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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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25.01.2023 14:13 Re: Ich-Perspektive von Abari
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Kiara hat Folgendes geschrieben: | Schön umschrieben.
Ich liebe die Ich-Perspektive fürs Schreiben, mag sie aber nicht so gerne beim Lesen. |
Dankeschön.
Ich arbeite schon eine gute Zeit lang mit dem Ich-Erzähler und mag ihn auch lesen, wenn er ordentlich gemacht ist. Letzten Endes stellt er für mich nur eine der Möglichkeiten dar. Denn nicht umsonst stehen noch weitere Perspektiven zur Verfügung, die alle ihre Vor- und Nachteile haben.
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3207 Wohnort: Frankenberg/Eder
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25.01.2023 15:00
von Taranisa
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Vor vielen Jahren las ich einen Fantasy-Roman, bei dem durch die Ich-Perspektive und fehlende Hinweise, noch nicht einmal angedeutete, sehr lange Zeit nicht klar war, mit wem (w/m/d/Mensch/Elf/Zwerg/Tier) ich es zu tun hatte. Das fand ich nicht so prickelnd.
Anders z.B. der Roman "Die Hexe von Paris". Hier überzeugt mich der Stil inkl. Perspektive.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6393 Wohnort: 50189 Elsdorf
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25.01.2023 15:07
von Ralphie
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Ich wollte mal einen Roman in Ich-Form schreiben. Da sagte mir meine Verlegerin am Telefon, dass die Ich-Perpektive bei den Lesern die unbeliebteste Erzählform sei. Seitdem verzichte ich darauf.
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tintenteufelchen Leseratte
T
Beiträge: 148
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T 25.01.2023 15:12
von tintenteufelchen
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Auf der anderen Seite gibt es so Bücher wie „Über Menschen“. Ich-Perspektive in weiten Teilen im Präsens (urgh). Ich habe es geschenkt bekommen und wider Erwarten geliebt…
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JanaC Wortedrechsler
J Alter: 63 Beiträge: 53 Wohnort: Niedersachsen
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J 26.01.2023 16:05
von JanaC
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Ich schreibe meinen Debüt in der Ich-Perspektive, anders würde die Geschichte nicht funktionieren. Das muss man wirklich abwägen.
Aber es stimmt, man möchte das "Ich" gerne mal umschiffen, da muss man bei der Überarbeitung genauer hinschauen.
Viel Erfolg weiterhin.
Liebe Grüße
Anke
_________________ Liebe Grüße
JanaC |
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6393 Wohnort: 50189 Elsdorf
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26.01.2023 17:41
von Ralphie
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Warum würde die Geschichte nicht in einer anderen Perpektive funktionieren?
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jon Eselsohr
J Alter: 57 Beiträge: 270 Wohnort: Leipzig
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J 26.01.2023 18:27
von jon
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"Im Grunde ist doch die Ich-Form die natürlichste Variante des Erzählens." Nein, ist sie nicht.
_________________ Es ist nicht wichtig, was man mitbringt, sondern was man dalässt. (Klaus Klages) |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5437 Wohnort: OWL
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26.01.2023 18:53
von Willebroer
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jon hat Folgendes geschrieben: | "Im Grunde ist doch die Ich-Form die natürlichste Variante des Erzählens." Nein, ist sie nicht. |
Ja, bei Klatsch und Tratsch redet man immer über andere.
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tintenteufelchen Leseratte
T
Beiträge: 148
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5437 Wohnort: OWL
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26.01.2023 20:01
von Willebroer
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tintenteufelchen hat Folgendes geschrieben: | Willebroer hat Folgendes geschrieben: | jon hat Folgendes geschrieben: | "Im Grunde ist doch die Ich-Form die natürlichste Variante des Erzählens." Nein, ist sie nicht. |
Ja, bei Klatsch und Tratsch redet man immer über andere. |
Aber meist gepaart mit einer persönlichen Wertung. „Ich finde ja, die Uschi sah mit langen Haaren besser aus“ |
Ja, selbst Promi-Reporter versuchen immer mit auf Bild zu kommen.
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Araragi Drama-Capra
Alter: 33 Beiträge: 210 Wohnort: Diomedes Inseln, manchmal auch Türme des Kölner Doms
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27.01.2023 02:33
von Araragi
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Abari hat Folgendes geschrieben: | Das ist lediglich eine Frage der Disziplin. Du musst dann sehr genau unterscheiden, was der Erzähler wissen kann und was nicht. Wissen kann er immer und sehr genau seine Sinneswahrnehmungen und sein Denken. Nicht wissen dasselbe bei den anderen. In der Ich-Perspektive zu schreiben heißt: Ganz bei sich zu sein. Vielleicht hilft das, wenn Du Dir das vor Augen führst.
