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Pensione Garibaldi


 
 
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Dreihorn
Geschlecht:männlichErklärbär
D


Beiträge: 2



D
Beitrag06.03.2023 18:25
Pensione Garibaldi
von Dreihorn
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Leute,

ich gebe euch ein Kapitel aus meinem etwas umfangreicheren Episodenroman zur Kenntnis, an dem ich seit geraumer Zeit arbeite.
Unter Episodenroman verstehe ich ein erzählerisches Werk, das von mehreren Protagonisten handelt, die in keinem Zusammenhang zueinander stehen.
Das kann soweit gehen, dass Teile des Romans im 18., andere im 19. oder 20. Jahrhundert spielen.
Das Textbeispiel, das ich für euch ausgewählt habe, betrifft einen deutschen Schriftsteller, der nach Brasilien ausgewandert ist und dort erste Erfahrungen sammelt.


PENSIONE GARIBALDI
           
Als ich am Bestimmungsort den Flughafen verließ, stellte ich fest, dass er mitten in der Stadt gelegen war. Solche innerstädtischen Flughäfen dürfen in zivilisierten Ländern heut zutage gar nicht mehr gebaut werden. Der Autoverkehr war hier geradezu unheimlich. Ein unentwirrbarer Ameisenhaufen von Getöse und Abgasen. Hier waren Geschäfte, endlose Schaufensterreihen, und in den Fenstern gewaltige Mengen von Schuhen, Hemden, Hosen, Uhren, Souvenirs. Restaurants lockten mit Riesenbüfetts. Ich hatte im Flugzeug das kärgliche Mahl gegessen, das die Fluggesellschaft freiwillig zur Verfügung stellte, es war im Flugpreis inbegriffen, aber ich hatte schon Hunger gehabt, nachdem ich es verspeist hatte. Es war nicht mehr als ein Appetithäppchen. Danach noch einige Salatblätter bei dem Mädchen, auch das war Stunden her. Ich setzte mich auf die Kante einer Marmorbank, die größer war als ein französisches Bett. Den Koffer stellte ich sicherheitshalber zwischen die Füße, klemmte ihn zwischen die Knie. BRASILIEN ist ja für die Meisterschaft seiner Diebe berühmt, war aber im Fußball nur Vizeweltmeister hinter ITALIEN geworden. Plötzlich überflutete mich eine Welle gewaltiger Erschöpfung. Ich wollte auf ewig so sitzen bleiben, auf einem harten Betonklotz, mit geschlossenen Augen. Der Autolärm war unbeschreiblich. Das Mädchen DEFLORA ging mir nicht aus dem Sinn, wenn ich die Augen schloss. Meine Hand ertaste einen Zettel in der Jackentasche, den hatte mir SCHUBIAK zu gesteckt, lange bevor wir uns getrennt hatten. Er hatte, zum Glück in großen leserlichen Lettern, Namen und Adresse einer Pension drauf gekritzelt. PENSIONE GARIBALDI las ich. Ein anspruchsvoller Name, vor allem auf Sizilien. Ich aber war in Brasilien. Eigentlich hätte ich skeptisch sein müssen, da die Empfehlung von SCHUBIAK kam. Ich hielt SCHUBIAK für einen Polen, er mich für einen Preußen. Vielleicht ein beiderseitiger Irrtum? Warum empfahl mir ein Pole eine Pension im Italienerviertel SAO PAULOS? Wollte er sich an mir rächen? Ich beruhigte mich bei dem Gedanken, dass die Italiener an der dritten Teilung Polens nahezu unbeteiligt waren.
II           
Ich winkte ein Taxi heran, hielt dem Fahrer den Zettel unter die Nase. - Si, si, Signore, PENSIONE GARIBALDI, si, si, sagte er.  Das Taxi hielt in einer Gasse, eng und düster, vor einer Tordurchfahrt. - Hier soll eine Pension sein? - Die Pension ist auf dem Hof, sagte der Fahrer, dem ich während unserer stundenlangen Fahrt durch die verstopften Straßen SAO PAULOS die Grundlagen der schrecklichen deutschen Sprache á la MARK TWAIN beigebracht hatte. - Wir sind quitt, sagte der Fahrer. Ich habe Sie gefahren, falls man das Fahren nennen kann, wenn man stundenlang im Stau steht, Sie haben mir Sprachunterricht erteilt. Wenn Sie wieder mal eine Fahrt brauchen, Signore, hier ist meine Karte. - Ich nickte freundlich, nahm meinen Koffer und durchschritt die Tordurchfahrt. Dahinter ein geräumiger Hof, zwei schäbige Autos waren geparkt, einige Mofas und Fahrräder standen da in dantesker Unordnung, ein Mann verprügelte mit gezügeltem Eifer Teppiche auf einer Klopfstange. Am Ende des Hofs war eine offene Tür, daneben prangte ein Messingschild: PENSIONE GARIBALDI. Na also! Als ich auf die Tür zuschritt, hielt der Mann mit dem Klopfen inne. Er blickte in meine Richtung. Seine Lippen schienen einige Worte zu formen, die ich nicht verstand. Mir fiel auf, dass die Fensterläden, die sich rechts und links der Tür befanden, dicht verschlossen waren. Mutig durchschritt ich die offene Tür und landete in einer düsteren Diele, die zwei Fenster hatte. Die Jalousien waren heruntergelassen. An der Decke brannte eine trübe Birne, umschattet von einem rosa Schirm mit Volants. Das hätte mich warnen sollen. In einer Ecke stand ein Schaukelstuhl, der Stuhl wippte, darin saß eine Dame. Sie musterte mich, ich musterte sie. Irgendwo in der Nähe klimperte ein Klavier ein Nocturne von CHOPIN, gar nicht mal so übel für diese Gegend, dachte ich. - BALLISTER mein Name, JAKOBUS BALLISTER, ich benötige ein Einzelzimmer. - Haben Sie reserviert, Herr BALLISTER? fragte die Dame. Das kam in lupenreinem deutsch daher, ohne Akzent. Verdattert sagte ich: - Bedaure, nein. - Sie reisen allein? fragte sie. - Allerdings. - Wollen Sie das Zimmer vorher sehen? - Nicht nötig, sagte ich. In diesem Etablissement konnte ich nichts erwarten, wozu dann Aufwand treiben?
