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AdaGro Wortedrechsler
A
Beiträge: 71 Wohnort: unbekannt verzogen
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A 10.05.2023 13:09 So stelle ich mir einen Verleger/Agenten vor! von AdaGro
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Eine Limousine der Botschaft holte in New York die beiden Prinzen vom Flughafen ab und brachte sie zu Aines Verlegerin. Ihr Büro lag im zweiundvierzigsten Stock eines glänzenden Stahlkastens, 1745 Broadway. Sie nahmen im Vorzimmer Platz und die Dame hinter dem Schreibtisch meldete sie bei ihrer Chefin per Telefon an, in dem sie stockend berichtete:
„Hier sitzen zwei arabische Prinzen, die wollen Sie sofort sprechen. Sie sagten, es sei dringend.“
Aber ihre Chefin antwortete, als hätte sie ein Obdachloser belästigt: „Was für eine Frechheit. Diese drittklassigen Autoren geben sich heutzutage schon als arabische Prinzen aus und morgen behaupten sie, sie wären der Papst persönlich. Ich habe wirklich Wichtigeres zu tun. Wimmeln Sie sie ab.“
Kurze Zeit später klopfte es an ihrer Tür. Die Sekretärin huschte herein und meldete: „Die Männer wollen unter gar keinen Umständen gehen, bevor sie nicht mit Ihnen gesprochen haben“, worauf ihre Chefin erbost rief, sodass man es bis ins Vorzimmer hören konnte: „Dann rufen Sie die Security. Und werfen Sie sie raus."
Sogleich tippte Seydi wie wild auf seinem Handy herum und kaum, dass eine Minute vergangen war, schrillte im Vorraum das Telefon. Weil die Sekretärin annahm, die Security wäre am Apparat, nahm sie schnell ab, um aber gleich darauf den Hörer verstört niederzulegen. Wie unter Hypnose ging sie ins Nachbarzimmer und stotterte:
„Am Telefon ist der Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate und will sie sprechen.“ Die Verlegerin glotzte, als hätte sie den Trick des Zauberers nicht verstanden, und erwiderte: „Bitte stellen Sie ihn zu mir durch.“
Sie wurden verbunden, am anderen Ende der Leitung wurde instruiert und Aines Verlegerin hörte aufmerksam zu, nickte ab und zu und die Gegenseite legte auf. Wie eine weiche Vogelfeder sank ihr Arm zusammen mit dem Hörer auf den Tisch. Kleinlaut stand sie auf, rückte ihren Anzug zurecht und ging in den Vorraum. Und tatsächlich, da saßen sie, zwei Prinzen aus dem Morgenland. Die ganze Sache war ihr so peinlich, dass sie kein Wort herausbrachte und mit einer zitternden Handbewegung die Männer ins Büro dirigierte. Drinnen entschuldigte sie sich bei ihnen besonders höflich und bat sie, sich zu setzen. Zügig brachte die Sekretärin Kaffee und Erfrischungsgetränke und die Prinzen stellten sich bei Aines Verlegerin vor.
Seydi übernahm das Wort und sagte: „Der Minister und ich sind etwas in Eile und wir hoffen, Sie können uns helfen.“
Und sich wieder voll im Griff habend, fragte sie: „Um was geht es bitte?“
Aber für die üblichen oberflächlichen Gespräche der Amerikaner
hatte Seydi heute keine Nerven und sagte ohne Umschweife: „Ich möchte gleich zur Sache kommen. Wir suchen (Aine Fearard).“
Mit einem Male verschwand aus dem Gesicht der Verlegerin jegliche Freundlichkeit. Abwehrend verschränkte sie hinter dem Schreibtisch ihre Arme und entgegnete unterkühlt:
„Das tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht helfen!“, worauf Seydi die Beherrschung verlor:
„Das darf doch nicht wahr sein.“
Aber Salman beruhigte ihn und schmeichelte Aines Verlegerin in einer charmanten Liebenswürdigkeit, die ihm bei den Frauen schon manche Tür geöffnet hatte: „Wenn es nicht wirklich wichtig wäre, wären wir nicht persönlich gekommen.“ Prompt ging sie auf seine Taktik ein und entgegnete genauso gekonnt:
„Sie müssen mich aber auch verstehen, für meine Autoren habe
ich eine Fürsorgepflicht. Worum geht es denn eigentlich?“
Jetzt hatte er sie am Haken und mit einer unschuldigen Herzlichkeit beugte er sich zu ihr, tauchte tief in ihre Augen und flüsterte: „Sie müssen uns versprechen, dass Sie diese Unterhaltung vertraulich behandeln“, und gierig willigte sie ein.
Salman erzählte nun in fast allen Einzelheiten seine Geschichte mit Aine. Und wie bei der lebhaften Leuchtreklame auf dem Time Square flimmerten sofort fette Dollarzeichen in ihren Augen. Auf den Geschmack gebracht, überlegte sie:
„Zur Preisverleihung, was Aines Sohn da sagte, das war die Wahrheit? Was für eine fabelhafte Geschichte, wie geschaffen für ein Buch. Da rieche ich doch gleich einen neuen Bestseller.“
Explosionsartig schnippte Seydi von seinem Stuhl hoch und polterte: „Sie verstehen das falsch. Dies hier ist eine ernste Angelegenheit!“
Aber in ihr war bereits der Bluthund erwacht und süffisant entgegnete sie: „Ich verstehe das schon richtig. Aber bei Aine ist das nicht so einfach. Niemand weiß, wo sie sich gerade aufhält. Sie könnte sonst wo auf der Welt sein. Mal ruft sie aus Mexiko an und eine Woche später ist sie in Burma. Wenn ich Glück habe, reagiert sie auf meine E-Mails. Ihre Postadresse hat sie bei ihrem Sohn, Doktor Fearard. Nach all dem, was Sie mir erzählt haben, kann ich mir gut vorstellen, dass sie sich irgendwo aufhält, wo sie sich sicher fühlt. Weiß sie eigentlich von ihrer Rehabilitierung? Nein? Und ihre Söhne? Haben Sie es bei ihnen persönlich probiert?“
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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10.05.2023 18:06
von anuphti
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Liebe AdaGro,
gefunden und gerne gelesen.
Soll die Moderation diesen Text in die Textarbeit verschieben?
Prosa Werkstatt würde sich da anbieten, wenn Du noch dran arbeiten willst?
Liebe Grüße
Nuff
(ich bin kein Moderator, ich kann es leider nicht verschieben)
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5335 Wohnort: NRW
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10.05.2023 22:01
von Bananenfischin
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Verschoben.
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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AdaGro Wortedrechsler
A
Beiträge: 71 Wohnort: unbekannt verzogen
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