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Der Todesengel - Teil 2


 
 
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Skippy
Gänsefüßchen


Beiträge: 40
Wohnort: der Körper wohnt in Wupppertal


Beitrag05.12.2008 07:11
Der Todesengel - Teil 2
von Skippy
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

So, ich habe meinen freien Tag genutzt und den zweiten Teil übersetzt. Muss aber sagen, in englischer Sprache gefällt er mir besser...

Mein Name ist Jonah. Ich bin ein Engel. Ein Todesengel. Das letzte Mal habe ich Ihnen von Julian erzählt. Heute möchte ich Ihnen Maria vorstellen. Maria ist neunundzwanzig, alleinstehend, keine Kinder, arbeitet hart in ihrem Bürojob. Sie hasst ihren Job, sie hasst ihren Chef und sie hasst ihr Leben. Nun, sie hasste. Sie ist auf dem Weg zu ihrem eigenen Tode. Deswegen bin ich bei ihr.
Wir haben uns das erste Mal getroffen als ihr Arzt ihr eröffnete, sie müsse sterben. Krebs. Sie hätte nur ein paar Tage über. Sie hatte all die Schmerzen, das seltsame Gefühl und so viel mehr seit Monaten, aber da war keine Zeit um sich untersuchen zu lassen. Nun, auch eine frühere Untersuchung hätte nichts geändert. Sie hat Blutkrebs und wird bald sterben.
Eigentlich bin ich bei den Menschen kurz bevor sie sterben. In diesem Fall ist es anders, ich bin früher zu ihr gekommen.
Maria sah mich das erste Mal auf dem Weg von ihrem Arzt zurück zu ihrer kleinen Wohnung. Wir saßen zusammen in der U-Bahn. Sie weinte, niemand kümmerte es; außer mich. So ist es meistens.
„Entschuldigung“, sagte sie. Man muss sich niemals entschuldigen wenn man weint. Man muss sich nicht schuldig fühlen wenn man traurig ist. Alle anderen sollten sich schuldig fühlen, denn sie interessiert es nicht, dass es einem nicht gut geht.
„Es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen“, sagte ich liebevoll. Weder der alte Mann, der sechs Sitze vor ihr oder die beiden jungen Mädchen, die lachend vier Sitze hinter ihr saßen, bemerkten, dass die Frau zu sich selber sprach. Zumindest hätte es für sie so ausgesehen, wenn sie Maria beachtet hätten. Niemand außer Maria konnte mich sehen oder hören.
„Ich hatte einen schweren Tag.“ Sie suchte nach einen Taschentuch. „Oder vielleicht ein hartes Leben.“
„Manche Leute sagen, das Leben ist nicht fair.“ Das ist das, was ich immer höre.
„Nun, die haben Recht.“
„Das Problem ist, wir können unserem Leben nicht die Schuld an allem geben ohne uns selber die Schuld zu geben. Wir sind diejenigen, die unser Leben in der Hand haben.“
„Ich habe einen Boss, der mein Leben zur Hölle macht.“ Sie stockte, sah aus dem Fenster und schüttelte den Kopf. Es war nichts zu sehen außer Dunkelheit. „Seit dem ersten Tag, an dem ich dort angefangen habe zu arbeiten, gibt er mir die Schuld an allem. Er lässt mich bis zu zwölf Stunden arbeiten, jeden Tag, kein Überstundengeld. Er gibt mir Arbeit am Wochenende mit nach Hause, die ich in meiner Freizeit erledigen muss. Wenn ich einen kleinen Fehler mache, ist er wütend, schreit mich an, sagt, er wird mich feuern.“