III           
Wir einigten uns schnell über den Preis. Sie gab mir den Schlüssel. - Zweite Etage, ganz am Ende des Ganges, sagte sie. Die Hand, die sie für mich ausstreckte, war blütenweiß, feinnervig und schlank, jedoch hatte ich noch nie so lange Finger bei einer Frau gesehen. Das hätte mich warnen sollen. Sie hatte mich also nach hinten in die äußerste Ecke des Flurs verfrachtet. Typisch, dachte ich. Wohin ich auch kam, Hotel oder Pension, in Begleitung oder solo, immer wies man mir ein Eckzimmer zu. Ich wollte darüber schon mal ne Abhandlung schreiben. Das Zimmer entsprach ganz meinen Erwartungen. Ich hatte nämlich keine. Als erstes sehe ich nach, ob jemand unter dem Bett liegt, selbst wenn´s ne Leiche wäre. Fehlanzeige. Als zweites prüfe ich, ob eine Leselampe am Bett vorhanden ist und die Birne funktioniert. Fehlanzeige. Als Drittes prüfe ich, ob jemand im Schrank auf mich lauert. Fehlanzeige. An der Zimmerdecke dämmerte eine Sparbirne lustlos vor sich hin. Sie war zu allem Überfluss von einem rosa Lampenschirm mit Volants umwölkt, der fast das ganze spärliche Licht verschluckte. Auf dem Bett lag eine rote Plüschdecke. An der Wand, über dem Bett, ein großer Spiegel, der von einer roten Papiergirlande umkränzt war. Alles in diesem Zimmer war rot, außer dem Spiegelglas und den Holzteilen der Möbel. Das hätte mich warnen sollen. Silvester war nämlich schon lange vorbei, ebenso der brasilianische Karneval. Den Koffer stellte ich in der Zimmerecke ab, die dem Bett am nächsten war. Ich zog Staubmantel, Sakko und Halbschuhe aus und warf mich in voller Montur auf die rote Plüschdecke. Ich war hundemüde, doch wollte ich mich noch nicht für die Nacht zubereiten. Irgend etwas sagte mir, dass ich besser noch angezogen bleiben sollte. Aus der Tiefe der Pension drang Musik herauf, sickerte träge durch die Wand. Es klang nach ödem Tangoverschnitt, wahrscheinlich PIAZZOLA, und das mitten in Brasilien. Ich hatte fast den ganzen Tag über nur gesessen, zuerst im Flugzeug, dann unter DEFLORA, zuletzt im Taxi. Und doch taten meine Füße bestialisch weh, besonders der linke. Ich knetete also meinen linken Fuß, speziell den großen Onkel, das verschaffte etwas Linderung.
IV          
Ich blickte auf die Uhr, es war bereits nach Mitternacht. Die Musik war urplötzlich, wie auf Kommando, verstummt. Geisterstunde, dachte ich. Doch wurde ich nun Ohrenzeuge eines anderen Konzerts. Es muss das Zimmer direkt nebenan gewesen sein. Von dort drang unverkennbar das Duett eines Liebespaars, wobei die Männerstimme sich nur ab und zu durch ein unmelodisches Grunzen bemerkbar machte, wohingegen die Frauenstimme sich in nicht enden wollenden Koloraturen übte. Und gar nicht mal so übel. Da klopfte es leise an meine Tür. - Moment, rief ich, zog mir die linke Socke wieder an und schlüpfte in meine Hausschuhe. Ich entriegelte die Tür und öffnete. Eine schmale, hochgewachsene Frau stand im Flur. Sie kam grußlos herein, als wären wir verabredet. Ich verkniff es mir gerade noch zu sagen: - Da sind Sie ja endlich, denn ich konnte kein Wort portugiesisch. In ihrem olivenölfarbenen Gesicht brannten zwei große schwarze Augen. Die Frau lächelte, ohne jede Verlegenheit. Dann sprach sie mit einem Redeschwall in Italienisch auf mich ein. Ich verstand kein Wort. Wenn man die Sprache nicht kennt, soll man es mit Zeichensprache versuchen. Lehrt schon der große LAMBORDINI. Und BALESSANDRO stimmt ihm zu. Ich zog also entschuldigend die Schultern hoch, schüttelte bedächtig mein weises Haupt und sagte, obwohl ich sicher war, dass sie mich nicht verstand, in lupenreinem deutsch: - Ich nix verstehen, Signorina. - Zu meinem nicht gelinden Erstaunen nickte sie beifällig und hob die Hand, wedelte mit einem großen Geldschein: eintausend Real. Die Hand war feinnervig und schlank, und wäre mir nicht vorhin die Inhaberin des Hotels begegnet, hätte ich schwören mögen, noch nie so lange Finger bei einer Frau gesehen zu haben. Im schwachen Funzellicht der Deckenbirne erkannte ich, dass die Frau, die vor mir stand, große Ähnlichkeit mit der Inhaberin hatte, nur war sie um gute zwanzig Jahre jünger und weitaus schlanker als diese. Nebenan hinter der Wand schien sich ein dramatisches Finale anzubahnen, die staccatoartigen Schreie der Frau, die ihre saubere Koloratur jetzt völlig verdrängt hatten, ließen das Schlimmste befürchten.
         
