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schlumpfine113 Wortedrechsler
Alter: 48 Beiträge: 63 Wohnort: Schweiz
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17.06.2009 21:47 Was macht eine scheinbar ganz normale Szene spannend? von schlumpfine113
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Servus aus der Schweiz!
Ich schreibe seit Wochen an meinem Thriller, von dem ich glaube, dass er eine gute aufbaufähige Handlung hat.
Der Anfang war leicht - man muss ja "nur" den Leser sofort ins nackte Geschehen miteinbeziehen....
So, und nun muss ich eine völlig normale Szene beschreiben, die die Handlung vorwärtstreibt. Es geht darum, dass der Leser erstmals den Kommissar kennenlernt, der im Laufe der Geschichte noch eine zentrale Rolle einnehmen wird.
Der Detektive hat Eheprobleme und eine Vergangenheit. Das alles möchte ich dem Leser mitteilen jedoch damit nicht langweilig rüberkommen.
Ich möchte kurz einen kleinen Ausschnitt daraus reinstellen:
Zitat: | Max tastete nach seiner Brille auf dem Nachttisch und setzte sich lautlos auf im Bett.
Ein Blick zu Sybille hinüber sagte ihm, dass sie wohl endlich eingeschlafen war. Lautlos schlich er sich aus dem gemeinsamen Bett und schlüpfte in seine Hausschuhe.
Im Vorbeigehen schnappte er sich noch seine Wolljacke ehe er auf leisen Sohlen das Zimmer verliess und die Tür vorsichtig verschloss.
Sein Weg führte ihn als erstes in die kleine, gemütliche Küche. Er öffnete die Bar und entnahm ihr die bereits geöffnete Rotweinflasche und ein Glas.
Als er das Wohnzimmer betrat, fröstelte er. Kurzerhand entschloss er sich, ein Feuer im Kamin zu machen. Die antike Wanduhr zeigte 23.30 Uhr.
Als das Feuer schön gemütlich brannte, setzte er sich in seinen Ledersessel, legte die Füße hoch und stopfte sich eine Pfeife.
Eine liebgewordene Gewohnheit bei Kummer und Sorgen.
Der Wein schmeckte süss und tröstlich auf der Zunge und die Rauchblasen, die er mit seiner Pfeife bedächtig in die Luft blies, beruhigten ihn zunehmend.
Max seufzte hörbar.
Wieder so eine Nacht, in der er nach einem Streit mit Sybille keine Ruhe fand.
In letzter Zeit gerieten sie ständig aneinander. Der Grund dafür war wohl, wie schon in seiner ersten Ehe sein Beruf, der es mit sich brachte, dass er oft erst mitten in der Nacht und manchmal sogar überhaupt nicht nach Hause kam.
Ab und zu kam es auch vor, dass er nur kurz zu Hause vorbeifuhr, um sich frisch zu machen, ehe ihn sein Job und seine Kollegen wieder beanspruchten. Zeit für seine Familie blieb ihm nur sehr wenig, manchmal überhaupt keine. Wie sehr hatte er auf das Verständnis seiner Frau gehofft. Vergebens.
Sein Herz wurde ihm schwer, wenn er an Sybille dachte.
Er betrachtete das Bild vor sich auf dem Schreibtisch, seine junge, schöne Frau und die zwei Kinder. Wie waren sie mal glücklich gewesen. Er liebte sie, ja, aber er liebte auch seinen Beruf.
Er fühlte, wie sich seine Brust zuschnürte und öffnete schnell das Fenster. Angenehm kühle Luft strömte ins Zimmer.
Irgendwo in der Dunkelheit hörte er Partygelächter und laute Autohupen. In der Ferne konnte man das dumpfe Grollen eines vorbeifahrenden Zuges ausmachen.
Max atmete tief ein und nahm einen zünftigen Schluck Rotwein.
Etwas schwermütig und hundemüde setzte er sich zurück in seinen Ledersessel und stellte ihn in Liegeposition.
Er lauschte weiter den Stimmen der Ausgehfreudigen und genoss den kühlen Abendhauch.
