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Teil 51 Ein neuer Start


 
 
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teccla
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 66
Beiträge: 160
Wohnort: Costa Blanca


Was suchst Du in Madagaskar?
Beitrag17.11.2008 17:29
Teil 51 Ein neuer Start
von teccla
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1.Juni 2004
Zaghaft besuchten wir die neuen angemieteten Räumlichkeiten bei Allianz Francaise in Majunga.
Die künftige Küche war ein langer schmaler Raum, der an einem gemauerten Ausgußbecken mit Wasserhahn endete. Der Abfluss ging nicht. Durch die gemauerten Löcher in der Wand würde es immer rein regnen. Normalerweise wäre dies Raum für eine Veranda. Über der Küche ging eine Treppe hinauf in die Unterrichtsräume von Allianz Francaise.
Der Raum für das künftige Internetcafe war fast quadratisch und klein. Ein großes Fenster zeigte zur Terrasse und ein weiteres zum großen Saal von Alliance Francaise.
Die Terrasse, 20 x 10m, lag den ganzen Tag im Sonnenlicht. Zwei große hohe Laubbäume gaben der Eingangstreppe eine würdige Umrahmung. Große dicke Pfeiler teilten den überdachten Teil der Terrasse ab. Auf der gemauerten Brüstung standen wuchtige Blumenkästen. Kleine gelbe und rote Blüten streckten sich neugierig der Sonne entgegen. Vor der Terrasse lag die Uferpromenade, ging der Blick weit übers Meer. Der Leuchtturm von Katsepi begrüßte auf der linken Seite die in den Hafen von Mahajanga einlaufenden Schiffe. Die hohen Palmen der großzügig angelegten Promenade wogen sich leicht im Wind.
Hier also gingen wir erneut an den Start.

Mit Zollstock und Notizbuch ausgerüstet, wurden die ersten Pläne vor Ort besprochen und diskutiert. Wie viele Tische und Stühle brauchten wir? Wie viele Menschen werden bei uns die Fußballeuropameisterschaft sehen können?

Von Allianz Francaise bekamen wir Tische und Stühle geliehen. Der Techniker des Hauses bestaunte den kleinen Beamer.
Die große Leinwand 3 x 3 m wurde in Handarbeit in tagelanger Arbeit angefertigt und aufgestellt. Die Antenne für das Satellitenfernsehen wurde montiert. Die Übertragung klappte. Boxen und Verstärker, Mischpult und ein „Toi toi toi“ kamen von Allianz Francaise.
Der Direktor unterstützte uns, wo er konnte.

Wir kauften Gläser, Kühltruhe und Kühlschrank. Die Küche wurde gereinigt. Die ersten Flaschen kalt gestellt. Ein weiterer Kühlschrank, ein Wahnsinnsteil mit eingebautem Eiscrusher, wurde geliefert und sollte angeschlossen werden. Doch 60 cm sind nicht immer 60 cm. Die Tür zur Küche wies an einigen Stellen 60 cm auf, an anderen Stellen jedoch nicht. Der Kühlschrank passte nicht durch die Tür. Er blieb im Flur stehen.
Die Werbung für unsere Veranstaltungen auf der Terrasse lief bereits im Radio fünfmal täglich.
Die große Videoleinwand (auf dem Foto links) war fertig gestellt. Sie wurde in Handarbeit aus einem Holzgerüst und Leinwandstoff hergestellt.

Der große Tag kam. Die Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft.
Gina, die neue Kellnerin erwies sich als flink und belastbar. Wir hatten volles Haus.
Die Kunden nahmen an alten Holztischen, auf Plastikstühlen platz oder saßen auf Hockern.
Es störte nicht. Das Bier wurde aus Flaschen getrunken.
Alles klappte, es gab kaum Pannen.
Unser Security musste aufpassen, dass die Gäste nicht über die Brüstung der Terasse kletterten, denn viel zu viele Menschen wollten herein und der Platz reichte nicht aus.

Unser Konzept wurde schon jetzt angenommen.
Nach den ersten 2-3 Fußballspielen legte sich die Aufregung. Tische und Plätze wurden vorbestellt. Langsam kehrte Routine ein.

