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Arbeitstitel 'Von Rennpferden, einem Rotschopf und dem Wort Nein'


 
 
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PatDeburgh
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 57
Beiträge: 84
Wohnort: Lindern


Beitrag16.05.2023 13:12
Arbeitstitel 'Von Rennpferden, einem Rotschopf und dem Wort Nein'
von PatDeburgh
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich hatte schon mal ein paar Seiten vom Anfang des Buch eingestellt, die ich mit eurer Hilfe schon überarbeitet habe. Jetzt stelle ich euch mein erstes Kapitel vor, weil ich damit in absehbarer Zeit einen Agenten oder Verlag ansprechen möchte.

                            
                       1.Kapitel


„Heiliger Paprika in der Zitronenkiste!“, rutscht mir über die Lippen, während ich nervös den Brautstrauß vor den Bauch presse und einen hektischen Blick durch den perlweiß dekorierten Ballsaal des Hotels werfe. Eigentlich sollte ich stolz sein, denn ich erschaffe mehr und schneller Chaos als eine antike Gottheit mit fehlender Impulskontrolle. Zwar nicht absichtlich, oh nein, aber ich habe diesen verdammten Dickschädel …

Als ich aufstand, war ich noch nicht einmal verlobt, und jetzt heirate ich gleich einen steinreichen Kerl, an den ich mich wie eine Bordsteinschwalbe auf dem Hollywood-Boulevard verschachert habe. Dabei ging es nicht darum, eine Niere für meine sterbenskranke Schwester zu bekommen oder etwas ähnlich Heroisches, nein, ich wollte nur mein Vollblutgestüt wiederhaben.
 
Als die feierliche Musik erklingt, richten meine besten Freunde ihre Blicke auf mich, während ein Hochzeitsfotograf in Hobbitgröße vor mir herumhüpft und mir auf die Nerven geht. Es sind nur fünfzehn Schritte bis zum Traualtar, aber niemand ist gespannter als ich, ob ich das Wort Ja über die Lippen bekomme. Ich schließe kurz die Augen und sehe plötzlich jenen Abend wie einen Film vor mir, an dem diese Blitzhochzeit ihren Anfang nahm.

Kaum jemand weiß, dass es neben Wein im Sacramento Valley auch die Palmer Farm gibt, die ich vor zwei Jahren von meinem Vater geerbt habe. Dies ist mein letzter Rundgang für heute, als ich aus dem Haupthaus auf die Veranda trete und über die ins Mondlicht getauchte Farm blicke. Sie ist so still und friedlich, worauf mir das Herz aufgeht und in diesem Moment weiß ich, warum ich mir all das antue. Ich liebe all das hier trotz aller Schwierigkeiten! Lächelnd schlendere ich zunächst in Stall III, in dem nur noch meine Deckhengste stehen, da ich meine Jährlinge auf die Koppel gebracht habe, um weniger Arbeit zu haben. Aber als ich aus Stall II komme, tanzt im Stutenstall ein greller Lichtkegel. Erschrocken bleibe ich stehen. Das können nur Diebe, Brandstifter oder Mörder sein, denn ein anständiger Kerl hätte an meine Tür geklopft und sich vorgestellt. Meine Füße wollen türmen, doch der Rest von mir ist anderer Meinung. ‚Was macht das Pack in meinem Stutenstall?‘, schießt es mir durch den Sinn und Wut kocht in mir hoch, worauf die Angst sich schüchtern in der Ecke versteckt.
„Ihr seid an die Falsche geraten!“, schwöre ich und stampfe zum Haupthaus. Für genau solche Fälle hängt meine Pumpgun neben der Tür, denn so weit draußen musst du dir selbst helfen. Ich lade kurz durch, weshalb Mell verwundert vom Fernseher aufschaut.
„Die Bakers schicken uns Brandstifter, um die Ställe abzufackeln.“ Ich hätte sie bitten können, den Sheriff zu rufen. Aber Sheriff Simmer ist ein guter Freund vom alten Baker und da kann ich genauso nach Batman rufen.

Ich schleiche mich leise in den Stutenstall. Die Stallgasse ist leer. Es stinkt nicht nach Rauch oder Benzin. Glück gehabt. Und mit dem Gewehr in den Händen fühle ich mich wie Rambo, weshalb ich das Neonlicht einschalte. Auf dem Land gehört der Umgang mit einer Pumpgun zum Leben dazu wie Barbecue und Teufelskuchen am Sonntag.
„Kommt raus, ihr Mistkerle! Ich mache aus euren Hintern einen 18-Loch-Golfplatz, damit der Doc bei der nächsten Pokerrunde was Lustiges zu erzählen hat.“ Keine Reaktion. Vermutlich versteckt sich das Rattenpack in den leeren Boxen hinten im Stall. „Letzte Chance!“ Plötzlich tritt ein Kerl mit erhobenen Händen aus einer Box und starrt mich misstrauisch an, während ich gnadenlos auf ihn anlege. Allerdings hatte ich mehr einen Hillbilly-Typ mit Baseballcap erwartet, doch der Fremde steckt in schmuddeligen Designer-Jeans und trägt ein Marken-Poloshirt unter seiner Lederjacke. Überall hängt Stroh an ihm, als hätte er versucht, im Stall zu schlafen.
„Bollocks , please! Nehmen Sie bitte die Flinte runter, Miss!“  
„Vergiss es! Ich brenn dir Feuerteufel eins auf den Pelz.  Bedank dich dafür beim alten Baker und sag ihm, wenn er meine Ställe abfackeln will, muss er früher aufstehen.“
„Stall abfackeln? Wer ist der alte Baker? Ich suche Elizabeth Palmer, for fuck's sake, die Tochter des Vollblutzüchters Frank Palmer. Sind Sie das, Miss?“ 'Wer so herzhaft flucht, kann nur ein Ire sein'
„Allerdings. Wer sind Sie und was machen Sie in meinem Stutenstall?“   
„Thomas O'Harrow und ich mache gar nichts! Ich meine, ich wollte natürlich zu Ihnen, aber ich fand es unhöflich, um diese Uhrzeit noch an Ihre Tür zu klopfen. Darum dachte ich, ein paar Stunden Schlaf im Stroh bringen mich auch nicht um.“  
„O’Harrow? Muss ich den Namen kennen?“, stelle ich mich dumm, dabei klingt der Name O’Harrow ähnlich gut in meinen Ohren wie für einen Sommelier der Name Mouton-Rothschild.
„Fuck off, mein Name schindet sonst immer Eindruck. Wir O'Harrows sind ein bekannter Trainer-Clan aus Irland und zwei meiner Brüder sind Spitzenjockeys.“   
„Was wollen Sie hier?“
„Ich möchte als Trainer für Sie arbeiten, Miss Palmer. Sie stecken in Schwierigkeiten und ich kann Sie wieder auf die Gewinnerspur bringen.“  
„Hassen Sie Geld oder warum wollen Sie auf einer angeblich bankrotten Zuchtfarm anfangen?“  
„Können Sie bitte das Gewehr senken? Mir schlafen die Arme ein.“ Das Lächeln dieses Iren könnte einem Profibettler eine Dollarnote nach der anderen aus der Tasche zaubern und seine Größe wie auch die breiten Schultern säuseln von der gesunden Lebensweise mit guter Butter und Lammfleisch. Allerdings müffelt er deutlich nach abgestandenem Bier und einer Dusche zu wenig.
„Ist Jim Beam alles, was Sie trinken, oder tut's auch ein Becher Kaffee?“
„Bollocks, ich bin kein Säufer! Ich mag im Moment ramponiert aussehen, aber mein Pferdeverstand funktioniert noch.“ Ich winke ihm im Gehen auffordernd zu und der Ire holt einen alten Seesack aus der Box.

