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Hinkepank Gänsefüßchen
Alter: 62 Beiträge: 21
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16.02.2009 23:04 Erlebnisse von IKEA von Hinkepank
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Fast jeder kennt das : Man hat sich ein wunderhübsches neues Möbelstück ausgesucht,
genau jenes, das einem nach stundenlangen Umherirren durch diverse Möbelhäuser endlich ein
freudiges "Das ist es !" entlockte. Die Bestellung verlief dann schon etwas gebremster - muss das
tatsächlich so teuer sein ? Dann der vermeintlich problemlose Hinweis :
" Momentan nicht am Lager, es wird bestellt und in 2 Wochen ist es da".
Nach zwei Monaten geduldigen Wartens endlich die herbeigesehnte Nachricht, alles wäre fertig
und nun endlich zur Abholung bereit.
Verzückt nimmt man einen unübersehbaren Haufen von Kartons entgegen – dem Gewicht
nach augenscheinlich ein neuer kleiner Mond. Die Ansammlung bräunlicher Kartons wird dann
ins Fahrzeug verstaut, gegen alle Gesetze des Straßenverkehrs und auch gegen die meisten Gesetze
der Physik – schließlich hat noch niemand einen neuen Erdtrabanten über die Autobahn transportiert.
Endlich im Zweitdomizil angekommen, quält man sich 3 Etagen hoch um die beglückende Wohnzierde
ins traute Heim zu verbringen. Wenige Stunden später findet man sich zwischen kleinen widerlich klebenden
Styroporkügelchen und unansehlichen Fetzen bräunlicher Kartons inmitten des bislang größten Chaos,
das man seit Menschengedenken in dieser Wohnung angerichtet hat.
Mittlerweile etwas ernüchtert sucht man verzweifelt, die merkwürdig verkrumpelten (?)Drahtstifte(?),
(?)Schrauben(?), oder schlichtweg Spunks aus der Aufbauanleitung in der nüchternen Realität wiederzufinden.
Ich sage Euch, manche Figur aus einem Phantasy-Roman lässt sich leichter in der heimischen Umgebung
wiederfinden als auch nur ein winziges Teil der Bauanleitung in dem ungeordneten Haufen vor meinen Füßen.
Immer noch optimistisch – die zweite Flasche Bier tut ihre Wirkung- umkreist man die unselige
Anhäufung mitgestalteter Erzeugnisse der Stahl- und Holzindustrie. Hin und wieder schleicht sich ein
freudiges Lächeln auf das ansonsten stirnrunzelnde Antlitz, wenn man aus den Mutanten der
dargestellten Teile etwas annähernd passendes zu finden glaubt.
Ich vermute, die Erzeuger dieser Bauanleitung hatten eine Starke Affinität zu Romanen mit
Kartenzeichnungen von irgendwelchen verborgenen, unglaublich wertvollen Schätzen, nicht
ein leisester Zweifel käme auf, würde ich in einer solchen Anleitung den Hinweis finden, zwischen
den bezeichneten Palmen (Siehe Kreuz) einige Meter tief zu graben.
Im Verlaufe der Zusammenbauaktion hat sich ohnehin schon einiges an Werkzeug angesammelt, ein
Spaten wäre durchaus nicht ungewöhnlich oder verdächtig.
Nach nur wenigen Stunden – schließlich habe ich erst um 17:30 angefangen, nun ist es 23:30 – erliege
ich dem Wahn, der Anleitung einen formgebenden Sinn entnommen zu haben.
Es ist soweit : Ich greife zum Schraubendreher.
Ich sollte vorweg stellen, das sich mich durchaus nicht für handwerklich unbegabt halte - schließlich
habe ich schon einige sehr wohl funktionstüchtige Modellflugzeuge in meinem Leben zu eben
solchen erweckt und konnte sogar die Bewunderung einiger zufällig vorbeikommender Passanten genießen.
Nun denn: Der Schraubendreher ward alsbald fallen gelassen, schon nach kurzer Zeit wurde offenbar,
dass doch zuerst eine Inbusschraube an ihren Bestimmungsort zu bringen war.
Nach diversen Verrenkungen ( kann man tatsächlich zwei Bettpfosten rechtwinklig aneinander schrauben )
war meine Begeisterung keinesfalls beeinträchtigt, im Gegenteil nach der 3. Flasche köstlichen
Gerstensaftes erschien mir die Vorstellung, anstelle der erhofften Bettstatt ein weiteres flugtaugliches
Kleinod zu produzieren, nicht ohne Reiz.
