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Autor |
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halcyonzocalo Einsamer Trancer
Alter: 34 Beiträge: 1202 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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07.05.2009 18:51 Du fehlst von halcyonzocalo
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Du fehlst
Die Erinnerung fliegt durch die Luft
und versucht unaufhörlich,
sich mit ihren scharfen Krallen
an meinen Gedanken festzuhalten.
Wenn draußen die Wolken vorüberziehen
und der Wald mit Tränen gegossen wird,
dann schimmern Bilder der Vergangenheit
in den kalten, klaren Pfützen.
Doch auch der warme Sonnenstrahl
vermag es nicht,
die alten Geschichten
zu verdampfen.
Wenn mich morgens das Gewissen foltert,
dann muss ich hoffen,
dass ich mich nicht
im Labyrinth der Ungeduld verirre.
Der Mond kreist einfach weiter
und zieht mich in die Dunkelheit.
Ich wünschte, er würde mir flüstern,
dass ich nicht mehr lange warten muss.
Mit jedem neuen alten Tag
lasse ich ein Stückchen Hoffnung
auf dem kahlen Boden liegen.
Und dann warte ich weiter.
Doch vielleicht wird, wenn die Sonne kitzelt,
eine neue Blüte wachsen
und meine mir bewusste Schuld
mit einem Lächeln überziehen.
Ich möchte nicht mehr lange warten.
Du fehlst.
Weitere Werke von halcyonzocalo:
_________________ Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum. |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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07.05.2009 20:32
von Jocelyn
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Schönes Gedicht!
Schöne Naturbilder:
Zitat: | und der Wald mit Tränen gegossen wird,
dann schimmern Bilder der Vergangenheit
in den kalten, klaren Pfützen. |
Meine Lieblingsstrophe:
Zitat: | Der Mond kreist einfach weiter
und zieht mich in die Dunkelheit.
Ich wünschte, er würde mir flüstern,
dass ich nicht mehr lange warten muss. |
Nur über die bewusste Schuld bin ich gestolpert:
Zitat: | Doch vielleicht wird, wenn die Sonne kitzelt,
eine neue Blüte wachsen
und meine mir bewusste Schuld
mit einem Lächeln überziehen. |
Da würde ich voller Schmerz ein "Verzeih mir" erwarten, selber einweben wollen. Ich meine, die Sonne würde es doch nicht übernehmen können.
Caecilia
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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halcyonzocalo Einsamer Trancer
Alter: 34 Beiträge: 1202 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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08.05.2009 13:31
von halcyonzocalo
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Hey Cecilia.
Danke für dein Lob.
Freut mich, dass dir die Verse etwas geben.
Eine Frage hätte ich aber noch: Was genau meinst du mit deinem "Stolperer" bei der letzten Strophe?
Willst du bezüglich der Sonne darauf hinaus, dass dies im Widerspruch zu dem Gesagten in Strophe 3 steht? Vielleicht erklärst du mir das ja nochmal.
Bis dahin liebe Grüße
halcyonzocalo/Sebastian
_________________ Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum. |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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08.05.2009 14:20
von Jocelyn
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Zitat: | Doch auch der warme Sonnenstrahl
vermag es nicht,
die alten Geschichten
zu verdampfen.
Wenn mich morgens das Gewissen foltert,
dann muss ich hoffen,
dass ich mich nicht
im Labyrinth der Ungeduld verirre.
Doch vielleicht wird, wenn die Sonne kitzelt,
eine neue Blüte wachsen
und meine mir bewusste Schuld
mit einem Lächeln überziehen.
Ich möchte nicht mehr lange warten.
Du fehlst.
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Zitat: | Willst du bezüglich der Sonne darauf hinaus, dass dies im Widerspruch zu dem Gesagten in Strophe 3 steht? Vielleicht erklärst du mir das ja nochmal. |
Also, da muss ich nochmal analythisch rangehen:
1. Die Sonne kann die alten Geschichten nicht verdampfen.
2. Das Gewissen ist folternd.
3. Da ist Ungeduld. Verlorenheit (Labyrinth)
4. Bewusste Schuld.
5. Hoffnung, dass die Sonne die Schuld mit ihrem Lächeln überdeckt, indem eine Blüte (neue Motivation) wächst.
6. "Ich möchte nicht mehr lange warten." Wieder Ungeduld.
7. "Du fehlst". (Sehnsucht)
OK, nachdenk, nachdenk, für mich kann ich es dann nur so sehen, dass du oder der Protag, vielleicht betrifft's dich ja gar nicht selbst, also dass du zwar bewusst dich schuldig fühlst, aber hoffst, dass die Sonne hilft. Nun, wenn du echte Schuld hast, und trotzdem auf die Sonne baust, dann kann die Sonne eigentlich nur den ersehntem Partner dazu bringen, dass sie ein "Ich verzeihe dir" ausspricht, vielleicht, weil dein bisheriges "Bitte verzeih mir" nicht gehört wurde.
Solltest du keine Bitte bisher ausgesprochen haben, fände ich nach wie vor das Bauen auf die Sonne mehr als naiv. Sonst durchaus verständlich, so als letzter Faden der Hoffnung auf ein Wiederzusammenkommen.
Was hälst du von dieser Analyse?
Caecilia
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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halcyonzocalo Einsamer Trancer
Alter: 34 Beiträge: 1202 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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09.05.2009 10:06
von halcyonzocalo
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Hey Caecilia.
Danke für deine Erklärung, der ich auch gut folgen konnte.
Ich denke, der Protagonist wartet noch auf das"Ich verzeihe dir" und hat den Partner schon darum gebeten, ihm zu verzeihen.
Danke für deine Mühe.
Gruß
halcyonzocalo/Sebastian
_________________ Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum. |
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Longo Klammeraffe
L Alter: 34 Beiträge: 889
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L 09.05.2009 17:44
von Longo
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Ich kann mir denken, über was du schreibst.
Die ersten drei Strophen gefallen mir sehr gut. Klare Bilder.
Man merkt ab Strophe vier, dass du versuchst, das Gedicht weiterzuführen, es bleibt aber bis zum Ende nur noch Stückwerk, verschiedene Motive springen durcheinander.
MFG Longo
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halcyonzocalo Einsamer Trancer
Alter: 34 Beiträge: 1202 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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09.05.2009 19:44
von halcyonzocalo
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Danke für dein Feedback, Longo.
Es ist nicht leicht, ein Gedicht zu Ende zu bringen. Ich habe, während ich das Gedicht geschrieben habe, überlegt, wie ich es beende - die zwei Verse, die zum Schluss einzeln stehen, habe ich vorher an anderen Stellen eingebaut gehabt.
Motive springen durcheinander - naja. Ich finde, die Struktur bleibt doch recht klar.
Man hätte vielleicht zwei Strophen in eine packen können. Ich bin kein Lyriker.^^
Gruß
halcyonzocalo/Sebastian
_________________ Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum. |
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