Auf dem Hof kann ich mir Miss Palmer näher anschauen, der völlig egal ist, was sie trägt. Gerade mal mittelgroß ist sie schlank, nein, dürr, aber ihr Gesicht erinnert an jene verträumten Engelsfiguren in einer katholischen Kapelle. Ihr Haar ist mehr rot als blond, wobei sie es nur in einem losen Zopf am Hinterkopf trägt und überall Strähnen heraushängen. Eigentlich ist sie viel zu hübsch für meine neue Chefin, aber Gott sei Dank erinnert sie mich an meine beiden Schwestern. Gott hat ein großes Herz für Iren, denn ich werde mich deshalb nie in sie verlieben können!

Ich reiße spontan die Hände in die Höhe, kaum das ich die Türschwelle überschritten habe. Vor mir wackelt der Lauf einer doppelläufigen Schrotflinte, die von einem wohlbeleibten Prachtweib mittleren Alters gehalten wird. Ihre karamellfarbene Haut hebt sich krass von dem roten Frauenturban auf ihrem Kopf ab, dazu steckt sie in einem knallbunten Morgenmantel und in pinkfarbenen Flausch-Hausschuhen mit einem Flamingo-Gesicht und Kulleraugen.
„Soll ich dem Baker-Brandstifter gleich umnieten oder wollen wir erst unsere Geschichten für den Sheriff abstimmen?“
„Wie bitte? Wollen Sie ernsthaft auf mich schießen?“
„Nein, genauso wenig wie du unsere Ställe anzünden wolltest!“
„Mell, das ist Thomas O'Harrow und er hat weder Benzin noch Streichhölzer dabei.“
„Soll ich ihm das Zeug etwa leihen, weil er zu faul war, sich seine eigene Brandstifter-Ausrüstung zu besorgen?“ Miss Palmer hängt grinsend ihre Pumpgun an das Brett neben der Tür.
„Er hat wohl doch nichts mit den Bakers zu tun. Du kannst die Flinte runter nehmen.“ Ich will gerade durchatmen, doch die bunt liebende Frau in ihren pinken Flausch-Hausschuhen mit diesen irren Flamingo Gesichtern sieht so aus, als würde sie mir ohne Waffe sehr weh tun können. Ich lasse meine Hände oben und frage vorsichtig: „Bollocks! Wollen noch mehr Frauen auf mich schießen?“  
„Auf dem Land ist es für Frauen ratsamer, erst zu schießen und die Fragen während der Reanimation zu stellen, Mister O'Harrow“, klärt Miss Palmer mich auf.
„Da ich niemand berauben, erschlagen oder vergewaltigen will, möchte ich Sie bitten, auf eine weitere Bedrohung meiner Person durch Schusswaffen jeglicher Art zu verzichten. Fuckin' hell, es macht mich nervös, wenn dauernd jemand auf mich zielt.“  
„Was will das irische Rotkäppchen hier?“, wendet sich das Prachtweib an Miss Palmer.   
„Das besprechen wir bei einer Tasse Kaffee.“  
„Muss ich diesem Baker-Komplizen Kaffee kochen?“  
„Ich mach schon, Mell!“
„Bloß nicht! Am Ende kommst du ins Gefängnis, wenn du diesen irischen Obergangster mit deinem Kaffee vergiftest.“ Ungläubig schaue ich ihr hinterher wie sie in ihren pinken Flausch-Hausschuhen in die Küche marschiert. Ich nehme die Hände runter und folge beiden Frauen, während ich mich kurz umschaue. Die Einrichtung im Haus ist gemütlich, aber nichts Besonderes und hier wohnt niemand mit einem üppigen Bankkonto wie bei meinen vorherigen Bossen. Aber es ist sauber und liebevoll dekoriert. Miss Palmer zeigt auf einen Stuhl, auf den ich mich setze.
„Ich höre, Mister O'Harrow!“, meint sie, als sie ebenfalls Platz nimmt.   
„Tom genügt, Miss Palmer. Ihr Gestüt ist nur Insidern bekannt und trotzdem brachte ihr Vater jedes Jahr ausgezeichnetes Pferdematerial auf die Bahn. Sie verstehen ebenso viel davon und ich bin ein guter Trainer. For fuck's sake, zusammen erreichen wir einiges.“  
„Zu spät, denn die Farm liegt in den letzten Zügen und ein O’Harrow als Trainer wäre nicht mal in zehn Jahren drin, wenn es gut laufen würde.“ 'Erwischt! Sie kennt uns O'Harrows!'
„Bollocks, aufs Geld kommt es mir nicht an.“  
„Auf was dann?“ Die Flausch-Flamingo-Hausschuh-Liebhaberin reicht mir einen Becher Kaffee, den ich dankbar nehme.
„Als Trainer hatte ich in Frankreich, Hongkong und den USA eine schöne Zeit. Aber diesmal soll es etwas dauerhaftes sein.“
„Auf einer bankrotten Farm? Sind Sie in letzter Zeit hart auf den Kopf gefallen?“    
„Fuck off! Das Erbe von Frank Palmer ruiniert niemand mit Ihrem Pferdeverstand in zwei Jahren. Haben diese Bakers etwas mit Ihrer geschäftlichen Schieflage zu tun?“
„Zum Teil, sie lassen mir kaum Luft zum Atmen und wenn Sie sich auf meine Seite stellen, werden Sie es schwer haben.“
„Was wollen die Bakers von Ihnen?“
„Zur Farm gehört ein Waldgebiet mit einem wertvollen Holzbestand und die Bakers haben ein Sägewerk. Aber der Wald ist mein Wasserspeicher. Fällt der Wald, vertrocknen meine Weiden.“  
„Und wenn Sie nicht spuren, drohen sie Ihnen mit Brandstiftung?“  
„Sag ihm, dass dieser Schweinehund dich vor sechs Monaten vergewaltigen wollte“, fordert die Haushälterin namens Mell sie auf und stellt wütend eine Pfanne auf den Herd.
„Wie bitte?“
„Ich habe auf ihn geschossen, da ist er abgehauen“, berichtet Mell, während sie Eier und Speck in die Pfanne haut. Mein Magen und meine Nase gehen ein gieriges Komplott ein.
„Was sagt der Sheriff dazu?“
„Er ist ein Freund der Bakers“, erklärt Miss Palmer. Ihr Blick wandert kurz zur Tür. „Seien Sie schlau, Thomas O'Harrow, und gehen Sie!“
„For fuck's sake, wir Iren sind für unsere Trunksucht und nicht für unsere Cleverness berühmt und einem guten Streit gehen wir niemals aus dem Weg.“ Doch sie schüttelt den Kopf.
„Ich arbeite nicht mit Trinkern. Sie lassen ihre Launen an den Pferden aus!“
„Miss Palmer, ich bin definitiv kein Trinker!“
„Welchen Grund gibt es dann für Ihr Eau de Whisky?“
„Yeah, fuck off! Ich verstehe etwas von Pferden, aber nichts von Frauen. Zuerst ist es die große Liebe, worauf sie mir das Herz bricht und ich Volltrottel auf dem Boden einer Single Malt Flasche lande.“  
„Also hat Ihnen irgendeine Barbie das Herz gebrochen?“
„Ja, und ich will neu anfangen. Wenn das harte Arbeit bedeutet, umso besser.“   
„Harte Arbeit gibt es hier genug, dazu kommt Ärger und vorerst kein Lohn. Wenn Ihnen das Spaß macht, sind Sie herzlich willkommen.“ Ich strecke sofort die Hand über den Tisch. „Angenommen!“
„Hey, das war ein Witz!“
„Mir war noch nie etwas so ernst!“ Mell stellt mir einen Teller mit gebratenen Eiern und Speck hin und Elizabeth gibt mir Zeit zum Essen. Ich schätze, sie denkt nach.
„Also, im Moment bin ich selbst blank. Aber ich verfüge über gute Kontakte in der Rennsportszene. Damit halten wir uns über Wasser, bis wir wieder auf einem grünen Zweig sitzen.“  
„Was verlangen Sie für Ihre Hilfe, Thomas?“  
„Fuck the devil, ich arbeite zunächst auf Probe für Sie, wobei ich mit Kost und Logis zufrieden bin. Kommen wir beide miteinander aus, findet sich für alles ein Weg.“  
„Wir probieren es zusammen, Thomas! Aber erwische ich Sie einmal mit einer Fahne, sind Sie raus! Keine Kompromisse, keine Gnade!“ 'Die Kleine hat auch ohne ihre Pumpgun Mumm in den Knochen', fährt es mir durch den Sinn und ich weiß mehr über sie, als ihr lieb ist. Sie ist ledig und hat eine Jockey-Lizenz, wobei sie eher Durchschnitt ist, und sie hat Veterinär studiert, bevor ihr Vater einem Gehirnschlag erlag. Ich kannte ihn, nicht gut, aber er war ein Pferdemann. Als ich ihr die Hand reiche, schlägt sie ein. Kurz darauf zeigt sie mir das Gästezimmer im Obergeschoss, damit ich noch einige Stunden Schlaf bekomme.