Irgendwann sank er in einen traumlosen, unruhigen Schlaf. |
Der neue Abschnitt beginnt danach damit, dass sein Partner laut an die Tür poltert um ihn an einen neuen Tatort mitzunehmen....
Meine Frage an Euch: Wie geht ihr an solche Zwischenstellen ran? WAS macht sie interessant und trotzdem lesenswert?
Wie findet Ihr meinen Text - ist der stinklangweilig oder fasse ich mich genügend kurz um den Leser nicht zu verlieren?
Bin gerade etwas ratlos und verirre mich in meinem eigenen Thriller!
Bitte dringend um Hilfe!
LG
Schlumpfine
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wallenstein Eselsohr
W Alter: 61 Beiträge: 331 Wohnort: Duisburg
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W 17.06.2009 23:34
von wallenstein
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Hallo schlumpfine113,
an und Pfirsich ist es doch schon recht lebendig erzählt
Aber du hast Recht, es geht noch besser.
Zuerst einmal fällt auf, dass du sehr distanziert von seinen Gefühlen berichtest, etwa hier:
Zitat: | Zeit für seine Familie blieb ihm nur sehr wenig, manchmal überhaupt keine. Wie sehr hatte er auf das Verständnis seiner Frau gehofft. Vergebens.
Sein Herz wurde ihm schwer, wenn er an Sybille dachte. |
Da könnte ich das heißgeliebte Show don't tell heranzitieren und dir raten, mehr zu zeigen. Ich versuche es:
Er sah auf die Uhr: Verdammt, es war nach 22 Uhr, hatte er Sybille nicht hoch und heilig versprochen heute vor 21 Uhr zuhause zu sein? -- Max, es ist unser Hochzeitstag, hatte sie gesagt und ihn mit hängenden Schultern angesehen, ich erwarte ja gar nicht, dass wir ihn zusammen verbringen, aber kannst du -- er spürte, wie es ihr schwer fiel weiter zu reden, kannst du gegen 21 Uhr zuhause sein?
Als Autorin hast du es zudem schwer, als ein Mann zu denken und zu schreiben. Du schreibst: "Sein Herz wurde ihm schwer, wenn er an Sybille dachte." Das ist im Show don't tell-Sinne distanziert, aber auch und ganz besonders deswegen, weil es Frauensprache ist. Korrigier mich, wenn ich falsch liege, aber Männer ticken anders. Heute habe ich in einem anderen Zusammenhang, aber eben doch diesbezüglich gelesen: "die Frau hat im Ruhestadium immer einen Gefühlsanspruch, sie hat eine andere körperlich-seelische Verfassung als der Mann, den es an allen Ecken und Enden drückt."
Dieses Drücken, dieses Haltlose, das Nicht-Reflektieren der Beziehungen um ihn herum, ist der kleine Unterschied. Wenn ich mich also in ein Territorium vorwage in dem ich eigentlich nicht zuhause bin -- eben aus Sicht des Mannes zu schreiben, versuche ich immer wenigstens das Klischee zu bedienen. Wenn ich das nicht tue und meine eigene (Frau!) Sicht auf die Dinge kultiviere, wirkt es schnell verwässert und gerade diesen Eindruck habe ich bei deiner Textprobe.
Ich zeige besser anhand von Einzelszenen:
Zitat: | Als das Feuer schön gemütlich brannte, setzte er sich in seinen Ledersessel, legte die Füße hoch und stopfte sich eine Pfeife.
Eine liebgewordene Gewohnheit bei Kummer und Sorgen.
Der Wein schmeckte süss und tröstlich auf der Zunge und die Rauchblasen, die er mit seiner Pfeife bedächtig in die Luft blies, beruhigten ihn zunehmend. |
Süss ist das, was Frauen mögen, Männer mögen es herb und trocken. Wie gesagt: sicherheitshalber aufs Klischee setzen! Auch "beruhigten ihn zunehmend", fasst zu sehr ans Herz. Ein Mann-Attribut wäre: "ließ wieder Klarheit in seine Sinne." Also, nicht vergessen: den Mann drückt es an allen Enden, er will weder rund noch kuschelig sein, auch nicht süß (und "schön gemütlich" am Satzanfang klingt nach Katzenkuschel-Yogadecke, die würde ein ER *nie* im Leben anfassen!)