„Du kannst deinen Job aufgeben.“
„Ja.“ Sie fing an zu lachen. Nicht glücklich, sehr bitter. „Werde ich. Morgen werde ich meinen Job kündigen. Das sollte der Höhepunkt des Tages sein.“
„Aber wird es nicht.“ Ich wusste wieso sie ihren Job kündigte. Ich wusste alles über sie. Ich kannte alle Geheimnisse, alles, was ihr jemals zugestoßen war. Ich kannte jede Sekunde ihres Lebens. Ich sagte ihr das nicht. Ich ließ sie sprechen und hörte einfach zu. Das ist das einzige, das ich für sie tun konnte. Für sie da sein. Zuhören. Mit ihr sprechen, wenn sie es brauchte.
„Nein, wird es nicht. Weißt du wieso? Mein Arzt hat mir eben eröffnet, dass ich sterben werde. Ich habe noch ein paar Tage, vielleicht Wochen. Blutkrebs. Keine Hoffnung, keine Medizin, kein glückliches Ende.“ Ich wusste all das. Deswegen war ich da.
„Wieso ich?“ Das berühmte Frage. Wieso ich? Alle fragen: wieso ich?
„Ich habe nichts falsch gemacht.“ Sie fing wieder an zu weinen. Niemand interessierte es – erneut. Nur mich.
„Du hast nichts falsch gemacht.“ Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. Sie sah auf, direkt in mein Gesicht.
„Kenne ich dich? Du scheinst mir bekannt zu sein.“ Ich war dein ganzen Leben an deiner Seite. Maria. Du kennst mich, ohne zu wissen, dass du mich kennst. Du kannst es fühlen.
„Wie heißt du?“
„Jonah.“
„Ich kenne keinen Jonah.“ Sie dachte eine Sekunde nach. „Also, Jonah, sag mir, wieso ich? Ich habe nichts falsch gemacht.“
„Was denkst du über das Leben? Denkst du, es ist fest verplant? Denkst du, es gibt eine Bestimmung? Oder dass alles zufällig ist?“
„Ich denke, das Leben ist nicht fair. Ich  hatte mein ganzes Leben über Pech ohne etwas falsch gemacht zu haben. Nun werde ich sterben. Für mich ist das Leben einfach nur unfair. Es ist mir egal, ob es so vorbestimmt ist oder zufälliges Pech ist. Es ist unfair. Das ist es, was das Leben für mich ist.“
„Unsere Leben sind geplant bevor wir geboren werden. Es gibt keine Zufälle. Wir haben alle eine Bestimmung in unserem Leben.“
„Was ist meine Bestimmung? Alles schlechte erfahren?“ Sie stand auf, es war ihre Haltestelle.
„Nein, das ist nicht deine Bestimmung.“
„Was ist meine Bestimmung?“ Ihre Augen waren traurig, rot und ich konnte die Spuren der Tränen sehen. Niemand kümmerte sich um die Tränen oder die Worte, die sie laut aussprach, zu jemand, der nicht da war. Niemand kümmert sich um dich, wenn du alleine bist.
„Du wirst es herausfinden.“
„Jonah, ich denke nicht, dass ich die Kraft habe, es herauszufinden.“
„Lass mich dir helfen“, biete ich ihr an. Ja, auch das ist mein Job. Menschen helfen herauszufinden, was sie über ihr Leben wissen müssen. Es gehört zum Sterben dazu. Du kannst nur in Frieden sterben, wenn du weißt, wieso du gelebt hast, was deine Bestimmung war.