Als ich in der Frühe in die Küche komme, lächelt mir kein Ire spitzbübisch entgegen. Ich gehe noch einmal hoch und höre ihn durch die Tür wie einen Brückentroll schnarchen, weshalb ich ihn schlafen lasse.  

Am Nachmittag gehe ich ins Gästezimmer. Thomas erwacht und richtet sich verschlafen auf, wobei er auf seine Rolex blinzelt, die an seine Top-Gehälter der reichen Schnösel erinnert, für die er normalerweise arbeitet.    
„Ist es vier Uhr früh? Die Sonne steht ja am Himmel.“
„Das ist nachmittags so üblich.“ Er schimpft unverständlich auf Gälisch und springt aus dem Bett. Ich kann mir mein Grinsen nicht verkneifen, als er in Boxershorts vor mir steht, was ihm peinlich ist.
„Keine Panik! Ich habe dich absichtlich ausschlafen lassen. Geh duschen! Danach kannst du dir die Farm ansehen.“ Thomas schnappt sich seinen Seesack und ich zeige ihm das Bad.

Eine halbe Stunde später sitzt er in sauberen Jeans, einem frischen Shirt und in Cowboystiefeln am Tisch. Mell stellt ihm einen Teller mit Sandwichs und heißem Kaffee hin, die er eilig verputzt. Anschließend schlendern Thomas und ich über den Hof in die Stallungen und zu den Pferden auf den Koppeln. Der Hof besteht aus dem renovierungsbedürftigem Haupthaus und einem baufälligen Verwalterhaus etwas abseits. Die drei Ställe liegen nahe der Sandbahn. Die Scheunen für Futter und Geräte stehen daneben. Ich sehe deutlich, dass er sich mehr erhofft hat. Zum Abschluss spazieren wir zu einer Hengstkoppel.
„Titanium! Fuck off, der sieht fantastisch aus!“ Tom springt voller Bewunderung auf den Zaun. Ich pfeife kurz, Titan bäumt sich spielerisch auf und jagt im Galopp auf den Zaun zu. Ich tätschle meinem Liebling den eleganten Kopf, auf dessen Stirn ein weißes Abzeichen in Form eines T deutlich erkennbar ist. Sein Maul weißt den seltenen Blaustich mancher Rappen auf.  
„Er ist schöner als an dem Tag, an dem er das Kentucky Derby gewann. Drei Längen Vorsprung! Ich werde das Rennen nie vergessen. Wenn du ihn richtig managen würdest, wäre er ein Vermögen wert, Lizzy.“
„Na ja, dazu gehört Geld, das ich nicht habe! Aber er ist mein bester Deckhengst. Titan ist meine Zukunft. Er und meine Stuten bringen die Farm für mich wieder auf die Beine.“
„Ich helfe dir dabei, versprochen!“             

Am nächsten Morgen kocht Tom bereits Kaffee, als Mell und ich aufstehen. Wir plaudern beim Morgenkaffee über Pferde und gehen gemeinsam an die Arbeit. Tom füttert, tränkt, bringt die Stuten mit ihren Fohlen auf die Weide und mistet fröhlich pfeifend eine Wagenladung vor die Tür. Thomas weiß, dass in modernen Ställen Maschinen das Ausmisten und andere körperliche Arbeiten vereinfachen. Trotzdem packt er überall an, wo schiere Muskelkraft gefragt ist. Auf der Rennbahn notiert er akribisch die Zeiten. Seine Rolex dient Tom als Zeitnehmer und je mehr er aufschreibt, desto finsterer wird seine Miene.

Mell zaubert als Abendessen eine Lammkeule nach Cajun-Art, die wir uns schmecken lassen, obgleich Toms Zahlen wie ein Damokles-Schwert über meinem Haupt schweben. Beim Nachtisch halte ich es nicht länger aus.
„Du bist von der Farm enttäuscht, nicht wahr?“  
„Es gibt modernere Methoden in der Vollblutzucht und es fehlt zu viel Geld, um an die Spitze zu kommen.“ Das ist die knallharte, ungeschminkte Wahrheit und so grausam wie das eigene Spiegelbild am Morgen nach einer jener Partys, die als sehnsüchtiger Seufzer in einer nebulösen Erinnerung umherwabern.
„Ich verstehe, dass du nicht mehr einsteigen willst.“
„Fuck off! Das habe ich nicht gesagt! In der Pferdezucht denke ich konservativ und halte nichts von diesem Schnickschnack wie einem Solarium oder Schwimmbad. Ein Vollblut kommt entweder mit oder ohne Speed auf die Welt. Vielleicht hilft das Zeug, ein mittelmäßiges Pferd schneller zu machen. Aber Siegertypen setzen sich meiner Meinung nach immer durch.“ Er überfliegt erneut die Zahlen in seinem Notizblock und fährt fort: „Du hast gutes Pferdematerial, Lizzy, und früher oder später hast du einen echten Crack darunter, der dich saniert. Zunächst müssen wir uns mit kleineren Rennen über Wasser halten, weil wir zu wenig Geld für ernsthafte Trainingsarbeit haben. So kriegen wir aber die Futterkosten zusammen.“  
„Für Siege mit anständigem Preisgeld brauchen wir unbedingt einen besseren Jockey als mich.“  
„Für die Hauptrennen frage ich Seamus oder Billy. Sie verzichten auf ihr Startgeld, wenn ich sie drum bitte. Notfalls erpresse ich sie, immerhin bin ich ihr älterer Bruder. Aber in den nächsten Jahren stehen zwei größere Investitionen an, wenn du dich verbessern willst. Der große Stutenstall und die Rennbahn müssen saniert werden.“  
„Wem sagst du das! Die ganze Farm ist ein Fass ohne Boden.“ Die Tränen wollen mir in die Augen schießen, was ich Gott sei Dank verhindern kann.
„Das Beste ist der Stutenstamm, aus dem wir leider nur langfristig Kapital ziehen.“   
„Was schlägst du vor?“  
„Wir verkaufen fünf oder sechs Zwei- oder Dreijährige.“  
„Nein! Wir wären zwar im Moment flüssig, aber später fehlt uns ihr Preisgeld, Tom!“  
„For fuck's sake, wir schaffen es aber nicht, sie alle zu trainieren, Lizzy. Konzentrieren wir uns lieber auf die Besten und die anderen Vollblüter bekommen anderswo die Chance, ihre wahren Fähigkeiten zu zeigen.“ 'Wie viel Jahre kriege ich wohl, wenn ich einen gemeinen, hinterlistigen, irischen …?‘ Dann meldet sich meine innere Stimme der Vernunft, dieses blöde Luder, mit ihrem neunmalklugen 'Er hat Recht!'. 'Niemand mag Klugscheißer!' ranzt mein Bauchgefühl die Vernunft an.
„Eigentlich … kam mir der Gedanke auch schon. Aber wer kauft kurzfristig eine Handvoll Rennpferde?“
„Das ist das kleinste Problem! Ich kenne ein Dutzend seriöser Investoren, die auf meinen Ratschlag hin kaufen. Ich telefoniere morgen früh und frage, wer Interesse hat.“  
„An welche Pferde dachtest du?“  
„Ich habe acht Vorschläge, aber du entscheidest.“ Neugierig linse ich auf seine auf dem Kopf stehende Liste und wir diskutieren die halbe Nacht.

