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BER: Auszug aus meinem Türkeitagebuch

 
 
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Rheinsberg
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Bronzenes Messer


Beitrag27.05.2007 09:20
BER: Auszug aus meinem Türkeitagebuch
von Rheinsberg
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das Tagebuch, als Rohmaterial, hat etwa 70 Seiten - es harrt der Aus- und Überarbeitung. Hier mal eine kleine Kostprobe - wobei ich annehme, dass es etliches zu kritisieren geben wird:


Das Frühstück: Weißbrot, heute von gestern, wo wir mehrere frische Brote geholt hatten, in kleinen Schüsselchen Pekmez (Traubensirup), Marmelade, Yoghurt, kleine Stücke hausgemachter Schafskäse, der getrocknet gelagert und zum Essen aufgeschnitten und in heißem Wasser eingeweicht wird, grüne und schwarze Oliven, auch selbst eingelegt, manchmal ein hartgekochtes Ei. Das alles steht in der Mitte des Tisches, jeder reißt Stücke von seinem Brot ab und belegt das Stück per Gabel mit Käse, Ei oder Olive – oder tunkt das Brotstück in den Yoghurt oder den Traubensirup. Dazu schlürft man schwarzen Tee aus dem Caydan – das ist ein Set aus zwei Teekannen, eine kleine oben, eine große unten. Das funktioniert nach dem Prinzip des russischen Samowar: in der großen Kanne wird Wasser gekocht, in der kleinen oben eine Art Tee-Extrakt aufgebrüht, der zuerst ins Glas geschüttet wird – je nach Geschmack ein Drittel bis zwei Drittel des Glases – und dann mit dem Wasser aufgefüllt. Zucker nach Belieben, bei mir recht viel, und der leckere Tee ist fertig. Guter Tee muss wie flüssiger Bernstein im Glas glühen, durchsichtig, frei von Wolken. Sehr sparsame Hausfrauen produzieren Wolken, wenn sie entweder die Teeblätter nicht kurz mit dem gekochten Wasser abwaschen und dann dieses Wasser wegschütten, oder insgesamt Gas sparen wollen und das Wasser nicht lange genug kochen.

Brot gibt es hier im Wesentlichen drei verschiedene Varianten: das eine sind Weißbrote, die sehr wie in Deutschland aussehen, ca. ein Pfund pro Stück, schön locker. Dann gibt es Fladenbrot, was aber nicht so aussieht wie das, was viele türkische Bäcker bei uns verkaufen, sondern eine Art Rautenform, vielleicht zwei Hände groß oder etwas größer, eher flach, mit eingedrücktem Muster in der Mitte, wenn es frisch ist, mag ich es lieber als die anderen Sorten. Die dritte ist das selbstgebackene, hauchdünne, spröde Fladen von ca. einem knappen Meter Durchmesser. Dieses Brot wird in ziemlich großen Mengen auf Vorrat gebacken, hält sehr lange, und wird jeweils vor dem Essen in der benötigten Menge mit Wasser besprengt, zusammengefaltet und in ein Tuch eingeschlagen, so dass es zum Essen geschmeidig und nicht mehr brüchig ist. Dieses Brot zu backen ist eine Kunst – zwar ist der Teig sehr einfach aus Mehl und Wasser mit etwas Salz, aber dann müssen die einzelnen Fladen auf einem Brett mit einer Art Besenstiel millimeterdünn ausgewalzt werden, natürlich ohne Löcher! Wenn das geglückt ist, wird der Fladen über das Wellholz gelegt und vorsichtig auf einer nach oben gewölbte Metallplatte ausgelegt, die über dem offenen Feuer liegt. Schnell fangen die Ränder an, sich zu wellen und es gibt Blasen, dann muss die Brotplatte mit einem flachen Eisenstab gewendet werden – nicht zerbrechen, sonst gibt’s Ärger mit der Hausfrau. Ich habe es mal versucht, es sieht so leicht aus, erfordert aber erhebliche Übung – und auch wenn später beim Verzehr missglückte Exemplare nicht weiter auffallen, so ist es doch Ehrensache, wohlgelungene Exemplare auf den Stapel zu legen. Es ist harte Arbeit, so einen ganzen Berg Brot zu produzieren, etwas einfacher wird es, wenn man zu zweit arbeitet, eine wellt aus, die andere bäckt. Dieses Brot ist natürlich billiger als das gekaufte, und so sieht man auch in der Stadt Frauen backen, weil sie das Geld für das fertige Brot sparen wollen oder müssen. Andererseits weiß man dann halt auch, was drin ist, und viele ziehen es dem gekauften vor.

Yoghurt: im Dorf wird er selbst gemacht, von aller Milch, die nicht sofort für etwas anderes gebraucht wird. Die meisten, die Milch haben, füllen dann den Yoghurt in Eimer mit fünf oder zehn Kilo ab, schicken diese mit dem regelmäßig fahrenden Kleinbus in die Stadt und lassen ihn da verkaufen. Sabiha meint, derzeit gäbe es einen YTL pro Kilo. Sie bestellt meist bei Verwandten, und schickt dann das Geld mit dem Busfahrer ins Dorf. Ich habe mich anfangs oft gewundert, was da immer transportiert wird, bis ich herausfand, dass viele Produkte auf dem Dorf gar nicht auf den Markt kommen, sondern auf Bestellung weggehen bzw. an Verwandte in der Stadt, manchmal gegen Bezahlung, manchmal, auch ohne. Wer keine Bestellung hat, gibt die Sachen dem Busfahrer in Kommission – er wird oft in der Stadt gefragt, ob es Yoghurt gibt oder was sonst in der Jahreszeit gesucht wird. Das alles funktioniert auf Vertrauensbasis – es gibt keine Quittungen, und auch die Eimer werden mitgegeben und man muss sich darauf verlassen, dass sie leer wiederkommen.