Maria und ich begegneten uns eine Woche später wieder. Sie saß unter einem Baum im Park. Es lagen nur sieben Tage zwischen unserem Treffen in der U-Bahn vergangen, aber sie sah aus, als wenn es sieben Jahre gewesen wären. Der Krebs war schnell, sie war schwach. Sie hatte all ihre Hoffnung aufgegeben.
„Jonah, was machst du hier?“ Erneut war sie der einzige Mensch, der mich sehen konnte.
„Ich habe nach dir gesucht.“ Ich setzte mich neben sie. „Wie geht es dir?“ Ich kannte die Antwort natürlich. Aber ich war ein Mensch für sie. Sie hatte nicht realisiert, dass sie die einzige war, die mich sehen konnte. Ich war kein Engel für sie, aber das änderte sich bald.
„Ich sterbe. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist, ich habe meinen Job gekündigt. Ich habe meinem Arzt gesagt, ich will all seine Medikamente, die er mir anbot, nicht. Nichts kann mir helfen, wieso sollte ich also all diese Zeug nehmen? Um etwas länger zu leiden? Das würde keinen Sinn machen.“
„Gegen den Schmerz.“
„Ich habe diese Schmerzen seit Monaten, ich habe mit ihnen gearbeitet. Ich bin sie gewohnt.“ Sie war noch immer ein Kämpfer. Sie hatte monatelang gegen den Krebs gekämpft ohne es zu wissen.
„Du solltest dich nicht mehr leiden lassen, als du musst.“
„Nichts wird etwas ändern.“
„Es wird sich etwas ändern. Du hast gekündigt, du fühlst dich besser. Vielleicht geht es deinem Körper schlechter, aber ich kann sehen, deiner Psyche geht es besser.“
„Ja. Meinen Chef direkt ins Gesicht zu sagen, was ich wirklich über ihn denke, war eine der besten Sachen, die ich jemals in meinem Leben getan habe.“ Sie lächelte während sie sich an die Szene erinnerte. „Und weißt du was? Ich habe letzte Woche an dich gedacht.“ Ja, ich wusste das. „Und dann bin ich in den Zoo gegangen. Verrückt, oder? Als ich an dich gedacht habe, dachte ich mir, ich könnte in den Zoo gehen. Ich habe da seit Jahren hingewollt, aber...“ Sie stockte. Die Arbeit hatte ihr keine Zeit gelassen. Ich wusste das. Ich hatte ihr die Idee mit dem Zoo gegeben. Das war der erste Tag, an dem sie sich wie ein Mensch fühlte.
„Ist es nicht verrückt? Ich weiß, ich werde bald sterben, aber im Moment fühle ich mich lebendiger als all die Jahre zuvor.“ Leider ist es so, dass die meisten Menschen erst dann anfangen zu leben, wenn sie wissen, ihr Leben ist beinahe beendet. Sie denken nicht über das Sterben nach, es ist Zeitverschwendung, verschwendete Gedanken. Sie denken an ihre Arbeit, wie sie an viel Geld kommen und erfolgreich und einflussreich werden. Sie vergessen völlig, was wirklich wichtig ist. Du kannst, wie Maria, für zehn Jahre arbeiten. Du kannst vergessen, dass du lebst, du kannst wie eine Maschine funktionieren, bis die Frage FÜR WAS? kommt. Sie hatte hart gearbeitet, nun fragte sie sich, was für ein Leben sie hatte. Hatte sie überhaupt ein Leben?
„Du hast angefangen Dinge zu tun, die du immer tun wolltest?“
„Ja. Jetzt, wo es zu spät ist.“
„Es ist niemals zu spät um das Leben zu genießen.“
„Aber ich hätte das eher machen sollen.“
„Ja.“
„Wieso habe ich das nicht gemacht? Wieso müssen Menschen erst eine schwere Krankheit bekommen um zu sehen, was wirklich wichtig ist?“
„Menschen haben keine Zeit zu leben wenn sie bei bester Gesundheit sind. Sie denken, nichts kann ihnen passieren. Dinge tun, die du gerne machen würdest, scheint nichts weiter als verschwendete Zeit zu sein. Arbeiten ist das wichtigste im Leben. Ein guter Job gibt dir Geld, das dir Sicherheit und Macht gibt. Menschen leben meistens für eine Zukunft, die so weit weg ist, dass sie nicht wissen können, ob diese Zukunft jemals eintreffen wird. Sie planen, was sie alles machen werden, wenn sie in Rente gehen, selbst wenn das erst in vierzig Jahren ist. Aber sie vergeuden nicht einen Gedanken an die Gegenwart.“
„Wir leben in der Zukunft ohne die Gegenwart zu schätzen. Ich habe das in der letzten Woche herausgefunden. Es war eine harte Lektion, aber ich denke, ich habe sie gelernt.“