Zitat: | Ab und zu kam es auch vor, dass er nur kurz zu Hause vorbeifuhr, um sich frisch zu machen, ... |
Auch das ist typisch Frau. Was juckt den Mann, ob er frisch ist? Fehlt nur noch, dass er seine Nägel poliert und das Ganze ab und zu. UUURRGGHHH
Zitat: | Er betrachtete das Bild vor sich auf dem Schreibtisch, seine junge, schöne Frau und die zwei Kinder. Wie waren sie mal glücklich gewesen. Er liebte sie, ja, aber er liebte auch seinen Beruf. |
Was sollen die Leser jetzt denken, was sollen sie fühlen?
Versuch dich in Fallhöhe!
Max, ich gebe dir eine Woche Zeit. Entweder du hast diesen ach-so-dringenden Fall gelöst, oder du kommst zurück nach Hause und bist allein, denn ich ziehe weg.
Schatz, Schatz, mach keinen Ärger. Denk doch, wir waren einmal glücklich!
Ja, lange vor unserer Zeit! Ja, entweder du sagst zu deiner Familie Ja oder zu deinem Beruf. Du hast die Wahl.
Sybille! Er paffte kopfschüttelnd an seiner Pfeife. "Schau mich an!"
Nix mehr mit schau mich an. Sie schnaubte. Wir oder dein Beruf.
Scheiße, dachte er, ich liebe euch beide.
Zitat: | Er lauschte weiter den Stimmen der Ausgehfreudigen und genoss den kühlen Abendhauch. |
Ich sagte: alles, was das Kommunikationsgen betrifft: stimmen lauschen, Frieden stiften, sich unterhalten, über Beziehung nachdenken, das gehört zur FRAU. Männer lauschen der Technik, dem Surren der Festplatte, dem Rangieren von Loks oder meinetwegen dem Scheppern einer Blechdose auf dem Asphalt. Aber nie (!) den Stimmen von Ausgehfreudigen.
Ich will nicht mein Mütchen kühlen, eventuell Männerhass zum Ausdruck bringen oder Ähnliches. Ich weiß auch, dass Männer ebenso anders sein können. Aber als Frau hast du es schwer, sie so zu zeigen -- wenn du nicht einmal das Klischee kennst.
Mein Tipp ist daher ungewöhnlich: verbieg dich nicht, sondern mach aus deinem Max einen Maxie. Ich wette, dass dann alles fluppt.
Schöne Grüße und gute Nacht,
wünscht wallenstein
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Ana Wortedrechsler
Alter: 62 Beiträge: 91
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18.06.2009 04:58
von Ana
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Hallo Schlumpfine,
Wallenstein hat es schon geschrieben: Show don't tell - und Konflikte.
Was wäre, wenn ...
sich die Dame schlafend stellt (hört er vllt. am Atem oder weil sie sich umdreht)
dein Kommissar nicht einfach sooo aufsteht, sondern weil sein Partner an die Tür poltert/anruft
die Dame einen giftigen Kommentar ablässt oder droht (wenn du jetzt gehst, bin ich nicht mehr da, wenn du heimkommst, falls du überhaupt noch weißt, was ein Heim ist)
sich dein Kommissar bei seinem Partner über seine gescheiterte 1. Ehe auslässt und die Befürchtung äußert, dass die 2te Ehe auch den Bach runtergeht.
_________________ Liebe Grüße
Ana |
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schlumpfine113 Wortedrechsler
Alter: 48 Beiträge: 63 Wohnort: Schweiz
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18.06.2009 06:24
von schlumpfine113
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Guten Morgen Ihr zwei, und danke für Eure Antworten.
Ich muss mich erst mal kurz fassen - meine zwei kleinen Kinder wachen jeden Moment auf und stellen das Haus auf den Kopf!
