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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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15.07.2009 19:21
von Nihil
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Hallo ELsa!
Zwei Stellen gefallen mir an diesem Gedicht ganz besonders.
Zitat: | wir soffen und prügelten uns
tanzten durch unbekannte
strassen
als ich dann ging tobtest du
weiter durch dein leben
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Ich schätze mal, es war Absicht, dass man hier wegen des Zeilenendes kurz einen anderen Sinn vermutet, bevor man in die nächste Zeile rutscht, die dem ganzen dann eine andere Färbung gibt. Vor allem das Tanzen durch Unbekannte beschreibt genial den rücksichtslosen Spaß den beide miteinander haben. Und in der letzten Strophe denkt man erst, die Liebe wäre doch etwas Wichtigeres gewesen, zumindest für den Adressaten, aber dann kommt der ernüchternde Zusatz, dass er nur durch sein eigenes Leben getobt hat. Er hat also weiter gemacht wie bisher. Das finde ich sehr stark.
Die anderen Strophen sind nötig, aber in meinen Augen nichts weiter als nett. Wie Efeu an zwei prächtigen Säulen, die das Bild vervollständigen, aber nicht unbedingt sein müssten. Lediglich das Augenblau gefällt mir als Ausdruck nicht. Das klingt mir zu gewollt nach einem Synonym für blaue Augen. Sonst habe ich aber nichts zu bemängeln.
Insgesamt ein gutes Gedicht, das vor allem von den beiden (zumindest von mir so empfundenen) Überraschungen lebt.
- Nihil
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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16.07.2009 10:16
von ELsa
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Hallo Nihil,
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Augenblau bedeutet hier zweierlei. Die blauen Augen und blaugeschlagene Augen .
Liebe Grüße
ELsa
_________________ --
schreiben ist atmen |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 31 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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14.08.2009 09:50
von EdgarAllanPoe
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Hallo Elsa!
Gestern habe ich dieses Gedicht ausgegraben und wollte nun einmal etwas dazu sagen.
Zitat: | show us the way
to the next whiskybar
oh don’t ask why |
Ein sehr schöner Einstieg, wie ich finde. Diese wenigen Zeilen aus "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" verdeutlichen sehr schön die Dekadenz der Beziehung des LIs zu dem anderen und geben dem Gedicht gleich einen anderen Klang: Hier geht es nicht nur um Liebe, sondern auch - und vor allem leider - um Konsum. In meinen Augen verdeutlichen diese paar Verse das heutige Beziehungsverhalten: möglichst viele davon haben, und keine ist langlebig.
Eins noch: Folgendes Wort
aus der vierten Strophe würde ich in "Macht" umwandeln.
Wie gesagt: ein schönes Gedicht! Hat mir gefallen!
Liebe Grüße,
Eddie
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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14.08.2009 11:31
von Alogius
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Natürlich kann man -und sollte man sicher- dieses ausnehmend faszinierende Poem mit dem von Eddi angesprochenen "leider" lesen. Heute keine Seltenheit, dass es so läuft. Dann wäre der Titel schon eine blanke und clevere Ironie.
Ich habe allerdings probiert, es auch anders zu lesen:
Die sieben Tage als wirkliches Geschenk. Dieser wilde Kerl, oder diese wilde Kerlin, rast nach dieser flüchtigen Begegnung weiter wild durchs wilde Leben, aber ein Geschenk war diese Zeit dennoch. Dann lese ich kein Bedauern, sondern einfach die geschnodderte Kenntnisnahme.
In beiden Fällen kann man die von Nihil angesprochene Überraschung lesen.
Dieser 'rücksichtslose Spaß' (Nihil) jedenfalls kam mir auch beim Lesen in den Sinn.
Vermutlich alles bekloppt, was ich nun kommentiert habe, aber als 'Weniglyriker' und lieber 'Prosamann' habe ich mit Vergnügen mehrere Lesarten getestet -funktionieren tun sie alle.
"Mächtigkeit": Lass das bloß so! Dieses Wort ist toll!!
