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Das Feuer


 
 
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Tisssop
Leseratte

Alter: 31
Beiträge: 193
Wohnort: Frankfurt am Main


Beitrag21.03.2023 12:52
Das Feuer
von Tisssop
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wie klar diese Flammen leuchten
Das Vergangene zu zerstören
Erinnerungen tanzen flackernd
Knisternd erzählen sie Träume

Männer sitzen schweigend herum
In ihren Mündern Zigaretten
Rot strömt Rauch aus dem Feuer
Nachtvögel fliegen am Himmel

Augenblick aus Scham und Reue
Im Angesicht züngelnder Flammen
Die Gesichter aber verraten nichts
Gefühle gibt keiner von ihnen Preis

Wie klar diese Flammen scheinen
Grenze zwischen Abend und Nacht
Umgeben vom Duft des Wandels
Wie klar dieser Augenblick ist

123Wie es weitergeht »


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Lyro
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 128
Wohnort: Deutschland


Beitrag21.03.2023 14:56

von Lyro
Antworten mit Zitat

Ein interessantes Gedicht
Ich schreibe dir gerne heute Nachmittag was dazu 😊
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Tisssop
Leseratte

Alter: 31
Beiträge: 193
Wohnort: Frankfurt am Main


Beitrag21.03.2023 16:29
Okay
von Tisssop
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke Lyro,

gerne bis später.

Viele Grüße
Max

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Lyro
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 128
Wohnort: Deutschland


Beitrag21.03.2023 16:53

von Lyro
Antworten mit Zitat

So, hier bin ich nochmal.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dein Gedicht in seiner Gänze verstanden habe. Heute Mittag war ich noch der Meinung, ich hätte es verstanden - bin mir jetzt aber nicht mehr ganz.

Du hast das Gedicht unter "Natur/Stadt" und "Metaphysik" kategorisiert, das habe ich dann auch als Interpretationshilfe herangezogen.

Zunächst das Drumherum:
Der Titel "Das Feuer" ist gut gewählt, weil es sich durch das ganze Gedicht zieht und du es auch mit passenden Adjektiven/Adverbien schmückst. Allerdings wirkt es auch etwas wie ein Oberbegriff, etwas oberflächlich vielleicht und verallgemeinernd.

Die Form des Gedichts ist einheitlich: es hat 4 Strophen, die jeweils 4 Verse aufweisen. Wortmelodie, Versrhythmus und Silben sind sehr unregelmäßig, kein erkennbares Reimschema also ein freies Gedicht.

Was auffällt: du beginnst jeden Vers mit einem Großbuchstaben. Ist das bewusst so aus ästhetischen Gründen oder hat das eine tiefere Bedeutung? Ich könnte daraus schließen, dass du damit jedem Vers eine eigene Bedeutung, emanzipiert von den anderen, beimessen möchtest - aber ich kann auch falsch liegen.

Kommen wir zu den Strophen:

1 Wie klar diese Flammen leuchten
2 Das Vergangene zu zerstören
3 Erinnerungen tanzen flackernd
4 Knisternd erzählen sie Träume


Die erste Strophe verbindet etwas Vergangenes (Erinnerungen und Träume) mit Feuer. Es ist noch nicht so ganz klar, inwieweit das gemeint ist. Es kann negativ oder positiv sein.
Das Lyrische Ich scheint in den Flammen etwas zu sehen, was es zu beschäftigen scheint.

Sprachlich finde ich Verse 3 und 4 schön, weil es mit "flackernd" aufhört und mit dem Adverb "knisternd" anfängt.

5 Männer sitzen schweigend herum
6 In ihren Mündern Zigaretten
7 Rot strömt Rauch aus dem Feuer
8 Nachtvögel fliegen am Himmel


Nun wird es irgendwie sehr konkret. Zuerst dachte ich, es würde um das Rauchen an sich gehen, weil sich die Strophe sehr genau mit der Tätigkeit des Rauchens beschäftigt.

Wir befinden uns hier in einer geselligen, unaufgeregten Situation, wegen dem umgangssprachlichen Verb "herumsitzen".
Ich bekomme hier 70er, 80er Vibes, eine Zeit, in der das Rauchen noch ein Männerding war.
Es spricht niemand, es geht also nicht um Gesagtes, sondern um eine Tätigkeit, hier: das Rauchen.
In Vers 6 und 7 gehst du konkreter darauf ein.
Dieses "In ihren Mündern Zigaretten" hört sich ein wenig anklagend an, als würde das Lyrische Ich es schlecht finden, dass sie das tun.
Vers 7 ist sprachlich besonders gelungen aufgrund des Wortspiels und der ungewöhnlichen Syntax. Das "Rot" steht hier wahrscheinlich für die Kippenglut?

