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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Die Parkbank


 
 
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
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Wohnort: wien



Beitrag30.04.2009 13:42
Die Parkbank
von lupus
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Hallo Leute,
das ist die erste Hälfte einer neuen Kurzgeschichte - die erste seit langer Zeit, die ich  auch wirklich fertiggeschrieben hab'. Hab auch eine Vertonung angehängt, aber da gleich die ganze Story (ca 10min). Ich würd mich - wie immer - wahnsinnig über Kommentare und Kritiken freu'n. Viel Spaß,


Die Parkbank

Er trompetete einen, etwa zehn Sekunden anhaltenden, gleichmäßigen, schließlich langsam verstummenden und dann von einem fünfteiligen Stakkato kontrapunktierten, Furz in die Sprossen der Parkbank. Ich saß im Wiener Stadtpark, um die letzte Zigarette für diesen Tag in der spätabendlichen Frühlingsluft zu genießen, neben mir hatte ein olfaktorisches Gesamtkunstwerk Platz genommen: ein Penner. Ein wiener Sandler.

Vollkommene Güte, wie die eines greisen Landpfarrers, ruhte in seinem Gesicht und seine Wangen traten wie Tischtennisbälle unter einem verfilzten Hundertdrei-Tage-Bart hervor. Warme Augen lächelten hinter der kreisrunden Nickelbrille im Licht der Parkbeleuchtung, als er jenen Satz von sich gab, welcher den Grundstein einer neuen, tiefen Freundschaft legen sollte:
“Wenn Sie mir, junger Mann, keine Zigarette geben, bring ich mich um!“
Diese Drohung jagte mir Eispickel ins Rückenmark; mit dem Ergebnis, dass ich ihm den gesamten Inhalt meiner Packung Marlboro Lights zu Füßen legte.
„Na, junger Mann, das wär’ aber nicht notwendig gewesen“, bedankte er sich für meine unbeholfene Großzügigkeit, griff nach der nunmehr leeren Schachtel, beugte sich langsam vorne über und begann sorgfältig, jede Zigarette einzeln einzusortieren. So, als folgte er einem strickt vorgeschriebenem Ritual, als wäre er es dem Allmächtigen selbst schuldig, seine Demut in der Langsamkeit der Bewegung manifest werden zu lassen, um schließlich in ekstatische Zuckungen überzugehen. Trance? Herzinfarkt? Epileptischer Anfall? Röcheln drang zu mir hoch, immer wieder – während des schwerfälligen Einatmens – unterbrochen von einem hellen Grunzen. Den Schreck in den Gliedern, das Handy in der Rechten - um im Notfall die Rettung zu alarmieren – griff ich mit der anderen Hand nach meinem neuen Freund. Doch der wehrte sich vehement. Würgend, schmatzend, hustend. Er lachte. Ja, er lachte, lachte mich aus. Er lachte mir ein „du Tollpatsch“ entgegen. Tränen traten aus seinen Augen und als er wieder neben mir saß, hatte sein Gesicht etwas an Facon verloren, hatte sich seinem zerknitterten Anzug, auf dessen Innenfutter in kleinen Lettern ‚Hugo Boss’ zu lesen stand, angepasst. Mit der Rechten bot er mir großzügig eine Zigarette an; in der Linken hielt er - seine Dritten:
„Kschennen Schie Njietsche?“
„Meinen Sie ‚Nietzsche? Friedrich Nietzsche? Den ‚Gott ist tot’ - Nietzsche? Den ‚Alles kommt immer wieder – Übermensch’ – Nietzsche?“
„Asch, Schie kschennen..., schade.“
Nach einigem Gefummel in der Mundhöhle hatte er seine Dritten wieder adjustiert, stand nun etwas schwerfällig auf und meinte, mit der Zunge prüfend, ob denn seine Zähne hielten:
„Kommen Sie, junger Mann, .. ich lade Sie .. auf ein Bier .. ein.“

