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Mana Mensch
Alter: 39 Beiträge: 2227 Wohnort: Düsseldorf
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22.09.2009 11:47 Töten ist wie Pizza essen von Mana
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Hier ein Gedicht, zu einem Thema, dass mir schon seit einiger Zeit im Magen liegt.
Es basiert auf einen Artikel den ich im Spiegel-Online gelesen habe.
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Töten ist wie Pizza essen
Ich öffne meine Augen,
weiß nicht wie mir ist
Übler Geschmack im Mund.
Es riecht nach faulen Eiern,
Schweiß und Ungewissheit
In der Nase bohrt Joe, nach Öl.
Zwanzig Meilen vor Bagdad
Vielleicht, mein großer Auftritt
„Halt, oder ich schieße!“
Ich töte den Iraker.
Im Magen ist noch Truthahn,
die Gewissheit, gesiegt zu haben.
Joe zuckt mit den Achseln.
Aber es ist ganz anders,
töten ist wie Pizza essen
Weitere Werke von Mana:
_________________ Der Verstand schreibt mit Tinte, das Herz mit Leidenschaft...
Wissenschaft ist ein stahlharter Metalldildo zum umschnallen.- Vince Masuka
Mein Lieblingsepigramm:
"Ich selbst bin Ewigkeit, wenn ich die Zeit verlasse
Und mich in gott und gott in mich zusammenfasse." von Johannes Scheffler |
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18344
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22.09.2009 23:22
von MosesBob
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Hallo Mana!
Mein Ding ist es nicht. Den Versen fehlt untereinander das verbindende Glied. Sie wirken wie Einzelepisoden und nur mäßig zusammenhängend. Abgehackt, ein wenig zu gewollt martialisch - was schade ist, denn anhand des Titels habe ich gehofft, dass eine Pointe auf mich wartet, die sich mit breiter, provozierender, vielleicht sogar gesellschaftskritischer Brust bis zum Hüftansatz aus dem Fenster lehnt. Statt dessen steht die Pointe da wie ein Selbstmordattentäter, der, nachdem er die Klappe aufgerissen und "Für Allah!" gebrüllt hat, merkt, dass der Zünder gar nicht funktioniert. Verstehst du, was ich meine? Ich dachte, zum Schluss knallt's. Aber da kam nichts ...
Schade.
Beste Grüße,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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yt Klammeraffe
Alter: 49 Beiträge: 703 Wohnort: Sittensen
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23.09.2009 04:06
von yt
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Moin moin,
bei mir funktioniert das auch nicht,
ich bekomm das Toeten, den Truthan und die Pizza irgendwie nicht
in Einklang. Da kommt nur ein verschwurbeltes Bild bei raus.
Zitat: | Ich öffne meine Augen,
weiß nicht wie mir ist
Übler Geschmack im Mund. |
Passiert das vor oder nach dem Schuss?
Vor oder nach der Pizza?
Zitat: | Es riecht nach faulen Eiern,
Schweiß und Ungewissheit
In der Nase bohrt Joe, nach Öl. |
Das scheint eine Ortsbeschreibung gewollt zu sein.
Mir deucht die ist fluessig und ueber.
Zitat: | Zwanzig Meilen vor Bagdad
Vielleicht, mein großer Auftritt
„Halt, oder ich schieße!“
Ich töte den Iraker. |
Das verdient dann, fuer meinen Geschmack eine goldene Himbeere.
Der vielleicht liebloseste Akt.
Zitat: | Im Magen ist noch Truthahn,
die Gewissheit, gesiegt zu haben.
Joe zuckt mit den Achseln. |
Das haette genuegt.
Das ist ein Gedicht fuer sich.
In meinen Augen vollstaendig.
Zitat: | Aber es ist ganz anders,
töten ist wie Pizza essen |
*achselzuck*
Was ist ganz anders als toeten?
Ich verstehs nicht ...
Mit gut buergerlichen Gruessen,
yours truly
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Mana Mensch
Alter: 39 Beiträge: 2227 Wohnort: Düsseldorf
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23.09.2009 13:46
von Mana
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Lieber Moses, lieber yt (ich habe nie verstanden was dein Nick eigentlich bedeutet),
dass ihr das Gedicht nicht versteht, liegt wohl auch mitunter daran, dass ich Krieg und Morden nicht verstehen kann. Ich hab mich die letzten Wochen viel mit dem Kosovo, Afghanistan und auch dem Irak beschäftigt. Hab mich auch mit jemanden unterhalten der in Kosovo war, und ich hab viele frustrierende Dinge gehört. Wie zum Beispiel, dass Reporter Einheimische mit Geld bezahlen um die dazu zu bringen ein wenig herumzuballern, damit die Reporter berichten können, es würde herumgeballert werden. Ich glaub wenn es beim Krieg, oder beim töten wirklich eine Pointe gäbe, dann habe ich sie nicht verstanden. Natürlich, das ist ziemlich depressiv, aber so sieht die Realität aus. In nem Interview habe ich gelesen, wie ein amerikanischer Soldat erzählt hat, wie er jemanden getötet hat, und vorher hatte er eine ganz besondere Einstellung dazu. Er dachte jemanden zu töten würde sein Leben irgendwie verändern, aber nachdem er geschossen hat, war es ganz anders. Es war so, als würde jeden augenblick jemand sagen, "komm, lass uns eine Pizza essen". Er war so abgestumpft, dass es keine Pointe für ihn gab. Mich hat das ziemlich aus der Bahn geworfen.
