: auf in die Schlacht!

Viele Grüße, Locard


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"Komm, essen wir Opa!" - Pro Satzzeichen, denn sie retten Leben
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag14.12.2009 16:21

von Alogius
Antworten mit Zitat

Hi,

wie Locard muss ich sagen, dass Idee und Ansatz sehr gut sind. In der Ausführung liegen aber einige Schwächen vor, die mit der "Traumwelt" zusammenhängen:
Gerade in der Beschreibung und Ausformung einer Umgebung, in der kein Gesetz Gültigkeit hat, muss noch mehr darauf geachtet werden, dass eine bestimmte innere Logik (nicht die der wahren Welt) eingehalten wird. Zwar kann so gut wie alles "wahr" sein in einer inneren oder surrealen Welt, aber gerade dadurch wird man als Autor verführt, wenig Sorgfalt walten zu lassen, um auch das glaubwürdig zu transportieren. Denn auch in Traumbildern muss alles funktionieren, um nicht den Anschein zu erwecken, das Erlebte sei ein Traum, der sich von allem ablöst. Natürlich findet eine Ablösung oder Entwurzelung statt, aber sie muss auf einer bestimmten Ebene funktionieren, passen und - das ist der Schluss daraus - auch sprachlich erfasst werden, damit sie nicht textlich (also formal gesehen) völlig abgelöst wird, sich damit unangenehm abhebt und nicht mehr Teil des gesamten Textbildes ist.

Fazit:

Sprachlich ist das solide, aber nicht gewaltig. Gerade die irrealen Aspekte müssen sehr genau dargestellt werden, um glaubhaft zu sein.

Der Vortrag:
Da liest Du mir zu gewollt, zu getragen, pathetisch.

Gruß

Tom


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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