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Prolog


 
 
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Medea
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M


Beiträge: 6



M
Beitrag04.02.2023 08:47
Prolog
von Medea
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Liebe Freunde des geschriebenen Wortes,

zu meinem Einstand möchte ich euch folgenden Text vorstellen. Es ist der Prolog zu einer Geschichte aus dem Genre Urban Fantasy.

Kritik unbedingt erwünscht!
Ich bin gespannt auf euer Urteil! smile


Prolog
Die alte Dame

Inmitten eines Wohngebietes am Rande einer großen Stadt wohnte eine alte Dame mit ihrem Kater. Das Haus, in dem sie lebten, war im Großen und Ganzen recht unscheinbar. Es war von eher kleiner Größe und weder auffallend modern noch auffallend alt. Hinter dem Haus gab es einen kleinen Garten. Dort wuchsen allerlei Arten von Pflanzen und Sträuchern und sie gediehen aufs Beste, doch schienen sie nach keiner bestimmten Ordnung angelegt worden zu sein. Es hatte vielmehr den Anschein, als wären die Samen wie zufällig und aufs Geratewohl in den Garten geworfen worden. Mit verbundenen Augen. Von hinten über die Schulter.
Die alte Dame und ihr Kater lebten ein recht zurückgezogenes Leben. Sie hatten nämlich beide etwas an sich, das die meisten Menschen dazu bewog, sich lieber von ihnen fernzuhalten und auf Abstand zu bleiben. Und zwar auf gerade so viel Abstand, dass ihr Verhalten von Außenstehenden nicht für unhöflich oder gar grob gehalten werden konnte.
Der Name dieser alten Dame war Sibylle Silberling. Sie hatte schneeweißes Haar, das sie zumeist unter einem Kopftuch verbarg. Sie ging etwas gebückt und stützte sich beim Gehen auf einen schlichten, hölzernen Gehstock. Ihr Gesicht, das zahlreiche Falten um Mund und Augen zierte, wurde von einer großen, runden und altmodisch aussehenden Brille mit dicken Gläsern dominiert. Sie trug immerzu lange, weite Röcke, meist in dunklen und gedeckten Farben, in denen es unaufhörlich raschelte und klimperte, wenn sie sich bewegte, so als gäbe es in ihnen tausende kleine Taschen voller Münzen, Bonbonpapiere und anderem Krimskrams.
An einem Freitagabend Ende Juli, an dem diese Geschichte beginnt, ging sie gerade nach draußen in den Garten, um ihren Kater zu suchen und ihn für die Nacht ins Haus zu holen. Wie häufig in diesem Sommer war es ein Abend nach einem heißen und trockenen Tag. Und obwohl die Sonne bereits untergegangen war, war die Luft noch angenehm warm, so dass sich viele Bewohner des Viertels draußen in ihren von Gartenlaternen und Feuerschalen erleuchteten Gärten aufhielten und mit der Familie oder den Nachbarn über die Grundstücksgrenzen hinweg über Gott und die Welt plauderten.
Doch Sibylle achtete nicht auf die Nachbargrundstücke um sie herum oder deren Bewohner, denen sie ohnehin nie sonderlich viel Beachtung schenkte, sondern ging suchend in ihrem Garten umher. Von dem Kater allerdings fehlte jede Spur.
„Nero, wo steckst du? Komm her!“, rief sie, während sie zwischen den Lavendel spähte und mit ihrem Gehstock die trockenen Zweige des Flieders und der Brombeersträucher beiseite schob, um zu sehen, ob er sich vielleicht darunter versteckt hatte. Vergeblich. Entmutigt musste sie sich schließlich eingestehen, dass sie ihn vermutlich auch dann nicht unter einem der Büsche entdeckt hätte, wenn er tatsächlich darunter säße, denn das Fell ihres Katers war ebenso schwarz wie die Schatten, die die Büsche in der Dunkelheit warfen.
Da ließ sie plötzlich die aufgeregte Stimme eines Nachbarsjungen aus dem Grundstück direkt neben dem ihren aufhorchen. „Da, schau, Papa, er ist schon fast komplett rot!“
Sibylle blickte auf und sah den sommersprossigen Jungen mit dem Finger in den Himmel deuten.
 „Ich sehe ihn, Paul.“, lachte sein Vater, der hinter ihm stand und ebenfalls gen Himmel blickte.
Sibylle folgte dem Blick von Vater und Sohn und da erinnerte sie sich. Richtig. Heute war dieses Ereignis, von dem sie im Fernsehen und Radio berichtet hatten: Eine Blutmondfinsternis, bei der sich der Mond gänzlich auf die von der Sonne abgewandte Seite der Erde bewegte und nach und nach eine blutrote Farbe annahm.
Der Vollmond stand bereits hoch am Himmel und da ihn seine Umlaufbahn in dieser Nacht recht nahe an die Erde herangeführt hatte, wirkte er zudem ungewöhnlich groß. Und wie Paul, der Nachbarsjunge, richtig bemerkt hatte, erglühte er bereits fast vollständig in einem leuchtenden Karmesinrot. Sibylle fand den Anblick insgesamt recht bezaubernd. Er hatte beinahe etwas Mystisches an sich.
Während sie so dastand und den Mond über sich betrachtete, erinnerte sie sich noch an weitere Details der Berichterstattung, die sie am späten Nachmittag zufällig im Fernsehen gesehen hatte. Nämlich, dass dieses Ereignis angeblich nur etwa alle hundert Jahre stattfand und dass an diesem Abend zusätzlich Mars, der Planet, der der Erde am nächsten war, ebenfalls sehr nahe zur Erde stand und daher mit bloßem Auge am Nachthimmel zu erkennen sei.
Sibylle blickte ein wenig am Himmel umher, doch sie musste nicht lange suchen: Links unterhalb des Vollmondes, ein Stück von ihm entfernt, leuchtete tatsächlich ein Stern. Heller als alle umliegenden und ebenfalls von leuchtend roter Farbe. Das musste er sein: Mars.
Als sie so den beinahe vollständigen Blutmond neben dem rot schimmernden Mars am Himmel betrachtete, überkam Sibylle ein seltsames Gefühl. Es war eine Art Kribbeln unter der Haut, kurz bevor einen ein Schauer überläuft. Vielleicht eine Art Vorahnung?
Doch bevor sie diesem eigenartigen Gefühl weiter auf den Grund gehen konnte, wurde sie von einer Stimme neben ihr angesprochen.
„Ein herrlicher Anblick, nicht wahr, Frau Silberling?“ Die Stimme gehörte zu Pauls Vater, der Sibylle über den Zaun zwischen ihren Grundstücken hinweg angesprochen hatte. Langsam wandte sie ihm ihren Blick zu.
Eine seiner Hände steckte lässig in der Tasche seiner kakifarbenen Shorts, mit der anderen gestikulierte er vage zum Himmel.
Sibylle starrte ihn einen Moment lang unverwandt an, noch halb in ihren Gedanken versunken. Unter ihrem direkten Blick, der ihn zu durchdringen und dabei doch nicht richtig wahrzunehmen schien, wurde ihr Gegenüber zusehends unruhig und schien bereits zu bereuen, diesem höflichen Impuls, Smalltalk mit seiner alten Nachbarin machen zu wollen, nachgegeben zu haben.
„Ja. Durchaus.“, sagte Sibylle endlich langsam. Doch dann, als wäre sie aus einer Art Trance erwacht, begann sie plötzlich mit lauter Stimme zu schimpfen, was ihren Nachbarn gehörig zusammenfahren ließ: „Wenn ich nur endlich diesen vermaledeiten Kater finden würde! Nero! Komm endlich her!“
Während Sibylle sich weiter schimpfend abwandte und erneut begann, im Garten nach ihrem Kater zu suchen, drehte sich ihr Nachbar um, sichtlich erleichtert, das Gespräch nicht weiter fortsetzen zu müssen, und ging hinüber zu seinem Sohn, der nun versuchte, mit einer Kinderkamera ein Foto vom Blutmond zu schießen.
Da ertönte plötzlich ein leises Maunzen zu Sibylles Füßen.
Als sie nach unten sah, entdeckte sie einen schwarzen Schatten und in dessen Mitte zwei leuchtend grüne Augen, die sie von unten herauf anblinzelten.
„Nero! Wie lange sitzt du da schon? Wo hast du nur wieder gesteckt?“, schalt sie ihn, doch er antwortete nur mit einem leisen Schnurren, das sie, wie er wusste, sofort besänftigte.
Sie gluckste. „Hihi, alter Charmeur. Ist ja schon gut. Hast dich wohl auch vom Blutmond ablenken lassen, was?“
Sie sah noch einmal nach oben zum Himmel. Der Vollmond trat gerade vollständig in den Kernschatten der Erde ein und glühte nun rundum in einer satten roten Farbe, als wäre er in einen Topf Kirschsaft getaucht worden.
Und just in ebendiesem Moment geschah es. Das, was Sibylle unterschwellig geahnt, worauf sie beinahe schon gewartet und von dem sie insgeheim gehofft hatte, dass es sich nicht ereignen würde. In diesem Moment geschah etwas mit der Nacht. Etwas, von dem Sibylle sofort wusste, dass es keine andere Menschenseele auf diesem Planeten wahrnehmen würde. Nur sie allein konnte spüren, wie in diesem Moment der gesamte Kosmos erbebte. Es war eine Art feinste Druckwelle, von der die Atmosphäre bis in ihre Grundfeste erschüttert wurde. Und nur einen Wimpernschlag später war es bereits wieder vorüber.
„Siehst du, Papa, jetzt ist der Mond ganz rot!“, hörte sie erneut Paul vom Nachbargrundstück her rufen, begleitet vom wilden Klicken seiner Kamera, und das bestätigte, was Sibylle bereits wusste. Die Menschen in ihrer Umgebung hatten von der Erschütterung, die sich gerade eben zugetragen hatte, nichts bemerkt.
„Hol mich der Teufel.“, murmelte sie mit leiser, gefahrenträchtiger Stimme. „Jetzt ist es also tatsächlich geschehen.“
Sie blickte hinab auf ihren Kater, der sie unverwandt aus seinen klugen Augen heraus anstarrte.
„Na los.“, nickte sie ihm ungeduldig zu. „Du weißt, was zu tun ist.“
Als hätte er nur auf dieses Zeichen von ihr gewartet, wandte sich der Kater um und verschwand erneut in der Dunkelheit.
Sibylle sah ihm einen Moment lang gedankenverloren nach. Überall in den Gärten um sie herum konnte sie die Stimmen ihrer Nachbarn vernehmen, die sich unter dem kosmischen Ereignis, das sich soeben über ihnen zutrug, unbedarft über die Nichtigkeiten ihres alltäglichen Lebens austauschten, keine Sekunde lang auch nur einen Gedanken daran verschwendend, dass sich diese friedlichen Zeiten vielleicht schon in näherer Zukunft ändern könnten.
Die Ruhe vor dem Sturm., ging es Sibylle unwillkürlich durch den Kopf. Die Unschuldigen sind immer die letzten, die ihn kommen sehen; und gleichzeitig die ersten, die von ihm erfasst werden. Dann wandte sie sich schließlich ab und ging ohne einen weiteren Blick gen Himmel zurück ins Haus.

