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Tiefgang Reißwolf
Alter: 43 Beiträge: 1139 Wohnort: Hamburg
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02.10.2008 00:13 Nicht schleifen lassen von Tiefgang
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Nicht schleifen lassen
Diesmal
gehe ich
sang- und klanglos.
Keine Tränen, kein Anruf
und auch keine Kurzmitteilungen.
Wir kommunizieren wortlos
mit unseren Umarmungen
und schätzen uns glücklich
in der Gewissheit
keine Scherben zu hinterlassen.
Diesmal
drücke ich
euch einfach nur.
Keine Küsse, kein Nachruf
und auch keine Abschiedsbriefe.
Wir wissen auch so
gut genug Bescheid.
Ich wickle den roten Faden
um meinen Ringfinger.
Es bilden sich Kreise.
Ich binde zwischenzeitlich
eine Schleife drum rum.
Ich mag keine losen Enden.
Weitere Werke von Tiefgang:
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Manuel M. Lorenz Klammeraffe
M
Beiträge: 742
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M 02.10.2008 00:46
von Manuel M. Lorenz
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Erschreckend. Klar. Ich schrieb letztens: vorheddert. zwischen dem roten Faden und all dem Seemansgarn... und Gestern Abend lud sie mich in ihren Kleiderschrank ein. Und erst dort begriff ich schließlich, was sie wollte. Die Nacht spiegelte sich in ihren Augen. Ich hatte die Zeichen so lange übersehen. "Ich will dir keine Angst machen, aber das ist der Moment, nach dem ich mich schon so lange sehne!". Dann küsste sie mich und sagte: "So kommunizieren wir von nun an in der Dunkelheit!"
Schmerzlich. Spürbar. Und der Schluß. Meisterlich. Kein Trost.
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Rike Eselsohr
Alter: 45 Beiträge: 254
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02.10.2008 01:48
von Rike
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Hey Gerold,
ich muss mich wiederholen - du schaffst es auch hier auf komplett unsentimentale Weise sentimental zu sein und Emotionen zu transportieren!
Deine Sprache ist so einfach und klar und man spürt förmlich das Unausweichliche und dann dieser Schluss ... und dazu der Titel!
Stimmig und stimmungsvoll
Gefällt mir sehr
Rike
_________________ Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit (R. M. Rilke) |
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Tiefgang Reißwolf
Alter: 43 Beiträge: 1139 Wohnort: Hamburg
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02.10.2008 15:25
von Tiefgang
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Danke Euch! Mich freut das Lob.
Der Auslöser für dieses Gedicht war wieder mal der Besuch in Österreich und die damit verbundenen Erlebnisse, Gefühle. Ich führe sozusagen eine Fernbeziehung mit meiner Familie und meinen Freunden, wenn man so will
Das ist eine neue Erfahrung für mich. Da sich dieses Prozedere jetzt schon über zwei Jahre so hinzieht, ändern sich jedoch die Gepflogenheiten, was bleibt, ist allerdings die stetige Wiederholung dieser ansich.
Es bilden sich somit kreisförmige Abläufe, man lebt in Schleifen. Umso schwieriger ist es, seine Beziehungen nicht schleifen zu lassen. Um das gings grob umrissen.
Freut mich, wenn auch so ankam (tats das überhaupt? )
Schönen Tag Euch!
Gerold
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Tom Boy Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 361
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02.10.2008 15:52
von Tom Boy
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Hallo Tiefgang,
gefaellt mir sehr gut. "Fernbeziehung mit der Familie" war der erste Gedanke, den ich beim Lesen hatte - allerdings bin ich selbst in derselben Situation. Aber ich stehe ganz am Anfang. Ich hoffe, ich kann die Schleife auch irgendwann knuepfen.
Sehr gern gelesen.
Liebe Gruesse
Tom
PS: Dieser rote Faden scheint nicht so originiell zu sein, wie ich dachte...
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Tiefgang Reißwolf
Alter: 43 Beiträge: 1139 Wohnort: Hamburg
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02.10.2008 15:58
von Tiefgang
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Tom Boy hat Folgendes geschrieben: |
Dieser rote Faden scheint nicht so originiell zu sein, wie ich dachte... |
Ging im Zusammenhang mit dem Ringfinger um die symbolische Verbindung bzw. Beziehung zueinander. Auch darum spinnt der rote Faden, die Lebenslinie, seine Kreise.
Oder habe ich Dich falsch verstanden bzw. welche Bedeutung hattest du ursprünglich darin gelesen?
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Tom Boy Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 361
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02.10.2008 16:01
von Tom Boy
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Nein, halt, so habe ich das nicht gemeint! Ich verstehe dein Bild schon. Das war nur eine Anspielung darauf, dass du den "roten Faden" benutzt, manuelmorphose ebenfalls und ich habe ihn auch in meinem letzten Gedicht verwendet.
