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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

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Beiträge: 7278
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag27.10.2008 22:20
Alle hier haben ihren eigenen Plan
von Enfant Terrible
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Was sind die Wolken gealtert,
dass sie wie die Klatschweiber
ihre Häupter senken, um unser
Geflüster zu erlauschen.

Wenigstens lassen sie sich
nichts sagen von dem Wind,
der sich aufplustert in dem Ehrgeiz,
Welten wach zu dröhnen,
die noch nicht zu Tode entdeckt.

Folge den Flüssen nicht,
wenn sie sich aufmachen
zu ihrem Rendezvous
mit dem Horizont.
Wir leben nicht lange genug,
um sie beneiden zu lernen.

Wenn wir unsere Herzschläge
wie Schaukeln
an die Zeit hängen
ächzen ihre Seile – alt,
doch stramm geflochten.

Noch halten keine Risse
Einzug in die Farben,
und leicht lässt sich glauben,
alle hier haben
ihren eigenen Plan.


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"...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
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Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo
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Elvis Brucelee
Klammeraffe
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Beiträge: 743



E
Beitrag27.10.2008 22:54

von Elvis Brucelee
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Wow ...
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

Alter: 30
Beiträge: 7278
Wohnort: München


Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag28.10.2008 10:53

von Enfant Terrible
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Mir hat Folgendes geschrieben:
Wow ...

 Question


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Seeadler
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S

Alter: 64
Beiträge: 633



S
Beitrag28.10.2008 11:17

von Seeadler
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Hi Krümelchen

Schließe mich Mirs " WOW " an.
Im ersten Moment kann man gar nichts weiter sagen, bzw. schreiben, weil es einem ( mir ), die Sprache verschlägt.
Sag mal bitte, wo nimmst Du das her?
Diese gewaltige Kraft der Poesie?
Sehr sehr ausdrucksstarker Text.
Ich weiß, ich wiederhole mich, iss mir aber egal.
Ich weiß nur, DU, wirst mal ne ganz große Schreiberin.
Und ich werde Deine Bücher kaufen!!!

Ganz lieben Gruß Seeadler


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Niemand hat mich gefragt,ob ich auf diese Welt möchte,also sagt mir nicht,wie ich zu leben habe
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chinablue
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Beitrag28.10.2008 11:34

von chinablue
Antworten mit Zitat

Zitat:
Diese gewaltige Kraft der Poesie


Liebe Regina,

ja, deine Texte sind gewaltig - mir sind sie noch ein bisschen zu gewaltig. Wenn Du diese Überfrachtung mit Bildern ein wenig reduzierst, wirst Du die größte deutschsprachige Wortklauberin seit JWvG.

Liebe Fangrüße
Andreas
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

Alter: 30
Beiträge: 7278
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag28.10.2008 12:17

von Enfant Terrible
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Seeadler hat Folgendes geschrieben:
Schließe mich Mirs " WOW " an.
Im ersten Moment kann man gar nichts weiter sagen, bzw. schreiben, weil es einem ( mir ), die Sprache verschlägt.
Sag mal bitte, wo nimmst Du das her?
Diese gewaltige Kraft der Poesie?
Sehr sehr ausdrucksstarker Text.
Ich weiß, ich wiederhole mich, iss mir aber egal.
Ich weiß nur, DU, wirst mal ne ganz große Schreiberin.
Und ich werde Deine Bücher kaufen!!!

*knuddel und mich bedank*
Pass auf mit dem Loben, sonst werde ich noch größenwahnsinnig...
Verdammt, ich bin es schon längst! Und DU bist schuld!
lol
Jetzt ohne Clownsnase: Ganz, ganz lieben Dank! Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dass dir dieser Text gefällt.

@ chinablue: Liebe Fangrüße retours (wann kommt eigentlich wieder ein Sonett von dir? wink )
Oja, du legst einen salzgetränken Finger auf die Wunde. Diese Bilderverliebtheit ist mein Fluch und Segen. Ich versuche ja, mir diese krankhafte "Visualität" abzugewöhnen, aber manchmal gehen die Pferde mit mir durch. Keine Sorge, ich arbeite daran, diese Metaphernwut runterzuschrauben...
Um daran arbeiten zu können, würde mich interessieren: Wirkt dieses Gedicht in seiner Gesamtheit überfrachtet oder gibt es bestimmte Abschnitte/Bilder/Metaphern, die du als "too much" empfindest und die gedämpft bzw gestrichen werden sollten? Ich freue mich auf deine Hilfe!