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Minerva
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Beitrag04.02.2023 09:49
Re: Prolog
von Minerva
Antworten mit Zitat

Hallo Medea,

ich würde später in den Text einsteigen, der Anfang enthält zu viele wenig interessante Infos.
Anbei meine Vorschläge:

grün = Texteinfügungen
blau = Kommentare


Prolog
Die alte Dame

Inmitten eines Wohngebietes am Rande einer großen Stadt wohnte eine alte Dame mit ihrem Kater. Das Haus, in dem sie lebten, war im Großen und Ganzen recht unscheinbar. Es war von eher kleiner Größe und weder auffallend modern noch auffallend alt. Hinter dem Haus gab es einen kleinen Garten. Dort wuchsen allerlei Arten von Pflanzen und Sträuchern und sie gediehen aufs Beste, doch schienen sie nach keiner bestimmten Ordnung angelegt worden zu sein. Es hatte vielmehr den Anschein, als wären die Samen wie zufällig und aufs Geratewohl in den Garten geworfen worden. Mit verbundenen Augen. Von hinten über die Schulter.
Die alte Dame und ihr Kater lebten ein recht zurückgezogenes Leben. Sie hatten nämlich beide etwas an sich, das die meisten Menschen dazu bewog, sich lieber von ihnen fernzuhalten und auf Abstand zu bleiben. Und zwar auf gerade so viel Abstand, dass ihr Verhalten von Außenstehenden nicht für unhöflich oder gar grob gehalten werden konnte.
Der Name dieser alten Dame war Sibylle Silberling. Sie hatte schneeweißes Haar, das sie zumeist unter einem Kopftuch verbarg. Sie ging etwas gebückt und stützte sich beim Gehen auf einen schlichten, hölzernen Gehstock. Ihr Gesicht, das zahlreiche Falten um Mund und Augen zierte, wurde von einer großen, runden und altmodisch aussehenden Brille mit dicken Gläsern dominiert. Sie trug immerzu lange, weite Röcke, meist in dunklen und gedeckten Farben, in denen es unaufhörlich raschelte und klimperte, wenn sie sich bewegte, so als gäbe es in ihnen tausende kleine Taschen voller Münzen, Bonbonpapiere und anderem Krimskrams.
An einem Freitagabend Ende Juli, an dem diese Geschichte beginnt,
genau, hier beginnt die Geschichte Mr. Green  Sibylle ging sie gerade nach draußen in den Garten, um ihren Kater zu suchen und ihn für die Nacht ins Haus zu holen. Wie häufig in diesem Sommer war es ein Abend nach einem heißen und trockenen Tag. Und obwohl die Sonne bereits untergegangen war, war die Luft noch angenehm warm, so dass sich viele Bewohner des Viertels draußen in ihren von Gartenlaternen und Feuerschalen erleuchteten Gärten aufhielten und mit der Familie oder den Nachbarn über die Grundstücksgrenzen hinweg über Gott und die Welt plauderten.
Doch Sibylle achtete nicht auf die Nachbargrundstücke um sie herum oder deren Bewohner, denen sie ohnehin nie sonderlich viel Beachtung Wortstammwiederholung Aufmerksamkeit schenkte, sondern ging suchend imn ihrem Garten umher. Von dem Kater allerdings fehlte jede Spur.
„Nero, wo steckst du? Komm her!“, rief sie, während sie zwischen den Lavendel spähte und mit ihrem Gehstock die trockenen Zweige des Flieders und der Brombeersträucher beiseite schob, um zu sehen, ob er sich vielleicht darunter versteckt hatte. Vergeblich. Entmutigt musste sie sich schließlich eingestehen, dass sie ihn Vermutlich hätte sie ihn auch dann nicht unter einem der Büsche entdeckt hätte, wenn er tatsächlich darunter säße, denn dassein Fell ihres Katers war ebenso schwarz wie die Schatten, die die Büsche in der Dunkelheit warfen. unlogisch, in der Dunkelheit Schatten zu werfen
Da ließ sie plötzlich die aufgeregte Stimme einesdes Nachbarsjungen aus dem Grundstück direkt neben dem ihren aufhorchen. „Da, schau, Papa, er ist schon fast komplett rot!“
Sibylle blickte auf und sah den sommersprossigen Jungen mit dem Finger in den Himmel deuten.
 „Ich sehe ihn, Paul.“, bei Punkt am Ende des Dialogs und Redebegleitsatz wird das Komma weggelassen lachte "sagte", man kann einen Satz nicht "lachen" sein Vater, der hinter ihm stand und ebenfalls gen Himmel blickte.
So korrekt: "Ich sehe ihn, Paul", sagte sein Vater, der hinter ihm stand.
Sibylle folgte dem Blick von Vater und Sohn und da erinnerte sie sich. blickte auf. Richtig. Heute war dieses Ereignis, von dem sie im Fernsehen und Radio berichtet hatten: Eine die Blutmondfinsternis, bei der sich der Mond gänzlich auf die von der Sonne abgewandte Seite der Erde bewegte und nach und nach eine blutrote Farbe annahm.
Klingt nicht logisch für mich, entweder ist der Mond finster, dann sieht man ihn nicht oder er ist rot. Vielleicht kannst du das etwas genauer ausführen.
Der Vollmond stand bereits hoch am Himmel und da ihn seine Umlaufbahn in dieser Nacht recht nahe an die Erde herangeführt hatte, wirkte er zudem ungewöhnlich groß. Und wie Paul, der Nachbarsjunge, richtig bemerkt hatte, er erglühte er bereits fast vollständig in einem leuchtenden Karmesinrot. Sibylle fand den Anblick insgesamt recht bezaubernd. Er hatte beinahe etwas Mystisches an sich.
Während sie so dastand und den Mond über sich betrachtete, erinnerte sie sich noch an weitere Details der Berichterstattung, die sie am späten Nachmittag zufällig im Fernsehen gesehen hatte. Nämlich, dass dieses Ereignis angeblich nur etwa alle hundert Jahre stattfand und dass an diesem Abend zusätzlich Mars, der Planet, der der Erde am nächsten war, ebenfalls sehr nahe zur Erde stand und daher mit bloßem Auge am Nachthimmel zu erkennen sei.