Ich sorgte mich mehr um den Mann, der sich zu einem rhythmischen Grunzen gesteigert hatte. Man stelle sich einmal vor, es geht ihm einer ab, bevor die Frau ... Oder, schlimmer noch, es geht ihm keiner ab ... Nicht auszudenken. Ich bin also in einem Puff gelandet, dachte ich, und das Mädchen vor mir zeigt, was es kostet: eintausend Real. Schnell rechnete ich durch, was ich eingewechselt und was ich bisher ausgegeben hatte. Ich müsste noch etwa dreihundert Real in Bargeld besitzen, vielleicht dreihundertfünfzig, mehr waren es nicht. Zur Bank konnte ich um diese Zeit nicht gehen. Vielleicht wollte sie auch nur den großen Schein wechseln? Ich versuchte es mit französisch:- Je ne regret te riens, mais je .... so viel habe ich nicht bei mir. - Das Mädchen wartete geduldig, wies mit dem Finger auf das Bett, dann auf den Geldschein. Ich schüttelte verständnislos den Kopf. - Oui, oui, non, non, mais je ne regrette riens, Madame ... äh, pardonnez-moi, Ma demoiselle ....- stammelte ich. - Das Mädchen gab noch nicht auf, probierte es mit einer anderen Versuchsanordnung. Sie zeigte zuerst auf den Geldschein, dann auf das Bett, dann tippte sie sich auf den Rock, nicht weit unterhalb der Stelle, wo ich ihren Bauchnabel vermutete. Jede Frau hat schließlich irgendwo einen Bauchnabel. Ich schüttelte den Kopf. Dann schüttelte auch sie den Kopf, lächelte freundlich und verließ das Zimmer. Wahrscheinlich war sie lange nicht mehr so einem begriffsstutzigen Trottel wie mir begegnet. Nach dem überraschenden Besuch des Mädchens in meinem Zimmer war ich nur leicht erregt. Doch war das Pärchen im Nebenzimmer nicht dazu angetan, mich in den Schlaf zu wiegen. Übrigens gibt es kaum was Schlimmeres, als dem Lustgestöhn eines Pärchens zu lauschen, wenn man selbst mit einer Frau im Bett liegt. Das kann sehr demütigend sein, da man unwillkürlich Vergleiche anstellt und sich vielleicht eingestehen muss, dass man sich noch nie in einer vergleichbaren Situation befunden hat wie das Pärchen nebenan, oder, schlimmer noch, vielleicht niemals befinden wird. Und der Frau neben dir geht es vielleicht ähnlich.
VI            
Aber jetzt war ich allein, daher machte das Lustgestöhn von nebenan mir nichts aus, es regte sogar meine Phantasie an, und ich war im Grunde froh, dass mein unverhoffter Besuch so schnell wieder gegangen war. Der Schlaf kam dennoch nicht so rasch, wie ich es gebraucht hätte. Am nächsten Morgen war ich wie gerädert. Die Inhaberin hantierte geschäftig im Frühstücksraum, aber ich hatte ohne Frühstück gebucht. - Haben Sie gut geschlafen? fragte sie. Bei Tage sah sie viel frischer aus als am Abend in ihrem Schaukelstuhl. Ich war jetzt sicher, dass das Mädchen, das mit dem Eintausend-Realschein bei mir gewunken hatte, ihre Tochter war. Beides sehr hübsche Frauen, daran wagte ich nicht mehr zu zweifeln, aber im Gegensatz zu ihrer Tochter, die eine olivenölfarbene Haut besaß, hatte die Mutter schneeweißes Fleisch. Ich fragte die Inhaberin nach einem nahegelegenen Frühstücksrestaurant, das sie empfehlen