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zitate übers schreiben

 
 
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Nina
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Beitrag24.09.2009 09:31
zitate übers schreiben
von Nina
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hi miteinander,

lust zu diskutieren?

ich hätte hier ein zitat:

man schreibt einen roman, um herauszufinden, warum man schreibt.
genauso ist es im leben – man lebt nicht für einen bestimmten zweck,
sondern um herauszufinden, warum man lebt.


alberto moravia


stimmt das? ich bitte um wortmeldungen. Smile

lg
nina

p.s.: weitere schreib-zitate dürfen natürlich ergänzt werden.


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Angst
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Beitrag24.09.2009 10:03

von Angst
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Ich muss dem Zitat widersprechen, finde nämlich, dass es eben gerade nicht so sein sollte. Bevor man sich an einen Roman macht, sollte man sich doch über die Ziele im Klaren sein, oder? Das Warum müsste dann eigentlich bereits geklärt sein. Finde ich. Naja. Hier hab ich noch ein Zitat. Das hab ich vor kurzem erst gebracht, aber ich find's einfach zu treffend, hier also nochmal:

Und doch ist nichts leichter, als so zu schreiben, daß kein Mensch es versteht,
wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, daß sie jeder verstehen muß.


(Arthur Schopenhauer)


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»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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Nina
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Beitrag24.09.2009 10:06

von Nina
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Empfehlung

von Nina
ich denke, in dem zitat geht es nicht um das vordergründige (organisiertes oder nicht organisiertes) schreiben, sondern um den prozeß während des schreibens, und das, was parallel dazu mit dem schreibenden passiert.

so verstehe ich es.

dein schopenhauerzitat mag ich. vielleicht war es auch er, der sagte: nichts ist schwerer, als einfach zu schreiben. das habe ich ohne dazugehörigen autor im kopf, es könnte von ihm sein. ein zitat, das mir sehr gut gefällt. und wittgenstein würde ergänzen: alles, was sich sagen lässt, lässt sich klar sagen.


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Angst
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Beitrag24.09.2009 10:14

von Angst
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Nina hat Folgendes geschrieben:
ich denke, in dem zitat geht es nicht um das vordergründige (organisiertes oder nicht organisiertes) schreiben, sondern um den prozeß während des schreibens, und das, was parallel dazu mit dem schreibenden passiert.

Du meinst, dass man den Wert des Schreibens für sich selbst erst währenddessen wirklich entdeckt bzw. zu schätzen lernt? Okay, das kann sein. Ich wusste am Anfang ja auch nicht, warum ich wieder mit Schreiben weitergemacht hab :D


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Nina
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Beitrag24.09.2009 10:15

von Nina
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Empfehlung

von Nina
ich denke, dass einem während des schreibens bestimmte dinge klar werden, und das kann unter anderem sein, dass man sich darüber klar wird, was einem wichtig ist. was einem das schreiben bedeutet. was es mit einem macht, in einem auslöst, in gang setzt. und warum man weiter schreiben möchte.

deine erfahrung bestätigt es. genau. Smile


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Angst
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Beitrag24.09.2009 10:19

von Angst
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Hmm … Aber: Würde dieser Prozess nicht ebenfalls eintreten, hätte ich stattdessen beschlossen, hübsche kleine Holzfiguren zu schnitzen? ;)

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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag24.09.2009 10:20

von Alogius
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Dichtung ist immer nur eine Expedition nach der Wahrheit.

und

Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Das glaube ich.