Sibylle blickte ein wenig am Himmel umher, doch sie musste nicht lange suchen: Links unterhalb des Vollmondes, ein Stück von ihm entfernt, leuchtete tatsächlich ein Stern. Heller als alle umliegenden und ebenfalls von leuchtend roter Farbe. Das musste er sein: Mars.
Als sie so den beinahe vollständigen Blutmond neben dem rot schimmernden Mars am Himmel betrachtete, überkam
uninteressante Details, die die Spannung kaputtmachen Sibylle überkam ein seltsames Gefühl. Es war eine Art Kribbeln unter der Haut, kurz bevor einen ein Schauer überläuft. Vielleicht eine Art Vorahnung?
Doch bevor sie diesem eigenartigen Gefühl weiter auf den Grund gehen konnte, wurde sie von einer Stimme neben ihr angesprochen.
„Ein herrlicher Anblick, nicht wahr, Frau Silberling?“, rief Pauls Vater Die Stimme gehörte zu Pauls Vater, der Sibylle über den Zaun zwischen ihren Grundstücken hinweg angesprochen hatte. Langsam wandte sie ihm ihren Blick zu.
Eine seiner Hände steckte lässig in der Tasche seiner kakifarbenen Shorts, mit der anderen gestikulierte er vage zum Himmel.
Sibylle starrte ihn einen Moment lang unverwandt an, noch halb in ihren Gedanken versunken. Unter ihrem direkten Blick, der ihn zu durchdringen und dabei doch nicht richtig wahrzunehmen schien, wurde ihr Gegenüber Herr XY wurde zusehends unruhig und schien bereits zu bereuen, diesem höflichen Impuls, Smalltalk mit seiner alten Nachbarin machen zu wollen, nachgegeben zu haben.
„Ja. Durchaus.Kein Punkt“, sagte Sibylle endlich langsam. Doch dann, als wäre sie aus einer Art Trance erwacht, begann sie plötzlich mit lauter Stimme zu schimpfen, was ihren Nachbarn gehörig zusammenfahren ließ: „Wenn ich nur endlich diesen vermaledeiten Kater finden würde! Nero! Komm endlich her!“
Während Sibylle sich weiter schimpfend abwandte und erneut begann, im Garten nach ihrem Kater zu suchen, drehte sich Ihr Nachbar wandte sich um, sichtlich erleichtert, das Gespräch nicht weiter fortsetzen zu müssen, und ging hinüber zu seinem Sohn, der nun versuchte, mit einer Kinderkamera ein Foto vom Blutmond zu schießen.
Da ertönte plötzlichEin leises Maunzen ertönte zu Sibylles Füßen.
Als sie nach unten sah, entdeckte sie einen schwarzen Schatten und in dessen Mitte zwei leuchtend grüne Augen, die sie von unten herauf anblinzelten.
„Nero! Wie lange sitzt du da schon? Wo hast du nur wieder gesteckt?“, schalt sie ihn, doch
Er antwortete nur mit einem leisen Schnurren, das sie, wie er wusste, sofort besänftigte.
Sie gluckste. „Hihi, alter Charmeur. Ist ja schon gut. Hast dich wohl auch vom Blutmond ablenken lassen, was?“
Sie sah noch einmal nach oben zum Himmel. Der Vollmond trat gerade vollständig in den Kernschatten der Erde ein und glühte nun rundum in einer satten roten Farbe, als wäre er in einen Topf Kirschsaft getaucht worden.
Sehr schön Daumen hoch
Und just in ebendiesem Moment geschah es. Das, was Sibylle unterschwellig geahnt, worauf sie beinahe schon gewartet und von dem sie insgeheim gehofft hatte, dass es sich nicht ereignen würde. In diesem Moment geschah etwas mit der Nacht. Etwas, von dem Sibylle sofort wusste, dass es keine andere Menschenseele auf diesem Planeten wahrnehmen würde. Nur sie allein konnte spüren, wie in diesem Moment der gesamte Kosmos erbebte. Es war eine Art feinste Druckwelle, von der die Atmosphäre bis in ihre Grundfeste erschüttert wurde. Und nur einen Wimpernschlag später war es bereits wieder vorüber.
„Siehst du, Papa, jetzt ist der Mond ganz rot!“, hörte sie erneut Paul vom Nachbargrundstück her rufen, begleitet vom wilden Klicken seiner Kamera na ja, hier frage ich mich, wie viel Sinn es macht, mit einer Kinderkamera nachts zu fotografieren, zumindest der Vater müsste wissen, dass man wohl nichts erkennen kann, und das bestätigte, was Sibylle bereits wusste. Die Menschen in ihrer Umgebung hatten von der Erschütterung, die sich gerade eben zugetragen hatte, nichts bemerkt. ja, so passt das, deswegen kannst du das vorher weglassen, was ich gestrichen habe
„Hol mich der Teufel.Kein Punkt“, murmelte sie mit leiser, gefahrenträchtiger Stimme. „Jetzt ist es also tatsächlich geschehen.“
Sie blickte hinab auf ihren Kater, der sie unverwandt aus seinen klugen Augen heraus anstarrte.
„Na los.“,Sie nickte sie ihm ungeduldig zu. bei so etwas wie lachen oder nicken etc, also alles, was nicht direkt zu einem Dialog gehört (wie sagte), lieber einen neuen Satz anfangen „Du weißt, was zu tun ist.“
Als hätte er nur auf dieses Zeichen von ihr gewartet, wandte sich der Kater um und verschwand erneut in der Dunkelheit. hm, interessant ...
Sibylle sah ihm einen Moment lang gedankenverloren nach. Überall in Aus den Gärten um sie herum konnte vernahm sie die Stimmen ihrerder Nachbarn vernehmen, die sich unter dem kosmischen Ereignis, das sich soeben über ihnen zutrug, unbedarft über die Nichtigkeiten ihres alltäglichen Lebens austauschten, keine Sekunde lang auch nur einen  Gedanken daran verschwendendennicht ahnten, dass sich diese friedlichen Zeiten vielleicht schon in näherer Zukunftbald ändern könnten.
Die Ruhe vor dem Sturm.Kein Punkt, ging es Sibylle unwillkürlich durch den Kopf. Die Unschuldigen sind immer die letzten, die ihn kommen sehen; Komma statt Semikolon und gleichzeitig die ersten, die von ihm erfasst werden. Dann wandte sie sich schließlich ab Schließlich wandte sie sich ab und ging ohne einen weiteren Blick gen Himmel zurück ins Haus.