Meine Vorstellung von einem klassischen Sandler schrammte gerade denselben Eisberg wie weiland die Titanic; ich musste herausfinden, wer er war. Mit den möglichst beiläufig vorgetragenen Worten „Mein Name ist übrigens Gerhard, Gerhard Wagner.“ streckte ich ihm meine Rechte entgegen. Er hielt inne, zuckte kurz. Doch er besann sich eines Besseren, spuckte in seine Grußhand und wischte sie an seinem Hosenbein - sauber. Dann erst ergriff er meine Hand, die Linke legte er mir von unten an den Ellenbogen:
„Winfried, mein Name, Winfried Eichinger, Doktor..“, er hackte das ‚k’ in die Luft, als wollte er seinen Titel dort verewigt wissen, „..Doktor Winfried Eichinger. Sehr erfreut.“
Meine Titanic war soeben untergegangen. Schweigend steuerten wir das nächstgelegene Wirtshaus, den ‚Sterbenden Schwan’, an.
„Sterbender Schwan. Vorzüglich, äußerst treffend.“
„Winfried! Sie wollen doch nicht wirklich...?
„Ach, ich habe doch nun meine Zigaretten“, grinste er mich spitzbübisch an.



_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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helo
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Beiträge: 195
Wohnort: Balearen


H
Beitrag30.04.2009 14:04
Die Parkbank
von helo
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Einfach toll beobachtet und deshalb hervorragend geschildert Exclamation

Gibt eben auch Leute, die wie Penner erscheinen, aber mehr im Kopf und Herzen haben, als mancher der feinen Gesellschaft.

Herzliche Grüsse
helo


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Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. ( Einstein )
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Ronneburger
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R

Alter: 44
Beiträge: 316



R
Beitrag30.04.2009 15:38

von Ronneburger
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Hallo,

ich fand die Geschicht auch toll und freue mich auf den nächsten teil.

Allerdings sind mir ein paar Dinge aufgestoßen, vielleicht ist das aber nur mein persönlicher Geschmack.

Du hast manchmal sehr lange Schachtelsätze in deinem Text, die ich schwierig finde zu lesen.

Beispiel: So, als folgte er einem strickt vorgeschriebenem Ritual, als wäre er es dem Allmächtigen selbst schuldig, seine Demut in der Langsamkeit der Bewegung manifest werden zu lassen, um schließlich in ekstatische Zuckungen überzugehen. Trance? Herzinfarkt?

Dann die Überlagerung von Fremdwörtern. Für mich sind Fremdwörter nur geschaffen worden, um anderen Menschen ihre Unwissenheit auf die Stirn zu bringen. Mir ist lieber, wenn jeder alles versteht.

Beispiele: kontrapunktierten, olfaktorisches, adjustiert

Aber wie gesagt, bin schon mächtig gespannt auf den nächsten Teil.

LG
Michi


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If you have big ideas, you have to use big words to express them. (Anne of Green Gables)

Das ist einer dieser Tage, an dem ich erst weiß was ich rede, wenn ich höre, was ich sage. (Anett Louisan)
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lupus
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Beitrag30.04.2009 16:45

von lupus
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Vielen Dank, euch beiden, erst mal. Auf Deine Kritik, Michi, werd ich noch eingehen, würde aber gerne darauf warten, ob andere noch etwas - gegenteiliges/ähnliches - anzumerken haben. Hiet die Fortsetzung, viel spaß.