Das sollte aber gar keine Kritik sein, ich finde deine Verwendung des Bildes sehr schoen und gelungen!
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Tiefgang Reißwolf
Alter: 43 Beiträge: 1139 Wohnort: Hamburg
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04.10.2008 21:29
von Tiefgang
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Tom Boy hat Folgendes geschrieben: | Das war nur eine Anspielung darauf, dass du den "roten Faden" benutzt, manuelmorphose ebenfalls und ich habe ihn auch in meinem letzten Gedicht verwendet.
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Ahhh, das habe ich nicht mitbekommen. Aber vllt. hat der rote Faden unterbewusst genau deshalb bei mir Einzug ins Gedicht bekommen
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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11.10.2008 00:07
von Berni
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Hi Gerold,
ein regelmäßiger Abschied, der immer wehtut! Er wird zur Gewohnheit, und doch ... Aber Gewohnheit birgt die Gefahr des Schleifenlassens, zum Beispiel eine Beziehung, die so oft getrennt wird.
Ich habe diese Situation in meinem Leben aus beruflichen Gründen mehrfach erlebt und da wurde das Schleifenlassen auch schon mal zum Problem.
Sehr schön beschrieben. Ein interessanter Text, wenn auch das Verständnis dafür schwierig sein mag, wenn man es selbst nicht erlebt hat.
Und sehr schön der Schluss. Wer mag schon lose Enden ...?
Ciao,
Bernd
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Tiefgang Reißwolf
Alter: 43 Beiträge: 1139 Wohnort: Hamburg
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22.10.2008 14:13
von Tiefgang
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Berni hat Folgendes geschrieben: |
Ein interessanter Text, wenn auch das Verständnis dafür schwierig sein mag, wenn man es selbst nicht erlebt hat.
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Gute Frage, die ich selbst wohl nicht mehr beantworten kann - du jedoch auch nicht
Aber gibt es wirklich ein Leben ohne solche Abschiede?
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18339
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26.10.2008 11:12
von MosesBob
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Moin Gerold!
Rike hat Folgendes geschrieben: | ich muss mich wiederholen - du schaffst es auch hier auf komplett unsentimentale Weise sentimental zu sein und Emotionen zu transportieren! |
Hehe, das finde ich gut. Ertappt und auf den Punkt gebracht!
Dann will ich auch mal ein Lob hierlassen, das von meinem Besuch kündet: Lob.
Beste Grüße und weiter so,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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Seeadler Klammeraffe
S Alter: 64 Beiträge: 633
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S 26.10.2008 13:36
von Seeadler
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Grandios, auf den Punkt gebracht.
Selbst schon erlebt, selbst gefühlt und sich nun wiedergefunden.
Kompliment
Lieben Gruß Seeadler
_________________ Niemand hat mich gefragt,ob ich auf diese Welt möchte,also sagt mir nicht,wie ich zu leben habe |
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Tiefgang Reißwolf
Alter: 43 Beiträge: 1139 Wohnort: Hamburg
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27.10.2008 18:19
von Tiefgang
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Hey Martin,
schön, dass du hier warst und danke für das Besucherpräsent.
Schon eine Blume fürs Haar besorgt? Ich habe schon "andere Seiten aufgezogen"
Seeadler,
ich freue mich auch über dein Lob sehr.
Danke für deine freundlichen Worte.
Das Wetter hier ist Scheiße,
Gerold
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Pütchen Weltenbummler
Moderatorin
Beiträge: 10312 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Im Ländle
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03.11.2008 06:53
von Pütchen
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Lieber Tiefgang,
nachdem mein Leben aus einem einzigen Abschiednehmen besteht, kann ich dies sehr gut nachvollziehen.
Das hast du super rübergebracht
Gefällt mir sehr gut.
Liebe Grüße, Pütchen
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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
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Tiefgang Reißwolf
Alter: 43 Beiträge: 1139 Wohnort: Hamburg
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04.11.2008 10:49
von Tiefgang
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Puetchen hat Folgendes geschrieben: |
Das hast du super rübergebracht
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Mich freut es sehr, dass mir dieses für mich so wichtige Thema anscheinend in der Umsetzung gelungen ist. Aus jeder Zeile tropft ein wenig Herzblut ... das wird in Bezug auf diese Thematik wohl auch länger noch so bleiben ...
_________________ DOPLPACK Verlag
- schreiben & bleiben - |
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Pütchen Weltenbummler
Moderatorin
Beiträge: 10312 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Im Ländle
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04.11.2008 16:14
von Pütchen
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Kann ich gut verstehen
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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
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