Zusammenfassung
Ordentlich gestrafft ist dein Prolog durchaus spannend und macht neugierig. Ist auch im Großen und Ganzen gut leserlich gewesen.
Aufgefallen sind mir:
- manchmal zu viel erklärt (Erklärbär) - im Grunde reicht es, wenn du so viel wie nötig an Information gibst, insbesondere, was den Einstieg angeht oder die Detailerklärungen zum Mond - so etwas ist der Spannung nicht zuträglich
- auch im kleinen manchmal zu viel, doppelt gemoppelt sozusagen: "um sie herum" bspw, wenn es offensichtlich ist, dass es nicht z.B. "über ihr" ist
- Füllwörter gelegentlich, darauf achten (abschwächende und überflüssige Wörter wie direkt, fast, dann, plötzlich)
- manches Mal etwas umständlich geschrieben, aber das wird mit der Zeit besser, ich habe dir wirklich jede Stelle markiert und umgebastelt, die ich gefunden habe, einfach als Beispiel, wie man das sonst schreiben könnte
- Dialog: bei Redebegleitsatz fällt der Punkt weg im Dialog (bei Frage- oder Ausrufezeichen aber nicht)
- Dialogtext wird gesprochen, geflüstert, geschrien, aber nicht genickt oder gelacht etc. In dem Fall lieber einen neuen Satz beginnen. Bsp. "Sehr gut." Er lachte.
- Perspektivfigur: bevorzuge der/die/das statt ihrer/ihres
- so etwas hier: "mit leiser, gefahrenträchtiger Stimme" - mal abgesehen, dass gefahrenträchtig komisch klingt - kannst du auch streichen, du erzeugst damit keineswegs mehr Spannung, denn wir wissen ja schon, dass sich da etwas androht, vielmehr verwässern solche unnötigen Ergänzungen die Spannung
- ansonsten achte noch auf Hilfsverben wie musste, konnte etc. - die schwächen den Text ab und oft kann man sie einfach weglassen
- diese Hinweise kannst du quasi auf deinen ganzen Romantext anwenden, um die wesentlichen Schwächen auszubügeln