--------------------
Als wir am Schanktisch des menschenleeren Gasthauses Platz nahmen, versuchte uns der Wirt mit seinen Blicken wieder ins Freie zu treiben. Unbeirrt griff Winfried in eine Innentasche seines Lodenstutzers, rührte heftig darin um – Kleingeld-Geklimper – bis er schließlich eine Plastiktüte zu greifen bekam und deren Inhalt unter den erzürnten Augen des Wirtes auf dem Tresen entlud. Er reichte mir ein Lederetui.
„Na, schauen Sie doch selbst. Mein Ausweis.“
Und tatsächlich: Dr. Winfried Eichinger, wohnhaft: Tabor Straße 72, 1020 Wien.
Es bedurfte keiner Frage. Die Gedanken irgendwo im Kaleidoskop der alten, der besseren Zeiten verhaftet, die Stimme unmoduliert und kraftlos wie nach einer langen Reise, begann er, sein Leben vor mir abzuspulen: Traumjob, Traumehe mit Eva, der Liebe seines Lebens, Traumkinder, Traumwohnung. Alkohol. Jobverlust, Trennung von der Liebe seines Lebens - die Kinder? Fremd. Rauswurf aus der Traumwohnung. Sozialprogramm, Entzug. Erfolglos. Dieselbe Geschichte – jeden Tag, jede Minute, jeden Moment. Sie käme immer wieder, würde ihn nicht los lassen, ergänzte er, ihn verfolgen, wie in den letzten Sekunden vor dem Tod. Bis er sie in einer farblosen Suhle billigen Fusels ertränkt hätte.
„Und wissen Sie was ich studiert habe? Psychologie. Wissen sie mit welchem Thema ich promoviert habe? ‚Auswirkungen der Sucht auf das sozioökonomische ...’ „ Er brach den Satz ab, knallte seine flache Rechte auf die Theke und donnerte:
„Bücher, ich brauche meine Bücher!“ Die linke Faust schleuderte er feierlich empor.
„Bücher? Welche Bücher? Wo?“
„Moment, junger Freund.“ Dr. Eichinger schob sich drei Tabletten, die lose vor ihm lagen und mit einer feinen Schmutzschicht überzogen waren – an einer klebten mehrere Brotkrümel – in den Mund und spülte sie mit dem letzten Schluck Bier hinunter.
„Gegen den Entzug. Alkohol erhöht ja bekanntlich die Wirkung von Medikamenten.“ Er lachte laut auf. Ein verzweifeltes Lachen, krampfhaft. „Ha Ha.“ Ein Lachen, das die Wirklichkeit übertünchen sollte. Und dann glättete er mit Speichel sein zerzaustes, graues  Haar, presste mit den Händen eine möglichst exakte Bügelfalte in seine Hose und stellte den Kragen seines Mantels auf.
„Bei Eva!“, triumphierte er noch, als er festen Schrittes das Lokal verließ. Ich bezahlte.

In der Tabor Straße 72, dritter Stock, Türnummer 16 angekommen, klopfte er gegen die doppelflügelige Wohnungstür. Zögerlich erst, dann immer mutiger, bis seine Fäuste, wie im Doppelstockeinsatz eines Langläufers während des Zielsprints, die letzten Kraftreserven gegen das Holz trommelten. Als sich die Tür mit einem Ruck öffnete und Eva ihn mit den Worten: „Was willst du, alter, besoffener Depp?“ empfing, sank er auf die Knie, hob seine gefalteten Hände und sprach:
“Eva, meine Bücher, ich brauche meine geheiligten Bücher.“
Kopfschüttelnd machte sie auf den Absätzen ihrer ausgefransten Birkenstockschuhe kehrt und verschwand mit einem Achselzucken in einem Zimmer, öffnete erneut die Tür und meinte in einem Ton, dem die Anteilnahme der Zeitansage innewohnte:
“Nimm deine Bücher. Und dann geh ins Sozialheim, wo du hingehörst“, und nach einer kurzen Pause fauchte sie:
„Und nimm deinen Saufkumpanen mit!“
Er lächelte. Ein kleiner Junge, der noch einmal kurz vor dem Essen runter durfte, in den Hof - zum Spielen.

„Danke, mein Freund. Danke!“ Die Tür fiel langsam, kaum hörbar ins Schloss. Dr. Winfried Eichinger ließ mich im Stiegenhaus zurück wie eine vergilbte Postwurfsendung.

Zwei Wochen später fand ich mich auf eben jener Parkbank wieder, als ein alter Mann sich mir näherte: Lodenstutzer, zerknitterter Anzug, Nickelbrille, Hundertzwanzig-Tage-Bart, zerzaustes, graues Haar, ein Packen sorgsam zusammengeschnürter Bücher.
„Winfried, Doktor Eichinger, ich hatte gehofft sie hier wieder zu treffen. Auch wenn sie mich damals im Stiegenhaus ziemlich abserviert haben.“
„Winfried? Mein Name ist August. August Angerer. Ach übrigens, junger Mann, kennen Sie Kierkegaard?“
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lg Wolfgang

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helo
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Beiträge: 195
Wohnort: Balearen


H
Beitrag30.04.2009 18:31

von helo
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Hoffe, dass Du das Niveau beibehalten kannst, denn der Text erweckt hohe Ansprüche, weil er aus dem Leben gegriffen ist; eine Gabe, die nicht jeder für sich beanspruchen kann.

Sonnige Grüsse
helo


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MosesBob
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Administrator
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Beitrag30.04.2009 18:41

von MosesBob
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Moin lupus!