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chinablue
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Beitrag28.10.2008 12:46

von chinablue
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Liebe Regina,

ich habe noch einige Sonette in der Tasche...

die meisten deiner jüngsten Texte empfinde ich als eine Stakkato-artige Abfolge von - zugegebenermaßen genialen - Bildern. Vor einigen Monaten hatte ich kritisiert, dass Du nicht in einem Bild bleibst und dieses innerhalb des Textes entwickelst. Nun, das hast Du inzwischen hervorragend drauf. Ich nehme an, dass Du mit der Zeit auch noch mehr Zurückhaltung und Understatement entwickeln wirst.

Liebe Grüße
Andreas
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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag28.10.2008 13:04

von Enfant Terrible
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Ich bin noch dabei, meinen Stil zu finden, und durchschreite dabei verschiedene Phasen. (und ist man nicht sein ganzes Leben lang Lernender?) Ich probiere immer wieder Neues aus und versuche, aus den Fehlern vorangehender Phasen und selbstverständlich aus Kritiken zu lernen.
Mal sehen, wie sich das weiter entwickelt...


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Tiefgang
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Und ständig fließt Musik aus meiner Stromgitarre
Beitrag28.10.2008 14:16

von Tiefgang
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Reggy, ich bin jetzt schon zum 4mal hier und versuche ständig etwas in deinem Text zu finden, an dem ich Schwächen ausmachen kann. Vllt. sind es tatsächlich die vielen Bilder, ich weiß es nicht. Der Text ist klasse, soviel ist sicher, ich finde nur, bzw. halte es für nicht förderlich, ständig diese Langspielplattitüden zu hören, von wegen "du wirst mal die Größte", usw. usf.

Ich denke, deinem Schreibertum tut das nicht gut. Vllt. irre ich, vllt. aber auch nicht. Ich hoffe, du verstehst, was ich (dir) damit sagen möchte.

Zum Gedicht selbst: wie gesagt, ein Bild jagt das andere. Ich mag ein jedes. Ja, bei jedem verspüre ich spontan etwas, bin aber zudem zum Nachdenken angeregt, wie du es genau gemeint haben könntest, was man noch alles hineininterpretieren könnte/kann. Herzschläge wie Schaukeln an die Zeit hängen, der Wind, der sich aufplustert, um Welten wach zu dröhnen, die noch nicht zu Tode entdeckt; das alles sind Stellen, die gänsehautartig sind. Es gibt kein aber ...

... denn eigentlich bringst du auch das auf den Punkt:
Terrorkrümel hat Folgendes geschrieben:
Ich bin noch dabei, meinen Stil zu finden, und durchschreite dabei verschiedene Phasen. (und ist man nicht sein ganzes Leben lang Lernender?) Ich probiere immer wieder Neues aus und versuche, aus den Fehlern vorangehender Phasen und selbstverständlich aus Kritiken zu lernen.
Mal sehen, wie sich das weiter entwickelt...
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Gine
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Beitrag28.10.2008 14:35

von Gine
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Hallo Krümel! smile

Na? Mal wider eine 'Schaffenskriese' gehabt?  Wink

Es stimmt. Du malst wirklich ungeheuer starke Bilder.
Leider kann ich nicht zulassen, dass man dich wegen ausuferndem Größenwahn in die Klapse verfrachtet, deshalb zerpflücke ich das hier mal ein bisschen.

Der Übergang von der ersten zur zweiten Strophe ist da und wunderbar gelungen. Und es fällt mir sehr schwer, an einem Bild wie 'Welten, noch nicht zu Tode entdeckt' herumzunörgeln.
Geht auch gar nicht. Das ist einfach wunderbar und sehr... verdammt!  Mad


Noch mal von Vorne. *seufz*

Auch die übrigen Bilder sind klar und deutlich. Doch der Bezug zwischen den übrigen Strophen fehlt. Die Bilder brechen ab. Ist der Kopf noch mit dem vorhergehenden beschäftigt, drängt sich bereits eine gänzlich andersartige Assotiationskette auf.
Als würde man ein kunstvolles Kirchenfenster mit einem Rubin zerschmettern.

Das führt dazu, dass das erste Bild in Scherben liegt und man das zweite in den Trümmern nicht wiederfinden kann, obwohl es glitzert und funkelt.

