Frühstück

[Graograman]

Verfasst als Aufgabe für unsere Uni-Schreibwerkstatt.
Gepostet, weil ich Langeweile hab und ne Doppelschicht schieben muss.
Viel Spaß.

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Das nicht mehr ganz saubere Brotmesser fuhr mit einem erstickten Sägegeräusch durch den nicht mehr ganz frischen Laib Roggenblüte („Landmanns Beste“, teilte einem das glücklich grinsende Gebäckstück auf der Verpackung in bunten, freundlichen Buchstaben mit). Als sich endlich eine unsauber geschnittene Scheibe vom Rest des Brots löste, ließ ich das Messer achtlos in die Spüle fallen und gab ein halberleichtertes „Gnargh“ von mir, als das wütende Brennen in meinem Oberarm wieder einigermaßen nachließ. Mürrisch legte ich die Frucht meiner Mühen auf das nebenstehende Frühstücksbrettchen und schlurfte damit zum Sofa, dem traditionellen Ort meines televisionär begleiteten Morgenmahls. Ich versuchte während des langen Weges, den unsichtbaren Eisenklammern keine Beachtung zu schenken, die meine Unterschenkel zu einer unbeweglich-starren Masse zusammenpressten. Ganz gelang es mir leider nicht, und so gab ich, bis ich mich ächzend auf dem gelben Kunstleder niederließ, erneut eine Vielzahl gequälter Leidenslaute von mir.

Als ich mich ausreichend von der Anstrengung des Brotschneidens und des Zur-Couch-Humpelns erholt hatte, begann ich vorsichtig, meine bescheidene Stulle mit einer Schicht Butter und einem hauchzarten Film Heidelbeermarmelade zu versehen. Ich hasse Heidelbeermarmelade, aber das Glas hatte sich auf angenehmer Griffhöhe befunden, während sich meine vielgeliebte Haselnusscreme im Regal darüber in unerreichbarer Höhe herumtrieb. Ein zaghafter Versuch, in diese Regionen meiner Küchenausstattung vorzustoßen, war schnell an einem unerträglichen Pochen in Schultern und Brust gescheitert. Dieser schreckliche Mann in gelbem Spandex hatte mir gestern noch die Namen dieser Muskeln genannt; ich konnte mich ihrer in dem allgegenwärtigen Nebel aus Schmerz und Motivationsparolen jedoch nicht mehr entsinnen. Als ich das Brot in verzehrbereiten Zustand gebracht und den Orangensaft halb in mein „Ernie und Bert“ – Glas geschenkt und wegen meiner zittrigen Arme halb über den Tisch verschüttet hatte, fehlte mir zum perfekten Frühstück nur noch ein laufender Fernseher, der meinen geschundenen Leib mit dem geistlosen Geschwätz eines Morgenmagazins betäubte. Leider machte mein vorbildliches Energiesparverhalten diese kleine Chance auf Schmerzlinderung zunichte – das Standby-Lämpchen blickte mir mit einem toten, farblosen Auge entgegen und ich sah mit einem resignierten Grunzen ein, dass es nicht im Rahmen meiner körperlichen Möglichkeiten lag, den AN/AUS-Schalter am Fernseher per Hand zu bedienen. Den perfiden Humor meines Schicksals verfluchend nahm ich in gekrümmter Haltung also mein karges Frühstück ein, während das zerknüllte Stück Hochglanzpapier neben meinem Brettchen stummes Zeugnis über die Martern des letzten Abends ablegte. In widerlich buntem Design schrie es mir seine boshafte Botschaft entgegen: Willkommen, Mitglied 14928. Dies ist dein individueller Trainingsplan für die kommenden 12 Monate. Viel Spaß bei TrimGym!

[andrea jutta]

hallo,

deine "Frühstücks-Beschreibung" ist ganz witzig. Dein Schreibstil und der darin verpackten Humor gefallen mir. Vielleicht könntest du noch mehr aus dem Text machen. Könnte ja ein Einstieg für einen längeren Text sein.
Nur so eine Idee

Viele Grüße

Andrea