(F. Kafka)


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Nina
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Beitrag24.09.2009 10:23

von Nina
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Empfehlung

von Nina
Scheinheilige hat Folgendes geschrieben:
Hmm … Aber: Würde dieser Prozess nicht ebenfalls eintreten, hätte ich stattdessen beschlossen, hübsche kleine Holzfiguren zu schnitzen? wink


ja, auch das. wobei die beschäftigung mit worten, mit gedanken, die immer einen selbstbezug haben, so einen prozess auf andere art bewegen, auslösen, fördern.

was ist dir durchs schnitzen von figuren klar geworden? (ich weiß, es war nur ein beispiel, doch ich möchte dir den unterschied verdeutlichen. wobei mir andererseits auch klar ist, dass durch - um bei diesem beispiel zu bleiben - das bearbeiten von material, ähnliche prozesse ausgelöst werden können, vielleicht mehr fühlbar als geistig, was keine bewertung darstellen soll, sondern nur eine unterschiedliche ebene von erfahrung ist).


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Nina
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Beitrag24.09.2009 10:24

von Nina
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Alogius hat Folgendes geschrieben:
Dichtung ist immer nur eine Expedition nach der Wahrheit.

und

Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Das glaube ich.

(F. Kafka)


das kafka-zitat ist auch eins meiner liebsten von ihm. denn das glaube ich auch, dass dies ein ziel, ein zweck, vielleicht auch ein nebeneffekt von literatur ist: uns berühren, uns bewegen, uns in aufbruchstimmung versetzen, uns anregen, "wecken". sehr schönes zitat. das obere ergänzt es.

was mich interessiert: inwieweit sind euch diese punkte wichtig beim schreiben? habt ihr den leser im auge? etwas, das ihr transportieren wollt mit euren worten, gedichten, geschichten? oder liegt alles am leser?


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Biggi
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Beitrag24.09.2009 11:17

von Biggi
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Empfehlung

von Biggi
Alogius hat Folgendes geschrieben:
Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Das glaube ich.
(F. Kafka)

Eine Axt, die auf Gefrorenes einhackt, klingt alles andere als behutsam. Wenn ich als Leser ein solches Werkzeug brauche für mein Seeleneis (bei dem es laut Kafka nicht nur um die dünne Schicht obenauf geht), habe ich den Spaß am Leben bereits verloren. Dann nehme ich aber gar kein Buch mehr in die Hand.
Habe ich vor, als Autor ein solches Werkzeug zu generieren für meine Leserschaft, bin ich innerlich vielleicht auch schon nicht mehr der Weichste und der Inhalt des Buches dürfte das widerspiegeln.

"Only write from your own passion, your own truth. That's the only thing you really know about, and anything else leads you away from the pulse."
-Marianne Williamson
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Angst
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Beitrag24.09.2009 11:18

von Angst
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Nina hat Folgendes geschrieben:
was ist dir durchs schnitzen von figuren klar geworden?

Dass ich es nicht kann. *lach* Aber ich verstehe deinen Punkt. Schreiben ist als künstlerische Tätigkeit wesentlich konkreter, weil man sich hier meist direkt mit seinen Problemen, Wünschen und Gefühlen auseinandersetzt. Es ist auch die Form, in der man am ehesten von anderen verstanden wird.

Was deine Frage betrifft: Ja, ich habe den Leser immer im Auge. Um auf den Trend der hermetischen Lyrik und auch auf das Schopenhauer-Zitat Bezug zu nehmen: Mein Wunsch ist es, begriffen zu werden. Wenn sich ein Text bzw. Gedicht in tausend verschiedene Interpretationsmöglichkeiten des Lesers verzweigt, muss ich mich letztlich doch fragen, wo in dem Werk überhaupt mein Anteil steckt.

Liebe Grüsse,
Scheinheilige


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München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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Nina
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Beitrag24.09.2009 11:33

von Nina
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Empfehlung

von Nina
Biggi hat Folgendes geschrieben:
Alogius hat Folgendes geschrieben:
Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Das glaube ich.
(F. Kafka)

Eine Axt, die auf Gefrorenes einhackt, klingt alles andere als behutsam. Wenn ich als Leser ein solches Werkzeug brauche für mein Seeleneis (bei dem es laut Kafka nicht nur um die dünne Schicht obenauf geht), habe ich den Spaß am Leben bereits verloren. Dann nehme ich aber gar kein Buch mehr in die Hand.
Habe ich vor, als Autor ein solches Werkzeug zu generieren für meine Leserschaft, bin ich innerlich vielleicht auch schon nicht mehr der Weichste und der Inhalt des Buches dürfte das widerspiegeln.