In Vers 8 dann der krasse Gegensatz: "Nachtvögel" und "Himmel"

Diese Strophe ist ganz gut beschrieben, es ist eine konkrete Situation, die nachvollziehbar ist, aber etwas anklagend daherkommt.

 Augenblick aus Scham und Reue
10 Im Angesicht züngelnder Flammen
11 Die Gesichter aber verraten nichts
12 Gefühle gibt keiner von ihnen Preis


Wir sind immer noch im Raum der rauchenden Männer. Das Blatt wendet sich, es scheint um eine Runde zu gehen, die über etwas nachdenkt, etwas bereut, sich vor etwas schämt.
Das Wort "Augenblick" wirkt sehr abprubt. Als würde genau jetzt eine Erinnerung aufblitzen, als man ins Feuer schaut.

"Die Gesichter aber verraten nichts
Gefühle gibt keiner von ihnen Preis"

Dieses "aber" zeigt, dass das so eigentlich nicht sein sollte. Die Männer reden nicht darüber, weil sie nicht können oder wollen. Es scheint eine allgemein anerkannte Situation zu sein, weil alle kollektiv schweigen und keine innere Kommunikation nach außen zeigen.

13 Wie klar diese Flammen scheinen
14 Grenze zwischen Abend und Nacht
15 Umgeben vom Duft des Wandels
16 Wie klar dieser Augenblick ist

Hier versuchst du den Kreis zur ersten Strophe zu schließen, indem du den ersten Vers in veränderter Form wiederholst. Oben hieß es noch "leuchten", jetzt schreibst du "scheinen".
Sprachlich nicht ganz so sauber, weil du "klar" davor verwendest: kann etwas "klar scheinen"? Das schließt sich sprachlich bisschen aus.

Diese Strophe ist die undeutlichste von allen und etwas wackelig.

"Grenze zwischen Abend und Nacht"
Wahrscheinlich willst du damit aufzeigen, dass es Nacht wird, obwohl du in Strophe 2 bereits mit "Nachtvogel" angedeutet hast, dass es Nacht ist. Jetzt ist es doch früher, also Abend?

Vers 15 wirft bei mir Fragen auf.
Was ist mit "Duft" gemeint? Was ist mit "Wandel" gemeint?
Duft würde ich eher bei einem Parfüm sagen, es ist ein weiches Wort und wiegt mich in Sicherheit.
Geht es vielleicht darum, dass die Männer vor einer großen Veränderung stehen und deshalb schweigen, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen? Es könnte um Tod gehe, aber das wird hier nirgends angedeutet.
Vielleicht gibt Vers 2 "Das Vergangene zu zerstören" den Hinweis darauf, dass die Männer mit etwas Schönem brechen müssen und nun ein Wandel bevorsteht.
Aber dann muss dieser Wandel etwas Positives sein, denn es ist nur der "Duft" und nicht etwa "Rauch" oder "Geruch".

Letztendlich ist die Kategorie auch "Religion", also könnte man es auch in eine andere Richtung interpretieren, Stichwort: Sünde. Die Männer haben etwas getan, was sie nicht tun durften. Aber das geht dann wahrscheinlich zu weit weg.

_
Sagst du mir schnell, ob ich mit meiner Quasi-Interpretation in die richtige Richtung gehe?
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Tisssop
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Alter: 31
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Wohnort: Frankfurt am Main


Beitrag21.03.2023 19:59
Dankeschön
von Tisssop
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Lyro,

erstmal ein großes Dankeschön für deine intensive Auseinandersetzung mit dem Gedicht.

Einen Vers beginne ich in allen Gedichten mit einem Großbuchstaben. Das ist mein Stil.

Was das Verständnis des Inhalts angeht, äußere ich mich generell nicht dazu, denn jede-r Lesende nimmt das Gedicht sicher unterschiedlich wahr.

Da mische ich mich nicht ein.

Vielen Dank nochmal 😊

Liebe Grüße
Max

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Lyro
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 128
Wohnort: Deutschland


Beitrag21.03.2023 21:37
Re: Dankeschön
von Lyro
Antworten mit Zitat

Tisssop hat Folgendes geschrieben:
Hallo Lyro,

erstmal ein großes Dankeschön für deine intensive Auseinandersetzung mit dem Gedicht.

Einen Vers beginne ich in allen Gedichten mit einem Großbuchstaben. Das ist mein Stil.

Was das Verständnis des Inhalts angeht, äußere ich mich generell nicht dazu, denn jede-r Lesende nimmt das Gedicht sicher unterschiedlich wahr.

Da mische ich mich nicht ein.

Vielen Dank nochmal 😊

Liebe Grüße
Max


Wow, eine sehr starke Antwort und auch Zeichen von Selbstbewusstsein, dass du dich bei der Interpretation nicht einmischst.

Gerne.
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