@Wallenstein
Du hast mir grad so richtig die Augen geöffnet. Ich habe tatsächlich die Szene mit Fraulichen Emotionen geschildert - jetzt wird es mir so richtig klar! Wahrscheinlich hat es sich darum beim Schreiben auch so schwierig und irgendwie unpassend angefühlt! Sicher habe ich es unterbewusst bereits geahnt.
Aus meinem Max einen Maxie (oder meintest Du eine Maxi?) zu machen, das möchte ich nicht. Max ist ein echter Kerl (auch wenn man das hier wirklich nicht lesen kann) und ich habe noch viel mit ihm vor
Ich werde auf jeden Fall die Szene total überarbeiten oder gegebenenfalls sogar ganz weglassen / abändern. Ursprünglich gab es diese Kuschelszene mitten in der Nacht nicht - es fing mal ganz anders an...darf ich?
Zitat: | Ja, ja, ich komme ja schon.“
Noch etwas benommen stolperte Kommissar Max Roth aus dem Bett. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es bereits 6.15 Uhr war, eigentlich gar nicht so früh, wäre er nicht erst um 4.00 Uhr ins Bett gekommen. Eilig schlüpfte er im Vorbeigehen in den Morgenmantel, fischte mit dem rechten Fuss die Hausschuhe unter dem Bett hervor und stürzte immer 2 Stufen nehmend die Treppe hinunter. Das Klingeln der Tür hatte aufgehört, dafür wurde nun heftig gegen die Tür gehämmert. „Zum Kuckuck, was soll denn das?“ Hastig riss Max die Tür auf
„Du? Was machst denn Du um diese Uhrzeit hier?“
Sein Freund und Partner Andreas Martin wirkte munter und ausgeschlafen.
„Morgen Max, ich weiss, du bist noch nicht allzu lange zu Hause, hast Du schon geschlafen? Die brauchen uns unten am Fluss. Ein Spaziergänger hat eine Frau tot aufgefunden.“
Max kratzte sich am Kopf.
„Ein Spaziergänger? Was macht den der zu so früher Stunde unten am Fluss? Komm erst mal rein. Gib mir 5 Minuten. Du kannst in der Küche warten!“
mit diesen Worten hastete er die Treppe hinauf, den kurzen Flur entlang ins Badezimmer.
Das kalte Wasser, dass er sich ins Gesicht spritze fühlte sich angenehm erfrischend auf seiner Haut an, konnte jedoch seine schlechte Laune nur mässig heben. Ein Blick in den Spiegel ließ ihn für einen kurzen Moment zusammenzucken.
Mensch Alter, was ist nur aus dir geworden, Du alter Griesgram? Kein Wunder läuft dir schon die 2.Frau davon!
Sein Gesicht wirkte müde und abgespannt. Tiefe Falten hatten sich über die Jahre hinweg gebildet. Die Augen hatten irgendwie den Glanz verloren und schauten ihm ausdruckslos entgegen.
Er registrierte die kurzen, harten Bartstoppeln, die sich über Nacht gebildet hatten. Nun, es war keine Zeit für eine Rasur. Eilig verließ er das Badezimmer, schlüpfte im Schlafzimmer in seine Jeans, die er vor wenigen Stunden erst über einen Stuhl gehängt hatte und warf sich ein frisches T-Shirt über. Im Vorbeigehen fischte er sich noch ein Paar frische Socken aus der Schublade, stopfte Handy und Dienstausweis in die Gesässtasche und zog sich seinen Pistolengurt über.
Als er die Treppe hinunter rannte, stolperte er auf der letzten Stufe. „Verdammter Mist!“
Andreas empfing ihn schon unten an der Treppe. „Können wir?“ Anstatt einer Antwort bekam er nur ein widerwilliges Kopfnicken zu sehen.
Sie stiegen in den blauen Volvo, den Andreas als Dienstauto benutzte.