"Only write from your own passion, your own truth. That's the only thing you really know about, and anything else leads you away from the pulse."
-Marianne Williamson


ich denke nicht, dass es so gemeint ist, biggi. das gefrorene meer in uns ist das, was wir als unabänderlich bewerten bzw. bewerteten. vielleicht etwas, mit dem wir uns abgefunden haben. etwas, von dem wir glauben, da gehe es nicht weiter. eine stelle, an der wir - möglicherweise aus angst - nicht mehr weiter gehen oder hinschauen wollen.

wenn dann ein text kommt, der den finger in diese wunde legt, denn es ist eine, ist es möglich, dass sie aufbricht und heilen kann. so verstehe ich es.

wenn man eine wunde hat, die nicht heilt, heilen kann, will, bedeutet es nicht zwangsläufig, dass man halbtot, desinteressiert oder suizidal ist. es bedeutet eine schwierigkeit auf unserer landkarte, ein punkt, an dem wir vielleicht scheiterten, schmerzen erlitten und wunden geschlagen wurden.

der einzige weg ist es, weich zu bleiben. sich von scheitern, schicksalsschlägen und wunden eben nicht hart machen zu lassen. es soll uns nicht verschließen, es soll uns öffnen.

.


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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag24.09.2009 12:01

von Alogius
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Ich denke, Nina hat das Zitat schon gut gedeutet.
Es geht nicht um den Dampfhammer (das sind Kafkas Texte ohnehin nicht wirklich), der das Empfinden des Lesers ins Bodenlose aufbrechen soll.
Es geht um das Innere und das Erleben, das ein Text ansprechen soll. Die Mauern, die davor errichtet sind, einzuschlagen, ist kein gewalttätiger Akt, sondern eine Frage, wie der Text den Leser berührt oder eben nicht.


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Biggi
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Beitrag24.09.2009 12:14

von Biggi
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Ist ganz gewiss Ansichtssache. Ich würde bei deiner Interpretation dann lieber von Wärme für erstarrte Stellen meiner Seele sprechen und nicht über einen Eisklotz, auf den ich mit einer Axt einhacken muss, damit sich überhaupt noch etwas rührt.
- Eine "Mauer", Tom, würde ich mir auch noch eingehen lassen. Sie wäre räumlich abgegrenzt. -
Meer ist für mich, wenn ich das Bild des Planeten Erde vor mir habe, der größere Teil zwischen Landflecken. Das würde mir Angst machen, es bis zum Grund gefroren zu wissen.
Kafka hatte seinen eigenen Stil und hat mich anhand der Texte, die ich von ihm in der Schule gelesen habe, nicht gerade davon überzeugen können, dass er ein zufriedener oder innerlich ausgeglichener Mensch war. Aber das müssen Autoren ja nicht sein. -

Nina hat Folgendes geschrieben:
wenn dann ein text kommt, der den finger in diese wunde legt, denn es ist eine, ist es möglich, dass sie aufbricht und heilen kann

Eine offene oder gar wieder aufbrechende Wunde als Bild gefällt mir auch nicht so recht. Da hätte ich zu großen Respekt davor, dass meine (Text-)Finger zu schmutzig sein könnten und womöglich noch mehr Unheil anrichten.
Wenn ich das wage, muss ich sicher sein, dass ich einen Schutzfilm über der dünnen Schorfschicht bieten kann, der sich darüber legt, damit die Selbstheilungsprozesse beginnen können.
Genau aus dem Grund sehe ich meine eigenen Schreibbemühungen vermutlich auch noch in den Kinderschuhen...

