Fantasy-Kinderbuch - Ganz ohne Bezug zur realen Welt?

[Coriola___]

Hallo ihr lieben Schreibkumpanen,

ich sitze aktuell an einem Fantasyroman für Kinder/Jugendliche. Die Story spielt in einer anderen Welt, die keine Verbindung zu unserer Welt hat.
Eigentlich gefallen mir die Welt, die Figuren und auch die Geschichte sehr gut. Wenn man aber in den erfolgreichen Kinderbüchern blättert, gibt es fast nur Romane, in denen der Protagonist aus unserer Welt in die "Zauberwelt" reist (Harry Potter, Narnia, Tintenherz etc.)

"Lohnt" sich ein Fantasy-Roman, der nicht seinen Ursprung mit einem Protagonisten aus der realen Welt hat, überhaupt?

Vielen Dank für eure Einschätzungen!

[Maunzilla]

Selbstverständlich lohnt sich das! Wieso auch nicht? Die "Erdsee"-Geschichten von Ursula LeGuin beispielsweise spielen alle in einem Märchenland.
Abgesehen davon würde ich als Autor ohnehin versuchen, etwas zu schreiben, was nicht jeder zweite schon gemacht hat.
(Bei meinen eigenen Fantasy-Geschichten sind es ca. ein Drittel, die ganz in einer anderen Welt spielen, ein weiteres Drittel spielen hier, und der Rest in mehreren Welten oder der Zukunft.)

[Pickman]

Denk an die Schlümpfe. Da laufen gelegentlich auch Mensch rum, aber die haben mich damals ohnehin eher gestört.

[Stefanie]

Der kleine Hobbit kommt auch nicht aus unserer Welt.
Und es ist doch gut, wenn dein Buch nicht so ist wie alle anderen.

[Willebroer]

Die meisten unserer klassischen Märchen spielen doch rein formal in unserer Welt. Aber was da passiert, hat eher wenig mit unserer Realität zu tun. Ähnliches gilt für die vielen kitschigen Liebesgeschichten, von denen es im TV wimmelt.

Man kann also die erzählten Welten nicht nach rein geografischen oder topografischen Gesichtspunkten in real und nicht real einteilen. Auch der Inhalt mancher Regierungserklärung wirkt oft wie aus einer ganz anderen Welt.

Es gibt natürlich (potenzielle) Leser, die eine sehr schmalspurige Vorstellung von Realität haben. Wenn man die bedienen will, sollte man eher Krimis schreiben.

[BrianG]

Stellt sich die Frage der Welt denn überhaupt? Oder, anders gesagt, ist es plot-relevant?

Spielen die bereits erwähnten Schlümpfe in einer fiktiven, anderen Welt? Oder doch irgendwo in Belgien? Wir wissen es nicht - und müssen es auch nicht wissen. Viel wichtiger ist doch, was die blauen Knirpse als nächstes anstellen, um Gargamel eins auszuwischen.

Wie (ir-)relevant die Nennung der Welt ist, sehen wir beispielsweise bei Brandon Sanderson. Aus Interviews weiß ich, dass er die Welt, in der die Geschichten um die Nebelgeborenen spielen, Scandrial nennt. Aber soweit ich die Bücher bereits gelesen habe, kann ich mich nicht daran erinnern, dass der Name darin jemals genannt worden wäre - und ich habe dabei nicht das Gefühl, dass mir deswegen etwas fehlt. Wichtiger ist das originelle Magiesystem, das der Autor im Rahmen der Geschichten entwickelt.

Mach dir keinen Kopf wegen dieser Frage. Erzähl die Geschichte und beschreib die Umgebungen, in denen sich deine Figuren bewegen, wie sie sich durch deren Augen präsentiert. Wenn ein Wechsel zwischen den Welten keine Rolle spielt, wirst du sehen, wie irrelevant es plötzlich wird, ob die Geschichte auf der Erde, Barsoon oder Planet X spielt.

[Bücherfreundin]

Ich schreibe auch gerade an einem Jugendroman, der auf einer fiktiven Welt spielt. Sozusagen Fantasy, aber ohne Magie, keine Elfen oder so... Einfach nur eine ausgedachte Welt. Auf diese Weise muss ich mich nicht mit der realen Geographie und Geschichte herumschlagen. - Dir noch viel Erfolg!

[ausgefuchst]

Klar lohnt sich das. Die Identifikation findet ja nkcht dadurch statt,  dass es in der Realwelt spielt,  sondern aufgrund von Emotionen und Handlungen der Figuren, in denen man sich erkennt.

[Coriola___]

Vielen Dank für eure Einschätzungen, das macht mir Mut!