„Ich wünschte, Menschen würde ihre Lektion lernen bevor es zu spät ist. Du solltest nicht nur an deine Zukunft denken, du solltest planen, sicher, aber du solltest nie vergessen, dass du im hier und jetzt lebst. Du kannst kein Geld und keine Macht mitnehmen. Du kannst hart arbeiten und den Verdienst dazu nutzen, deine Träume jetzt zu verwirklichen. Wenn du dein ganzes Leben davon geträumt hast, auf einem Pferd an einem weißen Sandstrand entlang zu reiten, dann du es. Kaufe nicht den Sportwagen, mit dem du deinen Kollegen imponieren kannst. Behalte deinen alten, kleinen Wagen oder nimm den Bus und genieße dein Leben.“
„Manche Leute haben nicht das Geld für extraordinäre Urlaube.“
„Du brauchst nicht viel Geld um dich selbst zu verwöhnen. Wie ich sehen kann, genießt du den Tag indem du im Park sitzt.“
„Ja, das tu ich.“ Sie lächelte. Ihre Augen waren noch immer rot, sie weinte viel, aber sie hatte ihr Lächeln wiedergefunden.
„Gestern habe ich mir eine Hängematte gekauft. Ich habe keinen Garten, also habe ich sie in meine Wohnung gehangen. Stell dir das vor, Jonah, eine Hängematte mitten im Wohnzimmer, hinter der Couch. Ich habe meine Pflanzen um sie gestellt, zwei große Poster von Stränden in der Karibik aufgehangen, eine CD mit Ozeanmusik laufen lassen und mir selber einen Cocktail gemixt. In meinen Träumen war ich auf Hawaii und hatte eine wunderbare Zeit. Absolut verrückt, oder?
„Nein, überhaupt nicht.“ Das war auch meine Idee gewesen. Du wärst gerne in der Karibik, aber das Geld fehlt? Mit etwas Fantasie kann man sich seinen eigenen Strand basteln. Man braucht kein aufwendiges Material, man braucht nur etwas Fantasie.
„Ich kenne ein Paar, die haben das gleiche getan haben. Sie haben eine große Hängematte für den Garten gekauft, nahmen einige Decken, denn es war kalt, stellten den Fernseher raus und spielten den ganzen Tag Playstation in der Hängematte, aßen Pizza und Chips. Alles war aus ihren Gedanken verschwunden, auch dass er bald sterben würde. Es war ein Traum von beiden, den sie sich erfüllt haben. Sie fühlten sich wieder wie in ihrer Jugend.“ Ich war bei dem Mann als er starb. Er starb an dem Morgen.
„Ich bin alleine.“
„Ich bin bei dir.“
„Du bist nicht mein Ehemann.“ Sie sah mich an, schaute mir genau ins Gesicht. „Ich habe dich nur zweimal getroffen, aber es fühlt sich an, als wenn ich dich mein ganzes Leben gekannt habe. Du scheinst zu gut um wahr zu sein. Es muss einen Fehler an dir geben. Kein Mensch kann so sein, wie du bist.“ Vielleicht könnten sie, aber meistens wollen sie sich nicht die Zeit nehmen, so zu sein. Menschen leben im permanenten Zeitdruck, ohne Zeit für ihre Mitmenschen.
Und dann stellte sie die eine Frage: „Bist du ein Engel?“ Es war keine Angst in ihren Augen.
„Ja.“ Ich lüge niemals über mich selbst. Wieso sollte ich?
„Das dachte ich mir. Du konntest nicht echt sein.“ Sie fing an zu lachen. Dieses Mal konnte ich etwas Freude hören.
„Wieso?“ Ich lächelte etwas.
„Nun, du siehst verdammt gut aus, keine andere Frau sieht sich nach dir um. Es scheint, als wenn ich die einzige bin, die dich beachtet. Wenn ich in einem Park mir einem so gutaussehenden Mann sitze und keiner beachtet ihn, dann muss etwas falsch sein. Ich gehe davon aus, ich bin der einzige Mensch, der dich sehen kann.“
„Das ist richtig.“
„Das bedeutet, ich spreche mit mir selber seitdem du hier bist. Zumindest wird es so für jeden aussehen.“
„Ja.“
„Sie werden denken, ich sei verrückt. Falls es ihnen auffällt. Meistens beachtet einen keiner. Und es ist mir egal, was sie denken. Sie können denken, ich sei verrückt, das macht mir nichts.“ Sie legte sich hin, schloss die Augen. Die Sonne schien ihr ins Gesicht. Es könnte der perfekte Sommertag sein.
„Ich muss also nicht sprechen, du kannst meine Gedanken lesen und wir können ohne Worte miteinander kommunizieren.“