Desweiteren musst Du die umstehenden Figuren sicher führen. Der Ich-Erzähler kann bestenfalls deren Befinden mutmaßen und wird selbst bei seiner Partnerin irren. Dafür kannst Du voll und ganz in der Welt des Erzählers aufgehen. Das ist die trostvolle Seite der Medaille. |
Bisher habe ich immer gedacht, es macht keinen Unterschied ob man einen Ich oder einen Er/Sie Erzähler nutzt. Beide wissen, was der Char weiß, beide sehen, was der Char sieht.
Mittlerweile finde ich beide Erzählperspektiven ganz gut zum Lesen. Schreiben tue ich dennoch lieber in der personalen Form. Das schafft mir, auch wenn ich mir das nur einrede, genug Distanz zum Char, um sich auch auf andere Aspekte zu konzentrieren.
_________________ It's a cold world, but here, in Rosella's house, it is hell.
Cimona - Copenhagen Cowboy |
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3207 Wohnort: Frankenberg/Eder
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27.01.2023 11:04
von Taranisa
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Araragi hat Folgendes geschrieben: | Mittlerweile finde ich beide Erzählperspektiven ganz gut zum Lesen. Schreiben tue ich dennoch lieber in der personalen Form. Das schafft mir, auch wenn ich mir das nur einrede, genug Distanz zum Char, um sich auch auf andere Aspekte zu konzentrieren. |
Wir sollen unsere (Haupt-)Charaktere in möglichst tiefe Krisen stürzen, das fällt mit Abstand natürlich leichter.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
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Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3376 Wohnort: bei Freiburg
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27.01.2023 12:13 Re: Ich-Perspektive von Michel
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Abari hat Folgendes geschrieben: |
Das ist lediglich eine Frage der Disziplin. Du musst dann sehr genau unterscheiden, was der Erzähler wissen kann und was nicht. Wissen kann er immer und sehr genau seine Sinneswahrnehmungen und sein Denken. Nicht wissen dasselbe bei den anderen. In der Ich-Perspektive zu schreiben heißt: Ganz bei sich zu sein. Vielleicht hilft das, wenn Du Dir das vor Augen führst.
Desweiteren musst Du die umstehenden Figuren sicher führen. Der Ich-Erzähler kann bestenfalls deren Befinden mutmaßen und wird selbst bei seiner Partnerin irren. Dafür kannst Du voll und ganz in der Welt des Erzählers aufgehen. Das ist die trostvolle Seite der Medaille. | Das gilt aber in gleicher Weise für die personale Perspektive. (Meine Lektorin hat mir jüngst ein paar Beispiele angestrichen – und hatte recht.)
Ich persönlich finde die dritte Person tatsächlich persönlicher als die Ich-Perspektive. Bei letzterer schiebt sich für mich immer eine reflexive Ebene dazwischen: Die Erzählstimme wendet sich an mich und erzählt mir als Zuhörer etwas ("Du ahnst nicht, was ich erlebt habe …"). Außerdem "sitze" ich gefühlt jemandem gegenüber, der alles schon weiß und nur nacherzählt. Dagegen kann ich in der personalen Perspektive die Figur alles Mögliche denken lassen, vergleichbar der fehlenden vierten Wand im Theater.
Aber das führt vielleicht zu weit weg vom Thema. Vermutlich sind durch sorgfältige Formulierung und das Weglassen der wahrnehmenden Verben die Hälfte der Ichs Streichkandidaten. Auf der Homepage von Andreas Eschbach findet man in seinem 10-Punkte-Text-TÜV übrigens genau diesen Hinweis. (Eschbach richtet sich ausdrücklich an Autoren von Unterhaltungsliteratur.)
_________________ Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken |
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6393 Wohnort: 50189 Elsdorf
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27.01.2023 12:37
von Ralphie
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Ich mag die Ich-Perspektive überhaupt nicht, weil die Figur früher oder später zu prahlen anfängt - siehe Old Shatterhand bei Karl May.