Eigentlich bin ich darüber ganz froh. Wenn du es erstmal schaffst, mit einer solchen Bildgewalt eine komplette Geschichte zu erzählen, dann brennt die dem Leser wahrscheinlich das Hirn raus. Und das will ja keiner.
 Wink

So. Jetzt hab ich es dir aber gegeben, was?  hmm

Liebe Grüße
Gine


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'Manchmal zweifle ich daran, dass ich überhaupt existiere.'
'Aus gutem Grund.'
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'Ich habe dich erfunden.'
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'Ich weiß.'
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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag30.10.2008 16:38

von Enfant Terrible
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Da mir das Gedicht sehr gut gefällt, habe ich mich mal an eine Vertonung gewagt, und dank der helfenden Hand von Manuel gibt es hier mein Piepsen zu hören. smile

@ Gine: Danke für deine ausführliche Kritik! Hat mich sehr gefreut, dass du dich so mit dem Gedicht beschäftigt hast! love
In den Negativpunkten stimme ich dir zu. Manche Metaphern scheinen keinen - auf den ersten Blick erkennbaren - Zusammenhang zu haben, und das erschwert vllt die Verständnis. Mein persönlicher roter Faden für das Gedicht (natürlich wirken Gedichte für den, der sie geschrieben hat, immer perfekt zusammenhängend und logisch  Rolling Eyes ) war, eine überreife, sterbende Welt zu schildern, die sich dem Neuen verschließt in  dem Wunsch, als heile Welt zu erscheinen. Nur die Flüsse können noch zum Horizont aufbrechen... für die lyrischen Wir ist es schon zu spät. Klingt das plausibel?
Hast du Vorschläge, wie ich das Gedicht "ganzheitlicher", zusammenhängender formulieren könnte? Wo fehlen dir genau Übergänge, wo wirst du von den Bildern erschlagen? Wäre für mich sehr nützlich, dies zu erfahren.


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Tiefgang
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Und ständig fließt Musik aus meiner Stromgitarre
Beitrag30.10.2008 16:51

von Tiefgang
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Reggy, ich würde die Audiodatei in der jetzigen Form rausnehmen. Sie kracht. Du hast anscheinend kein gutes Mikro oder bist zu nah an diesem oder hast dieses nicht richtig ausgesteuert.
In dieser Form macht dein Vortrag die Qualität des Gedichts eher runter (nicht dein Lesen, die Qualität der Aufnahme ist das Problem - für mich).
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag31.10.2008 15:25

von Enfant Terrible
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Liegt wahrscheinlich an meinem Diktiergerät  Sad
Gibt es in Audacity eine Möglichkeit, das "Krachen" zuverlässig zu entfernen?


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Eredor
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Traumtagebuch
Beitrag31.10.2008 18:38

von Eredor
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Hi Reggy,

dieses Gedicht fällt mir erst jetzt auf.
Obwohl ja eigentlich schon alles gesagt wurde - ich muss zugeben, dass du mein Vorbild bist, was Bilder und Metaphern angeht.  Embarassed

Ich bin immer noch der Meinung, dass dir Gedichte dieser Art am besten gelingen. Die Stimmung, die von diesen melancholisch kritisch anmutenden Texten ausgeht, ist unglaublich.

Kritik kann ich keine dalassen.
In Hoffnung auf weitere solcher Gedichte,

Dennis
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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag01.11.2008 13:01

von Enfant Terrible
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Auch bei dir bedanke ich mich ganz lieb für dein Lob. Du lässt mich rot werden und ich freue mich sehr, dass du mit meinen Metaphern etwas anfangen kannst.

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Nihil
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Moderator
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Beitrag11.11.2008 23:13

von Nihil
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Guten Abend Krümel!
Jetzt hab ich mich doch wieder zu einer Rezension hinreißen lassen, obwohl ich das gar nicht mehr wollte. Aber du hast irgendetwas, weshalb sich das kritisieren lohnt. Bevor du allerdings gleich schockiert wirst, sag ichs dir jetzt: Das Gedicht gefällt mir überhaupt nicht. Seeadler hat es die Sprache verschlagen, mir auch, aber vor allem wegen der vielen äußerst! überschwenglichen positiven Kritiken. Warum ich das denke, folgt jetzt:

Ich habe seitdem ich hier wieder aktiver bin einige deiner Gedichte gelesen. Und in der deutlichen Mehrzahl sehe ich eine Metapher, die wirklich gelungen ist und bei der man aufhorchen und kurz innehalten muss, um aufzuatmen, wenn man ein empfindsamer Mensch ist. Der Rest jedoch besteht aus Manierismen, zwanghaft-poetischen Wendungen und einer Art fassadenhafter Weisheit. Du hast einen Kern, der gut ist, doch alles Weitere ist in meiner Meinung nach schlecht. Ich gehe dein Gedicht mal nach verschiedenen Kriterien durch, um das zu erklären.