„Ja, das können wir.“ Das ist die Art, wie ich mit Menschen kommuniziere, wenn sie sterben und nicht mehr sprechen können, da sie in einer Operation sind. Ich brauche keine Worte um mit meinen Menschen zu sprechen.
„Ich würde gerne weiter mit dir sprechen. Es ist schön mit jemand zu sprechen, der zuhört. Selbst wenn es kein Mensch ist.“
„Wir können uns so unterhalten, wie du möchtest.“
„Danke.“ Eine weitere Pause. „Wann werde ich sterben, Jonah?“ Sie öffnete ihre Augen und sah mir direkt in die Augen.
„Ich kann dir kein Datum geben.“
„Du kannst oder du willst nicht?“
„Der Tag wird kommen wenn du bereit bist. Es ist bereits alles geplant und du wirst merken, dass du bereit bist. Es würde keinen Unterschied machen, wenn ich dir ein Datum nenne. Du hast bereits angefangen zu leben, genieße den Rest deines Lebens.“
„Ein wenig spät.“
„Besser spät als gar nicht.“
„Richtig.“ Sie lachte kurz über diese alte Phrase und wurde dann wieder ernst. „Du kannst mir keinen Grund nennen, wieso ich sterben muss, oder? Ich meine, so. Und so früh.“
„Es würde keinen Grund geben, den du akzeptieren würdest. Es gibt keine guten Gründe, wieso Menschen sterben.“
„An Krebs sterben. Ich dachte, ich werde nächstes Jahr dreißig. Weißt du, ich konnte es nicht meiner Familie sagen, ich habe ihnen einen Brief geschrieben. Gott, ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen.“
„Würdest du sie gerne sehen?“
„Sie leben in Frankreich, es würde ein Vermögen kosten...“ Sie sah mich an und stoppte. „Verdammt, du hast recht. Wieso interessiert mich das? Ich wollte sie immer besuchen, ihr Haus dort sehen. Ich werde nach Frankreich fliegen. Lass uns gehen, wir verkaufen mein Auto. Ich hoffe, du kennst dich mit Autos aus, ansonsten wird uns der Verkäufer übers Ohr hauen. Ich habe keine Ahnung von Autos.“ Sie stand lachend auf. Die Idee, ihr Auto mit Hilfe ihres Engels zu verkaufen, gefiel ihr. Ich sagte ihr nicht, dass es nicht meine Aufgabe sei, ihr dabei zu helfen. Sie wusste das.
Sie verkaufte ihr Auto – der Verkäufer gab ihr einhundert Dollar weniger als sie hätte bekommen sollen – und kaufte das Ticket nach Frankreich. Zwei Tage später überraschte sie dort ihre Eltern. Von New York in die Provence. Sie fand sich selber in der Natur und den liebenden Armen ihrer Eltern wieder.
Das war der Ort, an dem sie starb. Einen Tag bevor sie hätte zurückfliegen sollen. Sie ging ins Bett, schloss ihre Augen und wachte nie wieder auf. Es war nicht der Krebs, es waren Schlaftabletten.
„Entschuldige Jonah, ich weiß, du bist hier um mich auf meinem langen Weg des Sterbens zu begleiten, aber ich denke, ich nehme diese Abkürzung. Mag vielleicht feige sein, mag egoistisch sein, aber ich möchte glücklich sterben. Und im Moment bin ich glücklich. Danke für alles.“
Ich wusste, sie würde das tun. Ich habe es immer gewusst, all die Jahre. Ich saß an ihrem Bett als sie die Tabletten schluckte, hielt ihre Hand als sie die Augen schloss und ging mit ihr, als sie starb. Ich habe meinen Job gemacht, ich war bei ihr, als sie starb.
Mein Name ist Jonah. Ich bin ein Engel. Ein Todesengel.



_________________
Die Grammatik ist mein natürlicher Feind - aber man soll ja seine Feinde lieben!

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und am 7. Tag schuff Gott die Krönung der Schöpfung: Nutella und Pepsi Max
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SilverstormHawk
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 30
Beiträge: 17
Wohnort: Berlin


Beitrag03.03.2009 12:00

von SilverstormHawk
Antworten mit Zitat

Hi

wieder eimal sehr einfühlsam geschrieben. ich fand die erste aber ein bisschen besser weil sei tiefgreifender war aber lag vieleicht auch daran das es diesmal eine erwachsene und kein kind war. die idee ist nach wie vor gut. wie kommst du bloß immer auf diese ideen.

auf jeden fall gefällt mir die art wie du schreibst (und das wo ich sonst hauptsächlich nur fantasy und manga lese Sich kaputt lachen).

Deine SilverstormHawk
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