Das Letzte, an das ich mich erinnerte, waren nicht die so oft erwähnten Herrn im weißen Kittel,
sondern die Tatsache, dass ich beim Öffnen der 5. Bierflasche die Kontrolle verlor und Einiges
des kostbaren Inhaltes sich über besagte Bauanleitung ergoss, was sie merkwürdigerweise keinesfalls
unleserlicher machte.
Ich erwachte in einem nahezu fertiggestellten Bett- es fehlten nur zwei diagonal gegenüberliegende Beine. Doch diese Unzulänglichkeit bereitete mir wenig Sorgen, wiegte mich doch das anhaltende Schaukeln um so behutsamer in den Schlaf.
Es ist wahrlich schwer, der Baumeister seiner eigenen Inneneinrichtung zu sein – was hätte wohl ein
Pharao an meiner Statt getan – Jahre hätte er er darauf verwendet, sein Ruhelager zu errichten; Gottseidank
gab's damals noch kein IKEA, sonst wären wohl einige kulturelle Güter nie entstanden.
Nach einigen Korrekturen meines Bauwerkes ist nun tatsächlich ein Gebilde entstanden, das dem
ehemals Erwähltem nicht gänzlich unähnlich ist und bei der Frage, ob das Aufbauen nicht schwierig gewesen
sei, pflege ich zu antworten : "I Wo – es steht doch alles in der Bauanleitung !"
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Nordlicht Waldschrätin
Beiträge: 3761
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11.03.2009 02:42
von Nordlicht
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Hallo Hinkepank,
ich fand den Text unterhaltsam, wuerde ihn aber radikal kuerzen. Mit den daemlichen Zusammenbaumoebeln hat wohl fast jeder Erfahrung, aber so die aufwuehlende Erfahrung ist es meist doch nicht (ausser im Moment des Schraubens!)...von daher war ich nicht so sehr an den Einzelheiten von Transport, Kartons, Schraubenzieher interessiert.
Ich denke, wenn Du einiges von den Einzelheiten weglassen wuerdest, mehr das Gesamtbild von Transport-, Verpack-, Bauanleitungsfrust anstrebst, und etwas weniger abschweifst (wie mit der Schatzkarte) ist es lustiger zu lesen. Aber das ist bloss meine Meinung...
_________________ If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood |
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Michael Anti-Lyriker
Beiträge: 734
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11.03.2009 12:28
von Michael
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Hallo hinkepank,
also meiner Meinung nach brauchst du nix zu kürzen. Mir hat der Text gefallen.
Es gehört einfach alles dazu. Vom Kauf über die Verpackung - besonders die Styroporkugeln haben mir gefallen- bis hin zum Aufbaustress hast du unumstößliche Tatsachen beschrieben.
Super, einfach geschrieben, trotzdem anspruchsvoll und vor allem witzig!
Weiter so!
Gruß
Michael
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Locard Klammeraffe
Alter: 36 Beiträge: 697 Wohnort: Münster
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13.03.2009 19:29
von Locard
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Hey
Was habt ihr eigentlich immer so große Probleme mit IKEA-Möbeln?! Ich habe bisher keine gehabt
Nichtsdestotrotz kann ich deinem Text ganz gut folgen und fühlte hier und da, wie sich mein Mundwinkel in Richtung Ohren schoben. Ein locker-leichter Text, der zu unterhalten weiß. Aber als anspruchsvoll würde ich ihn im Gegensatz zu Michael nicht bezeichnen.
Dennoch wirkt er stellenweise ein wenig langatmig. Du bleibst konstant auf dem gleichen Level des Humors und es fehlen doch ein wenig die überraschenden Momente. Maria (ohne h ) hat es unglaublich gut in ihren Supermarkt-Animositäten gemacht. Ein Blick lohnt sich
Ich weiß gar nicht, ob ich kürzen würde. Für mich müsste der Text ein wenig länger sein und eben diese Allerweltsprobleme veschärft darstellen. Wie wäre es, wenn du die Ikea-Namen aufs Korn nähmst? Sowas halt - das typische Ikea ...
Trotzdem: solide Leistung
Aufbauende Grüße, Locard
_________________ "Komm, essen wir Opa!" - Pro Satzzeichen, denn sie retten Leben |
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Hinkepank Gänsefüßchen
Alter: 62 Beiträge: 21
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16.03.2009 22:06
von Hinkepank
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Hallo,
Dankeschön für Eure Rezensionen.
Die Geschichte war so lange unkommentiert, dass ich schon gar nicht mehr
nachgesehen habe.
Locard, Du hast Recht, der Geschichte fehlt eine gewisse Steigerung,
das nächste mal werde ich mich dahingehend bemühen.
Ich musste mich allerdings etwas bremsen, damit das Ganze nicht zu
sehr in den Klamauk abgleitet - war halt schnell geschrieben.
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