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Neuling


 
 
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Gabriele Remscheid
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 59
Beiträge: 8
Wohnort: Niederkrüchten


Beitrag29.06.2009 14:26
Neuling
von Gabriele Remscheid
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ich bin absoluter Neuling, gerade vor ein paar Monaten habe ich einen Autorenvertrag unterschrieben. Ich möchte hier gerne mal die unlektorierten Kapitel so nach und nach einsetzen, und bin gespannt auf Eure Meinungen. Was ich weiß, ist das es durch Dialoge lebendiger wirken würde. Doch es fällt mir verdammt schwer, dieses Wissen umzusetzen.

Beginne einfach mal mit Kapitel 1

Kapitel 1

Im Sommer 1964 wurde ich als erstes Kind meiner Eltern geboren. Aus Erzählungen weiß ich, das ich kein leichtes Kind war. Ich soll ein schlechter Esser gewesen sein, und meine Mutter hatte ihre liebe Not mir überhaupt  Nahrung einzuflössen. Später griff sie dann zu Tricks, Butterbrot aß ich z.B. nur wenn ich eine Tomate oder ein Gürkchen bekam. Nebenbei bemerkt, Tomaten liebe ich heute noch. Meine Oma strickte mir Bekleidung, weil die gekaufte an mir wie ein Sack hing. Ich habe an diese Zeit keine oder wenige Erinnerungen, das was ich aus Erzählungen, meiner Familie weiß oder Bilder dokumentieren.
Mein Bruder Hendrik kam vier Jahre später auf die Welt. Er war von Geburt an behindert, und benötigte die volle Aufmerksamkeit meiner Mutter. Er hatte Probleme mit den Hüften und die Sehnen an den Füssen wuchsen nicht mit. Mehrfach musste er Operationen über sich ergehen lassen, und Schienen an den Beinen tragen. Ich weiß nicht wie viel Zeit meine Mutter mit ihm bei Ärzten und in Kliniken verbracht hat. Ich weiß das ich dachte, sie hat Hendrik lieber als mich. Häufig hieß es, ich muss mich erst um deinen Bruder kümmern, warte ich komme gleich, geh noch in dein Zimmer. Noch weniger mochte ich, nein ich hasste es, wenn es hieß spiel mit Hendrik, pass mal auf ihn auf etc. Erst viel später kam ich besser mit ihm aus. Jetzt war ich gerne mit ihm zusammen, wir verbrachten viele Stunden gemeinsam. Oft saßen wir am Tisch bauten mit Legosteinen, spielten mit Playmobilfiguren. Oder unsere Kuscheltiere mussten herhalten, und wir waren die Tierärzte, die obligatorischen Mutter, Vater, Kindspiele fehlten auch nicht. Gerne hätten wir ein Haustier gehabt, unsere Eltern waren strikt dagegen.
Umso mehr genossen wir unsere Ferien auf einem Bauernhof. Wir fuhren dort viele Jahre, mehrmals im Jahr, hin und gehörten im Grunde dort fast zur Familie. Wir konnten uns im Ort frei bewegen, waren nicht in einer Stadtwohnung eingesperrt. Viele Stunden verbrachten wir im Stall, erlebten die Geburten von Kälbern, Fohlen und Ferkeln mit. Der Bauer nahm uns mit aufs Feld, oder auf die Weide. Wir gingen in den Häusern des Dorfes ein und aus, jeder kannte uns, es gab kaum Verbote. Es waren die schönsten Wochen im Jahr, die wir dort verbrachten.
Mir fiel es schwer nach drei bis vier Wochen das alte Leben in Düsseldorf auf zu nehmen. Ein Leben das aus Verboten und Regeln bestand. Freunde hatte ich dort kaum, eine Griechin aus meiner Klasse, mit der habe ich mich gut verstanden. Ich war eine Außenseiterin in meiner Klasse. Dadurch das ich die abgelegten Sachen meiner Cousinen tragen musste, nie raus durfte, und Freunde mitbringen war nicht drin. Zu dem Zeitpunkt, war ich nicht mehr die schlankste. Ich hatte begonnen Unmengen an Schokolade in mich rein zu stopfen und mit