Andreas hielt Max einen Pappbecher mit starkem, dampfendem Kaffee unter die Nase. „Hier Chef, extra für dich besorgt.“ Ein freches Grinsen begleitete seine Worte.
Sie fuhren den kurzen Weg zum Fluss hinunter ohne ein einziges Wort zu wechseln. Auf den Strassen war an diesem frühen Samstagmorgen noch nicht allzu viel los. Es regnete in Strömen und vermutlich würde sich niemand freiwillig auf die Strasse begeben, wenn er nicht müsste.
Einige wenige Ladenbesitzer öffneten bereits ihre Türen in der Hoffnung auf einen Umsatzstarken Verkaufstag. |
Vielleicht ist das schon etwas besser? Auf jeden Fall muss ich immer wieder an der einen, wichtigen Regel arbeiten: Show don't tell!
Liebe Grüsse und vielen Dank fürs Helfen - bin schon wieder einen Schritt weiter.
Schlumpfine
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Ana Wortedrechsler
Alter: 62 Beiträge: 91
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18.06.2009 06:56
von Ana
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Hallo Schlumpfine,
die neu eingestellte Version liest sich besser.
Allerdings: ist es wirklich wichtig, ob er mit dem rechten Fuß die Schlappen hervorangelt? *fischte mit dem Fuss die Hausschue unter dem Bett hervor* würde m. E. genügen. Der Flur kurz oder lang ist - *hastete den Flur entlang* genügt. - Auf solche Dinge würde ich den Text noch einmal durchforsten
Zitat: | Das kalte Wasser, dass er sich ins Gesicht spritze fühlte sich angenehm erfrischend auf seiner Haut an, |
wo sollte es sich sonst erfrischend anfühlen?
Zitat: | schlechte Laune nur mässig heben. |
mit *heben* machst du schon deutlich, dass er schlechte Laune hat. Schlecht könntest du also ebenfalls streichen.
Zitat: | Ein Blick in den Spiegel ließ ihn für einen kurzen Moment zusammenzucken. |
Zucken beeinhaltet, dass es nur für einen Wimpernschlag ist. Genauso *Moment* - der ist immer kurz. Kurzen Moment zusammenzucken wäre also 3 x der gleiche Zeitraum in 3 Worten.
Zitat: | Sein Gesicht wirkte müde und abgespannt. Tiefe Falten hatten sich über die Jahre hinweg gebildet. Die Augen hatten irgendwie den Glanz verloren und schauten ihm ausdruckslos entgegen. |
Der erste Satz ist eine Behauptung mit den beiden anderen *Zeigst* du. Deswegen würde ich den ersten Satz streichen. *irgendwie* ist nichtssagend - streichen
Zitat: | Er registrierte die kurzen, harten Bartstoppeln |
warum lässt du ihn nicht mit der Hand über das Kinn streichen?
Zitat: | die er vor wenigen Stunden erst über einen Stuhl gehängt hatte |
damit wiederholst du praktisch den Sachverhalt *6.15 Uhr war, eigentlich gar nicht so früh, wäre er nicht erst um 4.00 Uhr ins Bett gekommen.*
Zitat: | Im Vorbeigehen fischte er sich noch ein Paar frische Socken aus der Schublade, |
und
Zitat: | Eilig schlüpfte er im Vorbeigehen in den Morgenmantel, fischte mit dem rechten Fuss die Hausschuhe unter dem Bett hervor |
fällt dir was auf?
Zitat: | stolperte er auf der letzten Stufe. |
ja - und? Nur stolpern ohne Folgen? Uninteressant. Anders wäre es, wenn er sich den Fuß verstaucht und später ein Verdächtiger bei der Verfolgungsjagd deswegen entkommt. Oder er bedrängt wird und Polizeiausweis und/oder Pistole zücken will, und bemerkt, dass er sie wohl bei dem Stolpern verloren hat und deswegen Ärger bekommt.