Thomas telefoniert nach der Morgenarbeit eine Weile herum, während meine Magenwände Samba tanzen. Nach zwei Stunden tritt er freudestrahlend in die Küche.  
„Fuck the devil, in drei Tagen kommen sechs Interessenten für die Blüter.“ Ich juble lautstark und tanze Po wackelnd durch die Küche. Aber Mell blickt Tom skeptisch an und fragt: „Wir reden aber nicht von abgehalfterten Rennbahn-Mafiosi, oder Tom?“
„Es kommen ein Banker, ein Oberst und ein Professor und solche Leute. Sie stellen die Rennpferde in bekannte Trainingsställe und behandeln sie hervorragend.“ Ich könnte ihn vor Freude knutschen, bin aber verwundert.
„Woher kennst du solche Leute mit Geld?“, frage ich.
„Wir O'Harrows achten auf unseren Ruf, ehrlich zu sein und eine Nase für Qualität zu haben. So entsteht nützliches Vertrauen, wie mein Vater es nennt.“  
„Kennst du richtig stinkreiche Snobs?“, lacht Mell.
„Fuckin' hell, sogar den einen oder anderen stinkreichen Snob mit Pferdeverstand. Aber die Stinkreichen sind oft wie Haie.“ Diese Warnung muss ich im Hinterkopf behalten.

Das Tom kein Schwätzer ist sehe ich, als drei Tage später seine Interessenten auf der Farm erscheinen, wobei Tom mich bewusst im Hintergrund hält, wofür ich ihn am liebsten rauswerfen würde. Als ich es trotzdem schaffe, meine große Klappe zu halten, erzielt Tom jedoch Preise, die meine kühnsten Hoffnungen übersteigen. Nachdem Geldsegen plagt mich zuerst die Befürchtung, Tom könnte in alte Gewohnheiten fallen, doch er bleibt bienenfleißig.

Eines Abends fährt Tom mit meinem uralten, rostigen Pick-up in die Stadt und kehrt erst im Morgengrauen zurück. Obgleich er nüchtern ist, schmollt Mell mit ihm und verrät mir brühwarm, dass Tom sich in meine alte Schulfreundin Kylie Bannion verguckt hat. Doch ich zucke nur mit den Achseln und Mell seufzt, als würde ich an einer Acht das Runde nicht finden können. 'Du bist ein hoffnungsloser Fall, was Kerle angeht! Da hast du ein Prachtexemplar vor der Nase und du denkst nur darüber nach, wie viel Karren Mist er wohl schafft', murrt die romantische Seite in mir, die sonst tiefer als Dornröschen schläft. 'Auf, Auf, ihr Sturmtruppen der Liebe, lasst uns … Äh …‘, will sie mich aufmuntern. Doch da meldet sich die Faulheit zu Wort: 'Ein Kerl? Hä? Für was waren die noch mal gut?' Als könnte sie meinen geheimen Gedankensalat lesen, verdreht Mell verzweifelt ihre dunklen Augen. Ich grinse gelassen, trinke den Kaffee aus und gehe zum Training.

Mystle County gehört zu den unzähligen Kleinstädten wie es sie überall in Amerika gibt. Neben dem Drugstore stehen einige Boutiquen und wer schlechten Kaffee liebt, geht gern in Jacks Diner. Der einzige Supermarkt liegt die Straße runter und verkauft laut Werbung alles so billig, dass die Kunden praktisch mit mehr Geld rauskommen, wenn sie ihren Einkaufswagen auf den Parkplatz schieben. Im Moment suche ich nahe der einzigen Bank und viel zu nahe am Sheriff-Büro nach einen Parkplatz. Obgleich Tom und ich während der Fahrt viel herumgealbert haben, überfällt mich dieses flaue Gefühl im Magen wie vor jedem Bankbesuch. Ich parke den Pick-up vor dem Eingang der Bank und lasse den Motor laufen.
„Fuck off! Willst du mit dem Gewehr in der Hand dein Geld abheben, während ich mit dem Fluchtwagen auf dich warte?“
„Einfacher wäre es.“ Wir steigen beide aus und ich sehe mich nervös um, doch weder Wilbur Baker noch Sheriff Simmer lassen sich blicken. Also nutze ich die Gelegenheit und eile in das aus Ziegeln gemauerte Bankgebäude aus der Jahrhundertwende, dem einzigen historischen Gebäude der Stadt. Die beiden Kassierer sind Freunde von Carlton Baker, dem Filialleiter. Er ist ein Cousin von Wilbur und führt sich auf, als wären alle Guthaben und Einlagen der Bank sein Privatbesitz. Aber ich brauche Geld, also gehe ich zum Bankschalter.
„Was wollen Sie hier?“ Die Stimme des Kassierers klingt höhnisch und ich wünschte, ich hätte meine Pumpgun in der Hand. „Ich hole den Chef.“ 'Habe ich nicht anders erwartet und bin gefechtsbereit'.
„Ach, die Palmer will wieder mein Geld verschwenden“, ruft Carlton Baker, als er aus seinem Hinterzimmer tritt. Er sieht genauso schmierig aus wie sein Charakter ist. „Wollen wir endlich unsere Schulden zurückzahlen?“
„Meine Hypothekenrate zahle ich pünktlich jeden Monat. Ich will achthundert Dollar von meinem Guthabenkonto abheben.“ Er grinst und schüttelt den Kopf.
„Die Summe ist mir zu hoch. Ich weiß bei einer Palmer nicht, ob ich nächsten Monat die Hypothekenrate bekomme. Daher werde ich das Geld auf dem Konto behalten.“  
„Es sind mehrere tausend Dollar auf meinem Konto und ich nehme achthundert mit.“ Er haut mit der Faust auf den Tresen.
„Mein Vetter will die Farm! Solange du sie nicht überschreibst, wirst du hier keinen müden Cent sehen, klar Palmer?“  
„Das sehe ich anders! Diese Bankfiliale gehört Ihnen nicht, Mister Baker. Sie ist Teil einer Bankengesellschaft und bekomme ich nicht auf der Stelle mein Geld, unterhalte ich mich mit Ihrem Boss.“ Carlton Baker lacht mich aus.
„Mein Boss will seine Hypothek ebenfalls zurückhaben. Niemand mag unzuverlässige Kunden wie dich.“
„Ich bin zuverlässig und zahle alle überhöhten Rechnungen pünktlich!“
„Das steht aber ganz anders in deiner Akte, die ich persönlich verwalte.“  
„Ich will mein Geld, Baker!“ Ich setze all meinen Hass und Zorn in meinen Blick auf dieses schleimige Getier und plötzlich springt die Kasse auf. 'Ob alle Bankkunden ihrem Geld hinterher betteln oder habe ich allein dieses Vergnügen?', frage ich mich, während ich mir die Scheine greife und hinaus flitze. Im Gehen zähle ich zweihundert Dollar ab, die ich Tom zustecke. Er sieht mich dankbar an.
„Kommst du einen Moment mit rein zu Kylie in Jacks Diner? Eine Tasse Kaffee tut dir gut.“  
„Ich erledige lieber schnell meine Einkäufe, bevor die Buschtrommel mich an Wilbur verrät.“  
„Wir treffen uns in einer halben Stunde am Supermarkt, Süße“, ruft er mir zu, während ich einsteige. Meine galoppierende Paranoia flüstert, dass Wilbur sicher von meinem Bankbesuch erfährt. Seit ich die Farm erbte, will der alte Baker mich mit seinen Sohn verheiraten, um so an mein Land und das Holz zu kommen, der geldgierige Geizhals.
Da ich mich weigere, diesen Schulhof-Tyrann zu heiraten, zahle ich überall in der Stadt das Doppelte, wobei mir Wilbur überall auflauert.