Ich werd mir den Text mal gründlich zur Brust nehmen, denn so rübergekommen wie ich es wollte, ist es nicht.
Gruss Ralf
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18344
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23.09.2009 15:06
von MosesBob
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Moin Ralf!
Dass im Kosovo Leute dafür bezahlt werden, dass sie ein wenig ballern, kann ich mir gut vorstellen. Ich kenne jemanden, der zweimal dort war und im kommenden Februar nach Afghanistan fliegt. Viel ist da wohl nicht mehr los, im Kosovo. In Afghanistan sieht das natürlich ganz anders aus. Was um den Hindukusch herum passiert, dringt nur in Bruchteilen zu uns herüber. Es heißt, dass dort täglich Angriffe auf Soldaten passieren. Häufig schrillen in den Lagern die Sirenen und warnen vor einem neuerlichen Angriff, immer wieder kommt es zu Zwischenfällen in der Bevölkerung. Das Land kann einem richtig leid tun. Von der Natur her wunderschön, aufgrund seiner Lage aber auch einer der interessantesten Drehpunkte politischer bzw herrschaftlicher Interessen. Das war schon zu Zeiten Alexander des Großen so, dann kamen die Nomaden, die weißen Hunnen, die Seldschuken und Dschingis Kahn und Tamerlan, die beide einen Heidenspaß daran hatten, Siegestürme aus Menschenschädeln zu errichten. Irgend wann kamen die Russen (deren Panzer und Militärfehrzeuge noch immer auf afghanischen Autofriedhöfen vor sich hinkorrodieren), die Amerikaner - naja, und schließlich der Rest der Welt.
Das Abstumpfen der Soldaten ist eine logische Folge der heutigen Verhältnisse. Im kleineren Rahmen findet es ja schon bei uns im Wohnzimmer statt. Ich glaube, dass jeder, der aus einer solch brenzligen Krisenregion wie Afghanistan, Irak oder auch Kosovo heimkehrt, sich zwangsläufig in irgend einer Weise verändert hat, meistens vielleicht stärker, als man es selbst zugeben möchte. Eine traurige Entwicklung sind die Selbstmordraten der Soldaten, die aus den Kriegsgebieten kommen. Da sind solche Aussprüche wie "Lass uns eine Pizza essen gehen" wahrscheinlich ruckartige Reflexe, um möglichst schnell wieder zum normalen Tagesgeschehen übergehen zu können und den Wahnsinn, der sich eben noch abgespielt hat, vergessen zu können: In gewisser Weise so etwas wie eine milde Schockreaktion.
Schau halt mal, was du aus dem Gedicht noch machen kannst.
Hau rein,
Martin
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(Laotse) |
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Mana Mensch
Alter: 39 Beiträge: 2227 Wohnort: Düsseldorf
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23.09.2009 15:26
von Mana
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Wie sich jemand selbst getötet hat habe ich damals in meiner eigenen Dienstzeit mitbekommen, und das war nichtmal im Ausland. Ein paar meiner Kameraden haben damals in Ramstein Wache geschoben, So haben wir indirekt auch am Irakkrieg teilgenommen. Was man da für Sachen mitbekommt ist auch sehr traurig.
Ich werd mal versuchen eine etwas objektivere Sichtweise zu gewinnen, um den Text umzuschreiben.
Zitat: |
Das Abstumpfen der Soldaten ist eine logische Folge der heutigen Verhältnisse. |
Ich glaub, dass es das früher auch schon gab. Ob durch Gesellschaft, Religion, Patriotismus, irgendwo findet man immer eine Lücke Menschen zu soetwas zu bringen. Es gab mal ein psychologisches Experiment (Milgram, müsste jeder kennen, der sich halbwegs mit Psychologie beschäftigt), bei dem Menschen dazu gebracht wurden, anderen Menschen Elektroschocks zu geben, auch mit der Konsequenz ihn damit zu töten. Viele sind sogar soweit gegangen jemanden scheinbar zu töten. Der stärkste Motivator war dabei ein seriös erscheinender Msnn im Kittel, der meinte, es wäre wichtig für die Wissenschaft. Das Experiment war auf jede Kultur und Nationalität übertragbar. Auch die Nazis haben damals pseudowissenschaftlich argumentiert. Ich glaube, richtig verpackt, kann man die Menschen zu allem Möglichen überzeugen, und das hat Bush ja sehr schön getant
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