könne. Sie nannte ein kleines Restaurant, nur drei Häuser entfernt. Das Restaurant war üppig erleuchtet, obwohl es helllichter Tag war. Ich setzte mich an einen kleinen runden Tisch mit Sicht zur Straße, warf einen Blick auf die Speisekarte. Die Karte war mehrsprachig, deutsch war nicht da-bei, dafür portugiesisch, italienisch, englisch, französisch und spanisch. Der Kellner stand höflich gebeugt vor mir, in devoter Haltung, allzu geduldig für diese frühe Stunde. Ich konnte mich zwischen den fünf Sprachen nicht so schnell entscheiden. So zog ich es vor, mit dem Finger auf das gewählte Frühstück zu deuten, Dejeuner GARIBALDI, welch ein Zufall. Es waren nur wenige Tische besetzt, doch einige Gäste, vermutlich Stammgäste, saßen am Tresen und schwatzten gestenreich mit dem Gastwirt. In einer Ecke des Speiseraums saß ein junges Mädchen ganz allein, es hatte eine olivenölfarbene Haut und trug eine Kette mit seltsamen bunten Muscheln auf dem schönen Dekolleté. Es zog an einer Zigarette, zählte eifrig Geldscheine, notierte etwas in einem kleinen roten Notizbuch, vielleicht die Einnahmen der letzten Nacht? Ich knabberte gerade an einer Brezel, als das Mädchen tänzelnd an mir vorbeiging. Daran erkannte ich sie sofort.
VII          
Es war dieselbe, die nächtens mit dem Eintausend-Realschein vor meiner Nase gewedelt hatte. War es Zufall? Welche Zimmernummer hatte ich? Bestimmt hat sie unter meiner Nummer ein schwarzes Zero (schwarz steht in Brasilien für Trauer oder Niete) in ihr Büchlein eingetragen. Sie war ein Weilchen weg. So hatte ich Muße, über die erhabenen Zeugnisse italienischer Geschichte und Dichtkunst nachzusinnen, mit denen der Speisesaal überreich geschmückt war. In der Ecke, nahe dem Fenster, prangte eine GARIBALDI- Büste auf einem Sockel. Das durfte ich erwarten. Schräg gegenüber stand eine DANTE-Büste. Von DANTE heißt es, er habe nicht mal die Kleider seiner geliebten BEATRICE zu berühren gewagt. Als er den Saum ihres Kleides nur anfassen wollte, sei er besinnungslos zu Boden gefallen. Somit verschweigt die Legende, wie die Angebetete ihm einen Kinnhaken versetzte, als sie bemerkte, wie er nach ihrem Rock grabschte. Ihr Anblick soll ihn so erschüttert haben, heißt es, dass er hemmungslos weinen musste. Dann war es DANTE wahrscheinlich doch gelungen, den Saum ihres Kleides ein wenig anzuheben, und was er darunter zu sehen bekam ... das hat den guten DANTE einfach umgehauen. Das olivenölfarbene Mädchen stelzte wieder an mir vorbei, voller Grazie und unaussprechlichem Charme, und kehrte zu seinem Tisch zurück. Ich tastete unwillkürlich nach meiner Brieftasche. Sie war noch da, und darin steckten die Eintausend Real, die ich, bevor ich zum Frühstück gegangen war, extra bei der Bank abgeholt hatte, und, in einem Geheimfach, weitere Dreitausend als Reserve. Vielleicht gab es noch weitere Gänge bei der speziellen nächtlichen Mahlzeit, für die ich mich für alle Fälle bereit halten wollte. Vielleicht würde die wunderschöne Olivenfarbene des nachts ja noch einmal an meine Türe klopfen.