13 oder 14 trug ich Kleidergröße 44. Im Sport war ich eine Niete, zumal unsere Lehrer gern Geräteturnen machten. Ich über einen Bock springen, ein Seil hochklettern oder Klimmzüge machen? Unmöglich. Wenn wir Ballspiele machten, war ich die letzte die in ein Team gewählt wurde, niemand mochte die Looserin im Team haben. Dann passierte im sechsten Schuljahr noch dieses Unglück im Schwimmunterricht. Da meine Eltern nie mit uns schwimmen gingen konnte ich mit elf Jahren noch nicht schwimmen, zum Amüsement meiner Klassenkameraden. Jetzt hatte ich Hoffnung, ich konnte mich endlich über Wasser halten. Ich wurde übermütig und versuchte eine komplette Längsbahn im Becken zu schwimmen. Im Tiefen (1,80m) verließen mich die Kräfte, ich schluckte Wasser und ging unter. Ich bekam Panik, spürte wie ich mich unter Wasser drehte, merkte wie die Luft weniger wurde. Es gelang mir an die Oberfläche zu kommen. Die Kameraden hielten es für einen Scherz, sie lachten, niemand kam und fragte nach, half mir. Meine Lehrerin erlaubte mir mich um ziehen zu gehen. Kein wie geht es dir, ist alles in Ordnung. Ich zog mich um, und zitternd und weinend verließ ich die Schule. Zuhause merkte meine Mutter sofort das etwas nicht stimmte, sie nahm mich in den Arm und fragte nach. Weinend erzählte ich ihr was geschehen war. Sie tröstete mich und versprach mit der Lehrerin zu reden. Dieses Versprechen hat sie zwar gehalten,die Angelegenheit war damit erledigt. Sie hat nie darüber nach gedacht das ich jetzt panische Angst vor dem Schwimmunterricht hatte. Plötzlich hieß es :“ stell dich nicht so an, du wirst es schon lernen.“ Ich lernte es nicht, ich drückte mich wann immer es ging vor dem Unterricht, und wenn ich keine Ausrede hatte, blieb ich vorne im flachen. Das tiefe Wasser machte mir Angst, sobald ich keinen Boden mehr unter den Füssen spürte, hatte ich das Gefühl ich ersticke. Meine Mutter meinte:“ Das ist doch gar nicht schlimm, ich gehe auch nur dort ins Wasser wo ich noch stehen kann.“ Von meinem Vater hatte ich grundsätzlich keine Hilfe zu erwarten. Für ihn war ich die dicke faule, er hatte nichts anderes von mir erwartet. Überhaupt hatte ich nie das Gefühl das irgendetwas was ich tat, seine Anerkennung fand. Obwohl alle meine Zeugnisse prima waren, kann ich mich na keine positive Bemerkung erinnern, ein Lob von ihm? Fehlanzeige. Der kleinste Fehler wurde von ihm bemerkt und scharf kritisiert oder  bestraft. Ich lernte früh seine Heimkehr zu fürchten, obwohl fürchten ist übertrieben, ich wünschte mir er käme nicht nach Hause. Ohne ihn war alles wesentlich lockerer und gemütlicher. Wenn er nach Hause kam änderte sich die Stimmung. Wir Kinder versuchten nicht auf zu fallen, meine Mutter war gute Ehefrau, die ihm sein Essen vorsetzte und seine Wünsche erfüllte. Nach diesem Essen ging es dann zum spazieren gehen. Wir Kinder mussten mit. Montags bis Freitags ging es durchs Viertel. Dieselben Strassen, dieselben Geschäfte. Und wir hatten uns zu benehmen. Nicht vorlaufen, nicht schmutzig machen, wehe wir übersahen eine Pfütze, ich gebe es zu mit Absicht, dann war Vater sofort sauer und der Abend gelaufen. Am Wochenende fuhren wir raus ins Grüne. Dort drehten wir unsere Standartrunden. Wenn mich jemand gefragt hätte, ich hätte ihm jede Bank am Wegrand nennen können. Diese Spaziergänge hasste ich. Mein Vater ordnete an und wir anderen hatten zu gehorchen. Es gab keine Möglichkeit diesen Familienausflügen zu entgehen. Noch nicht mal, als ich nach einer Kniepunktion ein Gipsbein hatte, durfte ich zuhause bleiben. Ich musste mit. Wir fuhren ins bergische Land, bergauf, bergab, mit dem Bein Schwerstarbeit. Dann kam eine Stelle wo es steil bergab ging. Es war ein unbefestigter von Wurzeln durchzogener Weg, vom Regen der vergangenen Tage noch matschig. Diese Stelle mochte ich nicht, wie ich sie mit Gipsbein bewältigen sollte, war mir ein Rätsel. Mein Vater bestand darauf, er machte sich über meine Angst und meine Tränen lustig. Niemand reichte mir eine Hand, alle sahen mir zu wie ich mich laut schluchzend dort hinunter quälte.  Irgendwie schaffte ich es heil unten an zu kommen, in diesem Moment hasste ich ihn.
