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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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20.05.2009 09:42 Bumm! von ELsa
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Bumm!
Ritchie war dick. Immer schon.
Seit dem Kindergarten sind wir befreundet. Damals beschützte ich ihn vor tätlichen Angriffen, aber den Spott konnte ich nicht von ihm abwenden. Am liebsten hätte ich
meinem Freund Ritchie Ohrstöpsel verpasst.
„Macht mir nix aus, Marvin, ehrlich“, sagte er stets mit gedämpfter Stimme, „ich tu so, als ginge es mich nichts an.“
Körperlich bin ich die Hälfte von ihm, in der Breite und Länge. Aber ich bin flink beim Zuschlagen.
Am Tag unserer Einschulung, bekamen wir die Namen „Dick“ und „Doof“ aufgesetzt. Eine Woche später hatte ich allen klar gemacht, wie der Hase läuft. Auch dem Turnlehrer.
„Wollen Sie verantworten, dass mein Freund tot umfällt?“
Er lachte und klopfte mir auf den Scheitel. „Bist ein guter Kerl, Marvin. Keine Angst, Ritchies Mutter hat das bereits mit einem Attest erledigt.“
Während des Turnunterrichts hockte Ritchie rund wie ein Sack Kartoffeln auf einer der Bänke am Rand und schaute zu, wenn wir durch die Gegend sprangen.
„Hey, besser so“, tröstete ich ihn, weil er so traurig schaute.
„Klar, Marvin, bist ein echter Freund“, antwortete er. Er schubste mich liebevoll und so überschwänglich, dass es mich auf den Boden setzte.
Wir kämpften uns durch bis zum Abitur, besser gesagt, ich kämpfte und Ritchie half mir beim Lernen. Wir waren wie Pech und Schwefel. Unterdessen wuchs er zum Riesen heran.
Anschließend belegten wir dieselben Studienfächer und teilten uns die Bude. Nachts lauschte ich seinen gepressten Atemzügen; manchmal klang das Ausatmen wie ein Jammern. Ein anderer an meiner Stelle wäre vermutlich ausgeflippt, aber ich hatte mich an das Geräusch gewöhnt, es klang anheimelnd, als würde der Wind ums Haus heulen.
Weniger gut kam ich mit seiner Fresssucht zurecht. „Dein Herz macht das nicht ewig mit“, sagte ich.
„Und?“ In diesem Punkt war Ritchie ein sturer Hund. Demonstrativ briet er sich noch ein paar Eier mit Speck und verschmähte meinen gesunden Brokkoliauflauf.
Wir waren nun zwanzig Jahre alt, und Ritchie hatte noch nie mit einem Mädchen geschlafen. Zum Geburtstag schenkte ich ihm die Entjungferung bei einer Prostituierten. Sie war ein besonders schönes Wesen; dennoch kam Ritchie nach zwei Stunden unverrichteter Dinge wieder.
„Tut mir leid, Marvin, es ist nämlich so, dass ich keine Mädchen mag.“
Bumm.
Nachdem ich das verdaut hatte, sagte ich: „Heißt das, du stehst auf Jungs?“
Ritchie schlug die Augen nieder. „Ich mag nur dich, Marvin. Verzeih mir.“
Ich ging zu einer Studienkollegin und vögelte mir die Seele aus dem Leib.
Von jetzt an deutete ich jeden Blick von Ritchie, der länger als eine Viertelsekunde dauerte, als stummes Flehen. Ich konnte nicht darüber reden, sein nächtliches Schnaufen und Stöhnen wurde mir zum Albtraum. Ich trank, ging nicht mehr zur Uni, prügelte mich in Kneipen herum und schleppte jede Frau ab, die ich erwischen konnte.
Ritchie bezahlte meine Miete, die Drinks und alles, was ich sonst noch zum Leben brauchte, denn meine Eltern strichen mir das Geld, als ich keine Prüfungsergebnisse mehr vorzuweisen hatte.
„Ich wollte dich nicht erschrecken, Marvin“, sagte er unglücklich.
„Ich habe bloß ‛ne schlechte Phase, das wird schon wieder.“
Aber natürlich beschäftigte mich ein Gedanke ohne Unterlass: Auf eine gewisse Weise liebte ich Ritchie ja, aber könnte ich so weit gehen? Betrachtete ich seine schwabbelnde Unförmigkeit, überfiel mich die Angst, erdrückt zu werden. Was mich daran aber komplett fertig machte, war, dass mich die Überlegung, mit einem Mann in die Falle zu gehen, nicht abstieß! Was war nur los mit mir?