Nimm, was du davon gebrauchen kannst.
Liebe Grüße


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... will alles ganz genau wissen ...
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Skatha
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Beitrag04.02.2023 12:53

von Skatha
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Hallo Medea,

edit: Herzlich Willkommen übrigens und schön, dass du den Einstieg gewagt hast.

was den Einstieg betrifft, schließe ich mich Minervas Feedback an. Der Text beginnt mit Beschreibungen von Haus, Garten und Figurenaussehen. Das liest sich, wenngleich soweit recht flüssig geschrieben, erstmal wie eine Charakterstudie. Das ist schade, denn es wartet ja eine interessante Szene auf den Leser. Wink Es wäre vorteilhaft, direkter in der Handlung einzusteigen. Die Eigenschaften und Eigenheiten der Figur können Häppchenweise in der Handlung erfolgen; und idealerweise an Stellen, an denen die Infos fürs Verständnis relevant sind oder zumindest unauffällig eingeflochten werden können. So wie du bspw gelungen den Gehstock einbaust, mit dem deine Prota die Sträucher und Zweige beiseiteschiebt; und der somit nicht gesondert wie jetzt im Einstieg erwähnt zu werden braucht.

Was mir noch aufgefallen ist, wäre die ein oder andere Satzgirlande:
Zitat:
Entmutigt musste sie sich schließlich eingestehen, dass sie ihn vermutlich auch dann nicht unter einem der Büsche entdeckt hätte, wenn er tatsächlich darunter säße, denn das Fell ihres Katers war ebenso schwarz wie die Schatten, die die Büsche in der Dunkelheit warfen.
...
Während Sibylle sich weiter schimpfend abwandte und erneut begann, im Garten nach ihrem Kater zu suchen, drehte sich ihr Nachbar um, sichtlich erleichtert, das Gespräch nicht weiter fortsetzen zu müssen, und ging hinüber zu seinem Sohn, der nun versuchte, mit einer Kinderkamera ein Foto vom Blutmond zu schießen.
Zu lange und verschachtelte Sätze erschweren mir als Leserin dem Inhalt bzw den für mich neuen Infos folgen zu können. Daher würde ich Schachtelsätze vermeiden.

Inhaltlich klingt für mich durch, dass deine Prota etwas weiß oder mitbekommt, dass alle anderen nicht zu erfahren scheinen. Hier könnte man auch beginnen, dh wirklich kurz vor der Blutmondfinsternis; die Prota steht bereits im Garten und ruft verzweifelt nach ihrer Katze, die Nachbarn tauchen auf, und schon passiert die Mondfinsternis und das, was die Prota dabei spürt. Danach ließe sich immer noch, in einem Gespräch mit den Nachbarn bspw, erläutern, dass das Ereignis nur alle hundert Jahres stattfindet usw.

Soweit ein paar Gedanken dazu. Alles nur mein persönlicher Leseeindruck und Vorschläge. Vielleicht ist etwas davon nützlich für dich. Der Name Sibylle Silberling an sich klingt jedenfalls schon interessant und erste Fragen werden in deinem Einstieg auch aufgeworfen, und das wiederum macht durchaus neugierig, mehr erfahren zu wollen.

LG Skatha


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It is not despair, for despair is only for those who see the end beyond all doubt. We do not.
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Ralphie
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Beitrag04.02.2023 15:47

von Ralphie
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Ich finde, dass noch mehr erklärt werden muss. Die große Stadt, die alte Dame - sie werden einen Namen haben. Etwa so: Auf der Rothenkrugerstraße in Neu-Ehrenfeld lebte eine alte Dame namens Clothilde Erlanger ...
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Medea
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Beitrag04.02.2023 18:43

von Medea
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Ein ganz herzliches Dankeschön an Minerva und Skatha für eure intensive Beschäftigung mit dem Text, die wirklich hilfreiche Kritik und die vielen Verbesserungsvorschläge! Ich werde sie mir zu Herzen nehmen und versuchen, sie auf meinen Schreibstil und den Rest des (bisher vorhandenen) Textes anzuwenden. Daumen hoch

@Minerva: Das mit der Zeichensetzung bei Dialogen mit Redebegleitsätzen war mir tatsächlich unbekannt. Ganz vielen Dank für deine so vielen Tipps, Kürzungen und Anmerkungen! Das hilft mir enorm weiter!

@Skatha: Ich liebe Schachtelsätze. Weiß aber, dass sie den Lesefluss eher behindern als fördern und versuche sie weitestgehend zu vermeiden. Daumen hoch
Kritik an anderen Texten ist immer so viel leichter als an den eigenen. Danke für deine Ideen, sie sind sehr hilfreich für mich!