Zuerst die Sprache. Man kann dem Gedicht anmerken, dass du dich um die Wörter und Ausdrücke sehr bemüht hast. Doch diese werden falsch verwendet und sind in ihrer Summe einfach zuviel für das Gedicht. Zum Beispiel der erste Vers. Die Formulierung klingt, als würde der Spruch selbst von einem Klatschweib kommen. Das wäre in Ordnung, wenn der Bezug auf die Klatschweiber im nächsten Vers eine Ironie deutlich machen sollte. Durch die Wortwahl in der restlichen Strophe aber wird das zunichte gemacht. Was ich sonst bemängele, habe ich rot markiert, sofern es zu gekünstelt ist, dunkelrot, wenn das für mich eine altkluge Lehre war und grün für die wohltuende Oase in diesem Gedicht:

Zitat:
Was sind die Wolken gealtert,
dass sie wie die Klatschweiber
ihre Häupter senken, um unser
Geflüster zu erlauschen.
(Alles zu extrem und zu bemüht bildhaft für mich.)

Wenigstens lassen sie sich
nichts sagen von dem Wind,

der sich aufplustert in dem Ehrgeiz,
Welten wach zu dröhnen,
die noch nicht zu Tode entdeckt.

(Warum fehlt das "wurden"? Durch die Auslassung
 des Hilfsverbs klingt man nicht automatisch poetisch.)


Folge den Flüssen nicht,
wenn sie sich aufmachen
zu ihrem Rendezvous
mit dem Horizont.
Wir leben nicht lange genug,
um sie beneiden zu lernen.


(Man soll den Flüssen nicht folgen, aber gleichzeitig
 lebt man deiner Meinung nach nicht lange genug,
 um sie beneiden zu lernen? Da ist doch ein logischer
Fehler drin. Warum sollte man ihnen folgen, wenn man
 sie nicht beneidet und ebenso wie sie in die Ferne, in
das Unerreichbare treten will?)


Wenn wir unsere Herzschläge
wie Schaukeln
an die Zeit hängen
ächzen ihre Seile
alt,
doch stramm geflochten.


(Das ist zwar nicht gekünstelt,
aber absolut unnötig. Die vorhergehende
Metapher ist wundervoll und braucht nichts weiter.)


Noch halten keine Risse
Einzug in die Farben,
und leicht lässt sich glauben,
alle hier haben
ihren eigenen Plan.


Der Schluss ist etwas fehl am Platz. Es geht im Allgemeinen um Tod, Altern und Vergändlichkeit, der letzte Vers aber wendet sich in Zukunft. Er wirkt zudem auf mich, als hätte er kein Fundament, als stände er da einsam am Ende deines Gedichts. Gehen die Pläne zugrunde, weil allmählich alles zerstört wird? Ist es für die Rettung der Welt noch nicht zu spät und alle tun ihren Teil zur Besserung? Wenn ja, wird diese Aussage nicht klar. Ein Werk wird sehr reizvoll dadurch, dass man seinen Inhalt nie eindeutig interpretieren kann, aber das hast du hier nicht geschafft. Vielleicht hab ich ein Brett vorm Kopf, vielleicht aber auch nicht.

Trau dich, auch kleine Gedichte zu entwerfen oder einfach nur die Metaphern, die es wirklich verdienen, verdichtet zu werden, zu veröffentlichen. Deine Wortwahl wirkt auf mich oft ein wenig lächerlich, aber der Inhalt ist sehr ernst, dadurch wirkt es grotesk. Und das ist, vermute ich, nicht in deinem Sinn. Vielleicht hilft es dir, dich mit Nachkriegsliteratur zu beschäftigen, die meistens bewusst einfach gehalten ist (z.B. "Inventur" von Günter Eich), oder mit Haikus. Auch in der Einfachkeit liegt eine Kunst, das entdecke ich auch gerade für mich selbst. Lange Zeit konnte ich gar keine Gedichte schreiben, und als ich meine alten entdeckt habe (die ich ungefähr in deinem Alter geschrieben habe), sind mir viele Parallelitäten aufgefallen. Ich hätte sie am liebsten allesamt weggeworfen, weil ich sie so scheußlich fand. Ein Beweis, obwohl es kein Gedicht ist:

Zitat:
„O, Ihr solltet sie sehen! Wie sie, den Blick im Tagtraume nach unten gesenkt, im Wald promeniert! Ihr weißes Haar flattert im Winde wie flüssiger Mondenschein und ihre Augen…Ach, als ich sie das erste Mal erblickte; als ich mich in den Wogen dieses tänzelnden Zweigestirns verlor! Weh mir, dem armen Wicht, der der Limerenz anheim gefallen ist und diesem anmutigen Wesen die Pupillen ans Kleid heftet, als sei ihm jegliche Vernunft abhanden gekommen. Doch der Sanftmut ihrer Seele, die samtene Haut, von herrlich heller Farbe – Verführt, ein weiteres Mal ihren Reizen erlegen.
Sie offenbart mir kein Zwinkern, lüftet ihr Gewand kein Stück weit für mich. Und diese Ehrlichkeit, dieses wahrhaftige Desinteresse an meiner Person, ist es, was sie so begehrenswert macht. Ihre Kleider – Ach! – wenn auch fein bestickt von Mädchenhänden, ein Geflecht aus Morgenröte für den Moment, werden von der Zeit bald vernichtet. Die weichen Nuancen, das Antlitz so mild; auch nur für den Voyeur so schmeichelnd wie ehedem. Nein, vielmehr ist’s der Geist, ihr Ausdruck, der mich zu ihr zwingt. Lieblich säuseln die Winde, die ihre Stimme tragen, beschwingt hüpfen die Menschen, die ihr am Tag begegnen. Ja, stundenlang könnt ich so von ihr träumen, von der Unbekannten, deren Namen nur der Mond erahnt. Nicht das romantischste aller Wörter könnte umfassen, was ich empfinde.
Denn so sie mich anschaut, nichts ahnend, ohne ein Wort, bemerk ich ihren tristen Blick, möchte sie erheitern, um ihr Lächeln erstrahlen zu sehen. Denn dies, ein lachender Mensch, ist der höchste Wert auf der Welt."


Grausam. So hab ich mich ausschließlich ausgedrückt, ja, ausgedrückt wie einen Eiterpickel. Vielleicht mag ich auch deshalb dein Gedicht nicht, weil ich es mit dem schmierigen und ungenügenden Kram verbinde, den ich selbst einmal geschrieben habe. Und es hat wirklich viele Ähnlichkeiten vom hochgestochenen Ton über die Wortwahl und so weiter. Aber das ist nur mein Verständnis.

Vielleicht hat dir das alles ja weitergeholfen. Es wäre schön, wenn es so wäre.

Ganymed
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag29.11.2008 10:01

von Enfant Terrible
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Zunächst einmal möchte ich mich entschuldigen, dass meine Antwort so lange hat auf sich warten lassen. In der letzten Zeit war ich zu gestresst, um vernünftige Rezensionen oder Antworten auf ebensolche zu verfassen, da ich aber Kritiker, die sich so bewundernswerte Mühe geben, auf keinem Fall mit einem "Danke, du hast Recht" abspeisen will, nur um geantwortet zu haben, warte ich lieber, bis ich genügend nachgedacht habe und die Energie habe, um mich ebenso konstruktiv mit den Kommentaren auseinanderzusetzen.
Und ich danke dir ganz herzlich für deine Kritik! Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich deine Art, dich mit Texten auseinanderzusetzen, bewundere, und Kritik ehrt mich, wenngleich es keine positive ist. Deine Arbeit ist unendlich wertvoll für mich.

Ganymed hat Folgendes geschrieben:
Ich habe seitdem ich hier wieder aktiver bin einige deiner Gedichte gelesen. Und in der deutlichen Mehrzahl sehe ich eine Metapher, die wirklich gelungen ist und bei der man aufhorchen und kurz innehalten muss, um aufzuatmen, wenn man ein empfindsamer Mensch ist. Der Rest jedoch besteht aus Manierismen, zwanghaft-poetischen Wendungen und einer Art fassadenhafter Weisheit. Du hast einen Kern, der gut ist, doch alles Weitere ist in meiner Meinung nach schlecht. Ich gehe dein Gedicht mal nach verschiedenen Kriterien durch, um das zu erklären.