Als ich mit den Einkaufstüten aus dem Supermarkt komme, entdecke ich als erstes den sichtbar betrunkenen Wilbur Baker. Optisch erinnert mich Wilbur an ein Erdferkel, von kleinem Wuchs und in der Mitte kugelig. Sein brauner Cowboyanzug mit einem rosafarbenen Seidenhemd unterstreicht diesen Eindruck bizarr. Ich schleiche zum Pick-up. Doch Wilbur sieht mich und macht eine obszöne Geste. Angeekelt werfe ich den Einkauf auf die Ladefläche und springe in den Wagen. Ich beschwöre den Gott aller Dieselmotoren und starte den Motor, während Wilbur Baker im rechten Seitenspiegel auftaucht.
„Palmer, wo hast du deinen neuen Mistschaufler gelassen? Hat er im Bett nichts getaugt? Ich besorg's dir auf der Stelle!“ Ein eisiger Schauer läuft mir über den Rücken. Wilbur reißt die Beifahrertür auf und wuchtet sich auf den Sitz. Mir schlägt eine Wolke aus abgestandenem Alkohol und zu viel After-Shave entgegen, die mich fast kotzen lässt.
„Fass mich an und ich knall dir eine!“ Wilbur Baker schlägt mir ohne Vorwarnung ins Gesicht, worauf mir fast der Kopf  explodiert.
„Ich besorg's dir jetzt, du Schlampe!“ Doch in diesen Moment zerren zwei kräftige Hände Wilbur vom Beifahrersitz. Ich springe sofort raus und zittere am ganzen Körper. Tränen schießen mir in die Augen. „Der Mistschaufler! Dich prügele ich windelweich!“ Wilbur Baker schlägt nach Tom, der ihm ausweicht und blitzschnell mit einem rechten Schwinger reagiert. Baker Junior landet auf seinem Hintern. „Du hast mich geschlagen!“
„Du Schwein hast Lizzy ins Gesicht geschlagen! Sei dankbar, dass du noch deine Vorderzähne hast.“ Wilbur Baker kommt unerwartet hoch und trifft Tom am Kinn. Thomas steckt den Schlag weg und revanchiert sich mit einer gestreckten Geraden, die Wilbur die Nase bricht. Heulend sackt Wilbur Baker in die Knie. „Du hast mir die Nase gebrochen! Dafür wirst du büßen! Das sage ich alles dem Sheriff und du fährst für fünfundzwanzig Jahre in den Knast ein.“ Thomas lacht spöttisch und zieht mich in den Wagen.
„Ich bring dich nach Hause!“ Tom will gerade starten, als Sheriff Simmer meinen Pick-up frontal blockiert. Der Sheriff wendet sich zuerst an Wilbur Baker, der sich die blutende Nase zuhält. Thomas zieht sein iPhone aus der Tasche und drückt es mir in die Hand.
„Rufe meinen Anwalt Gideon Brewster an und erzähle ihm alles!“ Im gleichen Moment zerrt der Hilfssheriff Thomas vom Sitz. Wilbur Baker, Thomas und der Sheriff streiten heftig. Schließlich stopft der Sheriff Tom auf die Rückbank des Polizeiwagens und fährt davon. Mir pocht das Blut in den Schläfen, mein Herz rast, meine Hände zittern und ich kann nur stoßweise atmen. Mein Blick fällt auf Toms iPhone und obgleich mir hundeelend zumute ist, wähle ich die Nummer.

Seit einer geschlagenen Stunde warte ich in Jacks Diner und beobachte das Büro des Sheriffs. Mister Brewster riet mir, in der Stadt zu warten, bis er die Angelegenheit klären kann. Das klingt teuer! Aber ich treibe das Geld für Toms Verteidigung auf und wenn es mich umbringt! Plötzlich fährt eine dunkle Limousine mit Chauffeur vor dem Sheriff-Büro vor. Ein Mann mittleren Alters mit einen frechen Zug um seinen Mundwinkel steigt aus, der selbst Justitia mit seinen Paragrafen austrickst. Er schlendert in das Sheriff-Büro. Ich zahle meine zwei Kaffee bei einer aufgeregten Kylie und eile nach draußen. Nervös warte ich neben dem Pick-up und sehe auf die Uhr. Nach zehn Minuten kommt der Nobelanwalt mit Thomas heraus, der ihm grinsend die Hand schüttelt. Sie plaudern einen Moment und lachen herzhaft, worauf sein Anwalt einsteigt und davon braust. Thomas entdeckt mich beim Pick-up und kommt herüber.
„Hast du auf mich gewartet? For fuck's sake, wie lieb von dir!“ Er küsst mich auf die Wange, klaut mir aber dabei die Autoschlüssel.
„Mister Brewster wollte alles regeln.“  
„Yeah, Fuck off! Das hat er! Wilbur verzichtet auf eine Anklage. Laut dem Sheriff ist er betrunken hingefallen.“ Hätte Tom jetzt zu mir gesagt: 'Ich bin ein Alien und stamme vom Planeten Zoost', wäre ich weniger verblüfft gewesen.
„Wie ist das möglich?“
„Fuck the devil, Gideon hat dem Sheriff erklärt, was passiert, wenn er wieder in dieses Kuhkaff fahren muss. Der Sheriff verzichtet auf weitere Besuche von Gideon Brewster.“ Tom grinst selten hämisch, aber dieses Grinsen strotzt vor Gemeinheit. Der Pick-up springt sofort an und Tom tuckert Richtung Farm.
 