Da wollte ich aus Zeitmangel nur mal kurz reinschwirren und die Lage peilen, und prompt lande ich in so einem intonierten Fliegenfänger.

Wie es gelesen wirkt, kann ich nicht sagen - aber vorgelesen ist das ein herrliches Vergnügen. Der Penner eitert sich direkt ins Herz. Konnte ich bei deinem letzten Text, den ich kommentiert habe, den Humor nur streckenweise bebeifallen, finde ich ihn hier durch die Bank weg reizend und liebevoll. Zumindest im ersten Teil. Den zweiten werde ich mir auch noch anhören.

Das war ein schöner Start ins lange Wochenende.

Muchas gracias und beste Grüße,

Martin


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Hoody
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Beitrag30.04.2009 19:05

von Hoody
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Hallo lupus.
Der Text gefällt mir sehr gut. Ich kann nichts kritisieren und warte gespannt darauf bist du den nächsten Teil einstellst. Lese es gleichzeitig mit der Audiodatei, das ist richtig schön.
Und dein Akzent, boah.  love

Zum Text allgemein:
Mir hat der Penner sehr gut gefallen. Auch gegen Ende die zwei kleinen Vergleiche mit der Titanc waren schön.
Oh mir ist aufgefallen du hast die Fortsetzung schon gepostet.

Moment:
Der andere Teil gefällt mir auch. Besonders der Schluss  Laughing
Sehr schön. Habe nichts zum Meckern. Alles flüssig lesbar. Der Penner ist mir irgendwie sympathisch. Sympathischer als Gerhard.

lg Hubi =)


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lupus
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Beitrag30.04.2009 19:08

von lupus
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Wow, Moses himself, Servus.

Und dann noch dieser positve Kommentar, da kommt Freude auf, v.a. was du über den Humor sagst eit... äh, geht direkt ins Herz, Danke vielmals.

Aufnahme gefällt?  *hax'n ausfreu*

@Hubi
Agzent? Wos fiara agzent? i hob doch, .... oisa, waßt... Wink
schön, dass es dir gefällt. Und danke für's Lob *freu*



P.S.: die G'schicht is schon zu Ende und die Aufnahme war der ganze Text.


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Pütchen
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Beitrag30.04.2009 20:13

von Pütchen
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Hallo Lupus,

also mich hattest du ja gleich mit dir auf dieser Parkbank sitzen ... smile extra

Und ich war so gespannt, wie es weitergeht, dass ich mir gar nicht die Mühe machte, die Kommentare zu lesen, sondern mich gleich auf die Audiodatei stürzte wink

Na ja, inzwischen habe ich auch gemerkt, dass eh der ganze Text schon da ist  Laughing

Super gemacht, super gelesen Daumen hoch

Du verstehst es wirklich, bildhaft zu schreiben smile

Den Federn schließe ich mich doch gerne an!

Ich musste wirklich lange suchen, bis ich was zu kritisieren fand (der Produktivität halber wink lol):

Zitat:
Er trompetete einen, etwa zehn Sekunden anhaltenden, gleichmäßigen, schließlich langsam verstummenden und dann von einem fünfteiligen Stakkato kontrapunktierten, Furz in die Sprossen der Parkbank.


Ich denke, dass der Einschub nicht unbedingt als Relativsatz vonnöten ist und es sich ohne die beiden rot markierten Kommas besser liest wink


Ja, und ich muss Ronneburger zustimmen, dass auch die recht ungeläufigen Fremdwörter (kontrapunktierten, olfaktorisches) einen kurz im Lesefluss holpern lassen.


Ansonsten einfach nur top Daumen hoch

Wieder mal so ein lustiger Text mit unlustigem Hintergrund. Gefällt mir. Ich muss mal öfter bei dir reinlesen ... wink

Liebe Grüße, Pütchen


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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)

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sleepless_lives
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Beitrag02.05.2009 10:56

von sleepless_lives
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Hallo Lupus,
sehr schön, sehr witzig, treffende Bilder und Vergleiche.
Erwartungsgemäß haben mich haben weder der gelegentliche längere Satz noch die Fremdwörter gestört. Letztere sind gekonnt eingesetzt. Das "olfaktorisches Gesamtkunstwerk" solltest du dir als Warenzeichen eintragen lassen. Laughing

Meine Lieblingssätze:
Zitat:
So, als folgte er einem strickt vorgeschriebenem Ritual, als wäre er es dem Allmächtigen selbst schuldig, seine Demut in der Langsamkeit der Bewegung manifest werden zu lassen, um schließlich in ekstatische Zuckungen überzugehen.