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Libera
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Beiträge: 191
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L
Beitrag27.05.2007 12:04
Re: BER: Auszug aus meinem Türkeitagebuch
von Libera
Antworten mit Zitat

Hallo Rheinsberg,

als erstes möchte ich Dir sagen, dass ich Dein Tagebuch sehr spannend finde. Du schaffst es Dinge so zu beschreiben, dass es nicht langweilig wird. Gratuliere!

Allerdings solltest Du den Text nochmal überarbeiten. Ich mache Dich auf ein paar wackelige Stellen aufmerksam, wenn Du erlaubst:

Zitat:
Das Frühstück: Weißbrot, heute von gestern, wo wir mehrere frische Brote geholt hatten, in kleinen Schüsselchen Pekmez (Traubensirup), Marmelade, Yoghurt, kleine Stücke hausgemachter Schafskäse, der getrocknet gelagert und zum Essen aufgeschnitten und in heißem Wasser eingeweicht wird, grüne und schwarze Oliven, auch selbst eingelegt, manchmal ein hartgekochtes Ei.


Dieser Satz ist meiner Meinung nach viel zu lang. Mir ist klar, dass es nicht der erste Satz Deines Tagebuches ist, sondern nur von diesem Ausschnitt, aber dennoch entscheidet er nun mit darüber, ob jemand weiterliest oder nicht. Ich würde mindestens 2 Sätze draus machen. Auch würde ich "heute welches von gestern" schreiben. Ich lebe zwar schon seit längerer Zeit nicht mehr in Deutschland, und bin deswegen manchmal ein bisschen unsicher, was die deutsche Sprache betrifft, aber ich glaube nicht, dass man in Bezug auf einen Tag (gestern), WO schreiben kann. Eher ALS, oder? Passt aber auch nicht richtig... Sad
 Arrow Huhuu, andere Forumsmitglieder! Hier ist Eure Hillfe gefragt smile extra


Zitat:
das ist ein Set aus zwei Teekannen, eine Kleine oben, eine Große unten. Das funktioniert nach dem Prinzip des russischen Samowar: in der großen Kanne wird Wasser gekocht, in der Kleinen oben eine Art Tee-Extrakt aufgebrüht, der zuerst ins Glas geschüttet wird


Ich meine, dass man das gross schreiben muss, oder?


Zitat:
Guter Tee muss wie flüssiger Bernstein im Glas glühen, durchsichtig, frei von Wolken.


Diesen Satz finde ich wunderschön, sehr poetisch...


Zitat:
Brot gibt es hier im Wesentlichen in drei verschiedene Varianten: das eine sind Weißbrote, die sehr wie die in Deutschland aussehen, ca. ein Pfund pro Stück, schön locker.


Diesen Satz finde ich ungeschickt, vor allem das "sehr wie in DE aussehen". Vielleicht schreibst Du eher, "die den deutschen Weißbroten sehr ähneln" oder so?

Zitat:
Dann gibt es Fladenbrot, das aber nicht so aussieht wie das, das viele türkische Bäcker bei uns verkaufen, sondern eine Art Rautenform hat, vielleicht zwei Hände groß oder etwas größer, eher flach, mit eingedrücktem Muster in der Mitte, wenn es frisch ist, mag ich es lieber als die anderen Sorten.


"Was" statt "das" zu schreiben, ist sehr umgangsprachlich. Ok, es ist ein Tagebuch, aber auch ganz klar ein Reisetagebuch dass dazu bestimmt ist, von anderen gelesen zu werden. Da würde ich solche Ungeschicklichkeiten vermeiden. Schreibe "das" oder "welche". Vor "wenn es  frisch ist", würde ich persönlich einen Doppelpunkt setzen, das gibt dem Satz mehr Übersicht und erleichtert das Lesen.

Zitat:

Die Dritte ist das selbstgebackene, hauchdünne, spröde Fladen von ca. einem knappen Meter Durchmesser.


Ob es "Das Fladen" oder "Der Fladen" heißen muss, weiß ich auch nicht  so genau, aber ich tendiere zu "das Fladenbrot", aber "der Fladen".


Leider habe ich jetzt im Moment keine Zeit, noch mehr Sätze zu kommentieren, hoffe aber, dass ich Dir wenigstens ein bisschen weiterhelfen konnte!

Zum Schluss noch eine Bitte: Setzst Du in Zukunft noch mehr Ausschnitte  ins Forum? Bitte bitte bitte. Es ist sooooo spannend! Buch

Liebe Grüsse

Libera


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Rheinsberg
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Bronzenes Messer


Beitrag27.05.2007 19:14

von Rheinsberg
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Hallo,
erst mal danke für die freundliche Begrüßung, und das Kompliment, das du mir mit deinem Wunsch nach mehr machst.

Auch danke für die Korrekturen, werde sie berücksichtigen - bis auf die mit der kleinen und großen Kanne, da denke ich, dass ich das richtig geschrieben habe, da sich "kleine" und "große" jeweils auf das im gleichen Satz befindliche Hauptwort "Kanne" beziehen.

Mehr gibts gerne - ich suche morgen mal was passendes raus.
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