Nach einer Weile habe ich mich soweit gefangen, dass ich klar denken kann.
„Tom, ich zahle die Anwaltskosten.“  
„Bollocks, das ist schon geregelt, Lizzy.“
„Das verstehe ich nicht, Tom! Vertritt er dich pro Bono?“  
„Nein, mein bester Freund ist sein Mandant und Gideon schreibt mich auf seine Rechnung.“  
„Warum?“
„Keine Ahnung, Lizzy! Einmal wollte ich meine Rechnung selbst bezahlen. Eine Woche später rief mich ein verzweifelt weinender Buchhalter an, ich möchte das bitte, bitte nie wieder machen. Er meinte, er sei auch nur ein Mensch und hätte Frau und Kinder. Seitdem frage ich nicht mehr und im Moment bin ich echt dankbar dafür.“ Er zwinkert mir zu. „Kommen wir zum Wichtigsten! Wie geht es dir?“
„Mir fehlt nichts, Tom!“
„Fuck off! Ich kenne dich besser. Heute ist für dich Feierabend! Leg dich aufs Sofa und lass dich von uns verwöhnen.“
„Das geht doch nicht!“  
„Genauso wird’s gemacht!“ Ich traue mich nicht, ihm zu widersprechen und lande auf der Couch, wo ich heißen Kakao trinken muss. Als Mell alles erfährt, greift sie nach dem Küchenmesser und hackt einen Weißkohl in winzig kleine Stücke, weshalb es zum Abendessen Weißkrautsalat gibt.  

Eine Woche später habe ich diesen Vorfall vergessen, als das Telefon läutet. Wir sitzen zusammen am Frühstückstisch und ich nehme in Vaters Büro den Hörer ab. Tom trinkt seine Tasse Kaffee leer, als ich mich verstört an den Tisch setze.
„Was hast du?“, fragt Mell verwundert.
„Sie … sie nehmen mir die Farm weg!“, flüstere ich fassungslos und nestle aufgeregt an den Fingern herum. Tom zieht die Stirn in Falten und fragt: „For fuck's sake! Wie kommst du darauf?“  
„Ich weiß es! Um elf Uhr soll ich in der Bank erscheinen.“ Jetzt entgleiten Mell ihre sonst fröhlichen Gesichtszüge.
„Fuckin' hell, sicher hat es einen anderen Grund.“
„Du wirst sehen! Die Bakers haben einen Weg gefunden, mir die Hypothek zu kündigen.“   
„Du hast alle Raten pünktlich bezahlt“, hält Tom dagegen.
„Wahrscheinlich gibt es einen linken Trick, wie sie an die Farm kommen.“
„Ich komme mit!“
„Warum? Selbst, wenn du Carlton Baker niederschlägst, erlässt er mir keinesfalls meine Schulden.“ Tom schaut mich bitterböse an.
„Fuck off, ich komme auf jeden Fall mit!“  
„Tue, was du nicht lassen kannst!“

Die nächsten Stunden erlebe ich wie in einem schlecht gemachten Film. Ich parke in der Nähe und starre wütend auf die Bank in der Hoffnung, dass sie sich in Luft auflöst. Doch es hilft nichts, ich muss da rein. Tom hält meine Hand, als ich eintrete. Seltsamerweise kann ich weder Carlton Baker noch seine beiden Handlanger entdecken. Zwei fremde Kassierer bedienen drei Kunden. Ich melde mich an, worauf ein Kassierer uns in das berüchtigte Hinterzimmer führt. Der Mann hinter dem Schreibtisch stellt sich als Mister Miller aus der Zentrale vor und will Tom draußen warten lassen, doch der Ire setzt sich demonstrativ auf den Stuhl neben mich.
„Wie Sie wünschen! Also, wie Sie vermutlich wissen, ist Ihre Farm hoch verschuldet, Miss Palmer. Mein Büro beauftragte mich, Ihnen die Hypothek mit sofortiger Wirkung zu kündigen. Sie zahlen jetzt entweder den gesamten Schuldbetrag oder überschreiben die Farm an die Bank.“  
„Ich möchte wissen, warum Sie ihr die Kredite kündigen, obgleich sie ihre Raten pünktlich zahlt“, mischt sich Tom ein.
„Das ist in diesem Fall irrelevant. Die Bank nimmt eine technisch bedingte Neuordnung aller Kreditbestände vor und verlangt von Ihnen die sofortige Auszahlung der Schuldsumme oder nimmt als Gegenwert Ihre Farm.“
„Wenn Sie uns den Namen des Käufers nennen, wenden wir …“, fordert Tom.
„Tom, ich krieche nicht vor Wilbur Baker zu Kreuze. Mister Miller, ich kann die Schuldsumme nicht zahlen! Wo muss ich unterschreiben?“ Ich unterschreibe und Mister Miller faltet die Urkunde sorgsam.  
„Die Übergabe der Farm erfolgt innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Bis zur offiziellen Übergabe müssen Sie dort bleiben, sonst machen Sie sich strafbar. Anschließend haben Sie die Farm innerhalb kürzester Zeit zu verlassen.“
„Hören Sie, Mister Miller, es geht hier nicht um eine gewöhnliche Farm mit einem Haufen Rinder oder Traktoren, sondern um wertvolle, empfindliche Pferde. Nennen Sie uns doch bitte den Namen des neuen Besitzers. Vielleicht können wir uns auf irgendeine Art mit ihm einigen.“ Mister Miller sieht Thomas ernst an.
„Mister O'Harrow, es ist ja nicht so, dass ich diesen Job gerne mache. Aber ich habe nun einmal die explizite Anweisung, diese Farm …“ Er hält inne und öffnet eine Akte, die er rein zufällig so hinlegt, dass wir den Namen des neuen Besitzers lesen können. Als ich den Namen überfliege, fallen mir die Augen fast aus dem Kopf.
„Mister Miller, da kann etwas mit Ihren Unterlagen nicht stimmen. Der neue Besitzer ist ein Thomas O'Harrow“, bemerkt Tom ebenfalls irritiert. „Aber ich bin Thomas O'Harrow!“
„Ach, daher kam mir Ihr Name so bekannt vor“, begreift Mister Miller. „Ja, die Farm geht eindeutig an Sie. Na, dann können Sie sich ja untereinander einigen.“ Ich starre ungläubig auf die Akte, auf Tom und Mister Miller. Dann trifft mein Todesblick Tom und ich hoffe, er spaltet diesen hinterlistigen, verräterischen Iren in seine Atome auf.
„Hast du mir die Farm abgenommen?“
„Nein, das muss ein Irrtum sein“, verteidigt er sich verwirrt und schaut fassungslos auf das Stück Papier. „Da steht mein Name, aber ich …“ Ich stehe auf, reiche Mister Miller höflich die Hand und verabschiede mich. Ich gehe, ohne Thomas eines Blickes zu würdigen, der mir sofort hinterher eilt. Erst im Schalterraum kann er meinen Arm packen.
„Lizzy, ich weiß, was du jetzt denkst. Aber das ist nicht wahr! Wirklich nicht! Ich habe keine Ahnung, wie mein Name in diese Unterlagen kommt.“
„Ich schon und du bist der hinterlistigste Mistkerl, der mir jemals untergekommen ist.“ Ich mache mich los und eile davon. Tom läuft mir sofort hinterher und stellt mich erneut vor der Bank zur Rede.
„Lizzy, so glaube mir doch! Ich habe damit nichts zu tun!“
„Rede keinen Unsinn! Du bist nur auf meiner Farm erschienen, um genau abzuschätzen, welche Werte ich habe und als sich die Chance bot, hast du zugeschlagen.“
„Nein, und das kann ich auch nicht, denn ich habe nicht das Geld, um dir die Farm abzunehmen. Woher soll ich denn die Kohle dafür haben?“
„Du hast mich eben angelogen!“
„Nein, habe ich nicht! Ich würde dir niemals die Farm wegnehmen, nicht mal, wenn ich das Geld dafür hätte. Lizzy, die Farm ist ohne dich nur ein Haufen morscher Bretter und nervöser Gäule. Du bist der Herzschlag der Farm und wer das nicht begreift, hat auf der Farm nichts zu suchen!“ Das überrascht mich. Tom atmet ebenfalls tief durch. „Außerdem verstehe ich nicht, wie jemand deine Hypothek von der Bank kaufen kann. Hypotheken sind nicht frei verkäuflich.“
„Nein, sie gehören der Bank und dürfen nicht ohne weiteres an jemand anderen verkauft werden. Aber wie das jetzt funktioniert, weiß ich auch nicht.“
„Davon habe ich auch keine Ahnung! Lizzy, bitte! Ich habe nichts getan!“
„Ach, dann gibt es sicher einen zweiten Thomas O'Harrow, der sich mit Vollblütern auskennt?“
„Es gibt vermutlich noch den einen oder anderen Thomas O'Harrow, aber ich bin der mit der Rennpferdmacke. Und trotzdem habe ich nichts damit zu tun.“ Dummerweise klingt seine Stimme ehrlich und es ist schwer, diesem Dackelblick  zu widerstehen. Ich klettere in den Pick-up und Tom setzt sich schnell auf den Beifahrersitz. Er bekommt den wütendsten Blick von mir, den ich herauf beschwören kann, und ich starte den Motor, um ein letztes Mal zur Farm zu fahren.   