Zitat:
Die Gedanken irgendwo im Kaleidoskop der alten, der besseren Zeiten verhaftet, die Stimme unmoduliert und kraftlos wie nach einer langen Reise, begann er, sein Leben vor mir abzuspulen

Zitat:
Zögerlich erst, dann immer mutiger, bis seine Fäuste, wie im Doppelstockeinsatz eines Langläufers während des Zielsprints, die letzten Kraftreserven gegen das Holz trommelten.


Cheers,

- sleepless_lives


PS: Puetchen hat recht hier:
Puetchen hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Er trompetete einen, etwa zehn Sekunden anhaltenden, gleichmäßigen, schließlich langsam verstummenden und dann von einem fünfteiligen Stakkato kontrapunktierten, Furz in die Sprossen der Parkbank.

Ich denke, dass der Einschub nicht unbedingt als Relativsatz vonnöten ist und es sich ohne die beiden rot markierten Kommas besser liest wink

Genaugenommen sind die Kommata sogar falsch, denk ich, da es sich hierbei nicht um einen Relativsatz handelt, sondern um eine Aneinanderreihung von Partizipialkonstruktionen und Adjektiven.


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Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

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Merlinor
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Beitrag02.05.2009 11:52

von Merlinor
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Hallo Lupus

Was soll ich sagen? Meine Vorredner hatten bereits das Wort ...
Persönlich bekanntermaßen kein Freund von Schachtelsätzen, mache ich bei Dir gerne eine Ausnahme: Sie sitzen und haben Biss.
Und auch mit dem olfaktorischen Gesamtkunstwerk kann ich mich gut anfreunden.

Kurzer Rede langer Sinn: Sehr gerne gelesen.
Äh, zuerst gelesen, da bei meiner langsamen Internetverbindung das Hören auf sich warten lassen musste. Dann erst gehört.
Das hatte was ... lol
Kompliment für beides. love

Ach ja, stimmt: Die von Puetchen und Sleepless angemerkten Kommata braucht es nicht ...

Herzlich Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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lupus
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Beitrag04.05.2009 12:12

von lupus
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Liebe Leute,

ich dank euch allen für eure Kommentare und euer Lob. Freu mich wie ein Schneekönig. Wink

Und ich könnt mir in den Arsch beißen - *grummel* - , wegen der Beistriche, echt. Ihr habt natürlich völlig recht.

Naja und Satzlänge und Fremdwörter entzweien dieses Forum ja ständig. Und das ist gut so. Fremdwörter sind für mich eine Bereicherung der deutschen Sprache und ich geh' ja im Normalfall auch recht sparsam um damit, dachte halt, dass sie gerade dieser Text mit dem 'philosophierenden' Sandler gut vertragen könnte. Deshalb freu ich mich ganz besonders, dass sleepless sie 'gekonnt' eingesetzt nennt und Merlinor mir die Satzlänge verzeiht. Smile

liebe Grüße
Wolfgang


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yt
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Beitrag04.05.2009 13:32

von yt
Antworten mit Zitat

Moin,

Audio:
Etwa 5% zu langsam.

Zitat:
Trance? Herzinfarkt? Epileptischer Anfall? Röcheln drang zu mir hoch, immer wieder – während des schwerfälligen Einatmens – unterbrochen von einem hellen Grunzen.

Hier gibst du ploetzlich ungezuegelt Gas. Und im Verhaeltnis gesehen, ist die Steigerung fuer mich nicht stimmig.

Pausen:
Mir kommt es so vor:
Wenn du nach einer Pause wieder beginnen moechtest, holst du Luft, fährst dann fort.
Dieses Luft holen, addiert sich zu der gewollten Pause.

Daraus entsteht der Eindruck, immer wenn ich denke, nun gehts weiter, holt Lupus Luft, und erst dann geht es weiter.


