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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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11.07.2009 21:12 Bildnis von Alogius
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Bildnis
In der Morgendämmerung liegen das Zimmer und der Stein im verhaltenen Licht. Der Bildhauer schlägt Kante um Kante; das Gestein, erst fahl und tot, gibt langsam nach. Wo es noch unbeugsam scheint, fällt nun der erste Staub zu Boden; wo es schon in Form steht, ist ein Lächeln, so als würde es ihn mit ausgestreckten Armen einladen wollen.
Während der Stein sich vor seinen Augen verwandelt, kann der Bildhauer seinen eigenen Schatten sehen, der Schlägel und Meißel trägt, um das Werk zu beenden. Erst starr und grau, scheint das Bildnis nun lebendig. Es steht in der endlich aufgehenden Sonne, und der Schatten des Bildhauers sinkt in den Stein.
Mit erhobenen Armen, das Lächeln schaut ins Licht, begrüßt das Bildnis den neuen Tag.
Weitere Werke von Alogius:
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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12.07.2009 19:05 Re: Bildnis von Brynhilda
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Zitat: | In der Morgendämmerung liegen das Zimmer und der Stein im zögernden Licht. |
Das "zögernd" paßt hier für mich nicht hinein. Licht kann nicht zögernd sein.
Eine Alternative wäre "verhalten".
Zitat: | Der Bildhauer schlägt Kante um Kante; das Gestein, erst fahl und tot, gibt langsam nach. Wo es noch unbeugsam scheint, fällt nun der erste Staub zu Boden; wo es schon in Form steht, ist ein Lächeln, so als würde es ihn mit ausgestreckten Armen einladen wollen. |
Hier kann man ruhig gelegentlich mal ein Semikolon setzen, um die Strukturen der Sätze besser zu unterlegen.
Zitat: | Während der Stein sich vor seinen Augen verwandelt, kann der Bildhauer seinen eigenen Schatten sehen, der Schlägel und Meißel trägt, um das Werk zu beenden. Erst starr und grau, scheint das Bildnis nun lebendig. Es steht in der endlich aufgehenden Sonne, und der Schatten des Bildhauers sinkt in den Stein. |
Diese Stelle ist einfach nur genial. Das mit dem Schatten trifft mich als Leserin mitten ins Herz. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht, weil es so lebendig ist und atmet.
Zitat: | Mit erhobenen Armen, das Lächeln schaut ins Licht, begrüßt das Bildnis den neuen Tag. |
Ein gutes Ende.
So, genug, der Kritikastereien.
Ein sehr schöner Text.
Ich liebe solche Miniaturen oder Sentenzen oder wie auch immer man das nennen möchte. Ich lese so etwas sehr gern, weil solche Texte das Zwischenreich zwischen Lyrik und Prosa ausloten.
Liebe Grüße,
Ilka
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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12.07.2009 19:09
von Alogius
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Ausgebessert:
Bildnis
In der Morgendämmerung liegen das Zimmer und der Stein im verhaltenen Licht. Der Bildhauer schlägt Kante um Kante; das Gestein, erst fahl und tot, gibt langsam nach. Wo es noch unbeugsam scheint, fällt nun der erste Staub zu Boden; wo es schon in Form steht, ist ein Lächeln, so als würde es ihn mit ausgestreckten Armen einladen wollen.
Während der Stein sich vor seinen Augen verwandelt, kann der Bildhauer seinen eigenen Schatten sehen, der Schlägel und Meißel trägt, um das Werk zu beenden. Erst starr und grau, scheint das Bildnis nun lebendig. Es steht in der endlich aufgehenden Sonne, und der Schatten des Bildhauers sinkt in den Stein.
Mit erhobenen Armen, das Lächeln schaut ins Licht, begrüßt das Bildnis den neuen Tag.
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Danke für die Anmerkungen, fürs Lesen und Gutfinden.
T.
_________________ Aus einem Traum:
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Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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05.09.2009 13:31
von EdgarAllanPoe
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Das, was du da aus dem "Steinbruch der Sprache" (Zit. ehemaliger Lehrer von mir) herausnimmst, beeindruckt mich durch seine Klarheit und vor allem durch die Ruhe, die es ausstrahlt.
Sei imaginär neunfach gefedert. Im Dauerbrenner geht das ja leider nicht
Staunende Grüße,
Eddie
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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05.09.2009 13:33
von Alogius
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Herzlichen Dank, Eddi.
Das freut mich sehr!
Was sind schon Federn...
_________________ Aus einem Traum:
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Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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05.09.2009 13:36
von EdgarAllanPoe
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Zu den Federn deine eigenen Worte:
"Nun ja, es sei gepriesen und geschissen ..."
(Natürlich nur scherzhaft gemeint.)
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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05.09.2009 13:37
von Alogius
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Exakt
_________________ Aus einem Traum:
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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19.09.2009 22:47
von Jocelyn
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Hallo Tom,
gefällt!
Aber ich würde mehr Kürzung wollen, da sich Arme, Schatten, Lächeln, Licht wiederholen.
Den letzten Satz, den empfinde ich als weniger gelungen, so gewollt, die Stimmung nicht schön beendend.
Lieben Gruß, Caecilia
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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20.09.2009 11:35
von Alogius
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Moin,
meinen Dank fürs Lesen und Kommentieren.
Über die Anmerkungen denke ich nach; ich werde mal versuchen, das umzusetzen, danke Dir.
Gruß
Tom
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
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