Zuerst die Sprache. Man kann dem Gedicht anmerken, dass du dich um die Wörter und Ausdrücke sehr bemüht hast. Doch diese werden falsch verwendet und sind in ihrer Summe einfach zuviel für das Gedicht. Zum Beispiel der erste Vers. Die Formulierung klingt, als würde der Spruch selbst von einem Klatschweib kommen. Das wäre in Ordnung, wenn der Bezug auf die Klatschweiber im nächsten Vers eine Ironie deutlich machen sollte. Durch die Wortwahl in der restlichen Strophe aber wird das zunichte gemacht.

Das überrascht mich nun ehrlich, weil ich persönlich meinte, nur simple, ungekünstelte Wörter verwendet zu haben. Zu dem Zeitpunkt war ich bei der Lyrik ohnehin in einer Phase, wo ich versucht habe, mich knapper auszudrücken. Es war keineswegs meine Absicht, Ballast zwecks schönen Klang oder weiser "Verüpackung" zu verwenden. Ich wollte einfach ein Bild, das ich vor Augen hatte, so gut und eindeutig es geht verdichten. Das scheint gründlich misslungen zu sein - vielen Dank fürs Augenöffnen!

Ganymed hat Folgendes geschrieben:
Wenigstens lassen sie sich
nichts sagen von dem Wind,
der sich aufplustert in dem Ehrgeiz,
Welten wach zu dröhnen,
die noch nicht zu Tode entdeckt.

(Warum fehlt das "wurden"? Durch die Auslassung
des Hilfsverbs klingt man nicht automatisch poetisch.)

Ich gebe zu - das Auslassen diente in erster Linie wenn nicht der Poesie, dann der Form. Falls in der Strophe überhaupt ein Rhytmus vorhanden war, würde ihn ein hintendran gehängtes Hilfsverb "wurden" vollends zunichte machen, finde ich.

Ganymed hat Folgendes geschrieben:
Folge den Flüssen nicht,
wenn sie sich aufmachen
zu ihrem Rendezvous
mit dem Horizont.
Wir leben nicht lange genug,
um sie beneiden zu lernen.

(Man soll den Flüssen nicht folgen, aber gleichzeitig
lebt man deiner Meinung nach nicht lange genug,
um sie beneiden zu lernen? Da ist doch ein logischer
Fehler drin. Warum sollte man ihnen folgen, wenn man
sie nicht beneidet und ebenso wie sie in die Ferne, in
das Unerreichbare treten will?)

Es war eher so gemeint: Das LD will den Flüssen ja gerade deshalb folgen, weil es neidisch auf ihren Weg ist, auf ihre Möglichkeit, dem Unendlichen entgegen zu strömen. Doch wird es zurückgehalten, weil das Lyrische Wir eben nicht langlebig, nicht weise, nicht gut genug ist für die Ewigkeit, und deshalb auch aller Neid nutzlos ist. Wie könnte ich das eindeutiger ausdrücken? Ist es überaupt wert, ausgedrückt zu werden?

Ganymed hat Folgendes geschrieben:
Der Schluss ist etwas fehl am Platz. Es geht im Allgemeinen um Tod, Altern und Vergändlichkeit, der letzte Vers aber wendet sich in Zukunft. Er wirkt zudem auf mich, als hätte er kein Fundament, als stände er da einsam am Ende deines Gedichts. Gehen die Pläne zugrunde, weil allmählich alles zerstört wird? Ist es für die Rettung der Welt noch nicht zu spät und alle tun ihren Teil zur Besserung? Wenn ja, wird diese Aussage nicht klar. Ein Werk wird sehr reizvoll dadurch, dass man seinen Inhalt nie eindeutig interpretieren kann, aber das hast du hier nicht geschafft. Vielleicht hab ich ein Brett vorm Kopf, vielleicht aber auch nicht.

Auch hier werde ich versuchen, mit einer Eigeninterpretation ein bisschen Klarheit zu schaffen, auch wenn es bei einem so misslungenen Gedicht einer Anmaßung gleichkommt.
Es geht unter anderem um das Altern und die Vergänglichkeit, wenn du dies so interpretieren möchtest, aber nicht so sehr um das Altern von Menschen - das hängt natürlich automatisch damit zusammen - sondern das Altern einer Welt. Alles verliert seine Farbe, alles will sich fortbewegen, und selbst die Wolken senken hernieder und versuchen, noch etwas Leben zu erlauschen. Doch obwohl alles kurz vor dem Verfall steht, verliert man (siehe Endstrophe) noch nicht den Glauben, die heile Welt sei wie vorhin. Weil eben diese "Altersanzeichen" schleichend sind. Die Farben haben noch keine Risse, und darum geht es. So glauben die "Bewohner" der sterbenden Welt, alles sei wie immer und sie hätten alles im Griff.
Ich hoffe, dich hiermit nicht noch weiter verwirrt zu haben...