Jahre später noch machte er sich über diese Szene lustig. Das hat verdammt weh getan.
Es hat mich enttäuscht und verletzt das meine Mutter nicht eingriff, das sie es geschehen ließ. Ich habe es nicht verstanden und heute auch noch nicht. Wie konnte sie uns lieben und gleichzeitig zulassen das er uns quälte? Ich schwor mir dies meinen Kindern nie an zu tun. Ich wollte nie so werden wie sie. Wenn wir allein waren, hatten wir viel Spaß mit ihr, dann waren wir eher wie Freunde. Wir konnten reden und zusammen lachen. Klar hatte sie ihre Regeln nach denen sie uns erzog, an die wir uns halten mussten, doch ich hatte nie wirklich das Gefühl das sie ungerecht war. Das waren die Zeiten wo ich sie grenzenlos liebte, wo sie mir das Gefühl gab ich könne mich auf sie verlassen, über alles mit ihr reden. Sobald der Zeiger der Uhr auf 16 Uhr vor rückte wurde alles anders. Wir mussten ins Kinderzimmer, sie deckte den Tisch und stand dann am Fenster um auf ihn zu warten. Wenn er dann da war, rief sie uns zu Tisch und wir aßen gemeinsam. Sie erstattete Bericht was am Tag gewesen war, was uns Kinder betraf. Und dann der verhasste Spaziergang. Um 19 Uhr hieß es dann für uns in unsere Zimmer zu gehen. Mein Vater wollte in Ruhe seine Zeitung lesen und später Nachrichten schauen, nach dem langen Tag brauchte er seine Ruhe. Ich kann mich an keinen Tag erinnern an dem er sich nach Feierabend mit uns befasst hätte, es sei denn es gab was zu kritisieren. Das Wohnzimmer war für uns tabu, Fernsehen eine große Ausnahme. Spätestens um 20 Uhr hatten wir dann im Bett zu liegen, und wehe er hörte dann noch was von uns.
Die einzigen Lichtblicke in diesen Jahren waren die Urlaube und die Wochenenden die wir bei meinen Großeltern verbrachten. Das waren Zeiten die für uns lockerer waren. Wir durften auf den Spielplatz oder im kleinen Zimmer fernsehen. Mein Opa brachte mir Fahrrad fahren bei. Zuhause bekam ich keins, weil es laut meinen Eltern in der Stadt zu gefährlich war damit zu fahren. Umso mehr genoss ich es bei meinen Großeltern zu sein, ich war ständig draußen, machte die Gegend mit dem Rad unsicher. Oma hatte noch zwei weitere Anziehungspunkte, die Badewanne, und ihre Klöße. Zuhause mussten wir uns am Waschbecken waschen, da wir in unserer Altbauwohnung kein Badezimmer hatten. Ich liebte das baden, und nutze es aus wenn wir bei Oma waren. Highlight war dann das Sonntagsessen, Sauerbraten mit selbstgemachten Knödeln, ich hätte mich da rein setzen können. Leider hat Oma mir nie gezeigt wie diese Klöße gingen, und ich kann sie heute selber nicht machen. Unsere Kindheit verlief in geregelten Bahnen. Ein Tag war wie der andere, bis auf Ausnahmen, die durch unschöne Szenen entstanden. Das war dann wenn meine Eltern stritten. Dann herrschte bei uns Eiszeit. Mein Vater konnte wunderbar schweigen, problemlos über Tage. Er ignorierte meine Mutter, und wenn es unumgänglich war mussten wir Botschafter spielen. „Sag deiner Mutter....sag deinem Vater“, ich hasste es, wollte nicht in ihre Streitereien hineingezogen werden. Das schöne an diesen Auseinandersetzungen war, die Spaziergänge fielen aus.