"...  manifest werden zu lassen, um schließlich in ekstatische Zuckungen überzugehen.  ..."
Vor "um schließlich" ist zwar ein Komma, aber meiner Meinung ist es für den Betrachter ein Vorgang, der in unmittelbaren Zusammenhang steht. Ein lange Pause reisst diesen Vorgang fuer mich gedanklich auseinander.

Dabei betonst du "um schließlich" sehr stark, ...

Ich habe dir ein Audiobeispiel der ersten 2 Minuten angefügt, wie ich denke, das es etwas flüssiger wird.
"um schließlich" habe ich "frei gestellt", hier sollte meiner Meinung die Betonung ein gänzlich andere Hüllkurve bekommen.

http://yours-truly.de/files/audio_editing/Lupus_Parkbank_editing.mp3


Gesamtleistung Lesung: Wow. Kritik ueben fällt mir wesentlich leichter als es selbst besser zu bewerkstelligen. Wirklich sehr gefühlvoll. Du hast eine sehr gute Lesestimme, meiner Meinung.
Um mal ganz ehrlich zu sein, ich persoenlich mag den Wiener Akzent nicht besonders, in Filmen missfällt er mir überwiegend, was aber auch am Gesamtkontext (stereotype) liegen kann. Deine Stimme in der Lesung, war angenehm, aufgrund des Inhalts auch ein interessantes I-tupferl.

Text: Inhaltlich wenig, doch so interessant geschrieben, dass ich am Ball blieb. Vielleicht war die Erwartungshaltung zu hoch? lol2 ... Im Nachhinein kommen mir die Personen trotz der Details und literarisch durchaus guten Beschreibungen etwas blass vor. Ich kann aber noch nicht sagen woran es liegt. Vielleicht weil keine tatsächliche Bindung entsteht?

Mit verlesenem Gruß,
yours truly
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lupus
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Beitrag05.05.2009 11:46

von lupus
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Danke yt, für deine anmerkungen. Und ja, es wär tatsächlich kein fehler das Sprech-Tempo allgemein etwas zu erhöhen, aber wie wir wissen: in Wien geht ois a bissal g'mütlicher. Im ernst: hast aber recht.

Zu den Pausen: die wiederum kann ich nicht als Atemgeräusche identifizieren. Die Pausen wegzulassen? Ich weiß nicht, das würd dem ganzen dann wieder Tempo verleihen, das über das Nötige hinausgeht. Die sind - ich hab das noch mal überprüft   - eigentlich genau dort wo ich sie haben wollte. Dass die Aufnahme perfekt wär' kann ich nicht behaupten, aber gerade die Pausen passen mE eigentlich ziemlich gut.

Gas geben: naja, wenn da ein Mensch neben einem sitzt, der eigentlich sich langsamer bewegt, als eine Schnecke und der dann von einer Sekunde anfängt zu zucken, kann man scho a bisserl Gas geben.

Um schließlich. Ja, hast recht. Was mE stört ist gar nicht so sehr, die Pause, und die Betonung, als viel mehr der Beistrich. Da gehört wohl ein Strichpunkt hin. Das 'um' is ja nicht kausal gemeint sondern temporal, was die Pause rechtfertigt, nicht aber unbedingt den Beistrich. Deal?

Und ich hab's dem Jarda schon gesagt, ich sag's gern noch einmal:
in den text gibt's kaaan Agzent, kan wienarisch'n net *grummel* Wink
Mir scheint, ich wer das bald einmal nachholen müssen - so weit mir das als gebürtiger Steirer möglich ist. Smile

Zitat:
Text: Inhaltlich wenig, doch so interessant geschrieben, dass ich am Ball blieb. Vielleicht war die Erwartungshaltung zu hoch? lol2 ... Im Nachhinein kommen mir die Personen trotz der Details und literarisch durchaus guten Beschreibungen etwas blass vor. Ich kann aber noch nicht sagen woran es liegt. Vielleicht weil keine tatsächliche Bindung entsteht?


hm , das ist natürlich schade, aber es gibt tatsächlich wenig Action im Text. Is es das? Vllt kommst ja noch drauf. DAs interessant geschriebn nehm ich einfach als Kompliment. Smile

Vielen Dank für die Kritik, yt
mit pauseaffinen Grüßen
W.


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yt
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Beitrag05.05.2009 12:53

von yt
Antworten mit Zitat

Moin Lupus,

Auch wenn es letztlich eine Geschmacksache ist, nur noch eine kleine Anmerkung, da ich mich etwas missverstanden fuehle.