Ganymed hat Folgendes geschrieben:
Trau dich, auch kleine Gedichte zu entwerfen oder einfach nur die Metaphern, die es wirklich verdienen, verdichtet zu werden, zu veröffentlichen. Deine Wortwahl wirkt auf mich oft ein wenig lächerlich, aber der Inhalt ist sehr ernst, dadurch wirkt es grotesk. Und das ist, vermute ich, nicht in deinem Sinn. Vielleicht hilft es dir, dich mit Nachkriegsliteratur zu beschäftigen, die meistens bewusst einfach gehalten ist (z.B. "Inventur" von Günter Eich), oder mit Haikus. Auch in der Einfachkeit liegt eine Kunst, das entdecke ich auch gerade für mich selbst.

Darum bemühe ich mich auch die ganze Zeit. Wie gesagt, versuche ich beim Schreiben von Gedichten in letzter Zeit, sie wirklich nur auf die Metaphern, auf die es ankommt, zu begrenzen, um das Bild vorm inneren Auge möglichst prägnant zu transportieren. Und bei Haikus bin ich eine hoffnungslose Niete...  Laughing Ich habe mich schon oft auf diesem Gebiet, aber sie sind einfach nicht meins.

Zitat:
Und es hat wirklich viele Ähnlichkeiten vom hochgestochenen Ton über die Wortwahl und so weiter. Aber das ist nur mein Verständnis.

Nochmals bekunde ich meine Verständnislosigkeit darüber, was genau du mit "hochgestochen" meinst. Ich komme mir endlos dumm vor, weil du ja sehr vieles im Text markiert und kommentiert hast und so weiter... aber ich habe eine andere Vorstellung von "Hochgestochenheit", vielleicht habe ich deshalb solche Probleme, das nachzuvollziehen.

Deine wertvollen Denkanstöße werde ich auf jeden Fall beherzigen und wieder aufrufen, wenn ich wieder zu schreiben versuche. Nochmals vielen herzlichen Dank!


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Beitrag29.11.2008 18:39

von Nihil
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Guten Abend, Krümel!
Ich möchte einmal kurz auf deinen Kommentar eingehen. Durch deine Erklärungen hat sich mir dein Gedicht etwas besser erschlossen. Im Großen und Ganzen ändert diese neue Erkenntnis jedoch nichts an meiner Meinung. Es sind vielmehr einige andere Dinge, die ich dir wiederum erklären oder nahe legen möchte.

Zitat:
[...]weil ich persönlich meinte, nur simple, ungekünstelte Wörter verwendet zu haben.

Zitat:
Nochmals bekunde ich meine Verständnislosigkeit darüber, was genau du mit "hochgestochen" meinst.


Unter gekünstelt, hochgestochen, unnatürlich verstehe ich Wörter, die gewählt wurden, um aufzufallen. Wörter, die zum Selbstzweck in einem Werk auftauchen, ohne einen Sinn für das ganze, Übergeordnete zu erfüllen. Solch eine Verwendung finde ich ganz schrecklich. Natürlich will ich dir nicht unterstellen, einige Ausdrücke bewusst so gebraucht zu haben. Ein paar konkrete Beispiele:

Geschwollen <-> Natürlich

Häupter..............Köpfe
erlauschen..........hören
Einzug halten.......einziehen

Es ist aber nicht nur dieses Geschwollene, was deine Gedichte ausmacht. Manchmal verwendest du Wörter auch unpassend und ein wenig ungeschickt, wie zum Beispiel dröhnen. Selbstverständlich, das ist wortgewaltig, das Wort klingt bereits wie das, was es ausdrücken will. Aber würde ein Wind wirklich dröhnen? Wie ein langes tiefes Ööööö? Ich will das gar nicht als etwas Schlechtes darstellen, nur darauf aufmerksam zu machen. Wir haben alle verschiedene Maßstäbe - wenn man es ernst meint, denkt man auch über sie nach, das ist der beste Fall - und deswegen kann ein Mensch nie alle Aspekte eines Werkes erfassen. Vielleicht ist dein Maßstab, Wörter neu zu erfinden, bzw. ihre angestammte Bedeutung zu ändern. Aber darüber weiß ich nichts.