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Calvin Hobbs
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Beitrag06.03.2023 18:39

von Calvin Hobbs
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Hallo smile
Viele Sätze fangen mit "Ich" an, das empfinde ich als unelegant.
Wieso sind manche Substantive GROSS geschrieben?
Wenn der gute Mann in Brasilien ist, wieso sagt er dann "Signore" und "Si", anstatt "Senhor" und "Sim"?
MfG


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K.J.
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K
Beitrag07.03.2023 14:01
Kurze Manöverkritik
von K.J.
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Hallöchen Dreihorn Smile

Zunächst einmal hoffe ich, dass du meine kleinen Anmerkungen, als konstruktiv empfindest. Die Story könnte durchaus interessant werden, finde ich. Allerdings empfinde ich einige Formulierungen als arg holprig, wodurch für mich der Lesefluss häufig unterbrochen wird. Auch ließ mich Einiges Grübeln. Ich wage mal ein paar kleine Anmerkungen. Vielleicht kannst du es ja gebrauchen. Smile

Ein unentwirrbarer Ameisenhaufen von Getöse und Abgasen. Vielleicht besser: Ein unentwirrbarer Ameisenhaufen an Abgasen und Getöse aller Couleur.
Hier waren Geschäfte, endlose Schaufensterreihen, und in den Fenstern gewaltige Mengen an Schuhen, Hemden, Hosen, Uhren und Souvenirs.
Als flüssiger, würde ich es so empfinden:
Endlose Schaufenster-Reihen, und Geschäfte in deren Fenstern gewaltige Mengen an Schuhen, Hemden, Hosen, Uhren und Souvenirs, zu sehen waren, reihten sich aneinander.


Restaurants lockten mit Riesenbüfetts. Ich hatte im Flugzeug das kärgliche Mahl gegessen, das die Fluggesellschaft freiwillig zur Verfügung stellte. Punkt, neuer Satz. Es war im Flugpreis inbegriffen, aber ich hatte schon wieder Hunger gehabt, nachdem ich es verspeist hatte. Es war nicht mehr als ein Appetithäppchen. Danach noch einige Salatblätter bei dem Mädchen, auch das war Stunden her. (Welches Mädchen? Was für ein Salat?) Ich setzte mich auf die Kante einer Marmorbank, die größer war als ein französisches Bett. Den Koffer stellte ich sicherheitshalber zwischen die Füße, klemmte ihn zwischen die Knie.

BRASILIEN ist ja für die Meisterschaft seiner Diebe berühmt, war aber im Fußball nur Vizeweltmeister hinter ITALIEN geworden. (Irgendwie holprig formuliert) Vielleicht so?
Zwar wurde Brasilien, hinter Italien, bei der letzten Fußball-WM nur Vizemeister, dafür verfügte das Land jedoch über eine beachtliche Anzahl an meisterhaften Dieben.