Ich wollte der Sache auf den Grund gehen und besuchte eine Gay-Bar, riss mir einen schmächtigen Kerl auf und stieg mit ihm ins Bett. Kurzum, es war unglaublich! Ein völlig anderer Lustgenuss. Ich vergaß mich, gab mich hin.
Meinem Freund Ritchie ging ich von da an aus dem Weg, ich konnte ihm nicht mehr in die Augen schauen, ich hatte ihn betrogen; er wusste wohl schon viel früher über mich Bescheid. Ich kam erst morgens heim, wenn er bereits in den Vorlesungen saß, und haute ab, ehe er zurück war. Er ließ mir Botschaften auf dem Küchentisch liegen: Pass auf dich auf, Marvin – mach dich nicht verrückt, Marvin – wir bleiben Freunde, Marvin, nichts kann uns trennen.
Nach Wochen hatte ich das Gefühl, mich nüchtern gesoffen zu haben. Sex hatte ich keinen mehr gehabt, seit dem einen Mal mit dem Typ. Und ich konnte einfach nicht mehr. Erschöpft blieb ich zu Hause und saß mit Ritchie in der Küche. Er hatte gekocht. Für sich Brokkoligemüse mit Olivenöl, über das er eine ganze Zitrone auspresste. Mir tat er Fleisch und Kartoffel auf.
„Mehr isst du nicht?“ Ich musterte ihn erstmals seit ewigen Zeiten, wie mir schien. Ritchies Körper hatte Kontur angenommen, wo einst Fettwülste quollen, begannen sich Muskeln zu definieren. Als er meinen Blick bemerkte, legte er die Gabel weg und stand auf. Lächelnd drehte er sich einmal um die eigene Achse.
„Zwanzig Kilo mit Sport und Brokkoli! Die grünen Röschen strotzen nur so vor Magnesium. Das hat mein Herz gestärkt und“, Ritchie riss sich das Hemd herunter, ballte die Faust und zeigte mir einen Bizeps von der Größe des K2, „aus Fett Muskel geformt. Aus Schwabbel wird schön langsam ein richtiger Kerl.“ Er strahlte. „Noch mal zwanzig runter und ich bring nicht mehr als neunzig auf die Waage.“
„Mann, Mann“, war alles, was ich herausbrachte.
Ritchie war wunderschön. Total cool stand er vor mir und lachte laut.
Nichts mehr von dem ängstlichen Murmeln in seiner Stimme, sagte er: „Was ich dir eigentlich noch sagen wollte, ich habe endlich eine Freundin. Sie ist ganz toll, Marvin.“
Bumm.
© Elsa Rieger
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Nina Dichterin
Beiträge: 5000 Wohnort: Berlin
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20.05.2009 09:56
von Nina
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Guten morgen Elsa,
unverschämterweise habe ich nur den Anfang Deiner Geschichte gelesen. Ein paar Dinge sind mir dort gleich aufgefallen. Ich mach mal ein paar Vorschläge, Du kannst ja schauen, ob Du etwas damit anfangen kannst.
Zitat: | Ritchie war dick. Immer schon.
Seit dem Kindergarten sind wir befreundet. |
Seit dem Kindergarten... da würde ich stattdessen: Seit der Kindergartenzeit...setzen.
Zitat: | Damals beschützte ich ihn vor tätlichen Angriffen, aber den Spott konnte ich nicht von ihm abwenden. Am liebsten hätte ich
meinem Freund Ritchie Ohrstöpsel verpasst. |
Dass er Marvels Freund ist, ist schon mit Deinem dritten Satz klar. Als ich den Satz hier las, dachte ich, dass sich das "Ritchie" gedoppelt hätte mit dem davor, aber so war es nicht. Dennoch würde ich hier einfach nur "Ritchie" oder "meinem Freund" oder "ihm" setzen. "Meinem Freund Ritchie" klingt in meinen Ohren wie eine überflüssige, viel zu ausschweifende Wiederholung.