Mell sieht mich verzweifelt an, als ich in die Küche komme. Tom folgt mir wie ein geprügelter Hund.
„Was ist jetzt?“
„Die Farm ist weg, Mell!“ Und ich kann es immer noch nicht glauben, als ich sage: „Und sie geht an Tom.“ Tom zuckt, als befürchte er, dass Mell wieder zur Pumpgun greift. Und ich wette, sie denkt darüber nach, da ihr die Wut wie Dampf aus den Ohren quillt.  
„Was hast du ihr angetan?“
„Ich habe nichts gemacht! Und ich weiß nicht, warum mein Name dort steht, wo der neue Besitzer stehen müsste. Mir ist das schleierhaft und … nein, ich habe nicht mal ansatzweise das Geld für die Farm, da ihr Wert die paar Dollar in meiner Tasche übersteigt.“
„Lizzy? Was wird hier gespielt?“
„Mell, ich würde es dir sagen, wenn ich es nur wüsste. Morgen um zwölf Uhr ist die Übergabe und danach müssen wir die Farm verlassen.“ Mell treten die Tränen in die Augen und sie umarmt mich tröstend, während Tom sich rundherum mies fühlt. Ich mache mich los und sage: „Komm, lass uns unsere Sachen packen! Es hat keinen Sinn, sich hier die Augen auszuheulen. Soll Tom mit der Farm, den Pferden und den tausend Klebebandrollen zum Zusammenflicken der Zäune glücklich werden.“
„Hey, ich bin nicht der neue Besitzer und ich packe meine Sachen ebenfalls“, betont Tom mürrisch. „Mir ist egal, was das für ein Scherz sein soll! Ich arbeite für niemand, der Tom O'Harrow heißt.“ Er sieht mich ärgerlich an. „Ich bitte Vater, dass er mir ein Ticket vorschießt. Vielleicht suche ich mir in Europa was Neues. Hier ist mir die Arbeit endgültig verleidet.“
„Du willst nach Irland? Aber …“
„Ich sage dir doch die ganze Zeit, dass ich es nicht bin, der dir die Farm wegnimmt.“ Tom verdreht die Augen und setzt sich entnervt. „Fuck off! Ich darf nicht darüber nachdenken. All die schönen Stuten … und die prächtigen Fohlen aus diesem Jahrgang. Damit hätten wir uns nach oben arbeiten können.“ Er lacht hohl. „Und die kriegen auch noch Titanium für einen Apfel und ein Ei obendrauf! Das Prachtstück ist allein mehr als die gesamte Farm wert.“
„Titan gehört mir noch immer und ihn nehme ich auch mit.“
Tom schaut mich verdutzt an. „Titan ist kein Bestandteil des Hypothekenvertrages. Carlton Baker hat alle meine Pferde pauschal mit dem lächerlichen Wert von dreitausend Dollar veranschlagt. Darum habe ich Titanium nicht als Sicherheit angegeben. Somit gehört er noch immer mir!“
„Fuckin' hell! Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen! Lizzy, mit ihm kannst du dir eine neue Zucht aufbauen!“
„Ich glaube nicht, dass ich die Kraft dafür habe.“ Den Rest des Tages fühle ich mich ähnlich wie ein Todeskandidat, der seine Henkersmahlzeit bereits hinter sich hat.

Am nächsten Morgen packen wir unseren letzten Krimskrams in die Koffer und warten einige quälende Stunden auf das bittere Ende. Das tut weh! Aber ich ertrage es, wie ich Vaters Tod ertragen musste. Um halb zwölf stelle ich Titanium in den altersschwachen Anhänger, der hinter dem Pick-up hängt. Mein Koffer kommt auf die Ladefläche. Tom bringt Mells Koffer und seinen Seesack raus, die ebenfalls auf der Ladefläche landen. Die übrigen Minuten vergehen zäh wie beim Zahnarzt im Wartezimmer.