Leider muss ich kurz unterbrechen, mache aber gerne später noch Vorschläge zum Rest des Textes. Außerdem muss ich mich meiner Vorschreiberin anschließen. Die Sätze beginnen sehr oft mit ich. Und wieso sind einige Worte komplett groß geschrieben? Also ernst gemeinte Frage! Was möchtest du damit zum Ausdruck bringen? Eventuell könnte man das geschickter lösen, wenn wir wüssten, warum du es genau so gemacht hast.  

Hoffentlich empfindest du das als konstruktive Kritik! Sobald ich hier meine ersten Texte eingestellt habe, werde ich mich dieser Kritik ebenfalls auseinandersetzen müssen. Das will ich aber auch! Very Happy Bin schon sehr gespannt. So, später folgt Teil 2 meiner Anmerkungen.

Liebe Grüße, Kathi Smile
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K.J.
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
K

Alter: 44
Beiträge: 17
Wohnort: NRW


K
Beitrag07.03.2023 17:23

von K.J.
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Ich wollte auf ewig so sitzen bleiben, auf einem harten Betonklotz, mit geschlossenen Augen. Der Autolärm war unbeschreiblich. Das Mädchen DEFLORA ging mir nicht aus dem Sinn, wenn ich die Augen schloss. Meine Hand ertaste einen Zettel in der Jackentasche. Punkt, neuer Satz. Den hatte mir SCHUBIAK zu gesteckt, lange bevor wir uns getrennt hatten. Er hatte, zum Glück in großen leserlichen Lettern, Namen und Adresse einer Pension darauf gekritzelt. PENSIONE GARIBALDI las ich. Ein anspruchsvoller Name, vor allem auf Sizilien. Ich aber, befand mich in Brasilien. Eigentlich hätte ich skeptisch sein müssen, da die Empfehlung von SCHUBIAK kam. Ich hielt SCHUBIAK für einen Polen, er mich für einen Preußen. Vielleicht ein beiderseitiger Irrtum? Warum empfahl mir ein Pole eine Pension im Italienerviertel SAO PAULOS? Wollte er sich an mir rächen? Ich beruhigte mich bei dem Gedanken, dass die Italiener an der dritten Teilung Polens nahezu unbeteiligt waren.
II           
Ich winkte ein Taxi heran, hielt dem Fahrer den Zettel unter die Nase. - Si, si, Signore, PENSIONE GARIBALDI, si, si, sagte er.  Das Taxi hielt in einer Gasse, eng und düster, vor einer Tordurchfahrt. - Hier soll eine Pension sein? - Die Pension ist auf dem Hof, sagte der Fahrer, dem ich während unserer stundenlangen Fahrt durch die verstopften Straßen SAO PAULOS die Grundlagen der schrecklichen deutschen Sprache á la MARK TWAIN beigebracht hatte. - Wir sind quitt, sagte der Fahrer. Ich habe Sie gefahren, falls man das Fahren nennen kann, wenn man stundenlang im Stau steht. Punkt, neuer Satz. Sie haben mir Sprachunterricht erteilt. Wenn Sie wieder mal eine Fahrt brauchen, Signore, hier ist meine Karte. Kein Bindestrich Ich nickte freundlich, nahm meinen Koffer und durchschritt die Tordurchfahrt. Hier vielleicht besser ... und ging durch das Tor. Dahinter ein geräumiger Hof, zwei schäbige Autos waren geparkt, einige Mofas und Fahrräder standen da in dantesker Unordnung, ein Mann verprügelte mit gezügeltem Eifer Teppiche auf einer Klopfstange.
Ich würde den Satz umstrukturieren. Eventuell so:
Zwei schäbige Autos, einige Mofas, sowie Fahrräder verweilten dort, in dantesker Unordnung, während ein Mann mit gezügeltem Eifer, Teppiche auf einer Stange verprügelte.
So wäre es mir immer noch zu verschachtelt, dennoch schon besser lesbar mE.

