Exposé – Berücksichtigung von Hintergrundereignissen

[Pickman]

Guten Abend,

mein laufendes Projekt ist ein Krimi oder ein Thriller. So genau weiß ich das nicht. Es soll ein Ich-Erzähler sein, der vorträgt, wahrscheinlich im Präsenz.

Nehmen wir mal an, die erzählte Geschichte beginnt am Montag und endet am Sonntag. Daneben gibt es Handlung, die in der Vorwoche spielt, und Handlung, die sich während der Woche zuträgt und ebenso wie die Vorwochengeschichte nicht vom Erzähler erlebt wird. Stattdessen werden die Vorgeschichte und die Parallelhandlung im Rahmen des Showdowns am Samstag der Geschichte vom Antagonisten vorgetragen, und das wird vom Erzähler erzählt.

Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Der erzählende Prota und mit ihm der Leser erfahren erst am Ende der Geschichte, was sich im Hintergrund zugetragen hat.

Aber wie bringe ich das in ein Exposé? Ich sehe die folgenden Optionen:

(a) Das Exposé bleibt in der Chronologie der Geschichte, wie sie erzählt wird. Was am Samstag erzählt wird, taucht demnach auch im Exposé erst am Samstag auf, selbst wenn es sich vor dem Samstag zugetragen hat.

(b) Das Exposé bleibt in der Chronologie der Geschichte, wie sie sich zugetragen hat. Was sich am Mittwoch ereignet hat, taucht demnach auch im Exposé am Mittwoch auf, selbst wenn der Ich-Erzähler erst am Samstag davon erfährt.

Ich tendiere zu Option (a), denn sie ist am nächsten an der Geschichte dran.

Wie macht Ihr das? Warum? Und habt Ihr damit Erfolg gehabt? Seht Ihr vielleicht eine Option (c)?

Cheers

Pickman

[WSK]

Meiner Meinung nach geht beides gut. Am besten probierst du es einfach aus und schaust, in welcher Version das Exposé verständlicher bzw. kürzer wird. Wenn es dir praktisch erscheint, könntest du ggf. sogar eine Mischung aus beiden Varianten machen. Bei meinem historischen Roman hatte ich diese Mischung, teilweise habe ich Dinge schon zwischendrin erklärt (die zu dem Zeitpunkt im MS nur der Antagonist wusste) und teilweise auch erst dann, als es die Heldin erfahren hat. Schien kein Problem zu sein, jedenfalls gab es positive Resonanz. Der entscheidende Punkt beim Exposé ist wohl nicht die Chronologie, sondern den Kern der Geschichte möglichst prägnant rüberzubringen - und dafür führen halt viele Wege nach Rom.

[Taranisa]

Richtig, das Genre solltest du genau definieren.
Bei der Zusammenfassung konzentriere dich auf den Haupthandlungsstrang und fasse dich aus Sicht der Perspektivfigur so kurz wie möglich. Ein "dann erfährt A, dass B letzte Woche..." ist mMn in Ordnung.

[BrianG]

[Minerva]

Ich habe hingegen gelesen, dass bei einem Thriller der Ermittler oder Prota an sich selbst vom Täter ins Visier genommen wird.

[Willebroer]

Ich glaube, den Krimi erkennt man vor allem daran, was nach dem Mord passiert, den Thriller daran, was vorher passiert.

[Pickman]

Bitte betrachtet das Genre als sekundär. Darum geht es mir in diesem Faden nicht. Dazu habe ich - glaube ich - ausreichend Literatur im Regal stehen.

[Levo]

Als Ratgeber-Junkie fasse ich mal zusammen, was André Hille in seinem wirklich empfehlenswerten "Titel, Pitch und Exposé" schrieb: Es geht beides, wenn es gut gemacht ist (ach).
Er favorisiert aber die chronologische Darstellung ("Ohne dass Prota davon weiß, geschieht folgendes..." sozusagen), damit am Ende nicht eine aufgeblähte Reihung von nachträglichen Erkenntnissen im Exposé stünde.

[BrianG]

Nur zur Sicherheit - ich verstehe deinen Eingangs-Beitrag so:

Du hast drei Handlungsstränge:
A: "Haupt"-Story, die vom Ich-Erzähler erzählt wird und von Montag bis Sonntag läuft.
B: Vorgeschichte, die in der Woche vor dem Montag läuft und nicht vom Erzähler erlebt wird.
C: Parallel-Handlung zu Strang A, die ebenfalls nicht vom Erzähler erlebt wird.

Ist das richtig dargestellt?

Zusatzfrage 1 (bei der zwar aufgrund der Zeitebenen nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie relevant ist, aber vermutlich ist sie es nicht): Du schreibst einerseits, dass die Geschichte bis Sonntag läuft, wobei der Showdown am Samstag stattfindet. Heißt das, dass der Sonntag nur mehr eine Art Epilog darstellt?

Zusatzfrage 2: Du schreibst, die Vorgeschichte und die Parallelhandlung (also B und C, wenn meine obige Annahme stimmt) werden vom Antagonisten vorgetragen. Ist das die einzige Situation, bei der die Leser von den beiden anderen Stränge erfahren, oder gibt es auch im Verlauf der eigentlichen Geschichte Szenenwechsel in die anderen Stränge? Ich stelle mir da etwa Pulp Fiction vor, wo die Handlung ja auch lustig vorwärts und rückwärts in der Zeit springt.

Ist jetzt keine Antwort auf deine Frage, aber eine Klarstellung könnte vielleicht bei der Beantwortung helfen.

[Pickman]

Liebe Leute,

vielen Dank für Euren Antworten zu meinen Fragen. Ich habe inzwischen einen gangbaren Weg gefunden, der ziemlich nah an WSK's Input liegt.

Den Hille (Danke, Levo!) werde ich auch zu Rate ziehen. Den habe ich bei mir im Regal glatt übersehen.

Ihr könnt hier gerne weiter diskutieren, aber aus meiner Sicht ist das Thema jetzt erledigt.

Liebe Grüße

Pickman

[Bernd]

Pickman, mich würde interessieren, wie der Weg aussieht, den du gefunden hast. Bisschen Butter bei die Fische wäre schön.