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Araragi Drama-Capra
Alter: 33 Beiträge: 210 Wohnort: Diomedes Inseln, manchmal auch Türme des Kölner Doms
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31.01.2023 16:39
von Araragi
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Taranisa hat Folgendes geschrieben: | Araragi hat Folgendes geschrieben: | Mittlerweile finde ich beide Erzählperspektiven ganz gut zum Lesen. Schreiben tue ich dennoch lieber in der personalen Form. Das schafft mir, auch wenn ich mir das nur einrede, genug Distanz zum Char, um sich auch auf andere Aspekte zu konzentrieren. |
Wir sollen unsere (Haupt-)Charaktere in möglichst tiefe Krisen stürzen, das fällt mit Abstand natürlich leichter. |
Möglichweise lag ich doch falsch. Zwar kann sich der pesonale Erzähler in das Gefühlsleben des Chars begeben, jedoch muss er es nicht. So kann der personale Erzähler die Dinge öfter von außen betrachten und beschreiben was er sieht.
Das würde vermutlich ganz gut zu dem passen was du geschrieben hast Taranisa.
_________________ It's a cold world, but here, in Rosella's house, it is hell.
Cimona - Copenhagen Cowboy |
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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01.02.2023 13:27
von Abari
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Ralphie hat Folgendes geschrieben: | Ich mag die Ich-Perspektive überhaupt nicht, weil die Figur früher oder später zu prahlen anfängt - siehe Old Shatterhand bei Karl May. |
Interessant Beobachtung. Findest Du sie universell?
@Michel: Da hast Du vollkommen recht und ich weiß auch, dass man dann gerne in die Reflexion verfällt. Aber welches Buch wäre nicht gekürzt erschienen? Kürzen ist leichter als Einfügen, finde ich. Ich persönlich mag aber, in die Gedankenwelt der Ich-Perspektive einzusteigen, weil Ich mit dieser - ich sage mal provokant - "Mischform" des personalen Erzählers nicht so gut kann.
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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Fistandantilus Weltenwanderer
Alter: 43 Beiträge: 817 Wohnort: Augsburg
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01.02.2023 15:00
von Fistandantilus
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Ich finde, jede Perspektive hat ihren Reiz und ihre "Berechtigung". Ich tobe mich da in meinen KG zu Ausschreibungen sehr gerne aus (mittlerweile um die 20 an der Zahl). Interessanterweise überlege ich mir die Perspektive nie vorher. Ich schreib einfach drauf los (na gut, bin ohnehin ein extremer Bauchschreiber) und nach zwei, drei Sätzen fühlt es sich für mich "richtig" oder "falsch" an. Ebenso ob Präsens oder Präteritum, denn das ist ja die zweite große Wahl. So hab ich also inzwischen alles schon durch und mag auch alles, da es jeder Geschichte ihre eigene Note verleiht. Selbst die eigentlich unsägliche Du-Perspektive hab ich schon geschrieben und die KG wurde angenommen und veröffentlicht. Das ist ja das Schöne am Schreiben: Man muss sich in keine Einheitspfade pressen lassen.
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kioto Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 442 Wohnort: Rendsburg
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01.02.2023 17:55
von kioto
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Hallo,
ich glaube, die Ich-Perspektive ist dann erfolgreich, wenn der Autor es schafft, dass der Leser sich mit der erzählenden Person stark identifiziert und zu starkem Mitfühlen bereit ist.
Bei Karl May erfordert das etwas Naivität, deshalb eher Kinder und Jugendliche.
Werden die Handlungen des Erzählenden zu extrem, also Abenteuer, Supermutig, Schmerz etc. wird der Leser schnell überfordert und steigt aus. Es sei denn, es wird zu Humor oder Karikatur, so wie in "Dr. Impossible schlägt zurück" von Austin Grossman.
Deshalb sollte die Handlung wohl eher etwas literarisch seicht sein wie in "Die Ermordung des Commendatore" von Haruki Murakami" (Es gibt keine Toten und keinen Tropfen Blut).
Trotzdem waren die zwei Bände wirklich toll und spannend zu lesen, obwohl sie von "Ichs" und "Meins" nur so wimmeln.
Wenn ich länger nachdenke, verstehe ich immer weniger die Kritik an der "Ich" Perspektive, denn mir fallen viele weitere Beispiele ein.
Robinson Crusoe, Gullivers Reisen, Chandlers Philip Marlowe.
Wenn es gut gemacht ist, fällt es wohl nicht auf.
_________________ Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.
Gruß, Werner am NO-Kanal |
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