Noch mal zu den Pausen.
*jetzt beginnt Ameisenfickerei, wie man hier zu sagen pflegt*
Ich mag halt Audioediting smile

In der Audiodatei von mir, habe ich sie schon korrigiert.

Die Pausen selbst sind gut, die letzten 100-200ms in denen du ansetzt im sprechen, die sind zuviel. Als Sprecher must du ein hauch eher ansetzen als die Pause dauern soll, du brauchst Zeit um Anzufangen zu Sprechen.

Beispiel "nicht gut":
Code:
Text> ---- <Text>....*Ansatz*..<Pause> ----- <Text


besser:
Code:
Text> ---- <Text>....*Ansatz*<Pause> ----- <Text




Thema Gas:
Normal waere von 100% auf 133%.
Du steigerst dein Tempo von 90% auf 180%.
Gerade wenn du so bedaechtig erzaehlst, ist eine zaghafte Steigerung schon nervenaufreibend. Hier sollte, meiner Meinung, eher der Inhalt und Betonung fuer die notwendige Dramatik sorgen, eine drastische Tempoerhoehung kann zur folge haben das der Zuhoerer das gesagte tatsaechlich nicht so schnell aufnehmen kann.

Zitat:
Um schließlich. Ja, hast recht. Was mE stört ist gar nicht so sehr, die Pause, und die Betonung, als viel mehr der Beistrich. Da gehört wohl ein Strichpunkt hin. Das 'um' is ja nicht kausal gemeint sondern temporal, was die Pause rechtfertigt, nicht aber unbedingt den Beistrich. Deal?


Das ist literarisches Feinwerk, das ist nicht grad meine staerke. Sicher hast du recht smile - Ich kann mir auch vorstellen das es Feinheiten gibt, die sich besser anders interpunktieren lassen, als man sie dann in einer Vorlesung zur Steigerung der Dramatik nutzt.

Spannendes Thema.

@Akzent: Entschuldigung.
Ist das ein eigener Dialekt?
*duck und wech*

Mit haarspalterischen Grüßen,
yours truly
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lupus
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Beitrag05.05.2009 13:31

von lupus
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Zitat:

@Akzent: Entschuldigung.
Ist das ein eigener Dialekt?
*duck und wech*


na woat, i kriag di gach, und daunn waßt wos a wech'n is
*aufsteh und gemütlich hinterher jag*

@rest
jetzt verstanden und 'ja'.

mal schau'n ob ich die Aufnahme neu mach, .....
jetzt ist erst einmal ein wienerischer SChnellschuß für den Trash-Bereich in Vorbereitung.

pfia Goud,
Lupus


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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andrea jutta
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
A


Beiträge: 68
Wohnort: Nürnberg


A
Beitrag07.05.2009 20:59

von andrea jutta
Antworten mit Zitat

Hallo Lupus,

sprachlich sehr schön. Du bist jemand, der an originellen Vergleichen Spaß hat. Herrlich. Ein Wort zu den langen Sätzen. Ich habe so den Eindruck, dass die meisten Kommentatoren, grundsätzlich, immmer lange Sätze kritisieren. Lange Sätze können doch aber auch etwas sehr schönes, kunstvolles haben, und dazu dienen mit der Sprache zu spielen.

Mein Lieblingssatz ist der erste Satz am Anfang. Verzeih, wenn ich ihn jetzt nicht zitiere. Jedenfalls, ein gelungener Einstieg.

Dir ist es auch gelungen, eine schöne Stimmung zu schaffen.

Zugegeben, auch ich habe nicht alle Fremdwörter verstanden. Aber dazu kann der Leser ja, wenn er lustig ist, im Wörterbuch nachsehen. Warum nicht mal was dazulernen von einem philosophierenden Sandler?