Die Veranstaltungen gingen bis in die Nacht. Zeitweise reichten die Plätze nicht aus. Der neue Security Jean-Luc kam immer wieder und fragte nach freien Plätzen. Moslems, Inder, Madagassen, Italiener, Schweizer und Franzosen verfolgten die Spiele, wurden unsere Kundschaft.
Ein Franzose saß geduldig auf einem Blumenkasten am Pfeiler, 3 Madagassen auf umgekippten Bierkisten. Die Straße war teilweise nicht befahrbar, die Menschen standen außerhalb der Terrasse so weit das Auge reichte und verfolgten die Spiele. Auf den Dächern von Autos saßen ganze Familien. Wir freuten uns.
Nach manchen abendlichen Veranstaltungen saßen wir mit den Mitarbeitern bei einem Bier oder Cola zusammen. Da waren der Nachtwächter von Allianz Francaise, auch der Haustechniker, Serge, Gina, die Kellnerin, Jean-Yves –unentbehrlich geworden- und Jean-Luc unser Security.
Unser improvisiertes abendliches Spektakel war ein Erfolg und gab uns Recht.
Die Lage der neuen Räume und der Terrasse waren einzigartig. Unser neues Vorhaben würde erfolgreich verlaufen, das wussten wir.
Wenn nur erstmal unser Inventar käme...

Während dessen lief im Internetcafe „Antsika“ der normale Betrieb weiter. Unsere Mitarbeiter im „Antsika“ hielten dort den Betrieb aufrecht, entlasteten uns.
Einer von uns war im „Antsika“, zwei auf der Terrasse. Wir waren ständig unterwegs.
Das Internetcafe „Antsika“ am Hafen war noch immer jeden Tag gut besucht. Doch die Küche war immer noch nicht fertig. Der Staub und Lärm von den Abriss – und Bauarbeiten im Stockwerk über uns, wurde immer unerträglicher.
Kamen wir gegen Morgengrauen von einer Veranstaltung auf der Terrasse müde und ausgelaugt in die Räume des alten Internetcafes, wurden wir morgens ab 6.00 Uhr unsanft mit anhaltendem Poltern, Dröhnen und Krachen geweckt. Dieser Lärm hielt den ganzen Tag an.
Kundschaft beschwerte sich oder blieb aus. Die Situation verschärfte sich immer mehr.

Ich erkundigte mich, welche Möglichkeiten ich hatte, gegen diesen Zustand vorzugehen.
In Madagaskar gab es keinen Mieterschutz. Mir wurde gesagt, der Mieter hat keine Rechte, ausser zu zahlen. Das Haus ist Eigentum des Vermieters und damit kann er bauen, so viel und solange er möchte und selbst in deinen Räumen kann er umbauen, wenn es ihm beliebt. Ob deine Geschäft daran zu grunde geht oder nicht.
Na toll!

Endlich traf die Nachricht ein, dass das Schiff mit unserem LKW angekommen war. Auch die Papierelagen bereit. Es konnte losgehen. Erfahrungsgemäß würde es nun noch wenigstens drei Wochen dauern, bis wir alles aus dem Zoll haben. Jan und Serge verhandelten. Sie bekamen die Zusage, dass wir den Inhalt schon nach einer Woche aus dem Zoll holen können. Ständiges Hin und Her. Noch diese Gebühr, noch jenes Formular, noch dorthin und dahin. Jeden Tag die Aussage „aber morgen wirklich“. Egal. Alle waren hoch motiviert.

In der neuen „Küche“ bei Alliance Francaise konnte man nicht abwaschen, geschweige etwas zubereiten.
Doch jeden Abend liefen die Fußballspiele der EM auf der Terrasse. Jan druckte die Getränkekarte jeden Tag aufs Neue aus. Auf der Rückseite fand der Gast die aktuellen Spielstände und die Termine der nächsten Spiele. Fand kein Spiel statt, zeigten wir Musik-Videos.
Die Gruppe „Rosenstolz“ hatte bald ihre Fans und auch das tägliche Video von „Pink Floyd“ zog die Gäste an.



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