Danke
Gruß
Tom
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2517 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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14.08.2009 22:53
von Berni
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Leben pur, animalisch. So kommt es rüber im ersten Moment. Wie bereits von anderen gesagt, beide hatten ihren Spaß die 7 Tage über. Bloß keine Gefühle, wie das Lyrich selbst sagt:
Zitat: | niemals fragte ich nach
ob du mich liebst
das wäre lächerlich gewesen |
Also auch am Ende alles roger, könnte man meinen. Wäre da nicht der Titel. Hängt hier nicht doch jemand am Erlebten?
Sehr gut umgesetzt das Thema. Bilder passen, Sprache überzeugt.
Ciao,
Bernd
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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14.08.2009 22:57
von Enfant Terrible
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Alles drin. Pures Leben, auf Pauspapier gemalt. Und hinter der aufgesetzten "Wildheit" solch eine Schwermut und Verletzlichkeit ...
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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bloody_mary Klammeraffe
Beiträge: 998
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14.08.2009 23:01
von bloody_mary
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Zitat: | Zitat: | show us the way
to the next whiskybar
oh don’t ask why |
Ein sehr schöner Einstieg, wie ich finde. Diese wenigen Zeilen aus "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" |
Und ich dachte immer, das wär ein Lied von den Doors
Tolles Gedicht. Ich hab Tränen in den Augen. Irgendwas hat mich daran enorm berührt. *schnüff* Kann grad nichts weiter dazu sagen, aber vielleicht braucht's das ja auch nicht - den Leser berühren ist wohl eh das Beste, was einem Dichter passieren kann.
Danke.
Liebe Grüße, Bloody Mary
EDIT: Hab mich wieder gefangen und mal recherchiert. Die Doors haben den "Alabama Song" gecovert. Eddie ist natürlich wieder mal besser gebildet als ich. Interessant wäre jetzt: Elsa, hast du an die Doors oder an Kurt Weill gedacht, als du das geschrieben hast?
_________________ Ich hätte dich nicht gehen lassen sollen!
(Nicht meinetwegen. Ich bin gern allein.)
Und doch: Wenn Frauen Fehler machen wollen,
dann soll man ihnen nicht im Wege sein.
(Erich Kästner)
Don't let a fool kiss you, never marry for love.
(Tom Waits)
Es kommt nicht darauf an, was man aus uns gemacht hat, sondern, was wir aus dem machen, was man aus uns gemacht hat. (Sartre) |
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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14.08.2009 23:11
von ELsa
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Hallo Eddie, dankeschön für deinen lobenden Kommentar. Fein, dass die auch das Mahagonny als Prolog gefällt und die Stimmung dadurch griffig wird. "Mächtigkeit" jedoch muss sein, davon kann ich mich nicht trennen.
Hallo Tom, ja "Mächtigkeit" muss da sein. Und es stimmt, du liest genau, diese Tage sollen wirklich ein freiwillig Geschenk des LIs ans verwegene LDu sein, diese Tage beinhalten kein Bedauern, wenn auch möglicherweise danach eins aufkommen wird, denn dem LI ist die zukunftslosigkeit dieser Begegnung wohl bewusst, wie im Text steht. Vielen Dank für deine Replik. Vor allem, wenn du eher in der Prosa daheim bist, ist das was Besonderes!
Hallo Bernd, vielen Dank. Zitat: | Also auch am Ende alles roger, könnte man meinen. Wäre da nicht der Titel. Hängt hier nicht doch jemand am Erlebten? | Na klar doch , aber nicht nut das LI, denn der Zeilensatz hier:
Zitat: | als ich dann ging tobtest du
weiter durch dein leben | ist ein Hinweis darauf, dass auch der wilde Kerl ...
Hallo Krümel, auch dir lieben Dank, ja genau, die Verletzlichkeit.
Liebe Grüße
ELsa
_________________ --
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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14.08.2009 23:15
von ELsa
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Hallo bloody mary
Wie schön! Berührung wollte ich auch erzeugen, danke, dass du es mir mitteilst.
Zitat: | Interessant wäre jetzt: Elsa, hast du an die Doors oder an Kurt Weill gedacht, als du das geschrieben hast? | Ich liebe die Doors, ist ja meine Zeit , aber ich habe an Brecht/Weill dabei gedacht, weil ich damit aufgewachsen bin. Als die Doors es gecovert haben, hab ich mich aber sehr darüber gefreut.
Liebe Dankesgrüße
ELsa
_________________ --
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