Das bringt mich aber zum nächsten Punkt:

Zitat:
[...] auch wenn es bei einem so misslungenen Gedicht einer Anmaßung gleichkommt.


Ich will dir meine Meinung nicht aufzwingen und dich auch nicht zur ewigen Demut zwingen, ganz sicher nicht! Tatsächlich könnte es sein, dass wir beide zur Zeit eine sehr ähnliche Entwicklung durchmachen und deswegen möchte ich dir einen unverbindlichen Tipp geben; das ist eine Sache, die ich für mich neu entdeckt habe: Versuche, so gut es geht, dich von anderen abzulösen und denke einmal darüber nach, was du mit deinen Gedichten bezweckst. Ich kann dir eine Hilfe geben, aber ich verdecke sie mal, damit du selbst entscheiden kannst, ob du sie sehen willst, oder ob du wirklich komplett aus dir heraus etwas reifen möchtest. Würde ich sie einfach so sagen, würde ich dir wieder etwas suggerieren, und ich würde meinen eigenen Regeln nicht folgen.
Sollen sie ästhetisch sein, wenn ja, nach welchen Gesichtspunkten? Sollen sie die Menschen wachrütteln, wenn ja, mit welchen Mitteln? Sollen sie dir persönlich helfen, deinen Alltag besser zu überstehen, wenn ja, haben sie wirklich nur diese Funktion?

Warum das alles? Irgendwie meine ich bei deinen Texten zu spüren, dass du noch nicht weiß, womit du darauf hinauswillst. Ein Beispiel sind die jetzt sehr oft angesprochenen gekünstelten Ausdrücke, die mich darauf schließen lassen, dass du dich einer traditionellen, vielleicht klassizistischen Vorstellung von Ästhetik verpflichtet fühlst, obwohl dir vielleicht etwas anderes besser stehen würde. Ich kann dabei natürlich nur auf meine eigenen Erfahrungen zurückgreifen und überlegen, ob davon etwas auf dich zutreffen könnte. Vielleicht mache ich mir auch mal wieder zu viele Gedanken. Darüber nachzudenken, was der Sinn des eigenen Schreibens ist, sollte der erste Schritt jedes Menschen sein, der sich Schriftsteller nennt.

Im Übrigen möchte ich dich wissen lassen, dass das, was ich jetzt zu dir geschrieben habe, auch vielen Anderen sagen würde - sowohl Benutzern hier als auch so genannten großen Autoren. Ingeborg Bachmann finde ich stellenweise schrecklich. Sie ist dir im Stil teilweise sehr ähnlich, zumindest wenn man dieses Gedicht mit der Gestundeten Zeit vergleicht. Das finde ich jedenfalls. Viele sind große Anhänger von ihr, aber meiner Meinung nach sind ihre Texte nur leeres Geschwafel. Jeder hat wie gesagt seinen eigenen Maßstab, bzw sollte ihn haben, und daran muss man auch individuell die Größe eines Dichters messen.

Viel Allgemeines, wenig zu deinem Gedicht. Aber ich denke, zu zweitem wurde gesagt, was zu sagen war. Ich wünsche dir viel Erfolg beim Dichten.

Ganymed
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

Alter: 30
Beiträge: 7278
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag11.12.2008 22:02

von Enfant Terrible
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Lieber Ganymed,
übersehen oder gar vergessen habe ich deine Antwort selbstverständlich nicht, aber da deine Kommentare sehr fundiert, ausführlich und intellektuell sind, will meine Antwort gut überlegt sein.
Erst einmal möchte ich ein großes, schleimfreies Lob zu deiner Einstellung aussprechen: Ich bewundere an dir die Selbstständigkeit, mit der du dir eine Meinung über Kunst und deren "Meister" bildest. Du betrachtest auch allgemein anerkannte Dichter kritisch und lehnst den Personenkult - das ist sehr vernünftig.
Vielen Dank auch für deine Erläuterung und die Gegenüberstellung von "klarer" zu "geschwollener" Sprache, das hilft mir sehr weiter, ebenso wie deine Anregungen. Ich habe eine Zeitlang bewusst mit dem Gedichteschreiben aufgehört und versuche schrittweise, mich umzuorientieren. Deine Kommentare habe ich mir ausgedruckt, um beim Schreiben daran zu denken (ehrlich wahr!)
Also: Diese ehrliche Kritik war für mich eine Förderung ohnegleichen.


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