Zitat: | „Macht mir nix aus, Marvin, ehrlich“, sagte er stets mit gedämpfter Stimme, „ich tu so, als ginge es mich nichts an.“
Körperlich bin ich die Hälfte von ihm, in der Breite und Länge. |
Körperlich bin ich die Hälfte von ihm. Das mit der Länge und Breite finde ich unnötig. Vielleicht soll es ja witzig klingen, keine Ahnung. Aber die Hälfte von jemandem zu sein, bedeutet ja i.d.R. die Breite. Und Länge... hm, ...das ist ja möglicherweise als Übertreibung Deinerseits gemeint? Nehmen wir an, Ritchie ist 1,20 m groß, - das heißt Marvin ist nur 60 cm? Nun ja, vielleicht ist es ja ein Witz und ich versteh ihn nicht. Ich finds jedenfalls nicht witzig (kann ja nur für mich sprechen) und das mit der Länge und Breite verzichtbar.
Den Rest der Geschichte lese ich noch.
LG
Nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Hoody Exposéadler
Beiträge: 2273 Wohnort: Alpen
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20.05.2009 14:02
von Hoody
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Hallo ELsa.
Ich mag deine Geschichte.
Die ganze. Besonders das Band zwischen den Beiden gefällt mir.
Marvin ist auch eine lustige Figur.
Erst weicht er seinen besten Freund aus, weil er denkt dieser wäre schwul und dann bemerkt er selber das ihn das mit Männern gut gefiel.
Schließlich kommt das heftige Ende
Also eine traurige, schöne Geschichte die über Freundschaft erzählt.
Ich will auf den Text nicht näher eingehen, gefunden habe ich beim Lesen nichts, außer einer schönen Geschichte. Vielleicht würde ich beim "gezielten Suchen" zwei, drei Sachen finden. Aber der Inhalt ist so schön, da lasse ich es.
lg Hubi =)
_________________ Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D
Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.
"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant
"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer |
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ichundso Leseratte
Alter: 34 Beiträge: 180
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20.05.2009 15:38
von ichundso
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was mir nicht gefällt ist die pointe am ende. die ersten 90% sind geschrieben wie eben eine lebens(abschnitts)geschichte, aber das ende macht es bloß zu einer anekdote.
muss grade weg, schreibe später nochmehr
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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20.05.2009 20:22
von ELsa
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Hallo Nina, danke für deine genaues Lesen des Anfangs. Ich werde das alles überdenken.
Hallo Hubi, danke, das freut mich. 2, 3 Sachen findet man ja leider immer aber fein, dass du fertiggelesen hast.
Hallo ichundso, ich widerspreche dir. Es ist keine Anekdote, es ist eine Kurzgeschichte. Solche Dinge passieren nun mal im ganz normalen Leben.
Danke dir jedenfalls und ich freu mich, falls du Zeit findest, noch mehr dazu zu schreiben, wie angekündigt.
Liebe Grüße
ELsa
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ichundso Leseratte
Alter: 34 Beiträge: 180
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20.05.2009 23:06
von ichundso
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also
was ich meine ist, dass du schon so wahnsinnig viel erzählt hast, bis es überhaupt darum geht, dass ritchie schwul sein könnte. die thematik startet erst ziemlich genau in der mitte des textes und mit dem ende wirkt es dann so, als wäre genau das der hauptpunkt der erzählung, dabei geht es da irgendwie um so viel mehr.
da ist ein wirklich interessanter protagonist mit ner interessanten beziehung zu ner anderen person und du reduzierst das auf eine pointe. zumindest fühlt es sich so für mich an.
um es mal kurz zu fassen: der anfang hat mir so gut gefallen, dass mich das ende enttäuscht hat, weil ich da mehr erwartet hätte und weil mich der anfang in eine andere richtung gelenkt hat.
vielleicht die thematik von anfang an klar machen. in etwa: "Ich hätte niemals erwartet, dass Ritchie auf Jungs steht. Wir waren schon seit dem Kindergarten miteinander befreundet. Damals..."
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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20.05.2009 23:12
von ELsa
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Ah, jetzt verstehe ich, was du meinst.
Ich werde darüber nachdenken. Vielen Dank fürs Genauere!
Lieben Gruß
ELsa
_________________ --
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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20.05.2009 23:30
von Nihil
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Hallo ELsa!