Am Ende des Hofs war eine offene Tür, daneben prangte ein Messingschild: PENSIONE GARIBALDI.
Das Messingschild am Ende des Hofes, warb mit den Lettern: Pensione Garibaldi. Eventuell so? Läse sich für mich so flüssiger.
Na also! Als ich auf die Tür zuschritt, hielt der Mann mit dem Klopfen Geklopfe inne.  Er blickte in meine Richtung. Seine Lippen schienen einige Worte zu formen, die ich nicht verstand. Eventuell so? Während er in meine Richtung blickte, schienen seine Lippen einige Worte zu formen, welche ich jedoch nicht deuten konnte.
Mir fiel auf, dass die Fensterläden, die sich rechts und links (zu beiden Seiten) der Tür befanden, dicht verschlossen waren. Mutig durchschritt (Das Wort magst du echt gerne! 3. oder 4. Wiederholung) ich die offene Tür und landete in einer düsteren Diele, mit zwei Fenstern die zwei Fenster hatte. Die Jalousien waren heruntergelassen. An der Decke brannte eine trübe Birne, umschattet von einem rosa Schirm mit Volants. Das hätte mich warnen sollen. In einer Ecke stand ein Schaukelstuhl, der Stuhl wippte. Punkt, neuer Satz. Darin saß eine Dame. Sie musterte mich, ich musterte sie. Wir musterten uns gegenseitig. Irgendwo in der Nähe klimperte ein Klavier ein Nocturne von CHOPIN, gar nicht mal so übel für diese Gegend, dachte ich. Wieso der Bindestrich? - BALLISTER mein Name, JAKOBUS BALLISTER, ich benötige ein Einzelzimmer. - (wieso?) Haben Sie reserviert, Herr BALLISTER? fragte die Dame. Das kam in lupenreinem deutsch daher, ohne Akzent. Verdattert sagte ich: - Bedaure, nein. - Sie reisen allein? fragte sie. - Allerdings. - Wollen Sie das Zimmer vorher sehen? - Nicht nötig, sagte ich. In diesem Etablissement konnte ich nichts erwarten, wozu dann Aufwand treiben?

So, nun da ich genug herum gekrittelt habe, möchte ich dazu noch Folgendes sagen. Mit Interpunktion habe ich selbst ein gewaltiges Problem und muss da noch dran arbeiten. Mr. Green
Ich werde auch keine weiteren Vorschläge machen, da man glaube ich schon gut erkennen kann, dass sich einige Dinge eben einfach wiederholen.
Einiges verstehe ich nicht, die Sache mit den häufig von Dir genutzten Bindestrichen und groß geschriebenen Wörtern. Das solltest du unbedingt überarbeiten. Umso leichter liest sich Dein Text! Smile
Alles, was ich bisher dazu schrieb, sind lediglich Anmerkungen! Ich hab selbst oft genug, viele meiner Texte seziert, auseinandergenommen, neu formuliert. Das tägliche Brot sozusagen. Wenn ich im Nachhinein zu viel geändert hatte, gefiel mir der eigene Text manchmal nicht mehr und ich habe es komplett neu geschrieben. Passiert. Mund abputzen, Krönchen richten, weitermachen!
Außerdem ist Deine Story auch, zugegebener Maßen, nicht mein Genre, aber ich denke, man könnte sie interessant gestalten und weiterschreiben. Lass Dich nicht entmutigen. In diesem Forum las ich bisher nur konstruktive und wirklich hilfreiche Kritik! Annehmen muss man nicht alles, aber Vieles hilft echt! Mir jedenfalls. Nach einer Weile werde ich manchmal bezüglich meiner Texte etwas betriebsblind. Wink

Viel Spaß beim Weiterschreiben!

LG Kathi Smile Smile
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Dreihorn
Geschlecht:männlichErklärbär
D


Beiträge: 2



D
Beitrag23.03.2023 19:26
Replik
von Dreihorn
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Kathi,

für deine ausführliche Stellungnahme danke ich. Sie ist sehr hilfreich, auch hinsichtlich einiger Details, und insgesamt positiv gestimmt, daher motivierend. Mich interessiert, welches Genre du vertrittst. Ich bin wohl noch zu neu dabei, um im Forum etwas von deinen veröffentlichten Texten lesen zu können, bin aber sehr gespannt und werde dies nachholen, sobald es möglich ist.
Deine Frage nach Mädchen und Salatblatt ist leicht beantwortet: Mein Text nimmt Bezug auf ein vorhergehendes Kapitel. Wie ich an anderer Stelle andeutete, stammt Pensione Garibaldi aus einem umfangreichen Episodenroman. Es ist nur ein Kapitel von insgesamt acht, die sich auf Ballister beziehen. Da fallen naturgemäß ne Menge Bezüge zu anderen Textstellen an.