@Ralphie: Die Stadt besitzt bis jetzt tatsächlich noch keinen Namen. Und ich bin zu diesem Zeitpunkt nicht sicher, ob sie noch einen bekommen wird… Laughing

Herzliche Grüße,
Medea
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etcetera
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Beitrag04.02.2023 18:44

von etcetera
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Schöne Geschichte, ich will jetzt nicht viel dazu sagen, mir fällt aber auf, daß Du die Dinge nur vage zeigst, das ganze wird dadurch verwischt. Es liegt daran, daß Du eine Unmenge undifferenzierter Füllwörter verwendest, wie: im Großen und Ganzen, eher, auffallend, vielmehr, etwas, nämlich, zumeist/meist, lieber, immerzu, zahlreich, aussehend, vielleicht, schließlich, recht, nach und nach… usw.usw.
Sie enthalten alle keine nützliche Information und kann man (fast) alle weglassen. Prüfe es mal und schau, wie sich der Text ohne diese Wörter liest, nur mal so, vielleicht erlebst Du eine Überraschung.
lg
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Medea
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Beitrag04.02.2023 18:50

von Medea
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Danke, liebe etcetera, das ist ein wertvoller Hinweis!
Es soll inhaltlich tatsächlich weitestgehend vage blieben (ist ja nur ein Prolog), ich verstehe aber, was du mit den Füllwörtern meinst, und werde mich um einen konsequenten Rotstift bemühen. wink

Liebe Grüße,
Medea
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etcetera
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Beitrag05.02.2023 01:37

von etcetera
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Es geht weniger um das Inhaltliche als um die Technik, den Leser ins Geschehen hineinzuziehen, ihm ein klares Bild zu zeigen, mit dem er etwas anfangen kann, verstehst Du?
Der Leser sieht sonst einen Autoren, der oder die sich selbst nicht so ganz im Klaren darüber ist, was er oder sie da beschreibt.

Edit:
Habe ein kleines Beispiel vorbereitet:
Zitat:
Die alte Dame und ihr Kater lebten zurückgezogen. Sie hatten beide etwas an sich, das die Menschen dazu bewog, sich von ihnen fernzuhalten und auf Abstand zu bleiben. Gerade so viel Abstand, dass ihr Verhalten von Außenstehenden nicht für unhöflich oder grob gehalten werden konnte.
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etcetera
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Beiträge: 157



Beitrag07.02.2023 02:30

von etcetera
Antworten mit Zitat

Mach Dir keine Sorgen, Medea, Dein Prolog zeigt den Anfang einer wirklich schönen Geschichte, und wenn Du sie überarbeitest, ist es noch immer Deine Geschichte, absolut, nur dass sie jetzt in ihrer ganzen Pracht erstrahlen kann.
Das ist das eigentliche Geheimnis der Schriftstellerei, die Überarbeitung und Veredelung, dann wird es etwas, das viele lesen möchten und begeistern kann.

Schriftstellerei ist eine besondere Kunst, die mühevoll erlernt werden muss. Aber selbst der beste Autor wird vom Verlag noch lektoriert, es wird geschliffen, gefeilt und poliert, dass das Bestmögliche daraus entsteht – trotzdem ist es ganz und gar die Geschichte des Autoren, alles was diese verbessert, entsteht aus seinem Werk. Der Anteil derer, die es zu verbessern helfen, ist im Vergleich dazu kümmerlich wenig, kommt es auch noch so großartig daher!

Dir wird sicher bald auffallen, dass eine andere Person oft sehr gute Einfälle hat, wenn sie einen fremden Text rezensiert, aber das Gleiche einfach nicht bei ihren eigenen Texten hinbekommt. Als Autorin brauchst Du Dich deshalb nicht gedemütigt fühlen, denn was dieses vorwitzige Helferlein da vorbringt, ist eigentlich in Deinem Werk schon enthalten, hinter den Worten, nur versteckt – es ist etwas von Dir, das da entdeckt wird!
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realo
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Beiträge: 185



Beitrag09.02.2023 15:48

von realo
Antworten mit Zitat

Hallo,
ich habe es gelesen, trotz des Untertitels Fantasy, ich wollte über meinen Schatten springen und siehe da, ich habe den Prolog so wie er ist von Anfang bis Ende durchgelesen. Das ist schon die Hauptaussage über diesen Text, denn ich höre rigoros auf zu lesen nach den ersten Sätzen, wenn sie zu kitschig oder voller verspielter Fantasie sind.
Eine alte Frau, mit Runzeln, am Rande der Stadt, mit Kater ist nicht kitschig und so ist das Ganze flüssig geschrieben und leicht verständlich zu lesen. Darum geht es, um die Geschichte und da sind einfache und schlichte Formulierungen die beste Wahl. Ich mag es, wenn etwas Düsteres oder Mystisches geschildert wird und dafür einfache Sätze und Formulierungen verwendet werden. Der Schauer über den Rücken entsteht durch das eigene Kopfkino und weniger durch die Raffinesse der Wortwahl oder Wendungen. Das ist hier gelungen nach meinem Geschmack, spannender und authentischer Inhalt mit einfachen Worten erzählt.
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Arminius
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 65
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Wohnort: An der Elbe


Beitrag10.02.2023 15:14

von Arminius
Antworten mit Zitat

Hallo Medea,
ich lese jeden Text in dem Katzen oder Kater vorkommen. Ich mag diese Individualisten einfach. An der Stelle schon mal ein Dankeschön dafür, dass ich Nero kennenlernen durfte.

In den Antworten über mir wurde schon alles gesagt. Deshalb von mir nur eine kleine Anmerkung: Formulierungen wie "es war von eher kleiner Größe" oder "im Großen und Ganzen recht unscheinbar" lesen sich wie "Ich möchte bitte danken, wenn ich darf". Ich muss mich auch oft zwingen, solche Phrasen auf den Punkt zu trimmen. Möglicherweise ist es die Angst des Autors/der Autorin, dass am Ende zu viel weißes Papier übrigbleiben könnte. Ich kann mich nur etcetera anschließen und Dir Mut machen.

Vielleicht doch noch ein kleiner Tipp aus meiner eigenen Schreibwerkstatt: einzelne Abschnitte oder Kapitel lese ich mir im Abstand von ein paar Tagen wieder und wieder durch. Meistens kommt was Besseres dabei heraus. Schreiben ist für mich wie Bildhauerei: vom Marmorblock bis zur vollendeten Plastik bedarf es einer Menge Geduld, eines scharfen Auges und ungezählter Korrekturen (with a little help from my friends Smile ).