Mir geht es ähnlich wie ichundso. Ich finde die Pointe ein wenig zu konstruiert,
als wenn sie wirklich das einzige ist, worauf es dir bei diesem Text ankam. Das
kommt vor allem daher, weil Ritchie viel zu wechselhaft ist. In einer Kurz-
geschichte kann ein Charakter meiner Meinung nach nicht "zweimal" glaub-
würdig seine Sexualität ändern, vor allem weil das so ein drastischer Schritt
ist, der die gesamte Persönlichkeit beeinflusst. Erst könnte man noch über-
legen, ob Ritchie nur wegen seines Volumens keine Frau abbekommen hat,
oder ob er wirklich schwul ist. Dann ist er es plötzlich und bis dahin erscheint
alles noch nachvollziehbar und logisch (und gut erzählt! Das muss natürlich
auch gesagt werden, dein Erzählton ist hervorragend). Beim Nachdenken
fällt dem Erzähler auf, dass er womöglich auch auf Jungs steht, obwohl er
vorher die Prostituierte als ein unglaublich schönes Wesen beschrieben hat.
Dass er sich dann ebenfalls so schnell für eine andere Sexualität entscheidet
(vor allem, ohne groß darüber nachzudenken!) finde ich unglaubwürdig.
Natürlich verstehe ich, dass dieser Wechsel der Sexualitäten gerade der
Witz an dieser Geschichte sein soll, aber das wirkt auf mich zu aufgesetzt
und unehrlich. Die Krönung ist da wirklich, dass Ritchie mit seinen Pfunden
auch seine Vorliebe für Männer verliert.
Für den Erzählstil gebe ich dir (in Schulnoten) eine 1, aber der Rest fällt bei
mir leider durch. Tut mir leid!
- Nihil
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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20.05.2009 23:40
von ELsa
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Hallo Nihil,
Ritchie wechselt zu keiner Zeit die Sexualität. Wo liest du das denn? Für ihn ist Marvin nichts anderes als der beste Freund, um den er sich sorgt!
Es geht in dem Text um Freundschaft.
Und Marvin hat erst durch ein Missverständnis, nämlich, dass Ritchie das Geschenk der Entjungferung nicht annehmen konnte (aus Scham, weil er sich zu dick fühlt [hat er ja stets erlebt] ) und durch den Satz, dass er nur Marvin mag - keinesfalls sexuell gemeint - seine eigene wahre Sexualität begriffen. Und am Ende begehrt Marvin, der kapiert hat, was seine Bestimmung ist, den Freund, der aber hetero ist und immer war.
Danke für dein Feedback, das sich auf Inhalte bezieht, die definitv nicht vorkommen, weswegen ich es nicht so stehen lassen kann, weil ich meine, da keine Logikfehler eingebaut zu haben. *grübel*
Lieben Gruß
ELsa
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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21.05.2009 00:00
von Nihil
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Nochmal hallo!
Ich finde nach wie vor, dass du mit dieser Textstelle wenigstens das Miss-
verständnis schürst, dass Ritchie schwul ist:
Zitat: | Wir waren nun zwanzig Jahre alt, und Ritchie hatte noch nie mit einem Mädchen geschlafen. Zum Geburtstag schenkte ich ihm die Entjungferung bei einer Prostituierten. Sie war ein besonders schönes Wesen; dennoch kam Ritchie nach zwei Stunden unverrichteter Dinge wieder.
„Tut mir leid, Marvin, es ist nämlich so, dass ich keine Mädchen mag.“
Bumm.
Nachdem ich das verdaut hatte, sagte ich: „Heißt das, du stehst auf Jungs?“
Ritchie schlug die Augen nieder. „Ich mag nur dich, Marvin. Verzeih mir.“ |
Bei der Kommunikation deiner Protagonisten läuft zwar auch etwas verkehrt,
aber der Leser muss meiner Meinung nach aus Ritchies Verhalten schließen,
dass er schwul ist. Auf die Frage Bist du schwul? antwortet er zuerst
damit, dass er zu Boden guckt. Da hätte er genau so gut sagen können:
Ja, aber es ist mir peinlich, das zuzugeben. Dann sagt er, er möge
nur Martin. Mögen kann aufgrund der Scham, die er empfindet, auch als
Abschwächung verstanden werden. Er traut sich nicht, von Liebe zu sprechen.
Warum sollte er sich auch sonst für seine Gefühle entschuldigen, wenn es
(nicht diskriminierend gemeint) nichts zu entschuldigen gibt? Für mich ist
das eindeutig, aber gut möglich, dass ich ein Brett vorm Kopf habe.
Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.
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Hoody Exposéadler
Beiträge: 2273 Wohnort: Alpen
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21.05.2009 00:30
von Hoody
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Ich glaub Ritchie hatte einfach an der Stelle noch kein Selbstbewusstsein.
Wenn man so lange keine Freundin hat und plötzlich vor einer Schlampe steht und mit der es treiben soll, könnte ich es auch nicht.
Und Richties einziger Freund ist Marvin, die anderen hatten ihn immer nur verarscht. Dadurch mag er Marvin sehr, so sehr wie einen Bruder wahrscheinlich.
Versetzte dich einmal in Richties Situation. DU bist fett, hattest noch nie ne Freundin, wurdest/wirst dauernt verarscht und dein einziger bester Freund ist Marvin. Er gibt die Kraft durchzuhalten. Schließlich will er dir helfen indem er dich zur einer Schlampe schickt, du kannst nicht mir ihr schlafen, du kannst einfach nicht. Vielleicht weil du dich selber zu fett findest oder dein erstes mal soll mit deiner Traumfrau sein.
Du gehst wieder zu Marvin und erzählst ihn du könntest nicht mit ihr schlafen. Dann fragt er dich wieso und du antwortest weil du keine Frauen magst sondern nur ihn.
Was nicht heißt das er schwul ist, vielleicht konnte er nicht mit der Frau schlafen weil er für sich schämte. für seinen Körper, es aber Marvin nicht sagen wollte. Und er mag Marvin so gerne, weil der immer für ihn da war. Und am Ende, als er abgenommen hatte, bekommt Richtie neues Selbstbewusstsein und hat sogar eine Freundin.
Also so sehe ich das.
Na mal schauen was ELsa noch schreibt
lg Hubi
_________________ Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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21.05.2009 09:57
von ELsa
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Hubi hat recht, so ist das gemeint, Nihil.
Aber ich sehe, an der Dialogstelle kann man irre gehen. Ich werde sie überarbeiten, damit es klarer wird.
Habt vielen Dank für die Überlegungen, ich melde mich mit einer Variation dazu.
Lieben Gruß
ELsa
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Einherjer Klammeraffe
Beiträge: 545
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21.05.2009 12:15
von Einherjer
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Hallo ELsa.
Du hast einen wunderbaren Schreibstil. Sehr flüssig geschrieben, mit viel Wort und Situationswitz.
Auch deine Pointe gefällt mir.
Einzig habe ich ein Problem mit der Handlungsweise deines Protagonisten.
Geht ein Mann, der sein ganzes Leben heterosexuelle Beziehungen geführt hat, mal eben in eine Gay-Bar und reißt sich da einen Typen auf? Nur um zu testen ob er schwul ist? Kann ich nicht nachvollziehen.
Dass er damit glücklich ist, freut mich natürlich für deinen Protagonisten. Aber für mich bleibt es unglaubwürdig.
Einen lieben Gruß
Einherjer
_________________ Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt (Jean Cocteau)
Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. (Mark Twain) |
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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22.05.2009 12:26
von ELsa
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Hallo Einherjer,
Danke fürs Lob.
Was die Handlungsweise betrifft, kenne ich eben viele Männer, die erst nach vielen Jahren mit Frau und Kindern ihre wahre sexuelle Identität erkennen.
Und hier greife ich das auf.
Lieben Gruß
ELsa
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ichundso Leseratte
Alter: 34 Beiträge: 180
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22.05.2009 14:57
von ichundso
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ich verstehe die ganze diskussion um die glaubwürdigkeit der protagonisten nicht.
man muss nicht ausschließlich auf männer oder ausschließlich auf frauen stehen. es gibt auch bisexualität.
und es soll auch schon vergekommen sein, dass völlig verunsicherte menschen sich über sich selber nicht im klaren waren.
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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22.05.2009 15:07
von ELsa
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ichundso hat Folgendes geschrieben: | ich verstehe die ganze diskussion um die glaubwürdigkeit der protagonisten nicht.
man muss nicht ausschließlich auf männer oder ausschließlich auf frauen stehen. es gibt auch bisexualität.
und es soll auch schon vergekommen sein, dass völlig verunsicherte menschen sich über sich selber nicht im klaren waren. |
Lieben Gruß
ELsa
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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22.05.2009 18:19
von ELsa
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Ich habe jetzt die fragliche Stelle etwas abgeändert, vielleicht ist es besser so:
Wir waren nun zwanzig Jahre alt, und Ritchie hatte noch nie mit einem Mädchen geschlafen. Zum Geburtstag schenkte ich ihm die Entjungferung bei einer Prostituierten. Sie war ein besonders schönes Wesen; dennoch kam Ritchie nach zwei Stunden unverrichteter Dinge wieder.