Über die Motivation und das Selbstverständnis als Autor:
Ich sehe das so, dass ich Situationen im Leben anderer Menschen beschreibe, in deren Welt der Leser mitgehen oder bestenfalls mit mir eintauchen kann.
Ich erzeuge, wenn es mir denn gelingt, Stimmungen in ihm, die er zwar grundsätzlich kennt, aber in dem Moment nie alleine darauf gekommen wäre, sie zu fühlen. Als Autor bringe ich ihn auf die Idee und hoffe, dass das Gelesene nachhaltig wirken kann, - (wenn es positive Gefühle waren),- auch wenn er aus der Welt meines Buches wieder in den Alltag zurückkehrt.
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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag24.09.2009 13:22

von Alogius
Antworten mit Zitat

Der Anspruch, den er mit diesem Zitat formuliert ist sehr hoch. Deshalb haben aus seiner Sicht die eigenen Texte dem nur selten standhalten können (eine Ausnahme ist z.B. "Das Urteil").
Das gefrorene Meer betrachte ich nicht als Eisklotz, denn das Meer ist etwas, das sich regen KANN. Aus seiner Sicht soll ein Buch es wieder in Bewegung bringen; das, was erstarrt ist, berühren und antreiben. Man mag es als Seele oder als Empfinden deuten. Es ist aber vielleicht das Bewusstsein.
Das vollständige Zitat ist sogar noch krasser formuliert. Dort erklärt er auch recht deutlich, was er meint:
Lustige und fröhliche Texte, so seine These, sind nicht wichtig, weil es eine "einfache" Empfindung ist. Erst die Ernsthaftigkeit des Themas, das Aufwühlende, bringt zum Nachdenken - und vielleicht zu einer Veränderung des bisher Gedachten. Wie gesagt: SEINE These. wink
Dass er durchaus selbstquälerische und grüblerische Tendenzen hatte, legt eine solche Sicht nahe.
Ich würde aber widersprechen, ihn zum Beispiel als unglücklich zu bezeichnen. Aus den Aufzeichnungen seiner Tagebücher wie auch aus Beobachtungen seiner Mitmenschen, geht oft anderes hervor. Die Selbstzweifel betrafen das Schreiben, Beziehungen und vor allem seine Person innerhalb der direkten Umwelt (Familie).
Aber so übersteigert, wie er oft gern betrachtet wird, ist es überzogen.

Das vollständige Zitat:

"Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst? Mein Gott, glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."


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Biggi
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Beitrag24.09.2009 15:06

von Biggi
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Empfehlung

von Biggi
Ja, so im Kontext betrachtet klingt das etwas anders. Da musste ja am Schluss noch die Steigerung her bei der stürmischen Entwicklung seiner Gedanken! Nach dem Selbstmord noch die Axt... Interessant.

Das, was davor steht, unterschreibe ich. Ganze Bücher in flacher, anspruchsloser Ausführung kann und will ich auch nicht schreiben. Eine lustige Szene mal zwischendurch, okay, man will ja unterhalten. Aber nicht über 200 oder 300 Seiten lang nur das. Schwer durchzuhalten, wenn man eigentlich ein kritischer, nachdenklicher, sensibler und emotionaler Mensch ist, wie die meisten Autoren  Cool .

Und damit lass ich's dann auch mal gut sein  Wink .
Danke, Tom.
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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag24.09.2009 15:15

von Alogius
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War doch eine interessante kleine Diskussion - und ich hatte die Gelegenheit, eines der besten Zitate über das Schreiben auszuwerfen; also alles gut. wink

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Nina
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Beitrag25.09.2009 12:28

von Nina
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von Nina
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Nina hat Folgendes geschrieben:
was ist dir durchs schnitzen von figuren klar geworden?

Dass ich es nicht kann. *lach* Aber ich verstehe deinen Punkt. Schreiben ist als künstlerische Tätigkeit wesentlich konkreter, weil man sich hier meist direkt mit seinen Problemen, Wünschen und Gefühlen auseinandersetzt. Es ist auch die Form, in der man am ehesten von anderen verstanden wird.