Schlag zwölf Uhr fährt eine protzige Limousine auf den Hof, während wir beim Pick-up warten.
„Das ist nicht die weiße Stretchlimo der Bakers. Wer um alles in der Welt sitzt da drin?“, frage ich Tom, der entsetzt die Augen aufreißt.
„Póg mo Thóin , du ahnst es nicht! Das … das ist mein bester Freund.“
„Dein bester Freund fährt gern in Stretchlimos?“
„Mein bester Freund ist ein britischer Adeliger und reich genug, um König Salomon seine Rennpferde abzukaufen!“ Unwillkürlich schmunzle ich, denn ich habe ein Bild von seinem besten Freund vor Augen mit abstehenden Ohren, mit Fliehkinn inklusive Strichlippen und einem schwammigen Händedruck dank seiner zart besaiteten Natur.
„Adelig? Warum hast du mir nie von diesem jahrhundertealtem Inzuchtprodukt britischer Weltherrschaftsfantasien erzählt?“ Tom schaut mich irritiert an.
„Erinnerst du dich noch an die Haigeschichte? Alec ist ein Weißer Hai mit spitz gefeilten Zähnen und großem Appetit. Ich habe dir nichts von ihm erzählt, weil wir für ihn nicht mal ein Appetizer wären.“ Mir fällt vor Schreck die Kinnlade herunter, während ein fremder Mann aus dem Auto steigt, der so gar nicht zu meiner Vorstellung passt. Manche Männer erinnern mich auf den ersten Blick an Tiere wie Nasenaffen oder Geckos. Dieser erinnert mich daran, dass ich gern schärfere Augen hätte. 'Das nenne ich ein männliches Komplettangebot!“, kreischt eine sexbesessene Stimme in mir hysterisch auf, die mir bisher unbekannt war. Der Fremde, der einen sündhaft teuren Anzug trägt, geht direkt auf Thomas zu und reicht ihm die Hand.
„Lange nicht gesehen, Tom! Ich warte seit sechs Monaten auf ein Lebenszeichen von dir!“
„Fuck off! Warum hast du mich nicht angerufen? Technisch ist es inzwischen möglich, dass du mich genauso anrufen kannst wie ich dich.“ Toms Freund schaut sich spöttisch um, was ihn noch tiefer in meiner Achtung sinken lässt, obgleich er bereits Werte im negativen Bereich der Skala aufweist.
„Gott, hat ein Blinder diese Farm aus einem Bastelset vom Discounter zusammengeklebt oder wie kriegt jemand so etwas zustande?“ Ich kann es nicht glauben, dass dieser arrogante Mistkerl ein Freund meines liebenswürdigen Tom ist. „Na, du bringst sicher Schwung in die von Termiten zerfressenen Holzgerüste. Herzlichen Glückwunsch, Tom! Die Farm gehört dir! Die nötigen Papiere habe ich mitgebracht. Du brauchst nur noch zu unterschreiben.“
„Warum hast du mich nicht gefragt, ob ich sie will? Und wie kommst du überhaupt dazu, mir eine Farm zu kaufen?“
„Weil es Zeit wird, dass du dein Zigeunerleben aufgibst und dir eine eigene Farm aufbaust. Du musst mir dafür nicht danken! Es reicht mir zu wissen, dass es dir gut geht.“ Tom schaut ihn fassungslos an.
„Alec, seit wann darfst du über mein Leben entscheiden?“
„Was ist los? Du hast schon als Teenager davon geträumt, deine eigenen Vollblüter zu züchten. Jetzt kannst du es. Außerdem schlafe ich nachts besser, wenn ich weiß, dass du nicht mit einer leeren Flasche Single Malt blutend in der Gosse liegst, nachdem Straßenräuber dich halb tot geprügelt haben.“  
„Bollocks! Als würdest du nachts schlafen, du Workaholic!“
„Tom, was geht hier vor?“ Meine gereizte Stimme schreckt Tom auf.
„Fuck off Lizzy, mein alter Freund Alec hat, ohne mich zu fragen und hinter meinem Rücken, mir deine Farm gekauft. Der großkotzige Engländer entscheidet gern über die Köpfe anderer Leute hinweg.“ Er wendet sich an Alec. „Du weißt genau, dass ich ein solches Geschenk von dir nicht annehme! Vielleicht hast du es gut gemeint, obwohl ich glaube, dass du nur deinen Willen durchsetzen willst. Aber du kannst dir die Farm dahin stecken, wo selbst in Kalifornien die Sonne niemals scheint. Ich verschwinde mit Lizzy und gehe nach Irland zurück! Falls wir uns irgendwann mal wieder sehen, trinken wir eventuell ein Bier zusammen. Aber in der nächsten Zeit muss ich das nicht haben, Alter.“ Tom fragt mich: „Nimmst du mich ein Stück mit, damit ich zum nächsten Flughafen komme? Dad zahlt mein Ticket.“
„Wenn du unbedingt willst, kannst du bei mir mitfahren. Aber du solltest …“
„Darf ich erfahren, wer Sie sind?“ Dieser unverschämte Brite schaut verächtlich an mir herunter und ich würde mich sofort besser fühlen, wenn ich ihm eine Ladung Vogelschrot auf den Pelz brennen könnte.
„Ich bin die Ex-Besitzerin dieser Farm, du Anzugträger! Trotz deiner mangelnden Kinderstube muss dir auffallen, dass ich mit Thomas rede. Also halt dich raus!“
„Nette Ansprache und trotzdem ist das solange Tom nichts unterschrieben hat meine Farm.“  
„Da haben Sie recht! Viel Spaß damit!“ Tom klettert mit Mell und mir in den rostigen Pick-up, worauf sein Freund auf den Wagen zugeht.
„Willst du mich ernsthaft wie einen dummen Jungen hier stehen lassen?“  
„Yeah, Fuck off! Du wolltest die Farm, sieh zu, wie du damit fertig wirst.“ Alec grinst breit und zeigt seine schneeweißen Zähne ähnlich einem Krokodil.                 
„Tom, ich habe das für dich getan, damit du glücklich wirst.“ Sein Freund tritt an den Wagen heran: „Sie allerdings, Zuckerschnäuzchen, brauche ich hier nicht mehr! Ich betrachte die Übergabe als korrekt abgelaufen. Sollte hier ein krummer Nagel auf der Inventarliste fehlen, hetze ich Ihnen die Polizei und meine Anwälte auf den Hals!“ Er klopft zweimal auf das Dach des Pick-ups als Zeichen, dass ich abfahren soll. Tom springt ärgerlich aus dem Pick-up und baut sich vor Alec auf.
„Fuck the devil! Was ist mit dir los? Glaubst du, dein Geld gibt dir das Recht dazu, so mit Menschen umzugehen? Früher hattest du da ein Herz, wo jetzt deine Brieftasche regiert.“   
„Tom, bleib hier!“
„Nein, Alec, dir will ich nichts schulden.“
„Du willst mich ernsthaft mit dieser Farm hier sitzen lassen? Ich habe keine Zeit, mich um sie zu kümmern. In drei Tagen fliege ich nach Kuala Lumpur und anschließend nach Kapstadt. Muss ich den kompletten Stall auflösen, weil du dich wie ein kleines Mädchen mit Zöpfen benimmst?“  
„Wie wäre es, wenn dir das Mädchen mit den Zöpfen die Nase bricht?“ Erschrocken ziehe ich Tom in den Pick-up.
„Komm, er hat sowieso keine Zeit mehr, mit dir zu spielen.“  
„Fuck off, das wird eine ziemliche Überraschung für ihn werden.“
„Halt! Was für eine Überraschung erlebe ich?“  
„Mein freundschaftlicher Rat an dich ist, fange gleich mit dem Füttern und Misten an. Lizzy und ich brauchen drei Stunden für die Abendroutine. Bei dir dauert es länger, bis du sechzig Pferde versorgst und ins Bett bringst.“ Alec lächelt arrogant.
„Ach, das Stallpersonal nimmt auch meine Piepen.“  
„Fuckin' hell! Das ganze Personal bestand aber aus Lizzy und mir.“ Ich drehe gehässig grinsend den Schlüssel herum und der Pick-up fährt glücklicherweise los. Der adelige Brite sieht uns ratlos hinterher. Nach fünfzig Metern wende ich den Wagen und fahre dicht an Alec heran.
„Hey, Freund von Tom, pass' auf 'Malibus Pride' auf! Sie fohlt vermutlich in den nächsten vierundzwanzig Stunden oder in den nächsten Tagen. Bei ihr ist alles möglich!“
„Danke für den Tipp! Aber Fohlengeburten gehen meist ohne menschliche Hilfe vonstatten. So viel weiß ich auch.“  
„Aber ich sagte, es geht um 'Malibus Pride'. Von ihren bisherigen elf Fohlen kam nur eins normal auf die Welt. Bei allen anderen Geburten gab es Komplikationen. Mali ist bestimmt die einzige Stute auf diesem Planeten, die es jedes Mal schafft, ihr Fohlen und sich bei der Geburt fast umzubringen. Bei mir steckte letztes Jahr ein Bein des Fohlens fest … könnte knifflig werden!“ Bevor Toms Freund antworten kann, fährt mein Pick-up zuckelnd und schnaufend vom Hof. Heimlich blicke ich in den Rückspiegel und lache innerlich hämisch, denn Toms Freund blickt unglücklich drein.

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RMAK
Gänsefüßchen


Beiträge: 37
Wohnort: Schweiz


Beitrag23.05.2023 08:05

von RMAK
Antworten mit Zitat

Hast du das Buch schon fertig? Wenn nicht, würde ich empfehlen die Geschichte auf ein bis zwei A4 Seiten zusammenzufassen. Auch wenn du das Buch schon fertig hast, hilft dir die Zusammenfassung bestimmt bei der Suche nach einem Verlag.
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