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A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life (Frank Zappa)
Information is not knowledge. Knowledge is not wisdom. Wisdom is not truth. Truth is not beauty. Beauty is not love. Love is not music. Music is the best (Frank Zappa)
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Günter Wendt
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Beiträge: 2861



Beitrag03.03.2023 12:18
Re: Prolog
von Günter Wendt
Antworten mit Zitat

Medea hat Folgendes geschrieben:
Liebe Freunde des geschriebenen Wortes,

zu meinem Einstand möchte ich euch folgenden Text vorstellen. Es ist der Prolog zu einer Geschichte aus dem Genre Urban Fantasy.

Kritik unbedingt erwünscht!
Ich bin gespannt auf euer Urteil! smile


Prolog
Die alte Dame

Inmitten eines Wohngebietes am Rande einer großen Stadt wohnte eine alte Dame mit ihrem Kater. Das Haus, in dem sie lebten, war im Großen und Ganzen recht unscheinbar. Es war von eher kleiner Größe und weder auffallend modern noch auffallend alt. Hinter dem Haus gab es einen kleinen Garten. Dort wuchsen allerlei Arten von Pflanzen und Sträuchern und sie gediehen aufs Beste, doch schienen sie nach keiner bestimmten Ordnung angelegt worden zu sein. Es hatte vielmehr den Anschein, als wären die Samen wie zufällig und aufs Geratewohl in den Garten geworfen worden. Mit verbundenen Augen. Von hinten über die Schulter.
Die alte Dame und ihr Kater lebten ein recht zurückgezogenes Leben. Sie hatten nämlich beide etwas an sich, das die meisten Menschen dazu bewog, sich lieber von ihnen fernzuhalten und auf Abstand zu bleiben. Und zwar auf gerade so viel Abstand, dass ihr Verhalten von Außenstehenden nicht für unhöflich oder gar grob gehalten werden konnte.
Der Name dieser alten Dame war Sibylle Silberling. Sie hatte schneeweißes Haar, das sie zumeist unter einem Kopftuch verbarg. Sie ging etwas gebückt und stützte sich beim Gehen auf einen schlichten, hölzernen Gehstock. Ihr Gesicht, das zahlreiche Falten um Mund und Augen zierte, wurde von einer großen, runden und altmodisch aussehenden Brille mit dicken Gläsern dominiert. Sie trug immerzu lange, weite Röcke, meist in dunklen und gedeckten Farben, in denen es unaufhörlich raschelte und klimperte, wenn sie sich bewegte, so als gäbe es in ihnen tausende kleine Taschen voller Münzen, Bonbonpapiere und anderem Krimskrams.
An einem Freitagabend Ende Juli, an dem diese Geschichte beginnt, ging sie gerade nach draußen in den Garten, um ihren Kater zu suchen und ihn für die Nacht ins Haus zu holen. Wie häufig in diesem Sommer war es ein Abend nach einem heißen und trockenen Tag. Und obwohl die Sonne bereits untergegangen war, war die Luft noch angenehm warm, so dass sich viele Bewohner des Viertels draußen in ihren von Gartenlaternen und Feuerschalen erleuchteten Gärten aufhielten und mit der Familie oder den Nachbarn über die Grundstücksgrenzen hinweg über Gott und die Welt plauderten.
Doch Sibylle achtete nicht auf die Nachbargrundstücke um sie herum oder deren Bewohner, denen sie ohnehin nie sonderlich viel Beachtung schenkte, sondern ging suchend in ihrem Garten umher. Von dem Kater allerdings fehlte jede Spur.
„Nero, wo steckst du? Komm her!“, rief sie, während sie zwischen den Lavendel spähte und mit ihrem Gehstock die trockenen Zweige des Flieders und der Brombeersträucher beiseite schob, um zu sehen, ob er sich vielleicht darunter versteckt hatte. Vergeblich. Entmutigt musste sie sich schließlich eingestehen, dass sie ihn vermutlich auch dann nicht unter einem der Büsche entdeckt hätte, wenn er tatsächlich darunter säße, denn das Fell ihres Katers war ebenso schwarz wie die Schatten, die die Büsche in der Dunkelheit warfen.
Da ließ sie plötzlich die aufgeregte Stimme eines Nachbarsjungen aus dem Grundstück direkt neben dem ihren aufhorchen. „Da, schau, Papa, er ist schon fast komplett rot!“
Sibylle blickte auf und sah den sommersprossigen Jungen mit dem Finger in den Himmel deuten.
 „Ich sehe ihn, Paul.“, lachte sein Vater, der hinter ihm stand und ebenfalls gen Himmel blickte.
Sibylle folgte dem Blick von Vater und Sohn und da erinnerte sie sich. Richtig. Heute war dieses Ereignis, von dem sie im Fernsehen und Radio berichtet hatten: Eine Blutmondfinsternis, bei der sich der Mond gänzlich auf die von der Sonne abgewandte Seite der Erde bewegte und nach und nach eine blutrote Farbe annahm.
Der Vollmond stand bereits hoch am Himmel und da ihn seine Umlaufbahn in dieser Nacht recht nahe an die Erde herangeführt hatte, wirkte er zudem ungewöhnlich groß. Und wie Paul, der Nachbarsjunge, richtig bemerkt hatte, erglühte er bereits fast vollständig in einem leuchtenden Karmesinrot. Sibylle fand den Anblick insgesamt recht bezaubernd. Er hatte beinahe etwas Mystisches an sich.
Während sie so dastand und den Mond über sich betrachtete, erinnerte sie sich noch an weitere Details der Berichterstattung, die sie am späten Nachmittag zufällig im Fernsehen gesehen hatte. Nämlich, dass dieses Ereignis angeblich nur etwa alle hundert Jahre stattfand und dass an diesem Abend zusätzlich Mars, der Planet, der der Erde am nächsten war, ebenfalls sehr nahe zur Erde stand und daher mit bloßem Auge am Nachthimmel zu erkennen sei.