Viele Grüße

Andrea
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3914
Wohnort: wien



Beitrag08.05.2009 11:55

von lupus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo andrea jutta,

ad lange Sätze: ih glaub du hast recht. Ich glaub auh da gibt es eine Entewicklung:

- erst schreibt man lange Sätze und es ist schauderhaft, man verhaschpelt sich und dreht furchbare Pirouetten
- dann lernt man, kurze Sätze zu schreiben und merkt, dass es dennoch nach was klingt - eigentlich viel besser
- dann lernt man lange Sätze zu schreiben, die nach was klingen
- dann lernt man das zu kombinieren
- dann kann man lange Sätze schreiben, es fällt niemandem richtig auf, dass sie lang sind, weil sie eben gut sind, aber trotzdem is da irgendetwas schönes.
- dann, wenn man die dann am richtigen Ort zum richtigem Moment mit shönen, guten Kurz-Sätzen kombiniert, naja, dann kriegt die ganze Sache langsam ein Gesicht
- und dann schreibt man 2000 Seiten Minimum zum üben und dann - wenn man sich nicht vorher die Radieschen von unten anschaut - schreibt man etwas was einigermaßen lesbar ist.

danke für die lobenden Worte. Schön, wenn es dir gefallen hat. Und dass ausgerechnet der Eingangssatz dein Lieblingssatz ist - naja, was besseres kann ja fast nicht passieren Smile


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ELsa
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 74
Beiträge: 1398



Beitrag08.05.2009 22:59

von ELsa
Antworten mit Zitat

Hallo Lupus,

Daumen hoch von mir! Ich find das einfach leiwand, so unter uns gesagt, du bringst den Charme des wienerischen Erzählens super rüber.
Mir gefallen die Figuren, ich finde sie durchaus lebendig und gut geführt.

Klar gibt es immer mal Details, an denen man feilen könnte, aber wurscht, ist echt fein geschrieben.

Hören muss ich noch.

Lieben Gruß
Elsa


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TajMahal
Geschlecht:männlichSchneckenpost
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Alter: 33
Beiträge: 14



T
Beitrag10.05.2009 10:04

von TajMahal
Antworten mit Zitat

Sehr herzerweichend. Natürlich nicht annähernd eine dieser traurig dahergezogenen Pennergeschichten die ich sonst lese und die gerne mal die Gesellschaft verhöhnen und zu begreifen versuchen.

Naja, hier könnte man das nach dem dritten oder vierten überfliegen sicher auch, aber dafür vermittelt der Text viel zu viele andere Botschaften und ist kurz und prägnant, zu kurz um sich dabei über komplizierte Dinge den Kopf zu zerbrechen.

Mir gefällt die Geschichte, die Vertonung aber drängt das durch das einfache Lesen gemachte Bild wieder in ein anderes Licht, was mir dieses Mal nicht wirklich gefällt. Aber wenigstens wurde sie vertont und das sollte schon eine Auszeichnung bekommen  Smile  

Ich bin kein Synchronsprecher, deshalb stelle ich keine Kritik zu Sprachfluss und Atmosphäre.

Zitat:
Meine Titanic war soeben untergegangen. Schweigend steuerten wir das nächstgelegene Wirtshaus, den ‚Sterbenden Schwan’, an.


Ich weiß nicht ob gewollt oder nicht, aber nachdem wörtlich die Titanic untergegangen ist erscheint mir das "ansteuern" etwas makaber,  ist aber auch nur eine kurze Beobachtung.  Wink

Zitat:
Im Nachhinein kommen mir die Personen trotz der Details und literarisch durchaus guten Beschreibungen etwas blass vor.


Die Geschichte ist doch aus dem Leben gegriffen, so wie ich es kenne weilen solche Begegnungen nicht sehr lange und je nachdem wie intensiv sie war hat man am folgenden Tag schon wieder alles vergessen. Da braucht es dann keine Beschreibungen, keine intimen Details geben. Die würden das Geschriebene nur zu langatmig erscheinen lassen.
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag17.09.2009 15:31

von Alogius
Antworten mit Zitat

Bin ich zu spät? Drauf geschissen! wink

Ich kann mich nur der Meinungen anschließen:
Ein sehr feiner Text, toll geschrieben und weder kitschig, noch zu verkopft oder gezwungen - im Gegenteil: Ich habe ihn sehr gern gelesen und nichts zu meckern.

Die Vertonung ist übrigens meiner Meinung nach auch richtig gelungen!

Danke
Gruß
Tom


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Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3914
Wohnort: wien



Beitrag17.09.2009 15:45

von lupus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi,

zu spät? es is nie zu spät für ein dickes Lob  Smile
freut mich sehr, wenn's dir gefällt.

ach, is das wieder ein schöner Tag heut'

LGL


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