Die Großschreibung mancher Substantive beruht auf dem Versuch, meinen uralten Computer auszutricksen. Unbekannte Eigennamen (z.B. Schubiak) versieht er eigenmächtig mit einer roten Unterstreichung. Das stört mich beim Schreiben. Die Rötung kann ich nur vermeiden, wenn ich Großbuchstaben verwende. Bei der Korrektur habe ich die Großbuchstaben getilgt, vergaß dann aber die korrigierte Version abzuspeichern. Der Text wurde von mir also versehentlich in der alten Version ins Forum gestellt. Dies werde ich beim nächsten Mal hoffentlich in den Griff kriegen.

Das mit meiner Ich-Versessenheit am Satzanfang sollte nicht zu tragisch genommen werden. Es scheint mir eher eine Stilfrage zu sein. Ich werde künftig aber darauf achten, dasss es nicht Überhand nimmt. Die Bindestriche ersetzen in meinem Text in der Regel Anführungsstriche bei wörtlicher Rede. Es ist für mich angenehmer diese zu setzen.

Gerade diese Hinweise von Euch sind sehr wichtig, da sie mir zeigen, dass meine untypische Verwendung von Bindestrichen statt Anführungsstrichen und die gelegentliche Großschreibung Verwirrung stiftet. Ich werde mich bei künftigen Veröffentlichungen bemühen, die gängigen Formalien einzuhalten.

Calvin, danke auch dir für deine Anmerkungen. Zur Erläuternung des Umstands, dass Ballister nicht portugiesisch, sondern italenisch antwortet, eine kurze Passage aus einem der vorhergehenden Kapitel meines Romans:

---Nun war ich also in Brasilien gelandet, in Sao Paulo, der größten Stadt Südamerikas, weit größer noch als Rio oder Mexico City. Aber was machst du als deutschsprachiger Schriftsteller in Brasilien, wenn du kein Wort portugiesisch sprichst und noch nie ein Buch veröffentlicht hast, nicht mal in deutscher Sprache? Du musst von irgend etwas leben, musst Geld verdienen. Ich schrieb zu der Zeit gerade an einem Roman, der mich schon drei Jahre beschäftigte. Das Geld war mir ausgegangen, als mein Verleger sich überraschend weigerte, einen Vorschuss auf mein neues, wahrhaft epochal zu nennendes Werk zu zahlen. Er sagte zu mir: Sie können ja nicht mal portugiesisch, Ballister. Wenn ich Ihr Buch herausbringe, muss ich zunächst einen Übersetzer finanzieren. Das wäre eigentlich Ihre Aufgabe, aber dann würde das Buch wohl nie erscheinen, so klamm wie Sie sind. Da werden Sie sicher verstehen, dass ich Ihnen nicht auch noch einen Vorschuss zahlen kann.---

Liebe Grüße
Dreihorn
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Arminius
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1226
Wohnort: An der Elbe


Beitrag23.03.2023 21:14

von Arminius
Antworten mit Zitat

Hallo Dreihorn,

der Text liest sich recht flüssig. Ich kann der Handlung folgen und mein Interesse bleibt geweckt, wie es im nächsten Abschnitt  weitergeht.

Worüber ich gestolpert bin?
Absatz I: "Der Autoverkehr war hier geradezu unheimlich.". Für unheimlich würde ich ein anderes Wort wählen. Weiter unten gebrauchst Du für die Beschreibung des Autolärms "unbeschreiblich"; das passt besser.

"aber ich hatte schon Hunger gehabt, nachdem ich es verspeist hatte." Liest sich irgendwie merkwürdig, fast wie ein Zeitparadoxon.

"gewaltige Mengen" und "gewaltiger Erschöpfung" Die Dopplung in einem so kurzen Absatz könnte man vermeiden.

Absatz II: "landete in einer düsteren Diele, die zwei Fenster hatte." Vorschlag: in einer düsteren Diele mit zwei Fenstern.

Hab mich auf die ersten beiden Absätze beschränkt.
Ich denke, Du verstehst meine Kritik als das, was sie sein soll: konstruktiv.
Mit kollegialen Grüßen
Arminius


_________________
A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life (Frank Zappa)
Information is not knowledge. Knowledge is not wisdom. Wisdom is not truth. Truth is not beauty. Beauty is not love. Love is not music. Music is the best (Frank Zappa)
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