Sibylle blickte ein wenig am Himmel umher, doch sie musste nicht lange suchen: Links unterhalb des Vollmondes, ein Stück von ihm entfernt, leuchtete tatsächlich ein Stern. Heller als alle umliegenden und ebenfalls von leuchtend roter Farbe. Das musste er sein: Mars.
Als sie so den beinahe vollständigen Blutmond neben dem rot schimmernden Mars am Himmel betrachtete, überkam Sibylle ein seltsames Gefühl. Es war eine Art Kribbeln unter der Haut, kurz bevor einen ein Schauer überläuft. Vielleicht eine Art Vorahnung?
Doch bevor sie diesem eigenartigen Gefühl weiter auf den Grund gehen konnte, wurde sie von einer Stimme neben ihr angesprochen.
„Ein herrlicher Anblick, nicht wahr, Frau Silberling?“ Die Stimme gehörte zu Pauls Vater, der Sibylle über den Zaun zwischen ihren Grundstücken hinweg angesprochen hatte. Langsam wandte sie ihm ihren Blick zu.
Eine seiner Hände steckte lässig in der Tasche seiner kakifarbenen Shorts, mit der anderen gestikulierte er vage zum Himmel.
Sibylle starrte ihn einen Moment lang unverwandt an, noch halb in ihren Gedanken versunken. Unter ihrem direkten Blick, der ihn zu durchdringen und dabei doch nicht richtig wahrzunehmen schien, wurde ihr Gegenüber zusehends unruhig und schien bereits zu bereuen, diesem höflichen Impuls, Smalltalk mit seiner alten Nachbarin machen zu wollen, nachgegeben zu haben.
„Ja. Durchaus.“, sagte Sibylle endlich langsam. Doch dann, als wäre sie aus einer Art Trance erwacht, begann sie plötzlich mit lauter Stimme zu schimpfen, was ihren Nachbarn gehörig zusammenfahren ließ: „Wenn ich nur endlich diesen vermaledeiten Kater finden würde! Nero! Komm endlich her!“
Während Sibylle sich weiter schimpfend abwandte und erneut begann, im Garten nach ihrem Kater zu suchen, drehte sich ihr Nachbar um, sichtlich erleichtert, das Gespräch nicht weiter fortsetzen zu müssen, und ging hinüber zu seinem Sohn, der nun versuchte, mit einer Kinderkamera ein Foto vom Blutmond zu schießen.
Da ertönte plötzlich ein leises Maunzen zu Sibylles Füßen.
Als sie nach unten sah, entdeckte sie einen schwarzen Schatten und in dessen Mitte zwei leuchtend grüne Augen, die sie von unten herauf anblinzelten.
„Nero! Wie lange sitzt du da schon? Wo hast du nur wieder gesteckt?“, schalt sie ihn, doch er antwortete nur mit einem leisen Schnurren, das sie, wie er wusste, sofort besänftigte.
Sie gluckste. „Hihi, alter Charmeur. Ist ja schon gut. Hast dich wohl auch vom Blutmond ablenken lassen, was?“
Sie sah noch einmal nach oben zum Himmel. Der Vollmond trat gerade vollständig in den Kernschatten der Erde ein und glühte nun rundum in einer satten roten Farbe, als wäre er in einen Topf Kirschsaft getaucht worden.
Und just in ebendiesem Moment geschah es. Das, was Sibylle unterschwellig geahnt, worauf sie beinahe schon gewartet und von dem sie insgeheim gehofft hatte, dass es sich nicht ereignen würde. In diesem Moment geschah etwas mit der Nacht. Etwas, von dem Sibylle sofort wusste, dass es keine andere Menschenseele auf diesem Planeten wahrnehmen würde. Nur sie allein konnte spüren, wie in diesem Moment der gesamte Kosmos erbebte. Es war eine Art feinste Druckwelle, von der die Atmosphäre bis in ihre Grundfeste erschüttert wurde. Und nur einen Wimpernschlag später war es bereits wieder vorüber.
„Siehst du, Papa, jetzt ist der Mond ganz rot!“, hörte sie erneut Paul vom Nachbargrundstück her rufen, begleitet vom wilden Klicken seiner Kamera, und das bestätigte, was Sibylle bereits wusste. Die Menschen in ihrer Umgebung hatten von der Erschütterung, die sich gerade eben zugetragen hatte, nichts bemerkt.
„Hol mich der Teufel.“, murmelte sie mit leiser, gefahrenträchtiger Stimme. „Jetzt ist es also tatsächlich geschehen.“
Sie blickte hinab auf ihren Kater, der sie unverwandt aus seinen klugen Augen heraus anstarrte.
„Na los.“, nickte sie ihm ungeduldig zu. „Du weißt, was zu tun ist.“
Als hätte er nur auf dieses Zeichen von ihr gewartet, wandte sich der Kater um und verschwand erneut in der Dunkelheit.
Sibylle sah ihm einen Moment lang gedankenverloren nach. Überall in den Gärten um sie herum konnte sie die Stimmen ihrer Nachbarn vernehmen, die sich unter dem kosmischen Ereignis, das sich soeben über ihnen zutrug, unbedarft über die Nichtigkeiten ihres alltäglichen Lebens austauschten, keine Sekunde lang auch nur einen Gedanken daran verschwendend, dass sich diese friedlichen Zeiten vielleicht schon in näherer Zukunft ändern könnten.
Die Ruhe vor dem Sturm., ging es Sibylle unwillkürlich durch den Kopf. Die Unschuldigen sind immer die letzten, die ihn kommen sehen; und gleichzeitig die ersten, die von ihm erfasst werden. Dann wandte sie sich schließlich ab und ging ohne einen weiteren Blick gen Himmel zurück ins Haus.


Leider erfüllt der Text nicht die Kriterien eines Prologs. Es ist eher der Einstieg, das erste Kapitel der folgenden Handlungen.
Prolog, wie der Begriff es sagt, ist ein Vorwort, eine Einführung.
So wie Minerva es sehr gut kritisiert und Vorschläge gemacht hat, sehe ich es .
Komprimieren, kürzen und Verdichten. Füllwörter raus. Direkter.
Auch die Zeitform muss nicht zwingend die des Buches sein.
Präsenz ginge auch.
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