Weitere Werke von Gabriele Remscheid:


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Hoody
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Beitrag29.06.2009 14:52

von Hoody
Antworten mit Zitat

Hallo Gabriele Remscheid.
Schön das du hier bist. und Glückwunsch.

Abeeer:
Das Forum lebt von miteinander.
Wenn du bittest das man deinen Text durchsieht. (Bitte in richtigen Bereich posten. Hier nicht. Sondern oben  in der Talentschmiede. Da du damit arbeiten willst.)
Also wenn du willst, dass jemand dein Text ansieht, solltest du auch andere Texte kommentieren. Und dich aktiv hier beteiligen.
Darfst du denn überhaupt deine Kapiteln hier reinstellen?

lg Hubi


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Konrad Adenauer
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Pütchen
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Beitrag29.06.2009 15:31

von Pütchen
Antworten mit Zitat

Hallo Gabriele,

da hast du ja schon gleich losgelegt. Klingt auf den ersten Blick schon interessant deine Geschichte.

So viel Neues hier - ich greife dir mal unter die Arme:

Jarda hat richtigerweise die andere Rubrik angeregt. Man hätte allerdings diesen Text verschieben sollen und nicht nochmals neu in der Talentschmiede posten (das konntest du ja nicht wissen smile ). Dies können Moderatoren (du findest sie unter "Team" unter der Kopfzeile) erledigen. Einfach eine kurze PN, dann erledigen sie das. Ich habe das hier für dich schon angeregt. smile

Es gibt "Goldene Regeln" für das Hineinsetzen von Texten. Du solltest - wenn du Kritik wünscht - erst mal nur ca. 500 Zeichen hineinsetzen, da eine ausführliche Rezension sehr zeitaufwändig ist und für so einen riesigen Textblock wird so der ein oder andere davon abgeschreckt.

Und wie Jarda schon angeregt hat: Schau dir ruhig auch andere Texte an und arbeite mit ihnen. Es schult ungemein.

Was er mit damit gemeint hat, ob du es hier hineinsetzen darfst: Wenn du schon einen Autorenvertrag hast: Normalerweise nehmen Verlage nichts an, was schon irgendwo veröffentlicht wurde.

Wird dies hier keine Probleme für dich geben?

Zu deinem Text komme ich gerne später, ich bin gerade auf dem Sprung smile

Lies dich hier ins Forum rein und fühl dich Zuhause smile extra

Liebe Grüße, Pütchen


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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)

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Mardii
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Beitrag29.06.2009 21:57

von Mardii
Antworten mit Zitat

Hallo Gabriele,

ich habe deinen Text soweit gelesen, obwohl er mir etwas zu lang war.
Er ist schlüssig geschreiben und man hat keine Probleme im Lesefluss.
Aufgefallen ist mir eine inhaltliche Sache: Am Anfang schreibst du vom behinderten Bruder der Ich-Erzählerin. Bei den regelmäßigen Spaziergängen und dem einen "Höllengang", als sie ein Gipsbein hat, taucht er aber nicht auf. Zumindestens wäre es einer Erwähnung wert, dass er daran nicht teilnehmen musste, wenn es denn so ist.

Gruß von Mardii
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Gabriele Remscheid
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Beiträge: 8
Wohnort: Niederkrüchten


Beitrag30.06.2009 00:02
danke
von Gabriele Remscheid
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für den hinweis, er musste genauso daran teilnehmen, doch bei diesem spaziergang saß er noch im kinderwagen.
doch ich werde es einarbeiten.
danke
lg
gabi


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Valentina A
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Beiträge: 56



V
Beitrag03.07.2009 18:49

von Valentina A
Antworten mit Zitat

Hallo Gabriele,
zunächst möchte ich dir sagen, dass deine Geschichte bei mir unangenehme Erinnerungen geweckt hat. Unser Sonntagsritual bestand aus einem Essen im „Restaurant“ eines Großmarktes mit anschließendem Familienspaziergang – aber unter der Woche durften wir toben, spielen und Freunde einladen. Einmal wöchentlich war das Pflichtprogramm also auszuhalten… Mad

Gabriele Remscheid hat Folgendes geschrieben:
Hallo ich bin absoluter Neuling, gerade vor ein paar Monaten habe ich einen Autorenvertrag unterschrieben.

Glückwunsch! Was für ein Buch soll es denn werden?