_________________ Liebe Grüße
Ana |
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wallenstein Eselsohr
W Alter: 61 Beiträge: 331 Wohnort: Duisburg
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W 18.06.2009 07:28
von wallenstein
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Guten Morgen Schlumpfine,
Ana hat schon die wichtigen Dinge aufgezählt. Lass ihn um Himmels Willen nicht vor dem Spiegel stehen und sein Aussehen reflektieren. Auch nicht über Beziehungen. Falls das nötig wird, spiegele dies durch die Anderen ("Mein Gott, wie du heute wieder aussiehst!")
Ich möchte dir raten allgemein etwas tougher und gebündelter zu schreiben.
Gebündelter:
Zitat: | Noch etwas benommen stolperte Kommissar Max Roth aus dem Bett. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es bereits 6.15 Uhr war, eigentlich gar nicht so früh, wäre er nicht erst um 4.00 Uhr ins Bett gekommen. Eilig schlüpfte er im Vorbeigehen in den Morgenmantel, fischte mit dem rechten Fuss die Hausschuhe unter dem Bett hervor und stürzte immer 2 Stufen nehmend die Treppe hinunter. |
Das sind fast 50 Prozent, die hier weggestrichen worden sind und der Text funktioniert immer noch. Zeit ist Geld, denk daran!
Bei diesen Füllseln schlägt wieder das weibliche Kommunikationsgen durch, frau legt sich nicht gern fest, lässt Verhandlungsspielraum: "noch etwas", "stellte fest", "eigentlich", "gar nicht". Da schwingt recht viel sprachliche Unsicherheit mit, wie ich meine, und es schippert stets hart am Füllwortüberhang vorbei.
Wenn diese Füllsel verschwinden und nun noch die Männersicht tougher ausgearbeitet wird, hast du's:
Benommen stolperte Roth aus dem Bett. Scheiße, 6.15 Uhr, war doch erst um 4.00 Uhr ins Bett gekommen! Wo ist der Morgenmantel? Ah! Mit dem Fuss fischte er die Hausschuhe unterm Bett vor. "Ja, ich komm ja schon!" Er eilte die Treppe hinunter.
Auch der Blick in den Spiegel, das Reflektieren seiner Beziehung und seines Aussehens sind überhaupt nicht männlich. Das könntest du allerdings kultivieren, indem du ihn homosexuell machst und ihm einen männlichen Ehepartner zur Seite stellst
Am besten wäre, hier noch aus ihm (Max) eine Kommissarin (Maxie) zu machen, denn du musst jetzt gehörig "auf Mann umschalten" und das ist zudem schwer, wenn du nicht sehr routiniert im Schreiben ist. Gerade ein Thriller verlangt viel Präzision, er wird dir noch einiges abverlangen. Aber der wenig männliche Kommissar ist eine weitere schwere Hürde. Du machst es dir vllt. unnötig schwer.
Auf die Schnelle empfehlen kann ich Bukowski zu lesen. Ich denke, niemand schreibt annähernd derart männlich-tough. Wenn du ein paar Seiten gelesen hast, färbt das automatisch auf deinen Schreibstil ab, da bin ich sicher
Dann solltest du -- komme was wolle, jede Szene, nachdem sie fertig geschrieben worden ist, auf etwa 15 Prozent kürzen (Word --> Extras --> Wörter zählen). Wenn du dir einmal angewöhnt hast, dich des Ballasts zu entledigen, schreibst du automatisch komprimierter, aber dieser Automatismus kommt nicht von alleine.
Soweit so Morgenandacht
Ich bin sicher, es wird gelingen!
LG, wallenstein
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Gast
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18.06.2009 08:42
von Gast
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Hallo Schlumpfine,
ich bin froh, dass die vielen unnötigen Füllsell zur Sprache kamen. Dein Text strotz davon. Als wichtigsten Tipp kann ich dir empfehlen die Dinge in der richtigen Reihenfolge spielen zu lassen.
Das Wasser, das er sich ins Gesicht..../ Warum solche Sätze? Warum kann da nicht einfach stehen, dass er sich das Gesicht mit kaltem Wasser wäscht? Denk nicht zu kompliziert und erzähle deine Geschichte so, wie du sie einem Freund erzählen würdest.