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Liebe Grüsse,
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nun ja, dass du es nicht kannst, ist ja auch eine wichtige erkenntnis (wobei du mit etwas übung und geduld ja vielleicht doch....) Wink

ob schreiben die form ist, mit der man ehesten verstanden wird, kommt ganz drauf an. Wink

die deutung eines textes hat viel mit dem leser zu tun. natürlich aber auch mit dem autor/in, ganz klar.
dein anteil steckt definitiv im text, egal ob er auf eine oder tausend arten interpretiert werden kann. du hast ihn schließlich geschrieben. aber es gibt sicherlich unterschiedliche arten zu schreiben, bei dem der autor/in mal mehr, mal weniger erkennbar ist.


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Beitrag25.09.2009 12:29

von Nina
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„Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen Wort ist derselbe Unterschied wie zwischen dem Blitz und einem Glühwürmchen.“


(Marc Twain)



.

na?


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Beitrag30.12.2009 13:06

von Nina
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Empfehlung

von Nina
auch wenns hier recht still geworden ist, mal wieder ein neues zitat übers schreiben. vielleicht geht ja nach den feiertagen wieder was.

 Smile



“der erste entwurf ist immer scheiße.”

(ernest miller hemingway)



ist es wirklich dergleichen desillusionierend? oder liegt das an ernest?  Smile


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Beitrag30.12.2009 14:14

von Angst
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Ein etwas längeres Zitat, das ich sehr gut nachvollziehen kann. Über das ständige Korrigieren und den quälenden Perfektionismus:

Bei der Prosa ist dieses 'Zurücktreten', dieses 'Überschauen-Können' noch schwieriger. Die Prosa treibt im Zeitfluß dahin und davon. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich dahintreiben zu lassen. Das Floß einer Konstruktion zu zimmern, habe ich stets unterlassen; wie ich 'drauflos zeichne', schreibe ich drauflos, nur sind die Folgen beim Schreiben schwerer: eine Unterbrechung, eine kurze Reise, usw. –, und ich bin nicht mehr im Zeitfluß. Und so beginne ich immer wieder von vorne, korrigiere das schon Geschriebene durch, schreibe es um.
Scheint die Prosa endlich beendet, gilt es, sie druckfertig zu machen, geht es bei der 'Endkorrektur' auch nicht anders: immer ein neues Sich-Hingeben an die Zeit, die jedes Geschriebene davonträgt. Was ich ändere, entspricht einer neuen Zeitwelle, lese ich das zur Schrift erstarrte wieder, möchte ich es auch schon geändert haben, nichts Schwierigeres, als Geschriebenes zu akzeptieren, darum der Widerwille gegen das Korrigieren, das mich zwingt, immer wieder zu korrigieren, immer noch einmal, immer wieder ein letztes Mal.


(Friedrich Dürrenmatt)

Nina hat Folgendes geschrieben:
“der erste entwurf ist immer scheiße.”

(ernest miller hemingway)

Mit dem Zitat kann ich mich identifizieren. Ob der erste Entwurf tatsächlich scheisse ist, kann ich nicht beurteilen, da ich den niemanden lesen lasse. Aber ich selbst empfinde ihn oft so.

Liebe Grüsse,
Scheinheilige


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Beitrag20.05.2010 17:14

von Nina
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von Nina
hi scheinheilige,

sorry, dass ich jetzt erst antworte. hab die ganze zeit überarbeitet und korrigiert *g*.

kenne das auch, dass ich texte oder gedichte überarbeite und überarbeite
und am schluß manchmal kaum noch was davon übrig bleibt. die zeit hilft,
hab ich festgestellt. und so kann es sein, dass ich nach einiger zeit wieder
auf das geschriebene schaue und es macht "klick". manchmal kommt das
aber nicht und bleibt eben im ordner, bis es irgendwann vielleicht mal raus
darf. im januar habe ich um die 118 gedichte geschrieben (hatte sie im
februar mal durchgezählt). gelesen hat davon niemand außer mir. ich setze auf zeit.

 Smile


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