Die von dir beschriebene unschöne Kindheit kann ich nachvollziehen, ich finde jedoch, deine Story klingt etwas zu sehr nach Protokoll/Bericht. Mir fehlen auch die Dialoge, die der Geschichte mehr Leben einhauchen.
Alles liest sich sehr abgehackt, vielleicht solltest du die jeweiligen Situationen etwas mehr beschreiben und auch mehr Gefühle einbringen.
Ich würde als Einleitung mit einer prägenden Szene aus deiner Kindheit anfangen. So in der Art:

„In fünf Minuten steht ihr alle vor der Haustür!“ ließ mein Vater im Befehlston verlauten.
Flehend blickten mein Bruder und ich unsere Mutter an, damit sie uns wenigstens heute von dem Pflichtlauf entband. Doch Mutter schaute weg und holte bereits ihren Mantel.
Nach unserer 16-Uhr-Mahlzeit folgte tagein, tagaus ein Spaziergang.
Wir Kinder mussten mit, ob wir wollten oder nicht. Montags bis Freitags führte unser Weg durch das Viertel, in dem wir lebten. Dieselben Strassen, dieselben Geschäfte. Von uns wurde verlangt, dass wir uns benehmen. Mein Vater ordnete an, wir anderen hatten zu gehorchen. Seine Devise lautete: Nicht vorlaufen, nicht schmutzig machen und wehe, wir übersahen eine Pfütze. Mein Vater war sofort eingeschnappt und der Abend für alle Beteiligten gelaufen.
Am Wochenende erfolgte eine Programmänderung – wir fuhren raus ins Grüne. Doch auch dort drehten wir schweigend unsere Standardrunden. Wenn mich jemand gefragt hätte, ich hätte ihm jede Bank am Wegrand nennen können. Diese Spaziergänge hasste ich.
Es gab keine Möglichkeit ihnen zu entkommen.

(und dann weiter mit Im Sommer 1964....)
Habe mal ein bißchen in deinem Text herumgefummelt, ist aber nur ein Vorschlag...
Zitat:
Im Sommer 1964 wurde ich als erstes Kind meiner Eltern geboren. Aus Erzählungen weiß ich, dass ich kein leichtes (leicht= Gegenteil von schwer oder eher unkompliziertes/pflegeleichtes?) Kind war. Ich soll ein schlechter Esser gewesen sein, und meine Mutter hatte ihre liebe Not mir überhaupt Nahrung einzuflössen. Später griff sie dann zu Tricks, ein Butterbrot aß ich beispielsweise nur, wenn ich dazu eine Tomate oder ein Gürkchen bekam. Nebenbei bemerkt, Tomaten liebe ich heute noch. Meine Oma strickte mir Bekleidung, weil die gekaufte an mir wie ein Sack hing (warum war das so?). Ich habe an diese Zeit keine oder wenige Erinnerungen, das was ich aus Erzählungen, meiner Familie weiß oder Bilder dokumentieren.
Mein Bruder Hendrik kam vier Jahre später auf die Welt. Er war von Geburt an behindert, und benötigte die volle Aufmerksamkeit meiner Mutter. Er hatte Probleme mit den Hüften und die Sehnen an den Füssen wuchsen nicht mit. Mehrfach musste er Operationen über sich ergehen lassen, und Schienen an den Beinen tragen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit meine Mutter mit ihm bei Ärzten und in Kliniken verbracht hat. (Wer hat sich dann um dich gekümmert? Wie hast du dich gefühlt?) Ich weiß, dass ich dachte oft, sie hat Hendrik lieber als mich. Häufig sagte meine Mutter, ich muss mich erst um deinen Bruder kümmern, warte ich komme gleich, geh noch in dein Zimmer. Noch weniger mochte ich, nein ich hasste es, wenn es hieß spiel' mit Hendrik, pass' mal auf ihn auf.

Erst viel später kam ich besser mit ihm aus. (Warum?) Jetzt war ich gerne mit ihm zusammen, wir verbrachten viele Stunden gemeinsam. Oft saßen wir am Tisch bauten mit Legosteinen, spielten mit Playmobilfiguren. Oder unsere Kuscheltiere mussten herhalten, und wir waren die Tierärzte, die obligatorischen Mutter, Vater, Kindspiele (Vater-Mutter-Kind) fehlten auch nicht. Gerne hätten wir ein Haustier gehabt, unsere Eltern waren strikt dagegen. "Tiere machen nur Arbeit und Dreck", bestimmte mein Vater und verbat sich jegliche Diskussion. Alles bitten und betteln wäre zwecklos gewesen.


Vielleicht hilft es dir etwas weiter,
viele Grüße
Valentina  Wohow
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