„Tut mir leid, Marvin, es ist nämlich so, dass ich das nicht so mag.“
Bumm.
Nachdem ich das verdaut hatte, sagte ich: „Heißt das, du stehst nicht auf Sex?“
Ritchie schlug die Augen nieder. „Ich mag nur dich, Marvin. Verzeih mir.“
Ich ging zu einer Studienkollegin und vögelte mir die Seele aus dem Leib.
Der Rest bleibt wie er ist.
Lieben Gruß
ELsa
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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22.05.2009 21:46
von Nihil
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Hallo ELsa!
So ist das schon unmissverständlicher, aber mir gefällt dieser Satz Ich mag
nur dich immer noch nicht. Ginge nicht auch sowas wie "Ich fühl mich eben
nur bei dir wohl" ? Ich kann mir dabei nicht helfen und ich will auch nicht
nerven, aber dieses mögen klingt so, als ob er lieben meint, allerdings zu
schüchtern ist, das auszusprechen. Außerdem lese ich darin nicht das Unwohl-
sein, das Ritchie gegen die ganze Welt verspürt, so wie du es erklärt hast.
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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22.05.2009 21:56
von ELsa
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Hallo Nihil,
danke, dass du dich nochmals meldest dazu
Ich denke weiter nach darüber.
Lieben Gruß
ELsa
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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26.05.2009 22:28
von ELsa
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Hallo Nihil,
es tut mir wirklich leid, aber ich kann dieses Satz einfach nicht aufgeben an dieser Stelle. Es würde für die weitere Geschichten zu große Folgen haben, da Marvin dann niemals auf die Idee gekommen wäre, dass Ritchie was will von ihm.
LG
ELsa
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Florian Wortedrechsler
Alter: 34 Beiträge: 65 Wohnort: Schwabenland
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27.05.2009 00:48
von Florian
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Hallo Elsa!
Also mir gefiel die Geschichte bereits in der ursprünglichen Fassung.
Die abgeänderte Stelle ist zwar unmissverständlicher, allerdings hat das "neue" Bumm! sehr viel von seiner Schlagkraft verloren.
Mich würde es jedenfalls weitaus mehr schocken, auf einmal zu erfahren dass mein bester Freund schwul ist.
Da finde ich die Erklärung mit der Bisexualität viel besser.
Man könnte es ja auch so sehen: Jungs stehen für gewöhnlich in jungen Jahren nicht auf Mädchen, weil sie eben noch gar keine richtige Sexualität entwickelt haben. Das kommt ja erst mit dem Reifeprozess. Und vielleicht ist Ritchie einfach noch nicht so ausgereift, dass er halt zu diesem Zeitpunkt noch (!) "keine Mädchen mag."
Sorry Nihil, aber ich würde die Stelle genau so lassen wie sie ist.
Wenn überhaupt ist das einzige "Problem" an der Geschichte, dass es ein wenig konstruiert wirkt. Aber das haben viele Kurzgeschichten so an sich, mich hat das eigentlich nicht gestört.
Grüße, Flo
_________________ Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt. |
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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27.05.2009 09:27
von ELsa
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Hallo Florian,
Tja, was du sagst, finde ich eben auch. Das Bumm! ist dadurch geglättet und weniger geworden. Meine Intention war, dass Ritchie mit der Aussagen: 1. Ich mag keine Mädchen und später: 2. ich mag nur dich, Marvin ausdrückt, dass er 1. sich viel zu hässlich findet und daher die Ausrede gebraucht, dass er einfach nicht will, statt zu sagen, ich schäme mich und 2. Marvin eben der einzige MENSCH ist, der ihn trotz seines Aussehens niemals im Stich gelassen hat. Auf Marvins Frage (1. Fassung): Du magst Jungs? geht er mit der Antwort: ich mag nur dich, genaugenommen garnicht ein. Marvin jedoch hört das aus Rs. Worten heraus. Also es ist ein Kommunikationsproblem. Hm.
Danke und lieben Gruß
ELsa
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