Grüße
Bobbi
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schlumpfine113 Wortedrechsler
Alter: 48 Beiträge: 63 Wohnort: Schweiz
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18.06.2009 11:02
von schlumpfine113
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Danke Euch allen dreien!
Da hab ich ja ganz schön was zu tun! Aber das ist genau das, was ich hier finden möchte - meinen eigenen Schreibstil. Und wenn ich dafür viel Zeit benötigen werde, tja, dann soll es halt so sein!
Ich will keine Kommissarin - damit kann ich mich - auch aufgrund meiner weiteren Story nicht anfreunden.
Ich glaube auch, dass es mir gelingen wird, aus dem Max noch einen richtigen Kerl zu machen! Ganz bestimmt! Es ist nämlich gar nicht so, dass ich diese Männersicht nicht nachvollziehen kann oder gar nicht kenne....nein, aber irgendwie hatte oder habe ich noch nicht den Mut, das auch so zu Papier zu bringen. Wollte eben mal brav sein
Ihr werdet sehen, ich kann noch ganz anders!
Vielen Dank für Eure konstruktive Kritik und ich freue mich schon wieder auf Eure Texte!
@Wallenstein
Wo bleibt denn nun der Sex? Muss ich mich wirklich für den Redlight-District anmelden?
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wallenstein Eselsohr
W Alter: 61 Beiträge: 331 Wohnort: Duisburg
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6380 Wohnort: USA
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18.06.2009 13:34
von Murmel
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wallenstein hat Folgendes geschrieben: | Ich will nicht mein Mütchen kühlen, eventuell Männerhass zum Ausdruck bringen oder Ähnliches. Ich weiß auch, dass Männer ebenso anders sein können. Aber als Frau hast du es schwer, sie so zu zeigen -- wenn du nicht einmal das Klischee kennst.
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Wird das ein Thriller für Frauen, oder für Männer? Das ist ganz wichtig zu wissen, bevor du dich entscheidest wie männlich deine Sprache werden soll.
Aber es gibt noch etwas anderes, was mich stört: schon wieder ein Eheproblem, das mit dem häufigen berufsbedingten Fernbleiben des Herrn zusammenhängt. Das ist so typisch Frau.
Ack.
_________________
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schlumpfine113 Wortedrechsler
Alter: 48 Beiträge: 63 Wohnort: Schweiz
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18.06.2009 13:43
von schlumpfine113
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Juhu Murmel!
Zitat: | Aber es gibt noch etwas anderes, was mich stört: schon wieder ein Eheproblem, das mit dem häufigen berufsbedingten Fernbleiben des Herrn zusammenhängt. Das ist so typisch Frau. |
Da könntest Du allerdings recht haben. Ich werde mir vielleicht ein anderes Problem suchen - davon gibt es ja genug!
Zitat: | Wird das ein Thriller für Frauen, oder für Männer? Das ist ganz wichtig zu wissen, bevor du dich entscheidest wie männlich deine Sprache werden soll. |
Hmmm, muss man sich festlegen, ob ein Buch für Männer oder Frauen ist? Ich denke, ich werde einen Mittelweg suchen.
Lg
Schlumpfine
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6380 Wohnort: USA
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18.06.2009 13:57
von Murmel
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schlumpfine113 hat Folgendes geschrieben: | Hmmm, muss man sich festlegen, ob ein Buch für Männer oder Frauen ist? Ich denke, ich werde einen Mittelweg suchen. |
Im Prinzip sollte man das, vor allem im Hinblick auf die überwiegend weibliche Leserschaft. Ich mag Bücher für Männer (meistens von Männern geschrieben!) und da sind die Anforderungen der genauen Kenntnisse männlicher Verhaltensweisen noch wichtiger.
_________________
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schlumpfine113 Wortedrechsler
Alter: 48 Beiträge: 63 Wohnort: Schweiz
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18.06.2009 14:09
von schlumpfine113
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Hallo Murmel,
Ok, danke für den Hinweis. Ich werde mir Gedanken machen!
Liebe Grüsse
Schlumpfine
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